DE19514262A1 - Polyethylenformmassen - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft antistatisch ausgerüstetes Polyethy
len (PE), das besonders zur Verarbeitung durch Spritzgießen
geeignet ist.
Wegen seiner schlechten elektrischen Leitfähigkeit lädt
sich Polyethylen, gleich anderen polymeren Werkstoffen,
elektrostatisch auf. Diese Eigenheit steht seiner Verwen
dung in verschiedenen technischen Bereichen entgegen und
hat zur Entwicklung von Materialien geführt, die antista
tisch sind, also eine zumindest geringe elektrische Leitfä
higkeit besitzen. Als antistatisch stuft man feste Stoffe
ein, die einen Oberflächenwiderstand von höchstens 10⁹Ω
haben.
Zur Verhinderung der elektrostatischen Aufladung von Polyo
lefinen sind zahlreiche Maßnahmen bekannt. Die Leitfähig
keit kann bereits in der Synthese durch chemisches Modifi
zieren des Kunststoffes selbst durch Beeinflussung seines
molekularen Bauplanes oder nachträglich z. B. durch Oxida
tion der Oberfläche oder durch Zusatz elektrisch leitfähi
ger Füllstoffe (Antistatika) erreicht werden. Als Antista
tika kommen ionogene organische Verbindungen unterschiedli
cher Konstitution mit hohem Siedepunkt in Betracht, die mit
dem Polyolefin ausreichend verträglich sind, d. h. nicht zum
Ausschwitzen neigen. Zu ihnen gehören Substanzen mit Hydro
xyl-, Amino- oder Amidgruppen. Für bestimmte Anwendungs
fälle kann man als antistatische Füllstoffe auch Metallfa
sern, -plättchen oder -pulver einsetzen.
Das klassische Antistatikum ist Ruß, der in den unter
schiedlichsten Kunststoffen von einer Mindestkonzentration
an, die zwischen 5 und 10% liegt, elektrische Leitfähig
keit bewirkt. Um Polyethylene mit viskosimetrisch bestimm
ten, mittleren Molmassen bis etwa 500.000 g/l wirksam
antistatisch auszurüsten, ist bei homogener Verteilung ein
Rußgehalt von 10 bis 20 Gew.-% erforderlich. Nachteilig
ist, daß bei höheren Konzentrationen wertvolle Eigenschaf
ten des Polyethylens, wie seine Zähigkeit, und auch seine
Verschleißfestigkeit, negativ beeinflußt werden. Eine Mög
lichkeit, den damit verbundenen Qualitätsverlust zu vermei
den, besteht darin, den Füllstoff nicht statistisch in dem
genannten Polyethylentypen zu verteilen. Man erreicht eine
derartige Verteilung durch Verwendung leitfähiger Füll
stoffteilchen mit einem wesentlich kleineren Durchmesser
als dem Durchmesser der Primärteilchen des Kunststoffs. Mi
schungen dieser Zusammensetzung werden dann bei nicht zu
hohen Temperaturen verpreßt. Ein vollständiges Aufschmelzen
des Kunststoffes muß unterbleiben um zu verhindern, daß der
elektrisch leitfähige Füllstoffin das Polymerteilchen hin
einwandert. Es kommt zur Ausbildung einer sogenannten Kern-
Mantel-Struktur, die gegenüber einer homogenen Rußvertei
lung die gleiche elektrische Leitfähigkeit bei deutlich
niedrigerem Rußgehalt ergibt. Um die Kern-Mantel-Struktur
zumindest teilweise zu erhalten, dürfen sie nicht vollstän
dig aufgeschmolzen werden und sind aus diesem Grund nur der
Verarbeitung durch Pressen zugänglich.
Es bestand daher die Aufgabe, Polyethylenformmassen bereit
zustellen, die trotz antistatischer Ausrüstung mit Ruß hohe
Zähigkeit und Verschleißfestigkeit besitzen und durch ther
mischen Verfahren, z. B. durch Pressen, Extrudieren oder
Spritzgießen, verarbeitet werden können.
