Die Erfindung betrifft einen Drehantrieb für einen Ausleger
eines Drehkrans, insbesondere eines Turmdrehkrans.
Der Ausleger eines Drehkrans, beispielsweise eines Turmdreh
krans, sollte von dem Drehantrieb (Drehwerk) des Auslegers mit
vom Kranführer wählbarer Drehgeschwindigkeit gedreht werden
können. Dieses Ziel wird an herkömmlichen Drehantrieben nur
unvollkommen erreicht. Zum einen können an dem Ausleger, der 70
m und mehr lang sein kann, beträchtliche und stark schwankende
Windkräfte angreifen, die die Drehbewegung des Ausleger je nach
Windrichtung unterstützen oder auch bremsen können. Darüber
hinaus ist die Krankonstruktion, insbesondere bei oben drehen
den Turmdrehkranen elastisch. Beispielsweise kann sich der um
seine Hochachse drehelastische Turm des Turmdrehkrans um 10°
und mehr verwinden.
Es wurde versucht, den Drehantrieb eines Turmdrehkrans dreh
zahlzuregeln. Es hat sich jedoch gezeigt, daß herkömmliche
Drehzahlregelungen zu nicht tolerierbaren Drehschwingungen der
Krankonstruktion führen. Es ist ferner bekannt, bei einem
Drehantrieb für einen Turmdrehkran lediglich das von dem Elek
tromotor des Drehantriebs erzeugte Abtriebsdrehmoment auf einen
manuell vorgebbaren Drehmoment-Sollwert zu regeln. Zur Unter
drückung von Drehschwingungen wird dafür gesorgt, daß der
Drehantrieb auf Sollwert-Änderungen nur mit einer durch eine
Rampenfunktion begrenzten Änderungsrate folgt. Durch derartige
Drehmomentrampen können auf den Turm einwirkende Drehmoment
stöße, wie auch die Rückfederungskräfte des Turms bedämpft
werden. Die Drehgeschwindigkeit des Auslegers stellt sich
jedoch bei diesem bekannten Drehantrieb frei ein. Die Winddrift
des Auslegers kann nicht selbsttätig ausgeglichen werden.
Schließlich ist es bekannt, Wirbelstrombremsen oder auch Flüs
sigkeitskupplungen an den Drehantrieb zur Bedämpfung der Wind
drift und zur Dämpfung von Drehmomentstößen vorzusehen. Auch
diese Maßnahmen konnten jedoch in der Praxis auftretende Dreh
schwingungen des Auslegers nicht verhindern.
Es ist Aufgabe der Erfindung, einen Drehantrieb für einen
Ausleger eines Drehkrans, insbesondere eines Turmdrehkrans zu
schaffen, der eine im wesentlichen gleichförmige Drehbewegung
des Auslegers mit wählbarer Drehgeschwindigkeit erlaubt.
Die Erfindung geht von einem Drehantrieb für einen Ausleger
eines Drehkrans, insbesondere eines Turmkrans aus, welcher
umfaßt:
einen Elektromotor,
eine das Abtriebsdrehmoment des Elektromotors festlegende
Drehmomentstellanordnung,
ein manuell bedienbares Einstellorgan, an dem die Größe und
Richtung des Abtriebsdrehmoments variabel einstellbar ist und
ist dadurch gekennzeichnet, daß mittels des Einstellorgans
zusätzlich zur Größe und Richtung des durch die Drehmoment
stellanordnung festgelegten Abtriebsdrehmoments eine Soll-
Drehzahlgröße für den Elektromotor variabel vorgebbar ist, daß
dem Elektromotor zusätzlich eine Drehzahlregelanordnung zu
geordnet ist, die eine mittels eines Drehzahlgebers erfaßte
Ist-Drehzahlgröße der vorgegebenen Soll-Drehzahlgröße nachführt
und daß die Drehzahlregelanordnung zur Nachführung der Ist-
Drehzahlgröße im wesentlichen ausschließlich ein in der an dem
Einstellorgan eingestellten Richtung treibendes Abtriebsdrehmo
ment zuläßt oder/und ein entgegen der an dem Einstellorgan
eingestellten Richtung treibendes Abtriebsdrehmoment auf einen
vorbestimmten Wert, insbesondere Null oder nahezu Null be
grenzt.
Einem solchen Drehantrieb liegt die Überlegung zugrunde, daß
die aus der Elastizität der Krankonstruktion und insbesondere
des Kranturms sich ergebende Neigung zu Drehschwingungen ver
ringert werden kann, wenn im wesentlichen ausschließlich ein in
der gewünschten Drehrichtung treibendes Abtriebsmoment erzeugt
wird. Da im wesentlichen keine Umkehr des Abtriebsdrehmoments
erfolgt, bleibt der durch das Abtriebsdrehmoment drehelastisch
"aufgezogene" Kranturm gespannt und wird nicht zur Anfachung
von Drehschwingungen in entgegengesetzter Drehrichtung federnd
verdrillt.
