DE19637718A1 - Rekombinante inaktive Core-Streptavidin Mutanten - Google Patents
Rekombinante inaktive Core-Streptavidin MutantenInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft Muteine von Avidin und
Streptavidin mit einer verringerten Bindungsaffinität für Biotin
sowie deren Verwendung als Entstörungsreagenzien in Verfahren zur
Bestimmung eines Analyten, z. B. in diagnostischen Tests wie etwa
in Immuno- und Nukleinsäurehybridisierungsassays. Weiterhin
betrifft die Erfindung die Verwendung von Muteinen von Avidin und
Streptavidin als regenerierbare Systeme zur Bindung von Biotin,
z. B. zur Analyse biotinylierter Moleküle, zur Untersuchung von
Rezeptor-Ligand-Wechselwirkungen sowie zur Affinitätsreinigung
biotinylierter Moleküle.
In Nachweisverfahren zur Bestimmung von Analyten wie etwa Immuno-
und Nukleinsäurehybridisierungsassays erfolgt die Bestimmung des
Analyten häufig über eine hochaffine Wechselwirkung zwischen den
Partnern eines spezifischen Bindungspaares. Ein typisches Beispiel
für ein spezifisches Bindungspaar stellt der Avidin/Streptavidin-
Biotin-Komplex dar. Bei der Verwendung des Avidin/Streptavidin-
Biotin-Bindungspaares wird dessen hohe Bindungsaffinität genutzt.
Dabei wird beispielsweise eine mit Avidin/Streptavidin beschich
tete Festphase verwendet, an die ein biotinylierter Komplex aus
Analyt und spezifischem Rezeptor binden kann. In anderen Testfor
maten kann Avidin/Streptavidin auch in löslicher Form eingesetzt
werden.
Neben den spezifischen Wechselwirkungen treten jedoch oftmals auch
Nebenreaktionen, wie beispielsweise unerwünschte Wechselwirkungen
und unspezifische Bindereaktionen zwischen den Testkomponenten und
weiteren in der Probe oder an der Festphase vorliegenden Bestand
teilen auf. Insbesondere binden an immobilisiertes oder lösliches
Avidin und Streptavidin oftmals weitere in der Testprobe vor
liegende Substanzen und verursachen dadurch falsch positive oder
falsch negative Testergebnisse. Weiterhin können diese Wechselwir
kungen auch eine Erhöhung des Hintergrundsignals und eine stärkere
Streuung der Signale bewirken, wodurch die Sensitivität und
Spezifität des betreffenden Tests herabgesetzt wird.
Es wurden verschiedene Versuche unternommen, diese unspezifischen
Wechselwirkungen zu reduzieren. So ist es beispielsweise bekannt,
daß unterschiedliche Kohlenhydratkomponenten und unterschiedliche
Proteine, Proteingemische oder Proteinfraktionen sowie deren
Hydrolysate unspezifische Wechselwirkungen zwischen den Testkom
ponenten und dem Analyten in Immunoassays reduzieren können
(Robertson et al., J. of Immun. Med. 26 (1985) 195; EP-A-260 903;
US-A-4,931,385). Der Einsatz von derartigen Kohlenhydrat- und
Proteinkomponenten hat jedoch den Nachteil, daß durch darin
enthaltene Bestandteile wiederum weitere Störungen des Tests
ausgelöst werden können. Enzymatisch hergestellte Hydrolysate
können zudem mit den bei der Herstellung verwendeten Proteasen
verunreinigt sein und weisen in der Regel keine einheitliche
Qualität auf, da sich die Spaltung nur schwer steuern läßt. Solche
Verunreinigungen von Proteasen können Testkomponenten angreifen
und schon in geringen Mengen zur Beeinträchtigung der Testfunktio
nen und der Lagerstabilität führen.
Weiterhin wurde zur Verringerung unspezifischer Wechselwirkungen
auch der Einsatz von chemisch modifizierten Proteinen, ins
besondere von succinylierten oder acetylierten Proteinen be
schrieben (US-A-5,051,356; EP-A-0 525 916). Mit diesen Substanzen
können jedoch viele der falsch positiven oder falsch negativen
Ergebnisse bei Tests auf Antikörper aus Serum nicht vermieden
werden.
Zur Vermeidung von unspezifischen Wechselwirkungen wurde weiterhin
vorgeschlagen, den Testreagenzien ultrafeine Partikel mit einer
maximalen Durchschnittsgröße von 0,2 µm zuzusetzen, welche so
ausgebildet sind, daß sie an die Störkomponenten binden und sie
abfangen (EP 0 163 312). Hierzu ist jedoch eine spezielle
Vorbereitung dieser ultrafeinen Partikel nötig, und zudem muß die
Art der in der Probe vorhandenen unspezifischen Faktoren bekannt
sein.
In DE-A-44 07 423 und DE-A-44 34 093 wurde vorgeschlagen,
Störungen, die aufgrund von unspezifischen Wechselwirkungen
zwischen Probenbestandteilen und einer Streptavidin-beschichteten
Festphase auftreten mittels einer Vorreaktion abzufangen. Die
Vorreaktion wird geeigneter Weise an einer Festphase durchgeführt,
die der aktiven Streptavidin-beschichteten Festphase möglichst
ähnlich ist, an die aber die Probemoleküle nicht spezifisch binden
können. Die unspezifischen Bestandteile binden dagegen auch an die
inaktive Festphase und können dadurch entfernt werden.
Gemäß DE-A-44 07 423 kann Streptavidin durch kovalente Derivati
sierung oder kovalente Modifizierung inaktiviert werden. Nachtei
lig ist es jedoch, daß dabei eine aufwendige nachträgliche
chemische Modifizierung notwendig ist. Zudem kann durch eine
chemische Derivatisierung der Bereich um das aktive Zentrum des
nativen Streptavidins auf unerwünschte Weise verändert werden,
wodurch sich die Entstörungswirkungen verschlechtern und sogar
zusätzliche störende Wechselwirkungen auftreten können. Unspezi
fische Wechselwirkungen, die an der Biotinbindungstasche auf
treten, können durch kovalente Modifizierungen nicht entstört
werden.
Das Avidin/Streptavidin-Biotin-System ist aufgrund seiner starken,
nicht-kovalenten Affinität der Bindungspartner (KA ungefähr 10¹⁵
l/mol) Gegenstand zahlreicher Untersuchungen. Die hohe Bindungs
affinität wurde vor allem auf Wechselwirkungen zwischen Trypto
phanresten des Streptavidins und Biotin zurückgeführt. Durch
Veränderung der Tryptophanreste (Chilkoti et al., Proc. Natl.
Acad. Sci. USA 92 (1995) 1754-1758, Sano und Cantor, Proc. Natl.
Acad. Sci. USA 92 (1995) 3180-3184) konnte jedoch eine signifi
kante Verringerung der Bindungsaffinität der Streptavidinvarianten
zu Iminobiotin erzielt werden. Ein eindeutiger Nachweis für eine
Verringerung der Bindungsaffinität zu Biotin konnte hingegen nicht
gezeigt werden (vgl. Chilkoti et al., Supra, Fig. 1A und B). Für
eine Verwendung als Entstörungsreagenz sind solche Varianten
deshalb ungeeignet, da sie aufgrund ihrer immer noch recht hohen
Bindungsaffinität auch spezifische Reaktionen mit biotinylierten
Testkomponenten eingehen können.
Es war daher eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Reagenz
bereitzustellen, mittels dessen störende Einflüsse auf Nachweis
verfahren zur Bestimmung eines Analyten, z. B. Immuno- oder
Nukleinsäurehybridisierungsassays, verringert werden können.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch ein Biotin
bindefähiges Polypeptid, ausgewählt aus Muteinen von Avidin und
Streptavidin, worin sich das Mutein (a) um mindestens eine
Aminosäure vom nativen Polypeptid unterscheidet, und (b) eine
Bindungsaffinität zu Biotin von weniger als 10¹⁰ l/mol aufweist.
Die Bindungsaffinität für die Reaktion
Streptavidin/Biotin-Komplex ⇄ Streptavidin + Biotin
beträgt etwa 10¹⁵ l/mol. Das als Fängersystem verwendete Streptavi
din/Biotin-System verfügt damit über eine der stärksten bekannten
nicht-kovalenten Wechselwirkungen zwischen einem Protein und einem
Liganden. Überraschenderweise wurde festgestellt, daß durch
Austausch von einer oder mehreren Aminosäuren von Streptavidin
oder Avidin ein Polypeptid erhalten wird, das einerseits bei
rekombinanter Herstellung renaturierbar ist und andererseits eine
herabgesetzte Bindungsaffinität zu Biotin auf < 10¹⁰ l/mol
herabgesetzt werden kann, wobei die erfindungsgemäßen Muteine
vorzugsweise weiterhin eine Struktur aufweisen, die der Struktur
des aktiven Polypeptids entspricht. Die erfindungsgemäßen Muteine
zeigen vorzugsweise eine hohe immunologische Kreuzreaktivität mit
dem nativen Polypeptid. Weiterhin ist es bevorzugt, daß sie zur
Dimerisierung bzw. Tetramerisierung in der Lage sind. Über
raschenderweise besitzen die Muteine trotz der herabgesetzten
Bindungsaffinität zu Biotin wie natives Streptavidin bzw. Avidin
die Fähigkeit zur Bindung an störende Probenbestandteile, wie sie
in biologischen Proben, z. B. Körperflüssigkeiten wie Serum,
Plasma, Vollblut etc. vorkommen können.
