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Gegenstand
der Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung reaktionsgebundener
Mullit-haltiger Keramikformkörper
und deren Verwendung.
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Langfaserverstärkte keramische
Verbundwerkstoffe sollen als thermischer Schutz in Brennkammern
von mobilen und stationären
Turbinen eingesetzt werden, um eine Steigerung der Verbrennungstemperatur
und damit eine Verringerung des Schadstoffausstoßes zu erreichen. Von entscheidender
Bedeutung, insbesondere bei Flugzeugtriebwerks-Turbinen, ist dabei
die Schadenstoleranz dieses Schutzsystems im Langzeiteinsatz. Ein
nicht katastrophales Versagensverhalten der eingesetzten Werkstoffe,
beispielsweise bedingt durch Sprödbruch ist
unabdingbar. Dies soll durch Einsatz eines keramischen Faserverbundwerkstoffs
auf Oxidbasis ermöglicht
werden.
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Die
physikalisch – chemischen
Eigenschaften von Mullit (Al6Si2O13 bzw. 3Al2O3 *2SiO2) machen ihn
zu einem zu einem geeigneten Matrix – Material für Verbundwerkstoffe
für den
Einsatz bei hohen Temperaturen in oxidierender Atmosphäre. Dies
sind im Besonderen:
- – Eine hohe Temperaturwechselbeständigkeit
bedingt durch einen niedrigen Wärmeausdehnungskoeffizient
- – Eine
hohe Kriechbeständigkeit,
auch bei hohen Temperaturen
- – Die
hohe chemische Resistenz, insbesondere gegenüber Oxidation
- – Eine
relativ geringe Wärmeleitfähigkeit.
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Konventionelle
Herstellungsverfahren für Verbundwerkstoffe
auf Mullitbasis, wie das Sintern von Mullitpulvern oder das Reaktionssintern
von Aluminiumoxiden und Siliciumoxiden, erfordern Prozeßtemperaturen
von mehr als 1650°C
und sind mit hohen Volumenabnahmen von mehr als 20 Vol.-% verbunden.
Dies kann zu Schädigungen
des Werkstoffes während
der Herstellung führen.
Außerdem
liegen diese Prozeßtemperaturen
weit über
der Grenze der thermischen Stabilität aller bislang kommerziell erhältlichen
Verstärkungs-Fasern.
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Eine
weitere Möglichkeit
der Herstellung von langfaserverstärkten, keramischen Verbundwerkstoffen
ist das Heißpressen.
Durch dieses Verfahren wurden bereits Mullit-Matrix Verbundwerkstoffe
hergestellt, wobei die Endprodukte auf einfache Formen, wie z.B.
Platten, beschränkt
bleiben.
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Seit
einigen Jahren gibt es Untersuchungen in Deutschland und Schweden,
um ein optimales RBM ("Reaction
Bonded Mullite",
reakionsgebundener Mullit) Herstellungsverfahren zu entwickeln.
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Brandt,
J. & Lundberg,
R.: Processing of Mullite-based Long-fibre Composites via Slurry
Routes and by Oxidation of an Al-Si Alloy Powder. J.Eur. Cer. Soc.
16, 261–267
(1996) verwendeten eine Aluminium-Silicium-Legierung (Al:Si = 75:25),
Sinter-Mullit und MgO-Pulver als Additiv, welches die Oxidation der
Al:Si-Legierung
beschleunigen sollte. Die Pulver wurden homogenisiert und als Schlicker
in Fasern infiltriert. Die Prozeßtemperatur variierte zwischen 1430°C und 1600°C, wobei
die Mullitisierung bei 1430°C
sehr niedrig blieb.
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Claussen,
N.: Reaktionsgebundener Mullit-haltiger Keramikformkörper, seine
Herstellung und seine Verwendung (
EP 0 531 378 B1 ); Holz, D., Pagel, S., Bowen
C., Wu, S & Claussen,
N.: Fabrication of Low-to-Zero Shrinkage Reaktion-Bonded Mullite Composites.
