DE19520698C2 - Elektrische Anlage, insbesondere Schaltanlage - Google Patents
Elektrische Anlage, insbesondere SchaltanlageInfo
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Description
Die Erfindung betrifft eine elektrische Anlage für den Mit
telspannungsbereich in geschlossener Bauweise, insbesondere
Schaltanlage, mit zumindest einem gekapselten elektrischen
Funktionsmodul und mit zumindest einem über ein Störfall-
Druckentlastungselement an das elektrische Funktionsmodul
angeschlossenen Druckentlastungskanal, wobei eine Dämpfmate
rial enthaltende Dämpfvorrichtung zur Absorption von thermi
scher Energie aus einem Störlichtbogen an den Auslaß des
Druckentlastungskanals angeschlossen ist.
Elektrische Anla
gen im Sinne der Erfindung dienen im weitesten Sinne der
elektrischen Energieverteilung, umfassen also neben Schaltan
lagen auch beispielsweise Transformatoren, elektrische Ma
schinen und Leitungen wie Sammelschienen oder ähnliches. Als
Mittelspannungsbereich ist bezeichnet eine Betriebsspannung
von mehr als 1 kV bis ca. 40 kV, wobei die Obergrenze auch
höher liegen kann, sofern in geschlossener Bauweise und im
wesentlichen mit Luft als Isolationsmittel gearbeitet wird.
Eine elektrische Anlage in geschlossener Bauweise weist keine
nennenswerten Öffnungen zwischen dem Anlageninneren und der
Umgebung der Anlage auf und ist in dem Sinne gasdicht, daß im
Inneren der Anlage auftretende Druckstöße allenfalls gering
fügig in die Umgebung der Anlage durchschlagen. Als gekapsel
te Module sind jeweils gegeneinander geschlossene Zellen der
Anlage bezeichnet. Ein elektrisches Funktionsmodul enthält
meist lediglich eine bestimmte funktionelle Baugruppe mit
zugehörigen Peripherieelementen. Es versteht sich, daß die
Module in der Regel elektrisch über Sammelschienen miteinan
der verbunden sind. Ein Störlichtbogen kann im Zuge einer
(äußerst unwahrscheinlichen) Betriebsstörung in einem elek
trischen Funktionsmodul oder im Bereich der
Sammelschienen auftreten. Der Störlichtbogen bildet dabei
einen Kurzschluß zwischen elektrischen Elementen, die auf
unterschiedlichem elektrischen Potential liegen. Bei
elektrischen Anlagen für den Mittelspannungsbereich kann
ein Störlichtbogen einen Kurzschlußstrom von 16 kA und
mehr aufweisen. Üblicherweise sind verschiedene Schutz
maßnahmen eingerichtet zur Löschung eines Störlichtbogens,
so daß die Dauer des Störlichtbogens meist weniger als
eine Sekunde beträgt.
Mit dem Auftreten eines Störlichtbogens wird kurzzeitig
eine sehr beachtliche Energiemenge frei, die sich vor
allem in Form von Wärmestrahlung und Druckwellen sehr
hoher thermischer Energie, aber auch durch Strömung heißer
Gase, Schall und Auswurf fester Partikel ausbreitet.
Insbesondere zur Beherrschung der Druckwellen sehr hoher
thermischer Energie sind aus Gründen des Personenschutzes
und des Schutzes eines die elektrische Anlage
beherbergenden Gebäudes besondere Maßnahmen erforderlich.
