DE19641115A1 - Viskoelastizitätssensor für kHz-Frequenzen - Google Patents
Viskoelastizitätssensor für kHz-FrequenzenInfo
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Description
Mit Viskoelastizitätssensoren sollen viskoelastische Kenngrößen (der komplexe Schub
modul G* = G′+iG′′, die komplexe Komplianz J* = J′-iJ′′ = 1/G* oder die komplexe
Viskosität η* = η-iη′′ = G*/iω) bei gewünschten Frequenzen im Labor oder zur Prozeß
steuerung bestimmt werden.
Im MHz-Gebiet sind Dickenscherquarze geeignete Viskoelastizitätssensoren, die nach
Eintauchen in oder Ankoppeln an das Probenmaterial Scherwellen abstrahlen. Der Meßef
fekt beruht auf der Rückwirkung dieser Scherwellen auf die durch Eigenfrequenz f und
Dämpfung D charakterisierte Eigenschwingung des Quarzes und äußert sich in einer Fre
quenzverschiebung Δf und in einer Dämpfungsänderung ΔD, aus denen, Real- und Imagi
närteil des komplexen Schubmoduls gemäß G′ = k [(ΔD/2)²-(Δf)²], G′′ = -kΔf·ΔD, mit
k als Geometriekonstante berechnet werden. (1,5 bis 150 MHz, P. Schwarzenberger,
Dissertation Ulm, 1993).
Im kHz-Gebiet läßt sich die analoge Aufgabe mit Torsionsresonatoren aus dämpfungsar
mem Material lösen, die Torsionswellen in das angekoppelte Probenmedium abstrahlen.
Die dadurch erzeugte Frequenzverschiebung Δf und die Dämpfungsänderung ΔD der Tor
sionseigenschwingung wurden schon 1959 für verschiedene Anordnungen ausführlich
behandelt (W. Pechhold, Acustica 9 [1959], 39-48) und können nach den o. a. Formeln
zur Bestimmung der viskoelastischen Kenngrößen verwendet werden.
Bekannte Torsionsresonatoren sind Quarzkristallstäbe (W. Mason, Physical Acoustics I,
Part A, Academic Press 1964) und das Prozeßviskosimeter Physica Rheoswing (9 kHz).
Erstere haben aufgedampfte Elektroden und werden zwischen Spitzen in der mittleren
Knotenebene gehaltert; sie sind nur für den Laborbetrieb geeignet. Das Rheoswing, ein
metallischer Torsionsresonator, ist in der Mittelebene fest montiert, taucht nur halbseitig
in das Probenmaterial ein und wird in der verschlossenen anderen Resonatorhälfte - also
unsymmetrisch - angeregt und detektiert. Das halbseitige Eintauchen muß im Falle zäher
Probenmedien zu einer Verschiebung der Knotenebene und damit zu einer Zusatzdämp
fung durch Abstrahlung über die Halterung führen. Dieses Gerät mißt außerdem nur die
Dämpfung und berechnet daraus die Viskosität des Mediums, unter der Annahme eines
Newton′schen Verhaltens (G′ = 0). Beide Torsionsresonatortypen haben keinen inte
grierten Temperaturfühler und sind daher zur Messung der materialbedingten Frequenz
verschiebung wenig geeignet.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, möglichst ungestörte Torsionsresonatoren für
den Frequenzbereich 1 bis 10³ kHz zu entwickeln, die auch ganz in das Probenmedium
eingetaucht werden können und zuverlässige Aussagen über die viskoelastischen Kenn
größen aus Frequenzverschiebung Δf und Dämpfungsänderung ΔD im Labor und im An
wendungsbereich liefern.
Diese Aufgabe wird durch die Merkmale des Patentanspruchs 1 gelöst. Weiterbildungen
des Viskoelastizitätssensors sind in den Unteransprüchen angegeben.