J. Eur. Cer. Soc. 16, 255–260
(1996) und Wu, S. & Claussen,
N.: Reaktion Bonding and Mechanical Properties of Mullite/Silicon
Carbide Composites. J. Am. Ceram. Soc. 77 [11], 2898–904 (1994)
beschreiben die Herstellung von reaktionsgebundenen Mullitkeramiken
unter Verwendung von Aluminiummetall, Siliciumcarbid (SiC) und Korund (alpha – Al
2O
3), wobei ein erheblicher
Anteil von Zirkoniumoxid (ZrO
2)-Abrieb als
Folge der Homogenisierung in einer Attritor-Mühle zusätzlich in die Pulver eingebracht
wurde. Die Pulvermischungen wurden sprühgetrocknet, zu Preßlingen
verarbeitet und bei einer Endtemperaturen von bis zu 1550°C getempert.
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Derwent
Abstr. Ref. JP 01282-149-A betrifft ein Verfahren zur Herstellung
von Mullit-gesinterten Formkörpern
durch Brennen und Pulverisieren eines Mullit-Pulvers aus Aluminiumoxid, Siliciumdioxid
und Ceroxid.
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Bei
beiden obengenannten Entwicklungen werden sehr hohe Prozeßtemperaturen
(> 1500°C) angewendet,
um vollständige
Mullitisierung und eine relativ hohe Verdichtung zu erreichen. In
diesem Temperaturbereich ist jedoch eine ausreichende Faserstabilität der Verstärkungsfasern
nicht mehr gewährleistet.
Durch Trockenpressen kann nur ein sehr geringer Fasergehalt (10
%) erreicht werden. Ein hoher Fasergehalt (> 30%) und eine homogene Faserverteilung
in der Matrix sind jedoch am Besten durch Naßbearbeitung (Schlickerguß oder Schlickerinfiltration)
zu erreichen.
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Brandt
und Lundberg (loc.cit.) beobachteten, daß eine geringe Menge von MgO
die Mullitisierung verbessert. Bei Temperaturen zwischen 1400°C und 1500°C wird jedoch
MgO freigesetzt. Dies bedeutet, daß durch diese Methode hergestellte
Mullit-Keramik an den Korngrenzen MgO enthält. Das Vorkommen von freien
Alkalien oder Erdalkalien in der Matrix ist wegen der Bildung von
niedrigschmelzenden Verbindungen oder Glasphasen zu vermeiden, da
ansonsten die Hochtemperatur-Kriechfestigkeit der Keramik beeinträchtigt werden
kann.
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Die
Verwendung von Aluminiummetall oder Aluminium-haltigen Legierungen
als Pulver weist mehrere Nachteile auf:
- (a)
Bedingt durch seine Duktilität
ist es schwierig, das relativ grobe Aluminiumpulver zur erforderlichen
Korngröße (0,5
mm) zu mahlen. Das Mahlen in einer Kugelmühle führt meist nur zur Bildung von
flachen, fladenförmigen
Körnern.
Aufgrund der relativ großen
Körner
sind die Diffusionswege vergrößert, d.h.
es resultieren chemische Inhomogenitäten im Grünkörper.
- (b) Die immer vorhandene, oberflächliche Oxidationsschicht auf
den Aluminiummetall-Partikeln verzögert die weitere durchgreifende
Oxidation zu Aluminiumoxid. Der exotherme Charakter der Oxidation,
in Kombination mit dem relativ niedrigen Schmelzpunkt des Aluminiums
(660°C),
birgt die Gefahr einer lokalen Überhitzung
und Schmelzbildung innerhalb eines Aluminiumkorns. Diese Schmelze
kann entweichen und eine Pore hinterlassen, welche durch die nachfolgende
Reaktion nur schwer wieder geschlossen werden kann. Diese Porosität kann zu
einer erheblichen Beeinträchtigung
der mechanischen Eigenschaften der Keramik führen.
- (c) Die Oxidation von Aluminium zu Aluminiumoxid führt zu einer
relativ geringen Volumenzunahme von 28.8 Vol.% im Vergleich zur
Oxidation von SiC (120 Vol.%) oder Siliciummetall (127 Vol.%) zu
SiO2. Gegen die Verwendung von Aluminium spricht
weiterhin, daß die
Oxidation (d.h. die Volumenausdehnung) und die Sinterschrumpfung
der Keramik in unterschiedlichen Temperaturbereichen ablaufen, so
daß sich
große
Volumenänderungen
während
des Prozesses ergeben.
