DE19540231A1 - Modell und Vollform für das Vollformgießen von Gußstücken - Google Patents
Modell und Vollform für das Vollformgießen von GußstückenInfo
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- B22—CASTING; POWDER METALLURGY
- B22C—FOUNDRY MOULDING
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Description
In der Gießereitechnik hat das Vollformgießverfahren (DE-C-11 08 861)
inzwischen eine beträchtliche Bedeutung erlangt. Beim Vollformgießverfahren
werden verlorene, in der Form verbleibende Modelle in einen für gewöhnlich
binderfreien Formstoff eingebettet, der eine einteilige Form bildet. Die
Modelle zur Durchführung des Vollformgießverfahrens bestehen dabei bisher
aus aufgeschäumtem, nicht verrottbarem Kunststoff, in der Regel Polystyrol,
und sie werden durch das Eingießen flüssigen Metalls in die Form kon
tinuierlich (und unter Luftabschluß) zersetzt. Das flüssige Metall ver
drängt dabei das Kunststoff-Schaummodell und bildet schließlich ein
Vollform-Gußstück, das in seiner Gestalt dem nun zerstörten verlorenen
Modell entspricht.
Das Vollformgießverfahren in seiner beschriebenen Art weist zwar er
hebliche Vorteile gegenüber dem konventionellen Hohlform-Gießverfahren auf,
doch bildet sich bei der unter Luftabschluß stattfindenden Zersetzung der
eingesetzten Kunststoff-Schaummodelle neben Zersetzungsgasen auch Graphit,
und dieser findet sich später als Verunreinigungs-Einschluß im Gußstück
wieder, wie sich regelmäßig bei Gefügeuntersuchungen zeigt. Der durch Zer
setzung entstandene Graphit beeinflußt in jedem Fall die Materialeigen
schaften des Gußstücks, und eine solche Beeinflussung ist in der Regel un
erwünscht. Dies gilt insbesondere - aber nicht nur - für Gußstücke, die aus
Gußeisen mit Kugelgraphit (GGG), Gußeisen mit Lamellengraphit (GG) oder
anderen Eisen-Legierungen mit spezifischen Materialeigenschaften herge
stellt sind.
Es war die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, das geschilderte
Problem, nämlich den Einschluß von zersetzungs-Graphit in Vollform-Guß
stücken, zu überwinden oder zumindest zu entschärfen. Diese Aufgabe wird
durch die aus den Patentansprüchen zu entnehmende technische Lehre gelöst.
Die Erfindung beruht auf der überraschenden Erkenntnis, daß ein
Modell, das als einen wesentlichen Bestandteil eine vollständig verrottbare
(z. B. biologisch oder durch Lichteinwirkung abbaubare) Substanz umfaßt und
vorzugsweise eine im wesentlichen schaumartige Struktur besitzt, zu verbes
serten und oftmals sogar zu hervorragenden Vollform-Gießergebnissen führt.
Insbesondere weist das Gefüge von Gußstücken, die unter Verwendung solcher
Modelle hergestellt werden, überraschend wenig bzw. gar keine sichtbaren
Verunreinigungen oder Unregelmäßigkeiten auf. Vorzugsweise besitzt die
verrottbare Substanz, die bspw. ein Polyethylen niedriger Dichte (PE-LD)
oder ein Biopolymer umfassen kann, einen Massenanteil von über 80%.
Als erstaunlicherweise besonders geeignet haben sich Modelle erwie
sen, bei denen die verrottbare Substanz Stärke, Cellulose und/oder ein
Derivat eines dieser Stoffe umfaßt, die verrottbare Substanz also auf
nachwachsenden Rohstoffen basiert. Ihr Einsatz ermöglicht einen weitgehen
den Verzicht auf petrochemische Modell-Werkstoffe. Stärke, Cellulose und
ihre Derivate (verrottbare Substanzbildner auf Basis nachwachsender
Rohstoffe) können einzeln, in Kombination miteinander und in Kombination
mit anderen Stoffen zum Einsatz kommen. Sie können zuvor durch an sich
bekannte Bearbeitungsverfahren konditioniert oder modifiziert worden sein.
Cellulose kann insbesondere in Form von Altpapier oder Pappe und vorzugs
weise in Mischung mit Stärke eingesetzt werden.