Das vorstehend erläuterte Ziel, den Ausleger eines Drehkrans,
insbesondere Turmdrehkrans mit wählbarer Geschwindigkeit mög
lichst gleichförmig zu bewegen, wird auch unter einem zweiten
Aspekt der Erfindung erreicht. Unter dem zweiten Aspekt der
Erfindung ist ausgehend von dem vorstehend erläuterten Dreh
antrieb vorgesehen, daß mittels des Einstellorgans zusätzlich
zur Größe und Richtung des durch die Drehmomentstellanordnung
festgelegten Abtriebsdrehmoments eine Soll-Drehzahlgröße für
den Elektromotor variabel vorgebbar ist, daß dem Elektromotor
zusätzlich eine Drehzahlregelanordnung zugeordnet ist, die eine
mittels eines Drehzahlgebers erfaßte Ist-Drehzahlgröße der
vorgegebenen Soll-Drehzahlgröße nachführt, daß in einem Bereich
von Ist-Drehzahlgrößen kleiner als die an dem Einstellorgan
eingestellte Soll-Drehzahlgröße die Drehmomentstellanordnung
das Abtriebsdrehmoment des Elektromotors auf die an dem Ein
stellorgan eingestellte Größe des Abtriebsdrehmoments festlegt
und daß bei Ist-Drehzahlgrößen im Bereich der Soll-Drehzahl
größe die Drehzahlregelanordnung das Abtriebsdrehmoment fest
legt. Bei dem zweiten Aspekt der Erfindung, der für sich aber
auch in Verbindung mit dem erstgenannten Aspekt realisierbar
ist, wird der Anfahrvorgang des Drehantriebs durch die Drehmo
mentstellanordnung bestimmt. Erst wenn sich die Ist-Drehzahl
größe der vorgegebenen Soll-Drehzahlgröße hinreichend angenä
hert hat, geht die Führung der Drehbewegung von der Drehmoment-
Stellanordnung auf die Drehzahlregelanordnung über. Die Dreh
zahlregelung ist hier bei der Drehmomentstellanordnung ledig
lich unterlagert bei Ist-Drehzahlgrößen im Bereich der Soll-
Drehzahlgröße wirksam.
Die Drehmomentstellanordnung oder/und die Drehzahlregelanord
nung können Rampensteuermittel umfassen, die bei einer Erhöhung
oder/und Erniedrigung des Abtriebsdrehmoments des Elektromotors
die Änderungsrate des Abtriebsdrehmoments auf einen vorbestimm
ten Wert begrenzen oder auf einen vorbestimmten Wert festlegen.
Die Rampensteuermittel bewirken eine Bedämpfung des Drehan
triebs und mindern die Gefahr der Anfachung von Drehschwingun
gen des Auslegers.
Bei der Drehmomentstellanordnung kann es sich um eine Steuerung
mit offenem Regelkreis handeln. Zweckmäßigerweise ist jedoch
mittels des Einstellorgans eine Soll-Drehmomentgröße für das
Abtriebsdrehmoment des Elektromotors variabel vorgebbar und die
Drehmomentstellanordnung ist bevorzugt als Drehmomentregel
anordnung ausgebildet, die eine von Drehmomenterfassungsmitteln
erfaßte Ist-Drehmomentgröße der vorgegebenen Soll-Drehmoment
größe nachführt. Die Drehmomentstellanordnung bildet also
entsprechend der Drehzahlregelanordnung bevorzugt gleichfalls
einen geschlossenen Regelkreis. Ein solcher Regelkreis sorgt
für ein besonders gleichmäßiges Abtriebsdrehmoment. Bei den
Drehmomenterfassungsmitteln kann es sich um mechanisch das
Abtriebsdrehmoment messende Sensoren handeln; die Drehmoment
erfassungsmittel können aber auch auf den momentanen Strom und
die momentane Spannung des Elektromotors ansprechen und hiervon
abhängig sowie ggf. abhängig von der mit Hilfe des Drehzahlge
bers erfaßten Ist-Drehzahlgröße eine das Ist-Drehmoment re
präsentierende Größe ermitteln.