- (d) Die sich durch Oxidation bildende, kristalline Aluminiumoxid-Phase
zeigt nur ein geringes Sintervermögen, was sich in niederen Enddichten und
einer hohen Volumenausdehnung der Formkörper nach dem Tempern bei Temperaturen
von weniger als 1500°C
widerspiegelt.
- (e) Aluminiumpulver in der erforderlichen Feinheit sind brennbar,
teilweise sogar explosiv, was aufwendige Sicherheitsmaßnahmen
erforderlich macht. Zur Lösung
dieses Problems kann beispielsweise eine Kombination von Attritormahlen in
Aceton und anschließender
Sprühtrocknung eingesetzt
werden. Beide Methoden sind jedoch sehr aufwendig und kostspielig,
außerdem
bleibt das Sicherheitsproblem bestehen.
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Eine
relativ große
Volumenzunahme bei höheren
Temperaturen (> 1000°C) kann durch
die Verwendung von SiC als Siliciumquelle erzielt werden. Allerdings
muß das
bei der Oxidation von SiC gleichzeitig entstehende Kohlendioxid
(CO2) von der Reaktionsgrenze entfernt werden.
Dieser entgegengesetzte Gasstrom vermindert zwangsläufig den
Transport von Sauerstoff zur Reaktionszone und vermindert so die
Reaktivität,
insbesondere bei niedrigen Prozeßtemperaturen.
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EP 0 261 050 A2 beschreibt
ein Verfahren zur Herstellung von nicht faserverstärkten porösen keramischen
Werkstoffen mit hochdichter Oberfläche. Das Ausgangsmetall zur
Herstellung der Form wird geschmolzen und reagiert mit einem Oxidationsmittel,
nachdem ein Grünkörper, der
ein Füllstoffmaterial
und das Ausgangsmetall umfasst, hergestellt worden ist.
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Hierbei
wird ein Überschuß an Ausgangsmetall
verwendet, der bei der bewußt
eingesetzten erheblichen Volumenausdehnung infolge Oxidation durch
Diffusion an die Oberflächen
für vollständige Ausfüllung der
Form und eine dichte Oberfläche
sorgen soll.
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Ein
quasi volumenkonstanter (endkonturnaher) Herstellungsprozeß des Formkörpers ist
jedoch erwünscht
günstig,
um Schädigungen
des Werkstoffes, beispielsweise der in die Matrix eingebrachten Fasern,
zu vermeiden. Auch kann so auf eine aufwendige Nachbearbeitung des
keramischen Körpers weitgehend
verzichtet werden. Gleichzeitig können sehr komplexe Formen einfach
realisiert werden. Dies wird durch den Reaktionsbindeprozeß, bei dem das
Schrumpfen des Grünkörpers während des
Sinterns und der darauf folgenden Mullitisierung vollständig (oder
zum größten Teil)
ausgeglichen wird, ermöglicht.
Durch eine geeignete Kombination von Ausgangsmaterialien kann dies
erreicht werden; insbesondere kann die Volumenschwindung mit der Oxidation
von Metallpulvern, und die damit verbundenen Volumenausdehnung durch
die Aufnahme von Sauerstoff, ausgeglichen werden. Eine Grenze der maximalen
Prozeßtemperatur
wird durch die maximale Einsatztemperatur der kommerziell erhältlichen Keramikfasern
gesetzt. Um die Beeinträchtigung
der mechanischen Eigenschaften dieser Fasern gering zu halten, ist
eine Minimierung der Prozeßtemperaturen
anzustreben.
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Günstige mechanische
Eigenschaften, insbesondere eine hohe Bruchfestigkeit können durch eine
homogene Mikrostruktur mit geringer Porosität und einer engen Korngrößenverteilung
erreicht werden.
