DE19612902C2 - Verfahren zum Richtungsbohren und eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens - Google Patents
Verfahren zum Richtungsbohren und eine Vorrichtung zur Durchführung des VerfahrensInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Rich
tungsbohren mit Hilfe einer mechanisch und/oder hydrau
lisch abbauenden Bohrvorrichtung, die es erlaubt, wahl
weise geradeaus oder längs einer Kurvenbahn zu arbei
ten, und auf eine entsprechende Vorrichtung.
Derartige Bohrvorrichtungen bestehen aus einem drehend
und/oder schlagend angetriebenen Bohrgestänge mit einem
Bohrkopf sehr unterschiedlicher Gestaltung. Das Bohrge
stänge ist üblicherweise auf einem schienengeführten,
mit einen Linearantrieb verbundenen Schlitten gelagert
und besitzt einen Dreh- oder einen Drehschlagantrieb,
mit dem sich das Gestänge in Rotation versetzen und
gegebenenfalls auch in das Erdreich eintreiben läßt.
Um ein Richtungsbohren zu ermöglichen, besitzen solche Bohr
vorrichtungen eine Exzentrizität, die eine Kurvenfahrt
bewirkt, sich beim Geradeausbohren aber überwinden
läßt. Dies geschieht in der Weise, daß das die Exzen
trizität aufweisende Teil während des Geradeausbohrens
mit gleichbleibender Winkelgeschwindigkeit rotiert,
wobei die Wirkung der Exzentrizität verlorengeht. Beim
Übergang zum Kurvenbohren wird das die Exzentrizität
aufweisende Teil bzw. der Bohrkopf in einer bestimmten
Winkelstellung für eine gewisse Zeit stillgesetzt und
verbleibt in dieser Winkelstellung solange, bis die
Kurvenbahn vollendet ist oder so lange, wie die vorge
gebene Kurvenbahn eingehalten wird. Verläßt der Bohr
kopf die vorgesehene Bahnkurve, ist eine Korrektur der
Winkelstellung erforderlich, bis die Bahnkurve wieder
erreicht ist und der Bohrkopf wieder auf die Bahnkurve
eingestellt werden muß. Auf diese Weise muß der Bohr
kopf im Verlauf einer (längeren) Kurve im allgemeinen
mehrfach bezüglich seiner Winkelstellung positioniert
werden. Es sind daher stets mehrere Winkelschritte des
während einer Kurvenfahrt ansonsten nicht rotierenden
Gestänges erforderlich. Auf diese Weise entsteht eine
Zick-zack- oder korkenzieherförmige Erdbohrung, aber
keine exakte Kurvenbahn.
Die jeweilige Winkelstellung der Exzentrizität hängt
von der Krümmungsrichtung der zu erstellenden Erdboh
rung ab, jedoch befindet sich die Exzentrizität stets
auf der Innenseite der Kurvenbahn, wo sie gleichsam die
Wirkung eines Drehpunkts entfaltet, während die ihr
gegenüberliegende Seite beim mechanischen Vortreiben
des Gestänges bzw. des Bohrkopfs durch Schieben
und/oder Schlagen - ohne Rotation - als sich im Erd
reich wie an einer Leitplanke entlanggleitende Schulter
oder Gleitschuh wirkt. Das vor dem Bohrkopf befindliche
Erdreich wird während des rotationsfreien Kurvenbohrens
vom Bohrkopf seitlich verdrängt und/oder mit Hilfe
eines scharfen Flüssigkeitsstrahls mehr oder minder
abgebaut. Das ist aber nur bei nicht allzu festen und
hindernisfreien Böden möglich, die sich auch verdrängen
lassen.
Die Art des Bohrgestänges, der Exzentrizität und des
Bohrkopfs ist im Einzelfall sehr unterschiedlich. So
beschreibt die US-Patentschrift 3 878 903 eine Vorrich
tung mit einem Gestänge aus einem drehbaren Außenrohr
und einem angetriebenen Innengestänge, das mit einem
Abbauwerkzeug verbunden ist. Das Bohrgestänge ist in
der Nähe des Bohrkopfs abgewinkelt und erlaubt demzu
folge ein Kurvenbohren, bei dem sich sowohl der Kurven
radius als auch die Krümmungsrichtung durch ein Winkel
verstellen des Bohrgestänges ändern läßt. Bei kontinu
ierlich rotierendem Gestänge ist ein Geradeausbohren
mit einem erheblich vergrößerten Durchmesser des Erdka
nals möglich. Dieser Durchmesser entspricht dem Hüll
kreisdurchmesser der Bohrkopfspitze und ist um so grö
ßer, je stärker der vordere Gestängeabschnitt abgewin
kelt ist.