Die Drehzahlregelanordnung kann bei der Nachführung der Ist-
Drehzahlgröße die Größe des in der am Einstellorgan eingestell
ten Richtung treibenden Abtriebsdrehmoments unabhängig von der
an dem Einstellorgan für die Drehmomentstellanordnung einge
stellten Größe des Abtriebsmoments steuern. Wenngleich sich auf
diese Weise eine vergleichsweise rasche Nachführung der Ist-
Drehzahlgröße erreichen läßt, so kann dies doch im Einzelfall
zu Pendelschwingungen der an dem Ausleger hängenden Last füh
ren. In einer zweckmäßigen Ausgestaltung ist deshalb vorgese
hen, daß die Drehzahlregelanordnung bei der Nachführung der
Ist-Drehzahlgröße die Größe des Abtriebsdrehmoments nach oben
begrenzt und auf diese Weise kann das auf die elastische Kran
konstruktion wirkende, beispielsweise den Kranturm "aufziehen
de" Moment begrenzt werden. Als besonders günstig hat es sich
herausgestellt, wenn die Größe des Abtriebsmoments auf die an
dem Einstellorgan für die Drehmomentstellanordnung eingestellte
Größe des Abtriebsmoments begrenzt wird. Nachdem üblicherweise
die Größe des an dem Einstellorgan abrufbaren Abtriebsdrehmo
ments der Krankonstruktion, beispielsweise der Höhe des Turms
oder der Länge des Auslegers angepaßt ist, kann so eine Opti
mierung der Drehzahlregelung erreicht werden.
Dem Elektromotor des Drehantriebs ist üblicherweise eine mecha
nische Bremse zugeordnet, die den Drehantrieb bei fehlender
Bestromung des Elektromotors arretiert, um Winddrift im Still
stand zu verhindern. Beim Anfahren des Drehantriebs muß die
Haltebremse gelöst werden, was zur Folge haben kann, daß bei zu
niedrig gewählter Drehmomentstufe die Windkräfte den Ausleger
entgegen der gewünschten Drehrichtung verstellen. Um dies zu
verhindern, ist in einer bevorzugten Ausgestaltung vorgesehen,
daß die Drehzahlregelanordnung bei der Nachführung der Ist-
Drehzahlgröße die Größe des Abtriebsdrehmoments lediglich für
Ist-Drehzahlgrößen größer als ein vorbestimmter Stillstands
toleranz-Grenzwert nach oben begrenzt, nicht jedoch für Ist-
Drehzahlgrößen kleiner als der Stillstandstoleranz-Grenzwert.
Der Stillstandstoleranz-Grenzwert bezeichnet einen Drehzahlbe
reich von einigen Prozent der maximalen Drehgeschwindigkeit.
Solange die Ist-Drehzahlgrößen in diesem Bereich liegen, wird
das Antriebsdrehmoment nicht durch die Vorgabe an dem Einstell
organ, sondern ausschließlich durch die Drehzahlregelanordnung
bestimmt, die dafür sorgt, daß sich bereits im Moment des
Öffnens der Haltebremse des Drehantriebs das Abtriebsdrehmoment
des Elektromotors auf einen Wert erhöhen kann, der das Rück
drehen des Auslegers entgegen der gewünschten Drehrichtung
verhindert.
Zweckmäßigerweise sind dem Einstellorgan Speichermittel zu
geordnet, die in Abhängigkeit von der Einstellung des Einstell
organs Werte für das Abtriebsdrehmoment, insbesondere für die
Soll-Drehmomentgröße oder/und Werte für die Soll-Drehzahlgröße
speichern und daß Mittel zur wählbaren Korrektur oder/und
Auswahl der gespeicherten Werte vorgesehen sind. Auf diese
Weise können für das Regelverhalten optimierte Drehmoment- bzw.
Drehzahlwerte gespeichert und je nach der Ausbaustufe des
Krans, beispielsweise der gewählen Auslegerlänge, abgerufen
werden. Im Prinzip genügt ein einziger Satz derartiger Werte,
der dann entsprechend der Ausbaustufe des Krans korrigiert
wird, oder aber es werden für verschiedene Ausbaustufen unter
schiedliche Sätze solcher Werte gespeichert. Es versteht sich,
daß das Einstellorgan sowohl in Stufen als auch stufenlos
eingestellt werden kann. Bei stufenlos einstellbarem Einstell
organ können die Werte als Funktionsparameter gespeichert sein,
die eine Berechnung der gewünschten Drehmoment- bzw. Drehzahl
größe erlauben; die Werte können jedoch auch in Form einer eng
gestuften Tabelle oder einer interpolierbaren Tabelle vorgege
ben werden.