Diese Aufgabe wird gelöst durch Polyethylenformmassen zur
Herstellung von Formkörpern mit einem Oberflächenwiderstand
von höchstens 10⁹Ω. Die Formmassen bestehen aus
- a) 0,1 bis 80 Gew.-% eines Polyethylens oder eines Ethylencopolymerisats mit einer Grenzviskositätszahl von 100 bis 700 ml/g,
- b) 99,9 bis 20 Gew.-% eines Polyethylens mit einer Grenzviskositätszahl von mindestens 1600 ml/g,
wobei die Summe der Komponenten a und b stets 100
Gew. -% beträgt und die Grenzviskositätszahl des Polyme
rengemischs aus a und b mindestens 1600 ml/g beträgt,
- c) 1,0 bis 10,0 Gew.-% (bezogen auf 100 Gew.-% des Polyme rengemischs aus a und b) Ruß sowie
- d) 0,05 bis 5,0 Gew.-% (bezogen auf die Mischung aus c und dem Polymerengemisch aus a und b) üblicher Zusätze.
Die polymeren Mischungsbestandteile der neuen Polyethylen
formmassen werden durch ihre jeweilige Grenzviskositätszahl
[η] (auch als Staudinger-Index oder Intrinsic Viscosity
bezeichnet) charakterisiert. Diese Größe wird aus der Vis
kositätszahl η (experimentell bestimmt in Dekalin als Lö
sungsmittel bei 135°C; vgl. hierzu DIN 53 728 Blatt 4) nach
der Martin-Gleichung
logη = log [η] + K ·[η] · c
ermittelt. K ist eine dimensionslose Zahl und hat den Wert
0,139. c ist abhängig von der Grenzviskositätszahl und be
trägt 0,03 g/dl für PE-Typen mit einer Grenzviskositätszahl
von 1600 bis 5000 ml/g und 0,1 g/dl für Polyethylen-Typen
mit einer Grenzviskositätszahl von 100 bis 700 ml/g.
Die Grenzviskositätszahlen als Kennzeichen der Schmelzvis
kosität sind ein Maß für die mittleren Molmassen der Poly
merisate. Der Grenzviskositätsbereich von 100 bis 700 ml/g
ist nach L.H. Henry, J. Polymer Sci., 36, 3 (1959) charak
teristisch für Polyethylene mit einer Molmasse von etwa
50.000 bis etwa 500.000 g/mol. Derartige Polyethylene wer
den im folgenden auch als PE-NMW bezeichnet. PE-NMW, das
den genannten Forderungen entspricht, erhält man z. B. nach
einer Arbeitsweise, die in der DE-C-28 37 481 beschrieben
ist. Hierbei verwendet man gesondert hergestellte Ti(III)
halogenide und organische Aluminiumverbindungen als
Katalysatoren und regelt die Molmasse des Polymerisats mit
Sauerstoff und gegebenenfalls Wasserstoff. Die Umsetzung
verläuft bei 20 bis 250°C und 0,1 bis 10 MPa.
Grenzviskositätszahlen von 1600 ml/g und mehr beschreiben
nach Margolies (CZ-Chemie-Technik 1974, S. 129 ff) Polye
thylene mit mittleren Molmassen (Gewichtsmittel) von etwa
3,3 × 10⁶ g/mol und höher (ultrahochmolekulares Polyethylen
oder PE-UHMW).
Die PE-NMW-Komponente a wird mit 0,1 bis 80 Gew.-%, bevor
zugt mit 1 bis 80 Gew.-% und insbesondere mit 5 bis 57
Gew.-% in der Polyethylenformmasse eingesetzt, die PE-UHMW-
Komponente b mit 99,9 bis 20 Gew.-%, bevorzugt mit 99 bis
20 Gew.-% und insbesondere mit 95 bis 43 Gew.-%. Die Summe
der PE-NMW-Komponente a und der PE-UHMW-Komponente b be
trägt dabei stets 100 Gew.-%. Die Grenzviskositätszahl des
PE-NMW beträgt 100-700 ml/g, bevorzugt 120-500 ml/g,
die Grenzviskositätszahl des PE-UHMW mindestens 1600 ml/g
und bevorzugt 1900 - 6000 ml/g und die Grenzviskositätszahl
der Polymerenmischung aus der PE-NMW-Komponente a und der
PE-UHMW-Komponente b mindestens 1600 ml/g und bevorzugt
mindestens 1900 ml/g.