Des weiteren beschreibt die europäische Offenlegungs
schrift EP 0 247 767 A2 einen mit einem Dreh/Schub-Gestänge
verbundenen Bohrkopf mit einer Schrägfläche, der ein
Geradeausbohren erlaubt, solange der Bohrkopf gleichmä
ßig rotiert, und ohne Rotation ein Kurvenbohren durch
seitliches Verdrängen des vor dem Bohrkopf befindlichen
Erdreichs.
Eine ähnlich arbeitende Vorrichtung beschreibt die
europäische Patentschrift EP 0 195 559 B1, deren abgewinkel
ter Bohrkopf jedoch mit einer konzentrischen Düse ver
sehen ist, aus der ein Hochdruckstrahl zum Lösen und
Abbauen des vor dem Bohrkopf befindlichen Erdreichs
austritt.
Um die Lage des Bohrkopfes im Erdreich orten zu können,
kann im Bohrkopf ein beispielsweise über Batterien mit
Energie versorgter Sender angeordnet sein, der mit Meß
einrichtungen versehen ist, die es ermöglichen festzu
stellen, in welcher Tiefe sich der Bohrkopf und wo er
sich im Erdreich befindet, wie die Neigung und die Ver
rollung des Bohrkopfes bezüglich seiner Achse, d. h. die
Winkellage der Schrägfläche bezüglich der Längsachse
ist. Zusätzlich kann auch noch die Temperatur des Bohr
kopfes festgestellt werden.
Die gemessenen Daten werden von dem im Bohrkopf ange
ordneten Sender zu einem Empfänger an der Erdoberfläche
übertragen und dort angezeigt. Von dort werden die
Daten drahtlos zur Bedienungsperson an einer Dreh- und
Vorschubeinheit gesendet und dort ebenfalls angezeigt.
Anhand dieser Daten läßt sich ein Lenkmanöver auslösen.
Die bekannten Verfahren und Vorrichtungen zum Rich
tungsbohren basieren sämtlich auf dem Prinzip, daß das
Bohrgestänge während des Geradeausbohrens rotiert und
demgemäß der Bohrkopf einen Hüllkreis mit einem Durch
messer beschreibt, der größer, zumeist wesentlich grö
ßer ist als der Gestänge- bzw. Bohrkopfdurchmesser,
während sich das Gestänge während der Kurvenfahrt nicht
dreht und der Bohrvortrieb allein durch Schub und/oder
Schlag geschieht.
Beim Übergang vom Geradeaus- zum Kurvenbohren ist eine
abrupte Unterbrechung der Rotationsbewegung in einer
bestimmten, durch die Krümmungsrichtung vorgegebenen
Winkelstellung des Bohrkopfes erforderlich. Damit ver
bunden ist eine ebenso abrupte bzw. scharfe Änderung
der Vortriebsrichtung. Diese wiederum wird alleine
durch die Art und den Grad der Exzentrizität, bei
spielsweise die Neigung einer Schräg- bzw. Lenkfläche
am Bohrkopf in bezug auf die Hauptachse des Gestänges,
bestimmt. Da die Exzentrizität bzw. Neigung konstruktiv
vorgegeben ist, sind - beispielsweise korrigierende -
Richtungsänderungen während der Kurvenfahrt jeweils nur
in der Weise möglich, daß die Winkelstellung des Bohr
kopfs bzw. der Exzentrizität durch Drehen des Gestänges
um einen bestimmten Winkel geändert wird. Da während
einer Kurvenfahrt üblicherweise mehrere korrigierende
Richtungsänderungen erforderlich sind, verläuft der
dabei entstehende Erdkanal mehr oder minder zickzack
förmig bzw. - je nach Beschaffenheit des Bohrkopfes -
korkenzieherartig. Das wirkt sich beim späteren Aufwei
ten der Pilotbohrung mit Hilfe eines Aufweitkopfes
und/oder beim Einziehen einer Rohrleitung in die Pilot
bohrung außerordentlich nachteilig aus, weil die Erd
bohrung gerade in dem besonders kritischen Kurvenbe
reich unregelmäßig verläuft und eine ungleichmäßige
Wandung besitzt, die dem Aufweitkopf und/oder dem Ein
ziehrohr einen hohen Gleitwiderstand entgegensetzt. Das
erfordert einen erhöhten technischen Aufwand beim Auf
weiten und Einziehen. Hinzu kommt die Instabilität
einer solchen Erdkanalwandung, die mit der Gefahr von
Einbrüchen verbunden ist, die Schwierigkeiten beim Auf
weiten und Rohreinziehen erhöht und insbesondere die
Gefahr von Rohrbeschädigungen beim Einziehen mit sich
bringt.
