DE1933943C3 - Verfahren zur Regelung einer Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsanlage für den Mehrpunktnetzbetrieb - Google Patents
Verfahren zur Regelung einer Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsanlage für den MehrpunktnetzbetriebInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Regelung einer Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsanlage
(HGÜ) mit mehr als zwei Stromrichterstationen für den Mehrpunktnetzbetrieb, wobei jeweils der
eine Teil der Stromrichterstationen im Gleichrichterund der andere Teil im Wechselrichterbetrieb arbeitet
und alle Stromrichterstationen mit Strom-, Spannungsund Löschwinkelreglern ausgerüstet sind, die Stromrtgler
aller Stationen den Strom auf einen Maximalwert begrenzen, diejenige Station, die die Spannungsbestimmung
übernimmt, eine gestufte Strom-Spannungs-Kennlinie (/-{/-Kennlinie) besitzt und somit die Anlagenspannung
in einem bestimmten Bereich ±Δ1{ΔΙ = Sicherheitsbetrag) um den durch den Schnittpunkt der
Summenkennlinien der Gleichrichterstationen einerseits und der Wechselrichterstationen andererseits
bestimmten Arbeitspunkt der HGÜ herum vorgibt Das Verfahren soll zur Unterstützung des Abschaltvorganges
von Gleichstromiüstschaltern in Störungsfällen
herangezogen werden.
Um die wirtschaftlichen und betrieblichen Vorteile eines HGÜ-Mehrpunktnetzes gewährleisten zu können, muß eine Regelungseinrichtung geschaffen werden, die nicht nur im Normalbetrieb bei veränderlicher Lastverteilung, sondern auch im Störungsfall so eingreift, daß ein Ausfall des Netzes in jedem Fall vermieden wird.
Um die wirtschaftlichen und betrieblichen Vorteile eines HGÜ-Mehrpunktnetzes gewährleisten zu können, muß eine Regelungseinrichtung geschaffen werden, die nicht nur im Normalbetrieb bei veränderlicher Lastverteilung, sondern auch im Störungsfall so eingreift, daß ein Ausfall des Netzes in jedem Fall vermieden wird.
Ähnlich wie in Drehstromnetzen wird man Schalter zum Abtrennen störungsbehafteter Leitungen oder Netzabschnitte
verwenden. Die Abschaltbedingungen sind aber wegen des Fehlens eines natürlichen Stromnulldurchganges
im Gleichstromsystem ungleich schwerer. Die Gesamtabschaltung führt leichter zu Instabilitäten in
den angeschlossenen Drehstromnetzen, während beim Abschalten einer einzelnen Leitung zu beachten ist, daß
diese eine gewisse Zeit zum Entladen braucht. Es ist also entweder der Strom zu erfassen und der Slromnullwert
zu ermittein oder eine gewisse Zeitspannung abzuwarten, bis der Stromnullwert mit Sicherheit erreicht ist.
Der erstere Fall erfordert einen höheren technischen Aufwand, der zweite Fall erhöht wegen der Wartezeit
mit Sicherheitszuschlag die Gefahr von Instabilitäten.
Die Regelungseinrichtungen der Stromrichterstalionen können nun durch geeignete Ausgestaltung zur
Erleichterung der Abschaltbedingungen wesentlich beitragen.
Die Erfindung geht aus von einem älteren Vorschlag, dem sogenannten »Grenzspannungsverfahren« (DE-PS
15 88 067). Die wesentlichen Gedanken dieses Verfahrens sind im folgenden noch einmal zusammenfassend
erläutert:
Das Betriebsverhalten eines HGÜ-Mehrpunktsystems, das aus mehreren Stromrichterstationen besteht,
wird ersichtlich, wenn man ihre einzelnen Strom-Spannungs-Kennlinien zu Summenkennlinien überlagert. Ein
eindeutiger, möglichst rechtwinkliger Schnittpunkt der Summenkennlinien der Gleich-(GR-) und der Wechselrichter-(WR-)Stationen
ist für die stabile Arbeitsweise des Systems von wesentlicher Bedeutung. Dieser Schnittpunkt der Summenkennlinien legt den Arbeitspunkt des Gesamtnetzes fest.
Der folgenden Betrachtung liegt ein weit in die Zukunft vorgreifender hypothetischer Fall zugrunde.