Ein bewährter Prozeß, der zu Polyethylenen des PE-UHMW-
Typs führt, ist Gegenstand der DE-C-23 61 508. Er arbeitet
bei Drücken von 0,1 bis 10 MPa und Temperaturen von 30 bis
130°C unter Verwendung von Katalysatoren aus Titan(III)-ha
logeniden und organischen Aluminiumverbindungen. Auch an
dere Verfahren sind geeignet, z. B. die ebenfalls unter
niedrigen Drücken ablaufende Ethylenpolyinerisation in Ge
genwart von Chromoxid-Katalysatoren.
PE-UHMW zeichnet sich durch eine Reihe physikalischer Kenn
daten aus, die ihm vielfältige Einsatzmöglichkeiten eröff
nen. Hervorzuheben sind sein hoher Verschleißwiderstand,
sein niedriger Reibungskoeffizient gegenüber anderen Werk
stoffen und sein ausgezeichnetes Zähigkeitsverhalten. Über
dies ist es bemerkenswert beständig gegenüber zahlreichen
Chemikalien.
Aufgrund dieses günstigen tribologischen und chemischen
Verhaltens findet PE-UHMW in den verschiedensten techni
schen Gebieten als vielseitiger Werkstoff Anwendung. Bei
spiele sind die Textilindustrie, der Maschinenbau und die
chemische Industrie. Als Nachteil erweist sich jedoch, daß
PE-UHMW wegen seiner auch oberhalb des Kristallitschmelz
punktes extrem niedrigen Fließfähigkeit nach den für
Thermoplasten gängigen Methoden nur schwierig zu Formkör
pern zu verarbeiten ist. So lassen sich z. B. aus PE-UHMW
auf den für PE-NMW geeigneten kunststoffverarbeitenden Ma
schinen keine Formkörper herstellen, in denen sich die her
vorragenden mechanischen Eigenschaften des Ausgangswerk
stoffs unverändert wiederfinden.
Überraschenderweise hat sich gezeigt, daß Formkörper, die
aus PE-NMW/PE-UHMW-Mischungen hergestellt wurden, zur Er
zielung desselben Oberflächenwiderstands eine deutlich ge
ringere Rußmenge benötigen, als es der Summe der Rußanteile
entspricht, die jede der Mischungskomponenten allein erfor
dert, um den gewünschten Oberflächenwiderstand einzustel
len. So wird z. B. durch Zusatz von 20 Gew.-% PE-UHMW zu PE-
NMW die zur Erzielung eines Oberflächenwiderstands von 10⁹Ω
erforderliche Rußmenge, bezogen auf PE-NMW, auf etwa ein
Drittel, bezogen auf die Mischung, auf etwa die Hälfte ge
senkt.
Der geringe Rußbedarf zur Erzielung einer bestimmten Leit
fähigkeit bei den erfindungsgemäßen Polyethylenformmassen,
kann durch Ausbildung einer Kern-Mantel-Struktur gedeutet
werden, die im Gegensatz zu den bekannten Kern-Mantel-
Strukturen (vgl. z. B. K.-H. Möbius, Kunststoffe 78 (1988),
Seiten 53, 55) nicht durch eine besondere thermische Be
handlung der Mischung aus Primärteilchen des Kunststoffs
und Füllstoffteilchen erzielt wird, sondern durch Mischung
von Komponenten, die sich beim Erhitzen unterschiedlich
verhalten. In diesem Zusammenhang ist das thermische Ver
halten von PE-NMW und PE-UHMW bedeutsam. Bei Erhitzen geht
PE-NMW oberhalb des Kristallitschmelzpunktes in eine
Schmelze über, in der sich Additive lösen oder unlösliche
Füllstoffe wie Ruß homogen verteilen lassen. PE-UHMW ist
dagegen auf Grund seines viskoelastischen Verhaltens selbst
bei hohen Temperaturen formstabil. Auch oberhalb des Kri
stallitschmelzpunktes (und unterhalb der Zersetzungstempe
ratur) bleiben die Polyethylenteilchen erhalten. Füllstoffe
werden daher lediglich zwischen den PE-UHMW-Partikeln, d. h.