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein
Verfahren zu schaffen, das eine sanfte und das Gestänge
sowie den Bohrkopf schonende Richtungsänderung erlaubt
und auch im Kurvenbereich einen weitestgehend glattwan
digen Erdkanal mit gleichmäßiger Krümmung ergibt, und
eine entsprechende Vorrichtung anzugeben.
Die Lösung dieser Aufgabe basiert auf dem Gedanken, den
bei den herkömmlichen Verfahren üblichen einen Lenk
schritt je Kurvenbahn oder -bahnabschnitt - ohne Still
setzen des rotierenden Bohrgestänges - in eine Vielzahl
einzelner Lenkschritte mit minimaler Lenkwirkung aufzu
lösen, um auf diese Weise einen kontinuierlich gesteu
erten Vortrieb zu erreichen.
Im einzelnen besteht die Erfindung in einem Verfahren
zum Richtungsbohren mit Hilfe einer Bohrvorrichtung mit
einem Gestänge und einem sich auf einer Kreisbahn bewe
genden gelagerten Werkzeug, das sich beim Geradeausboh
ren mit im wesentlichen konstanter Winkelgeschwindig
keit dreht, während beim Kurvenbohren die Winkelge
schwindigkeit gegenüber einer Bezugsgeschwindigkeit
periodisch vorübergehend geändert, d. h. vergrößert oder
verringert wird. Das erfindungsgemäße Verfahren arbei
tet daher während der Kurvenfahrt mit pulsierender Win
kelgeschwindigkeit.
Unter Bezugsgeschwindigkeit ist hier diejenige Winkel
geschwindigkeit zu verstehen, die beim Bohren mit
nichtpulsierender bzw. konstanter Winkelgeschwindigkeit
ein Geradeausbohren gewährleisten würde und dergegen
über die erfindungsgemäße Änderung der Winkelgeschwin
digkeit stattfindet. Die geänderte Winkelgeschwindig
keit stellt dabei die Lenkgeschwindigkeit dar, die nur
während eines bestimmten Winkelbereichs wirksam ist.
Eine Kurvenfahrt kann in der Weise geschehen, daß die
Winkelgeschwindigkeit je Umdrehung einmal geändert
wird. Die Änderung kann abrupt oder auch stetig sein
und/oder jeweils nach mehreren Umdrehungen stattfinden.
Je häufiger die Änderungen sind, desto gleichmäßiger
und sanfter ist die Richtungsänderung.
Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren hängt der Krüm
mungsradius einer Kurvenfahrt von dem Verhältnis zwi
schen der Bezugsgeschwindigkeit und der Lenkgeschwin
digkeit ab, das die Intensität des Erdreichabbaus und
-verdrängens auf den beiden, der Bezugsgeschwindigkeit
einerseits und der Lenkgeschwindigkeit andererseits
entsprechenden Abschnitten des Hüllkreises bestimmt,
der sich bei einer Rotation des Werkzeugs ergibt.
Stellt man die Änderung der Winkelgeschwindigkeit bei
dem erfindungsgemäßen Verfahren über einer Zeitachse
graphisch dar, dann ergibt sich je nach der Änderungs
geschwindigkeit - bei abrupter Änderung - eine mäander
förmige und - bei stetiger Änderung - eine sinusförmige
Kurve, wenn der Grad der Geschwindigkeitsänderung
jeweils derselbe ist. Das braucht jedoch nicht so zu
sein; denn es ist durchaus auch möglich, phasenweise
mit unterschiedlichen Änderungen der Winkelgeschwindig
keit zu arbeiten. Vorzugsweise findet die Änderung der
Winkelgeschwindigkeit jedoch in zeitlich gleichen
Intervallen statt, solange die Kurvenfahrt andauert.
