DE19527742A1 - Verfahren und Windkanalwaage bei aerodynamischen Messungen an Fahrzeugen - Google Patents
Verfahren und Windkanalwaage bei aerodynamischen Messungen an FahrzeugenInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Ermittlung der Kräfte und
Momente, die während der Anströmung durch ein Fluid an einem Fahrzeug
auftreten sowie auf eine für die Durchführung des Verfahrens verwendete
Windkanalwaage.
Entsprechende Verfahren sowie zu deren Durchführung geeignete
Windkanalwaagen sind im Stand der Technik hinlänglich bekannt.
Hinzuweisen ist insoweit beispielsweise auf die europäischen
Patentschriften 0 168 527 B1 und 0 504 437 B1. In der jeweiligen
Beschreibungseinleitung dieser Patentdokumente wird auf den
grundsätzlichen Aufbau sogenannter 6- oder 7-Komponenten-Windkanalwaagen
eingegangen.
Während der Schwerpunkt des erstgenannten Patentes darin liegt, bei der
Momentenermittlung Lageänderungen des Fahrzeugs auf der Waage, die
sich durch die Einwirkung von Luftkräften infolge von Elastizitäten im Fahr
werk, nämlich von Radaufhängung und Reifen, ergeben, zu berücksichtigen,
ist es das Ziel des zweitgenannten Patentes, eine besonders hohe
Präzision, bei der Bestimmung aerodynamischer Kräfte und Momente zu er
zielen; insbesondere soll das elastische Verhalten von Reifen und Fahrwer
kaufhängung berücksichtigt werden und die tatsächlichen Krafteinleitungs
punkte korrekt in die Messung und Berechnung eingehen.
Bei im Stand der Technik beschriebenen Windkanalwaagen werden die
Kräfte über die Fahrzeugräder in Waagenplatinen eingeleitet. Diese sind
jeweils mit einer kleinen Antriebseinheit versehen, die aus einer Doppelrolle,
aber auch aus einer Einzelrolle oder einer Mini-Laufbandeinheit bestehen
kann. Um jeglichen Kraftschluß nach außen zu verhindern, befindet sich der
Antriebsmotor ebenfalls in der Platine. Somit ist die gesamte Einheit Teil des
gewogenen Systems. Die Fesselung des Fahrzeugs kann über geeignete
Stützen erfolgen, die beispielsweise vorne und hinten am
Fahrzeugschweller (Wagenheberaufnahme) oder auch an ungefederten
Fahrwerkselementen befestigt werden. Die hier übertragenen Kräfte werden
ebenfalls in die Waagenplatine eingeleitet. Momente dürfen von den Stützen
eigentlich nicht in die Platinen eingeleitet werden, weil es sonst zu einer
Verfälschung der Radaufstandskräfte gegenüber der Realität (Fahrt auf der
Straße) kommt.
Vom bekannten Stand der Technik ausgehend liegt der Erfindung die Auf
gabe zugrunde, das Verfahren zur Ermittlung der Kräfte und Momente auf
einer Windkanalwaage so zu optimieren, daß eine weitgehende Überein
stimmung mit tatsächlichen Fahrversuchen auf der Straße hergestellt ist.
Dies gelingt nach der Erfindung durch das kennzeichnende Merkmal des
Patentanspruches 1. Eine zur Durchführung des Verfahrens besonders ge
eignete Windkanalwaage ist mit Patentanspruch 3 beansprucht.
Der Erfindung liegt die Erkenntnis zugrunde, daß die im Stand der Technik
bekannten Versuchsanordnungen den wesentlichen Nachteil haben, daß die
ermittelten Kräfte und Momente nicht die aufzubringende Antriebsleistung
für die Räder, d. h. deren Lüfterleistung (ergibt sich daraus, daß die
Radfelge bei rotierendem Rad und bei zusätzlichem Fahrtwindeinfluß wie
ein Radial-/Axiallüfter wirkt, was z. B. zur Bremsenkühlung genutzt wird),
enthalten, da sich die (elektrischen) Antriebsmotoren der Waagenplatinen-Antriebseinheiten
im gewogenen Teil der Versuchsanordnung befinden und
von daher das Antriebsmoment als innere Stützkraft nicht bestimmt wird. Die
Bestimmung der Lüfterleistung der Fahrzeugräder ist aber sinnvoll, damit
schlüssige Vergleiche mit beispielsweise Höchstgeschwindigkeits- oder
Ausrollmessungen hergestellt werden können.
Vorfeilhafte Weiterbildungen des Verfahrens sind in Patentanspruch 2
dargelegt.
