DE19522610C1 - Sensorplatte zur Messung von Ammoniakgehalten, Verfahren zu deren Herstellung und Verwendungen - Google Patents
Sensorplatte zur Messung von Ammoniakgehalten, Verfahren zu deren Herstellung und VerwendungenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft eine Sensorplatte zur Messung von Ammoniakgehalten, ein
Verfahren zu deren Herstellung gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 8 und
Verwendungen der Sensorplatte.
Die Sensorplatte dient zur optochemischen Messung von Ammoniakgehalten
vorzugsweise in Luft oder wäßrigen Lösungen. Mit diesem Meßsystem, im folgenden
als Ammoniak-Überwachungssystem bezeichnet, sollen beispielsweise in der
Kältetechnik, in der Intensiv-Tierhaltung und im Umweltbereich auftretende Ammoniak-
Schadstoffe erfaßt, ausgewertet und bei Überschreitung des Grenzwertes als
Warnmeldung weitergeleitet werden.
Für eine ständige und flächendeckende Überwachung im Umweltbereich ist an das
Überwachungssystem eine schnelle, selektive Ansprechempfindlichkeit und eine
vollständige Reversibilität in den Ausgangszustand Voraussetzung. Außerdem sollte
das Meßsystem preiswert und langzeitstabil sein und innerhalb eines längeren
Service-Zyklus wartungsfrei arbeiten. Im Falle der Überwachung der
Umgebungsluft muß bei möglicherweise gefährlichen Gaskonzentrationen automatisch
Alarm ausgelöst werden.
Aus der Literatur ist bekannt, daß zur Erfassung von säure- bzw. basenbildenden
Schadstoffen je nach Anwendungsfall photometrische oder elektrochemische
Meßsysteme eingesetzt werden (W. Göpel, J. Hesse, J.N. Zemel, Sensors, Vol. 2 und
3: Verlag Chemie Weinheim).
Im Falle der elektrochemischen Gaswarnsysteme werden voltammetrisch arbeitende
Sensoren, wie in DE-A1 39 14 284, DE-A1 42 30 602, DE-C2 41 18 832,
DE-A1 43 15 749 beschrieben, eingesetzt. Diese sind zwar sehr empfindlich, erfordern
aber eine häufige Kalibrierung und einen nicht unerheblichen Meßgeräte-Aufwand.
Außerdem wird der Elektrolyt im Sensor während der Messung verbraucht, so daß die
Einsatzdauer dieser Sensoren auf 1 bis 2 Jahre begrenzt ist.
Die auf potentiometrischer Basis arbeitenden, elektrochemischen Meßsysteme,
insbesondere pH- und ionenselektive Elektroden sind nur in wäßrigen Flüssigkeiten
einsetzbar und benötigen außerdem eine stabile Referenzelektrode (W. Simon,
U.E. Spichiger: International Laboratory Sept. 1991, p.35). Infolge von auftretenden
Driftpotentialen ist in der Regel ebenfalls eine häufige Kalibrierung notwendig.
In bestimmten Anwendungsfällen sind photometrische Meßsysteme daher von Vorteil,
zumal wenn man auf optoelektronische low-cost-Bauelemente zurückgreifen kann.
Im Falle des möglichen Auftretens mehrerer Schadgase kann die Infrarot-
Spektroskopie als Meßmethode eingesetzt werden. Für Einzelschadstoffe ist der hohe
apparative Aufwand jedoch nicht gerechtfertigt.
Bei dem weit verbreiteten photochemischen Meßprinzip gibt es zwei Möglichkeiten, um
die jeweils interessierende Substanz zu erfassen.
Entweder die zu messende schadstoffhaltige flüssige Probe dient unter Zusatz von
selektiv reagierenden Farbreagenzien in einer Meßküvette direkt als
Absorptionsmedium, oder ein festes Trägermaterial immobilisiert mit dem jeweils
selektiv reagierenden Farbstoff, der sich mit der zu messenden Probe in der
Meßküvette befindet, dient als Absorptionsmedium.
Es ist allgemein bekannt, die Meßprobe in einer Küvette mit einem Farbindikator zu
versetzen, der einen pH-abhängigen Farbumschlag zeigt und die Farbintensität mit
einem Photometer zu erfassen (DE-A1 31 17 272, DE-C2 32 21 063).
Dieses Meßverfahren hat sowohl im Labor als auch in der Prozeßkontrolle Eingang
gefunden. Bei der unmittelbaren Messung diskreter flüssiger Proben oder bei der
kontinuierlichen Messung von Prozeßflüssigkeiten arbeitet man nach dem bekannten
Flow-Injection-Prinzip oder dem Flow-Stream-Prinzip.