Bezüglich der thermischen Energie ist dies vor allem
hinsichtlich des Personenschutzes offensichtlich, wenn
berücksichtigt wird, daß die Plasmatemperatur eines
Störlichtbogens bis zu 20.000°C betragen kann. Bezüglich
des Gebäudeschutzes (und letztlich damit ebenfalls des
Personenschutzes) sei zur Verdeutlichung der Problematik
folgendes Beispiel gegeben:
Tritt in einem elektrischen Funktionsmodul einer üblichen Schaltanlage, welche in einem Gebäude von etwa 2000 m³ Volumen untergebracht ist, ein Störlichtbogen von 32 kA Kurzschlußstrom und 1 s Dauer auf, so würde ohne Druckent lastung des elektrischen Funktionsmoduls darin ein Druck von bis zu 50 bar entstehen, welcher nur sehr schwer beherrschbar ist. Sind Druckentlastungsmaßnahmen für das elektrische Funktionsmodul eingerichtet und ist das Gebäude selbst jedoch seinerseits nicht mit weiteren Druckentlastungseinrichtungen versehen, so würde im Gebäudeinneren ein Druckstoß mit ca. 40 mbar Überdruck entstehen. Dem damit verbundenen Kraftstoß mit hoher Anstiegsflanke sind jedoch Ziegelwände, Türen und Fenster eines Gebäudes meist nicht gewachsen. Aus dem Gesagten wird deutlich, daß die Druckwellen hoher thermischer Energie (aber auch Strömungen heißer Gase) entweder abgeleitet oder absorbiert werden müssen.
Tritt in einem elektrischen Funktionsmodul einer üblichen Schaltanlage, welche in einem Gebäude von etwa 2000 m³ Volumen untergebracht ist, ein Störlichtbogen von 32 kA Kurzschlußstrom und 1 s Dauer auf, so würde ohne Druckent lastung des elektrischen Funktionsmoduls darin ein Druck von bis zu 50 bar entstehen, welcher nur sehr schwer beherrschbar ist. Sind Druckentlastungsmaßnahmen für das elektrische Funktionsmodul eingerichtet und ist das Gebäude selbst jedoch seinerseits nicht mit weiteren Druckentlastungseinrichtungen versehen, so würde im Gebäudeinneren ein Druckstoß mit ca. 40 mbar Überdruck entstehen. Dem damit verbundenen Kraftstoß mit hoher Anstiegsflanke sind jedoch Ziegelwände, Türen und Fenster eines Gebäudes meist nicht gewachsen. Aus dem Gesagten wird deutlich, daß die Druckwellen hoher thermischer Energie (aber auch Strömungen heißer Gase) entweder abgeleitet oder absorbiert werden müssen.
Der Ableitung aus dem elektrischen Funktionsmodul dienen
die Störfall-Druckentlastungselemente sowie der Druckent
lastungskanal. Störfall-Druckentlastungselemente sind im
einfachsten Fall Öffnungen, meist werden jedoch als Ventil
funktionierende Druckentlastungsklappen eingesetzt. Es ist
aber auch der Einsatz von Berstelementen möglich. Der
Druckentlastungskanal ist in der Regel oberhalb oder
hinter den elektrischen Funktionsmodulen angeordnet. Als
Mittel zur Absorption von thermischer Energie sind
Einrichtungen bezeichnet, die Materialien mit gegenüber
Gasen hoher Wärmekapazität und Wärmeleitfähigkeit
aufweisen.
Aus der Praxis ist es bekannt, den Druckentlastungskanal
über einen durch die Gebäudewandung ins Freie führenden
Druckentlastungskamin zu entlasten. Insofern ausgebildete
elektrische Anlagen sind nicht geschlossen. Für bestimmte
Anwendungsbereiche ist jedoch die geschlossene Bauweise zwin
gend erforderlich. Ebenfalls aus der Praxis bekannt ist eine
elektrische Anlage, wobei das Mittel zur Absorption der ther
mischen Energie eine Füllung des Druckentlastungskanals mit
Metallspänen als Dämpfmaterial ist. Dies funktioniert grund
sätzlich, ist jedoch mit verschiedenen Nachteilen behaftet.
Zum ersten ist die Füllung insgesamt sehr schwer, da der ge
samte Druckentlastungskanal mit Metallspänen gefüllt sein
muß. Zum zweiten ist der gegebenenfalls erforderliche Aus
tausch der Füllung aufwendig, umständlich und somit teuer.
Zum dritten hat es sich herausgestellt, daß in der Füllung
direkt bei dem störfallbehafteten elektrischen Funktionsmodul
erhebliche lokale Überhitzungen auftreten, da der Druckstoß
mit hoher thermischer Energie durch die Störfall-Druckentla
stungselemente des elektrischen Funktionsmoduls gleichsam
fokussiert und unmittelbar in die Füllung eingeleitet wird.
