DE19605398A1 - Herstellen von Verbundwerkstoffen durch Bandgießen bzw. Gießwalzen - Google Patents
Herstellen von Verbundwerkstoffen durch Bandgießen bzw. GießwalzenInfo
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Description
Die Erfindung beinhaltet die Herstellung von Verbundwerkstoffen mit einer Metallmatrix
durch Gießwalzen. Zu diesem Zweck können in Abhängigkeit von den zu verarbeitenden
Materialien alle Bandgieß- und Gießwalzverfahren, gekennzeichnet durch verschiedene
Gestaltung und Anordnung der Kokillen, genutzt werden. Diskontinuierliche oder kontinuierli
che Verstärkungskomponenten wie zum Beispiel Partikel, Whisker, Kurz-, Lang- und/oder
Endlosfasern sowie Gewebe oder Filze werden mit der Metallschmelze in den Schmelzen
pool überführt. Um eine gleichmäßige Verteilung und ausreichende Kontaktierung der Ver
stärkungskomponenten mit schmelzflüssigem Metall zu realisieren, können beispielsweise
die Strömungsverhältnisse im Pool, elektromagnetische Felder, die Fixierung des Faserab
standes kontinuierlicher Verstärkungen durch Aufbringen einer begrenzten Matrixmenge
bzw. organischem und/oder anorganischem Binder oder Positionierung endloser Verstär
kungskomponenten im erstarrenden Pool und Beaufschlagen dieser mit einer gewissen Vor
spannung genutzt werden. Eine entsprechende Prozeßsteuerung garantiert zudem eine aus
reichende Kontaktierung und somit Benetzung der Verstärkungskomponente mit schmelz
flüssigem Metall, da auf diese Weise die Ausbildung des flüssigen und teilweise erstarrten
Bereiches zwischen den Kokillen geregelt werden kann. Die im Resultat des Bandgießens
bzw. Gießwalzens entstandenen Verbundwerkstoffolien werden gewickelt und gelegt oder
zugeschnitten und laminiert. Auf diese Weise sind isotrope und/oder anisotrope Verbund
werkstoffe realisierbar. Durch Endlosfasern verstärkte Folien können nach dem Zuschneiden
zu uni- oder multidirektionalen Laminaten angeordnet werden. Die stoffschlüssige Verbin
dung zwischen den Verbundwerkstoffolien wird durch Heißpressen, Vakuumheißpressen,
Heißisostatisches Pressen oder Warmwalzen erzielt. In Abhängigkeit vom Matrixwerkstoff
können Haftvermittler appliziert werden.
Verbundwerkstoffe mit Metallmatrix besitzen auf Grund ihrer gegenüber unverstärkten Metal
len deutlich verbesserten Eigenschaften ein breites Anwendungspotential. Der serientechni
sche Einsatz von Metall-Matrix-Verbundwerkstoffen bleibt jedoch bisher auf Einzelfälle wie
zum Beispiel der Muldenrandverstärkung von Kolben für LKW-Motoren (G. Essig; S. Mielke;
G. Bolschies: Anwendung von faserverstärkten Metallen in Verbrennungsmotoren. Metall 44
(1990) 5 434 ff.) beschränkt.
Eine Ursache für die zögernde großtechnische Applikation von Verbundwerkstoffen mit Me
tallmatrix stellen anspruchsvolle, oft zu teure Herstellungsverfahren dar. Um die Fertigungs
kosten für komplett oder partiell verstärkte metallische Bauteile zu reduzieren und zu ratio
nalisieren, wird die folgende Erfindung vorgestellt.
