DE19641944A1 - Bauteil zur Energieabsorption - Google Patents
Bauteil zur EnergieabsorptionInfo
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Description
Gegenstand der Erfindung ist ein Bauteil zur Energieabsorption, das einen
polyolefinischen Partikelschaumstoffkern enthält, wobei zusätzlich
Unterstützungselemente umschäumt werden, die in Belastungsrichtung orientiert sind,
sowie ein Verfahren zu dessen Herstellung.
Energieabsorbierende Elemente werden insbesondere im Kraftfahrzeugbau eingesetzt,
um einen großen Teil der kinetischen Aufprallenergie aufzunehmen und damit die
Sicherheit der Insassen zu erhöhen. Bekannte Anwendungen sind Stoßfänger,
Seitentüren und Pralltopfelemente, die zur Abstützung der Stoßstange gegenüber der
tragenden Karosseriestruktur eingesetzt werden. Die energieabsorbierenden Elemente
können dabei aus den unterschiedlichsten Materialien hergestellt werden.
Die DE-OS 43 27 022 beschreibt einen mehrschichtigen Aufbau mit Abstandsgeweben
und Verstärkungsfasern aus Glas, Kohlefaser oder Kunststoff.
Die EP-A-0 097 504 und die EP-A-0 155 558 beschreiben eine Bumperanwendung, die
expandiertes Polypropylen als energieabsorbierendes Teil im Kernelement verwendet.
In der EP-A-0 401 838 wird ein energieabsorbierendes Kompositmaterial beschrieben,
das aus zerbrechlichen Hohlkugeln und Partikelschaum hergestellt wird.
Weitere energieabsorbierende Bauteile sind in der EP-A-0 055 364, der DE-OS 37 23 681
und der DE-OS 21 58 086 beschrieben.
Allen diesen Ausführungen ist gemeinsam, daß sie sich nur aufwendig herstellen lassen
oder daß bei beginnender Verformung zunächst nur wenig Energie absorbiert wird.
Zur Charakterisierung eines energieabsorbierenden Elementes kann der Gütefaktor
herangezogen werden. Dieser gibt das Verhältnis der Gesamtfläche unter der
Belastungskurve zu derjenigen unter der Rechteckkurve des idealen Energieabsorbers
in einem Kraft-Weg-Diagramm an. Die maximale Energie kann von einem Element erst
dann absorbiert werden, wenn ein möglichst vertikaler verformungsloser Kraftanstieg
bis zu einem bestimmten Kraftmaximum und eine nachfolgende konstante
Kraftaufnahme bis zu einem Verformungsmaximum realisierbar wäre. Dies würde
einem rechteckigen Spannungs-Stauchungs-Verlauf und damit einem idealen
Energieabsorber entsprechen. Energieabsorbierende Elemente aus Polyolefinschaum
erfüllen nicht den Anspruch eines idealen Absorbers; im Falle von Polypropylenschaum
(EPP) liegt der Gütefaktor bei quasistatischen Messungen nur im Bereich von 0,60 bis
0,65.
Somit stellte sich die Aufgabe, ein energieabsorbierendes Element auf Basis von
Polyolefinschaum zu erhalten, bei dem der Gütefaktor deutlich gesteigert werden kann
und bei dem bereits bei beginnender Verformung die Energieabsorption hoch ist.
Diese Aufgabe kann überraschenderweise durch ein energieabsorbierendes Element
gelöst werden, das in Belastungsrichtung orientierte Unterstützungselemente aus
Kompaktmaterial enthält, die mit einem Polyolefin umschäumt sind, wobei die
Unterstützungselemente an einem Träger fixiert sind, die gesamte Anordnung in ein
Formwerkzeug eingelegt und mit Partikelschaum hinterschäumt wird.
Aus der EP-A-0 254 530 ist ein Kernmaterial für Automobilstoßfänger bekannt, das
Einbuchtungen enthält, in die Verstärkungselemente aus Kompaktmaterial eingepaßt
werden. Die Tiefe der Einbuchtungen beträgt vorzugsweise 15-95% der Dicke des
Kernmaterials. Es hat sich jedoch erwiesen, daß das Einschieben der
Verstärkungselemente in den Schaumkern sehr vorsichtig geschehen muß, um den Kern
oder die Verstärkungselemente nicht zu beschädigen. Aus diesem Grunde müssen die
Verstärkungselemente kompakter gebaut werden als unbedingt nötig, was zu unnötig
hohem Gesamtgewicht führt. Zudem ist dann, wenn die Verstärkungselemente nicht
über die gesamte Dicke des Kernes gehen, bei beginnender Verformung die
Energieabsorption nicht hoch genug.
