DE19621320A1 - Anordnung zur Erfassung und Auswertung von Gierbewegungen - Google Patents
Anordnung zur Erfassung und Auswertung von GierbewegungenInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf eine Anordnung zur Erfassung
und Auswertung von Gierbewegungen eines Kraftfahrzeuges, die
als Eingangsgröße eines Kfz-Regelungssystems dienen, mit einem
oder mehreren Gierratensensoren und mit elektronischen Schalt
kreisen zur Aufbereitung und Auswertung der mit den Gierraten
sensoren gewonnenen, die Gierbewegungen des Kraftfahrzeuges
darstellenden Informationen und zur Erzeugung von Regelsigna
len.
Das Messen und Auswerten von Gierbewegungen, nämlich von Win
kelbewegungen und Giergeschwindigkeiten um die Hochachse eines
Kraftfahrzeuges, besitzt im Zusammenhang mit Kfz-Regelungs
systemen große Bedeutung. Dies gilt insbesondere für die so
genannte Fahrstabilitätsregelung (FSR oder ASMS, d. h. automa
tische Stabilitäts-Management-System).
Kraftfahrzeugregelungssysteme zur Kontrolle und Begrenzung
unerwünschter Gierbewegungen um die Fahrzeughochachse sind
bereits bekannt. Die Verbesserung und Verbilligung dieser Sy
stem sind Gegenstand intensiver Entwicklungsarbeiten.
Bei solchen Systemen wird grundsätzlich mit Hilfe von Sensoren
der Lenkwinkel, die Gaspedalstellung, der Bremsdruck und das
Bewegungsverhalten der Fahrzeugräder ermittelt, und es wird
aus diesen Größen die Soll-Gierbewegung des Fahrzeugs errech
net. Gleichzeitig wird die auf das Fahrzeug wirkende Querbe
schleunigung und die Giergeschwindigkeit gemessen. Aus der
rechnerischen Verknüpfung dieser Größen wird der Ist-Gierzu
stand des Fahrzeugs ermittelt. Zeigt sich oder droht eine un
zulässige Abweichung der Ist-Bewegung von der Soll-Bewegung,
greift die Regelung ein und begrenzt durch gezielten Bremsen
eingriff die Gierbewegung auf zulässige, für die Fahrstabili
tät ungefährliche Werte.
Derartige Fahrstabilitätsregelungssysteme müssen mit hoher
Präzision und hoher Zuverlässigkeit funktionieren, damit das
gewohnte, natürliche Fahrverhalten des Fahrzeugs erhalten
bleibt und nicht etwa durch einen verfrühten Eingriff des Re
gelungssystems eine Beeinträchtigung des Fahrkomforts oder gar
eine gefährliche oder den Fahrer irritierende Situation her
beigeführt wird.
Von hoher Bedeutung ist in diesem Zusammenhang die präzise,
zuverlässige und fehlerfreie Bestimmung der Gierrate. Es muß
sichergestellt sein, daß fehlerhafte Gierraten-Meßwerte er
kannt werden, bevor sie sich nachteilig auf die Regelung aus
wirken können. Die Messung der Gierbewegung und die Überwa
chung der Meßsysteme werden insbesondere dadurch erschwert,
daß sich keine definierten Fahrzeugbewegungen erzeugen lassen,
an denen die Gierratensensoren und die zugehörige Auswerte
schaltkreise überprüft oder kalibriert werden könnten. Es kann
lediglich bei Fahrzeugstillstand die Nullpunktabweichung kor
rigiert werden.
Bekannte Fahrstabilitätsregelungssysteme beruhen auf der Ver
wendung eines einzelnen, relativ hochwertigen Gierratensen
sors. Dieses Konzept hat den Nachteil, daß es nach dem Kali
brieren des Sensors bei Fahrzeugstillstand nicht mehr möglich
ist, eine langsam fortschreitende Meßabweichung direkt zu
erkennen. Solche "schleichenden" Defekte können in Folge von
bestimmten Bauteildefekten im Sensor oder in den
Auswerteschaltkreisen, z. B. in Folge von fehlerhaften Konden
satoren, offenen, hochohmigen Halbleitereingänge, Wackelkon
takten etc. auftreten.
Die Erkennung solcher Fehler muß über den Umweg von Indizien
geschehen, die aus Hilfsgrößen und durch logische Verknüpfun
gen gewonnen werden und nur mittelbar mit der Gierbewegung im
Zusammenhang stehen. Der Erkennungsmechanismus reagiert dabei
mit relativ geringer Auflösung und mit größerer Trägheit oder
Verzögerung als dies bei einem unmittelbaren Vergleichsverfah
ren der Fall wäre.