Im Bereich solcher lokalen Überhitzungen kann es zu Schmelz
vorgängen kommen, wodurch ein folgender Austausch der Füllung
zusätzlich in erheblichem Maße erschwert wird.
Aus der Literaturstelle DE 35 25 143 A1 ist eine elektrische
Anlage des eingangs genannten Aufbaus bekannt. Dabei handelt
es sich um eine mit Schwefelhexafluorid gefüllte Anlage, in
deren Druckentlastungskanal ein Aluminiumoxid-Filter zur Ab
sorption von Zersetzungsprodukten integriert ist. Dem Druck
entlastungskanal ist eine in dem gesamten Stationsdach aus
gebildete Dämpfvorrichtung nachgeschaltet, wobei das Stati
onsdach als mit Dämpfmaterial gefüllter Hohlraum ausgebildet
ist. Dabei liegt die Dämpfvorrichtung im direkten Weg im
Störfall auftretender Druckwellen. Eine Umlenkung von Druck
wellen findet nicht statt. Insgesamt ergeben sich die bereits
vorstehend erläuterten Nachteile. Aus der Literaturstelle DE 42 20 790 A1
ist eine Druckentlastungseinrichtung bekannt,
welche geräterückseitig an einem elektrischen Funktionsmodul
angebracht ist. An einen dämpfmaterialfreien Druckentla
stungskanal schließt sich geradlinig eine mit zickzackförmi
gen Blechen ausgestattete Dämpfvorrichtung an. Aus der Lite
raturstelle DE 28 17 418 A1 ist eine Druckentlastungseinrich
tung ähnlich jener aus DE 42 20 790 A1 bekannt, wobei Stahl
wolle als Dämpfmaterial vorgesehen ist. Dem Dämpfmaterial ist
ein patronenartiger Aluminiumoxid-Filter vorgeschaltet. Die
ser Filter wird jedoch im Störfall zerstört und das Aluminium
oxid in der Anlage verteilt.
Der Erfindung liegt demgegenüber das technische Problem
zugrunde, eine elektrische Anlage in geschlossener Bauweise
zu schaffen, die allen Anforderungen hinsichtlich der Stör
fallbeherrschung genügt und dennoch einfacher, wartungs
freundlicher und billiger ist.
Zur Lösung dieses technischen Problems lehrt die Erfindung,
daß die Dämpfvorrichtung als austauschbare Dämpfpatrone aus
gebildet ist, daß ein gekapseltes Störfallmodul eingerichtet
ist, in welchem die Dämpfpatrone angeordnet ist, und daß die
Dämpfpatrone über zumindest eine Umlenkvorrichtung an den
Auslaß des Druckentlastungskanals angeschlossen ist, wobei
die Dämpfpatrone in Verbindung mit dem Volumen des Druckent
lastungskanals nach der Maßgabe ausgelegt ist, daß im wesent
lichen die thermische Energie eines Druckstoßes aus einem
Störlichtbogen von zumindest 16 kA Kurzschlußstrom und 1 s
Dauer absorbiert und so die Kriterien 1 bis 6 der DIN VDE 0670,
Teil 6, erfüllt werden.
Ein gekapseltes Störfallmodul
stellt eine im wesentlichen selbständige bauliche Einheit zur
Beherrschung von Störfällen dar. In der Regel ist ein Stör
fallmodul in einer Reihe mit den elektrischen Funktionsmodu
len angeordnet. Durch das Störfallmodul können auch Sammel
schienen auf übliche Weise hindurchgeführt sein. Hierzu ist
dann innerhalb des Störfallmoduls ein im wesentlichen ge
schlossener Sammelschienenkanal eingerichtet. Als Dämpfpatro
ne ist eine bauliche Einheit innerhalb des Störfallmoduls
bezeichnet, welche der Absorption von im wesentlichen thermi
scher Energie aber auch von Schallenergie durch das Dämpfma
terial dient. Im einfachsten Fall kann die Dämpfpatrone durch
das Dämpfmaterial selbst gebildet sein. Eine
Dämpfpatrone kann aber auch eine gehäuseartige Struktur
aufweisen, die das eigentliche Dämpfmaterial umschließt.
