DE19603965A1 - Verfahren zur Herstellung eines hydraulisch aktiven Bindemittels in Form des Baukalks aus einem kalkarmen bzw. -freien Abfallstoff - Google Patents
Verfahren zur Herstellung eines hydraulisch aktiven Bindemittels in Form des Baukalks aus einem kalkarmen bzw. -freien AbfallstoffInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines hydraulisch aktiven Bindemittels in
Form des Baukalks aus einem kalkarmen bzw. -freien Abfallstoff.
Als Rohstoffe für die Herstellung der Baukalkarten sind Kalkstein, insbesondere CaCO₃, bzw.
mit Ton verunreinigter Kalkstein als Kalkmergel, weiterhin auch Dolomit, d. h. CaMg(CO₃)₂, bekannt.
Diese Sedimentgesteine haben sich vor allem durch Fällung von CaCO₃ zu feinem Kalkschlamm
(chemische Sedimente) oder aus den Kalkschalen bzw. -gerüsten abgestorbener Meerestiere
(organische Sedimente: z. B. Muschelkalk) gebildet [vgl. Knoblauch, H.; Schneider U.: Bauchemie.
Werner Verlag, Düsseldorf 1992].
Nach dem Stand der Technik wird zwischen dem Wasserkalk als ein schwach hydraulischer,
unterhalb der Sintertemperatur aus mergeligem Kalkstein gebrannter Kalk und dem hydraulischen
bzw. hochhydraulischem Kalk unterschieden.
Beim Wasserkalk liegt ein kombinierter Erhärtungsvorgang aus Carbonaterhärtung und
hydraulischer Erhärtung vor. Um ein hydraulisch aktives Bindemittel zu erhalten, das durch Reaktion
mit Wasser an der Luft oder unter Wasser erhärtet und als solches Stoffgemisch wasserunlöslich ist,
verwendet man Kalkmergel, der in seinen tonigen Bestandteilen sauer wirkende Verbindungen wie
SiO₂, Al₂O₃ und Fe₂O₃ aufweist. Diese Verbindungen mit einer sauren chemischen Charakteristik
werden auch als Hydraulefaktoren bezeichnet. Wird dieser Kalkmergel auf Temperaturen von 600 bis
900°C erhitzt, dann entsteht unter CO₂-Freisetzung zunächst das stark basische CaO, das schließlich
im Ergebnis einer diffusionskontrollierten Festkörperreaktion mit den Verbindungen SiO₂, Al₂O₃ und
Fe₂O₃ bei Temperaturen zwischen 900 und maximal 1200°C unter Neubildung von Mineralphasen
reagiert. Die Hauptkomponente des mineralischen Phasenbestandes beim gebrannten hydraulischen
bzw. hochhydraulischen Kalk ist das Dicalciumsilicat 2 CaO·SiO₂, auch als C₂S bezeichnet.
Die für die hydraulische Erhärtung wichtigen Mineralphasen Tricalciumsilicat und
Dicalciumsilicat sind auch in Zementen vorhanden. Aus chemischer Sicht enthalten die Mineralphasen
beim hydratisierten Portland-Zement die Komponenten CaO, SiO₂, Al₂O₃ und Fe₂O₃ in für
hydraulische Bindemittel relevanten Konzentrationen.
Auch Asbestzement-Abfallstoffe sind chemisch analog zusammengesetzt, indem sie aus etwa
88 Gew.-% Portland-Zement und etwa 12 Gew.-% Asbest bestehen. In der Regel wurde das
aufbereitete Mineral Chrysotil, das mit der Idealformel Mg₃(Si₂O₅)(OH)₄ angegeben wird, zur
Faserverstärkung der Zementmatrix verwendet [vgl. H. Klos: Asbestzement - Technologie und
Projektierung. Springer-Verlag, Wien, New York 1967]. Praktisch weicht aber die chemische
Zusammensetzung des Chrysotil-Asbestes von der Idealformel ab, wie am Beispiel einer Probe aus
dem Ural (P-3-70) gezeigt werden konnte (Angaben in Gew.-%) 38,76 SiO₂; 38,41 MgO; 3,76 Fe₂O₃;
1,63 Al₂O₃; 0,84 CaO; 0,29 K₂O; 0,38 Na₂O; 2,81 Rest; 13,5 Glühverlust [vgl. Riedel, W.; Bimberg, R.;
Kluge, H.-G.: Die Beständigkeit von Asbest-, Glas- und Mineralfasern im alkalischen Milieu.
Wissenschaftliche Zeitschrift der Hochschule für Architektur und Bauwesen Weimar 19 (1972)
471-477]. Demzufolge enthält also selbst der Chrysotil-Asbest Bestandteile im Sinne von Hydraulefaktoren
mineralischer Bindemittel.
Aufgabe der Erfindung ist es, ein natürliche Ressourcen schonendes Verfahren zur
Herstellung eines hydraulisch aktiven Bindemittels bei Temperaturen unterhalb der Sintergrenze des
Stoffgemisches, ohne daß dabei die klassischen Prozeßstufen, d. h. "Entsäuerung von Kalksteins" und
damit Emission von Kohlendioxid sowie "Neubildung hydraulisch reagierender Verbindungen", auftreten
sollen, zu entwickeln, wobei zudem das Verfahren durch einen geschlossenen Stoffkreislauf infolge
rohstofflicher Einbindung von Abfallmaterialien in den Stoffwandlungsprozeß gekennzeichnet sein soll.