Bei herkömmlichen Drehantrieben ist der Elektromotor für die
maximal gewünschte Drehgeschwindigkeit des Drehantriebs bemes
sen, d. h. er erzeugt sein Nenn-Drehmoment bei einer Nenn-
Drehzahl, bei der sich der Ausleger mit der maximal gewünschten
Drehgeschwindigkeit dreht. Unter einem dritten Aspekt der
Erfindung, der für sich, jedoch auch in Verbindung mit jedem
der beiden vorangegangen erläuterten Aspekte in der Praxis ein
setzbar ist, können die Komponenten des Drehantriebs für eine
geringere Nenn-Leistung bemessen werden und dennoch kann eine
höhere maximale Drehgeschwindigkeit des Drehantriebs erreicht
werden. Unter dem dritten Aspekt geht die Erfindung aus von
einem Drehantrieb, welcher umfaßt:
einen Motor, insbesondere Elektromotor,
eine die Abtriebsdrehzahl des Motors festlegende Drehzahlstell
anordnung,
ein manuell bedienbares Einstellorgan, an dem die Größe der
Abtriebsdrehzahl und die Drehrichtung variabel einstellbar ist.
Der Drehantrieb ist hierbei dadurch gekennzeichnet, daß die
Drehzahlstellanordnung eine Drehzahlstellung bis in den Feld
schwächungsbereich des Motors erlaubt und daß die Drehzahl
stellanordnung und der Motor für ein Nenn-Drehmoment bei einer
Nenn-Drehzahl bemessen sind, die um nicht mehr als etwa 1/3 der
maximal einstellbaren Abtriebsdrehzahl des Elektromotors klei
ner ist als die maximale Abtriebsdrehzahl. Bei einem solchen
Drehantrieb wird der Motor in an sich bekannten Weise im
Feldschwächungsbereich betrieben, in welchem unter Minderung
des Abtriebsdrehmoments die Drehzahl über die Nenn-Drehzahl
hinaus erhöht werden kann. Durch die Begrenzung der maximalen
Abtriebsdrehzahl auf maximal das etwa 1,5-fache der Nenn-Dreh
zahl wird sichergestellt, daß einerseits der Antrieb trotz des
sich im Feldschwächungsbereichs verringernden Abtriebsdrehmo
ments des Motors auf die gewünschte maximale Enddrehzahl be
schleunigen kann und es wird sichergestellt, daß auch bei den
Ausleger schiebenden Windmomenten noch hinreichendes Brems
moment für das Abbremsen des Auslegers zur Verfügung steht. Bei
dem Motor kann es sich um einen Elektromotor, aber auch um
einen sonstigen, im Feldschwächungsbereich betreibbaren Motor,
insbesondere einen Hydraulikmotor, handeln.
In einer bevorzugten Ausgestaltung ist der als Elektromotor
ausgebildete Motor an einen die Motortreiberströme mit änder
barer Frequenz liefernden Frequenzumrichter angeschlossen,
wobei die Drehzahlstellanordnung die Frequenz des Frequenzum
richters festlegt. Derartige Frequenzumrichterantriebe erlauben
auf besonders einfache Weise eine betriebssichere Steuerung bis
in den Feldschwächungsbereich hinein. Ein Beispiel eines der
artigen Frequenzumrichterantriebs ist aus DE 40 38 981 A be
kannt. Bei dem dort beschriebenen Elektromotor handelt es sich
um einen Wechselstrommotor. Der Frequenzumrichterantrieb läßt
sich jedoch in gleicher Weise auch für Gleichstrommotore aus
nutzen, beispielsweise bei gepulsten Gleichstrom-Treiberströ
men. Bei der Drehzahlstellanordnung kann es sich um einen
offenen oder einen geschlossenen Regelkreis handeln.
Im folgenden wird ein Ausführungsbeispiel der Erfindung anhand
einer Zeichnung näher erläutert. Es zeigt:
Fig. 1 ein schematisches Blockschaltbild einer bevorzugten
Ausführungsform eines Drehantriebs für einen Ausleger
eines Drehkrans, insbesondere eines obendrehenden
Turmdrehkrans;
Fig. 2 ein Diagramm zur Erläuterung der zeitabhängigen Dreh
momentcharakteristik des Drehantriebs nach Fig. 1;
Fig. 3 ein Diagramm zur Erläuterung der zeitabhängigen Dreh
zahlcharakteristik des Drehantriebs nach Fig. 1 und
Fig. 4 ein Diagramm zur Erläuterung der Drehmomentcharak
teristik des Drehantriebs nach Fig. 1 in Abhängig
keit von dessen Drehzahl.
Wie Fig. 1 zeigt, umfaßt der Drehantrieb einen Elektromotor 1,
der über ein nicht näher dargestelltes Untersetzungsgetriebe
ein mit einem Zahnkranz kämmendes Ritzel treibt. Der Elektromo
tor 1 ist bei einem oben drehenden Turmdrehkran zusammen mit
dem Ausleger am oberen Ende des Kranturms angeordnet und kann
von einer gleichfalls nicht dargestellten, aber üblichen,
steuerbaren Haltebremse im stromlosen Zustand dreharretiert
werden.