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Um
die Schwierigkeiten des Standes der Technik zu überwinden, wird erfindungsgemäß die Verwendung
von Siliciummetall als Siliciumquelle und Korund (alpha – Al2O3)-Keramikpulver
als Aluminiumquelle vorgeschlagen. Zur Steigerung der Reaktivität und Verdichtung
werden Elemente der dritten Nebengruppe (Sc, Y, La) sowie der Seltenen
Erden (Ce...Lu) zugegeben, welche nach dem Prozeß in einem Temperaturbereich
von weniger als 1400° C
die kristallinen Phase Thortveitit bzw. eine analoge Silikatstruktur
bilden (allg. Me2Si2O7), oder wie im Falle des Ce als Cerianit
CeO2 in der Keramik verbleiben. Um die Mullitisierung
zu beschleunigen, werden gegebenenfalls hochreaktive Mullit-Precursorpulver verschiedener
Korngrößen (bevorzugt
etwa 0,1mm) als homogene Kristallisationskeime beigemischt.
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Demgemäß besteht
eine erste Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung in einem Verfahren zur Herstellung der
Mullit enthaltenden Keramikformkörper,
das dadurch gekennzeichnet ist, daß man unter Einsatz von Verstärkungsfasern
und/oder Funktionselementen in einer Menge von 5 bis 50 Vol.-% eine
feindisperse Mischung eines Aluminium-haltigen Materials, Silicium-haltigen
Materials, ausgewählt
aus Siliciummetall, Siliciumcarbid, Siliciumnitrid und/oder Zirkoniumsilikat
und Seltenerdmetall-Materials in einer sauerstoffhaltigen Atmosphäre einer Wärmebehandlung
unterwirft.
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Besonders
bevorzugt in diesem Sinne sind Langfaser-verstärkte Keramikformkörper, d.
h. solche, bei denen die Faser durchgehend durch das gesamte Material
vorhanden ist. In diesem Sinne ist es auch möglich, Gewebe in die Keramikformkörper einzulagern.
Bevorzugt weisen die nichtschrumpfenden Verstärkungs- und/oder Funktionselemente
Abmessungen zwischen 5 und 500 mm auf. Diese Einlagerungselemente
bestehen vorzugsweise aus hochtemperaturfesten Oxiden, Carbiden,
Nitriden, Siliciden und/oder Boriden.
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Erfindungsgemäß wird die
Wärmebehandlung
vorzugsweise bei einer Temperatur im Bereich von 1200 bis 1500°C, insbesondere
im Bereich von 1300 bis 1450°C
durchgeführt.
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Dabei
ist es nicht erforderlich und auch nicht erwünscht, den Grünkörper auf
höhere
Temperaturen zu erwärmen,
so daß in
den Keramikformkörper eingearbeitete
Verstärkungs-
und/oder Funktionselemente diese Wärmebehandlung überstehen
können.
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Das
Aluminium-haltige Material ist vorzugsweise ausgewählt aus
dem Hydroxid, dem Sulfat, dem Nitrat, dem Nitrid und/oder dem Oxid.
Gegebenenfalls ist es möglich,
bis zu 10 Gew.-% des Aluminium-haltigen Materials in Form von Aluminiumpulver einzubringen.
Dieser geringe Anteil an Aluminiumpulver ist weder explosions- noch
feuergefährlich.
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Das
Silicium-haltige Material ist ausgewählt aus dem Siliciummetall,
dem Siliciumcarbid, dem Siliciumnitrid und dem Zirkoniumsilikat,
vorzugsweise dem Siliciummetall.
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Gegebenenfalls
ist es erfindungsgemäß möglich, dem
Reaktiongemisch Mullit-Precusorpulver
beispielsweise in einer Menge von 0 Gew.-% bis 50 Gew.-%, insbesondere
5 Gew.-% bis 15 Gew.-% zuzugeben.
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Der
erhältliche
Mullitanteil beträgt
vorzugsweise 50 Gew.-% bis 99,9 Gew.-%, insbesondere 80 Gew.-% bis
95 Gew.-%.
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Ein
wesentliches Merkmal der vorliegenden Erfindung ist die Anwesenheit
von Elementen der dritten Nebengruppe oder der Lanthanoiden. Die
Seltenerdmetalle im Sinne der vorliegenden Erfindung sind besonders
bevorzugt ausgewählt
aus Yttrium und/oder Cer. Die Seltenerdmetalle können auch als Teil von Zirkoniumoxid-Seltenerdmetalloxid-Mischkristallen
vorliegen, insbesondere in Form von Yttrium-haltigem Zirkoniumoxid.