In jedem Fall ist die Dämpfpatrone einfach austauschbar
ausgebildet, beispielsweise im Rahmen der Einschubtechno
logie. Es versteht sich, daß die Dämpfpatrone zumindest
eine Eintrittsöffnung aufweist, über welche Gase in die
Dämpfpatrone eintreten können. Eine Umlenkeinrichtung ist
so ausgebildet, daß Druckwellen und/oder Strömungen von
Gasen beachtlich, beispielsweise um 90°, umgelenkt
werden. Die Umlenkung kann dabei durch Umleitung und/oder
Reflexion erfolgen. Die Kriterien 1 bis 6 der
DIN VDE 0670, Teil 6, lauten: 1) Ordnungsgemäß gesicherte
Türen, Abdeckungen usw. dürfen sich nicht öffnen.
2) Teile, die eine Gefährdung verursachen können, dürfen
nicht wegfliegen. 3) Durch Lichtbogeneinwirkung dürfen
keine Löcher in den frei zugänglichen äußeren Teilen der
Kapselung infolge Durchbrennens oder aufgrund anderer
Effekte entstehen. 4) Senkrecht angebrachte Indikatoren
entzünden sich nicht. 5) Waagerecht angebrachte
Indikatoren entzünden sich nicht. 6) Alle Erdverbindungen
bleiben wirksam. Diese Kriterien beziehen sich auf einen
Störlichtbogen mit einem Kurzschlußwechselstrom von
beispielsweise 25 kA und 1 s Dauer. Mit einer erfindungs
gemäßen elektrischen Anlage lassen sich selbst Störlicht
bögen mit 50 kA und mehr so beherrschen, daß die Kriterien
1 bis 6 erfüllt werden. Es versteht sich, daß auch
Störlichtbögen mit weniger als 16 kA beherrschbar sind.
Die Erfindung beruht auf der Erkenntnis, daß lokale Über
hitzungseffekte im Dämpfmaterial jedenfalls dann ver
meidbar sind, wenn insbesondere der Druckstoß mit hoher
thermischer Energie vor der Einleitung in das Dämpfmate
rial zumindest einmal umgelenkt wird. Mit der Umlenkung
geht nämlich neben dem abstandsbedingten Abflachen der
Anstiegsflanke des Druckstoßes eine Defokussierung der
Druckwellen einher. Insofern ist die örtliche Energie
verteilung des Druckstoßes beim Eintritt in die Dämpf
patrone verbreitert und vergleichmäßigt. Daher kann auch
mit einer geringeren Gesamtmenge an Dämpfmaterial
gearbeitet werden. Im übrigen braucht die Menge des
Dämpfmaterials lediglich nach Maßgabe eines Störfalls in
einem einzigen elektrischen Funktionsmodul ausgelegt zu
sein. Zudem bietet der modulare Aufbau des Störfallmoduls
als Vorteile, daß nach einem Störfall lediglich
die Dämpfpatrone auf einfache Weise ausgetauscht zu werden
braucht, und daß sich ein Störfallmodul auf einfache Weise
in eine elektrische Anlage, auch in eine bereits
bestehende elektrische Anlage, integrieren läßt.
In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist der
Dämpfpatrone ein geschlossener Entspannungsraum nachge
schaltet. Dadurch werden Staueffekte innerhalb der
Dämpfpatrone vermieden und die Absorption der thermischen
Energie erfolgt im gesamten Dämpfpatronenvolumen
hinreichend gleichmäßig.
Das Dämpfmaterial kann von unterschiedlichem Aufbau sein.
Beispielsweise können zahlreiche Stahlbleche parallel
zueinander und im wesentlichen parallel zur Strömungsrich
tung der Gase eingerichtet sein. Zweckmäßigerweise weisen
die Stahlbleche eine Wandstärke von 0,35 mm auf und sind
im Abstand von beispielsweise 10 mm zueinander angeordnet.