Das HGÜ-Mehrpunktnetz bestehe aus zehn Gleichrichter- und zehn Wechselrichterstalionen mit einer
Nennleistung von je 1600 MW bei einer Netzspannung von ±400 kV und einem Stationsnennstrom von
2000 A. Um einen Energierichtungswechsel zu ermöglichen, sei jede Station mit einem Strom-, einem
Spannungs- und einem Löschwinkelregler ausgerüstet und über Polwendeschalter an das Gleichstromsystem
angeschlossen.
Die Kennlinien der einzelnen Stromrichterstationen sind in F i g. 1 bis 4 noch einmal zusammengestellt
Fig.! zeigt die Kennlinie eines stromregelnden
Gleichrichters, dessen Stromregler den Stationsstrom auf den Wert Id· begrenzt und dessen Spannungsregler
auf den Sollwert von z. B. 1,05 UdN eingestellt ist, im
Normalbetrieb, wenn die Systemspannung gleich UdN ist, also außer Eingriff ist;
Fi g. 2 zeigt die Kennlinie eines spannungsregelnden
Gleichrichters, der bei Betrieb aller Stationen des Systems mit ihrem Sollstrom einen resultierenden
Strom zwischen den Grenzen Id-max und td-mm führt und
mittels seines Spannungsreglers, der in diesem Bereich den Sollwert UdN hat, die Anlagennennspannung
bestimmt. Sein Stromregler, der die Funktion der Strombegrenzung in Störungsfällen übernimmt, hat den
Sollwert /d-ma»und ist außer Eingriff;
F i g. 3 zeigt die Kennlinie eines stromregelnden Wechselrichters, dessen Spannungsregler den Sollwert
von z. B. 0,95 UdN hat, also im Normalbetrieb außer
Eingriff ist und dessen Stromregler den Sollwert /</· hat;
Fig.4 zeigt die Kennlinie eines spannungsregelnden
Wechselrichters, dem im Prinzip ebenfalls die Funktion der Spannungsbestimmung übertragen werden kann.
Das Verhalten des Gesamtsystems ist jedoch unabhängig von der Betriebsart der spannungsbestimmenden
Station, so daß dieser Betriebsfall der Wechselrichterstation im folgenden nicht betrachtet wird.
Die Summenkennlinien bei Mehrpunktnetzbetrieb zeigt F i g. 5. Die Netzspannung wird durch eine
vorherbestimmte Stromrichterstation mittels ihres Spannungsreglers festgelegt, dessen Sollwert auf die
Nennspannung eingestellt ist. Die Gleichrichterstation CR 10 hat eine Kennlinie gemäß Fig. 2, während die
übrigen Gleichrichterstationen GR 1 bis CR 9 Kennlinien gemäß Fig. 1 haben. Die Summenkennlinie der
Wechselrichterstationen WR 1 bis WR !0 gemäß Fi g. 3
schneidet die Summenkennlinie der Gleichrichterstationen
CR1 bis GR10 im Arbeitspunkt A. Der
Stromregler der spannungsbestimmenden Gleichrichterstation GR 10 ist außer Eingriff, da sein Sollwert
um den Sicherheitsbetrag Σ k·™* - Σ h· höher liegt, als
sich aus der Netzbedingung: Summe aller Ströme gleich Null ergibt. Die Sollwerte der Spannungsregler bei den
als Gleichrichter arbeitenden Stationen sind auf z. B. 1,05 UdN, also höher eingestellt und die Sollwerte der
Spannungsregler bei den als Wechselrichter arbeitenden Stationen auf z. B. 0,95 UdN. also niedriger
eingestellt als der Sollwert der spannungsbestimmenden Station. Durch diese Maßnahme wird eine Änderung
der Netzspannung, z. B. bei Ausfall einer Station über die eingestellten Grenzwerte hinaus, vermieden. Der
Summenstrom, der z. B. im Kurzschlußfall in das Gleichstromnetz eingespeist wird, kann infolge der
strombegrenzenden Kennlinien der Gleichrichterstationen nicht über den vorgegebenen Maximalwert ^/d·™*
ansteigen. Bei Unterschreitung des aus dem Gleichstromnetz von den Wechselrichterstationeii entnommenen
Stromes unter den Minimalstromwert Σ^'·"·"
erfolgt eine Umschaltung des Spannungssollwertes der spannungsbestimmenden Gleichrichterstation GR10
auf den gleichen Sollwert der verbleibenden Stationen gleichartiger Betriebsart, also z. B. 1,05 · UdN- Die Station
CR 10 verliert dadurch ihre spannungsregelnde Funktion und beteiligt sich zusammen mit den übrigen
Gleichrichterstationen bis zur Wiederherstellung des Normalbetriebes gleichberechtigt an der Stromlieferung,
wobei die Spannung bei \,05-UdN liegt Trotz
gleicher Spannungssollwerte ist eine eindeutige Aufteilung der Stationsströme durch die Leitungswiderstände
des Netzes gewährleistet.
