DE19623931C1 - Verfahren zum Polieren und/oder Schleifen von Lackoberflächen und Kaltgasbearbeitungsgerät zur Durchführung des Verfahrens - Google Patents
Verfahren zum Polieren und/oder Schleifen von Lackoberflächen und Kaltgasbearbeitungsgerät zur Durchführung des VerfahrensInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein kontinuierlich arbeitendes Verfahren zum
Polieren und/oder Schleifen von Lackoberflächen, bei dem die
Lackoberfläche mittels eines kalten Gases gekühlt wird und ein
Kaltgasbearbeitungsgerät, insbesondere zum Polieren und/oder Schleifen,
mit einem eine Relativbewegung gegenüber dem Werkstück ausführenden
Bearbeitungswerkzeug, das eine Zuführung für einen Kaltgasstrom
aufweist.
Bei der Herstellung von mit hochwertigen Lackierungen, insbesondere
Mehrschichtlackierungen versehenen Substraten, wie z. B. Kraftfahrzeugen
und deren Teilen, werden Schleif- und Polierarbeiten durchgeführt, in
deren Verlauf Oberflächenfehler insbesondere in der äußeren Klar- oder
Decklackschicht beseitigt werden.
Problematisch ist das Polieren von beispielsweise zuvor geschliffenen
Stellen einer Lackoberfläche, die aus elastisch eingestellten
Lackmaterialien erstellt worden ist. Dies ist beispielsweise
insbesondere in der Kunststofflackierung üblich. Da elastisch
eingestellte Decklacke bzw. Klarlacke sich durch eine verringerte
Verkratzungsanfälligkeit beispielsweise gegen Waschverkratzung
auszeichnen, besteht der Wunsch, derartige Überzugsmittel auch vermehrt
bei der Lackierung von metallischen Substraten einzusetzen. Solche
Lacke sind jedoch nicht ohne weiteres polierfähig, d. h. auch durch
längeres Polieren einer geschliffenen Stelle ist der gewünschte Glanz
nicht zu erzielen, oder Markierungen an der Oberfläche lassen sich
nicht beseitigen.
In der Vergangenheit ist beispielsweise versucht worden, durch
Aufgießen von verflüssigten Gasen wie Flüssigstickstoff oder durch
kontinuierliches Anblasen mit Preßluft eine Kühlung der zu polierenden
Stelle zu erreichen. Diese Versuche hatten jedoch keinen Erfolg.
Die EP-A-0 346 754 beschreibt ein diskontinuierlich arbeitendes
Verfahren zum Ausbessern von Lackierfehlern, bei dem nach dem Schleifen
die Fehlstelle von einem Schaumstoffring umgeben und die vom Ring
begrenzte Fläche mittels gasförmigen Stickstoffs von ca. -160°C auf ca.
-40°C abgekühlt wird. Nach Erreichen dieser Temperatur wird mit dem
Polieren begonnen. Sobald sich die gekühlte Stelle auf eine Temperatur
von ca. -10°C erwärmt hat, wird der Poliervorgang unterbrochen und der
Abkühlvorgang wiederholt.
Aus der DE-A-38 04 588 ist ein kontinuierlich arbeitendes
Kaltgaspolierverfahren bekannt, das es gestattet, an sich nicht
polierfähige Lackoberflächen mit Erfolg zu polieren. Dabei wird
beispielsweise verdampfender Flüssigstickstoff als Kaltgas während des
Polierens auf die zu polierende Stelle geleitet (vgl. auch H.-J. Höfer,
W. Henning und J.L. Williams in I-Lack 57, 10/89, Seite 376-379).
Geeignete Ausführungsformen von Kaltgasbearbeitungsgeräten zur
Durchführung dieses Verfahrens sind beispielsweise in der
DE-A-39 10 590 offenbart.
Der Umgang mit verflüssigten Gasen verbietet sich jedoch für den
handwerklichen Bereich, beispielsweise in Autolackierwerkstätten, da
die technischen Einrichtungen für den Umgang und die Bevorratung von
Flüssigluft bzw. Flüssigstickstoff dort nicht zur Verfügung stehen bzw.
mit unverhältnismäßig hohem Aufwand verbunden wären. Aber auch für den
industriellen Anwender stellen die Bevorratung und der Umgang mit
verflüssigten Gasen einen unerwünschten Aufwand dar.
Aufgabe der Erfindung ist die Bereitstellung eines Polierverfahrens für
Lackoberflächen und eines Geräts zur Durchführung dieses Verfahrens,
die die vorstehend erläuterten Nachteile vermeiden.