Je nach Bedarf wird der verrottbaren Substanz zur Herstellung des
Modells ein zusätzliches Schäumungsmittel als Hilfsstoff zugesetzt oder -
wie im Fall von durch Wasserdampf expandierbarer Stärke und ihren Derivaten
besonders günstig - die eigene Schäumungsfähigkeit der verrottbaren Sub
stanzbildner ausgenutzt. In manchen Fällen hat es sich als günstig erwie
sen, wenn das Modell als Hilfsstoff zusätzlich ein Bindemittel, ein Gleit
mittel, einen Weichmacher oder einen Elastizitätsverbesserer umfaßt. Sämt
liche genannten Hilfsstoffe sind dabei vorzugsweise verrottbar.
Besonders günstig ist es, ein erfindungsgemäßes Modell durch eine
Alkoholschlichte vom umgebenden Formmaterial zu trennen. Die verrottbaren
Substanzen, insbesondere die auf der Basis nachwachsender Rohstoffe,
reagieren nämlich empfindlich auf das in Wasserschlichten enthaltene
Wasser, sind jedoch überraschend unempfindlich gegen den in einer Alkohol
schlichte enthaltenen Alkohol.
Ein besonders wichtiger Aspekt der Erfindung betrifft die Umweltver
träglichkeit. Beim konventionellen Vollformgießen unter Verwendung von
Schaumstoff-Modellen auf Basis nicht-verrottbarer Kunststoffe entstehen als
gesundheitsgefährdend eingestufte gasförmige Zersetzungsprodukte, die nach
behandelt werden müssen. So entstehen beispielsweise bei der thermischen
Zersetzung reinen Polystyrols krebserregendes Benzol und Styrol. Bei der
thermischen Zersetzung der erfindungsgemäßen Modelle hingegen entstehen,
wenn diese vollständig aus Stärke, Cellulose und/oder deren Derivaten
bestehen, keine nennenswerten Mengen gesundheitsgefährdender Gase. Werden
die genannten Stoffe im Rahmen der Erfindung gemeinsam mit den bisher als
Modellwerkstoff üblichen Kunststoff-Schäumen eingesetzt, so reduzieren sie
ihrem Massenanteil entsprechend die Menge gesundheitsgefährdender Stoffe im
Zersetzungsprodukt.
Es ist ferner wichtig zu bemerken, daß bei jedem Schäumprozeß zur
Herstellung von Modellen auszusortierende Schaumreste übrigbleiben. Die
Reste der bisher eingesetzten nicht-verrottbaren Kunststoff-Schäume können
nur zu minderwertigen Formteilen verarbeitet werden oder müssen im Hoch
temperaturofen als Energiequelle genutzt werden. Modelle aus vollständig
verrottbaren Substanzen können hingegen leicht entsorgt werden. Beispiels
weise werden reine Altpapier-Stärke-Schäume unter Einfluß von Wasser und
natürlichen Bakterien in drei bis vier Monaten vollständig abgebaut und
dienen dabei als Nährstoff für Humusbakterien.
Die Erfindung wird nachfolgend anhand von Beispielen näher erläutert:
Ein Modellteil aus dünnwandigem Stärkeschaum wurde mit einer handels
üblichen Alkoholschlichte überzogen und mit einem konventionellen, nicht
verrottbaren Schaumstoffrohr als Gießlauf versehen. Es wurde eine Vollform
hergestellt, die mit Gußeisen mit Lamellengraphit (GG) abgegossen wurde.
Es ergab sich ein Gußstück, das eine nur sehr kleine Menge an im Schliff
bild mikroskopisch sichtbaren Verunreinigungen enthielt.
Ein Modellteil aus grobzelligem Papier-Stärke-Schaum, im wesentlichen
bestehend aus zerfasertem Altpapier und Weizenstärke (Dichte: 10 g/l; Mi
schungsverhältnis ca. 50 : 50; Aufschäumung im Extruder durch Wasserdampf),
wurde mit einer handelsüblichen Alkoholschlichte überzogen und mit einem
konventionellen, nicht-verrottbaren Schaumstoffrohr als Gießlauf versehen.
Es wurde eine Vollform hergestellt, die mit Gußeisen mit Lamellengraphit
(GG) abgegossen wurde.
