-
Die
vorliegende Erfindung betrifft Verfahren zur Behandlung oder zur
Stabilisierung von Kesselaschen und silikatischen Filterstäuben und
Klärschlammverbrennungsrückständen, insbesondere
zur Ablagerung in ober- oder untertägigen Deponien oder zur sonstigen
Verwertung.
-
Kesselaschen
und silikatische Filterstäube
aus Restabfallverbrennungsanlagen sowie Klärschlammverbrennungsrückstände aus
Klärschlammverbrennungsanlagen
(nachfolgend zusammenfassend "Rückstände" genannt) besitzen
aufgrund ihrer Ausgangsstoffe und ihrer Entstehung sehr hohe Anteile
an auslaugbaren, d. h. löslichen
Schadstoffen wie z. B. Schwermetallen. Zur Bewertung möglicher
Entsorgungs- oder Verwertungswege für diese Abfälle wird bislang überwiegend
deren Auslaugverhalten, ermittelt nach den Vorgaben der DIN 38414-S4
(DEV-S4) bzw. DIN EN 12457-4, herangezogen.
-
Die
genannten Rückstände werden
nach dem bisherigen Stand der Technik in der Regel mit Wasser einstufig
in einem Mischer angemischt und in ober- oder untertägigen Deponien
abgelagert oder verwertet. Je nach den behördlichen Auflagen für die Deponien
oder die Verwertungsmaßnahmen
werden die Rückstände z. B.
zur Verbesserung der Standfestigkeit zusätzlich noch mit puzzolanischen
Flugaschen und/oder mit hydraulischen Bindemitteln vermischt.
-
Die
Zugabe der Additive und/oder Bindemittel dient in der Regel jedoch
nicht nur zur Erhöhung
der Festigkeitseigenschaften des Gemisches. Bei obertägigen Deponien
oder Verwertungsmaßnahmen
wird häufig
darüber
hinaus das Ziel verfolgt, gefährliche
Inhaltsstoffe in den Rückständen in
nicht gefährliche
(Stabilisierung) oder leichtlösliche
anorganische Schadstoffe in schwerlösliche umzuwandeln (Behandlung).
Mit der Behandlung wird daher insbesondere das Ziel verfolgt, die
für die
obertägige
Ablagerung oder Verwertung geltenden Eluatgrenzwerte einzuhalten.
-
Bei
der genehmigungsrechtlichen Bewertung derartiger Stabilisierungs-
oder Behandlungsverfahren spielt insbesondere die Frage der Langzeitstabilität der auf
diese Weise stabilisierten bzw. behandelten Rückstände eine Rolle. Hierzu wird
neuerdings das pH-stat-Elutionsverfahren EW 98P gemäß LAGA-Mitteilung
33 (LAGA: Länderarbeitsgemeinschaft
Abfall) angewendet, bei dem das verfestigte Gemisch auf ≤ 10 mm zerkleinert
und bei konstanten pH-Werten von 4 und 11 eluiert wird. Dabei hat
sich gezeigt, dass unter diesen Bedingungen die sich ergebenden
Schadstoffkonzentrationen im Eluat häufig über den entsprechenden Eluatgrenzwerten
liegen und somit eine Ablagerung auf obertägigen Deponien oder eine Verwertung
nicht möglich
ist.
-
Aufgabe
der vorliegenden Erfindung war es, mittels eines Behandlungs- oder
Stabilisierungsverfahrens die genannten Rückstände alleine oder im Gemisch
so zu konditionieren, dass die resultierenden Aufbereitungsprodukte
in obertägigen
Deponien abgelagert oder für
Verwertungsmaßnahmen
eingesetzt werden können.
Dazu sind nach vorgegebener Lager- und Abbindezeit die vorgegebenen
Eluatgrenzwerte nach Durchführung
des pH-stat-Verfahrens gemäß der obengenannten
Richtlinie einzuhalten.