Aufgrund ihrer besonderen Eigenschaften können die erfindungs
gemäßen Muteine für verschiedenste Anwendungen eingesetzt werden.
Ein Herabsetzen der Bindungsaffinität ist gleichbedeutend mit der
Verringerung der Wechselwirkungen zwischen Biotin und den
Muteinen. Erfindungsgemäße Muteine können so ausgestaltet sein,
daß sie überhaupt nicht an Biotin binden, oder aber daß eine
relativ lockere reversible Bindung vorliegt. Da die räumliche
Struktur der Muteine im Vergleich zum nativen Polypeptid vorzugs
weise nicht signifikant verändert ist, werden Wechselwirkungen mit
anderen Substanzen nicht beeinflußt. Auf diese Weise wird ein
Reagenz erhalten, das in seiner räumlichen Struktur und seinen
Bindungseigenschaften dem nativen Streptavidin bzw. Avidin
entspricht, mit Ausnahme der veränderten Bindefähigkeit zu Biotin.
Als Testproben können allgemein wäßrige Proben eingesetzt werden.
Insbesondere werden biologische Proben wie Körperflüssigkeiten wie
z. B. Vollblut, Blutplasma, Serum, Speichel, Gewebsflüssigkeit,
Liquor oder Urin verwendet.
Der Austausch von bestimmten Aminosäuren durch Mutagenese erlaubt
eine definierte Herstellung von Muteinen. Im Gegensatz zu anderen
Modifizierungen von Streptavidin, wie beispielsweise chemischer
Derivatisierung, bleibt die Struktur der erfindungsgemäßen Muteine
erhalten. Es können somit keine störenden Wechselwirkungen
zwischen zusätzlich eingeführten Derivatisierungsreagenzien und
Bestandteilen der zu testenden Probe auftreten.
Die Bindungsaffinität der erfindungsgemäßen Muteine zu Biotin
beträgt bevorzugt < 10⁹ l/mol, stärker bevorzugt < 10⁸ l/mol, noch
stärker bevorzugt < 10⁷ l/mol, besonders bevorzugt < 10⁶ l/mol und
am meisten bevorzugt < 10⁵ l/mol.
Bevorzugt zeigen erfindungsgemäße Streptavidin- oder Avidinmuteine
eine Regenerierbarkeit bei Immobilisierung auf einer Sensorchip-
Oberfläche, z. B. einer BIAcore-Oberfläche.
Im Falle eines Streptavidinmuteins werden bevorzugt eine oder
mehrere Aminosäuren an den Positionen Leu25, Ser27, Tyr43, Ser45,
Val47, Gly48, Ser88, Thr90, Leu110 oder/und Asp128 durch eine
andere Aminosäure ausgetauscht. Durch den Austausch einer
Aminosäure mit einem kleinen Rest durch eine Aminosäure mit einem
größeren Rest kann eine Verringerung der Bindefähigkeit von Biotin
erreicht werden, beispielsweise durch den Austausch von Leu oder
Ser gegen Trp, Arg, Tyr, Phe oder His. Weiterhin kann die
Biotinbindungsfähigkeit auch durch eine zusätzlich eingeführte
Disulfidbrücke, die die Zugänglichkeit der Biotinbindungstasche
verringert, vermindert oder blockiert werden. Eine zusätzliche
Disulfidbrücke kann beispielsweise durch den Austausch von zwei
Aminosäuren durch zwei Cysteine im passenden räumlichen Abstand
ausgebildet werden. Es ist auch möglich, die Biotinbindungs
fähigkeit durch zusätzliche ionische Wechselwirkungen zu ver
ringern. Dazu kann beispielsweise eine positiv geladene Aminosäure
wie Arg oder Lys eingeführt werden, die mit Asp128 ionische
Wechselwirkungen ausbildet. Andererseits können auch eine positiv
geladene und eine negativ geladene Aminosäure eingeführt werden,
die miteinander eine Salzbrücke ausbilden und damit die Biotinbin
dungstasche blockieren können. Vorzugsweise werden kleine und an
der Oberfläche lokalisierte Aminosäuren wie z. B. Leu25, Ser27, Ser45
oder/und Leu110 durch voluminösere Aminosäuren wie z. B. Arg,
Trp, Tyr, Phe oder His ausgetauscht.
Zur Erzielung der gewünschten Bindungsaffinität können auch
Muteine von Streptavidin oder Avidin gebildet werden, in denen
mindestens zwei Aminosäuren ausgetauscht sind. Bevorzugt werden
bei Streptavidin mindestens zwei der Aminosäuren Leu25, Ser27,
Ser45 und Leu110, z. B. die Aminosäurepaare Leu25 und Ser45, Ser27
und Ser45 sowie Ser45 und Leu110 durch geeignete Aminosäuren,
insbesondere voluminösere Aminosäuren wie Arg, Trp, Tyr, Phe oder
His ausgetauscht. Besonders bevorzugt werden Leu25 durch Trp und
Ser45 durch Arg, Ser27 durch Arg und Ser45 durch Arg, Ser45 durch
Trp und Leu110 durch Trp oder Ser45 durch Tyr und Leu110 durch Trp
ausgetauscht.
Auch der Austausch von mehr als zwei Aminosäuren führt bei
Streptavidin oder Avidin zu erfindungsgemäßen Muteinen. Vorzugs
weise werden bei solchen Streptavidin-Mehrfachmutanten mindestens
drei der Aminosäuren Leu25, Ser27, Ser45 und Leu110 vorzugsweise
durch voluminösere Aminosäuren wie zuvor definiert ausgetauscht.
In spezifischen Beispielen für Dreifach-Kombinationsmutanten wurde
Leu25 gegen Trp, Ser45 gegen Trp und Leu110 gegen Trp oder Leu25
durch Trp, Ser45 durch Tyr und Leu110 durch Trp ausgetauscht.
In einer weiteren bevorzugten Mehrfach-Kombinantionsmutante sind
mindestens zwei der Aminosäuren Leu25, Ser27, Ser45 und Leu110
sowie zusätzlich Trp120 mutagenisiert. Ein spezifisches Beispiel
für eine solche Dreifachmutante enthält Austausche von Ser27 gegen
Arg, Ser45 gegen Arg und Trp120 gegen Ala.
Im Falle eines Avidinmuteins werden bevorzugt eine oder mehrere
Aminosäuren an den Positionen Leu14, Ser16, Tyr33, Thr35, Val37,
Thr38, Ser75, Thr77, Leu99 und Ile117 ausgetauscht. Besonders
bevorzugt sind Aminosäurenaustausche an den Positionen Leu14,
Ser16, Thr35 oder/und Leu99. Diese Aminosäuren werden vorzugsweise
durch voluminösere Aminosäuren wie etwa Arg, Tyr, Trp, Phe oder
His ausgetauscht. Auch die anderen für Streptavidin genannten
Austauschmöglichkeiten sind bei Avidin geeignet.
Die für natives Streptavidin kodierende DNA-Sequenz ist in SEQ ID
NO. 1 dargestellt. Die entsprechende Proteinsequenz ist in SEQ ID
NO. 2 dargestellt. Die angegebenen Nummern von Aminosäuren
beziehen sich auf diese Sequenz. Die Nukleinsäuresequenz von
nativem Avidin ist in SEQ ID NO. 3 dargestellt. SEQ ID NO. 4 zeigt
die Aminosäuresequenz von Avidin. Die Numerierung der Aminosäuren
erfolgt entsprechend dieser Sequenz.
Erfindungsgemäß können Muteine auch von Avidin- und Streptavidin
varianten hergestellt werden, die in ihrer ursprünglichen Form mit
Biotin bindefähig sind. Erfindungsgemäß bevorzugt sind Muteine
eines verkürzten Streptavidins (rekombinantes Core-Streptavidin)
Dieses Core-Streptavidin wird vorzugsweise von der in SEQ ID NO.
15 angegebenen Nucleotidsequenz kodiert und enthält in Sequenz ID
NO. 16 gezeigte Aminosäuresequenz. Die Herstellung dieses Core-
Streptavidins ist in WO 93/09144 beschrieben. Bevorzugte Muteine
des Core-Streptavidins enthalten Mutationen, wie sie bereits für
natives Streptavidin beschrieben wurden.
Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist eine für
ein Streptavidin- oder Avidin-Mutein kodierende Nukleinsäure.