Die vorliegende Erfindung besteht in einem neuen Herstellungsprozeß für Verbundwerkstof
fe mit metallischer Matrix oder mit einer Matrix aus metallischem Glas, dem Bandgießen
bzw. Gießwalzen. Das Bandgießen bzw. Gießwalzen von unverstärkten metallischen Werk
stoffen ist ein von Bessemer (H. Bessemer: Über die Herstellung von endlosem Blech aus
schmiedbarem Eisen und Stahl direkt aus dem flüssigen Metall. Stahl u. Eisen 11 (1891),
921-926) vorgeschlagenes Verfahren und hat seine Wurzeln in der Stahlindustrie. Besse
mers Idee bestand darin, eine Verfahrensweise zu entwickeln, die bereits beim Urformen zu
einem endabmessungsnahen Halbzeug führt. Auf diesem Weg können nachfolgende Um
formschritte reduziert werden. Beim Gießwalzen wird flüssiges Metall in eine bewegte, meist
gekühlte Kokille gegossen. Diese Kokille kann unterschiedlichster Art, beispielsweise aus
umlaufenden Bändern (Hazelett-Verfahren), Blöcken (Hunter-Douglas-Verfahren) oder Wal
zen (Verfahren nach Bessemer) aufgebaut sein.
Besteht die Kokille beispielsweise aus zwei gegenläufig rotierenden Walzen spricht man vom
Zweirollen-Gießwalzen. Die gegenseitige Positionierung der Walzen kann horizontal, vertikal
oder in einem beliebigen Winkel erfolgen. In den Walzenspalt wird ein definierter Masse
strom des entsprechenden flüssigen Metalls gegossen oder gezogen. Im Resultat entsteht
zwischen den Walzen der sogenannte Schmelzenpool in bestimmter Höhe. Bei Kontakt mit
der Walzenoberfläche beginnt das Metall zu erstarren. Die sich auf beiden Walzenoberflä
chen bildenden und mit der Berührungszeit anwachsenden Schalen aus festem Metall wer
den im Walzenspalt zusammengepreßt, geringfügig umgeformt und letztlich als Band oder
Folie aus dem Walzenspalt herausgepreßt. Die Wärmebilanz des Prozesses wird so gesteu
ert, daß sich spätestens an der engsten Stelle des Walzenspaltes eine Brücke aus festem
Metall zur Aufnahme der Walzkräfte ausbildet. Der gesamte Zweirollen-Gieß- bzw. Walzpro
zeß unterliegt einer Vielzahl, teilweise untereinander verknüpfter Parameter, die über eine
entsprechende Regelung gesteuert werden. Möglichkeiten zu verbesserter Verfahrens- und
Prozeßbeherrschung waren bisher Gegenstand einer Vielzahl von Arbeiten, die sich in
Veröffentlichungen und Patenten niederschlugen. Neben einer Verbesserung der Wirtschaft
lichkeit durch teilweises Entfallen von investitions- und/oder energieaufwendigen Umform
schritten ist es nunmehr möglich, durch Gießwalzen neue, wichtige Werkstoffeigenschaften
einzustellen.
Die vorliegende Erfindung befaßt sich daher mit der Fertigung von Verbundwerkstoffen, die
eine metallische Matrix oder eine Matrix aus metallischem Glas besitzen, über den Weg des
Gießwalzens. Im Resultat dieses neuen kontinuierlichen Verfahrens der Verbundwerkstoff
herstellung entstehen endlose, verstärkte Bänder oder Folien.
Das flüssige Metall bzw. die geschmolzene Legierung wird auf konventionelle Art und Weise
durch Gießwalzen verarbeitet. Die Schmelze gelangt dabei über einen Frei- oder Tauch
strahl in den Pool. Zusätzlich erfolgt die Einführung einer zweiten oder mehrerer Komponen
ten in den Schmelzenpool. Diese weiteren Komponenten können beispielsweise Partikel,
Kurzfasern, Langfasern, Endlosfasern, Fasergewebe oder Filze sein. Außerdem lassen sich
in Abhängigkeit vom geforderten Eigenschaftsprofil des Bauteils, werkstofflich verschiedene
Verstärkungskomponenten mit wesentlich anderen Eigenschaften in die Metallmatrix inte
grieren und gezielt gewünschte Werkstoffeigenschaften einstellen. In diesem Fall werden
dem Schmelzenpool Partikelgemische verschiedenster Werkstoffe, Kurzfaser- oder Langfa
sergemische, Endlosfasern oder Fasergewebe bzw. Filze aus unterschiedlichen Materialien,
mit dem Ziel der Fertigung definierter Hybridverbundwerkstoffe zugeführt.