-
Überraschenderweise
wird die Aufgabe dadurch gelöst,
dass die Rückstände – alleine
oder im Gemisch untereinander – mit
einem oder mehreren calciumsulfithaltigen Additiv(en), ggf. mit
einem oder mehreren hydraulischen Bindemittel(n) und/oder ggf. mit
einem oder mehreren puzzolanischen Additiv(en) und/oder ggf. mit
einem oder mehreren Spezialreagenz(ien) in einem ein- bis dreistufigen
Verfahrensprozess unter Zusatz von Anmischflüssigkeit (in der Regel Wasser)
konditioniert werden.
-
Das
erfindungsgemäße Verfahren
zur Behandlung oder zur Stabilisierung von Rückständen, ausgewählt aus
Kesselaschen, silikatischen Filterstäuben aus Restabfallverbrennungsanlagen,
Klärschlammverbrennungsrückständen und
Mischungen davon, weist folgenden wesentlichen Schritt auf:
- – Versetzen
der Rückstände mit
mindestens einem calciumsulfithaltigen Additiven und Wasser, um
stabilisierte oder behandelte Rückstände zu erhalten.
-
Soweit
in den Ansprüchen
oder in der Beschreibung auf "Rückstände" Bezug genommen wird,
kann es sich dabei jeweils um einen einzelnen Rückstand oder eine Mischung
verschiedener Rückstände handeln, d.
h. der Begriff "Rückstände" umfasst sowohl einen
einzelnen Rückstand
(ausgewählt
aus Kesselaschen, silikatischen Filterstäuben aus Restabfallverbrennungsanlagen
oder Klärschlammverbrennungsrückständen) als
auch Mischungen von gleichartigen Rückständen aus verschiedenen Quellen
und Mischungen von zwei oder mehr verschiedenen Rückständen, z.
B. Kesselaschen und Klärschlammverbrennungsrückständen.
-
Soweit
in den Ansprüchen
oder in der Beschreibung auf "calciumsulfithaltige
Additive" Bezug
genommen wird, kann dies ein einzelnes calciumsulfithaltiges Additiv
bezeichnen als auch eine Mischung von calciumsulfithaltigen Additiven.
-
Soweit
in der Beschreibung auf "hydraulische
Bindemittel", "puzzolanische Additive" und "Spezialreagenzien" Bezug genommen wird,
umfasst dies jeweils sowohl die Einzahl als auch die Mehrzahl.
-
Bei
den verwendeten calciumsulfithaltigen Additiven handelt es sich
bevorzugt um Rückstände aus trockenen
oder quasitrockenen Entschwefelungsanlagen von Kohlekraftwerken.
Die calciumsulfithaltigen Additive können dabei auch Anteile silikatischer/aluminatischer
Flugasche dieser Kohlekraftwerken enthalten. Bevorzugt weisen die
Additive einen Calciumsulfitgehalt (CaSO3 × 0,5 H2O) von 5 MA.-% bis 70 MA.-%, mehr bevorzugt
10 MA.-% bis 60 MA.-% auf. Bevorzugt enthält das calciumsulfithaltige
Additiv auch Calciumhydroxid (Ca(OH)2),
bevorzugt mindestens 2 MA.-%, mehr bevorzugt 5 bis 40 MA.-%
-
Zusätzlich zu
den calciumsulfithaltigen Additiven können zur weiteren Verbesserung
der Festigkeitseigenschaften hydraulischen Bindemittel eingesetzt
wer den. Es kann sich dabei um Zemente der Typen CEM I, II oder III
und/oder um Deponiebaustoffe/-binder und/oder um Gips- und/oder
um Anhydritbaustoffe/-binder und/oder um Bergbau-Baustoffe und/oder
um Bypass-Stäube aus
Zementwerken handeln.
