DE19621264A1 - Verfahren zur Herstellung einer Zylinderbüchse - Google Patents
Verfahren zur Herstellung einer ZylinderbüchseInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung einer
Zylinderbüchse nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
Die Erfindung betrifft ferner eine Vorrichtung zur Herstel
lung einer Zylinderbüchse mit lokal erhöhtem Siliziumgehalt
aus einer übereutektischen Aluminiumbasislegierung.
Ein gattungsgemäßes Verfahren ist aus der US-Patentschrift
3,536,123 bekannt. Dabei soll bei einem Zylinder eines Ver
brennungsmotors, der im Schleudergußverfahren aus einer
übereutektischen Aluminiumlegierung hergestellt wird, der
Siliziumgehalt im inneren Bereich, also im Bereich der spä
teren Lauffläche, infolge des unterschiedlichen spezifi
schen Gewichts (Si: 2,4 g/cm³, Al: 2,7 g/cm³) höher sein
als im äußeren Bereich. Im schmelzflüssigen Zustand ist der
Dichteunterschied allerdings deutlich geringer, ca.
2,33 : 2,38.
Voraussetzung für das Verfahren ist deshalb, daß die über
eutektische Aluminiumlegierung bei Temperaturen von mehr
als 200°C oberhalb der Schmelztemperatur der Legierung ver
gossen wird, da eine Gießtemperatur nahe der Erstarrungs
temperatur infolge der höheren Viskosität der Schmelze und
der kürzeren Erstarrungszeit in Verbindung mit der geringen
Dichtedifferenz ein Aufschwimmen der Si-Partikel behindert.
Außerdem soll die Gießform aus Sand oder Keramik bestehen,
also eine niedrige thermische Leitfähigkeit aufweisen und
die Schleuderdrehzahl soll bei ca. 2000 Umdrehungen pro Mi
nute liegen.
Die mit dem gattungsgemäßen Verfahren erzielten Unterschie
de im Siliziumgehalt zwischen innerem und äußerem Bereich
des Zylinders bzw. der Laufbüchse liegen bei ca. 5%.
Das beschriebene Verfahren weist verschiedene Nachteile
auf: Durch die hohe Gießtemperatur nimmt einerseits die
Schmelze viel Wasserstoff auf, wodurch Gasblasen im Bauteil
entstehen können, und andererseits ist ein hoher Energie
einsatz notwendig. Außerdem können Gießformen aus Sand oder
Keramik nur einmal verwendet werden bzw. unterliegen einem
erhöhten Verschleiß.
Ein weiterer entscheidender Nachteil liegt in der geringen
erzielbaren Differenz der Siliziumgehalte von 4-6% und in
der Tatsache, daß beim Schleudergießen der radial innere,
funktionswesentliche Bereich des Gußstücks, in dem die Zen
trifugalkräfte nicht zu einer Erstarrung unter Druck füh
ren, häufig ein aufgelockertes Gefüge aufweist.
Aus der DE-OS 40 09 714 ist ein weiteres Verfahren bekannt,
bei dem ein erhöhter Siliziumgehalt im Bereich der Laufflä
che eines Zylinders dadurch erzielt wird, daß in den Zylin
der ein die Zylinderlaufbahn bildender, mit untereutekti
scher Aluminiumlegierung penetrierter Keramikfaserkörper
mit darin eingefügten Siliziumkörnern eingegossen ist.
Dabei wird durch den Keramikfaserkörper kein faserverstärk
ter Bereich definiert, sondern er dient ausschließlich da
zu, die eingelagerten Siliziumkörner so zu halten und zu
fixieren, daß sie nach Penetration des Faserformkörpers im
Bereich der Lauffläche des Zylinders liegen.
Neben den Kosten für den Faserformkörper und dem erforder
lichen sorgfältigen "handling" des Faserformkörpers sowie
der problematischen Entsorgung eines derartigen Verbund
werkstoffs erscheint bei diesem Verfahren auch der erfor
derliche Druck von wenigstens 30 bar und vorzugsweise
200-1000 bar nachteilig.