Diese Nukleinsäure kann z. B. durch ortsspezifische in vitro
Mutagenese einer Nukleinsäure gemäß SEQ ID NO. 1, SEQ ID NO. 3 oder
SEQ ID NO. 15 hergestellt werden. Die erfindungsgemäße Nuklein
säure kann auf einem Vektor lokalisiert sein, z. B. auf einem
prokaryontischen Plasmid, vorzugsweise einem in E. coli replizier
baren Plasmid. Die Nukleinsäure befindet sich auf dem Vektor
vorzugsweise in operativer Verknüpfung mit einem Promotor, der
eine Expression im jeweiligen Wirtsorganismus erlaubt.
Noch ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist eine Zelle, die mit
einem Vektor, der ein Avidin- oder Streptavidinmutein-Gen enthält,
transformiert ist. Vorzugsweise ist die Zelle eine prokaryontische
Zelle, insbesondere eine gram-negative Bakterienzelle, z. B. eine
E. coli Zelle.
Die Muteine werden vorzugsweise durch rekombinante Expression in
einer geeigneten Wirtszelle, insbesondere einer prokaryontischen
Wirtszelle wie etwa E. coli hergestellt. Dabei fallen die Muteine
üblicherweise in Form von inaktiven inclusion bodies an, die unter
geeigneten Bedingungen renaturiert werden können.
Die Muteine können nach der Renaturierung und Reinigung ohne
weitere Behandlung in löslicher Form oder nach Immobilisierung auf
einer Festphase als Entstörungsreagenz eingesetzt werden.
Weiterhin können die Muteine auch in Form eines löslichen oder
immobilisierten Polymer-Konjugats eingesetzt werden. Derartige
Polymer-Konjugate können durch chemische Kopplung von mehreren
Muteinmolekülen untereinander oder durch Kopplung mit anderen
Makromolekülen wie etwa Polypeptiden, Proteinen, Kohlenhydraten
etc. hergestellt werden.
Bevorzugt sind Konjugate des Muteins mit einem weiteren Polypeptid
oder Protein. Besonders bevorzugt handelt es sich um ein Konjugat
mit einem Albumin, z. B. Rinderserumalbumin. Die Herstellung von
Polymer-Konjugaten der Muteine und gegebenenfalls weiteren
Makromolekülen kann nach bekannten Methoden erfolgen (siehe z. B.
EP-A-0 269 092).
Weiterhin betrifft die Erfindung die Verwendung eines der oben
beschriebenen Muteine als Entstörungsreagenz für Assays zum
Nachweis eines Analyten, in denen das Streptavidin/Avidin-Biotin-
Bindepaar als Testkomponente enthalten ist. Dabei können die
Muteine in löslicher oder/und immobilisierter Form eingesetzt
werden. In einer Ausführungsform können die Muteine zusammen mit
einer nicht-modifizierten Streptavidin/Avidin-Festphase in einem
heterogenen Assay, z. B. einem immunologischen oder/und Hybridis
ierungsassay, verwendet werden. Dabei können die Muteine dem
Testansatz in löslicher oder/und immobilisierter Form, z. B. in
Form einer separaten Festphase, zugesetzt werden.
Der Test kann als Einschritt- oder Zweischrittverfahren durch
geführt werden, d. h. die zu bestimmende Probe kann mit Mutein und
nicht-modifiziertem Streptavidin/Avidin zusammen oder in separaten
Reaktionsschritten in Kontakt gebracht werden.
Darüberhinaus können die erfindungsgemäßen Muteine auch in anderen
Testformaten, z. B. in homogenen Assays, Agglutinationsassays etc.
eingesetzt werden, sofern als Testkomponenten das Streptavidin/-
Avidin-Biotin-Bindepaar vorhanden ist. In diesem Zusammenhang
umfaßt der Begriff Biotin sowohl Biotin in freier Form als auch
in Form von biotinylierten Substanzen, wie etwa biotinylierten
Nukleinsäuren, Kohlenhydraten, Lipiden, Peptiden oder Polypepti
den. Weiterhin umfaßt der Begriff auch Biotinanaloga- und derivate
wie etwa Iminobiotin, Desthiobiotin und Streptavidinaffinitäts
peptide.
Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist ein Entstörungsreagenz
zur Verringerung oder/und Vermeidung von unspezifischen Wechsel
wirkungen in einem Verfahren zur Bestimmung eines Analyten, wobei
das Entstörungsreagenz eines der oben beschriebenen Muteine
enthält. Dieses Entstörungsreagenz kann in löslicher Form
vorliegen oder/und an einer Festphase immobilisiert sein,
bevorzugt an einer Membran, einer Mikrotiterplatte, einem
Mikroreagenzgefäß oder an Mikrobeads. Durch das Entstörungsreagenz
können Substanzen, die unspezifische Wechselwirkungen mit
Assaybestandteilen eingehen, abgefangen werden, wodurch eine
Verbesserung der Testsensitivität erreicht wird. Das Entstörungs
reagenz weist im Vergleich zu nicht-modifiziertem Avidin bzw.
Streptavidin eine im wesentlichen unveränderte Bindungsfähigkeit
gegenüber den Störkomponenten auf, so daß störende Bestandteile
der Testprobe wirksam abgefangen werden. Im Gegensatz zu nativem
Avidin bzw. Streptavidin weist das Entstörungsreagenz jedoch
praktisch eine für den Test zu vernachlässigende Affinität zu
Biotin auf, weshalb der Nachweis des Analyten in der Testprobe
nicht wesentlich beeinflußt wird.
Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zum
qualitativen und/oder quantitativen Nachweis eines Analyten in
einer Testprobe, umfassend die Verwendung des spezifischen
Bindepaars Streptavidin/Avidin-Biotin, wobei man als Entstörungs
reagenz ein Mutein von Streptavidin oder Avidin mit einer
Bindungsaffinität zu Biotin < 10¹⁰ l/mol zugibt.
In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung ist das
Verfahren ein heterogener Assay, bei dem die Bestimmung des
Analyten über die Bindung an eine Festphase erfolgt, wobei an
dieser Festphasenbindung das Streptavidin/Avidin- Bindepaar
beteiligt ist.
In einer bevorzugten Ausführungsform dieses Testformats wird eine
Festphase verwendet, die mit Streptavidin beschichtet ist und an
die eine biotinylierte Testkomponente binden soll. Einem der
artigen Testformat kann das erfindungsgemäße Entstörungsreagenz
in löslicher oder/und immobilisierter Form zugesetzt werden. Ein
immobilisiertes Entstörungsreagenz wird vorzugsweise in Form einer
separaten inaktiven Festphase zugesetzt, wobei die Testprobe
entweder zuerst mit der inaktiven Festphase alleine und erst
später mit der aktiven Festphase oder gleichzeitig mit aktiver und
inaktiver Festphase in Kontakt gebracht wird.
Bei Verwendung eines löslichen Entstörungsreagenz ist ein
Einschritt-Test bevorzugt, bei dem das Entstörungsreagenz zusammen
mit allen anderen Testkomponenten in der Probenflüssigkeit
vorliegt.
Auch bei Verwendung einer biotinylierten Festphase und löslichem
Streptavidin/Avidin als Testkomponente kann das erfindungsgemäße
Entstörungsreagenz erfolgreich eingesetzt werden, z. B. in
löslicher Form oder in Form einer separaten inaktiven Festphase.
Der Nachweis des Analyten im erfindungsgemäßen Verfahren kann auf
an sich bekannte Weise über eine indirekte oder direkte Markierung
erfolgen. Mit direkt markierten Nachweisreagenzien erfolgt der
Nachweis dadurch, daß das Nachweisreagenz z. B. an den Analyten
bindet und einen detektierbaren Komplex bildet, der die Markierung
trägt oder kompetitiv zu dem Analyten an eine spezifische
Bindungsstelle bindet. Nachweisreagenzien mit indirekter Markie
rung umfassen mehrere Komponenten, wobei die Komponente die an den
Analyten bindet unmarkiert ist und mit einer weiteren Komponente,
die eine Markierung trägt, bindefähig ist.
Geeignete Markierungen sind dem Fachmann bekannt. Es können z. B.
radioaktive Markierungen, Chemilumineszenz-, Fluoreszenz- oder
Elektrochemilumineszenzmarker, gefärbte Partikel wie z. B.
Metallsolpartikel oder gefärbter oder ungefärbter Latex verwendet
werden. Die Markierung kann auch ein indirektes Signal liefern wie
z. B. bei Enzymmarkierungen mit Enzymen wie Peroxidase, β-Galacto
sidase oder alkalischer Phosphatase.
Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist ein Testkit zum
qualitativen oder/und quantitativen Nachweis eines Analyten in
einer Testprobe, der ein Biotin-bindefähiges Polypeptid sowie
weitere Komponenten des jeweiligen Assays und ein Entstörungs
reagenz enthält, das ein erfindungsgemäßes Mutein umfaßt. Das
Entstörungsreagenz kann in löslicher Form vorliegen oder auf einer
Festphase, insbesondere auf einer Mikrotiterplatte, einem
Mikroreagenzgefäß, einer Membran oder auf Mikrobeads immobilisiert
sein.
Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist die Verwendung von
Muteinen von Avidin und Streptavidin, in denen mindestens eine
Aminosäure des nativen Polypeptids ausgetauscht ist und die eine
Bindungsaffinität zu Biotin im Bereich von 10⁵ bis 10¹¹ l/mol
aufweisen, als regenerierbares System zur Bindung biotinylierter
Substanzen. Bevorzugt werden Muteine mit einer Bindungsaffinität
zu Biotin im Bereich von 10⁵ bis 10¹⁰ l/mol und insbesondere 10⁵
bis 10⁸ l/mol verwendet.
Das regenerierbare System zur Bindung biotinylierter Substanzen
umfaßt vorzugsweise eine Festphase, an der die Streptavidinmuteine
immobilisiert sind. Beispiele für geeignete Festphasen sind
Sensorchips (z. B. das Biacore-System der Fa. Kabi Pharmacia),
Reaktionsgefäße wie etwa Polystyrolröhrchen oder Küvetten,
Microtiterplatten, Microbeads, Latexpartikel und Trägermaterialien
für Affinitätssäulen. Unter der Bezeichnung "biotinylierte
Substanzen" sind insbesondere Biotin- und Biotinanaloga-Konjugate
zu verstehen, wobei Biotinanaloga solche Substanzen sind, die mit
der Biotinbindungstasche von (nativem) Streptavidin bzw. Avidin
einen Komplex ausbilden wie etwa Iminobiotin, Desthiobiotin und
Streptavidinaffinitätspeptide.
Der Vorteil der erfindungsgemäßen regenerierbaren Festphasen
gegenüber einer mit nativem Streptavidin/Avidin beschichteten
Festphase besteht darin, daß einerseits eine ausreichend hohe
Bindungsaffiniät für Biotin (in Form von freiem Biotin oder
biotinylierten Substanzen) besteht, so daß die Festphase in Assays
zum Nachweis von Analyten, zur Untersuchung von Rezeptor-Ligand-
Wechselwirkungen und zur Reinigung bzw. Analyse biotinylierter
Substanzen eingesetzt werden kann. Andererseits ist die Bindungs
affinität der Festphase zu Biotin oder einer biotinylierten
Substanz ausreichend gering, daß eine Regenerierung der Festphase,
d. h. eine Ablösung des Biotins möglich ist. Diese Ablösung erfolgt
vorzugsweise durch Verringerung des pH-Werts auf pH < 4, 5 oder/und
durch Zugabe chaotroper Substanzen, d. h. Substanzen, welche die
Ausbildung von Wasserstoffbrückenbindungen stören. Alternativ kann
die Ablösung zur Isolierung der biotinylierten Substanzen auch
durch Zugabe von freiem Biotin oder/und Biotinanaloga erfolgen.
Besonders bevorzugt ist die Gradientenelution.
In einer bevorzugten Ausführungsform wird die regenerierbare
Festphase als Affinitätsmatrix eingesetzt. Diese Affinitätsmatrix
dient zur Reinigung von biotinylierten Substanzen beispielsweise
biotinylierten Antikörpern bzw. zur Auftrennung solcher Substanzen
nach der Anzahl der pro Molekül angebundenen Biotinreste. Werden
als Matrix nicht-modifiziertes Streptavidin oder Avidin verwendet,
können die mit der Matrix in Kontakt gebrachten Substanzen
aufgrund der hohen Bindungsaffinität praktisch nicht wieder
freigesetzt werden. Im Stand der Technik wurde zur Lösung dieses
Problems versucht, Avidin durch Behandlung mit Harnstoff in seine
Monomeren zu überführen, bzw. Iminobiotin anstelle von Biotin zu
verwenden um die Bindungsaffinität herabzusetzen. Diese Verfahren
sind jedoch aufwendig und mit zusätzlichen Problemen verbunden.
Unter Verwendung von erfindungsgemäßen Muteinen können Affinitäts
matrices mit Bindungsaffinitäten zu Biotin hergestellt werden, die
eine reversible Bindung und damit eine Rückgewinnung des Analyten
ermöglichen.
Weiterhin ist es bevorzugt, die erfindungsgemäße, regenerierbare
Festphase zur Bestimmung von Rezeptor/Ligand-Wechselwirkungen zu
verwenden, z. B. als beschichteten Sensorchip. Die Bindung von
Molekülen an diese Oberfläche kann z. B. durch Oberflächenplasmo
nenresonanz-Spektroskopie untersucht werden.
Die in der vorliegenden Anmeldung genannten Plasmide und Mikroor
ganismen wurden bei der Deutschen Sammlung von Mikroorganismen und
Zellkulturen GmbH (DSM), Mascheroderweg 1B, D-30300 Braunschweig
gemäß den Bestimmungen des Budapester Vertrag unter den folgenden
Hinterlegungsnummern hinterlegt:
E. coli K12RM82: DSM 5445 am 2. Oktober 1991
pUBS500: DSM 6720 am 20. September 1991
In der Sequenzliste zeigt
SEQ ID NO. 1 die für Streptavidin kodierende Nukleotidsequenz einschließlich der Signalpeptid-kodierenden Se quenz,
SEQ ID NO. 2 die Aminosäuresequenz von Streptavidin einschließ lich der Signalsequenz,
SEQ ID NO. 3 die für Avidin kodierende Nukleotidsequenz ein schließlich der Signalpeptid-kodierenden Sequenz,
SEQ ID NO. 4 die Proteinsequenz von Avidin einschließlich der Signalsequenz,
SEQ ID NO. 5 die Nukleotidsequenz des Primers N1,
SEQ ID NO. 6 die Nukleotidsequenz des Primers N2,
SEQ ID NO. 7 die Nukleotidsequenz des Primers N3,
SEQ ID NO. 8 die Nukleotidsequenz des Primers N4,
SEQ ID NO. 9 die Nukleotidsequenz des Primers N5,
SEQ ID NO. 10 die Nukleotidsequenz des Primers N6,
SEQ ID NO. 11 die Nukleotidsequenz des Primers N7,
SEQ ID NO. 12 die Nukleotidsequenz des Primers N8,
SEQ ID NO. 13 die Nukleotidsequenz des Primers N9,
SEQ ID NO. 14 die Nukleotidsequenz des Primers N10,
SEQ ID NO. 15 die für Core-Streptavidin gemäß WO 93/09144 kodie rende Nukleotidsequenz und
SEQ ID NO. 16 die Aminosäuresequenz von Core-Streptavidin.
E. coli K12RM82: DSM 5445 am 2. Oktober 1991
pUBS500: DSM 6720 am 20. September 1991
In der Sequenzliste zeigt
SEQ ID NO. 1 die für Streptavidin kodierende Nukleotidsequenz einschließlich der Signalpeptid-kodierenden Se quenz,
SEQ ID NO. 2 die Aminosäuresequenz von Streptavidin einschließ lich der Signalsequenz,
SEQ ID NO. 3 die für Avidin kodierende Nukleotidsequenz ein schließlich der Signalpeptid-kodierenden Sequenz,
SEQ ID NO. 4 die Proteinsequenz von Avidin einschließlich der Signalsequenz,
SEQ ID NO. 5 die Nukleotidsequenz des Primers N1,
SEQ ID NO. 6 die Nukleotidsequenz des Primers N2,
SEQ ID NO. 7 die Nukleotidsequenz des Primers N3,
SEQ ID NO. 8 die Nukleotidsequenz des Primers N4,
SEQ ID NO. 9 die Nukleotidsequenz des Primers N5,
SEQ ID NO. 10 die Nukleotidsequenz des Primers N6,
SEQ ID NO. 11 die Nukleotidsequenz des Primers N7,
SEQ ID NO. 12 die Nukleotidsequenz des Primers N8,
SEQ ID NO. 13 die Nukleotidsequenz des Primers N9,
SEQ ID NO. 14 die Nukleotidsequenz des Primers N10,
SEQ ID NO. 15 die für Core-Streptavidin gemäß WO 93/09144 kodie rende Nukleotidsequenz und
SEQ ID NO. 16 die Aminosäuresequenz von Core-Streptavidin.
Fig. 1 zeigt die Plasmidkarte des core-Streptavidin-
Expressionsplasmids pSAM-Core.
Die folgenden Beispiele erläutern die Erfindung näher.
Das Plasmid pSAM-core wurde gemäß WO 93/09144 hergestellt.