Das genannte Meßverfahren kann jedoch nur für flüssige Meßproben oder für
gasförmige Meßproben, die vorher in einer Flüssigkeit absorbiert wurden, angewendet
werden.
Das zweite Meßprinzip mit dem festen Trägermaterial als Absorptionsmedium wurde
bisher nur für die bekannten Papier-Teststreifen (DE-A1 39 29 751) zur
Übersichtskontrolle angewendet. Hierbei werden die mit dem jeweiligen Reagenz
getränkten Teststreifen in die Meßlösung getaucht und nach einer gewissen
Reaktionszeit deren Farbintensität mit entsprechenden Farbtafeln visuell verglichen
oder in einem Photometer die reflektierende Strahlung gemessen. Diese
undurchsichtigen Teststreifen reagieren jedoch irreversibel und sind daher nur einmal
verwendbar. Außerdem ist die Meßgenauigkeit nicht sehr hoch und folglich ist das
Verfahren nur als orientierende Messung anzusehen.
Ebenso arbeitet man bei der Ermittlung gasförmiger Schadstoffe, indem man mittels
Pumpe eine definierte Luftmenge durch ein Röhrchen mit einem Absorptionsmittel
saugt und die Farbänderung des Absorptionsmittels visuell oder photometrisch erfaßt
(DE-A1 28 40 867, DE-A1 43 03 858). Auch dieses Absorptionsmittel ist z. T.
undurchsichtig, reagiert irreversibel und dient nur zum Einmalgebrauch.
Für eine automatisch arbeitende Dauerüberwachung von bestimmten Schadstoffen
sind nur reversibel reagierende Absorptionsmedien geeignet. Es ist bekannt,
optochemisch arbeitende Mikrosensoren, sogenannte Optoden einzusetzen, die über
einen gewissen Zeitraum reversibel reagieren (DE-C2 41 28 846, Reichert, J.: GIT
Fachz. Lab. 3/95 S. 216-219).
Hierbei handelt es sich um die Reagenzien Bromkresolgrün als pH-Indikator und
Nickel-Bathophenantrolin für die Nitrat-Reaktion, die auf Lichtleiter-Fasern aufgebracht
werden und im Kontakt mit dem Analyten die Absorption gemessen wird. Als
Trägermaterial wurde eine poröse Teflonmembran verwendet.
Die Ansprechzeit des pH-Sensors ist noch sehr lang und liegt im Bereich von 10
Minuten. Außerdem treten Farbstoff-Auswaschungseffekte auf, die eine Verschiebung
der Empfindlichkeit und starke Drift bewirken.
Ferner ist die Immobilisierung von Farbstoffen in PVC-Material als Optodenmembran
bekannt (H. He, G. Uray, O.S. Wolfbeis: Anal. Chim. Acta 246 (1991) 251). Die
schlechte mechanische Haftung der Membran ist jedoch sehr nachteilig und begrenzt
die Einsatzdauer wesentlich.
Weitere Versuche von J. Reichert, R. Czolk, G. Heinzmann, S.C. Kraus, A. Morales-
Bahnik, H.J. Ache: Kernforschungszentrum Karlsruhe Report 5238 Sept. 1993; zielen
auf die Anwendung der Sol-Gel-Technik zur Herstellung des Reagenz-Trägermaterials
für Optoden hin. Es wurde ein poröses und transparentes Glas hergestellt, in das der
Bromkresolgrün-Farbstoff anschließend adsorptiv immobilisiert oder bereits vor dem
Prozeß zugesetzt wurde. In Form von kleinen, runden Scheiben können diese Gläser
am Ende eines Lichtleiters fixiert und als pH-Tauchsonde in Flüssigkeiten eingesetzt
werden.
Die Ansprechzeit konnte allerdings noch nicht wesentlich verbessert werden. Die
beschriebenen Entwicklungsergebnisse zielen jedoch besonders auf den Einsatz als
Mikrosensoren in einem Mikroanalysensystem hin.
Als Überwachungssensor mit breiter Anwendung im Umweltbereich haben diese
Entwicklungen den Nachteil, daß die Reaktionszeit noch zu lang ist und auf Grund der
kleinen Reaktionsfläche die Einsatzdauer wesentlich begrenzt ist. Ferner ist noch ein
zu hoher apparativer Meßaufwand notwendig und die Anwendung auf den
Flüssigkeitsbereich beschränkt.