-
Neben
den hydraulischen Bindemitteln und ebenfalls zur Verbesserung der
Festigkeits- sowie der Verarbeitungs- oder Abbindeeigenschaften
können
im Verfahren ggf. zusätzlich
puzzolanische Additive wie Flugasche aus der Rauchgasreinigung von
Stein- und/oder Braunkohlefeuerungsanlagen und/oder Wirbelschichtfeuerungsasche
aus Kohlekraftwerken eingesetzt werden.
-
Weiterhin
ist es möglich,
im Verfahren ggf. Spezialreagenzien einzusetzen, falls dieses zum
Erreichen der vorgegebenen Qualität des Endprodukts notwendig
ist. Hierzu können
Fällungs-/Flockungsmittel
wie Sulfide der Alkali-/Erdalkalimetalle, Eisen(II)salze, Aluminiumsalze
und/oder wasserlösliches
Wasserglas, alle jeweils in fester oder gelöster Form vorliegend, verwendet
werden.
-
Das
Behandlungs- oder Stabilisierungsverfahren wird in 1 bis 3 Verfahrensschritten
durchgeführt,
damit die jeweiligen chemisch/physikalischen Reaktionen eines Verfahrensschrittes
optimal und ohne Störung durch
die ggf. bei dem vorhergehenden oder nachfolgenden Verfahrensschritt
ablaufenden chemisch/physikalischen Reaktionen ablaufen können.
-
Die
Anzahl der notwendigen Verfahrensschritte und die Anzahl und die
Menge der benötigten
Gemischkomponenten kann hierzu in Vorversuchen ermittelt werden.
Gleichzeitig wird hierbei ermittelt, wie lange und intensiv die
einzelnen Komponenten innerhalb der Verfahrensschritte vermischt
werden müssen,
um die gewünschten
Reaktionen optimal ablaufen zu lassen.
-
Innerhalb
jedes Verfahrensschrittes können
gezielt auf bestimmte Schadstoffe und/oder Schwermetallverbindungen
abgestimmte Fällungs-
und oder Redox-Reaktionen
im wässrigen
Medium herbeigeführt
werden, wobei schädliche
oder toxische Verbindungen zerstört
und/oder leicht lösliche,
toxische Schwerme tallverbindungen irreversibel in sehr schwerlösliche unschädliche Verbindungen überführt werden.
-
Jeder
Verfahrensschritt ist dabei so auf die anderen abgestimmt, dass
die jeweiligen chemisch/physikalischen Reaktionen eines Verfahrensschrittes
optimal und ohne Störung
durch die ggf. bei dem vorhergehenden oder nachfolgenden Verfahrensschritt
ablaufenden chemisch/physikalischen Reaktionen ablaufen können.
-
Im
ersten Verfahrensschritt werden dazu die genannten Rückstände – alleine
oder im Gemisch untereinander – mit
einem oder mehreren calciumsulfithaltigen Additiv(en) und mit Anmischflüssigkeit
versetzt und intensiv vermischt.
-
Calciumsulfit
stellt über
seine Löslichkeit
als Langzeitdepot das Reduktionsmittel Sulfit zur Verfügung.
-
Überraschenderweise
hat sich gezeigt, dass durch den Calciumsulfit-Anteil des Additivs
z. B. gut lösliche
Chrom-VI-Verbindungen sicher und irreversibel in schwer lösliche zu
Chrom-III-Verbindungen umgewandelt werden. Dieses geschieht unabhängig davon,
ob sie schon gelöst
vorliegen oder erst zu einem späteren Zeitpunkt
durch äußere Einflüsse aus
den festen Abfallbestandteilen herausgelöst werden.
-
Das
calciumsulfithaltige Additiv enthält bevorzugt neben Calciumsulfit
noch freien Kalk in Form von Kalkhydrat (Ca(OH)2;
Portlandit). Bevorzugt wird durch den freien Kalk (Freikalk) im
calciumsulfithaltigen Additiv in der Anmischflüssigkeit außerdem eine ausreichende Konzentration
an Hydroxid-Ionen
(OH--Ionen) bereitgestellt, um lösliche zwei-
und höherwertige
Schwermetallionen als sehr schwerlösliche Hydroxidverbindungen
auszufällen.
