DE19623938A1 - Verfahren zur Herstellung einer Reibbelagmischung für Brems- und Kupplungsbeläge - Google Patents
Verfahren zur Herstellung einer Reibbelagmischung für Brems- und KupplungsbelägeInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung einer
Reibbelagmischung für Brems- und Kupplungsbeläge nach dem
Oberbegriff des Anspruchs 1.
Derartige Reibbelagrezepturen haben beispielsweise folgen
den Aufbau:
- - Metalle (als Fasern oder Pulver)
- - Füllstoffe (evt. anorganische Fasern)
- - Gleitmittel (Festschmierstoffe) und
- - organische Bestandteile (Harze, Kautschucke, organi sche Fasern, organische Füllstoffe).
Je nach Anforderungsprofil sind diese vier Rohstoffblöcke
unterschiedlich in ihrer Mengenverteilung proportioniert.
Feinabstimmungen der Reibbelagrezepturen werden dann über
unterschiedliche Anteile der einzelnen Rohstoffblöcke
erzielt.
Bei der Herstellung der Reibbelagmischung entstehen durch
die pulver-, korn- und faserförmigen Bestandteile Staub,
der zu unerwünschten Materialverlusten sowie zur Stauban
reicherung am Arbeitsplatz führt.
Das Absaugen der Stäube durch eine Absauganlage führt zu
einem nicht konstanten Feinstaubverlust, der bis zu 2%
betragen kann, wodurch auch die Reproduzierbarkeit der
Reibmaterialmischung größeren Schwankungen unterliegt.
Ein bekanntes Verfahren zur Staubvermeidung besteht darin,
Lösungsmittel, z. B. Isopropanol in die Reibmaterial
mischung einzugeben, wobei das Lösungsmittel mit Unter
druck wieder entzogen wird. Der Nachteil dieser Staubver
meidungsmethode besteht in der Giftigkeit des Isopropanols
und in der Notwendigkeit explosionsgeschützter Anlagen.
Ein weiteres bekanntes Verfahren zur Staubvermeidung be
steht darin, Heißdampf während des Mischvorganges einzu
blasen. Dieses Verfahren macht es erforderlich, die Reib
materialmischung anschließend zu trocknen. Bei der Reib
materialherstellung ist daher ein weiterer Verfahrens
schritt notwendig, nämlich ein aufwendiger Trocknungspro
zeß.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Herstellver
fahren für eine Reibmaterialmischung anzugeben, mit dem
die Staubverluste bei der Herstellung der Reibmaterial
mischung reduziert werden können und mit dem die Reprodu
zierbarkeit der Reibmaterialmischung erhöht werden kann.
Zur Lösung dieser Aufgabe dienen die Merkmale des An
spruchs 1.
Die Erfindung sieht in vorteilhafter Weise vor, daß wäh
rend des Mischvorganges ein verflüssigter Weichmacher für
Kunststoffe in den Mischbehälter eingesprüht wird. Der
verflüssigte Weichmacher kann bei der Herstellung der
Reibmaterialmischung die Staubbildung in erheblichem Um
fang reduzieren und den Materialverlust von Feinstäuben
soweit reduzieren, daß eine erheblich verbesserte Reprodu
zierbarkeit der Reibmaterialmischung erzielbar ist.
Gleichzeitig wird durch die erheblich verringerte Staub
emission die Luftqualität am Arbeitsplatz verbessert und
die Verschmutzung der Umgebung verringert. Der verflüssig
te Weichmacher bindet beim Einsprühen den aufsteigenden
Staub und bringt diesen in einem hohen Anteil in die
Mischung ein. Der verflüssigte Weichmacher wirkt darüber
hinaus in der Reibmaterialmischung als Schmiermittel, was
sich beim Verpressen der Reibmaterialmischung an den Wan
dungen der Preßform vorteilhaft auswirkt. Zusätzlich wirkt
der verflüssigte Weichmacher als Fließhilfe. In der Summe
ergibt sich dadurch ein verringerter Kraftverlust an den
Wandungen und damit eine Energieersparnis. Aufgrund der
verringerten Kräfte sind kürzere Preßzeiten möglich mit
der Folge der Erhöhung der Preßzyklenzahl und mit der
weiteren Folge einer erhöhten Werkzeugstanzzeit.
Aufgrund der verringerten Staubbelastung am Arbeitsplatz
ergibt sich eine geringere gesundheitliche Mitarbeiterbe
lastung und eine verringerte Umweltbelastung. Die Verrin
gerung der Materialverluste führt zu einer höheren Wirt
schaftlichkeit des Herstellverfahrens und zugleich zu
einer verbesserten Homogenität der Mischung aufgrund ver
ringerter Mischungsverluste und damit im Resultat eine
verbesserte Reproduzierbarkeit der Reibmaterialmischung.