an den Korngrenzen, nicht aber im Korn selbst gelagert. Es
ist anzunehmen, daß sich beim Erhitzen rußhaltiger Mischung
von PE-NMW und PE-UHMW die Rußpartikel in der Schmelze des
niedermolekularen Polyethylens homogen verteilen, die
nichtschmelzenden, in einen viskoelastischen Zustand über
gehenden Teilchen des ultrahochmolekularen Polyethylens
hingegen nur von einer Schicht aus leitfähigem Ruß umgeben
werden, so daß eine Kern-Mantel-Struktur entsteht, in der
die Kerne von den PE-UHMW-Partikeln gebildet werden, die in
der PE-NMW-Schmelze verteilt sind. Es ist hervorzuheben,
daß die Kern-Mantel-Struktur von PE-NMW/PE-UHMW-Mischungen
im gesamten für Polyethylene gebräuchlichen thermischen und
mechanischen Verarbeitungsbereich erhalten bleibt, also
z. B. auch bei hohen Temperaturen (etwa 300°C) und/oder ho
her Scherung, wie sie beim Spritzgießen auftritt.
Besonders bemerkenswert ist, daß die mechanischen Eigen
schaften von Formmassen, die einen gewissen Anteil PE-NMW
enthalten, trotz des Rußzusatzes ausgezeichnet sind. Insbe
sondere Zähigkeit und Verschleiß werden durch die PE-UHMW-
Beimischung gegenüber Formmassen aus PE-NMW allein verbes
sert. Dagegen leidet die Verarbeitbarkeit durch thermische
Verfahren, z. B. durch Spritzguß, aufgrund des PE-UHMW-Ge
haltes nicht.
Formmassen, die überwiegend PE-UHMW (bezogen auf das Poly
merengemisch aus den Komponenten a und b) enthalten, zeich
nen sich durch ein besonders hohes Niveau an Zähigkeit und
Verschleißfestigkeit aus. Die Zumischung von PE-NMW erhöht
die Fließfähigkeit und erleichtert die Plastifizierung der
Formmassen im Vergleich zu ungemischtem PE-UHMW mit dem Er
gebnis, daß die Verarbeitbarkeit z. B. durch Spritzgießen
oder Extrusion verbessert wird.
Mischungen aus 0,1 bis 40 Gew.-% PE-NMW und 99,9 bis 60
Gew.-% PE-UHMW können durch Pressen, Spritzguß oder
Schneckenextrusion zu Formkörpern verarbeitet werden, die
eine hohe Beständigkeit gegenüber hydroabrasivem Verschleiß
und Gleitverschleiß besitzen. Mischungen mit einem hohen
PE-UHMW-Anteil werden bevorzugt der Preßverarbeitung zuge
führt.
Formmassen mit mehr als 40 und maximal 57 Gew.-% PE-NMW so
wie weniger als 60 und minimal 43 Gew.-% PE-UHMW eignen
sich insbesondere zur Herstellung von Spritzgußteilen, die
Gleitverschleiß gegenüber Gleitpartnern mit polierter oder
rauher Oberfläche unterworfen sind.
Anstelle von PE-NMW können in allen Mischungen auch Copoly
merisate mit Grenzviskositätszahlen von 100 bis 700 ml/g
aus Ethylen als Hauptkomponente und geradkettigen oder ver
zweigten α-Olefinen, wie Propylen, 1-Buten-1-Penten, 1-He
xen und 4-Methylpenten verwendet werden. Der Comonomeren
anteil in diesen Polymerisaten beträgt bis zu 10 Gew.-%,
insbesondere von 0,5 bis 5 Gew.-%. Dementsprechend umfaßt
die Kurzbezeichnung PE-NMW auch solche Copolymerisate.