Die Distanzierung der Stahlbleche kann durch noppenförmige
Eindellungen erfolgen. Zur besseren Ausbreitung von Gasen
ist es zweckmäßig, die Bleche mit Löchern zu versehen oder
direkt Streckmetalle zu verwenden. Das Dämpfmaterial kann
auch nichtmetallisch sein, wobei es dann zweckmäßigerweise
als Kornschüttung ausgebildet ist. Die Körner sollten etwa
kugelförmig und im Durchmesser praktisch gleichmäßig (z. B.
5 mm Durchmesser) sein, damit beim Durchströmen mit Gasen
der Wärmeübergang gut und der Strömungswiderstand klein
ist. Als nichtmetallische Materialien kommen natürliche
Steine, wie Quarz, Kalkstein oder Olevin sowie künstliche
Steine aus Beton, Magnesit, Schamotte oder ähnlichem in
Frage. Ein zusätzlicher thermischer Absorptionseffekt wird
erreicht, wenn das Dämpfmaterial aus Salzen oder
Salzgemischen besteht, welche beim Schmelzen erhebliche
Wärmemengen als Schmelzwärme binden können. Auch kann die
Verdampfungswärme zusätzlich genutzt werden, beispiels
weise bei wasserhaltigem Dämpfmaterial. Eine bevorzugte
Ausführungsform der Erfindung ist jedoch dadurch
gekennzeichnet, daß die Dämpfpatrone als Dämpfmaterial
Metallspäne, vorzugsweise Edelstahlspäne enthält. Dieses
Dämpfmaterial ist besonders preiswert, da es aus der
spanabhebenden Fertigung als Abfall anfällt. Die Material
stärke der Späne beträgt meist weniger als 0,5 mm.
Edelstahlspäne zeichnen sich zusätzlich durch Korrosions
beständigkeit aus. Die Verwendung von Metallspänen als
Dämpfmaterial weist als Vorteile auf, daß das Dämpf
material eine hohe Wärmekapazität und eine hohe
Wärmeleitfähigkeit aufweist und im übrigen mit einer
vergleichsweisen hohen spezifischen Oberfläche ausge
stattet ist. Dadurch wird die Kinetik der Wärmeabsorption
besonders gefördert. Zu beachten ist, daß der Strö
mungswiderstand einer Dämpfpatrone mit Metallspänen nicht
zu groß wird. Daher dürfen die Metallspäne nicht zu sehr
zusammengepreßt werden. Ein Volumen der Dämpfpatrone von
etwa dem 200-fachen des spezifischen Volumens des Metalls
hat sich beispielsweise als günstig erwiesen.
Vorteilhafterweise enthält die Dämpfpatrone Absorptions
mittel für Schadstoffgase, da mit einem Störlichtbogen
meist auch Schadstoffgase, wie z. B. Stickoxide, Fluorver
bindungen oder Zersetzungsprodukte von Kunststoffen und
Lacken entstehen. Als Absorptionsmittel kommen beispiels
weise Aktivkohle, Aluminiumoxid, Molekularsiebe oder
Katalysatoren in Frage. Auch kann eine Mischung dieser
Stoffe eingesetzt werden. Das Absorptionsmittel kann im
Dämpfmaterial verteilt sein, kann aber auch selbst das Dämpf
material bilden.
In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung weist
die Dämpfpatrone neben der Eintrittsöffnung eine
Austrittsöffnung auf und ein in die Dämpfpatrone
eingeleiteter Druckstoß wird zwischen der Eintrittsöffnung
und der Austrittsöffnung um ca. 180° umgelenkt. Hierbei
versteht sich, daß die Eintrittsöffnung und die
Austrittsöffnung strömungstechnisch und ausreichend
druckfest voneinander entkoppelt sind. Durch die Umlenkung
des Druckstoßes wird eine weitere Defokussierung der
Druckwellen erreicht. Zudem wird die Wärmeabsorption im
Volumen der Dämpfpatrone weiter vergleichmäßigt.
Die Umlenkeinrichtung kann ein Leitblech oder ein
Reflexionsblech aufweisen. Dabei versteht sich, daß die
Geometrie der Anordnung so ausgebildet wird, daß eine
störende Fokussierung von Druckwellen nicht stattfindet.