-
Durch
den Freikalk-Gehalt und ggf. die silikatischen/aluminatischen Bestandteile
des Flugascheanteils binden die calciumsulfithaltigen Additive selbst
puzzolanisch ab. Der Freikalk-Gehalt kann darüber hinaus zusätzlich puzzolanische
Abbindereaktionen in den Abfällen
anregen.
-
Im
ersten Verfahrensschritt können
dem Gemisch aus den genannten Rückständen und
einem oder mehreren calciumsulfithaltigen Additiv(en) und Anmischflüssigkeit
ggf. zusätzlich
ein oder mehrere hydraulische(s) Bindemittel und/oder ggf. zusätzlich ein
oder mehrere puzzolanische(s) Additiv(e) zugesetzt werden. Die Zugabe
dieser Stoffe geschieht fakultativ und dient dazu, die für das behandelte
oder stabilisierte Endprodukt vorgegebene Festigkeitsentwicklung
und Standfestigkeit sowie Produktdichte und Wasserpermeabilität sicher
einzustellen, ohne dazu den Anteil der calciumsulfithaltigen Additive
am Gemisch anpassen zu müssen. Außerdem stellen
die hydraulischen Bindemittel sowie die puzzolanischen Additive
zusätzliche
silikatische und aluminatische Komponenten zur irreversiblen Einbindung
von Schwermetallen bereit.
-
Sofern
es nach den Vorversuchen für
das Gesamtverfahren von Vorteil ist, können die/das hydraulische(n)
Bindemittel oder die/das puzzolanische(n) Additiv(e) auch in einem
zweiten oder dritten Verfahrensschritt zugemischt werden.
-
Bei
höheren
Schwermetallgehalten der Ausgangsstoffe können über die Anmischflüssigkeit
ggf. dem Ausgangsgemisch auch Sulfide der Alkali- oder Erdalkalimetalle
zugegeben werden, um zusätzlich
schwerlösliche
Schwermetallsulfide auszufällen
(z. B. Bleisulfid, Zinksulfid, Kupfersulfid).
-
Im
ersten Verfahrensschritt können
außer
Sulfid nur dann andere Spezialreagenzien eingesetzt werden, wenn
diese sich nicht gegenseitig beeinflussen. Ansonsten sind diese
im zweiten oder im dritten Verfahrensschritt dem Gemisch zuzugeben.
-
Anstelle
von Sulfid können
im ersten Verfahrensschritt auch Eisen(II)salze oder wasserlösliches
Wasserglas verwendet werden. Werden beispielsweise zur Behandlung
und/oder Stabilisierung der Abfälle
Sulfid, Eisen(II)salz und Wasserglas eingesetzt, so wird dieses
in drei aufeinander folgenden Verfahrensschritten durchgeführt (Das
Vermischen der Abfälle
mit calciumsulfithaltigen Additiven findet hierbei im 1. Verfahrensschritt
statt.):
- – 1.
Verfahrensschritt – Sulfidfällung:
Fällung sehr
schwerlöslicher
Schwermetallverbindungen als Sulfide.
- – 2.
Verfahrensschritt – Fällung/Reduktion
mit Eisen(II)salzen:
Verwendung bei hohen Gehalten an Chrom-VI-Verbindungen
im Abfall, in Ergänzung
zum calciumsulfithaltigen Additiv. Dabei schnelle und irreversible
Reduktion von gut löslichen
Chrom-VI-Verbindungen zu schwer löslichen Chrom-III-Verbindungen
unter basischen Bedingungen. Fällung
von überschüssigem Sulfid
aus dem ersten Verfahrensschritt. Eisen(II)salze können daher
nicht gleichzeitig mit Sulfidreagenz im ersten Verfahrensschritt
verwendet werden. Fällung
von Schwermetallverbindungen als schwer lösliche Hydroxide.