Zur Herabsetzung des Oberflächenwiderstandes auf Werte von
höchstens 10⁹Ω setzt man dem Polymerengemisch aus den
Komponenten a und b Ruß (Komponente c) in Mengen von 1,0
bis 10 Gew.-%, bevorzugt 1,0-8,0 Gew.-% (bezogen auf
100 Gew.-% des Polymerengemischs aus a und b) zu. Die im
Einzelfall anzuwendende Rußmenge richtet sich nach dem Ruß
typ und nach dem Anteil des Polyethylens bzw. des
Ethylencopolymerisats mit einer Grenzviskositätszahl im
Bereich von 100 bis 700 ml/g in der Formmasse.
Geeignet für die erfindungsgemäßen Massen sind die ver
schiedensten Rußarten, unabhängig davon, ob sie durch un
vollständige Verbrennung von Erdgas, Erdöl oder Steinkoh
lenteeröl-Produkten oder durch thermische Spaltung von Erd
gas oder niederen Kohlenwasserstoffen erhalten wurden.
Die elektrische Leitfähigkeit von Ruß wird durch eine An
zahl Parameter charakterisiert, von denen die Teilchen
größe, die äußere und innere Oberfläche (Porosität), die
Struktur und die Oberflächenchemie besondere Bedeutung ha
ben. Zwischen Teilchengröße, Oberfläche und Struktur eines
Russes besteht ein funktioneller Zusammenhang, der durch
den sogenannten Ölbedarf (gemessen nach DIN ISO 78715, an
gegeben in g Öl/100 g Ruß) erfaßt wird. Mit abnehmender
Teilchengröße, steigender Oberfläche und Struktur des Rus
ses nehmen der Ölbedarf und die erzielbare elektrische
Leitfähigkeit zu. Bewährt haben sich Russe mit einem Ölbe
darf im Bereich von 600 bis 2000 ml/100 g. Die Struktur von
Russen wird nach DIN 53601 oder ASTMD 2414 durch die Auf
nahme von Dibutylphthalat (DBP) gemessen (Angabe in ml
DBP/100 g Ruß). Ruß mit hoher Struktur, d. h. mit DBP-Werten
< 115 ml/100 g bezeichnet man als Leitfähigkeits- bzw. Hoch
leitfähigkeitsrusse; sie werden als Bestandteil der er
findungsgemäßen Formmassen bevorzugt. Besonders geeignet
sind Russe mit DBP-Werten zwischen 120 und 500 ml/100 g.
Die Messung des Oberflächenwiderstands von Formkörpern, die
aus den erfindungsgemäßen Formmassen hergestellt wurden,
erfolgt nach DIN VDE 0303, Teil 30. Bei Oberflächenwi
derständen, die 10⁹Ω sind, treten elektrostatische Auf
ladungsvorgänge nicht mehr auf.
Zur Herstellung der erfindungsgemäßen Polyethylenmassen
mischt man die pulverförmigen Ausgangsmaterialien homogen
in einem geeigneten Mischer. Anschließend kann die homogene
Mischung unter Aufschmelzen der PE-NMW-Komponente in einem
Extruder verdichtet werden. Nach einem anderen Verfahren
mischt und homogenisiert man PE-NMW und PE-UHMW in einem
Zweischneckenextruder. Diese Arbeitsweise erlaubt es, die
Masse in Granulatform zu überführen.
Dem Polymerisatgemisch werden 0,05 bis 5 Gew.-%, bevorzugt
0,1 bis 2,5 Gew.-% (bezogen auf die Mischung aus Polyethy
lenen (Komponenten a und b) und Ruß (Komponente c)) an üb
lichen Zusätzen hinzugefügt. Zu ihnen zählen Verarbeitungs
hilfsmittel und Stabilisatoren, wie Korrosionsschutzmittel,
Licht- und Wärmestabilisatoren. Weiterhin können Pigmente
und/oder Füllstoffe Bestandteile der Polyethylenformmassen
sein. Als Füllstoffe kommen z. B. anorganische Materialien,
wie Kieselsäure in ihren verschiedenen natürlichen oder
industriell erzeugten Erscheinungsformen, natürliche oder
künstliche Aluminium- oder Magnesiumsilikate, ferner
Zeolithe, Calciumcarbonat und Bariumsulfat in Betracht.
Füllstoffe können auch Kugeln, z. B. aus Glas und Fasern,
z. B. aus Glas, Kohlenstoff, Bor, Polyester oder Polyamiden
sein. Schließlich können den Formmassen auch Schmier- und
Gleitmittel, wie Zinkstearat, zugesetzt werden.