Anspruch 2 geht z. B. von der heute verfügbaren gepolten dünnen Piezokeramik aus, die
in den Torsionsresonator störungsarm eingebettet, als Aktor- oder Sensorelement betrie
ben werden kann.
Nach Anspruch 3 kann das Einbetten von Aktor- und Senorelement (z. B. durch Einkle
ben mit einem Hochtemperatur-Zweikomponentenkleber) in gegenüberliegende, senk
recht und symmetrisch zur Mittelebene in den Torsionsresonator gefräste Schlitze erfol
gen, die im gleichen Arbeitsgang mit je einem Streifen Resonatormaterial hermetisch
verschlossen werden und dem Probenmedium nicht mehr zugänglich sind.
Für eine gute Resonanzüberhöhung, d. h. einen kleinen Grundpegel der Torsionsreso
nanzkurve, ist von erheblicher Bedeutung, daß der Piezosender (Aktor) nicht direkt mit
dem Piezoempfänger (Sensor) mechanisch koppelt. Dies wird erreicht, wenn beide Ele
mente nach Anspruch 4 unterschiedliche Deformationsmoden haben, deren Auslenkun
gen aufeinander senkrecht stehen, die aber beide an die Torsionsschwingung koppeln.
Zur Bestimmung der durch das Probenmedium hervorgerufenen Frequenzverschiebung Δf
muß die Resonatortemperatur auf besser als 0,1 K bekannt sein, um den Temperatur
gang der Resonanzfrequenz (verursacht durch das Resonatormaterial) korrigieren zu kön
nen. Nach Anspruch 5 wird dazu ein Temperaturfühler (PT 100 oder Thermoelement) in
den Torsionsresonator störungsarm integriert.
Für manche Meßaufgaben ist es notwendig, den Torsionsresonator auch heizen oder
kühlen zu können. Dies kann nach Anspruch 6 durch zusätzlichen störungsarmen Einbau
eines Heiz- oder Kühlelements realisiert werden.
Die Patentansprüche 7 und 8 sollen sicherstellen, daß der Frequenzbereich von 1 bis
1000 kHz durch die Torsionseigenschwingungen von 3 Viskoelastizitätssensoren unter
schiedlicher Form und Dimensionierung ausreichend dicht abgedeckt, und damit die Fre
quenzlücke zwischen mechanischem Breitbandspektrometer (z. B. DE 43 06 119 A1) und
Quarzresonatoren in der Viskoelastizitätsspektroskopie geschlossen wird (Fig. 2).
Anspruch 9 schließlich betrifft die verwendeten Meßverfahren zur Bestimmung der Meß
größen Δf = f-f₀ und ΔD = D-D₀, die entweder aus 6-Parameter-Fit-Prozeduren für
Resonanzkurven, oder aus einer entsprechenden Analyse der Abklingkurven ermittelt
werden.
Fig. 1 zeigt 2 Ausführungsbeispiele von Viskoelastizitätssensoren nach der beschriebe
nen Erfindung: in zylindrische Körper aus AlMg3 werden Piezoelemente, u. z. ein Biege
schwinger (1) und ein Scherschwinger (2), jeweils spezieller Bauart, in gegenüberliegen
de 15 × 5 × 1 mm³ Schlitze eingeklebt und versiegelt. Die elektrischen Anschlüsse (nicht
eingezeichnet), eine geschirmte und eine Normalleitung, sowie die beiden Anschlüsse
eines axial eingebetteten PT 100-Temperaturfühlers (3) werden in einer - später zu
verschließenden 2 mm-Bohrung - in der Resonatorachse geführt und verlassen den Reso
nator in einem dünnen Rohransatz auf der oberen Stirnfläche. Daran schließt sich ent
weder ein flexibler Schrumpfschlauch oder ein dünnes Edelstahlrohr. Damit kann der
Torsionsresonator aufrecht in ein Probenmedium ganz eingetaucht werden und benötigt
keine weitere Halterung. Soll er in ein flaches Bad liegend eingetaucht werden, so muß
der oben beschriebene Anschluß in der Mittelebene, senkrecht zu den Piezoelementen
herausgeführt sein (es entfällt die axiale Bohrung). Fig. 1a zeigt einen Vollzylinder, der
in den Torsionsresonanzfrequenzen 20/60/100/140 kHz betrieben wird und Fig. 1b
einen Doppelhantelresonator mit den Eigenfrequenzen 3 und 9 kHz.