Vorzugsweise ist vorgesehen, daß der verflüssigte Weich
macher über eine Düse feindispers verteilt wird. Die fein
disperse Verteilung des Weichmachers in flüssigem Zustand
ermöglicht die vollständige Erfassung des während des
Mischvorganges aufsteigenden Staubes. Aufgrund der fein
dispersen Verteilung erfolgt eine Verringerung der
Tröpfchengröße des verflüssigten Weichmachers und damit
eine Erhöhung der Abscheiderate der Staubpartikel. Es wird
vorzugsweise Triphenylphosphat als Weichmacher verwendet.
Dieser verflüssigte Weichmacher ist nicht flüchtig, nicht
explosiv und weist eine geringe Toxizität auf.
Der Weichmacher wird in einem Vorwärmbehälter auf eine
Temperatur von ca. 80°C bis 220°C erhitzt. Dabei weist
der Weichmacher eine Schmelzpunkt von ca. 50°C auf und
weist bei der angegebenen Temperatur eine ausreichende
Viskosität auf, um feindispers verteilt zu werden.
Der Weichmacher kann mit einer Heißluftummantelung in den
Mischbehälter eingespritzt werden. Die Heißluftummantelung
bewirkt, daß der Weichmacher nicht schnell abkühlen kann,
so daß seine Aufnahmefähigkeit für Staubpartikel bis zum
Auftreffen auf die Reibmaterialmischung beibehalten
bleibt.
Bei einem bevorzugten Verfahren ist vorgesehen, daß der
Weichmacher mit einer Dosierung von ca. 50 bis 200 g/s,
vorzugsweise ca. 140 bis 180 g/s, eingesprüht wird. Eine
solch hohe Dosierung ist zweckmäßig, um eine kurze
Mischungszeit zu erzielen.
Zur Erzielung kurzer Mischzeiten ist desweiteren eine
Dosierzeit von ca. 120 bis 300 s, vorzugsweise ca. 150 bis
200 s, vorgesehen.
Der Anteil des Weichmachers in der Reibmaterialmischung
beträgt zwischen ca. 0,1 bis 5 Gew.-%.
Der Weichmacher wird vorzugsweise zentral in das Mischgut
eingesprüht, wodurch ein Anhaften des Weichmachers an den
Mischerinnenwänden und/oder an den Mischwerkzeugen ver
mieden werden kann.
Die Einspritzung des Weichmachers kann auch inter
mittierend erfolgen.
Im folgenden werden Anwendungsbeispiele der Erfindung in
den Zeichnungen näher erläutert.
Es zeigen:
Fig. 1 einen Lödige-Mischer mit Einspritzeinrichtung
zur Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens,
und
Fig. 2 einen Eirich-Mischer mit Einspritzeinrichtung
zur Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens.
Die in Fig. 1 gezeigte Mischvorrichtung 1 ist als Lödige-Mischer
bekannt und besteht im wesentlichen aus einer
Mischtrommel 2, in der koaxial zur Längsachse der Misch
trommel 2 eine von einem Motor 4 angetriebene Welle 6
gelagert ist. Die Welle trägt radial gleichmäßig verteilte
Mischschaufeln 8, die die in die Mischtrommel 2 einge
brachte Reibmaterialmischung kräftig durchmischt.
Die Reibmaterialmischung wird über eine Einfüllöffnung 10
in die Mischtrommel 2 eingebracht und seitlich an der
Mischtrommel 2 über eine Entnahmeöffnung 12 nach dem
Mischvorgang wieder entnommen. Auf einer Seite der Misch
trommel 2 können Fenster 14 angeordnet sein, die die Beob
achtung des Mischvorganges erlauben. Auf der Oberseite der
Mischtrommel 2 sind zwei Einspritzdüsen 16 schematisch
dargestellt, über die der verflüssigte Weichmacher, vor
zugsweise Triphenylphosphat bei einer Temperatur von ca.
80 bis 220°C, z. B. 170°C, in den Mischraum der Misch
trommel 2 eingespritzt wird, um während des Mischvorganges
freiwerdenden Staub zu binden.
Fig. 2 zeigte eine Mischvorrichtung, die unter der Be
zeichnung Eirich-Mischer bekannt ist. Bei dieser Mischvor
richtung wird die Reibmaterialmischung über eine Einfüll
öffnung 10 in eine Mischkammer 18 eingebracht, die in
einer rotierenden Mischtrommel 2 angeordnet ist. Die ro
tierende Mischtrommel 2 weist eine Rotationsachse auf, die
gegenüber der Vertikalen geneigt ist. Die rotierende
Mischtrommel 2 weist einen eigenen Antrieb 20 auf. Exzen
trisch zu der Rotationsachse der Mischtrommel 2 ist ein
Rührwerk in der Mischtrommel 2 gelagert, mit einer paral
lel zur Rotationsachse der Mischtrommel 2 verlaufenden
Welle 6, an der wiederum Mischschaufeln 8 befestigt sind.
Das Rührwerk wird von einem Motor 4 angetrieben. Am Boden
der Mischtrommel 2 ist eine Entnahmeöffnung 12 für die
Reibmaterialmischung vorgesehen. Am oberen Ende der Misch
trommel ist zentrisch eine Einspritzdüse angeordnet, über
die der verflüssigte Weichmacher in die Mischkammer 18
eingespritzt werden kann. Es versteht sich, daß anstelle
einer einzigen Einspritzdüse 16 auch mehrere Einspritzdü
sen am oberen Ende der Mischtrommel 2 vorgesehen sein
können.