- – 3.
Verfahrensschritt – Wasserglasfällung:
Fällung löslicher
Schwermetallverbindungen als schwer lösliche amorphe Silikate. Fällung von überschüssigem Eisen(II)
aus dem zweiten Verfahrensschritt. Wasserglas kann daher nicht gleichzeitig
mit Eisen(II)salzen im ersten oder im zweiten Verfahrensschritt
verwendet werden.
Abdichtung von Feinporen im Endprodukt sowie
zusätzliche
Verfestigung durch amorphe Silikate.
-
Die
beispielsweise mit handelsüblicher
Misch- und Verfahrenstechnik (Chargen- oder Durchlaufmischer) konditionierten
Gemische aus den genannten Rückständen mit
einem oder mehreren calciumsulfithaltigen Additiv(en) und/oder mit
ggf. einem oder mehreren Bindemittel(n) und/oder mit ggf. einem
oder mehreren puzzolanischen Additiv(en) und/oder mit ggf. einer
oder mehreren Spezialreagenz(ien) können in erdfeuchter oder in
pastöser
oder in frei-fließender
Konsistenz hergestellt werden. Das behandelte oder stabilisierte
Endprodukt bindet in der Ablagerungsstätte innerhalb eines vorgegeben
Zeitraums zu einem standfesten Material ab.
-
Zur
Prüfung,
ob das Behandlungs- oder Stabilisierungsverfahren erfolgreich war,
werden im Anschluss an den Verfahrensdurchlauf Proben entnommen,
die dann nach vorgegebener Lager- und Abbindezeit im pH-stat-Elutionsversuch
auf die Kriterien für
die Ablagerung in Deponien oder für die Verwertung untersucht werden.
Als Bewertungskriterien können
je nach Einsatzfall z. B. die Ausführungen der Abfallablagerungsverordnung
(AbfAbIV), der Deponieverwertungsverordnung (DepVerwV), der Deponieverordnung
(DepV) oder der Versatzverordnung (VersatzV) vorgegeben sein.
-
Natürlich kann
zur Bewertung des Behandlungs- oder Stabilisierungsverfahrens auch
auf das Auslaugverfahren nach DIN 38414-S4 oder DIN EN 12457-4 zurückgriffen
werden, sofern dieses zulässig
ist.
-
Die
Zusammensetzungen der erfindungsgemäß hergestellten Trockenmischungen
liegen bevorzugt in folgendem Rahmen:
60
MA.-%–85
MA.-% | Summe
aus Kesselaschen, silikatischen Filterstäuben und/oder Klärschlammverbrennungsrückständen, |
15
MA.-%–40
MA.-% | Summe
der calciumsulfithaltigen Additive; bevorzugt weisen die Additive
einen Calciumsulfitgehalt (CaSO3 × 0,5 H2O) von 5 MA.-% bis 70 MA.-% auf, |
0 MA.-%–20 MA.-% | Summe
der hydraulischen Bindemittel, |
0 MA.-%–25 MA.-% | Summe
der puzzolanischen Additive, |
0 MA.-%–5 MA.-% | Summe
der Spezialreagenzien. |
-
Unter
Zugabe von Anmischflüssigkeit
wird die Konsistenz des Endproduktes des Verfahrens so eingestellt,
dass die Anteile von Trockenstoffen und Flüssigkeit bevorzugt in folgenden
Grenzen liegen:
45
MA.-%–88
MA.-% | Trockenmischung, |
12
MA.-%–55
MA.-% | Anmischflüssigkeit. |
-
Durch
Anpassung der Behandlungsschritte an die speziellen Verunreinigungen
von Kesselaschen oder von silikatischen Filterstäuben aus Restabfallverbren nungsanlagen
oder von Klärschlammverbrennungsrückständen können die
Abfälle
so konditioniert werden, dass in den abgebundenen Endprodukten mineralische
Schadstoffe in schwer löslichen
Mineralphasen eingebunden werden und daher auch bei der Elution
nach dem pH-stat-Verfahren nur unwesentlich mobilisiert werden.