Die Erfindung beschäftigt sich mit dem Problem, ein
gattungsgemäßes Verfahren bereitzustellen, das ebenfalls zu
einem lokal im Bereich der Lauffläche eines Zylinders bzw.
einer Zylinderbüchse erhöhten Siliziumgehalt und zu einer
höheren Differenz der Siliziumgehalte zwischen innerem und
äußerem Bereich führt, bei dem die Schmelze nicht so hoch
erwärmt werden muß wie bei dem gattungsgemäßen Verfahren
und bei dem das Gefüge der Laufbüchse im Bereich der Lauf
fläche nicht aufgelockert ist.
Dieses Problem wird bei dem gattungsgemäßen Verfahren durch
die im kennzeichnenden Teil des Anspruchs 1 aufgeführten
Verfahrensschritte gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen
sind Gegenstand der Unteransprüche. Die nach dem erfin
dungsgemäßen Verfahren hergestellte Randschale wird nach
dem Ablängen als Zylinderbüchse in einen Motorblock einge
gossen.
Die Erfindung beschäftigt sich ferner mit dem Problem, eine
Vorrichtung bereitzustellen, mit der das erfindungsgemäße
Verfahren durchgeführt werden kann.
Dieses Problem wird durch eine Vorrichtung mit den Merkma
len des Anspruchs 10 gelöst.
Eine Zylinderbüchse mit erhöhtem Siliziumgehalt radial in
nen, im Bereich der Lauffläche und niedrigem Siliziumgehalt
radial außen, läßt sich gemäß Anspruch 2 erzielen, indem
nach Bildung der ersten, hochsiliziumhaltigen Randschale
die Relativbewegung zwischen Kern und Schmelze beendet wird
und weiterhin Schmelze in Form einer zweiten, die erste um
fassenden, siliziumarmen Randschale erstarrt.
Die Relativbewegung zwischen Kern und Schmelze wird nach
Anspruch 3 vorteilhaft dadurch erzeugt, daß der Tiegel um
den Kern rotiert, wobei nach Anspruch 4 die Rührwirkung da
durch verstärkt werden kann, daß die Drehachse des Tiegels
desachsiert ist.
Das erstmalige Eintauchen des Kerns in die Schmelze ist
noch nicht als Relativbewegung im Sinne der Erfindung zu
verstehen, sondern erst die im Anschluß an das erstmalige
Eintauchen erzeugte Relativbewegung zwischen Kern und
Schmelze beispielsweise durch Rühren oder Drehen des Tie
gels.
Der mit dem erfindungsgemäßen Verfahren erzielbare lokal
erhöhte Siliziumgehalt läßt sich wie folgt erklären:
Beim Eintauchen des Kerns in die Schmelze beginnt die Schmelze auf der Kernoberfläche zu erstarren und Primärsi liziumpartikel zu bilden. Außerdem kühlt die Schmelze ins gesamt ab, wobei die Tendenz zur Si-Keimbildung mit wach sender Unterkühlung der Schmelze unterhalb der Liquidus- Temperatur größer wird.
Beim Eintauchen des Kerns in die Schmelze beginnt die Schmelze auf der Kernoberfläche zu erstarren und Primärsi liziumpartikel zu bilden. Außerdem kühlt die Schmelze ins gesamt ab, wobei die Tendenz zur Si-Keimbildung mit wach sender Unterkühlung der Schmelze unterhalb der Liquidus- Temperatur größer wird.
Durch die Relativbewegung zwischen Kern und Schmelze kommt
permanent übersättigte Schmelze mit der auf dem Kern er
starrenden Randschale in Berührung. Dabei wirkt die erstar
rende Randschale als Siliziumfänger:
Anstatt Keime zur Bildung von Primär-Siliziumpartikeln zu bilden, kristallisiert das Silizium der übersättigten Schmelze an die schon vorhandenen Primärsiliziumpartikel im Bereich der Randschale an, wobei die Schmelze insgesamt an Silizium - im Extremfall bis zur eutektischen Zusammenset zung - verarmt.
Anstatt Keime zur Bildung von Primär-Siliziumpartikeln zu bilden, kristallisiert das Silizium der übersättigten Schmelze an die schon vorhandenen Primärsiliziumpartikel im Bereich der Randschale an, wobei die Schmelze insgesamt an Silizium - im Extremfall bis zur eutektischen Zusammenset zung - verarmt.
Die Erfindung beruht auch auf dem Effekt, daß für eine Si-
Keimbildung in der Schmelze eine stärkere Unterkühlung not
wendig ist als für ein Keimwachstum. Wenn leicht unterkühl
te Schmelze an die Erstarrungsfront der Randschale herange
führt wird, so scheidet sich vorzugsweise dort weiteres Si
lizium ab. Insofern wirkt der Kern in Verbindung mit der
Relativbewegung der Schmelze als "Siliziumabscheider".