Zur gleichmäßigen Verteilung der Verstärkungskomponente im Verbund tragen bei Partikel-
und diskontinuierlicher Faserverstärkung die Strömungsverhältnisse im Schmelzenpool bei.
Turbulente Strömungen des flüssigen Metalls, die unter anderem von der Art der Metallzu
führung (Frei- oder Tauchstrahl) und dem Druck des Metallstrahles, der in den Schmelzen
pool eintritt, determiniert werden, regen eine intensive Durchmischung der diskontinuierli
chen Verstärkungskomponenten und der Metallschmelze an. Handelt es sich bei der durch
Gießwalzen zu verarbeitenden metallischen Matrix um einen stark sauerstoffaffinen Werk
stoff (Aluminium, Titan, Magnesium), bietet sich ein Arbeiten unter Schutzgas oder im Vaku
um an. Auf diese Weise können ungewünschte Oxideinschlüsse, die zu einer drastischen
Eigenschaftsverschlechterung des Composites führen, im entstehenden Band bzw. in der
entstehenden Folie eingeschränkt oder gänzlich vermieden werden.
Eine gleichbleibende und homogene Verteilung kontinuierlicher Verstärkungskomponenten
(wie zum Beispiel Endlosfasern und Gewebe) wird durch eine kontrollierte Fixierung dieser
im Schmelzenpool erreicht. Rovings mit Endlosfasern werden zur Verbesserung der Infiltra
tion der Fasern mit schmelzflüssigem Metall und zur Einstellung einer maximalen Kontaktflä
che zwischen Faser und Metallschmelze aufgespreizt. Eine Möglichkeit zum Realisieren
gleichmäßiger Faserabstände bietet das Fixieren und Positionieren der Fasern mittels Auf
bringen einer begrenzten Matrixmenge vor dem Bandgießen bzw. Gießwalzen. Dieses loka
le Metallisieren der Fasern kann beispielsweise durch thermisches Spritzen erfolgen. An
schließend werden die metallisierten, aufgespreizten Endlosfasern über entsprechende Zu
führsysteme in den Schmelzenpool eingeleitet und vollständig infiltriert. Eine Fixierung der
aufgespreizten Fasern mittels anorganischem oder organischem Binder ist ebenfalls denk
bar.
Weiterhin bietet sich zur Realisierung paralleler Faserausrichtung und Gewebepositionierung
die Möglichkeit, Endlosfasern bzw. Fasergewebe während der Anlaufphase des Bandgieß
bzw. Gießwalzprozesses im erstarrenden Teil des Schmelzenpools zu fixieren und mit einer
definierten Spannung zu belasten.
Nachfolgende Verarbeitungsschritte resultieren durch Wickeln Legen oder Laminieren der
Verbundfolien in geometrisch stabilen Bauteilen oder partiell verstärkten Strukturen. Dabei
werden die verstärkten Metallbänder bzw. Metallfolien beispielsweise durch Heißpressen,
Vakuumheißpressen, heißisostatisches Pressen oder Warmwalzen stoffschlüssig unterein
ander und wenn erforderlich mit dem Substratwerkstoff verbunden. In Abhängigkeit von der
Art des applizierten Matrixwerkstoffes kann es auch sinnvoll sein, die zu verbindenden
MMC-Folien mit einem Haftvermittler zu beschichten. Aufgabe des Haftvermittlers ist das
Erzielen ausreichender und gleichmäßiger Haftung zwischen den MMC-Folien sowie zwi
schen den Folien und dem Substratwerkstoff. Für die Beschichtung mit Haftvermittler sind
unter anderem Verfahren wie das Thermische Spritzen oder Walzplattieren denkbar.