Die Erfindung ist anhand eines Ausführungsbeispiels nachstehend erläutert
und in der zugehörigen Zeichnung dargestellt. Diese zeigt als Teil einer
Windkanalwaage 10 eine einem Fahrzeugrad 1 eines
Personenkraftfahrzeuges 2 zugeordnete und es abstützende Waagenplatine
3. Diese ist in ihrem wesentlichen Aufbau dem Fachmann bekannt und
daher hier nur schematisch dargestellt. Zur unmittelbaren Abstützung und
zum Antreiben des Fahrzeugrades 1 dient eine Laufbandeinheit, bestehend
aus einem Rollenpaar 4, 5, wobei die Rollen 4, 5 von einem nur dieses
Fahrzeugrad 1 beaufschlagenden Laufband 6 umschlungen sind und wobei
eine 4 der Rollen 4, 5 mittels Treibriemen 7 von einem Elektromotor 8
angetrieben wird. Letzterer ist über geeignete Wägezellen 9 innerhalb der
Waagenplatine 3 aufgenommen, so daß es möglich ist, während der
Versuchsdurchführung das Reaktionsmoment des Antriebsmotors
(Elektromotor 8) zu bestimmen.
Innerhalb der Windkanalwaage 10 ist die Waagenplatine 3 ihrerseits
wiederum von Wägezellen 11, 12, 13 aufgenommen, so daß in bekannter
Weise die auftretenden Kräfte (Auftrieb, Luftwiderstand, Seitenkraft) und
Momente (Nick, Gier- und Wankmoment) während der Ver
suchsdurchführung ermittelt werden können.
Die Fesselung des Kraftfahrzeuges 2 erfolgt durch je eine jedem Fahrzeug
rad 1 zugeordnete Stützeinheit 14, die am Fahrzeugschweller 15 angreift
(Angriffspunkt könnte auch am Fahrwerk sein) und wobei die übertragenen
Kräfte am Angriffspunkt 16 in die Waagenplatine 3 eingeleitet werden. Dabei
ist es nicht erforderlich, daß diese Fahrzeugfesselung momentenfrei ist.
Vielmehr können fälschlicherweise in die Waagenplatine 3 eingeleitet
Momente aufgrund der 24-Komponenten-Charakteristik des Gesamtsystems
ermittelt und zur Korrektur der gemessenen Radaufstandskräfte benutzt
werden.
Durch die bereits erwähnte Ermittlung des Reaktionsmomentes des
Elektromotors 8 ist es in erfindungsgemäßer Weise möglich, den Lüftereffekt
einer Felge 17 zu bestimmen. Dazu muß zunächst eine sog. Nullmessung,
also eine Messung ohne Wind (Pfeil 18) und bei inaktivem Radantrieb
erfolgen. Sie dient der Bestimmung der Tarakräfte und -momente, die aus
dem Gewichtseinfluß des Kraftfahrzeuges 2 resultieren.
Danach erfolgt eine weitere Messung ohne Wind, allerdings diesmal mit
eingeschaltetem Radantrieb (Laufband 6). Sie liefert das Null-Lüftermoment
Mlü0. Das ebenfalls von der Antriebseinheit zu überwindende Radlager-
Reibmoment Mreib wird von der Waageneinheit nicht gemessen, weil die
entsprechende Kraft Freib in der Radaufstandsebene 19 angreift, auf die alle
Momente bezogen werden. Die Antriebskraft zur Überwindung der
Lüfterkraft Flü0 dagegen greift im Radlager 20 des Kraftfahrzeuges 2 an und
wird als Lüftermoment Mlü0 über die Stützeinheit 14 in die Waagenplatine 3
zurückgeführt und dort gemessen. Parallel dazu wird durch die Wägezellen
9 das Reaktionsmoment Mreak0 des Elektromotors 8 bestimmt, das sich aus
der Summe
Mreak0 = Mlü0 + Mreib (1)
zusammensetzt. Durch Differenzbildung zwischen den Signalen der einzel
nen 6-Komponenten-Waagen (Mlü0) und der Wägezellen 9 an den Antriebs
motoren(Mreak0) erhält man also das an jedem Fahrzeugrad 1 übertragene
Reibmoment Mreib
Mreib = Mreak0 - Mlü0. (2)
Im Anschluß daran werden bei der Messung mit Wind (Pfeil 18) zunächst an
jedem Fahrzeugrad 1 sechs aerodynamische Kräfte und Momente (ohne
Index -0-, wie in der Zeichnung dargestellt), also, wie an sich bekannt,
insgesamt 24 Komponenten bestimmt. Diese werden zu den bekannten
aerodynamischen Fahrzeug-Kenngrößen Widerstand, Auftrieb, Seitenkraft,
Nick-, Gier- und Rollmoment umgerechnet. Statt der Momente können
natürlich in bekannter Weise auch die Auftriebs- und Seitenkräfte jeweils für
die Vorder- und die Hinterachse getrennt angegeben werden. Allerdings
enthält das so gemessene Nickmoment MN′ noch zusätzlich das
Lüftermoment Mlü der im Radmittelpunkt angreifenden Kraft Flü. Es gilt also
MN′ = MN + Mlü. (3)
Die Wägezellen 9 unter den vier Elektromotoren 8 liefern jeweils die
Momentensumme
Mreak = Mlü + Mreib. (4)
Das Lüftermoment Mlü enthält nun, wie bereits oben angedeutet, nicht mehr
den Index -0-, weil es nun aus einer Messung unter Windlast resultiert.