Die Lenkwirkung läßt sich bei dem erfindungsgemäßen
Verfahren noch dadurch unterstützen, daß zeitlich ver
setzt, vorzugsweise während des Rotierens mit der
Bezugsgeschwindigkeit ein Beschleunigungsschlag oder
-schub auf das Bohrgestänge und/oder den Bohrkopf aus
geübt wird.
Wie das Bohrgestänge, der Bohrkopf und das Abbauwerk
zeug beschaffen sind, spielt bei dem erfindungsgemäßen
Verfahren keine Rolle; entscheidend ist alleine, daß
der Bohrkopf bzw. das am Bohrkopf befindliche Abbau
werkzeug während der Gestängerotation einen Hüllkreis
beschreibt, mithin eine Exzentrizität bzw. eine Asymme
trie vorhanden ist.
Unter dieser Voraussetzung kommen für das erfindungsge
mäße Verfahren auch mehrere Werkzeuge infrage, die dem
gemäß exzentrisch gruppiert sind. Als Abbauwerkzeug
kann, je nach Bödenbeschaffenheit auch eine, einen ab
bauenden Schneidstrahl liefernde, auf der Rotationsach
se angeordnete Düse dienen.
Besonders geeignet für das erfindungsgemäße Verfahren
ist jedoch eine Vorrichtung mit einem angetriebenen
Bohrgestänge aus einem gekrümmten Führungs- bzw. Außen
rohr und einem im Führungsrohr gelagerten angetriebenen
Werkzeug. Das Führungsrohr kann in einem dem Bohrkopf
benachbarten Teil abgewinkelt und/oder mit einer Lenk
fläche versehen sein. Für das Gestänge und das Bohr
werkzeug bzw. den Bohrkopf eignet sich ein herkömmli
cher Antrieb, wie er beispielsweise in der deutschen
Patentschrift DE 35 03 893 C1 beschrieben ist und Bestandteil
dieser Beschreibung sein soll. Als Alternative bietet
es sich jedoch an, den Bohrkopf bzw. das Abbauwerkzeug
mit Hilfe eines sogenannten Mudmotors hydraulisch anzu
treiben, dem als Antriebsmedium ein gleichzeitig als
Kühlflüssigkeit und/oder Transportmedium für das abge
baute Erdreich zur Verwendung kommendes flüssiges Medi
um, beispielsweise eine Bentonit/Wasser-Suspension,
zugeführt wird.
Mudmotoren sind jedoch nur begrenzt einsetzbar, weil
ihre Leistung vom Druck bzw. der Menge der ihnen zuge
führten Antriebsflüssigkeit abhängt. Große Drehmomente
und Abbauleistungen erfordern daher entsprechend große
Flüssigkeitsmengen, die erhebliche Probleme mit sich
bringen. Handelt es sich um eine - häufig thixotrope -
Bentonit/Wasser-Suspension, dann entstehen hohe Kosten
für den Bentonitverbrauch. Außerdem führt der Transport
der Suspension durch das Bohrgestänge zu einem starken
Verschleiß. Des weiteren können die großen Suspensions-
oder Wassermengen zu unerwünschten Ausspülungen oder
bei hohem hydrostatischen Druck zu Schäden an der Erd
oberfläche, beispielsweise an Fahrbahnen, führen, wenn
sie im Erdreich verbleiben, oder sie müssen zurückge
führt werden, was einen entsprechenden Rohrquerschnitt
im Bohrgestänge oder einen entsprechenden Ringraum zwi
schen Bohrgestänge und dem umgebenden Erdreich sowie
eine Aufbereitung für die Wiederverwendung des Bento
nits erfordert. Schließlich erfordern große Flüssig
keitsmengen entsprechend große Pumpenleistung, was mit
hohen Kosten verbunden ist.