Die Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren der eingangs genannten Art,
das dadurch gekennzeichnet ist, daß das kalte Gas durch Zerlegung eines
Gasstromes in einen kalten und einen warmen Teilstrom mittels eines
Wirbelrohrs erzeugt wird und der kalte Teilstrom zur Kühlung der
Lackoberfläche verwendet wird.
Die Aufgabe wird ferner gelöst durch ein Kaltgasbearbeitungsgerät der
eingangs genannten Art, bei dem die Zuführung für einen Kaltgasstrom
mit dem Kaltgasaustritt eines Wirbelrohres verbunden ist.
Im erfindungsgemäßen Verfahren wird komprimiertes Gas in ein Wirbelrohr
(nach Ranque und Hilsch, vgl. Ullmann, 4. Auflage, Band 2, Seite 638
sowie Hermann Franke, Lexikon der Physik, Franckh′sche Verlagshandlung
Stuttgart, 1969) eingespeist und dabei in einen Teilstrom höherer und
einen Teilstrom niedrigerer Temperatur aufgeteilt, wobei der Teilstrom
niedrigerer Temperatur im erfindungsgemäßen Verfahren weitere
Verwendung findet. Die Dimensionen der im erfindungsgemäßen Verfahren
mit Erfolg einsetzbaren Wirbelrohre sind gering. So reichen schon
Wirbelrohre von 15 bis 20 cm Länge aus.
Als komprimierte Gase dienen im erfindungsgemäßen Verfahren solche
einer Temperatur von 15 bis 25°C, beispielsweise bevorzugt
Raumtemperatur, und eines Drucks von beispielsweise 5 bis 8 bar,
bevorzugt 6 bis 8 bar. Beim erfindungsgemäßen Verfahren wird als
komprimiertes Gas bevorzugt Druckluft verwendet. Die Druckluft ist
bevorzugt getrocknet und von Verunreinigungen wie Öl oder Staub
befreit. Eine derartige Druckluftversorgung steht in üblichen
Lackieranlagen im industriellen und im handwerklichen Bereich im
allgemeinen zur Verfügung, beispielsweise zum Abblasen staubförmiger
Verunreinigungen sowie zum Betrieb pneumatischer Spritzpistolen.
Es hat sich überraschenderweise gezeigt, daß mit dem erfindungsgemäßen
Verfahren ein ausgezeichnetes Polierergebnis erzielt werden kann, wenn
das Wirbelrohr mit einem Gasdurchsatz von mehr als 4, bevorzugt mehr
als 6, im allgemeinen aber unter 20 l/min Gas (der hiergenannte
Gasdurchsatz bezieht sich auf entspanntes Gas unter Normalbedingungen)
pro Quadratzentimeter Bearbeitungsfläche des Polier- oder Schleifgeräts
betrieben wird. Das Gas wird dabei in komprimierter Form mit einem
Druck von 5 bis 8 bar und einer Temperatur von 15 bis 25°C in das
Wirbelrohr eingespeist. Unter diesen Betriebsbedingungen ist eine für
die Erzielung eines ausgezeichneten Polierergebnisses ausreichende
Kühlung gewährleistet, d. h. nicht nur die zu polierende Stelle bzw. das
Polierwerkzeug an sich werden ausreichend abgekühlt, sondern es gelingt
auch die während des Poliervorgangs entstehende Reibungswärme zu
kompensieren. Bevorzugt wird dabei im erfindungsgemäßen Verfahren am
Wirbelrohr ein Verhältnis von Kalt- zu Warmgasanteil von 60 : 40 bis
85 : 15, bevorzugt zwischen 70 : 30 bis 80 : 20 eingestellt.
Der Kaltgasanteil wird während des erfindungsgemäßen Polierverfahrens
in Richtung auf die zu polierende Stelle geleitet. Bevorzugt wird der
Kaltgasanteil dazu in ein Kaltgaspoliergerät geleitet, beispielsweise
indem der Kaltgasausgang des Wirbelrohrs mit dem Kaltgaseingang eines
üblichen Kaltgaspoliergeräts verbunden wird. Insofern betrifft die
vorliegende Erfindung auch derartige geeignete Vorrichtungen zur
Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens. Bevorzugt wird die
Verbindung zwischen Kaltgasausgang des Wirbelrohrs mit dem
Kaltgaseingang des Kaltgaspoliergeräts über eine wärmeisolierte
Leitung, gegebenenfalls unter Zwischenschaltung eines Schalldämpfers,
vorgenommen. Kaltgaspoliergeräte sind an sich übliche Poliergeräte mit
einem beispielsweise mit Filz oder Lammfell versehenen Polierteller,
der durch Schwing- oder bevorzugt Rotationsbewegungen den Poliervorgang
vollzieht. Zusätzlich weisen die Kaltgaspoliergeräte geeignete
Zuführungen für Kaltgas zum Arbeitsbereich, d. h. in den Bereich der zu
polierenden Stelle auf. Zwei grundsätzliche Konstruktionsprinzipien
sind dabei bekannt. Entweder wird das Kaltgas auf die Rückseite des
Poliertellers geleitet und kühlt diesen ab und/oder durchströmt diesen
sowie den Filz oder die Lammfellhaube in Richtung auf die zu polierende
Lackoberfläche, oder das Kaltgas wird direkt durch geeignete
Zuführungen innerhalb des Kaltgaspoliergeräts in den Arbeitsbereich des
Kaltgaspoliergeräts geleitet. Ein derartiges Kaltgaspoliergerät ist
beispielsweise aus der DE-A-39 10 590 bekannt.