Der DNA-Bereich stromauf- und stromabwärts von der einzuführenden
Mutation wurde bis zur nächsten singulären Restriktionsendonu
kleaseschnittstelle im pSAM-Core-Expressionsvektor entfernt und
durch ein entsprechendes chemisch hergestelltes DNA-Segment mit
der gewünschten Mutation ersetzt (DNA-Adaptor). Die Manipulation
der DNA wurde dabei mit Standardmethoden durchgeführt, wie sie bei
Sambrook et al., In: Molecular Cloning. A Laboratory Manual, Cold
Spring Harbor Laboratory Press, Cold Spring Harbor, New York, 1989
beschrieben sind. Die verwendeten molekularbiologischen Reagenzien
wurden nach den Angaben der Hersteller eingesetzt.
Die Proteinkonzentrationen der Fusionsproteine und Peptide wurde
anhand der optischen Dichte (OD) bei 280 nm unter Verwendung von
mittels der Aminosäuresequenzen errechneten molaren Extinktions
koeffizienten (z. B. für Core-SA:ε=41820 cm²/mol) bestimmt.
Zur Konstruktion des Leu25Trp CORE-SA Mutantengens wurde das
Plasmid pSAM-CORE mit den singulär schneidenden Restriktions
endonukleasen NcoI und SalI verdaut und das ca. 2.9 kBp lange
NcoI/SalI-pSAM-CORE Vektorfragment nach Isolierung mittels
Agarosegelelektrophorese mit dem Leu25Trp-Adaptor ligiert. Der
Leu25Trp-Adaptor wurde durch Hybridisierung aus den komplementären
Oligonukleotiden N1 und N2 (Reaktionspuffer: 12,5 mmol/l Tris-HCl,
pH 7,0 und 12,5 mmol/l MgCl₂ N-Konzentration: jeweils 1 pmol/60
µl) hergestellt. N1 und N2 wurden jeweils so entworfen, daß nach
Hybridisierung die für die Klonierung relevanten NcoI bzw. SalI-
Überhänge entstehen.
Das neuentstandene Plasmid pSA-Leu25Trp wurde durch Restriktions
kartierung (Deletion der BanI-Restriktionsendonukleaseschnitt
stelle durch stumme Mutation im Leu25Trp-Adaptor) und die DNA-
Sequenz des Adaptorbereichs durch DNA-Sequenzierung überprüft.
Zur Herstellung des Ser27Arg CORE-SA Mutantengens wurde das
Plasmid pSAM-CORE mit den singulär schneidenden Restriktions
endonukleasen NcoI und HindIII verdaut und das ca. 400 Bp lange
Streptavidin-Fragment sowie das ca. 2.5 kBp pSAM-CORE Vektor
fragment mittels Agarosegelelektrophorese isoliert. Die gewünschte
Mutation Ser27Arg wurde mittels PCR-Technik durch Amplifikation
des 400 Bp langen Fragments mit dem entsprechend entworfenem 5′-
Mutageneseprimer N3 eingeführt. Das so gewonnene PCR-Produkt wurde
danach mit NcoI und HindIII nachgeschnitten, mittels Agarosegel
elektrophorese gereinigt und mit dem wie o. a. isolierten 2.5 kBp
pSAM-CORE Vektorfragment ligiert.
Das neuentstandene Plasmid pSA-Ser27Arg wurde durch Restriktions
kartierung (Deletion der SalI-Restriktionsendonukleaseschnitt
stelle durch Einführung der Mutation Ser27Arg) und die mutierte
DNA-Sequenz des 5′-Bereichs durch DNA-Sequenzierung überprüft.
Die PCR wurde mit dem 5′-Mutageneseprimer N3 (besitzt gewünschte
Ser27Arg Mutation) und dem 3′-Steptavidinprimer N4 (Sequenz
gegenüber pSAM-CORE unverändert) durchgeführt.
Zur Konstruktion des Ser45Arg CORE-SA Mutantengens wurde das
Plasmid pSAM-CORE mit den singulär schneidenden Restriktions
endonukleasen SacI und HindIII verdaut und das ca. 300 Bp lange
Streptavidin-Fragment sowie das ca. 2.6 kBp pSAM-CORE Vektor
fragment mittels Agarosegelelektrophorese isoliert. Die gewünschte
Mutation Ser45Arg wurde mittels PCR-Technik durch Amplifikation
des ca. 300 Bp langen Fragments mit dem entsprechend entworfenem
5′-Mutageneseprimer N5 eingeführt. Das so gewonnene PCR-Produkt
wurde danach mit SacI und HindIII nachgeschnitten, mittels
Agarosegelelektrophorese gereinigt und mit dem wie o.a. isolierten
2.6 kBp pSAM-CORE Vektorfragment ligiert.
Das neuentstandene Plasmid pSA-Ser45Arg wurde durch Restriktions
kartierung (zusätzliche AvaII-Restriktionsendonukleaseschnitt
stelle durch stumme Mutation im N5-Mutageneseprimer) und die
mutierte DNA-Sequenz des 5′-Bereichs durch DNA-Sequenzierung
überprüft.
Die PCR wurde mit dem 5′-Mutageneseprimer N5 (besitzt die
gewünschte Mutation Ser45Arg) und dem 3′-Streptavidinprimer N4
(Sequenz gegenüber pSAM-CORE unverändert) durchgeführt.
Zur Konstruktion des Trp120Ala CORE-SA Mutantengens wurde das
Plasmid SAM-CORE mit den singulär schneidenden Restriktions
endonukleasen NsiI und SpeI verdaut und das ca. 2.9 kBp lange
NsiI/SpeI-pSAM-CORE Vektorfragment nach Isolierung mittels
Agarosegelelektrophorese mit dem Trp120Ala-Adaptor ligiert. Der
Trp120Ala-Adaptor wurde durch Hybridisierung aus den komplementä
ren Oligonukleotiden N9 und N10 (Reaktionspuffer: 12,5 mmol/l
Tris-HCl, pH 7,0 und 12,5 mmol/l MgCl₂; N-Konzentration: jeweils
1 pmol/60 µl) hergestellt. N9 und N10 wurden jeweils so entworfen,
daß nach Hybridisierung die für die Klonierung relevanten NsiI
bzw. SpeI-Überhänge entstehen.
Das neu entstandene Plasmid pSA-Trp120Ala wurde durch Restrik
tionskartierung (Deletion der NsiI-Restriktionsendonuklease
schnittstelle durch gewünschte Mutation im Trp120Ala-Adaptor) und
die DNA-Sequenz des Adaptorbereichs durch DNA-Sequenzierung
überprüft.
Zur Konstruktion des Leu25Trp/Ser45Arg CORE-SA Mutantengens
wurden die Plasmide pSA-Leu25Trp und pSA-Ser45Arg mit den singulär
schneidenden Restriktionsendonukleasen NcoI und SacI verdaut und
das 82 Bp lange Fragment von pSA-Leu25Trp sowie das ca. 2.8 kBp
lange Vektorfragment von pSA-Ser45Arg mittels Agarosegelelek
trophorese isoliert. Anschließend wurden beide Fragmente mitein
ander ligiert.
Das neuentstandene Plasmid pSA-Leu25Trp/Ser45Arg wurde mittels
Restriktionskartierung (fehlende BanI-Restriktionsendonuklease
schnittstelle aus pSA-Leu25Trp und zusätzliche AvaII-Restriktions
endonukleaseschnittstelle aus pSA-Ser45Arg) und die DNA-Sequenz
mittels DNA-Sequenzierung im 5′-Bereich überprüft.
Zur Konstruktion des Ser27Arg/Ser45Arg CORE-SA Mutantengens wurden
die Plasmide pSA-Ser27Arg und pSA-Ser45Arg mit den singulär
schneidenden Restriktionsendonukleasen NcoI und SacI verdaut und
das 82 Bp lange Fragment von pSA-Ser27Arg sowie das ca. 2.8 kBp
lange Vektorfragment von pSA-Ser45Arg mittels Agarosegelelek
trophorese isoliert. Anschließend wurden beide Fragmente mitein
ander ligiert.
Das neuentstandene Plasmid pSA-Ser27Arg/Ser45Arg wurde mittels
Restriktionskartierung (fehlende SalI-Restriktionsendonuklease
schnittstelle aus pSA-Ser27Arg und zusätzliche AvaII-Restriktions
endonukleaseschnittstelle aus pSA-Ser45Arg) und die DNA-Sequenz
mittels DNA-Sequenzierung im 5′-Bereich überprüft.
Zur Konstruktion des Ser45Trp/Leu110Trp CORE-SA Mutantengens wurde
das Plasmid pSA-Ser45Arg mit den singulär schneidenden Restrik
tionsendonukleasen SacI und NsiI verdaut und das 243 Bp lange
Streptavidin-Fragment sowie das ca. 2.7 kBp lange pSA-Ser45Arg
Vektorfragment mittels Agarosegelelektrophorese isoliert. Die
gewünschten Mutationen Ser45Trp/Leu110Trp wurde anschließend
mittels PCR-Technik durch Amplifikation des 243 Bp langen
Fragments mit dem entsprechend entworfenen 5′-Mutageneseprimer
N6 und dem entsprechend entworfenen 3′-Mutageneseprimer N7
eingeführt. Das so gewonnene PCR-Produkt wurde danach mit SacI und
NsiI nachgeschnitten, mittels Agarosegelelektrophorese gereinigt
und mit dem wie o.a. isolierten ca. 2.7 kBp pSA-Ser45Arg-Vektor
fragment ligiert.