Hierbei ist hervorzuheben, daß Verbundfolien mit anisotropen Eigenschaften eine Orientie
rung der Verstärkungskomponenten in Richtung der Hauptbeanspruchungen des Werkstof
fes gewährleisten.
Claims (9)
1. Verbundwerkstoffe mit Metallmatrix in Form von Flachprodukten (Bänder und Folien), die
kontinuierliche oder diskontinuierliche Verstärkungskomponenten enthalten, dadurch
gekennzeichnet, daß sie durch Bandgießen bzw. Gießwalzen gefertigt werden.
2. Verbundwerkstoffe mit einer Matrix aus metallischem Glas in Form von Flachprodukten
(Bändern und Folien), die kontinuierliche oder diskontinuierliche Verstärkungskomponen
ten enthalten dadurch gekennzeichnet, daß sie durch Bandgießen bzw.
Gießwalzen gefertigt werden.
3. Verbundwerkstoffe nach den Ansprüchen 1 und 2 sind dadurch gekennzeich
net, daß die Matrix diskontinuierliche Verstärkungskomponenten, wie zum Beispiel ver
schieden geformte Partikel, Whisker, Kurz- und/oder Langfasern des gleichen Werkstof
fes enthält.
4. Verbundwerkstoffe nach den Ansprüchen 1 und 2 sind dadurch gekennzeich
net, daß die Matrix kontinuierliche Verstärkungskomponenten wie zum Beispiel Endlosfa
sern und/oder Gewebe des gleichen Werkstoffes enthält.
5. Verbundwerkstoffe mit Metallmatrix oder mit einer Matrix aus metallischem Glas nach den
Ansprüchen 1 und 2, sind dadurch gekennzeichnet, daß die Verstärkungs
komponenten aus einem Gemisch verschiedenster Werkstoffe besteht mit dem Ziel, Hy
bridverbunde zu fertigen.
6. Die Verstärkungskomponenten des durch Bandgießen bzw. Gießwalzen hergestellten
Verbundwerkstoffes nach den Ansprüchen 1, 2, 3, 4, und 5, dadurch gekenn
zeichnet, daß sie oberflächenbehandelt und/oder beschichtet sein können.
7. Verbundwerkstoffe mit einer gleichmäßigen Verteilung der Verstärkungskomponenten in
der Matrix, dadurch gekennzeichnet, daß die Strömungsverhältnisse im
Schmelzenpool gesteuert und elektromagnetische Felder angewendet werden, Ab
standshalter in Form lokaler Brücken des Matrixmaterials und/oder organischer bzw. an
organischer Binder appliziert und/oder eine Fixierung von endlosen Verstärkungskompo
nenten während der Anlaufphase des Bandgießens bzw. Gießwalzens im Schmelzenpool
realisiert werden.
8. Bandgegossene bzw. gießgewalzte Verbundfolien oder -bänder nach den Ansprüchen 1,
2, 3, 4, 5, 6 und 7, dadurch gekennzeichnet, daß sie gewickelt oder gelegt
und anschließend stoffschlüssig verbunden werden, um kompakte vollständig verstärkte
Strukturen bzw. lokale Verstärkungen an hoch beanspruchten Positionen zu realisieren.
9. Bandgegossene bzw. gießgewalzte Verbundfolien- oder -bänder nach Ansprüchen 1, 2,
3, 4, 5, 6 und 7, dadurch gekenn zeichnet, daß sie zugeschnitten, die ani
sotropen Verbundwerkstoffolien entsprechend der Beanspruchungsrichtung gelegt und
stoffschlüssig verbunden werden.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19605398A DE19605398A1 (de) | 1996-02-14 | 1996-02-14 | Herstellen von Verbundwerkstoffen durch Bandgießen bzw. Gießwalzen |
Applications Claiming Priority (1)
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Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
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Family
ID=7785351
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DE19605398A Withdrawn DE19605398A1 (de) | 1996-02-14 | 1996-02-14 | Herstellen von Verbundwerkstoffen durch Bandgießen bzw. Gießwalzen |
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Country | Link |
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