Die neuen Formmassen können auf herkömmlichen Spritzgieß
maschinen ein- oder mehrstufig verarbeitet werden. Beson
dere Bedingungen sind dabei nicht einzuhalten. Es hat sich
jedoch für den konventionellen Spritzguß von Formmassen,
die überwiegend PE-UHMW enthalten, bewährt, bei Massetempe
raturen von 240 bis 310°C und Spritzdrücken von 100 bis 400
MPa zu arbeiten.
Die erfindungsgemäßen Formmassen eignen sich ausgezeichnet
zur Herstellung beliebig gestalteter Formkörper, z. B. anti
statischer Gleitelemente.
In den nachfolgenden Beispielen werden die neuen Polyethy
lenformmassen näher beschrieben. Selbstverständlich ist die
Erfindung aber nicht auf die dargestellten Ausführungsfor
men beschränkt.
- A. PE-NMW
Grenzviskositätszahl: 206 [ml/g]
Kerbschlagzähigkeit
U-Kerbe: 4 [mJ/mm²]
15° Doppelspitzkerbe: etwa 10 [mJ/mm²]
relativer hydroabrasiver Verschleiß: 594 - B. PE-UHMW
Grenzviskositätszahl: 2.880 [ml/g]
Kerbschlagzähigkeit
U-Kerbe: kein Bruch
15° Doppelspitzkerbe: etwa 130 bis 150
relativer hydroabrasiver Verschleiß: 70.
Die Kerbschlagzähigkeit wird in Anlehnung an ISO 179 (1993) gemessen, die Bestimmung des hydroabrasiven Ver schleißes (Sand-Slurry-Test) ist in CZ-Chemie Technik 3, 129, 130 (1974) beschrieben und wird hier mit einem PE-UHMW-Typ verglichen, dessen Grenzviskositätszahl 1900 ml/g beträgt. - C. Ruß
DBP-Absorption: 120 ml/g
Ölbedarf: 650 ml/g
Zur Herstellung der Formmassen werden PE-NMW, PE-UHMW
und Ruß in den angegebenen Mengen in einem Mischer ho
mogen gemischt und anschließend auf einer Spritzgießma
schine (DEMAG D 175) bei 260°C Massetemperatur, 60°C
Werkzeugtemperatur und einer Einspritzzeit von 1,8 sec
zu Formteilen mit einem Gewicht von 180 g und einer
Wanddicke von etwa 10 mm verarbeitet.
Aus den unter 1. beschriebenen Komponenten werden Form
massen unterschiedlicher Zusammensetzung hergestellt und
durch Spritzgießen zu Formkörpern verarbeitet. Durch
Messung des Oberflächenwiderstandes wird der zur Erzie
lung eines Oberflächenwiderstandes 10⁹Ω erforderliche
Rußanteil in den Formmassen ermittelt.
Bei gleicher stofflicher Zusammensetzung ist die Leitfä
higkeit von Formkörpern abhängig von dem für die Verar
beitung der Formmassen gewählten Verfahren.
Aus den unter 1. beschriebenen Komponenten werden Form
massen unterschiedlicher Zusammensetzung hergestellt und
durch Spritzgießen oder Pressen zu Formkörpern verarbei
tet.
Claims (8)
1. Polyethylenformmassen zur Herstellung von Formkörpern mit
einem Oberflächenwiderstand von höchstens 10⁹Ω bestehend aus
- a) 0,1 bis 80 Gew.-% eines Polyethylens oder eines Ethylen copolymerisats mit einer Grenzviskositätszahl von 100 bis 700 ml/g,
- b) 99,9 bis 20 Gew.-% eines Polyethylens mit einer Grenzviskositätszahl von mindestens 1600 ml/g,
- wobei die Summe der Komponenten a und b stets 100 Gew.-% beträgt und die Grenzviskositätszahl des Polyme rengemisches aus a und b mindestens 1600 ml/g beträgt,
- c) 1,0 bis 10,0 Gew.-% (bezogen auf 100 Gew.-% des Polyme rengemischs aus a und b) Ruß sowie
- d) 0,05 bis 5,0 Gew.-% (bezogen auf die Mischung aus c und dem Polymerengemisch aus a und b) üblicher Zusätze.