Der Elektromotor 1 wird von einem Frequenzumrichter 3 gespeist,
der phasenversetzte Drehfeld-Treiberströme variabler Frequenz
erzeugt. Durch Einstellen der Frequenz kann die Drehzahl des
Elektromotors 1 und damit die Drehgeschwindigkeit, mit der der
Ausleger um eine vertikale Drehachse dreht, variiert werden.
Bei dem Elektromotor 1 kann es sich um einen Drehstrom-Wechsel
strommotor, beispielsweise einen Asynchronmotor handeln; er
kann aber auch als Gleichstrom-Schrittmotor oder dergleichen
ausgebildet-sein. Der Frequenzumrichter 3 kann im Prinzip
herkömmlich ausgebildet sein, soweit er nicht nur die Variation
der Drehzahl des Elektromotors 1 zuläßt, sondern auch die
Variation des von dem Elektromotor 1 erzeugten Abtriebsdrehmo
ments. Ein geeigneter Frequenzumrichter mit zugehöriger Steuer
schaltung ist beispielsweise in DE 40 38 981 A erläutert.
Der Betrieb des Drehantriebs wird von einem vom Kranführer
manuell bedienbaren Einstellorgan 5, beispielsweise einem
Meisterschalter oder dergleichen gesteuert. An dem Einstellor
gan 5 kann der Kranführer Leistungsstufen des Drehantriebs
einstellen, von denen jede ein vorbestimmtes Abtriebsdrehmoment
des Elektromotors 1 und, dem Abtriebsdrehmoment zugeordnet,
eine vorbestimmte Drehzahl des Elektromotors 1 festlegt. An
stelle der im folgenden beschriebenen gestuften Arbeitsweise
des Einstellorgans 5 kann auch eine stufenlose Variante zum
Einsatz kommen. Das Einstellorgan 5 steuert über eine Steuerung
7, die Bestandteil einer allgemeinen Kransteuerung sein kann,
einen Drehmomentregler 9, der eine Ist-Drehmomentgröße mit
einer von der Steuerung 7 in Abhängigkeit von der Einstellung
des Einstellorgans 5 gelieferten Soll-Drehmomentgröße ver
gleicht und über eine nachfolgend näher erläuterte Steuerlogik
11 den Frequenzumrichter 3 so einstellt, daß die Ist-Drehzahl
größe gleich der Soll-Drehzahlgröße ist, also der Soll-Dreh
zahlgröße folgt. Für die Erfassung der Ist-Drehzahlgröße sind
bei 13 angedeutete Sensormittel vorgesehen, die den Ist-Zustand
der Motorströme und der Motorspannung erfassen und es dem
Drehmomentregler 9, ggf. in Verbindung mit einer von einem
Drehzahlgeber 15, beispielsweise einem mit dem Elektromotor 1
gekuppelten Tachometer gelieferten Ist-Drehzahlgröße ermögli
chen, die Ist-Drehmomentgröße zu errechnen. Es versteht sich,
daß zur Bestimmung der Ist-Drehmomentgröße auch ein mechanisch
das Drehmoment erfassender Drehmomentsensor vorgesehen sein
kann. Zugleich kann an dem Einstellorgan 5 die Drehrichtung
ausgewählt werden, in welcher der Drehantrieb den Ausleger
antreiben soll.
Der Drehmomentregler 9 ist für sich genommen nicht in der Lage,
Drehgeschwindigkeit des Auslegers auf einem gewünschten Wert zu
halten. Abhängig von Windmomenten, die auf den Ausleger wirken,
würde die Drehgeschwindigkeit variieren. Um trotzdem die ge
wünschte Drehgeschwindigkeit einstellen zu können, ist der
Drehmomentregelung eine Drehzahlregelung unterlagert, die in
der nachfolgend noch näher erläuterten Weise mit Priorität zu
dem Drehmomentregler 9 die Führung des Frequenzumrichters 3
übernimmt. Der Drehantrieb umfaßt hierzu einen Drehzahlregler
17, der die von dem Drehzahlsensor 15 gelieferte Ist-Drehzahl
größe mit einer, abhängig von der Einstellung des Stellorgans 5
von der Steuerung 7 gelieferten Soll-Drehzahlgröße vergleicht
und die Ist-Drehzahlgröße auf den Wert der Soll-Drehzahlgröße
regelt, d. h. der Soll-Drehzahlgröße nachführt, nachdem der
Drehmomentregler 9 den Drehantrieb auf eine Drehgeschwindigkeit
gebracht hat, bei welcher die Ist-Drehzahlgröße bereits nahe
der Soll-Drehzahlgröße liegt. In diesem Fall schaltet die
Steuerlogik 11 den Frequenzumrichter 3 von der Führung durch
den Drehmomentregler 9 auf die Führung durch den Drehzahlregler
17 um. Der Drehzahlregler 17 steuert dann die Frequenz des
Frequenzumrichters 3 entsprechend der Soll-Drehzahlgröße. Das
von dem Elektromotor 1 erzeugte Abtriebsdrehmoment kann sich
hierbei ändern, beispielsweise auf das zur Aufrechterhaltung
der Drehgeschwindigkeit benötigte Beharrungsmoment erniedrigen.