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Besonders
bevorzugt im Sinne der vorliegenden Erfindung weist der erfindungsgemäß erhältliche
Keramikformkörper
Seltenerdmetalle in einer Menge von 0,1 bis 10 Gew.-%, insbesondere
1 bis 5 Gew.-% auf.
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Die
erfindungsgemäß hergestellten
Reaktions-gebundenen Mullit-haltigen Keramikformkörper können für verschiedenste
Verwendungszwecke eingesetzt werden. Eine weitere Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung besteht demgemäß darin, die obengenannten
Reaktions-gebundenen Mullit-haltigen Keramikformkörper als
verschleißfeste
und/oder hochtemperaturfeste Komponente im Maschinen-, Apparate-
und Motorenbau als Schneidwerkzeug, Lager- und/oder Dichtungselement,
als Funktionsteil in elektronischen Apparaten sowie in Brennkammern von
mobilen und stationären
Turbinen einzusetzen.
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Die
Vorteile dieser neuen Entwicklung sind im Einzelnen:
- (a) Korund und Siliciummetallpulver als beispielshafte Materialien
der Aluminium- und
Silicium-haltigen Materialien sind problemlos kommerziell erhältlich.
Aufgrund ihrer Sprödigkeit
und ihrer Passivität
können
sie schnell und ohne gefährliche Lösungsmittel
in Planetenkugelmühlen
zur notwendigen Feinheit gemahlen und homogenisiert werden, eine
aufwendige Sprühtrocknung
entfallen.
- (b) Die Oxidation des Siliciummetalls ergibt eine relativ große Volumenzunahme
und findet in nennenswertem Umfang erst ab ca. 800°C statt.
Es wird im Vergleich zur Oxidation von SiC die halbe Menge an Sauerstoff
für die
Bildung der gleichen Menge SiO2 verbraucht,
ohne daß ein
weiteres Reaktionsprodukt entsteht, welches von der Reaktionszone
entfernt werden muß.
Die maximale Oxidationsrate liegt bei mehr als 1000°C, also in einem
Bereich, in dem die Volumenschrumpfung durch Sintern einsetzt, bevor
die durch Mullitisierung verursachte Volumenausdehnung stattfindet.
Es kann somit eine annähernd
gleichzeitige Kompensation der Sinterschrumpfung durch die oxidationsbedingte
Volumenzunahme erreicht werden.
- (c) Durch die Oxidation des Siliciummetalls entsteht amorphes
SiO2. Dieses SiO2 zeigt,
bedingt durch viskoses Fließen,
ein hohes Sintervermögen.
Dadurch wird eine hohe Verdichtung des Grünkörpers bei niedrigerer Temperatur
(< 1400°C) erreicht.
Dies hat eine erhebliche Erleichterung der zur vollständigen Mullitisierung
erforderlichen Diffusion zur Folge.
- (d) Die Zugabe der oben genannten Elemente bewirkt eine Verringerung
der Viskosität
des durch die Oxidation gebildeten, amorphen SiO2 und
erleichtert somit die Verdichtung der Keramik durch Flüssigphasensintern.
Gleichzeitig wird durch die Viskositätsverminderung die Sauerstoffdiffusion durch
die amorphe SiO2-Schicht zum Si-Metall erleichtert,
was eine erheblich verkürzte
Reaktionszeit bei Temperaturen von weniger als 1400°C zur Folge
hat. Im Falle des CeO2 ist möglicherweise von
einer katalysierten Oxidation auszugehen. Da diese Elemente nicht
oder nur in sehr geringem Umfang in die Mullitstruktur eingebaut
werden, bilden sie eigenständige,
kristalline Silikatphasen oder liegen als Oxide in der Keramik vor.
Diese Nebenphasen sind oxidationsbeständig, haben hohe Schmelzpunkte
(mehr als 1800°C
für die Thortveitite
bzw. mehr als 2600°C
für Cerianit) und
beeinflussen die mechanischen Eigenschaften der Keramik nur in geringem
Umfang. Die maximale Menge dieser Phasen sowie die verbleibende
Menge an Al2O3 kann über die
eingesetzte Menge der obengenannten Elemente und das Silicium-Aluminium-Verhältnis eingestellt
werden.