Die prinzipielle Möglichkeit der Einlagerung von unterschiedlichen Reaktions
partnern, unter anderem auch pH-Indikatoren, in ein Sol-Gel-Glas wurde von D. Avnir,
S. Brown, M. Ottolenghi und R. Zusman bereits 1990 beschrieben (EP 0 439 318 A2),
wobei allerdings weder Angaben zu dem angewendete Verfahren an sich noch zu den
eingesetzten pH-Indikatoren im besonderen gemacht wurden. Ebenso liegen keinerlei
Aussagen über die erzielten Eigenschaften, wie Reaktionsgeschwindigkeit, Empfind
lichkeit, Reversibilität, Drift, Lebensdauer etc., vor.
Eine andere Methode, die von T. Werner und O.S. Wolfbeis: Fresenius J. Anal. Chem.
346, 564 (1993); beschrieben wurde, bindet pH-empfindliche Azo-Farbstoffe kovalent
an einer mit Celluloseacetat beschichteten Polyesterfolie. Bei diesem Verfahren muß
allerdings vorher der Farbstoff mit einer Vinylsulfonyl-Gruppe versehen und die Acetat-
Gruppen der Celluloseacetat-Schicht verseift werden, damit eine kovalente Bindung
erfolgen kann.
Das Verfahren läßt sich allerdings nicht universell auf alle Farbstofftypen anwenden.
Einen geeigneten Proton-Carrier-Farbstoff für den Nahen Infrarot Spektralbereich auf
der Basis substituierter Polymethinfarbstoffe wurden von P. Czerny, U.-W. Grummt, H.
Lindauer, G. Mohr beschrieben (DE 43 41 618.7 A1). Im sichtbaren Bereich ist diese
Farbstoffgruppe jedoch nicht optimal einsetzbar.
Für einen dauerhaften Einsatz eines geeigneten, optochemischen
Absorptionsmediums als Überwachungssensor sind allgemein folgende Forderungen
zu erfüllen:
- - der immobilisierte pH-Farbstoff muß selektiv und reversibel mit Protonen im sichtbaren Bereich reagieren,
- - die Reaktionszeit sollte weniger als eine Minute betragen,
- - der Farbstoff muß in einem durchsichtigen und korrosionsbeständigen Trägermaterial fest gebunden sein,
- - die dünne Trägermaterial-Schicht muß für Protonen permeabel sein,
- - der Farbstoff muß stabil gegen Licht-, Temperatur- und andere Umwelteinflüsse sein,
- - die Farbintensität und damit die Empfindlichkeit sollte in der Schicht variierbar sein, der Farbstoff muß homogen im Trägermaterial verteilt sein.
Die der Erfindung zugrundeliegende Aufgabe besteht darin, ein optochemisches
Asorptionsmedium zu entwickeln, daß die genannten Forderungen erfüllt und als
Ammoniaksensor geeignet ist.
Die Aufgabe wird durch eine Sensorplatte mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst.
Die Unteransprüche 2 bis 7 sind vorteilhafte Ausgestaltungen des Anspruchs 1.
Die Aufgabe wird durch ein Verfahren zur Herstellung einer Sensorplatte gemäß dem
Oberbegriff mit den kennzeichnenden Merkmalen des Anspruchs 8 gelöst.
Die Unteransprüche 9 bis 14 sind vorteilhafte Ausgestaltungen des Anspruchs 8.
Die Aufgabe wird durch Verwendungen der Sensorplatte mit den Merkmalen des
Anspruchs 15 oder des Anspruchs 16 gelöst.
Die Unteransprüche 17 bis 19 sind vorteilhafte Ausgestaltungen des Anspruchs 16.
Gemäß der Erfindung wird ein reversibel und dauerhaft arbeitendes optochemisches
Absorptionsmedium mit großer Absorptionsfläche, im folgenden als Sensorplatte
bezeichnet, eingesetzt. Diese besteht aus einer transparenten Trägerplatte, die mit
einer 1 bis 10 µm dicken silikatischen Gelschicht, immobilisiert mit einem selektiv
reagierenden Farbstoff, ein- oder beidseitig überzogen ist. Als pH-empfindlicher
Farbstoff wird ein modifizierter Styrylacridin-Farbstoff eingesetzt, der sich im pH-
Bereich zwischen 9,0 und 5,5 zunehmend blau färbt. Das Absorptionsmaximum in der
protonisierten, sauren Form B in Fig. 1 liegt bei 670 nm. Die abnehmende
Blaufärbung korrelliert mit zunehmendem Ammoniakgehalt entsprechend dem Lambert-
Beerschen-Gesetz.