Vorteilhafter ist daher ein externer Antrieb des Bohr
werkzeugs bzw. der Bohrwerkzeuge über ein Gestänge,
über das sich große Drehmomente übertragen lassen. Im
einfachsten Fall besteht das Bohrgestänge aus einem
vorzugsweise hohlen Strang mit einem exzentrisch ange
ordneten Abbauwerkzeug, das sich beim Drehen des Bohr
gestänges auf einem Hüllkreis bewegt. Dies kann mit
Hilfe eines leicht gebogenen Gestänges oder mit einer
Anordnung des Bohrwerkzeugs außerhalb der Gestänge-
bzw. Rotationsachse bewirkt werden.
Das Bohrgestänge kann aber auch aus zwei konzentrischen
Rohren bestehen, die jeweils einen eigenen Drehantrieb
besitzen. Das Innenrohr ist dabei mit dem Bohrkopf bzw.
einem Abbauwerkzeug verbunden, während das Außenrohr
mit Werkzeugen besetzt oder mit einer Bohrkrone verse
hen sein kann.
Um den Erdreichabbau und das Abfördern des gelösten
Erdreichs zu verbessern, können das Abbauwerkzeug, der
Bohrkopf und/oder das Führungsrohr mit Düsen für eine
vorzugsweise durch das Innenrohr zugeführte Flüssigkeit
versehen sein. Die Flüssigkeit kann zum Kühlen, zum
Abfördern des gelösten Erdreichs oder in Gestalt eines
scharfen Strahls zum Abbau des Erdreichs dienen.
Die Drehachse des Bohrkopfs bzw. des Abbauwerkzeuges
kann exzentrisch in bezug auf die Gestängeachse ange
ordnet sein, um beim Drehen des Gestänges eine Werk
zeugbewegung auf dem erwähnten Hüllkreis zu erzeugen.
Das Abfördern des gelösten Erdteichs kann über einen
Ringspalt zwischen dem Führungsrohr und dem Erdreich
geschehen, wenn der Durchmesser des Abbauwerkzeugs grö
ßer ist als der Durchmesser des Führungsrohrs. Günsti
ger ist jedoch ein Abfördern durch das Führungsrohr,
wofür sich im Bohrkopf und/oder im Führungsrohr Abraum
öffnungen befinden müssen. Das Innenabfördern durch das
Führungsrohr läßt sich mit Hilfe einer dort angeordne
ten Förderschnecke und/oder mittels Düsen für eine
Flüssigkeit verbessern.
Andererseits besteht aber auch die Möglichkeit, den
vorderen Teil des Bohrgestänges verschwenkbar auszubil
den, um so mit unterschiedlichen Neigungswinkeln arbei
ten zu können.
Die Erfindung wird nachfolgend anhand von in der Zeich
nung dargestellten Ausführungsbeispielen des näheren
erläutert. In der Zeichnung zeigen:
Fig. 1 eine für die Durchführung des erfindungsgemä
ßen Verfahrens geeignete Bohrvorrichtung in
Aktion,
Fig. 2 ein Bohrgestänge mit abgewinkeltem vorderen
Teil und einem Mudmotor,
Fig. 3 einem Ein-Rohr-Gestänge mit exzentrisch ange
ordnetem Mudmotor,
Fig. 4 ein Doppel-Rohr-Gestänge mit von einem Innen
rohr angetriebenem exzentrisch angeordnetem
Werkzeug,
Fig. 5 ein ähnliches Bohrgestänge, das sich für ein
Innenabfördern des gelösten Erdreichs eignet,
Fig. 6 ein Doppel-Rohr-Gestänge mit abgewinkeltem
vorderem Abschnitt und
Fig. 7 ein ähnlich beschaffenes Bohrgestänge, dessen
vorderer Teil jedoch verschwenkbar ausgebildet
ist.
Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren wird eine Erdboh
rung 1 im Erdreich 2 mittels eines aus Einzelrohren
bestehenden elastischen Bohrgestänges 3 hergestellt. Am
Ende des Bohrgestänges 3 befindet sich ein Bohrkopf 4
mit einer Lenkfläche bzw. Schräge 5, der mit dem Bohr
gestänge 3 drehfest verbunden ist. Die vordere Kante
der Schräge wirkt als Abbauwerkzeug und beschreibt beim
Drehen des Gestänges einen Hüllkreis um die Gestänge
achse. Im Bohrkopf 4 ist ein Sender 6 angeordnet, der
drahtlos Daten an einen Empfänger 7 überträgt, die sich
auf die Tiefe des Bohrkopfes 4 unter der Erdoberfläche,
den Ort des Bohrkopfes 4 im Erdreich, seine Neigung,
die Winkellage der Lenkfläche 5 bezüglich der Längs
achse des Bohrkopfes 4 und gegebenenfalls die Tempera
tur am Bohrkopf 4 beziehen. Eine Funkverbindung zwi
schen dem Sender 6 und einem Empfänger 7 ist durch die
gestrichelte Linie 8 angedeutet.