2. Polyethylenformmassen nach Anspruch 1, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Komponente a mit 5 bis 57 Gew.-% und die
Komponente b mit 95 bis 43 Gew.-% eingesetzt wird, wobei die
Summe der Komponenten a und b stets 100 Gew.-% beträgt.
3. Polyethylenformmassen nach Anspruch 1 oder 2, dadurch
gekennzeichnet, daß die Ethylencopolymerisate mit einer
Grenzviskositätszahl von 100 bis 700 ml/g einen Comonomeren
anteil enthalten, der bis zu 10 Gew.-% beträgt.
4. Polyethylenformmassen nach Anspruch 1 oder 2, dadurch ge
kennzeichnet, daß die Ethylencopolymerisate mit einer Grenz
viskositätszahl von 100 bis 700 ml/g einen Comonomerenanteil
enthalten, der 0,1-2,5 Gew.-% beträgt.
5. Polyethylenformmassen nach einem oder mehreren der An
sprüche 1 bis 4 mit einem Anteil von bis zu 50 Gew.-%
(bezogen auf das Polymerengemisch aus a und b) eines Poly
ethylens oder eines Ethylencopolymerisats mit einer Grenzvis
kositätszahl von 100 bis 700 ml/g, dadurch gekennzeichnet,
daß sie 1,0 bis 2,5 Gew.-% (bezogen auf 100 Gew.-% des Poly
merengemischs aus den Komponenten a und b) Ruß enthalten.
6. Polyethylenmassen nach einem oder mehreren der Ansprüche
1 bis 4 mit einem Anteil von mehr als 50 Gew.-% (bezogen auf
das Polymerengemisch) eines Polyethylens oder eines Ethylen
copolymerisats mit einer Grenzviskositätszahl von 100 bis 700
ml/g, dadurch gekennzeichnet, daß sie 2,5 bis 10,0 Gew.-%
(bezogen auf 100 Gew.-% des Polymerengemischs aus den Kompo
nenten a und b) Ruß enthalten.
7. Polyethylenformmassen nach einem oder mehreren der An
sprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß sie Ruß enthal
ten, der einen Ölbedarf (nach DIN ISO 78715) von 600 bis 2000
ml/100 g aufweist.
8. Polyethylenformmassen nach einem oder mehreren der An
sprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß sie Ruß enthal
ten, der eine Dibutylphthalat-Aufnahme (nach DIN 53601 oder
ASTMD 2414) von 120 bis 500 ml/100 g aufweist.
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Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
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DE1995114262 Pending DE19514262A1 (de) | 1994-06-28 | 1995-04-15 | Polyethylenformmassen |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE19514262A1 (de) |
Cited By (3)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE19807261A1 (de) * | 1998-02-20 | 1999-08-26 | Koever Gmbh & Co Kunststoff Te | Verfahren zum Herstellen von eingefärbtem Kunststoffpulver |
DE19918950A1 (de) * | 1999-04-27 | 2000-11-23 | Mauser Werke Oberndorf Waffensysteme Gmbh | Leitfähiger Kunststoff |
US9758216B2 (en) | 2012-02-06 | 2017-09-12 | Rotor Componentes Tecnològicos SL | Bicycle single-acted gear-shifting device and its unidirectional operator mechanism |
-
1995
- 1995-04-15 DE DE1995114262 patent/DE19514262A1/de active Pending
Cited By (3)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE19807261A1 (de) * | 1998-02-20 | 1999-08-26 | Koever Gmbh & Co Kunststoff Te | Verfahren zum Herstellen von eingefärbtem Kunststoffpulver |
DE19918950A1 (de) * | 1999-04-27 | 2000-11-23 | Mauser Werke Oberndorf Waffensysteme Gmbh | Leitfähiger Kunststoff |
US9758216B2 (en) | 2012-02-06 | 2017-09-12 | Rotor Componentes Tecnològicos SL | Bicycle single-acted gear-shifting device and its unidirectional operator mechanism |
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