Zur dauerhaften Einbettung des Farbstoffes in die transparente, silikatische Gelschicht
wird das Sol-Gel-Verfahren modifiziert angewendet. Hierbei wird von Alkoxiden,
Siloxanen und hydrophil reagierenden organischen Zusätzen ausgegangen, denen der
in Alkohol gelöste Farbstoff zugesetzt und anschließend das Reaktionsgemisch
definiert hydrolysiert wird. Über diesen Sol-Gel-Prozeß kann nach Ablauf einer
bestimmten Reaktionszeit die transparente Platte durch Spray-, Dip- oder Spin-coating
ein- oder beidseitig beschichtet werden. Die Schichtdicke kann in gewissen Grenzen
zwischen 0,1 bis 10 µm variiert werden.
Das erfindungsgemäße Immobilisierungsverfahren ist dadurch gekennzeichnet, daß
- a) mindestens ein organofunktionelles Silan der Formel RmSiX(4-m)in der die Gruppen X Alkoxy bedeuten und die Reste R Alkyl-und Fluoralkyl- Gruppen von C₁ bis C₄ sind,
- b) mindestens ein organofunktionelles Silan der Formel R′mSiX(4-m)in der die Gruppen X Alkoxy bedeuten und die Reste R′ Aminoalkyl-Gruppen von C₁ bis C₁₀ sind,
- c) mindestens ein organofunktionelles Silan der Formel R′′mSiX(4-m)in der die Gruppen X Alkoxy bedeuten und die Reste R′′ Epoxyalkyl- und Hydroxyalkyl-Gruppen von C₃ bis C₁₀ sind,
- d) eine Aluminiumverbindung der Formel Al(OR)₃in der die Reste R Alkyl von C₁ bis C₅ bedeuten;
- e) der Styrylacridin-Farbstoff (Fig. 1) als Ausgangskomponenten in einem organischen Lösungsmittel-Wassergemisch im Ultraschallbad gelöst, vorzugsweise eine definierte Menge eines feindispersen Aerogels zugesetzt und die Mischung unter definierten Bedingungen polykondensiert wird.
Dabei wird die Menge der Komponenten so gewählt, daß
- a) zwischen 20 bis 40 Mol-%,
- b) zwischen 5 bis 10 Mol-%,
- c) zwischen 20 bis 40 Mol-%,
- d) zwischen 5 bis 25 Mol-%,
- e) zwischen 0,1 bis 0,5 Mol-% variieren können.
Der Anteil des organischen Lösungsmittels zur Wassermenge kann sich im Verhältnis
1 : 1 bis 5 : 1 ändern, während das Lösungsmittelgemisch im Verhältnis zu den
Ausgangskomponenten je nach eingesetzter Menge der Einzelkomponenten zwischen
1,5 : 1 bis 6 : 1 variieren kann.
Damit die silikatische Gel-Farbstoff-Schicht nach der Beschichtung auf der
transparenten Trägerplatte ihre Struktur behält, wird die schonende superkritische
Trocknung mit Kohlendioxid angewendet.
Der homogen verteilte Farbstoff ist über bestimmte funktionelle Gruppen an der
silikatischen Matrix fest gebunden, so daß keine nennenswerten Auswascheffekte,
selbst bei ständigem Eintauchen der Sensorplatte in wäßrige Lösung, auftreten.
Diese optochemische wirksame Sensorplatte ist vorzugsweise zur Messung von
Ammoniak-Schadstoffen in Luft gedacht, kann jedoch auch in wäßrigen Flüssigkeiten
eingesetzt werden. Sie ist bei Abwesenheit von Ammoniak tiefblau gefärbt und an der
Luft über mehrere Jahre lagerfähig.
Die Erfindung soll nachfolgend an Hand von Beispielen erläutert werden. Die Figuren
zeigen:
Fig. 1 Styrylacridin-Farbstoff in der protonisierten und deprotonisierten
Form,
Fig. 2 Photometer-Prinzip mit optochemisch wirksamer Sensorplatte
bei gleicher Wellenlänge im Meß- und Referenzstrahl,
Fig. 3 Photometer-Prinzip mit optochemisch wirksamer Sensorplatte
bei unterschiedlicher Wellenlänge im Meß- und Referenzstrahl.
Als pH-empfindlicher Farbstoff zur Detektion von Ammoniak im sichtbaren
Spektralbereich hat sich der modifizierte Styrylacridin-Farbstoff der Struktur nach
Fig. 1 als besonders geeignet erwiesen. In der protonisierten Form B (sauer) ist der
Farbstoff tiefblau gefärbt und in der deprotonisierten Form A (basisch) ist er schwach
gelblich gefärbt.