Bei der vorliegenden Erfindung kann als Kompaktmaterial jeder Kunststoff mit einer
hinreichenden Steifigkeit eingesetzt werden; beispielsweise seien Polyolefine wie
Polypropylen, Polyamide wie Polyamid-6, Polyamid-66, Polyamid-612, Polyamid-12,
Polyester wie Polybutylenterephthalat (auch als Blend mit Polycarbonat),
flüssigkristalline aromatische Copolyester, Polystyrol, Polyphenylenoxid oder PVC
genannt. Zum Erzielen einer höheren Steifigkeit kann das Kompaktmaterial auch
Füllstoffe und/oder Fasern enthalten. Unter Recyclinggesichtspunkten wird
vorzugsweise ein Polypropylen eingesetzt.
Die Umschäumung von Elementen ist im Prinzip Stand der Technik. Im vorliegenden
Fall wird hierzu Partikelschaum verwendet. Die Herstellung von polyolefinischem
Partikelschaum ist beispielsweise aus der EP-A-0 053 333 und der EP-A-0 095 109
bekannt. Im Rahmen der Erfindung kann jeder bekannte Polyolefinschaum verwendet
werden, beispielsweise aus einem Polyethylen hoher, mittlerer oder niedriger Dichte,
einem Polypropylen wie Polypropylen-Homopolymerisat, Ethylen-Propylen-
Blockcopolymeren, Blends aus Polypropylen mit Ethylen-Vinylacetat-Copolymeren
und bevorzugt aus Ethylen-Propylen-Buten-(1)-Terpolymeren oder Ethylen-Propylen-
Randomcopolymeren.
Vorzugsweise werden hierbei Ethylen-Propylen-Buten-(1)-Randomterpolymere mit
bis 15 Gew.-% Ethylen und 1 bis 10 Gew.-% Buten-(1) oder Ethylen-Propylen-
Randomcopolymere mit 1 bis 15 Gew.-% Ethen und insbesondere mit 2 bis 5 Gew.-%
Ethen verwendet.
Bevorzugt wird Partikelschaum mit Schüttdichten von 12 bis 80 g/l eingesetzt. Daraus
resultieren Formteile mit Raumgewichten von 15 bis 170 g/l und insbesondere von 25
bis 100 g/l.
Die Fig. 1 zeigt den schematischen Aufbau eines Elementes zur Energieabsorption an
einem würfelförmigen Ausschnitt. Nimmt man als Beispiel einen Stoßfänger oder eine
Seitentür, so wird im Belastungsfall die Energie großflächig über die Stoßfängerhülle
bzw. das Seitentürblech auf das Element übertragen. Die eingeleitete Energie wird
dabei zunächst von den Unterstützungselementen (3) aufgenommen, die je nach
Dimensionierung bei einer Stauchung von 2-20% einknicken. Das Einknicken der
Unterstützungselemente wird durch die Umschäumung erschwert. Ein Teil der Energie
wird gleichmäßig quer zur Stauchungsrichtung vom Polyolefinschaum aufgenommen.
Bei Deformation oberhalb von ca. 20% übernimmt der Polyolefinschaum die
Energieabsorption. Im Bedarfsfall können weitere Ebenen mit Unterstützungselementen
(4) angeordnet werden, die nach dem Einknicken der ersten Ebene in gleicher Weise
wirksam werden.
Die Unterstützungselemente werden längs der Deformationsrichtung (5) angeordnet.
Abweichend davon können die Unterstützungselemente auch ganz oder teilweise in
einem beliebigen Winkel zur Deformationsrichtung angeordnet werden, um seitlich
auftretende Kräfte aufzunehmen. Die Länge der Unterstützungselemente für die erste
Ebene (3) entspricht der Dicke des Bauteiles in Stauchungsrichtung.