Eine weitere Funkverbindung 9 übermittelt die vorer
wähnten Daten vom Empfänger 7 auf eine Anzeigevorrich
tung 10 in der Nähe einer am Start 11 angeordneten
schlagenden Dreh- und Vorschubeinheit 12. Diese Dreh-
und Vorschubeinheit 12 weist einen Drehantrieb 13 für
das Bohrgestänge 3, ein das Bohrgestänge 3 beaufschla
gendes Schlagwerk 14 und einen Vorschubantrieb 15 auf.
Das Bohrgestänge 3 ist mit der Dreh- und Vorschubein
heit über einen Bohrgestängenanschluß 16 gekuppelt.
Von der Anzeigevorrichtung 10 führt eine Kabelverbin
dung zu einem Schaltkasten 17 mit Bedienungspult, mit
tels dessen es über je eine Kabelverbindung 18 möglich
ist, den Drehantrieb 13, das Schlagwerk 14 und den Vor
schubantrieb 15 anzusteuern.
Die in Fig. 1 dargestellte Vorrichtung läßt sich auf
zwei verschiedene Weisen betreiben. Wird das Bohrge
stänge 3 drehend und schiebend durch das Erdreich 2
getrieben, entsteht eine gerade Bohrung. Dabei wird die
aufgrund der Lenkfläche 5 am Bohrkopf mögliche Ablen
kung des außermittig wirkenden Bohrkopfes 4 durch das
gleichmäßige Drehen des Bohrgestänges 3 neutralisiert.
Eine Kurvenfahrt wird bei der in Fig. 1 dargestellten
Vorrichtung dadurch eingeleitet, daß die Drehbewegung
(Winkelgeschwindigkeit) des Bohrkopfes 4 beispielsweise
im Bereich der dargestellten Steuerstellung bzw. Win
kellage der Schrägfläche 5 in bezug auf das Bohrge
stänge 3 während jeder Drehung kurzfristig auf eine
bestimmte Lenkgeschwindigkeit verlangsamt oder in der
gegenüber dieser Lage um 180° versetzten Winkellage
kurzfristig beschleunigt wird. Auf diese Weise ergibt
sich eine nach unten gekrümmte Kurvenbahn, solange
diese periodische Geschwindigkeitsänderung stattfindet.
Dieselbe Wirkung läßt sich erzielen, wenn das Bohrge
stänge aus zwei konzentrischen Strängen besteht und
sich an einem der Stränge dort, wo die Lenkfläche 5 in
einer Spitze oder Schneide endet, mindestens ein Werk
zeug befindet, das angetrieben sein kann und sich auf
einem Hüllkreis um die Gestängeachse bewegt, wenn der
Strang sich dreht, mit dem das Werkzeug verbunden ist.
Dies ist beispielsweise möglich mit einem aus zwei kon
zentrischen Rohren bestehenden Gestänge, bei dem das
Innenrohr mit einem exzentrisch angeordneten Werkzeug
versehen oder das Außenrohr in einem begrenzten
Abschnitt seiner Stirnfläche als Bohrkrone ausgebildet
ist.
Bei dem in Fig. 2 dargestellten Ausführungsbeispiel
besteht das Bohrgestänge aus einer abgeknickten Bohr
lanze 19 mit einer Bohrung 20, 21, die zu einem Mudmotor
22 führt, der über die Bohrung 20, 21 mit Antriebsflüs
sigkeit versorgt wird. Der Mudmotor treibt ein zen
trisch angeordnetes Abbauwerkzeug 23 mit Düsen 24 an,
über welche die Antriebsflüssigkeit austritt, um den
Erdreichabbau zu unterstützen und/oder das Abfördern
des gelösten Erdreichs über den Ringraum 25 zwischen
der Bohrlanze 19 und dem Erdreich 2 zu verbessern.
Die Bohrlanze 19 enthält eine Meß- und Sendeeinheit 26
zum Aufnehmen und Weiterleiten der zum Lenken erforder
lichen Meßdaten.