- (e) Die Calcinierungstemperatur der Mullitprecursoren wirkt
sich auf die Gründichte
und die Mikrostruktur der Keramik aus. Da diese Mullitkristalle im
System als Kristallisationskeime dienen, wird durch ihre Größe und ihre
Anzahl die Keimdichte und damit die Korngrößenverteilung sowie die Porosität in der Keramik
beeinflußt.
- (f) Experimente zeigten, daß die
Zugabe von wenigen Gewichtsprozent (< 3%) Quarz bei Beibehaltung der eingestellten
Stöchiometrie
die Mikrostruktur der Matrix positiv beeinflußt.
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Ausführungsbeispiele
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Beispiel 1:
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Handelsübliches
Silicium-Metallpulver (H.C. Starck GmbH, Goslar) mit einer spezifischen
Oberfläche
von 3.6 m2/g wurde unter Verwendung von
abriebarmen Si3N4-Mahlkugeln
und 1-Propanol (Merck AG, Darmstadt) als Mahlmedium in einer Planetenkugelmühle (Fa.
Retzsch, Haan) 48 h vorgemahlen. Anschließend wurde das Pulver in einem
Vakuum-Rotationsverdampfer
getrocknet und durch ein 125 mm Sieb passiert. Der Mahlkugelabrieb
wurde gravimetrisch auf weniger als 0,1 Gew.-% bestimmt, Element-Verunreinigungen
sind durch die Wahl des Mahlkugelmaterials und des Einsatzes von
Polyamid-Mahlbechern prinzipiell minimal. Nach dem Mahlvorgang wurde
die spezifische Oberfläche
zu ca. 9 m2/g bestimmt.
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Quarzpulver
(Novacite® L337,
Chemag AG, Frankfurt) wurden analog zur Silicium-Vormahlung gemahlen.
Die spezifische Oberfläche
nach dem Mahlen wurde zu ca. 6 m2/g bestimmt.
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Mullit-Precursorpulver
(Siral® II,
Condea Chemie, Hamburg), die im Anlieferungszustand aus amorphem
SiO2 und -Al2O3 bestehen, wurden bei 1200°C für 5 h vorcalciniert.
Dies senkte die im Anlieferungszustand gemessene spezifische Oberfläche von
mehr als 100 m2/g auf ca. 50 m2/g.
Ein Teil dieses calcinierten Pulvers wurde anschließend weitere
2 h bei 1350°C
getempert, was die spezifische Oberfläche auf ca. 25 m2/g
senkte. Aus pulverdiffraktometrischen Analysen ergab sich, daß die Bildung
von Mullitkristallen in diesen Pulvern weit fortgeschritten war.
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Des
weiteren dienten als Ausgangsmaterialien Korundpulver (Martoxid® CS400/M,
Martinswerk, Bergheim) mit einer spezifische Oberfläche von
ca. 9 m2/g, Y2O3-Pulver
(99,9 % rein, H.C. Starck GmbH, Goslar) mit einer spezifische Oberfläche von
16 m2/g sowie CeO2-Pulver
(Auer-Remy GmbH, Hamburg).
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13,47
g Silicium, 75,83 g Korund, 4,75 g Mullit aus Precursor (1350°C calciniert),
0,959 Quarz und 5 g Yttriumoxid wurden mit 200 g Siliciumnitrid-Mahlkugeln
und 300g 1-Propanol 1h in einer Planetenkugelmühle in Polyamidbechern homogenisiert.
Die Pulvermischung wurde in einem VakuumRotationsverdampfer bei
90°C und
300 bis 20 mbar getrocknet. Nach dem Passieren der Pulvermischung
durch ein 250 mm – Sieb
folgte eine Behandlung in einem Taumelmischer (System Schatz, Fa.
W.A. Bachofen, Schweiz) um die Pulver zu Granulaten zu formen. Jeweils
ca. 2,5 g Pulver wurden in Stäbchen
von ca. 55 × 5 × 4 mm3 mit einem uniaxial gerichteten Druck von 55
MPa gepreßt.