Um diese Nachteile zu kompensieren, ist es in der Praxis er
forderlich, entsprechend genauere Meßwerte zu erfassen. Dies
macht es wiederum erforderlich, hochpräzise Gierratensensoren
einzusetzen, die sowohl den Anforderungen nach großem Meßbe
reich als auch nach hoher Auflösung und Präzision im Bereich
kleiner bis mittlerer Gierraten erfüllen können. Die Relation
von technischem Aufwand zu erreichbarer Genauigkeit steigt
hierbei jedoch überproportional an.
Trotz des hohen Aufwands kann nicht sichergestellt werden, daß
tatsächlich jede Kehlfunktion des Sensors zu erkennen ist.
Deshalb muß aus Sicherheitsgründen bereits bei einer kurzzei
tig auftretenden Erscheinung, die den Verdacht auf eine Fehl
funktion des Systems erweckt, das Regelungssystem abgeschaltet
werden. Tritt ein solcher Fehler oder Verdacht auf einen Feh
ler während eines Regelungsvorganges auf, ist das Systemver
halten unbestimmt. Um die Wahrscheinlichkeit des Auftretens
einer Fehlfunktion auf ein vertretbares Maß zu reduzieren,
müssen höchste Anforderungen an die Zuverlässigkeit der Bau
teile und an die Selbsttestfunktionen der Sensorik und der
zugehörigen Schaltkreise gestellt werden. Solche Anforderungen
sind natürlich nur mit hohem Herstellungsaufwand zu erfüllen.
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, die beschrie
benen Nachteile bekannter Systeme und Sensoren zu überwinden
und eine Anordnung der eingangs genannten Art zu entwickeln,
die es ermöglicht, die Gierbewegung eines Kraftfahrzeuges mit
hoher Präzision und hoher Betriebssicherheit zu erfassen und
den hierzu erforderlichen Aufwand im Vergleich zu bekannten
Systemen gering zu halten. Eine schnelle und sichere Fehler
erkennung sollte gewährleistet sein.
Es hat sich gezeigt, daß diese Aufgabe durch die im Anspruch 1
beschriebene Anordnung gelöst werden kann, deren Besonderheit
darin besteht, daß ein oder mehrere elektronische Kompaßsyste
me vorgesehen sind, die unabhängig von den mit den Gierraten
sensoren gewonnenen Informationen Gierbewegungen des Fahrzeugs
erfassen, und daß durch Vergleich der von den Kompaßsystemen
gelieferten Informationen mit den von den Gierratensensoren
gelieferten Informationen die Funktion und Genauigkeit der
voneinander unabhängigen Meßsysteme überwacht wird.
Nach einem besonders vorteilhaften Ausführungsbeispiel der
Erfindung werden in Verbindung mit den Gierratensensoren zwei
Kompaßsysteme, die räumlich getrennt an dem Fahrzeug angeord
net sind, verwendet, wobei zur Erfassung der Gierbewegungen
die von den beiden Kompaßsystemen gelieferten Informationen
mit den von dem oder den Gierratensensoren gelieferten Infor
mationen verglichen werden. Es ist besonders günstig, einen
der beiden Kompaßsysteme am Bug des Fahrzeugs, das andere am
Heck des Fahrzeugs anzuordnen. Aus dem zeitlichen Nacheinander
des Auftretens der Kompaß-Ausgangssignale in Verbindung mit
der Fahrzeugbewegung und Fahrtrichtung lassen sich dann, wie
nachfolgend noch näher beschrieben wird, besondere Informatio
nen gewinnen.
Ein wesentliches Merkmal der erfindungsgemäßen Anordnung be
steht darin, daß mehrere voneinander unabhängige Meßkanäle auf
Basis der Gierratensensoren und der Kompaß-Systeme bestehen
und Ausgangssignale bzw. Informationen liefern, die durch Ver
gleich und logische Verknüpfung eine zuverlässige Überwachung
der Funktionsweise der einzelnen Meßkanäle und das frühzeitige
Erkennen unterschiedlicher Fehler, auch sogenannter schlei
chender Fehler zulassen.
Weitere Merkmale, Vorteile und Anwendungsmöglichkeiten der
Erfindung gehen aus der folgenden Beschreibung von Details
anhand der beigefügten Abbildungen hervor.
Es zeigen:
Fig. 1 in symbolischer, perspektivischer Darstellung ein Fahr
zeug und dessen Hochachse, die Bezugsachse für die
Gierbewegung ist, und
Fig. 2 in schematischer Darstellung die prinzipielle Anordnung
der Meßkanäle in bezug auf die Fahrebene eines Kraft
fahrzeugs.