Das neuentstandene Plasmid wurde durch Restriktionskartierung
(Deletion der in pSA-Ser45Arg zusätzlich durch stumme Mutation
eingeführten AvaII-Schnittstelle durch Rückmutation in die
ursprüngliche Sequenz sowie Deletion der HindII-Site durch die
Leu110Trp-Mutation) und die gewünschten DNA-Mutationen durch DNA-
Sequenzierung überprüft.
Die PCR wurde mit dem 5′-Mutageneseprimer N6 (besitzt gewünschte
Mutation Ser45Trp und die SacI-Restriktionsendonukleaseschnitt
stelle) und dem 3′-Mutageneseprimer N7 (besitzt gewünschte
Mutation Leu110Trp und die NsiI-Restriktionsendonukleaseschnitt
stelle).
Zur Konstruktion des Ser45Tyr/Leu110Trp Core-SA Mutantengens wurde
das Plasmid pSA-Ser45Arg mit den singulär schneidenden Restrik
tionsendonukleasen SacI und NsiI verdaut und das 243 Bp lange
Streptavidin-Fragment sowie das ca. 2.7 kBp lange pSA-Ser45Arg
Vektorfragment mittels Agarosegelelektrophorese isoliert. Die
gewünschten Mutationen Ser45Tyr/Leu110Trp wurde anschließend
mittels PCR-Technik durch Amplifikation des 243 Bp langen
Fragments mit dem entsprechend entworfenen 5′-Mutageneseprimer
N8 und dem entsprechend entworfenen 3′-Mutageneseprimer N7
eingeführt. Das so gewonnene PCR-Produkt wurde danach mit SacI und
NsiI nachgeschnitten, mittels Agarosegelelektrophorese gereinigt
und mit dem wie o.a. isolierten ca. 2.7 kBp pSA-Ser45Arg-Vektor
fragment ligiert.
Das neuentstandene Plasmid wurde durch Restriktionskartierung
(Deletion der in pSA-Ser45Arg zusätzlich durch stumme Mutation
eingeführten AvaII-Schnittstelle durch Rückmutation in die
ursprüngliche Sequenz sowie Deletion der HindII-Site durch die
Leu110Trp-Mutation) und die gewünschten DNA-Mutationen durch DNA-
Sequenzierung überprüft.
Die PCR wurde mit dem 5′-Mutageneseprimer N8 (besitzt gewünschte
Mutation Ser45Tyr und die SacI-Restriktionsendonukleaseschnitt
stelle) und dem 3′-Mutageneseprimer N7 (besitzt gewünschte
Mutation Leu110Trp und die NsiI-Restriktionsendonukleaseschnitt
stelle).
Zur Konstruktion des Leu25Trp/Ser45Trp/Leu110Trp CORE-SA Mutanten
gens wurden die Plasmide pSA-Leu25Trp und pSA-Ser45Trp/Leu110Trp
mit den singulär schneidenden Restriktionsendonukleasen SalI und
HindIII verdaut und das 352 Bp lange Fragment von pSA-Ser45Trp/-
Leu110Trp sowie das ca. 2.6 kBp lange Vektorfragment von pSA-
Leu25Trp mittels Agarosegelelektrophorese isoliert. Anschließend
wurden beide Fragmente miteinander ligiert.
Das neuentstandene Plasmid pSA-Leu25Trp/Ser45Trp/Leu110Trp wurde
mittels Restriktionskartierung (fehlende HindII-Restriktions
endonukleaseschnittstelle aus pSA-Ser45Trp/Leu110Trp und fehlende
BanI-Restriktionsendonukleaseschnittstelle aus pSA-Leu25Trp) und
mittels DNA-Sequenzierung überprüft.
Zur Konstruktion des Leu25Trp/Ser45Tyr/Leu110Trp CORE-SA Mutanten
gens wurden die Plasmide pSA-Leu25Trp und pSA-Ser45Tyr/Leu110Trp
mit den singulär schneidenden Restriktionsendonukleasen SalI und
HindIII verdaut und das 352 Bp lange Fragment von pSA-Ser45Tyr/-
Leu110Trp sowie das ca. 2.6 kBp lange Vektorfragment von pSA-
Leu25Trp mittels Agarosegelelektrophorese isoliert. Anschließend
wurden beide Fragmente miteinander ligiert.
Das neuentstandene Plasmid pSA-Leu25Trp/Ser45Trp/Leu110Trp wurde
mittels Restriktionskartierung (fehlende HindII-Restriktions
endonukleaseschnittstelle aus pSA-Ser45Trp/Leu110Trp und fehlende
BanI-Restriktionsendonukleaseschnittstelle aus pSA-Leu25Trp) und
die DNA-Sequenz mittels DNA-Sequenzierung überprüft.
Zur Konstruktion des Ser27Arg/Ser45Arg/Leu110Trp CORE-SA Mutanten
gens wurden die Plasmide pSA-Ser27Arg/Ser45Arg und pSA-Ser45Trp/-
Leu110Trp mit den singulär schneidenden Restriktionsendonukleasen
KpnI und HindIII verdaut und das 218 Bp lange Fragment von pSA-
Ser45Trp/Leu110Trp sowie das ca. 2.7 kBp lange Vektorfragment von
pSA-Ser27Arg/Ser45Arg mittels Agarosegelelektrophorese isoliert.
Anschließend wurden beide Fragmente miteinander ligiert.
Das neuentstandene Plasmid pSA-Ser27Arg/Ser45Arg/Leu110Trp wurde
mittels Restriktionskartierung (fehlende HindII-Restriktions
endonukleaseschnittstellen aus pSA-Ser27Arg/Ser45Arg und pSA-
Ser45Trp/Leu110Trp und zusätzliche AvaII-Restriktionsendonuklea
seschnittstelle aus pSA-Ser27Arg/Ser45Arg) und die DNA-Sequenz
mittels DNA-Sequenzierung überprüft.
Zur Konstruktion des Ser27Arg/Ser45Arg/Trp120Ala-CORE-SAMutanten
gens wurde das Plasmid pSA-Ser27Arg/Ser45Arg mit den singulär
schneidenden Restriktionsendonukleasen NsiI und SpeI verdaut und
das ca. 2.9 kBp lange NsiI/SpeI-pSAM-CORE Vektorfragment nach
Isolierung mittels Agarosegelelektrophorese mit dem Trp120Ala-
Adaptor ligiert. Der Trp120Ala-Adaptor wurde durch Hybridisierung
aus den komplementären Oligonukleotiden N9 und N10 (Reaktions
puffer: 12,5 mmol/l Tris-HCl, pH 7,0 und 12,5 mmol/l MgCl2; N-
Konzentration: jeweils 1 pmol/60µl) hergestellt. N9 und N10 wurden
jeweils so entworfen, daß nach Hybridisierung die für die
Klonierung relevanten NsiI bzw. SpeI-Überhänge entstehen.
Das neuentstandene Plasmid pSA-Ser27Arg/Ser45Arg/Trp120Ala wurde
durch Restriktionskartierung (Deletion der NsiI-Restriktions
endonukleaseschnittstelle durch gewünschte Mutation im Trp120Ala-
Adaptor) und die DNA-Sequenz des Adaptorbereichs durch DNA-
Sequenzierung überprüft.
Die Expression der Core-Streptavidin Muteine in E. coli, die
Expressionsanalyse, die Präparation sowie die Reinigung von
naturierten inaktiven Core-Streptavidin Muteinen erfolgte wie in
der EP-A-0 612 325 für rekombinantes Core-Streptavidin beschrie
ben. Bei der Doppelmutante SA-Ser27Arg/Ser45Arg und der Dreifach
mutante SA-Ser27Arg/Ser45Arg/Leu110Trp wurde anstelle von
Q-Sepharose zur Aufreinigung eine in 20 mM Na-Acetat, pH 5,0
äquilibrierte S-Sepharose verwendet. Die Elution erfolgte in 20
mM Na-Acetat, pH 5,0 mit 350 mM NaCl.
Die SA-Mutante Trp120Ala zeigte gegenüber den anderen Mutanten
eine verringerte Säurestabilität, was auf eine unrichtige
strukturelle Faltung sowie auf Störungen des Proteinrückgrats
hinwies.
Die Homogenität und Reinheit der naturierten gereinigten inaktiven
Core-Streptavidin Muteinen wurde durch SDS-PAGE (Laemmli, Nature
227 (1970) 680-685) und Isoelektrische Fokussierung (Bark et
al., J. Forensic Sci. Soc. 16 (1976) 115-120) untersucht.
Die naturierten gereinigten inaktiven Core-Streptavidin Muteine
waren homogen (einbandig) in der SDS-PAGE-(Molekulargewicht ca.