Diese Stäbchen
wurden anschließend
unter Vakuum in Latexhüllen
eingekapselt und bei 200 MPa kalt isostatisch gepreßt. Ein
Preßstäbchen aus
dieser Pulvermischung wurde in einem Kammerofen in Luftatmosphäre mit einer
Aufheizrate von 3°C/min
auf 1350° aufgeheizt
und 24 h gehalten. Die Dichte der Probe wurde mit der Archimedes-Methode
zu 2,44 g/cm3 bestimmt, was einer Verdichtung von
ca. 75% bezüglich
der theoretischen Dichte entsprach. Die Röntgenanalyse auf einem Pulverdiffraktometer
ergab, daß neben
Mullit als Hauptbestandteil noch geringere Mengen an Y-Thortveitit
("Keiviit") und Korund als
kristalline Phasen in der Probe vorlagen (Korund ca. 7 Gew.-%, Y-Thortveitit ca. 7,5 Gew.-%).
Hinweise auf die Bildung von erheblichen Mengen amorpher Phase ergaben
sich nicht. Die Volumenänderung
der Probe wurde durch Ausmessen zu – 5,5 Vol.-% bestimmt.
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Ein
weiteres Preßstäbchen wurde
mit einer Aufheizrate von 2°C/min
auf 1350°C
aufgeheizt und 5 h gehalten. Die Dichte der Probe betrug 2,42 g/cm3 was einer Verdichtung von ca. 74 % bezüglich der theoretischen
Dichte entsprach. Die Röntgenanalyse ergab
den gleichen Phasenbestand wie oben. Die Volumenänderung der Probe wurde zu – 3,75 Vol.-% bestimmt.
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Beispiel 2:
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Eine
Pulvermischung mit der gleichen chemischen Zusammensetzung wie in
Beispiel 1, allerdings mit Mullit aus Precursor (1200°C calciniert) wurde
analog zu Beispiel 1 aufbereitet und zu Preßstäbchen geformt. Eine Probe wurde
mit einer Aufheizrate von 2°C/min
auf 1350°C
aufgeheizt und 5 h gehalten. Die Dichte der Probe betrug 2,43g/cm3 was einer Verdichtung von ca. 75 % bezüglich der
theoretischen Dichte entsprach. Die Röntgenanalyse ergab den gleichen
Phasenbestand wie in Beispiel 1. Die Volumenänderung der Probe betrug – 2,0 Vol.-%.
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Beispiel 3:
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Eine
Pulvermischung aus 13,75 g Silicium, 77,43 g Korund, 4,85 g Mullit
aus Precursor (1350°C calciniert),
0,97 g Quarz und 3 g Yttriumoxid wurde analog zu Beispiel 1 aufbereitet
und zu Preßstäbchen geformt.
Die Probe wurde mit einer Aufheizrate von 3°C/min auf 1400° aufgeheizt
und 24 h gehalten. Die Dichte der Probe betrug 2,68g/cm3 was
einer Verdichtung von ca. 83 % bezüglich der theoretischen Dichte
entsprach. Die Röntgenanalyse
ergab den gleichen Phasenbestand wie in Beispiel 1, dabei lag der
Anteil von Korund bei ca. 4 Gew.-%
und der Anteil von Y-Thortveitit bei ca. 5 Gew.-%. Die Volumenänderung
der Probe betrug – 6,0
Vol.-%.
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Beispiel 4:
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60
g einer Pulvermischung mit gleicher Zusammensetzung wie in Beispiel
3 wurden mit 30 g deionisiertem Wasser, 0,3 g Palmitinsäure (Loxiol®EP
278, Henkel KGaA Düsseldorf),
0,1 g Monoglycerid (Arylpon®90-25, Grünau GmbH,
Illertissen), 0,3 g Netzmittel (Arlypon®V37802,
Grünau
GmbH, Illertissen) und 0,2 g Hydroxypropylcellulose (Klucel®), Hercules
Inc., Wilmington, USA) versetzt. Die Homogenisierung des Schlickers
erfolgte mit Si3N4-Mahlkugeln
für 1 h
in einer Planetenkugelmühle.
Anschließend
wurden im Schlicker vorhandene Gasblasen unter Vakuum mit einem
Magnetrührwerk
entfernt, und der Schlicker in Plattenform auf Gipsunterlagen abgegossen.