Eine besonders kompakte und allen Anforderungen genügende
elektrische Anlage ist geschaffen, wenn beidseitig des
Störfallmoduls elektrische Funktionsmodule zwei Modul
gruppen bildend angeordnet sind, wenn jeder Modulgruppe
jeweils ein Druckentlastungskanal zugeordnet ist, wenn das
Störfallmodul eine vorzugsweise etwa mittig zwischen den
Seitenwänden des Störfallmoduls angeordnete, zwei
Leitkanäle bildende Trennwand aufweist, welche die Ein
trittsöffnung der Dämpfpatrone druckfest von der
Austrittsöffnung der Dämpfpatrone trennt und wenn jeder
Leitkanal an einen zugeordneten Druckentlastungskanal
angeschlossen ist.
In dieser Ausführungsform erfüllen die Druckentlastungs
kanäle eine Doppelfunktion, da jeweils jener Druckent
lastungskanal, welcher einer störfallbehafteten Modul
gruppe abgewandt ist, als Entspannungsraum funktioniert.
Durch diese Doppelfunktion der Druckentlastungskanäle kann
eine beachtliche Verringerung der erforderlichen baulichen
Abmessungen erreicht werden. Vorteilhafterweise weisen die
Umlenkeinrichtungen sowie die Leitkanäle effektive Strö
mungsquerschnitte auf, welche zumindest so groß sind, wie
der effektive Strömungsquerschnitt eines Druckentlastungs
kanals.
Im folgenden wird die Erfindung anhand von lediglich ein
Ausführungsbeispiel darstellenden Zeichnungen näher
erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 Eine Frontalsicht einer erfindungsgemäßen elektri
schen Anlage, zum Teil im Schnitt,
Fig. 2 den Gegenstand der Fig. 1 in der Schnittebene A-A.
Die in den Fig. 1 und 2 dargestellte elektrische Anlage
ist eine Schaltanlage. Sie weist gemäß der Fig. 1 mehrere
gekapselte elektrische Funktionsmodule 2 auf. Weiterhin
ist ein gekapseltes Störfallmodul 3 mit zumindest einer
Dämpfmaterial enthaltenden Dämpfpatrone 4 eingerichtet. Es
sind zwei Druckentlastungskanäle 6 eingerichtet, welche
über Störfall-Druckentlastungselemente 5 an die
elektrischen Funktionsmodule 2 angeschlossen sind. Im
Ausführungsbeispiel sind die Störfall-Druckentlastungs
elemente 5 Druckentlastungsklappen. Die Dämpfpatrone 4 ist
über die Umlenkeinrichtung 7 an die Auslässe der Druckent
lastungskanäle 6 angeschlossen. Die Dämpfpatrone 4 ist in
Verbindung mit den Volumina der Druckentlastungskanäle 6
nach der Maßgabe ausgelegt, daß im wesentlichen die
thermische Energie eines Druckstoßes aus einem
Störlichtbogen bis 50 kA Kurzschlußstrom und 1 s Dauer
absorbiert und so die Kriterien 1 bis 6 der DIN VDE 0670,
Teil 6, erfüllt werden. Insbesondere in der Fig. 1 ist
erkennbar, daß beidseitig des Störfallmoduls 3 zwei
Modulgruppen 14 bildend elektrische Funktionsmodule 2
angeordnet sind. Im Ausführungsbeispiel besteht jede
Modulgruppe 14 aus drei elektrischen Funktionsmodulen 2.
Jeder Modulgruppe 14 ist jeweils ein Druckentlastungskanal
6 zugeordnet. Das Störfallmodul 3 weist eine etwa mittig
zwischen den Seitenwänden 11 des Störfallmoduls 3
angeordnete, zwei Leitkanäle 13 bildende Trennwand 12 auf,
welche die Eintrittsöffnung 9, 10 der Dämpfpatrone 4
druckfest von der Austrittsöffnung 9, 10 der Dämpfpatrone
4 trennt. Jeder Leitkanal 13 ist an einen zugeordneten
Druckentlastungskanal 6 angeschlossen. Weiterhin sind im
Bereich der zum Störfallmodul 3 führenden Enden der Druckentlastungskanäle 6 mit
Reflexionsblechen 17 ausgebildete Umlenkeinrichtungen 7
erkennbar. Aus einer vergleichenden Betrachtung der etwa
maßstabsgerechten Fig. 1 und 2 entnimmt man, daß die Um
lenkeinrichtung 7 sowie die Leitkanäle 13 effektive
Strömungsquerschnitte aufweisen, welche zumindest so groß
wie der effektive Strömungsquerschnitt eines Druck
entlastungskanals 6 sind. Es versteht sich, daß die
Volumina der Leitkanäle 13 bei der Bemessung der
Dämpfpatrone 4 gegebenenfalls zu berücksichtigen sind.