Ein weiteres Ein-Rohr-Gestänge 27 ist in Fig. 3 darge
stellt und enthält einen Mudmotor 28, der über eine
Schlauchleitung 29 mit Antriebsflüssigkeit versorgt
wird, die den Mudmotor über Düsen 30 eines exzentrisch
angeordneten Abbauwerkzeugs 31 verläßt. Das vordere
Ende des Bohrgestänges 27 ist mit Werkzeugen 32 besetzt
und besitzt eine Lenkschräge 33, die sich bei einer
Kurvenfahrt an der ihr benachbarten Wandung des von dem
Werkzeug 31 geschaffenen Erdkanals abstützt. Die Kur
venfahrt findet statt, wenn das Gestängerohr 27 im
Bereich der in Fig. 3 dargestellten Winkelstellung
kurzfristig mit einer Geschwindigkeit gedreht wird, die
sich von der Bezugsgeschwindigkeit positiv oder negativ
unterscheidet.
Das Abbauwerkzeug 31 läßt sich entsprechend der Dar
stellung in Fig. 4 bei einem Doppel-Rohr-Gestänge mit
einem Außenrohr 34 auch über ein rohrförmiges Innenge
stänge antreiben, das aus mehreren, jeweils über Kar
dangelenke 35 miteinander verbundenen Teilstücken
36, 37, 38 besteht. Die Kardangelenke können entfallen,
wenn das Innengestänge hinreichend flexibel ist.
Um das Abfördern des von dem Abbauwerkzeug 31 im
Zusammenwirken mit den aus den Düsen 30 austretenden
Flüssigkeitsstrahlen gelösten Erdreichs zu verbessern,
weist bei dem Ausführungsbeispiel der Fig. 5 das Außen
rohr 39 des Doppel-Rohr-Gestänges 39, 40 eine Abraumöff
nung 41 auf und ist das Innenrohr 40 mit Schaufeln 58
besetzt, die das durch die Abraumöffnung 41 in das
Außenrohr 39 eintretende Erdreich in Richtung des Bohr
gestängeantriebs abfördern.
Bei dem Ausführungsbeispiel der Fig. 6 ist das Füh
rungs- bzw. Außenrohr 42 des Bohrgestänges abgewinkelt,
während das Innenrohr aus einem Rohrstrang 43 besteht,
der über ein Kardangelenk 44 mit einem Innenrohrab
schnitt 45 in Verbindung steht, der drehfest mit einem
Abbauwerkzeug 46 verbunden ist. Der Durchmesser des
Abbauwerkzeugs 46 ist größer als der Durchmesser des
Führungsrohrs 42 und schafft daher einen Ringraum,
über den das gelöste und mit der über Düsen 47 des
Abbauwerkzeugs 46 austretenden Flüssigkeit vermischte
Erdreich peripher abgefördert wird.
Bei dem Bohrgestänge der Fig. 7 aus einem Führungsrohr
48 und einem damit über ein Gelenk 49 verbundenen Rohr
abschnitt 50 wird das Abbauwerkzeug 51 über ein Innen
gestänge 52 angetrieben, das über eine Kupplung 53,
beispielsweise in Gestalt einer Vielkeilwelle, und ein
Kardangelenk 54 mit der Antriebswelle 55 des Abbauwerk
zeugs 51 verbunden ist. Ein Bund 56 des Innengestänges
52 ist über eine Schubstange 57 mit dem Rohrabschnitt
50 verbunden und erlaubt beim Längsverschieben des
Innengestänges 52 ein Verschwenken des Rohrabschnitts
50. Auf diese Weise läßt sich der Abknickwinkel des
Rohrabschnitts 50 und damit der Durchmesser des geraden
Abschnitts einer Erdbohrung sowie der Krümmungsradius
bei einer Kurvenfahrt stufenlos einstellen.
Allen Ausführungsbeispielen ist das eine gemeinsam, daß
sich bei einer im wesentlichen gleichmäßigen Bewegung
des in bezug auf die Drehachse des Gestänges exzen
trisch angeordneten Abbauwerkzeugs auf einem Hüllkreis
um die Drehachse ein gerader Bohrabschnitt und bei
einem Rotieren mit vorzugsweise regelmäßig pulsierender
Winkelgeschwindigkeit eine Kurvenfahrt ergibt, deren
Krümmungsradius von der Geometrie des Bohrgestänges
und/oder des Bohrwerkzeugs sowie der Geschwindigkeits
abweichung im Verhältnis zur Bezugsgeschwindigkeit
abhängt.