13500 Da) und in den IF-Gelen mit einer Reinheit von < 98%.
Die Affinität der Streptavidin-Muteine zu Biotinderivaten
(Konstanten Kon, Koff und KA) wurde mit dem BIAcore-System der Fa.
Pharmacia im Vergleich zu Core-Streptavidin (Wildtyp-Streptavidin)
bestimmt. Hierzu wurden die jeweiligen Streptavidin-Proben an der
Oberfläche von Biosensor-Chips (CM5 Biosensor) immobilisiert. Die
Oberflächenbeladung wurde so gewählt, daß ein Meßsignal von 500
bis 2000 Resonanzunits (rU) erzeugt wurde. Die Assoziations
kinetiken wurden bei 25°C und 6 Konzentrationen (12,5, 25, 50,
100, 200 und 400 nmol/l) eines monobiotinylierten Fab′-Antikör
perfragments für jeweils 3 min aufgenommen. Um den Einfluß der
Rückbindung des Antikörpers zu untersuchen, wurden die Dis
soziationskinetiken in Abwesenheit und Gegenwart von 10 µg/ml
Core-Streptavidin verglichen. Die Spezifität der Bindung wurde
durch einen Versuch mit dem gleichen Antikörper in nichtbiotiny
lierter Form (negative Kontrolle) gezeigt.
Die Bindungskonstanten wurden sowohl von den gereinigten Strepta
vidin-Muteinen als auch von den zu einem Polymer vernetzten
Streptavidin-Muteinen (Streptavidin-Mutein-Thermo-Rinderserumal
bumin-Konjugate, Herstellung: EP-A-0 269 092) bestimmt. Die
Ergebnisse des Experiments sind in Tabelle 1 gezeigt.
Es wurde ein Enzymuntest auf Anti-HCV-Antikörper durchgeführt und
die Reduzierung von Teststörungen durch Zugabe der Streptavidin-
Muteine SA-Ser27Arg/Ser45Arg (1), SA-Ser45Trp/Leu110Trp (2) und
SA-Ser45Tyr/Leu110Trp (3) bestimmt.
Der Test wurde als Zwei-Schritt-Sandwichassay mit einer Streptavi
din-Festphase durchgeführt. Im ersten Schritt wurden biotinylierte
HCV-Peptide (EP-A-0 582 243, EP-A-0 484 787) bzw. Polypeptide
(EP-A-0 696 640) plus Probe zugesetzt. Als zweiter Schritt wurde
eine Reaktion der Festphasen-gebundenen Antikörper mit einem Anti-
Human- IgG-Peroxidase-Konjugat durchgeführt. Anschließend wurde
eine Indikatorreaktion mit ABTS als Substrat durchgeführt.
Die Durchführung des Tests war wie folgt:
Inkubationspuffer:
Na-Phosphat 40 mmol/l pH: 7,4
NaCl 7,1 g/L
Konservierungsmittel (z. B. Chloracetamid)
Plasma-Diagnostic-Base 200 g/L (Armour Pharmaceuticals Company, USA)
+ HCV-Peptide aus der Core, NS4 und NS3 Region und rekombinantes NS3 Polypeptid (biotinyliert)
± 25 µg/ml Streptavidin-Mutein unkonjugiert
bzw. 75µg/ml als Konjugat mit Thermo-RSA
± 25 µg/ml Core-Streptavidin (WT)
Na-Phosphat 40 mmol/l pH: 7,4
NaCl 7,1 g/L
Konservierungsmittel (z. B. Chloracetamid)
Plasma-Diagnostic-Base 200 g/L (Armour Pharmaceuticals Company, USA)
+ HCV-Peptide aus der Core, NS4 und NS3 Region und rekombinantes NS3 Polypeptid (biotinyliert)
± 25 µg/ml Streptavidin-Mutein unkonjugiert
bzw. 75µg/ml als Konjugat mit Thermo-RSA
± 25 µg/ml Core-Streptavidin (WT)
Konjugatpuffer:
Na-Phosphat 40 mmol/l pH: 7,4
NaCl 7,1 g/l
Konservierungsmittel (z. B. Chloracetamid)
Rinderserumalbumin 1 g/L
Rinder IgG 4 g/L
Triton X 100 1 g/L
Anti-human IgG-POD 15 U/L
Na-Phosphat 40 mmol/l pH: 7,4
NaCl 7,1 g/l
Konservierungsmittel (z. B. Chloracetamid)
Rinderserumalbumin 1 g/L
Rinder IgG 4 g/L
Triton X 100 1 g/L
Anti-human IgG-POD 15 U/L
Inkubationszeiten:
1. Schritt: 1 Stunde (Probe + Inkubationspuffer)
2. Schritt: 1 Stunde (+ Konjugatpuffer)
3. Schritt: 1 Stunde (Substratreaktion mit ABTS)
Testdurchführung am ES 600 bei 25°C
Messung der Substratlösung bei 422 nm
1. Schritt: 1 Stunde (Probe + Inkubationspuffer)
2. Schritt: 1 Stunde (+ Konjugatpuffer)
3. Schritt: 1 Stunde (Substratreaktion mit ABTS)
Testdurchführung am ES 600 bei 25°C
Messung der Substratlösung bei 422 nm
Proben:
5 falsch positive Anti-HGV-Negativproben (Störproben)
6 positive Anti HCV-Proben (Kontrolle)
5 falsch positive Anti-HGV-Negativproben (Störproben)
6 positive Anti HCV-Proben (Kontrolle)
Volumina:
Probe 20 µl, alle anderen Reagenzien jeweils 500 µl.
Probe 20 µl, alle anderen Reagenzien jeweils 500 µl.
Die am Analysegerät ES 600 bei 422 nm gemessenen Extinktionswerte
sind in den nachfolgenden Tabellen 2 und 3 angegeben. Die
Ergebnisse zeigen, daß der Zusatz der Streptavidin-Muteine eine
sehr starke Signalabnahme bei den Negativserumproben, aber keine
oder nur eine sehr geringe Signalabnahme bei den Positivser
umproben bewirkt. Das Streptavidinmutein eignet sich daher
hervorragend als Entstörungsreagenz.
Spherosil-NH₂ (Boehringer Mannheim, Bestell-Nummer: 576590) wurde
mit der dreifachen Menge 10% (w/v) Glutardialdehyd aktiviert und
dann mit 7 Volumina destilliertem Wasser gewaschen. Das Streptavi
din-Mutein wurde an die entstandenen freien Aldehydgruppen mittels
seiner freien Aminogruppen gekoppelt. Die verwendete SA-Mutein-
Konzentration betrug 2 mg Streptavidin-Mutein pro ml aktiviertes
Spherosil-NH₂ Gel. Das nicht an Spherosil gebundene Mutein wurde
mit PBS-Puffer (50 mM K-Phosphat, pH 7,5, 150 mM NaCl) ausgewa
schen.
Anschließend wurde das Adsorbens mit biotinylierten Substanzen
beladen. Nichtbiotinylierte Substanzen wurden nicht gebunden und
konnten somit von den biotinylierten Substanzen leicht abgetrennt
werden. Auch eine Auftrennung biotinylierter Substanzen ent
sprechend dem Biotinylierungsgrad (Anzahl der Biotingruppen pro
Molekül) konnte durchgeführt werden.
Die an der Säule gebundenen biotinylierten Substanzen konnten mit
einem Puffer pH < 4,5 oder/und durch Zugabe chaotroper Substanzen,
wie z. B. Guanidiniumhydrochlorid, oder/und durch Zugabe von Biotin
oder Biotinanaloga eluiert werden. Die Auftrennung von biotiny
lierten Substanzen entsprechend dem Biotinylierungsgrad erfolgte
bevorzugt mittels eines Biotin- oder Biotinanalogon-Gradienten.
Eine Fixierung von Streptavidin-Muteinen an andere Chromatogra
phiematerialien ist über alle für natives Streptavidin bekannten
Verfahren möglich.
Der in Beispiel 5.1. hergestellte Sperosil-NH₂ SA-Mutein Adsorber
wurde in PBS-Puffer (50 mM K-Phosphat, pH 7,5, 150 mM NaCl)
äquilibriert und in eine Chromatographiesäule überführt. Dann
wurden 2 mg Bi-RSA in PBS pro ml SA-Mutein Adsorber aufgetragen.
Nichtgebundenes Protein wurde mit 2 Säulenvolumina PBS ausgewa
schen. Die Elution erfolgte in 50 mM Ammoniumacetat, pH 3,0
oder/und einem Gradienten von 0 bis 10 mM Iminobiotin oder Biotin.