Das Auslaugverhalten des so behandelten Abfalls erfüllt dadurch
die für
den Ablagerungsort geltenden Auslaugkriterien.
-
Das
Behandlungs- oder Stabilisierungsverfahren für die genannten Rückstände wird
anschließend
anhand von Beispielen näher
verdeutlicht.
-
Vergleichsbeispiel:
-
Auf
einer Deponie der Klasse II gemäß Abfallablagerungsverordnung
sollten Kesselasche und silikatischer Filterstaub aus einer Restabfallverbrennungsanlage
bzw. Klärschlammverbrennungsasche
behandelt und eingelagert werden. Die Abfälle sollten dazu mit Wasser
angefeuchtet und eingebaut werden.
-
Von
jeder angefeuchteten Abfallart wurden Probekörper hergestellt und zur Ermittlung
der Auslaugverhalten und der Standfestigkeiten für 28 Tage bei Raumtemperatur
gelagert. Nach Ablauf der Lager- und Abbindezeit wurden die Probekörper gemäß den Vorgaben
für den
pH-stat-Elutionsversuch auf eine Körnung ≤ 10 mm zerkleinert und bei pH
4 und bei pH 11 eluiert. In den Eluaten jeder Probe wurden die für die Deponie vorgegebenen
Parameter analysiert.
-
Bei
allen drei Rückständen zeigte
sich, dass viele Eluatgrenzwerte für das Auslaugverhalten im pH-11-Eluat
und insbesondere im pH-4-Eluat überschritten
wurden.
-
Eine
Ablagerung der Rückstände war
nach diesen Ergebnissen nicht möglich.
-
Die
28 Tage abgebunden Gemische wiesen zudem eine zu geringe Standfestigkeit
auf.
-
Beispiel 1:
-
Die
Kesselasche aus der Restabfallverbrennungsanlage wurde mit einem
calciumsulfithaltigen Additiv aus einer quasitrockenen Entschwefelungsanlage
unter Zugabe von Wasser in einem einstufigen Verfahren behandelt.
Das Endprodukt setzte sich aus ca. 71 MA.-% Kesselasche, ca. 14
MA.-% calciumsulfithaltigem Additiv und ca. 15 MA.-% Anmischwasser
zusammen.
-
Von
der Mischung wurden Probekörper
hergestellt und nach 28 Tagen Lager- und Abbindezeit auf die Standfestigkeit
sowie das Auslaugverhalten gemäß den Vorgaben
für den
pH-stat-Elutionsversuch geprüft.
-
Die
Bestimmung der Schwermetallkonzentrationen im pH-4-Eluat und im
pH-11-Eluat ergab,
dass alle Eluatgrenzwerte für
das Auslaugverhalten eingehalten wurden.
-
Die
Festigkeitsuntersuchung ergab eine ausreichende Standfestigkeit
des abgebundenen Endprodukts.
-
Beispiel 2:
-
Die
Kesselasche aus der Restabfallverbrennungsanlage wurde mit einem
calciumsulfithaltigen Additiv aus einer quasitrockenen Entschwefelungsanlage
unter Zugabe von Bypass-Staub (hydraulisches Bindemittel) aus einem
Zementwerk und von Wasser in einem einstufigen Verfahren behandelt.
Das Endprodukt setzte sich aus ca. 62 MA.-% Kesselasche, ca. 13
MA.-% calciumsulfithaltigem Additiv, ca. 8 MA.-% Bypass-Staub und
ca. 17 MA.-% Anmischwasser zusammen.