Die Erfindung wird im folgenden anhand eines Ausführungs
beispiels näher erläutert. Es zeigt
Fig. 1 eine Vorrichtung, mit der das erfindungsge
mäße Verfahren durchgeführt werden kann,
Fig. 2 ein Schliffbild der nach dem erfindungs
gemäßen Verfahren erzeugten Randschale.
Dabei ist in Fig. 1 der Kern 2 ungeschnitten und die auf
dem Kern gebildete Randschale 5 geschnitten dargestellt.
In einen auf 650°C vorgeheizten drehbaren Tiegel 1 mit ei
nem Durchmesser von 120 mm und einer Tiefe von 150 mm wird
eine Schmelze S mit einer Zusammensetzung von 24% Si, 1%
Mg, 1% Cu, 1% Ni, Rest Al gefüllt.
Anschließend wird ein mehrteiliger wassergekühlter Kern 2
aus Warmarbeitsstahl mit einem Durchmesser von 80 mm und
einer Länge von 120 mm in die Schmelze eingetaucht.
Die zeichnerisch nicht dargestellte Kernteilung und der
Kernzug können in bekannter Art und Weise entsprechend der
Kernteilung bei der Herstellung von z. B. Kolben von Ver
brennungsmotoren mit hinterschnittenen Bereichen erfolgen.
Die Drehachse D des Tiegels 1 und die Mittelachse M des
Kerns fluchten. Allerdings ist der Tiegel 1 zur Erzeugung
einer besseren Rührwirkung um 10 mm von seiner Drehachse D
desachsiert, so daß bei rotierendem Tiegel 1 der Abstand
zwischen Tiegelwand und ortsfestem Kern 2 zeitlich zwischen
einem minimalen und einem maximalen Wert variiert. Die Vo
lumina von Kern 2 und Tiegel 1 sind aufeinander abgestimmt
und größenordnungsmäßig vergleichbar, so daß sich beim Dre
hen des Tiegels 1 eine gute Rührwirkung im gesamten Tiegel
ergibt.
Der Tiegel 1 wird von einem Motor 3 angetrieben. Die Dreh
zahl des Tiegels beträgt 60 U/min. Der Kern 2 ist über ei
nen Träger 4 mit einem nicht dargestellten Hydraulikzylin
der verbunden, der ein Eintauchen und Austauchen des Kerns
2 in die bzw. aus der Schmelze ermöglicht.
Die Wasserkühlung wird nach dem Eintauchen des Kerns in die
Schmelze mit einer Verzögerung von 15 Sekunden eingeschal
tet, nach 45 Sekunden ist auf dem Kern eine ca. 5 mm dicke
hoch siliziumhaltige Randschale 5 erstarrt.
Dieser Siliziumgehalt ist wesentlich höher als der Si-Ge
halt der Schmelze, da das im Bereich des Kerns 2 sich aus
bildende Primärsilizium als "Siliziumfänger" wirkt und
durch die intensive Rührwirkung ständig mit neuer silizium
haltiger Restschmelze in Kontakt kommt, wobei sich das Si
lizium der Schmelze vorzugsweise an den schon vorhandenen
Si-Primärkristallen der Randschale 5 abscheidet.
Dabei sinkt der Si-Gehalt der Restschmelze auf 18% ab,
während der Si-Gehalt der erstarrten Randschale 5 bei 44%
liegt.
Nach dem Ausformen weisen die Randschalen bzw. Zylinder
büchsen an ihrem Innendurchmesser eine sehr glatte und an
ihrem Außendurchmesser eine sehr rauhe Oberfläche auf, die
für ein Eingießen im Druckguß- oder Niederdruckgußverfahren
günstig ist.
Als Kernwerkstoff kommen nahezu alle aus der Gießtechnik
bekannten Kernwerkstoffe in Frage, also auch Sandkerne.
Vorzugsweise werden allerdings metallische Kerne aus insbe
sondere Warmarbeitsstahl eingesetzt.