Die Form der Unterstützungselemente kann unterschiedlichster Gestalt und Stärke sein
(massive Stäbe, dünne Rohre, Lamellen, Kreuze, Y-, X-, T-, L-, U-, Z-Profile etc.). Für
die praktische Handhabung werden die unterstützenden Elemente an einem Träger wie
z. B. einer Trägerfolie (1) mit Durchbrüchen (2) auf einem Trägerraster oder auf einer
Außenhülle fixiert. Diese Teile werden vorzugsweise nach dem Spritzgußverfahren
hergestellt. Die gesamte Anordnung wird in ein Formwerkzeug eingelegt und in
bekannter Weise mit Partikelschaum hinterschäumt. Durch geeignete Stärke, Form,
Anzahl und Länge der Unterstützungselemente pro Flächeneinheit kann die
Charakteristik der Kraft-Weg-Kurve derart günstig beeinflußt werden, daß ein
Gütefaktor von 0,8-0,95 erreicht werden kann.
Die Fig. 2 gibt den Verlauf der Belastungskurven eines EPP-Kerns und eines unter
Verwendung von EPP hergestellten Elementes zur Energieabsorption mit zwei
Unterstützungsebenen (entsprechend Fig. 1) im Kraft-Weg-Diagramm wieder. Die
Maxima (3') und (4') ergeben sich aus der Belastung der jeweiligen
Unterstützungsebene.
Ausgehend von diesem Beispiel erzeugt das Einbringen einer dritten
Unterstützungsebene bei ca. 70% der Bauteillänge in Stauchungsrichtung bei ca. 30%
Deformation ein weiteres Maximum der Energieabsorption. Dadurch wird der
Gütefaktor des Systems weiter verbessert.
Die Messungen zur Aufnahme der Kraft-Weg-Kennlinien werden nach DIN 53 421
ermittelt. Dabei werden Prüfkörper mit Unterstützungselementen und einer
Kantenlänge von 50 mm zwischen zwei ebenen Platten mit einer konstanten
Geschwindigkeit von 5 mm/min bis 60% Deformation gestaucht.
Das erfindungsgemäße energieabsorbierende Element kann im Automobilbereich
beispielsweise als Stoßfänger, als Seitenaufprallschutz, etwa im Türbereich, oder als
Pralltopfelement eingesetzt werden. Eine weitere Anwendung findet sich bei
wiederverwendbaren Transportpalettensystemen, die mehrfach übereinandergestapelt
werden. Durch die Einfügung einer Ebene von Unterstützungselementen wird eine hohe
statische Flächenbelastbarkeit bei Dauerlast erreicht, so daß die Paletten hierbei nicht
gestaucht werden. Erst im Sturzfall erfolgt die beschriebene Energieabsorption durch
Einknicken der Unterstützungselemente.
Claims (8)
1. Verfahren zur Herstellung eines energieabsorbierenden Elements, das in
Belastungsrichtung orientierte Unterstützungselemente aus Kompaktmaterial
enthält, die mit einem Partikelschaum umschäumt sind, wobei die
Unterstützungselemente an einem Träger fixiert sind, die gesamte Anordnung in ein
Formwerkzeug eingelegt und mit Partikelschaum hinterschäumt wird.
2. Verfahren gemäß Anspruch 1, wobei der Träger aus einer Trägerfolie mit
Durchbrüchen, aus einem Trägerraster oder aus einer Außenhülle besteht.
3. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 und 2, wobei auf dem Träger mehr als
eine Ebene mit Unterstützungselementen fixiert ist.
4. Energieabsorbierendes Element, hergestellt gemäß einem der Ansprüche 1 bis 3.
5. Energieabsorbierendes Element gemäß Anspruch 4, bei dem der Gütefaktor bei
quasi statischen Messungen im Bereich von 0,65 bis 0,95 liegt.
6. Energieabsorbierendes Element gemäß Anspruch 4, bei dem der Gütefaktor bei
quasistatischen Messungen im Bereich von 0,8 bis 0,95 liegt.
7. Verwendung des energieabsorbierenden Elements gemäß einem der Ansprüche 4
bis 6 für Stoßfänger, als Seitenaufprallschutz oder als Pralltopfelement.
8. Verwendung des energieabsorbierenden Elements gemäß einem der Ansprüche 4
bis 6 als wiederverwendbares Palettensystem.
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