Er hat folgende Charakteristika:
Absorptionsmaximum der protonisierten Form B:|670 nm | |
Absorptionsmaximum der deprotonisierten Form A: | 460 nm |
Isobestischer Punkt: | 540 nm |
Die Immobilisierung des pH-Farbstoffs erfolgt nach dem Sol-Gel-Prozeß mit
folgender, bevorzugter Zusammensetzung der Ausgangssubstanzen:
Propyltrimethoxysilan | |
34,4 Mol-% | |
Trifluorpropyltrimethoxysilan | 2,5 Mol-% |
3-Glycidyloxypropyltrimethoxysilan | 39,2 Mol-% |
3-Aminoprnpyltrimethoxysilan | 6,2 Mol-% |
Aluminium-tri-sec.-butylat | 17,4 Mol-% |
Lithiumchlorid | 0,1 Mol-% |
Die einzelnen Komponenten werden in der genannten Reihenfolge nacheinander unter
Zusatz der 2 fachen Gewichtsmenge des Lösungsmittelgemisches iso-Butanol und
Wasser im Verhältnis 1,5 : 1 unter ständigem Rühren und Ultraschallanwendung in ein
Mischgefäß gegeben. Wenn die Mischung gelöst ist, werden 0,1 Mol-% des
Styrylacridin-Farbstoffs, evtl. vorher in iso-Butanol gelöst, zugesetzt und solange
weitergerührt bis eine klar blaugefärbte Lösung entstanden ist. Je nach gewünschter
Farbtiefe kann der Farbstoffanteil zwischen 0,1 und 0,5 Mol-% variiert werden.
Zur Einstellung einer optimalen Porosität in der optochemischen Schicht, die die
Diffusion der Protonen in die Schicht begünstigt und damit eine schnelle Ansprechzeit
der Ammoniak-Sensorplatte ermöglicht, werden 0,1 Mol-% Aerogel zugesetzt.
Aus diesem Farbstoffansatz werden im Dip-, Spin- oder Spray-coating Verfahren
transparente Kunststoff-Folien bzw. Glassubstrate oder Küvetten-Innenflächen
beschichtet. Danach erfolgt die schonende superkritische Trocknung der Gel-Farbstoff-
Schicht mit Kohlendioxid.
Anschließend wird die Aushärtung der abgeschiedenen Schicht 1 Stunde bei 100°C
vorgenommen. Hierbei werden die Kondensationsreaktionen beschleunigt und eine
definiert poröse, glasig-amorphe Schicht mit dem immobilisierten Farbstoff entsteht.
Über Hydroxy-, Epoxy- und Alkoxy-Gruppen erfolgt eine Verkettung der
Reaktionspartner. Der Farbstoff wird über eine Si-O-Brücke am Grundgerüst
gebunden.
Wird der Farbstoffansatz luftdicht verschlossen und im Kühlschrank bei 0°C
aufbewahrt, so ist er einige Jahre für die Beschichtung verwendbar.
Die erfindungsgemäße, optochemisch wirksame Sensorplatte zur Erfassung der
Ammoniakkonzentration, wird in das im folgenden beschriebene, miniaturisierte
Zweistrahlphotometer gemäß Fig. 2 eingesetzt.
Als Lichtquellen werden zwei Leuchtdioden (LEDs) 1, 2 verwendet, die mit einer
Wechsellicht-Beschaltung von 2 kHz betrieben werden. In den Strahlengang ist
zwischen den Leuchtdioden 1, 2 und den Photodioden 7, 8 die erfindungsgemäße
Sensorplatte in eine Führungsschiene eingesetzt.
Die Sensorplatte hat einen Teilbereich 5, der mit der erfindungsgemäßen opto
chemischen Schicht beschichtet und einen Teilbereich 6, der unbeschichtet ist.
Es werden gleiche Leuchtdioden 1 und 2 mit einer gleichen abstrahlenden
Wellenlänge, λ₁=670 nm, verwendet. Die Leuchtdiode 1 durchstrahlt den
beschichteten Teilbereich 5 der Sensorplatte. Die Leuchtdioden 1 und 2
korrespondieren jeweils mit einer Fotodiode 7 und 8.
Die Fotodioden 7 und 8 sind mit der Stromversorgung und Auswerteeinheit 9
verbunden.
Die Signalauswertung erfolgt über das Differenzspektrum in der Stromversorgungs-
und Auswerteeinheit 9.
Bei Abwesenheit von Ammoniak ist das Absorptionsmedium neutral und der pH-
Farbstoff liegt in der protonisierten, sauren Form B (Fig. 1) vor und ist tiefblau gefärbt.