Fig. 1 dient lediglich zur Veranschaulichung der Gierbewegung
eines Fahrzeugs 1, die als eine Drehbewegung um die Hochachse
Z des Fahrzeugs in Richtung des Pfeiles GR definiert ist.
Gierbewegung, Giergeschwindigkeit, Gierbeschleunigung und
Giermoment haben Einfluß auf die Fahrstabilität eines Kraft
fahrzeuges und sind daher Eingangsgrößen von Kfz-Regelungs
systemen.
Die vorliegende Erfindung beruht auf einem geänderten Konzept
zur Gierratensensierung. Durch die Verwendung von
Kompaßsystemen in Verbindung mit einem oder mehreren
Gierratensensoren und Verwendung mehrerer voneinander
unabhängiger Meßkanäle wird letztendlich eine wesentlichen
Vereinfachung und Verbesserung der Gierratensensierung
erreicht.
In Fig. 2 ist schematisch die Struktur eines Kraftfahrzeugs
1 mit einer Anordnung der erfindungsgemäßen Art wiedergegeben.
Mit einem Pfeil R ist die Fahrtrichtung des symbolisch
dargestellten Fahrzeugs 1 bei Geradeausfahrt angedeutet. VL,
VR bezeichnen die Vorderräder, HL, HR die Hinterräder eines
Fahrzeugs.
Im dargestellten Ausführungsbeispiel umfaßt die erfindungs
gemäße Anordnung einen Gierratensensor GRS und zwei
Kompaßsysteme KB, KH, von denen ein Kompaßsystem KB im Bug des
Fahrzeugs, das andere Kompaßsystem KH im Heck des Fahrzeugs
angeordnet sind.
Die (aufbereiteten) Ausgangssignale des Gierratensensors GRS
und der beiden Kompaßsysteme werden in einem Prozessor,
nämlich einem Mikrocomputer oder Mikrocomputersystem,
verarbeitet und ausgewertet. Solche Regler oder Regelungs
systeme auf Basis von komplexen Mikrocomputern oder Mikro
computersystemen sind in der heutigen Kfz-Regelungstechnik
gang und gäbe. In Fig. 2 ist eine Signalaufbereitungsstufe
SCU dargestellt, die als Bestandteil der Elektronik eines
Fahrstabilitätsregelungssystems aufzufassen ist.
Ein wesentliches Merkmal der erfindungsgemäßen Anordnung
besteht in der zeitgleichen Verwendung mehrerer voneinander
unabhängiger Meßkanäle. Im Beispiel nach Fig. 2 sind das die
Meßkanäle mit den beiden Kompaßsystemen KB und KH und mit dem
Gierratensensor GRS. Durch Kombination und Vergleich der
Ausgangssignale bzw. der in den Ausgangssignalen enthaltenen
Informationen des Gierratensensors mit einem Kompaßsystem KB
oder KH ist eine Überwachung der Funktion der Meßkanäle
gegeben. Die räumlich versetzte Anordnung der Kompaßsysteme KB
und KH in Fahrtrichtung R - zum einen im Heck des Fahrzeugs
(KH), zum anderen im Bug (KB) - läßt sich bei Berücksichtigung
der Fahrtrichtung eine Kompaßmißweisung sicher erkennen.
Aus den Ausgangssignalen der Kompaßsysteme wird fortlaufend
die Gierrate des Fahrzeugs berechnet und diese dann mit den
zeitzugehörigen Meßwerten des Gierratensensors GRS verglichen.
Durch eine solche Verwendung mehrerer Meßkanäle auf Basis von
Kompaßsystemen und Gierratensensoren werden - je nach
Realisierungsart - unterschiedliche Vorteile erzielt und
Informationen gewonnen. Die prinzipiellen Vorteile gegenüber
der bekannten Art der Messung der Gierbewegung mit Hilfe eines
einzigen, aufwendigen Gierratensensors sind jedoch stets
gleich. Die Vorteile bestehen zunächst darin, daß der
parallele Betrieb mehrerer Meßkanäle eine wechselseitige
Überwachung der einzelnen Meßkanäle bzw. Kompaßsysteme und
Sensoren und der zugehörigen Auswerteschaltungen ermöglicht.
Dabei kann der Grad der Übereinstimmung der synchron erfaßten
oder errechneten Gierratenwerte auf Basis der Kompaßsysteme
KB, KH und des Gierratensensors GRS als direktes Maß für die
Funktionssicherheit der Gierratensensorik genutzt genutzt
werden.