Die Aufgabe wird dadurch gelöst, daß zur Herstellung eines hydraulisch aktiven Bindemittels in
Form des Baukalks erfindungsgemäß zementgebundener Asbest allein oder in Verbindung mit
baukalktypischen Stoffgemischen durch Behandlung im einem thermischen Aggregat bei einer
Temperatur unterhalb der Sintergrenze (ca. 1200°C) dehydratisiert, dehydroxyliert und in seinem
mineralischen Phasenbestand so umgewandelt wird, daß schließlich ein Produkt insbesondere mit den
chemisch wirksamen mineralischen und bindemittelrelevanten Phasen Dicalciumsilicat und/oder
Calciumoxid entstanden ist.
Das erfindungsgemäß erhaltene Produkt kann durch Wechselwirkung mit Wasser nachfolgend
hydraulisch erhärtet bzw. durch Carbonaterhärtung verfestigt werden.
Als zementgebundener Asbest lassen sich Asbestzement-Abfallstoffe, d. h. Stoffe, die in der
Regel aus einem Gemisch von ca. 88 Gew.-% hydratisiertem Portland-Zement und ca. 12 Gew.-%
Chrysotil-Asbest bestehen, einsetzen. Damit wird ein gefahrstoffhaltiger Abfall vorteilhaft in einen
ökologisch verträglichen Wertstoff für die Bauwirtschaft durch einen stoffwandelnden Prozeß
umgewandelt.
Damit wurde ein kalkfreier bzw. kalkarmer Ausgangsstoff zu einem gleichwertigen
mineralischen Bindemittel umgewandelt, die bisher nur aus einem Naturkalkrohstoff herstellbar sind.
Claims (3)
1. Verfahren zur Herstellung eines hydraulisch aktiven Bindemittels in Form des Baukalks aus einem
kalkarmen bzw. -freien Abfallstoff, dadurch gekennzeichnet, daß zementgebundener Asbest allein oder
in Verbindung mit baukalktypischen Stoffgemischen durch Behandlung im einem thermischen
Aggregat bei einer Temperatur unterhalb der Sintergrenze (ca. 1200°C) dehydratisiert, dehydroxyliert
und in die für das gebildete mineralische Bindemittel erforderlichen Phasen Dicalciumsilicat und/oder
Calciumoxid umgewandelt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als zementgebundener Asbest
insbesondere Asbestzement-Abfallstoffe, d. h. Stoffe, die in der Regel aus einem Gemisch von ca. 88
Gew.-% hydratisiertem Portland-Zement und ca. 12 Gew.-% Chrysotil-Asbest bestehen, verwendet
werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß das erhaltene Produkt im Ergebnis
der Wechselwirkung mit Wasser schließlich hydraulisch erhärtet bzw. durch Carbonaterhärtung
verfestigt wird.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19603965A DE19603965A1 (de) | 1996-01-26 | 1996-01-26 | Verfahren zur Herstellung eines hydraulisch aktiven Bindemittels in Form des Baukalks aus einem kalkarmen bzw. -freien Abfallstoff |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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Publications (1)
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DE19603965A1 true DE19603965A1 (de) | 1997-07-31 |
Family
ID=7784468
Family Applications (1)
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DE19603965A Withdrawn DE19603965A1 (de) | 1996-01-26 | 1996-01-26 | Verfahren zur Herstellung eines hydraulisch aktiven Bindemittels in Form des Baukalks aus einem kalkarmen bzw. -freien Abfallstoff |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE19603965A1 (de) |
Cited By (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
EP3466901A1 (de) * | 2017-10-09 | 2019-04-10 | HeidelbergCement AG | Verfahren zur herstellung von bindemitteln, die durch hydrierung und karbonisierung härten |
WO2020027674A1 (pt) * | 2018-08-01 | 2020-02-06 | Universidade Da Beira Interior | Processo de obtenção de ligantes cao-mgo e produtos de construção com reutilização de subprodutos e/ou resíduos e absorção de dióxido de carbono |
-
1996
- 1996-01-26 DE DE19603965A patent/DE19603965A1/de not_active Withdrawn
Cited By (4)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
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EP3466901A1 (de) * | 2017-10-09 | 2019-04-10 | HeidelbergCement AG | Verfahren zur herstellung von bindemitteln, die durch hydrierung und karbonisierung härten |
WO2019072640A1 (en) * | 2017-10-09 | 2019-04-18 | Heidelbergcement Ag | PROCESS FOR PRODUCING CURING BINDERS BY HYDRATION AND CARBONATION |
US11384017B2 (en) | 2017-10-09 | 2022-07-12 | Hconnect 2 Gmbh | Method for manufacturing binders hardening by hydration and carbonation |
WO2020027674A1 (pt) * | 2018-08-01 | 2020-02-06 | Universidade Da Beira Interior | Processo de obtenção de ligantes cao-mgo e produtos de construção com reutilização de subprodutos e/ou resíduos e absorção de dióxido de carbono |
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