Der eigentliche Poliervorgang kann im erfindungsgemäßen Verfahren
kontinuierlich in an sich üblicher Weise problemlos durchgeführt
werden. Beispielsweise wird - im allgemeinen unter Zuhilfenahme für
diesen Zweck üblicher Poliermittel - mit Kaltgaspoliergeräten
gearbeitet, deren Polierteller einen Durchmesser von im allgemeinen
zwischen 5 und 20 cm, bevorzugt unter 15 cm hat. Die Drehzahl des
rotierenden Poliertellers liegt beim erfindungsgemäßen Verfahren im
allgemeinen zwischen 500 und 5000, bevorzugt zwischen 1000 und 3000
Umdrehungen pro Minute.
Das erfindungsgemäße Verfahren erlaubt eine wesentlich vereinfachte
Durchführung des kontinuierlichen Kaltgaspolierverfahrens für
Lackoberflächen sowohl im handwerklichen als auch im industriellen
Bereich. Bevorratung von und Umgang mit verflüssigten Gasen erübrigen
sich. Die Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens erfolgt
beispielsweise bevorzugt beim Polieren von Klar- oder
Unidecklackschichten, insbesondere im Gefolge von Schleifarbeiten.
Elastische Lackierungen analog Beispielteil DE-A-38 04 588, Tabelle 1,
Formulierungsnummer 3 und 4 wurden hergestellt und wie dort beschrieben
geschliffen. Anschließend wurde poliert unter Verwendung einer
Kaltgaspoliermaschine, deren Kaltgaseingang über eine wärmeisolierte
Leitung mit dem Kaltgasausgang eines Wirbelrohrs
verbunden worden war. Die Drehzahl des Poliertellers
betrug 2000 U/min. Während des 15 Sekunden andauernden Poliervorgangs
wurde gereinigte und getrocknete Druckluft von 7 bar und 20°C in das
Wirbelrohr eingespeist bei einem Durchsatz von 600 Liter pro Minute,
bezogen auf Luft von Normalbedingungen. Das Verhältnis von Kaltluft- zu
Warmluftanteil betrug 70 : 30. Die Polierergebnisse entsprachen den
Kaltgaspolierergebnissen im Beispielteil von DE-A-38 04 588.
Claims (7)
1. Verfahren zum Polieren und/oder Schleifen von Lackoberflächen, bei
dem die Lackoberfläche mittels eines kalten Gases gekühlt wird,
dadurch gekennzeichnet, daß das kalte Gas durch Zerlegung eines
Gasstromes in einer kalten und einen warmen Teilstrom mittels eines
Wirbelrohrs erzeugt wird und der kalte Teilstrom zur Kühlung der
Lackoberfläche verwendet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Gasstrom
vor der Zerlegung eine Temperatur von 15 bis 25°C und einen Druck
von 5 bis 8 bar aufweist.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß pro
cm² Bearbeitungsfläche des Polier- oder Schleifgeräts ein Gasstrom
von 4 bis 20 l/min., bezogen auf entspanntes Gas unter
Normalbedingungen, zerlegt wird.
4. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß das Volumenverhältnis des kalten und des warmen
Teilstroms 60 : 40 bis 85 : 15 beträgt.
5. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß als Gas Druckluft verwendet wird.
6. Kaltgasbearbeitungsgerät, insbesondere zum Polieren und/oder
Schleifen mit einem eine Relativbewegung gegenüber dem Werkstück
ausführenden Bearbeitungswerkzeug, das eine Zuführung für einen
Kaltgasstrom aufweist, dadurch gekennzeichnet, daß die Zuführung
für einen Kaltgasstrom mit dem Kaltgasaustritt eines Wirbelrohres
verbunden ist.
7. Kaltgasbearbeitungsgerät nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet,
daß das Wirbelrohr eine Länge von 15 bis 20 cm aufweist.
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