Durch Differenzbildung zwischen den Gleichungen (3) und (4) erhält man
MN′ - Mreak = MN - Mreib. (5)
Die Addition der Gleichungen (5) und (2) liefert schließlich das um den
Lüftereinfluß (Lüftermoment) korrigierte Nickmoment MN (unter
Berücksichtigung von an sich nicht zulässiger Momenteneinleitung in die
Waagenplatine 3).
MN = MN′ - Mreak + Mreak0 - Mlü0 (6)
Die Differenz zwischen den Gleichungen (4) und (2) wiederum liefert das ge
suchte Lüftermoment Mlü unter Windeinfluß.
Mlü = Mreak - Mreak0 + Mlü0 (7)
Durch Multiplikation mit der Kreisfrequenz ω erhält man die gesuchte
Lüfterleistung eines jedes Fahrzeugrades 1, die der aerodynamischen
Verlustleistung zuzuschlagen ist. Es ergibt sich somit
Plü = Mlü·ω (8)
Die Verfahrensweise zur Ermittlung der Lüfterleistung geschieht in analoger
Weise, wenn anstelle der vorstehend beschriebenen 24-Komonentenwaage
eine sog. Brücken- oder 6-Komponentenwaage verwendet wird. Bei einer
solchen alternativen Waage ruhen bekanntermaßen alle Antriebseinheiten
auf einem gemeinsamen Rahmen (Waagenbrücke) und alle Kräfte und
Momente werden nicht für jedes Einzelrad, sondern gemeinsam für die
gesamte Brücke gemessen. Auf diese Weise werden die Werte MN und Mlü
für das komplette Fahrzeug und nicht pro Einzelrad erhalten.
Claims (4)
1. Verfahren zur Ermittlung von Kräften und Momenten, die während der
Anströmung durch ein Fluid an einem Fahrzeug auftreten, dadurch
gekennzeichnet, daß auch das aus der Lüfterwirkung einer Radfelge (17)
sich ergebende und aufzubringende Lüftermoment bzw. die sich daraus
ableitende Lüfterleistung ermittelt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch die Schritte
- - Vornahme einer Nullmessung, also einer Messung ohne Fluid-Anströmung, zur Ermittlung der Tarakräfte und -momente, die aus dem Gewichtseinfluß des Fahrzeuges (2) resultieren,
- - nachfolgende Messung wiederum ohne Fluid-Anströmung, allerdings mit eingeschaltetem Radantrieb (Laufband 6) zur jeweiligen Ermittlung eines Null-Lüftermomentes Mlü0 und eines Reaktionsmomentes Mreak0 eines dem Radantrieb dienenden Antriebsmotors (8)
- - Messung mit Fluid-Anströmung (Pfeil 18) und Radantrieb (Laufband 6) zur Ermittlung der am Fahrzeugrad (1) auftretenden aerodynamischen Kräfte und Momente und zur Ermittlung des Reaktionsmoments Mreak.
3. Windkanalwaage zur Durchführung des Verfahrens nach Patentanspruch
1, bestehend aus mindestens einer, den Fahrzeugrädern (1)
zugeordneten und mindestens eine Laufbandeinheit (Rollenpaar 4, 5,
Laufband 6, Treibriemen 7, Elektromotor 8) aufweisenden
Waageneinheit (Waagenplatine 3, Waagenbrücke), welche innerhalb der
Windkanalwaage (10) von Wägezellen (11, 12, 13) zur Ermittlung der
auftretenden Kräfte und Momente aufgenommen ist, dadurch
gekennzeichnet, daß auch jeder Antriebsmotor (Elektromotor 8) zur
Ermittlung seines Reaktionsmomentes von Wägezellen (9)
aufgenommen ist.
4. Windkanalwaage nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die
Fesselung des Fahrzeuges (2) durch je eine jedem Fahrzeugrad (1)
zugeordnete Stützeinheit (14) erfolgt, welche fahrzeugseitig
(Fahrzeugschweller 15, Fahrwerk) angreift und wobei die übertragenen
Kräfte unmittelbar in die Waagenplatine (3) eingeleitet werden.
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