In der Fig. 1 ist erkennbar, daß die Dämpfpatrone 4 neben
der Eintrittsöffnung 9 eine Austrittsöffnung 10 aufweist
und daß ein in die Dämpfpatrone 4 eingeleiteter Druckstoß
zwischen der Eintrittsöffnung 9 und Austrittsöffnung 10 um
ca. 180° umgelenkt wird. Im Ausführungsbeispiel erfüllen
die Druckentlastungskanäle 13 insofern auch eine Funktion
als geschlossener Entspannungsraum. Die jeweiligen
Funktionen Druckentlastung/Entspannung treten davon
abhängig ein, in welcher der Modulgruppen 14 ein Störfall
stattfindet. Insofern kann auch jede Eintrittsöffnung 9
als Austrittsöffnung 10 funktionieren und umgekehrt.
Im Ausführungsbeispiel enthält die Dämpfpatrone 4
Edelstahlspäne 8. Versuche an einer üblichen Schaltanlage
haben gezeigt, daß beim Einsatz von beispielsweise 200 kg
Edelstahl im Normstörfall in der Dämpfpatrone 4 eine mitt
lere Temperatur von lediglich 300°C auftritt. Die Absorp
tion der thermischen Energie erfolgt dabei so schnell, daß
innerhalb der gesamten Schaltanlage 1 eine Druckspitze von
weniger als 0,5 bar Überdruck auftritt. Diese Druckspitze
wird ohne weiteres von der Schaltanlagenkapselung
aufgenommen. Trotz der geschlossenen Bauweise tritt ein
störender Druckstoß außerhalb der Schaltanlage 1 nicht
mehr auf. Auch ist eine Gefährdung von Personen, die im
Störfall zufällig vor der Schaltanlage stehen, praktisch
ausgeschlossen.
In der Fig. 2 ist erkennbar, daß im Rahmen des
Störfallmoduls 3 auch ein Sammelschienenkanal 15 einge
richtet ist, welcher zumindest eine Druckentlastungsklappe
16 aufweist. Im Ausführungsbeispiel öffnet sich die
Druckentlastungsklappe 16 in einen der beiden Leitkanäle
13. Die Dämpfpatrone 4 ist als Schubladeneinschub
ausgeführt und somit nach einem Störfall einfach
austauschbar, sofern erforderlich.
Claims (8)
1. Elektrische Anlage (1) für den Mittelspannungsbereich in geschlossener Bauweise, insbe
sondere Schaltanlage,
mit zumindest einem gekapselten elektrischen Funktionsmodul (2) und
mit zumindest einem über ein Störfall-Druckentlastungselement (5) an das elektrische Funk tionsmodul (2) angeschlossenen Druckentlastungskanal (6),
wobei eine Dämpfmaterial enthaltende Dämpfvorrichtung (4) zur Absorption von thermi scher Energie aus einem Störlichtbogen an den Auslaß des Druckentlastungskanals (6) an geschlossen ist,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Dämpfvorrichtung (4) als austauschbare Dämpfpatrone (4) ausgebildet ist,
daß ein gekapseltes Störfallmodul (3) eingerichtet ist, in welchem die Dämpfpatrone (4) an geordnet ist, und
daß die Dämpfpatrone (4) über zumindest eine Umlenkvorrichtung (7) an den Auslaß des Druckentlastungskanals (6) angeschlossen ist,
wobei die Dämpfpatrone (4) in Verbindung mit dem Volumen des Druckentlastungskanals (6) nach der Maßgabe ausgelegt ist, daß im wesentlichen die thermische Energie eines Druckstoßes aus einem Störlichtbogen von zumindest 16 kA Kurzschlußstrom und 1 s Dauer absorbiert und so die Kriterien 1 bis 6 der DIN VDE 0670, Teil 6, erfüllt werden.