Es ergab sich ein Gußstück ohne im Schliffbild mikroskopisch sichtbare
Verunreinigungen.
Ein Modellteil aus demselben Papier-Stärke-Schaum wie in Beispiel 2 wurde
mit einer handelsüblichen Alkoholschlichte überzogen und mit einem kon
ventionellen, nicht-verrottbaren Schaumstoffrohr als Gießlauf versehen. Es
wurde eine Vollform hergestellt, die mit Gußeisen mit Kugelgraphit (GGG)
abgegossen wurde.
Es konnten oberflächlich weder auf der Schlichte noch auf dem Gußstück
Kohlenstoffablagerungen festgestellt werden; im Schliffbild des Gußstücks
zeigte sich unter dem Mikroskop eine gute Graphit-Kugelverteilung. Die
Kugelgröße nahm vom Rand bis zur Mitte des Gußstücks zu, die Kugelanzahl
verhielt sich gegenläufig. Verunreinigungen oder Unregelmäßigkeiten wurden
nicht gefunden. Die Oberflächenstruktur des Modellteils wurde sehr gut
abgebildet.
Claims (16)
1. Modell für das Vollformgießen von Gußstücken, dadurch gekennzeichnet,
daß das Modell als einen wesentlichen Bestandteil eine vollständig
verrottbare Substanz umfaßt.
2. Modell nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet daß das Modell eine
im wesentlichen schaumartige Struktur besitzt.
3. Modell nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet daß die Sub
stanz Stärke, Cellulose und/oder ein Derivat eines dieser Stoffe
umfaßt.
4. Modell nach einem der Ansprüche 1-3, dadurch gekennzeichnet, daß das
Modell zusätzlich ein Schäumungsmittel, ein Bindemittel, ein Gleit
mittel, einen Weichmacher und/oder einen Elastizitätsverbesserer
umfaßt.
5. Vollform zur Herstellung von Gießstücken, umfassend ein Modell und
ein dieses Modell umgebendes Formmaterial, dadurch gekennzeichnet,
daß das Modell als einen wesentlichen Bestandteil eine vollständig
verrottbare Substanz umfaßt.
6. Vollform nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet daß das Modell eine
Im wesentlichen schaumartige Struktur besitzt.
7. Vollform nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Sub
stanz Stärke, Cellulose und/oder ein Derivat eines dieser Stoffe
umfaßt.
8. Vollform nach einem der Ansprüche 5-7, dadurch gekennzeichnet, daß
das Modell zusätzlich ein Schäumungsmittel, ein Bindemittel, ein
Gleitmittel, einen Weichmacher und/oder einen Elastizitätsverbesserer
umfaßt.
9. Vollform nach einem der Ansprüche 5-8, dadurch gekennzeichnet, daß
sie eine keramische Schlichte, vorzugsweise eine Alkoholschlichte
umfaßt.
10. Verwendung eines Modells, das als einen wesentlichen Bestandteil eine
vollständig verrottbare Substanz umfaßt, in einem Vollformgießver
fahren.
11. Verwendung einer verrottbaren Substanz als wesentlicher Bestandteil
eines Modells für eine Vollform.
12. Vollformgießverfahren, bei dem flüssiges Metall in eine Vollform
gegossen wird, die ein verlorenes Modell enthält, dadurch gekenn
zeichnet, daß das Modell als einen wesentlichen Bestandteil eine
vollständig verrottbare Substanz umfaßt.
13. Vollformgießverfahren nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß
das Modell eine im wesentlichen schaumartige Struktur besitzt.
14. Vollformgießverfahren nach Anspruch 12 oder 13, dadurch gekennzeich
net, daß die Substanz Stärke, Cellulose und/oder ein Derivat eines
dieser Stoffe umfaßt.
15. Vollformgießverfahren nach einem der Ansprüche 12-14, dadurch
gekennzeichnet, daß das Modell zusätzlich ein Schäumungsmittel, ein
Bindemittel, ein Gleitmittel, einen Weichmacher und/oder einen
Elastizitätsverbesserer umfaßt.
16. Vollformgießverfahren nach einem der Ansprüche 12-15, dadurch
gekennzeichnet, daß die Vollform eine keramische Schlichte, vorzugs
weise eine Alkoholschlichte umfaßt.
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