-
Von
der Mischung wurden Probekörper
hergestellt und nach 28 Tagen Lager- und Abbindezeit auf die Standfestigkeit
sowie das Auslaugverhalten gemäß den Vorgaben
für den
pH-stat-Elutionsversuch geprüft.
-
Die
Bestimmung der Schwermetallkonzentrationen im pH-4-Eluat und im
pH-11-Eluat ergab,
dass alle Eluatgrenzwerte für
das Auslaugverhalten eingehalten wurden.
-
Die
Festigkeitsuntersuchung ergab eine sehr gute Standfestigkeit des
abgebundenen Endprodukts.
-
Beispiel 3:
-
Kesselasche
aus einer Restabfallverbrennungsanlage wurde mit einem calciumsulfithaltigen
Additiv aus einer quasitrockenen Entschwefelungsanlage unter Zugabe
von Natriumsulfid (Spezialreagenz) und von Wasser in einem einstufigen
Verfahren behandelt. Die Zugabe von Natriumsulfid erfolgte aufgrund
höherer
Anteile leichter löslicher
Blei- und Zinkverbindungen in der Kesselasche. Das Mischprodukt
setzte sich aus ca. 66 MA.-% Kesselasche, ca. 16 MA.-% calciumsulfithaltigem
Additiv, ca. 1 MA.-% Natriumsulfid und ca. 17 MA.-% Anmischwasser
zusammen.
-
Von
der Mischung wurden Probekörper
hergestellt und nach 28 Tagen Lager- und Abbindezeit auf die Standfestigkeit
sowie das Auslaugverhalten gemäß den Vorgaben
für den
pH-stat-Elutionsversuch geprüft.
-
Die
Bestimmung der Schwermetallkonzentrationen im pH-4-Eluat und im
pH-11-Eluat ergab,
dass alle Eluatgrenzwerte für
das Auslaugverhalten eingehalten wurden.
-
Die
Festigkeitsuntersuchung ergab eine ausreichende Standfestigkeit
des abgebundenen Endprodukts.
-
Beispiel 4:
-
Klärschlammverbrennungsasche
wurde mit einem calciumsulfithaltigen Additiv aus einer trockenen Entschwefelungsanlage
unter Zugabe der Spezialreagenzien Natriumsulfid und Wasserglas
und von Wasser in einem zweistufigen Verfahren behandelt. Die Zugabe
von Natriumsulfid und Wasserglas erfolgte aufgrund höherer Anteile
leichter löslicher
Blei- und Zinkverbindungen in der Klärschlammverbrennungsasche und
zur Verringerung der Wasserpermeabilität. Das Mischprodukt setzte
sich aus ca. 48 MA.-% Klärschlammverbrennungsasche,
ca. 22 MA.-% calciumsulfithaltigem Additiv, ca. 1 MA.-% Na triumsulfid,
ca. 2 MA.-% Wasserglas und ca. 28 MA.-% Anmischwasser zusammen.
-
Von
der Mischung wurden Probekörper
hergestellt und nach 28 Tagen Lager- und Abbindezeit auf die Standfestigkeit
sowie das Auslaugverhalten gemäß den Vorgaben
für den
pH-stat-Elutionsversuch geprüft.
-
Die
Bestimmung der Schwermetallkonzentrationen im pH-4-Eluat und im
pH-11-Eluat ergab,
dass alle Eluatgrenzwerte für
das Auslaugverhalten eingehalten wurden.
-
Die
Festigkeitsuntersuchung ergab eine gute Standfestigkeit des abgebundenen
Endprodukts.
-
Beispiel 5:
-
Silikatischer
Filterstaub aus einer Restabfallverbrennungsanlage wurde mit einem
calciumsulfithaltigen Additiv aus einer trockenen Entschwefelungsanlage
unter Zugabe der Spezialreagenzien Natriumsulfid, Eisen(II)sulfat
und Wasserglas und von Wasser in einem dreistufigen Verfahren behandelt.