Claims (18)
1. Verfahren zum Richtungsbohren mit Hilfe einer Bohr
vorrichtung mit
- 1. einem Gestänge und
- 2. einem sich auf einer Kreisbahn bewegenden Abbauwerkzeug, bei dem
- 3. das Abbauwerkzeug beim Geradeausbohren mit im wesentlichen konstanter Winkelgeschwindigkeit bewegt und
- 4. die Winkelgeschwindigkeit beim Kurvenbohren periodisch geändert wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die Winkelgeschwindigkeit je Umdrehung des
Abbauwerkzeuges einmal in einem bestimmten Winkelbe
reich geändert wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekenn
zeichnet, daß während der Kurvenfahrt die Winkelge
schwindigkeit in zeitlich gleichen Intervallen geän
dert wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß zeitlich versetzt zu der
Geschwindigkeitsänderung ein Beschleunigungsschlag
oder -schub auf das Gestänge ausgeübt wird.
5. Verfähren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet,
daß der Beschleunigungsschlag oder -schub in die
Phase der höheren Winkelgeschwindigkeit fällt.
6. Vorrichtung zur Durchführung des Ver
fahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 5 mit einem
angetriebenen Bohrgestänge (3, 19, 27; 34; 39, 42,
48, 50) und mindestens einem exzentrisch zur Bohr
achse angeordneten angetriebenen Abbauwerkzeug
(4; 23; 31; 46; 51).
7. Vorrichtung nach Anspruch 6, gekennzeichnet durch
ein Bohrgestänge aus einem abgewinkelten oder
gekrümmten Führungsrohr (19, 42) und einem im Füh
rungsrohr gelagerten angetriebenen Abbauwerkzeug
(23, 46).
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 6 oder 7,
dadurch gekennzeichnet, daß das Bohrgestänge (3) aus
zwei konzentrischen Rohren (39, 40; 42, 43) besteht.
9. Vorrichtung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet,
daß das Innenrohr (36, 37, 38; 40; 52) angetrieben sowie
mit einem Abbauwerkzeug (31, 46, 51) verbunden ist.
10. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 6 bis 9,
dadurch gekennzeichnet, daß das Abbauwerkzeug
(23, 31, 46) mit Düsen (24, 30, 47) für eine durch das
Innenrohr (36, 37, 38; 40; 45) zugeführte Flüssigkeit
versehen ist.
11. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 6 und 8 bis 10,
dadurch gekennzeichnet, daß das Abbauwerkzeug
(23, 31) von einem Mudmotor (22, 28) angetrieben und
die Antriebsflüssigkeit durch das Gestänge (19, 27)
zugeführt wird.
12. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 6 bis 11,
dadurch gekennzeichnet, daß das Gestänge (19; 42)
im vorderen Teil abgewinkelt ist.
13. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 6 bis 11,
dadurch gekennzeichnet, daß die Drehachse des Abbau
werkzeugs (31) exzentrisch angeordnet ist.
14. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 6 bis 13,
dadurch gekennzeichnet, daß das Gestänge (27, 34)
oder Abbauwerkzeug (4) mit einer Lenkfläche (5, 33)
versehen ist.
15. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 8 bis 12,
dadurch gekennzeichnet, daß das vordere Ende des
Außenrohrs (34, 39, 42, 48) mit Abbauwerkzeugen (31, 32, 46, 51)
besetzt ist.
16. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 6 bis 15,
dadurch gekennzeichnet, daß das Gestänge (39) mit
mindestens einer Abraumöffnung (41) versehen ist.
17. Vorrichtung nach Anspruch 16, dadurch gekennzeich
net, daß im Gestänge (39) eine Förderschnecke
(40, 58) und/oder Düsen für eine Flüssigkeit zum
Abfördern des Erdreichs angeordnet sind.
18. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 8 und 15 bis
17, dadurch gekennzeichnet, daß das Außenrohr (48)
gelenkig mit einem dem Abbauwerkzeug (51) benach
barten Rohrabschnitt (50) verbunden ist.
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