Fig. 2 zeigt einen Querschliff aus einer nach dem erfin
dungsgemäßen Verfahren hergestellten Randschale in 20facher
Vergrößerung, wobei der radial innen liegende Teil in
der oberen Bildhälfte dargestellt ist. Im radial außen lie
genden Bereich (untere Bildhälfte) ist zu erkennen, daß
beim Herausziehen des Kerns aus der Schmelze die an der
Randschale anhaftende Schmelze nahezu ohne Primärsilizi
umpartikel erstarrt, während im mittleren Bereich ein sehr
hoher Anteil an Primärsilizium vorliegt.
Claims (10)
1. Verfahren zur Herstellung einer Zylinderbüchse für ei
nen Verbrennungsmotor unter Verwendung eines Ausgangs
materials, bestehend aus einer siliziumhaltigen, über
eutektischen Aluminiumbasis-Legierungsschmelze, wobei
die Zylinderbüchse im Bereich ihrer Lauffläche einen
Silizium-Gehalt aufweist, der höher ist, als der Sili
zium-Gehalt des Ausgangsmaterials,
gekennzeichnet durch die Verfahrensschritte
- a) Eintauchen eines Kerns (2) mit zylindrischer oder annähernd zylindrischer Form in die sili ziumhaltige übereutektische Aluminiumbasis-Le gierungsschmelze (S)
- b) Erzeugung einer Relativbewegung zwischen Schmelze (S) und Kern (2), wobei eine schalen artige Erstarrung auf dem Kern erfolgt
- c) Entfernen des Kerns (2) aus der Schmelze
- d) Trennung von Kern (2) und Randschale.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß nach dem Bilden der Randschale die Relativbewegung
zwischen Kern (2) und Schmelze (S) beendet wird und der
Kern (2) noch zwecks Bildung einer zweiten, siliziumar
men Randschale in der Schmelze (S) verbleibt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Relativbewegung zwischen Kern (2) und Schmelze
(S) durch Rotation eines die Schmelze (S) enthaltenden
Tiegels (1) erzeugt wird.
4. Verfahren zur Herstellung einer Zylinderbüchse nach An
spruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß zwischen Drehachse (D) des Tiegels (1) und der Mit
telachse des Tiegels (1) eine Desachsierung eingestellt
ist, um eine bessere Rührwirkung zu erzielen.
5. Verfahren zur Herstellung einer Zylinderbüchse nach An
spruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Drehachse (D) des Tiegels (1) und die Mittel
achse (M) des Kerns (2) fluchten.
6. Verfahren zur Herstellung einer Zylinderbüchse nach An
spruch 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Kern (2) aus einem an sich als Kokillenwerk
stoff bekannten Warmarbeitsstahl besteht.
7. Verfahren nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Kern (2) gekühlt wird.
8. Verfahren nach Anspruch 6 oder 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Kern (2) teilbar ist.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß der die Schmelze aufnehmende Schmelztiegel (1) be
heizt wird.
10. Vorrichtung zur Herstellung einer Zylinderbüchse mit
lokal erhöhtem Siliziumgehalt aus einer übereutekti
schen Aluminiumbasis-Legierung,
gekennzeichnet durch
- - einen Schmelztiegel (1) mit übereutektischer Aluminiumbasis-Legierungsschmelze
- - mindestens einen Kern (2) mit zylindrischer oder annähernd zylindrischer Form
- - Mittel zum Eintauchen des mindestens einen Kerns in die Schmelze
- - Mittel zum Erzeugen einer Relativbewegung zwischen Kern und Schmelze, um die auf den Kern aufwachsende Randschale kontinuierlich mit anderer übereutektischer Schmelze in Kontakt zu bringen, wobei die Randschale als Siliziumfänger wirkt
- - Mittel zum Trennen von Kern und Randschale.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1996121264 DE19621264B4 (de) | 1996-05-25 | 1996-05-25 | Verfahren zur Herstellung einer Zylinderbüchse |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE1996121264 DE19621264B4 (de) | 1996-05-25 | 1996-05-25 | Verfahren zur Herstellung einer Zylinderbüchse |
Publications (2)
Publication Number | Publication Date |
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DE19621264A1 true DE19621264A1 (de) | 1997-11-27 |
DE19621264B4 DE19621264B4 (de) | 2005-09-15 |
Family
ID=7795413
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
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DE1996121264 Expired - Lifetime DE19621264B4 (de) | 1996-05-25 | 1996-05-25 | Verfahren zur Herstellung einer Zylinderbüchse |
Country Status (1)
Country | Link |
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