Die organischen Additive wurden bei einer Aufheizrate von 0,6°C/min und
einer Temperatur von 550°C
in einem widerstandsbeheizten Laborofen ausgebrannt. Eine Probe
wurde mit einer Aufheizrate von 2°C/min
auf 1350°C
aufgeheizt und 5 h gehalten. Die Dichte der Probe betrug 2,5 g/cm3 was einer Verdichtung von ca. 80 % bezüglich der
theoretischen Dichte entsprach. Die Röntgenanalyse ergab den gleichen
Phasenbestand wie in Beispiel 3.
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Beispiel 5:
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Eine
Pulvermischung aus 13,12 g Silicium, 73,89 g Korund, 4,63 g Mullit
aus Precursor (1350°C calciniert),
0,93 g Quarz und 7,43 g Ceroxid wurde analog zu Beispiel 1 aufbereitet
und zu Preßstäbchen geformt.
Ein Preßstäbchen aus
dieser Pulvermischung wurde mit einer Aufheizrate von 3°C/min auf 1350°C aufgeheizt
und 24 h gehalten. Die Dichte der Probe betrug 2,67 g/cm3 was einer Verdichtung von ca. 82 % bezüglich der
theoretischen Dichte entsprach. Die Röntgenanalyse ergab, daß neben
Mullit noch CeO2 ("Cerianit") und Korund als kristalline Phasen
in der Probe vorlagen. Kein Hinweis auf die Bildung einer Cer-Silicium
bzw. Cer-Aluminium-Verbindung oder einer amorphen Phase konnte entdeckt werden.
Daraus folgte, daß in
der Probe als kristalline Phasen 7,4 % Cerianit und max. 92,6 %
Mullit vorliegen. Die Volumenänderung
der Probe betrugt -8,5 Vol.-%. Ein weiteres Preßstäbchen wurde mit einer Aufheizrate
von 2°C/min
auf 1350°C
aufgeheizt und 5 h gehalten. Die Dichte der Probe betrug 2,62 g/cm3, was einer Verdichtung von ca. 80 % bezüglich der theoretischen
Dichte entsprach. Die Röntgenanalyse ergab
den gleichen Phasenbestand. Die Volumenänderung der Probe betrug – 5.0 Vol.-%.
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Beispiel 6:
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60
g einer Pulvermischung aus 13,47 g Silicium, 75,83 g Korund, 4,75
g Mullit aus Precursor (1350°C
calciniert), 0,95 g Quarz und 5 g Ceroxid wurden analog zu Beispiel
4 mit üblichen
Preßhilfsmitteln
(organischen Additiven) und deionisiertem Wasser zu einem Schlicker
verarbeitet und abgegossen. Nach dem Ausbrennen der organischen
Bestandteile bei 550°C
wurde die Probe mit einer Aufheizrate von 4°C/min auf 1350°C aufgeheizt
und 2 Stunden gehalten. Die Dichte der Probe betrug 2,60 g/cm3 was einer Verdichtung von ca. 80% bezüglich der
theoretischen Dichte entsprach. Die Röntgenanalyse ergab den gleichen
Phasenbestand wie in Beispiel 5.
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Beispiel 7:
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Ein
kontinuierliches Faserbündel
einer oxidischen Faser auf Mullitbasis (Nextel® 720,
3M, Neuss) wurde mit einem Schlicker analog zu Beispiel 6 infiltriert.
Das noch feuchte Faserbündel
wurde auf einem quaderförmigen
Gipsblock so aufgewickelt, daß die Faserbündel einen
faserverstärkten
Grünkörper mit paralleler
Faserausrichtung aufbauten. Der faserverstärkte Grünkörper wurde in vier Teile geteilt
und analog zu Beispiel 6 temperaturbehandelt. Es ergab sich ein
flacher Mullit-Matrix/Mullit-Faser Verbundwerkstoff der gleichen
Phasenzusammensetzung wie in Beispiel 6.
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Beispiel 8:
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Analog
zu Beispiel 7 wurde ein Faserbündel mit
dem Schlicker infiltriert. Das Faserbündel wurde analog zu Beispiel
7 auf einen zylinderförmigen
Gipsblock aufgewickelt. Nach dem Ablösen des Grünkörpers von der Gipsform und
einer Temperaturbehandlung entsprechend Beispiel 7, ergab sich ein
rohrförmiger
Mullit-Matrix/Mullit-Faser Verbundwerkstoff der gleichen Phasenzusammensetzung
wie in Beispiel 6.