Die Fig. 2 und 3 zeigen Einzelheiten der vorstehend erläu
terten Wirkungsweise. In Fig. 2 ist das Abtriebsdrehmoment M
des Elektromotor 1 in Abhängigkeit von der Zeit t dargestellt;
Fig. 3 zeigt die Drehzahl n des Elektromotors 1 gleichfalls in
Abhängigkeit von der Zeit t. Mit durchgehenden Linien ist in
Fig. 2 für mehrere Einstellstufen S₂, S₂ bis Si des Einstell
organs 5 der zeitliche Verlauf der Soll-Drehmomentgröße Ms
dargestellt. Mit einer strichpunktierten Linie Mi ist der
zeitliche Verlauf der sich ergebenden Ist-Drehmomentgröße ange
deutet. In analoger Weise zeigt Fig. 3 mit durchgezogenen
Linien für die Einstellstufen S₁, S₂ und Si den zeitlichen
Verlauf der Soll-Drehzahlgrößen ns und mit einer strichpunktier
ten Linie angedeutet den sich daraus ergebenden zeitlichen
Verlauf der Ist-Drehzahlgröße ni.
Die Wirkungsweise soll stellvertretend für die übrigen Ein
stellstufen am Beispiel der Einstellstufe S₁ erläutert werden.
Es sei angenommen, daß der Drehantrieb zunächst stillsteht und
zum Zeitpunkt t₀ das Einstellorgan 5 (Fig. 1) auf die Ein
stellstufe S₁ gestellt wird. Die Steuerung 7 erhöht nach einer
vorbestimmten Rampenfunktion die in den Fig. 2 und 3 bei 19
bzw. 21 angedeutet ist, die Soll-Drehmomentgröße Ms und die
Soll-Drehzahlgröße ns bis auf den der Einstellstufe S₁ zugeord
neten Wert. Bis auf eine nachfolgend noch näher erläuterte
Startphase des Drehantriebs übernimmt zunächst der Drehmoment
regler 9 die Führung des Frequenzumrichters 3 und sorgt dafür,
daß die Ist-Drehmomentgröße Mi der Soll-Drehmomentgröße Ms
nachgeführt wird. Zum Zeitpunkt t₁ erreicht die Ist-Drehzahl
größe ni des so beschleunigten Drehantriebs den Wert der Soll-
Drehzahlgröße ns, womit der Drehzahlregler 17 die Führung des
Frequenzumrichters 3 übernimmt und die Ist-Drehzahlgröße ni, wie
in Fig. 3 erkennbar, der Soll-Drehzahlgröße ns nachführt. Die
Ist-Drehmomentgröße Mi fällt, wie Fig. 2 zeigt, ggf. über eine
Rampenfunktion auf einen Beharrungswert 23 ab. Der Beharrungs
wert 23 reicht aus, um den beschleunigten Ausleger gegen Rei
bung und Windmoment in der gewünschten Drehrichtung fortzubewe
gen. Zum Zeitpunkt t₃ wird das Einstellorgan 5 wieder in seine
Ruhelage zurückgestellt. Die Einstelländerung veranlaßt die
Steuerung 7 sowohl die Soll-Drehmomentgröße Ms als auch die
Soll-Drehzahlgröße ns nach vorbestimmten Rampenfunktionen 25
bzw. 27 zu verringern, bis der Drehantrieb im wesentlichen zum
Stillstand gekommen ist und bei Bedarf dann die Haltebremse
einfällt.
Da die Sollgröße sowohl des Drehmomentreglers 9 als auch des
Drehzahlreglers 17 nach vorbestimmten Rampenfunktionen geändert
werden, werden Drehmomentstöße des Drehantriebs, die die Kran
konstruktion zu Drehschwingungen anregen könnten, weitgehend
unterdrückt. Aber auch eine weitere Maßnahme ist für die weit
gehende Unterdrückung von Drehschwingungen der Krankonstruktion
verantwortlich. Während der Drehmomentregler 9 im Vierquadran
tenbetrieb arbeiten kann, also sowohl in der gewünschten Dreh
richtung treibende Drehmomente als auch Bremsmomente, d. h.
entgegen der gewünschten Drehrichtung wirkende Drehmomente
zuläßt, ist der Drehzahlregler 17 so ausgebildet, daß er im
wesentlichen nur in der gewünschten Drehrichtung treibende
Drehmomente zuläßt. Soweit der Frequenzumrichter 3 von dem
Drehzahlregler 17 geführt wird, wird verhindert, daß der Dreh
antrieb die bei der Beschleunigung des Auslegers durch das
Reaktionsmoment drehelastisch verspannte Krankonstruktion,
insbesondere des Kranturms, zu Drehschwingungen veranlaßt.