Bei ständiger Überwachung der Meßkanäle ist eine unmittelbare
und sichere Erkennung von Bauteilefehlern, insbesondere auch
von langsam fortschreitenden oder "schleichenden" Fehlern in
einem der beteiligten Sensoren oder Kompaßsysteme gegeben. Das
Kraftfahrzeugregelungssystem kann daraufhin durch eine an
sich bekannte und daher nicht dargestellte Überwachungs
schaltung jederzeit rechtzeitig abgeschaltet werden.
Eine Variante besteht darin, daß bei einem während einer
Regelung eintretenden Sensor-Totalausfall, der natürlich
ebenfalls durch die Verwendung der parallelen, voneinander
unabhängigen Meßkanäle erkannt wird, das Regelungssystem für
eine Notlaufzeit auf Basis der Informationen und Signale, die
der intakte Sensor oder das intakte Kompaßsystem liefern,
allein weiterbetrieben werden kann.
Die erfindungsgemäße Anordnung besitzt also Vorteile
hinsichtlich der Betriebssicherheit infolge der Verwendung der
zusätzlichen Kompaßsysteme. Gleichzeitig ist eine hohe
Präzision der Gierratenmessung wegen der Verwendung des
Gierratensensors gegeben; das Ganze wird mit relativ geringem
technischen Aufwand und Herstellungsaufwand erreicht.
Durch die räumlich versetzte Anordnung der beiden
Kompaßsysteme KB, KH gemäß der Ausführungsart der Erfindung
nach Fig. 2 können auch Störungen des Erdmagnetfeldes, auf die
ein Kompaß anspricht, daran erkannt werden, daß sowohl beim
Einlaufen als auch beim Verlassen einer Störzone (z. B. eines
Tunnels) zunächst das Kompaßsystem KB und dann das
Kompaßsystem KH in gleicher Weise reagieren müssen. Bei
Kenntnis der Fahrzeuggeschwindigkeit und damit der durch die
Fahrzeuggeschwindigkeit gegebenen zeitlichen Phasenver
schiebung zwischen den Ausgangssignalen der Systeme KB und KH
läßt sich eine Kompaßmißweisung sicher bestimmen und auswerten
sowie eine entsprechende Kalibrierung durchführen.
Claims (6)
1. Anordnung zur Erfassung und Auswertung von Gierbewegungen
eines Kraftfahrzeugs als Eingangsgröße eines
Kfz-Regelungssystems, mit einem oder mehreren Gierratensensoren
und mit elektronischen Schaltkreisen zur Aufbereitung und
Auswertung der mit den Gierratensensoren gewonnenen, die
Gierbewegung des Kraftfahrzeuges darstellenden
Informationen und zur Erzeugung von Regelsignalen, dadurch
gekennzeichnet, daß ein oder mehrere elektronische Kompaß
systeme (KB, KH) vorgesehen sind, die unabhängig von den mit
den Gierratensensoren (GRS) gewonnenen Informationen
Gierbewegungen des Fahrzeugs erfassen, und daß durch
Vergleich der mit den Kompaßsystemen (KB, KH) gelieferten
Informationen mit den von den Gierratensensoren (GRS)
gelieferten Informationen die Funktion und Genauigkeit der
voneinander unabhängigen Meßsysteme oder Meßkanäle (KB, KH,
GRS,) überwacht wird.
2. Anordnung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
diese zwei Kompaßsysteme (KB, KH) aufweist, die räumlich
getrennt am Kraftfahrzeug angeordnet sind, und daß zur
Erfassung der Gierbewegungen die von beiden Kompaß
systemen (KB, KH) gelieferten Informationen mit den von den
Gierratensensoren (GRS) gelieferten Informationen verglichen
werden.
3. Anordnung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß ein
Kompaßsystem (KB) nahe dem Bug und das zweite nahe dem
Heck (KH) des Kraftfahrzeugs angeordnet sind.
4. Anordnung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, daß als Kompaßsysteme (KB, KH) an
sich bekannte Fluxgate-Kompaßsysteme vorgesehen sind.
5. Anordnung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, daß als Gierratensensoren (GRS) ein
Sensor auf Basis eines Stimmgabeloszillators aus Quarz
vorgesehen ist.
6. Anordnung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, daß anstelle der Kompaßsysteme
(KB, KH) weitere, auf physikalisch unterschiedliche
Funktionsprinzipien beruhende, technisch-technologisch
unterschiedlich aufgebaute Gierratensensoren (GRS)
vorgesehen sind.
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