Das für die Staubbindung vorgesehene und bei Raumtempera
tur nur in fester Form vorliegende Triphenylphosphat wird
in einem in den Zeichnungen nicht dargestellten Vorwärmbe
hälter aufgeschmolzen. Die Schmelze wird auf eine Tempera
tur von ca. 80 bis 220°C erhitzt und dann unter Auf
rechterhaltung der Temperatur beispielsweise durch beheiz
te Zuleitungen in einen beheizbaren Düsenkopf oder in eine
oder mehrere beheizte Einspritzdüsen 16 unter Druck einge
leitet. Der Weichmacher wird dann feindispers während des
Mischprozesses eingesprüht, wobei mit Hilfe der Einspritz
düsen 16 eine Zerstäubung des Weichmachers in einem Korn
größenbereich zwischen 0,5 und 100 µm Tröpfchengröße er
reichbar ist. Dabei wird verhindert, daß sich Triphenyl
phosphat an den Gehäusewänden des Mischers niederschlägt,
wodurch in vorteilhafter Weise auf eine Beheizung des
Mischers verzichtet werden kann. Der feindisperse Sprüh
strahl aus Triphenylphosphat-Tröpfchen bindet den während
des Mischvorganges aufsteigenden Staub schnell und nahezu
vollständig, wodurch Materialverluste vermieden werden,
ohne daß die Mischzeiten verlängert werden müssen.
Der Einspritz- und Verdüsungsvorgang kann mit Hilfe von
Heißluft unterstützt werden, z. B. durch Ummantelung des
Sprühstrahls mit Heißluft.
Zur Erzielung kurzer Mischzeiten ist eine Dosierzeit von
ca. 120 bis 150 s vorgesehen, wobei beispielsweise ca. 140
bis 180 g/s Triphenylphosphat in die Mischung eingebracht
wird. Die Dosierung erfolgt hinsichtlich Temperatur, Ein
spritzgeschwindigkeit und Einspritzmenge so, daß der
Weichmacher erst nach der Staubbindung abkühlen kann. Mit
Hilfe der vorgeschlagenen Verfahrensweise läßt sich eine
Dosiergenauigkeit von unter 100 g erzielen. Hierzu kann
Triphenylphosphat mit Hilfe dosiergenauer Kolben- oder
Zahnradpumpen den Dosierköpfen bzw. Einspritzdüsen 16
zugeführt werden. Die hohe Dosiergenauigkeit ergibt in
Verbindung mit den erheblich reduzierten Materialverlusten
eine pulvrige, in hohem Maße reproduzierbare Reibmaterial
mischung.
Der Einspritzdruck beträgt vorzugsweise 1 bis 3 bar, wobei
der Weichmacher in einem Zeitraum von 2 bis 5 min ggf.
intermittierend eingespritzt werden kann. Die zugeführte
Menge an Weichmacher wird darauf abgestimmt, daß nach
Abschluß des Mischungsvorgangs ca. 0,1 bis 5 Gew.-% Triphe
nylphosphat in der Reibmaterialmischung enthalten sind.
Claims (11)
1. Verfahren zur Herstellung einer Reibmaterialmischung
für Brems- und Kupplungsbeläge, bestehend aus
- - Fasern,
- - organischen und/oder anorganischen Füllstoffen,
- - Schmierstoffen und/oder
- - Metallen oder Metallverbindungen, sowie
- - organischen Bindemitteln,
durch Mischen in einem Mischraum,
dadurch gekennzeichnet,
daß während des Mischvorganges ein verflüssigter
Weichmacher für Kunststoffe in den Mischraum einge
sprüht wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß der verflüssigte Weichmacher über eine Düse fein
dispers verteilt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekenn
zeichnet, daß als Weichmacher Triphenylphosphat ver
wendet wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß der Weichmacher in einem Vorwärm
behälter auf eine Temperatur von ca. 80 bis 220°C
erhitzt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß der Weichmacher mit Heißluftum
mantelung in den Mischbehälter eingespritzt wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch
gekennzeichnet, daß der Weichmacher mit einer Dosie
rung von ca. 50 bis 200 g/s, vorzugsweise ca. 140 bis
180 g/s eingesprüht wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch
gekennzeichnet, daß zur Erzielung kurzer Mischzeiten
eine Dosierzeit von ca. 120 bis 360 s, vorzugsweise
ca. 150 bis 200 s, vorgesehen wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch
gekennzeichnet, daß der Weichmacher zentral in das
Mischgut eingesprüht wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch
gekennzeichnet, daß der verflüssigte Weichmacher
einen Gewichtsanteil an der Reibmaterialmischung von
ca. 0,1 bis 5 Gew.-%, vorzugsweise 1 bis 3 Gew.-%, auf
weist.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch
gekennzeichnet, daß der verflüssigte Weichmacher
intermittierend eingesprüht wird.
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