In Fig. 3 ist mit einer gestrichelten Linie bei 29 der Verlauf
der Ist-Drehzahlgröße ni für den Fall einer zeitlich begrenzten
Beschleunigung des Auslegers durch in der gewünschten Drehrich
tung treibende Windkräfte angedeutet. Fig. 2 zeigt bei 31
gleichfalls durch eine gestrichelte Linie, daß der Drehzahlreg
ler 17 das Beharrungsmoment im wesentlichen auf Null absenkt
und allenfalls ein geringes, entgegen der gewünschten Drehrich
tung wirkendes Bremsdrehmoment zuläßt.
Die Verhältnisse für den Fall eines bremsenden Windmoments
zeigt Fig. 3 mit einer gepunkteten Linie 33 für den Fall einer
zeitlich begrenzten Abbremsung, d. h. Verringerung der Ist-
Drehzahlgröße ni. In diesem Fall erhöht der Drehzahlregler 17
unabhängig von der den Drehmomentregler 9 führenden Soll-Dreh
momentgröße Ms das Drehmoment entsprechend dem in Fig. 2 durch
eine punktierte Linie 35 angedeuteten Verlauf. Wie der Verlauf
35 zeigt, ist der Maximalwert, mit dem der Drehzahlregler 17
zum Ausgleich des bremsenden Windmoments das treibende An
triebsdrehmoment des Elektromotor 1 erhöht, auf den Wert Ms der
an dem Einstellorgan 5 für die Einstellstufe Si eingestellten
Solldrehmomentgröße Ms nach oben begrenzt. Bei Einstellung einer
anderen Einstellstufe wird der Begrenzungswert entsprechend der
Soll-Drehmomentgröße dieser Einstellstufe begrenzt. Durch die
Begrenzung der von dem Drehzahlregler 17 vorgebbaren Drehmo
mentgrößen nach unten im wesentlichen auf den Wert Null und
nach oben auf einen vorbestimmten oberen Grenzwert, beispiels
weise die Soll-Drehmomentgröße Ms des Drehmomentreglers 9,
lassen sich Pendelschwingungen der an dem Ausleger hängenden
Last beträchtlich verringern. Es versteht sich, daß anstelle
der den Drehmomentregler 9 führenden Soll-Drehmomentgröße Ms
auch andere Werte für die obere Begrenzung des Drehmoments
gewählt sein können. Die Drehmomentbegrenzung nach oben kann
jedoch insgesamt auch entfallen.
Bei Stillstand des Drehantriebs arretiert die Haltebremse ggf.
den Ausleger. Beim Öffnen der Haltebremse muß aber sicherge
stellt sein, daß das an dem Einstellorgan 5 eingestellte,
treibende Antriebsdrehmoment des Elektromotors 1 in jedem Fall
ausreicht, um auch gegen rückdrehende Windmomente den Ausleger
zumindest in der Stillstandslage zu halten, oder aber in der
gewünschten Drehrichtung zu beschleunigen und zwar auch dann,
wenn der Kranführer an dem Einstellorgan 5 eine zur Überwindung
des rückdrehenden Windmoments nicht ausreichende Einstellstufe
gewählt haben sollte. Um dieses Ziel zu erreichen, wird in der
Anfangsphase der Drehbewegung das Abtriebsdrehmoment des Elek
tromotors 1 nicht durch die den Drehmomentregler 9 führende
Soll-Drehmomentgröße Ms bestimmt, sondern durch den Drehzahlreg
ler 17. In der Anfangsphase hat der Drehzahlregler 17 gegenüber
dem Drehmomentregler 9 Priorität und bestimmt das Anfangsdreh
moment des Elektromotors, solange die Ist-Drehzahlgröße inner
halb einer bei 37 in Fig. 3 angedeuteten Stillstandstoleranz-
Grenze liegt. Die Stillstandstoleranz-Grenze 37 liegt in der
Nähe des Nullpunkts der Drehzahlgröße, beispielsweise bei
einigen wenigen Prozent der maximalen Drehzahl, wie z. B. 5%.