mit zumindest einem gekapselten elektrischen Funktionsmodul (2) und
mit zumindest einem über ein Störfall-Druckentlastungselement (5) an das elektrische Funk tionsmodul (2) angeschlossenen Druckentlastungskanal (6),
wobei eine Dämpfmaterial enthaltende Dämpfvorrichtung (4) zur Absorption von thermi scher Energie aus einem Störlichtbogen an den Auslaß des Druckentlastungskanals (6) an geschlossen ist,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Dämpfvorrichtung (4) als austauschbare Dämpfpatrone (4) ausgebildet ist,
daß ein gekapseltes Störfallmodul (3) eingerichtet ist, in welchem die Dämpfpatrone (4) an geordnet ist, und
daß die Dämpfpatrone (4) über zumindest eine Umlenkvorrichtung (7) an den Auslaß des Druckentlastungskanals (6) angeschlossen ist,
wobei die Dämpfpatrone (4) in Verbindung mit dem Volumen des Druckentlastungskanals (6) nach der Maßgabe ausgelegt ist, daß im wesentlichen die thermische Energie eines Druckstoßes aus einem Störlichtbogen von zumindest 16 kA Kurzschlußstrom und 1 s Dauer absorbiert und so die Kriterien 1 bis 6 der DIN VDE 0670, Teil 6, erfüllt werden.
2. Elektrische Anlage nach Anspruch 1, wobei der Dämpf
patrone (4) ein geschlossener Entspannungsraum nachge
schaltet ist.
3. Elektrische Anlage nach Anspruch 1 oder 2, wobei die
Dämpfpatrone (4) als Dämpfmaterial Metallspäne (8),
vorzugsweise Edelstahlspäne, enthält.
4. Elektrische Anlage nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
wobei die Dämpfpatrone (4) Absorptionsmittel für Schad
stoffgase enthält.
5. Elektrische Anlage nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
wobei die Dämpfpatrone (4) neben einer Eintrittsöffnung,
(9) eine Austrittsöffnung (10) aufweist und wobei ein in
die Dämpfpatrone (4) eingeleiteter Druckstoß zwischen der
Eintrittsöffnung (9) und der Austrittsöffnung (10) um ca.
180° umgelenkt wird.
6. Elektrische Anlage nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
wobei die Umlenkeinrichtung (7) ein Leit- bzw. Reflexions
blech (17) aufweist.
7. Elektrische Anlage nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
wobei beidseitig des Störfallmoduls (3) elektrische Funk
tionsmodule (2) zwei Modulgruppen (14) bildend angeordnet
sind, wobei jeder Modulgruppe (14) jeweils ein
Druckentlastungskanal (6) zugeordnet ist, wobei das
Störfallmodul (3) eine vorzugsweise etwa mittig zwischen
den Seitenwänden (11) des Störfallmoduls (3) angeordnete,
zwei Leitkanäle (13) bildende Trennwand (12) aufweist,
welche die Eintrittsöffnung (9) der Dämpfpatrone (4)
druckfest von der Austrittsöffnung (10) der Dämpfpatrone
(4) trennt und wobei jeder Leitkanal (13) an einen
zugeordneten Druckentlastungskanal (6) angeschlossen ist.
8. Elektrische Anlage nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
wobei die Umlenkeinrichtung (7) sowie die Leitkanäle (13)
effektive Strömungsquerschnitte aufweisen, welche zumin
dest so groß wie der effektive Strömungsquerschnitt des
Druckentlastungskanals (6) sind.
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DE1995120698 DE19520698C2 (de) | 1995-06-07 | 1995-06-07 | Elektrische Anlage, insbesondere Schaltanlage |
DE29518851U DE29518851U1 (de) | 1995-06-07 | 1995-06-07 | Elektrische Anlage, insbesondere Schaltanlage |
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DE19520698A1 DE19520698A1 (de) | 1996-12-12 |
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Country Status (1)
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DE (1) | DE19520698C2 (de) |
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