Claims (9)
1. Viskoelastizitätssensor, bestehend aus einem rotationssymmetrischen Körper aus
einem Material niedriger Eigendämpfung (Metall, Quarzglas, Keramik), der zu Torsi
onsschwingungen angeregt werden kann, und einer Auswerteeinrichtung, die aus
der Frequenzverschiebung und Dämpfungsänderung beim Ankoppeln an ein Proben
medium dessen viskoelastische Eigenschaften berechnet, dadurch gekennzeichnet,
daß der rotationssymmetrische Körper (Torsionsresonator) eine Symmetrieebene
senkrecht zu seine Längsachse besitzt und daß Schwingungsanregung und
-detektion beiderseits dieser Mittelebene erfolgen.
2. Viskoelastizitätssensor nach Patentanspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
Schwingungsanregung und -detektion durch in den Torsionsresonator eingebettete
Aktor- und Sensorelemente, vorzugsweise Piezoelemente, erfolgen.
3. Viskoelastizitätssensor nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß diese Ele
mente in gegenüberliegenden, senkrecht zur Mittelebene verlaufenden und nach Ein
bau der Sensoren hermetisch verschlossenen Schlitzen angeordnet sind.
4. Viskoelastizitätssensor nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß Aktor
und Sensor unterschiedliche Deformationsmoden haben, vorzugsweise einer ein
Schwerschwinger, der andere ein Biegeschwinger ist.
5. Viskoelastizitätssensor nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekenn
zeichnet, daß zusätzlich ein Temperaturfühler in den Torsionsresonator störungsarm
integriert ist.
6. Viskoelastizitätssensor nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekenn
zeichnet, daß zusätzlich mindestens ein Heiz- und/oder Kühlelement eingebaut ist.
7. Viskoelastizitätssensor nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekenn
zeichnet, daß zum Einsatz in einem breiten Frequenzbereich neben der Torsions
grundschwingung auch Oberschwingungen ausgewertet werden.
8. Viskoelastizitätssensor nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekenn
zeichnet, daß zur Anpassung an gewünschte Frequenzbereiche Torsionsresonatoren
unterschiedlicher Form und Dimensionierung vorgesehen sind, die leicht ausge
tauscht werden können.
9. Verfahren zur Bestimmung viskoelastischer Kenngrößen mit einem Viskoelastizitäts
sensor der beschriebenen Bauart, dadurch gekennzeichnet, daß seine Meßgrößen
Frequenzverschiebung Δf und Dämpfungsänderung ΔD nach Einbringen in das Pro
benmedium entweder durch einen vorzugebenden Frequenzsweep eines Lock-In-
Verstärkers mit nachfolgender Computerauswertung der Resonanzkurven oder nach
Selbsterregung während des Abklingens der Schwingungen mit Analogtechnik oder
mit schneller A/D-Karte ermittelt werden, aus denen die viskoelastischen Kenngrö
ßen berechnet werden.
Priority Applications (1)
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DE1996141115 DE19641115C2 (de) | 1996-10-05 | 1996-10-05 | Viskoelastizitätssensor für kHz-Frequenzen |
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DE19827123C1 (de) * | 1998-06-18 | 2000-10-26 | Wolfgang Pechhold | Doppelplatten-Resonator für den sub- und unteren kHz-Frequenzbereich |
DE102007011833B4 (de) * | 2006-10-18 | 2013-08-01 | Hyundai Motor Company | Viskositätssensor |
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-
1996
- 1996-10-05 DE DE1996141115 patent/DE19641115C2/de not_active Expired - Fee Related
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