Das in der Anfangsphase zulässige Drehmoment ist nach oben
nicht begrenzt, bzw. ist zumindest auf einen solchen Wert
begrenzt, der das maximal zulässige, rückdrehende Windmoment
ausgleichen kann. Wird im Stillstand des Drehantriebs die
Haltebremse gelöst, so sorgt die Drehzahlregelung 17 unabhängig
von der am Einstellorgan 5 eingestellten Soll-Drehmomentgröße
für ein den Ausleger auch gegen Windkräfte sicher haltendes
Rückdrehmoment. Der Kranführer kann die Einstellstufe des
Einstellorgans 5 erhöhen, sollte dieses Moment nicht auch zur
Beschleunigung des Auslegers ausreichen. Sobald die Ist-Dreh
zahlgröße den Stillstandstoleranz-Wert 37 erreicht (Zeitpunkt t₄
in Fig. 3), geht die Führung des Frequenzumrichters 3 von dem
Drehzahlregler 17 auf den Drehmomentregler 9 über und die
Beschleunigung des Auslegers auf die Soll-Drehzahl erfolgt, wie
vorstehend erläutert.
Herkömmliche Turmdrehkrane haben segmentierte Ausleger, so daß
die Auslegerlänge im Einzelfall den Bedürfnissen entsprechend
variiert werden kann. Mit sich ändernder Auslegerlänge ändern
sich jedoch die Schwingungseigenschaften und Trägheitsmassen
der Krankonstruktion. Um dem Rechnung zu tragen, sind die
Sollgrößen für die einzelnen Einstellstufen des Einstellorgans
5 in einem Datenspeicher 38 der Steuerung 7 gespeichert und
können entsprechend der Ausbaustufe des Krans abgerufen oder
variiert werden. Dies kann beispielsweise durch eine Variation
der gespeicherten Werte entsprechend einem vorbestimmten Algo
rithmus erfolgen oder aber indem in dem Speicher 39 für jede
einzelne mögliche Ausbaustufe geeignete Datensätze gespeichert
sind.
Drehantriebe für Drehkräne werden üblicherweise so ausgelegt,
daß ihr Elektromotor auch unter ungünstigsten Betriebsbedingun
gen, beispielsweise bei mit maximaler Drehgeschwindigkeit und
maximalem treibenden Windmoment den Ausleger sicher abbremsen
kann. Im Einzelfall kann dies zu vergleichsweise groß dimensio
nierten Drehantrieben führen. Im Gegensatz dazu ist der Fre
quenzumrichter 3 und der Elektromotor 1 des Drehantriebs nach
Fig. 1 lediglich für etwa 2/3 der maximalen, gewünschten
Drehgeschwindigkeit und damit Leistung des Drehantriebs ausge
legt. Fig. 4 zeigt das auf das Nenn-Abtriebsdrehmoment MN
bezogene Abtriebsdrehmoment M des Elektromotors 1 in Abhängig
keit von dem auf die Nenn-Drehzahl nN des Elektromotors bezoge
nen Drehzahl n. Der Elektromotor 1 erreicht das Nenn-Drehmoment
MN bei einer Nenn-Drehzahl nN, die bei etwa 2/3 der maximalen
Betriebsdrehzahl liegt. Im Drehzahlbereich zwischen Null und
der Nenn-Drehzahl (n/nN = 1) erreicht der Elektromotor 1 das
Nenn-Drehmoment MN, wird also herkömmlich in seinem Arbeits
stellbereich betrieben. In dem Drehzahlbereich zwischen der
Nenn-Drehzahl ni und einer maximalen Drehzahl, gleich etwa 1,5
nN wird der Elektromotor 1 im Feldschwächungsbereich betrieben,
wobei die Drehmomentcharakteristik etwa hyperbelförmig in einer
Kurve konstanter Leistung mit wachsender Drehzahl abnimmt.
Durch die Begrenzung der maximalen Drehzahl auf etwa das 1,5-fa
che der Nenn-Drehzahl wird unter Berücksichtigung des Rück
wärtswirkungsgrads des Drehantriebs sichergestellt, daß auch
bei schiebenden maximalen Windmomenten das Abtriebsdrehmoment
des Elektromotors 1 zum Abbremsen des Auslegers ausreicht. Wird
beispielsweise der Wirkungsgrad des Drehantriebs zu 85% an
genommen, so ergibt sich aus der Quadrierung des Wirkungsgrads
für den Rückwärtsbetrieb durch schiebende Windmomente ein
Momentenbedarf von etwa 72%, bezogen auf den Antrieb in der
gewünschten Drehrichtung. Wie die Charakteristik in Fig. 4
zeigt, liegt damit die maximal zulässige Grenze für die Aus
nutzung des Feldschwächungsbereichs bei etwa dem 1,5-fachen der
Nenn-Drehzahl. Es versteht sich, daß Abweichungen von diesen
Grenzwerten bei abweichenden Wirkungsgraden zulässig sind. Es
versteht sich ferner, daß die Idee, den Feldschwächungsbereich
bei einem Drehantrieb für den Ausleger eines Drehkrans aus zu
nutzen, auch bei anderen Drehantriebskonstruktionen einsetzbar
ist, sofern der Elektromotor nur im Feldschwächungsbereich
betrieben werden kann.