Das emittierte Licht 3 der Leuchtdiode 1 mit dem Strahlungsmaximum bei 670 nm wird
stark-absorbiert, während im Referenzstrahlengang 4 das gleiche emittierte Licht der
Leuchtdiode 2 nahezu ungehindert die unbeschichtete, transparente Sensorplatte 6
durchdringt. Es wird daher ein maximales Differenzsignal erhalten.
Im Falle des Vorhandenseins von Ammoniak reagiert dieser mit dem Farbstoff-unter
Änderung des pH-Wertes entsprechend der Gleichung von links nach rechts und damit
zum Farbumschlag von blau nach schwach gelblich
Das rotemittierte Licht (λ₁=670 nm) des Meßstrahlenganges 2 kann somit bei
Anwesenheit von Ammoniak ebenfalls nahezu ungehindert die schwach gelblich
gefärbte Sensorplatte 5 passieren und man erhält ein minimales Differenzsignal.
Da die Leuchtdioden als Wechsellicht-Schaltung betrieben werden, stört das
Tageslicht die Messung nicht.
Die Meßwerte werden auf einem Display angezeigt und einem Rechner übertragen, der
zur Registrierung und zur Alarmauslösung bei einer Grenzwert-Überschreitung dient.
Beim Übergang des Farbstoffs von der protonisierten Form B in die deprotonisierte
Form A, durchlaufen die einzelnen Extinktionskurven den isobestischen Punkt bei
540 nm. Das bedeutet, daß die Extinktion bei dieser Wellenlänge unabhängig von der
Ammoniakkonzentration konstant bleibt und einen sehr niedrigen Wert (0,1) besitzt.
Unter Ausnutzung dieses Effektes kann das miniaturisierte Photometer gemäß
Fig. 3 im Referenzstrahlengang 4 auch mit einer gelbstrahlenden (λ₂=540 nm)
Leuchtdiode 10 ausgestattet werden. In diesem Fall ist die Sensorplatte 5 ganzflächig
mit dem optochemischen polykondensierten organisch-silikatischen Gemisch
beschichtet. Die optochemisch wirksame Sensorplatte kann sich sowohl im Meß- als
auch im Referenzstrahlengang befinden.
Die erfindungsgemäße Sensorplatte reagiert bereits auf wenige ppm Ammoniak und
liefert ein nahezu lineares Extinktionverhalten bis ca. 100 ppm. Kohlendioxid stört die
Messung nicht.
Bezugszeichenliste
A deprotonisierte Form (basisch)
B protonisierte Form (sauer)
1 Leuchtdiode (LED 1), rotemittierend, λ₁ = 670 nm
2 Leuchtdiode (LED 2), rotemittierend, λ₁ = 670 nm
3 Meßstrahlengang
4 Referenzstrahlengang
5 Teilbereich der Trägerplatte, der mit absorbierendem Farbstoff beschichtet
6 Teilbereich der Trägerplatte, der unbeschichtet ist
7 Fotodiode 1
8 Fotodiode 2
9 Stromversorgung und Signalauswerteeinheit
10 Leuchtdiode (LED), gelbemittierend, λ₂ = 540 nm
B protonisierte Form (sauer)
1 Leuchtdiode (LED 1), rotemittierend, λ₁ = 670 nm
2 Leuchtdiode (LED 2), rotemittierend, λ₁ = 670 nm
3 Meßstrahlengang
4 Referenzstrahlengang
5 Teilbereich der Trägerplatte, der mit absorbierendem Farbstoff beschichtet
6 Teilbereich der Trägerplatte, der unbeschichtet ist
7 Fotodiode 1
8 Fotodiode 2
9 Stromversorgung und Signalauswerteeinheit
10 Leuchtdiode (LED), gelbemittierend, λ₂ = 540 nm
Claims (21)
1. Sensorplatte zur Messung von Ammoniakgehalten in Luft oder im wäßrigen Medium,
bestehend aus einem Träger, der mit einem optochemischen, polykondensierten
organisch-silikatischem Gemisch beschichtet ist, das mindestens aus den
Komponenten
- a) zwischen 20 bis 40 Mol-% mindestens eines organofunktionellen Silans der Formel RmSiX(4-m)in der die Gruppen X Alkoxy bedeuten und die Reste R Alkyl-und Fluoralkyl- Gruppen sind,
- b) zwischen 5 bis 10 Mol-% mindestens eines organofunktionellen Silans der Formel R′mSiX(4-m)in der die Gruppen X Alkoxy bedeuten und die Reste R′ Aminoalkyl-Gruppen sind,
- c) zwischen 20 bis 40 Mol-% mindestens eines organofunktionellen Silans der Formel R′′mSiX(4-m)in der die Gruppen X Alkoxy bedeuten und die Reste R′′ Epoxyalkyl- und Hydroxyalkyl-Gruppen sind,
- d) zwischen 5 bis 25 Mol-% einer Aluminiumverbindung der Formel Al(OR)₃in der die Reste R Alkyl bedeuten;
- e) zwischen 0,1 bis 0,5 Mol-% des Styrylacridin-Farbstoffes nach der Formel zusammengesetzt ist.