Der in Beispiel 5.1. hergestellte SA-Mutein Adsorber wurde in PBS-
Puffer mit 500 mM Ammoniumsulfat (PBS + AS-Puffer) äquilibriert
und in eine Chromatographiesäule überführt. Dann wurden 2 mg
Antikörperfragment pro ml SA-Mutein-Adsorber in PBS + AS-Puffer
aufgetragen. Nichtgebundenes Protein wurde mit 2 Säulenvolumina
PB+AS-Puffer ausgewaschen. Die Elution erfolgte mit PBS-Puffer,
pH 7,2 und einem Gradienten von 0 bis 10 mM Biotin.
Claims (40)
1. Biotin-bindefähiges Polypeptid, ausgewählt aus Muteinen von
Avidin und Streptavidin,
dadurch gekennzeichnet,
daß sich das Mutein (a) um mindestens eine Aminosäure vom
nativen Polypeptid unterscheidet, (b) eine Bindungsaffinität
zu Biotin von weniger als 10¹⁰ l/mol aufweist.
2. Polypeptid,
dadurch gekennzeichnet,
daß es ein Mutein von Streptavidin ist und mindestens eine
der Aminosäuren an den Positionen Leu25, Ser27, Tyr43, Ser45,
Val47, Gly48, Ser88, Thr90, Leu110 oder/und Asp 128 durch
eine andere Aminosäure ausgetauscht ist.
3. Polypeptid nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß es ein Mutein von Streptavidin ist und mindestens eine
der Aminosäuren an den Positionen Leu25, Ser27, Ser45 und
Leu110 ausgetauscht ist.
4. Polypeptid nach einem der Ansprüche 1-3,
dadurch gekennzeichnet,
daß es ein Mutein von Streptavidin ist und mindestens eine
der Aminosäuren Leu25, Ser27, Ser45 und Leu110 durch eine
Aminosäure ausgewählt aus Arg, Trp, Tyr, Phe und His ausge
tauscht ist.
5. Polypeptid nach einem der Ansprüche 1-4,
dadurch gekennzeichnet,
daß mindestens zwei Aminosäuren ausgetauscht sind.
6. Polypeptid nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß es ein Mutein von Streptavidin ist und mindestens zwei
der Aminosäuren Leu25, Ser27, Ser45 und Leu110 durch Amino
säuren ausgewählt aus Arg, Trp, Tyr, Phe und His ausgetauscht
sind.
7. Polypeptid nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß mindestens drei Aminosäuren ausgetauscht sind.
8. Polypeptid nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß es ein Mutein von Streptavidin ist und mindestens drei
der Aminosäuren Leu25, Ser27, Ser45 und Leu110 durch Amino
säuren ausgewählt aus Arg, Trp, Tyr, Phe und His ausgetauscht
sind.
9. Polypeptid,
dadurch gekennzeichnet,
daß es ein Mutein von Avidin ist und mindestens eine der
Aminosäuren an den Positionen Leu14, Ser16, Tyr33, Thr35,
Val37, Thr38, Ser75, Thr77, Leu99 und Ile 117 ausgetauscht
ist.
10. Polypeptid nach Anspruch 1 oder 9,
dadurch gekennzeichnet,
daß es ein Mutein von Avidin ist und mindestens eine der
Aminosäuren an den Positionen Leu14, Ser16, Thr35 und Leu99
ausgetauscht ist.
11. Polypeptid nach Anspruch 9 oder 10,
dadurch gekennzeichnet,
daß es Mutein von Avidin ist und mindestens eine der Amino
säuren Leu14, Ser16, Thr35 und Leu99 durch eine Aminosäure
ausgewählt aus Arg, Trp, Tyr, Phe und His ausgetauscht ist.
12. Polypeptid nach einem der Ansprüche 9 bis 11,
dadurch gekennzeichnet,
daß es ein Mutein von Avidin ist und mindestens zwei der
Aminosäuren Leu14, Ser16, Thr35 und Leu99 durch Aminosäuren
ausgewählt aus Arg, Trp, Tyr, Phe und His ausgetauscht sind.
13. Polypeptid nach einem der Ansprüche 9 bis 12,
dadurch gekennzeichnet,
daß es ein Mutein von Avidin ist und mindestens drei der
Aminosäuren Leu14, Ser16, Thr35 und Leu99 durch Aminosäuren
ausgewählt aus Arg, Trp, Tyr, Phe und His ausgetauscht sind.
14. Polypeptid nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß es sich um ein Mutein eines rekombinanten Core-Streptavi
dins mit der von in SEQ ID NO. 16 gezeigten Aminosäuresequenz
handelt.
15. Polypeptid nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß es als polymeres Konjugat vorliegt.
16. Polypeptid nach Anspruch 15,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Mutein als Konjugat mit einem weiteren Polypeptid
oder Protein vorliegt.
17. Polypeptid nach Anspruch 16,
dadurch gekennzeichnet,
daß es sich um ein Rinderserumalbumin-Mutein-Konjugat
handelt.
18. Polypeptid nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Mutein die Fähigkeit aufweist, Dimere oder/und
Tetramere zu bilden.
19. Nukleinsäure,
dadurch gekennzeichnet,
daß sie für ein Polypeptid nach einem der Ansprüche 1 bis 18
kodiert.
20. Vektor,
dadurch gekennzeichnet,
daß er mindestens eine Kopie einer Nukleinsäure nach Anspruch
19 enthält.
21. Zelle,
dadurch gekennzeichnet,
daß sie mit einem Vektor nach Anspruch 20 transformiert ist.
22. Verwendung eines Polypeptids nach einem der Ansprüche 1 bis
18 als Entstörungsreagenz für Assays, die das Bindepaar
Streptavidin/Avidin-Biotin als Testkomponenten enthalten.
23. Verwendung nach Anspruch 22 für heterogene immunologische
Assays oder/und Hybridisierungsassays.
24. Entstörungsreagenz zur Verringerung oder/und Vermeidung von
unspezifischen Wechselwirkungen in einem Verfahren zum
Nachweis eines Analyten,
dadurch gekennzeichnet,
daß es ein Mutein nach einem der Ansprüche 1-18 enthält.
25. Entstörungsreagenz nach Anspruch 24,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Mutein in löslicher Form vorliegt.
26. Entstörungsreagenz nach Anspruch 24,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Mutein an eine Festphase immobilisiert ist.
27. Entstörungsreagenz nach Anspruch 26,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Mutein an einem Chip, einer Membran, einer Mikroti
terplatte, einem Reaktionsgefäß oder an Mikrobeads immobili
siert ist.
28. Verfahren zum qualitativen oder/und quantitativen Nachweis
eines Analyten in einer Testprobe, umfassend die Verwendung
des spezifischen Bindepaares Streptavidin/Avidin-Biotin,
wobei man der Testprobe ein Polypeptid nach einem der
Ansprüche 1 bis 18 zugibt.
29. Testkit zum qualitativen oder/und quantitativen Nachweis
eines Analyten in einer Testprobe enthaltend ein Biotin
bindefähiges Polypeptid sowie weitere Komponenten des
jeweiligen Assays und zusätzlich ein Entstörungsreagenz nach
einem der Ansprüche 24 bis 27.
30. Testkit nach Anspruch 29,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Entstörungsreagenz in löslicher Form vorliegt.
31. Testkit nach Anspruch 29,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Entstörungsreagenz an eine Festphase immobilisiert
ist.
32. Testkit nach Anspruch 31,
dadurch gekennzeichnet,
daß er zusätzlich zum immobilisierten Entstörungsreagenz eine
aktive Festphase mit einem Biotin-bindefähigen Polypeptid
umfaßt.
33. Verwendung eines Biotin-bindefähigen Polypeptids, ausgewählt
aus Muteinen von Avidin und Steptavidin, als regenerierbares
System zur Bindung von Biotin,
dadurch gekennzeichnet,
daß mindestens eine Aminosäure des nativen Polypeptids
ausgetauscht ist und das Mutein eine Bindungsaffinität zu
Biotin von 10⁵-10¹¹ l/mol aufweist.
34. Verwendung nach Anspruch 33 zur Bestimmung von Rezeptor-
Ligand-Wechselwirkungen.
35. Verwendung nach Anspruch 33 als Affinitätsmatrix.
36. Verwendung nach Anspruch 33 in einem Verfahren zur Bestimmung
eines Analyten.
37. Verwendung nach einem der Ansprüche 33 bis 36,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Mutein an einer Festphase immobilisiert ist.
38. Verwendung nach Anspruch 37,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Festphase aus Chips für Biosensoren, Mikrotiter
platten, Reaktionsgefäßen, Mikrobeads und Chromatographiema
terialien ausgewählt ist.
39. Verwendung nach einem der Ansprüche 33 bis 38,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Regenerierung des Systems durch Verringerung des pH-
Werts auf < 4,5 oder/und durch Zugabe einer chaotropen
Substanz erfolgt.
40. Biotin-bindefähige regenerierbare Festphase,
dadurch gekennzeichnet,
daß sie mit einem Mutein von Streptavidin oder Avidin
beschichtet ist, das eine Bindungsaffinität zu Biotin von 10⁵
bis 10¹¹ aufweist.
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