Die Zugabe von Natriumsulfid und Wasserglas erfolgte aufgrund höherer Anteile
leichter löslicher
Blei- und Zinkverbindungen im silikatischen Filterstaub und zur
Verringerung der Wasserpermeabilität. Die Eisen(II)sulfat-Zugabe
zur Mischung erfolgte zur zusätzlichen
Reduktion von Chrom-VI-Verbindungen. Das Mischprodukt setzte sich
aus ca. 35 MA.-% silikatischem Filterstaub, ca. 26 MA.-% calciumsulfithaltigem
Additiv, ca. 1 MA.-% Natriumsulfid, ca. 1 MA.-% Eisen(II)sulfat,
ca. 2 MA.-% Wasserglas und ca. 35 MA.-% Anmischwasser zusammen.
-
Von
der Mischung wurden Probekörper
hergestellt und nach 28 Tagen Lager- und Abbindezeit auf die Standfestigkeit
sowie das Auslaugverhalten gemäß den Vorgaben
für den
pH-stat-Elutionsversuch geprüft.
-
Die
Bestimmung der Schwermetallkonzentrationen im pH-4-Eluat und im
pH-11-Eluat ergab,
dass alle Eluatgrenzwerte für
das Auslaugverhalten eingehalten wurden.
-
Die
Festigkeitsuntersuchung ergab eine gute Standfestigkeit des abgebundenen
Endprodukts.
-
Beispiel 6:
-
Chromathaltige
Kesselasche wurde zunächst
mit halbkonzentrierter Schwefelsäure
durch intensives Vermischen im ersten Verfahrensschritt aufgeschlossen.
Das schwefelsaure Feuchtgemisch wurde im zweiten Schritt zur Reduktion
der durch die Säure
freigesetzten Chrom-VI-Verbindungen mit dem Spezialreagenz Eisen(II)sulfat
versetzt und intensiv vermischt. Im dritten Schritt wurde die Mischung
mit einem calciumsulfithaltigen Additiv aus einer quasitrockenen
Entschwefelungsanlage unter Zugabe von Wasser konditioniert. Die restliche
freie Schwefelsäure
im Gemisch reagiert dabei mit dem im Additiv vorhandenen überschüssigen Kalkhydrat
und Calciumcarbonat unter Bildung von Gips ab. Der verbliebene Freikalk-Anteil
reagiert mit den puzzolanischen Komponenten des calciumsulfithaltigen
Additivs und der Kesselasche zu einer festen Matrix ab und bindet
dabei lösliche
Schadstoffe in sehr schwerlösliche
Mineralphasen ein. Calciumsulfit reduziert dabei zuverlässig und
dauerhaft noch vorhandene restliche Chrom-VI-Ionen in Chrom-III-Ionen.
Chrom-III wird dabei als schwer lösliches Chrom-III-Hydroxid
gefällt
bzw. in schwerlösliche
puzzolanische Mineralphasen eingebunden.
-
Das
Mischprodukt setzt sich aus ca. 43 MA.-% chromathaltiger Kesselasche
(inkl. Schwefelsäure),
ca. 31 MA.-% calciumsulfithaltigem Additiv (inkl. Gips), ca. 4 MA.-%
Eisen(II)sulfat, und ca. 22 MA.-% Anmischwasser zusammen.
-
Von
der Mischung wurden Probekörper
hergestellt und nach 28 Tagen Lager- und Abbindezeit auf die Standfestigkeit
sowie das Auslaugverhalten gemäß den Vorgaben
für den
pH-stat-Elutionsversuch geprüft.
-
Die
Bestimmung der Schwermetallkonzentrationen im pH-4-Eluat und im
pH-11-Eluat ergab,
dass alle Eluatgrenzwerte für
das Auslaugverhalten eingehalten wurden.
-
Die
Festigkeitsuntersuchung ergab eine gute Standfestigkeit des abgebundenen
Endprodukts.