2. Sensorplatte nach Anspruch 1, bei der der Träger die Form einer ebenen flachen
Platte oder einer Küvette oder eines rohrförmigen Körpers hat.
3. Sensorplatte nach Anspruch 1, bei der der Träger in Form einer Kunststoff-Folie
oder eines dünnen Glassubstrates oder eines Papierstreifens hergestellt ist.
4. Sensorplatte nach Anspruch 3, bei der die Kunststoff-Folie aus Polymethacrylat,
PVC, Polycarbonat oder Polyester besteht.
5. Sensorplatte nach Anspruch 1, bei der der Träger ganzflächig oder auf einer
Teilfläche mit dem optochemischen, polykondensierten organisch-silikatischem
Gemisch beschichtet ist.
6. Sensorplatte nach Anspruch 1, bei der die optochemische Schicht 0,1 bis 10 µm dick
ist und auf einem transparenten Träger aufgebracht ist.
7. Sensorplatte nach Anspruch 5, bei der bei einem teilbeschichteten Träger die nicht
mit dem optochemischen, polykondensierten organischsilikatischem Gemisch
beschichtete Teilfläche mit einer Darstellung einer Stufung verschiedener Farbwerte
beschichtet ist, wobei ein Farbwert einem Konzentrationsbereich entspricht.
8. Verfahren zur Herstellung einer Sensorplatte zur optochemischen Messung von Ammoniakgehalten,
bestehend aus einem mindestens teilweise beschichteten Trägerstreifen oder einer
Trägerplatte, die vorzugsweise transparent sind, dadurch gekennzeichnet, daß
für das optochemische Absorptionsmedium als Ausgangskomponenten
- a) mindestens ein organofunktionelles Silan der Formel RmSiX(4-m)in der die Gruppen X Alkoxy bedeuten und die Reste R Alkyl-und Fluoralkyl- Gruppen sind,
- b) mindestens ein organofunktionelles Silan der Formel R′mSiX(4-m)in der die Gruppen X Alkoxy bedeuten und die Reste R′ Aminoalkyl-Gruppen sind,
- c) mindestens ein organofunktionelles Silan der Formel R′′mSiX(4-m)in der die Gruppen X Alkoxy bedeuten und die Reste R′′ Epoxyalkyl- und Hydroxyalkyl-Gruppen sind,
- d) eine Aluminiumverbindung der Formel Al(OR)₃in der die Reste R Alkyl bedeuten;
- e) der Styrylacridin-Farbstoff nach der Formel
in einem Lösungsmittelgemisch aus einem organischen Lösungsmittel und Wasser im
Verhältnis 1 : 1 bis 5 : 1 zu den Ausgangskomponenten (a) bis e)) im Verhältnis 1,5 : 1 bis
6 : 1 nacheinander im Ultraschallbad gelöst und das organisch-silikatische Gemisch
nach der Beschichtung auf dem Träger getrocknet und getempert wird, wobei die
Menge der Komponenten so gewählt wird, daß
- a) zwischen 20 bis 40 Mol-%,
- b) zwischen 5 bis 10 Mol-%,
- c) zwischen 20 bis 40 Mol-%,
- d) zwischen 5 bis 25 Mol-% und
- e) zwischen 0,1 bis 0,5 Mol-% variieren kann.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß
der Alkyl-Rest von C=1 bis C=10 ist.
10. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß
nach dem Styrylacridin-Farbstoff eine Menge von 0,1 bis 0,5 Mol-% Lithiumhalogenid
oder ein Alkoxid von Titan oder ein Alkoxid von Zirkonium, mit einem Alkyl-Rest von
C=1 bis C=3, zugesetzt wird.
11. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß
als organisches Lösungsmittel iso-Butanol oder Ethanol oder Methanol oder
Isopropanol verwendet wird.
12. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß
nach dem Styrylaxridin-Farbstoff 0,1 bis 1 Mol-% Aerogel in das organisch-silikatische
Gemisch eingebracht werden.
13. Verfahren nach Anspruch 8 oder Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß
das gelöste organisch-silikatische Gemisch auf einem Trägermaterial mittels dip-, spin-
oder spray-coating als optochemische Schicht abgeschieden wird.
14. Verfahren nach Anspruch 8 oder Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß
die abgeschiedene optochemische Schicht durch superkritische Fluidextraktion mittels
CO₂ getrocknet und anschließend jeweils 1 Stunde bei 100°C gehärtet wird.
15. Verwendung einer Sensorplatte in Form eines Test-Streifens zum Nachweis von
Ammoniakgehalten, der zumindest teilweise mit dem optochemischen,
polykondensierten organisch-silikatischen Gemisch beschichtet ist, das mindestens
aus den Komponenten
- a) zwischen 20 bis 40 Mol-% mindestens eines organofunktionellen Silans der Formel RmSiX(4-m)in der die Gruppen X Alkoxy bedeuten und die Reste R Alkyl-und Fluoralkyl- Gruppen sind,
- b) zwischen 5 bis 10 Mol-% mindestens eines organofunktionellen Silans der Formel R′mSiX(4-m)in der die Gruppen X Alkoxy bedeuten und die Reste R′ Aminoalkyl-Gruppen sind,
- c) zwischen 20 bis 40 Mol-% mindestens eines organofunktionellen Silans der Formel R′′mSiX(4-m)in der die Gruppen X Alkoxy bedeuten und die Reste R′′ Epoxyalkyl- und Hydroxyalkyl-Gruppen sind,
- d) zwischen 5 bis 25 Mol-% einer Aluminiumverbindung der Formel Al(OR)₃in der die Reste R Alkyl bedeuten;
- e) zwischen 0,1 bis 0,5 Mol-% des Styrylacridin-Farbstoffes nach der Formel zusammengesetzt ist,
und einer dem Teststreifen zugeordneten Farbskala zur Bestimmung des
Konzentrationsbereiches anhand der visuellen Beurteilung des Verfärbungsgrades des
Teststreifens.
16. Verwendung einer Sensorplatte als strahlbeeinflussendes Element in einem
Meßgerät zum Nachweis von Ammoniakgehalten, wobei die Trägerplatte zumindest
teilweise mit dem optochemischen, polykondensierten organisch-silikatischen Gemisch
beschichtet ist, das mindestens aus den Komponenten
- a) zwischen 20 bis 40 Mol-% mindestens eines organofunktionellen Silans der Formel RmSiX(4-m)in der die Gruppen X Alkoxy bedeuten und die Reste R Alkyl-und Fluoralkyl- Gruppen sind,
- b) zwischen 5 bis 10 Mol-% mindestens eines organofunktionellen Silans der Formel R′mSiX(4-m)in der die Gruppen X Alkoxy bedeuten und die Reste R′ Aminoalkyl-Gruppen sind,
- c) zwischen 20 bis 40 Mol-% mindestens eines organofunktionellen Silans der Formel R′′mSiX(4-m)in der die Gruppen X Alkoxy bedeuten und die Reste R′′ Epoxyalkyl- und Hydroxyalkyl-Gruppen sind,
- d) zwischen 5 bis 25 Mol-% einer Aluminiumverbindung der Formel Al(OR)₃in der die Reste R Alkyl bedeuten;
- e) zwischen 0,1 bis 0,5 Mol-% des Styrylacridin-Farbstoffe nach der Formel zusammengesetzt ist,
und mit Licht mindestens einer Wellenlänge bestrahlt wird und die Änderung der
Lichtausbreitung registriert und ausgewertet wird.
17. Verwendung der Sensorplatte nach Anspruch 16, bei der die Trägerplatte teilweise
beschichtet ist und moduliertes Licht einer Wellenlänge (λ₁) den beschichteten Teil (5)
und den unbeschichteten Teil (6) der Trägerplatte bestrahlt und die jeweiligen
Lichtanteile durch je einen Empfänger registriert und durch eine Auswerteeinheit (9)
das Differenzspektrum ausgewertet wird.
18. Verwendung der Sensorplatte nach Anspruch 16, bei der die Trägerplatte
ganzflächig beschichtet ist und moduliertes Licht einer ersten Wellenlänge (λ₁) und
moduliertes Licht einer zweiten Wellenlänge (λ₂) die beschichtete Trägerplatte (5)
bestrahlt und die jeweiligen Lichtanteile durch je einen Empfänger registriert und durch
eine Auswerteeinheit (9) das Differenzspektrum ausgewertet wird.
19. Verwendung der Sensorplatte nach Anspruch 16, bei der das Licht von den
Leuchtdioden (1, 2) mit einer Frequenz von etwa 2 kHz gepulst ausgesendet wird und
transmittierte oder reflektierte Lichtanteile von Fotodioden (7, 6) empfangen werden.
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