Der Vorteil des beschriebenen Grenzspannungsverfahrens
liegt darin, daß der Dauerbetrieb des Mehrpunktnetzes bei Ausfall einzelner Stationen aufrechterhalten
werden kann, auch wenn die Stromsollwerte nicht sofort entsprechend den neuen Gegebenheiten
umgeschaltet werden. Die der Netzbedingung entsprechende Forderung: Summe aller Ströme gleich Null,
wird auch im Störungsfall erfüllt werden, derart, daß die aufgenommenen bzw. abgegebenen Ströme sich gemäß
der anteiligen Netzwiderstände neu einstellen. Die Überlastung der einzelnen Stationen ist ausgeschlossen,
da ihre Stromregler die Stationsströme auf einen vorgegebenen Maximalwert begrenzen.
Bei dem beschriebenen Regelverfahren wird jeder gleichstromseitige Kurzschluß, auch z. B. eine Wechselrichterkippung
und -durchzündung, zu einem sofortigen Herabstsusrn der Gleichspannung bei den spcibcmJcn
Gleichrichterstationen führen. Hierdurch wird der Kurzschlußstrom auf die Höhe der vorher fließenden
Gleichrichterströme begrenzt. Um die fehlerbehafteten Teile des Netzes abtrennen zu können, kann z. B. das
Gesamtnetz für eine kurze Zeit stromlos gemacht werden: Die in den Reaktanzen des Netzes gespeicherte
Energie wird dabei über die in den Wechselrichterbetrieb umgesteuerten Gleichrichter an das Drehstromnetz
zurückgegeben. Die Wechselsrichterstationen gehen hierbei entsprechend ihrer Kennlinie außer
Betrieb, d. h„ die Wechselrichterstationen sind in dieser kurzen Zeit funktionslos und müssen es auch sein, weil
ihre Minimalspannung höher ist als die dann vorliegende Netzspannung. In diesem stromlosen Zustand kann
die Abschaltung, z. B. mittels Schnelltrennschaltern, vorgenommen werden, die kurzzeitige Abschaltung des
gesamten HGÜ-Netzes bedingt allerdings eine Stoßbelastung für alle angeschlossenen Drehstromnetze, die zu
Instabilitäten führen kann. Ferner ist die' zuverlässige Erfassung und Fernmeldung der Stromlosigkeit in den
von den Trennschaltern in diesem Augenblick abzuschaltenden Le>tungszügen technisch aufwendig und
risikoreich. Zur Beherrschung dieser Fehlerfälle als auch für Schalthandlungen im Normalbetrieb bringt daher
der Einsatz eines HGÜ-Lastschalters Vorteile gegenüber der Abschaltung mittels Gittersteuerung in
Verbindung mit Schnelltrennern mit sich.
Tritt in einem nach dem beschriebenen Grenzspannungsverfahren geregelten HGÜ-Mehrpunktnetz ein
Kurzschluß auf, so wird die in den Kapazitäten enthaltene Energie augenblicklich an die Drehstromnetze
zurückgegeben, weil die transient in den Wechselrichterbereich umgesteuerten Gleichrichter die kapazitive
Energie abziehen. Anschließend halten die Gleichrichter jedoch gemäß dem vorgegebenen Stromsollwert
und bei niedrigerer Spannung ihren Strom konstant, so daß die in den Induktivitäten enthaltene Energie
zunächst nicht abgebaut werden kann. Man sollte sich hier vorstellen, daß es sich um ein HGÜ-Mehrpunktnetz
handelt, mit einer Leitungsschleife mit Sammelschienen usw. beidseitig der Kurzschiußsteiie. Die Spannung an
den Gleichrichterstationen wird bestimmt durch den Spannungsabfall an dem anteiligen Netzwiderstand
zwischen Kurzschlußstelle und betrachteter Gleichrichterstation. Unter obigen Voraussetzungen, nach
Abklingen der transienten Vorgänge (d. h. quasistationär), fließt folglich die Summe aller Gleichrichterströme
1 Q 33 Q4.3
in die Kurzschlußstelle. Der HGÜ-Lastschalter muß für
diesen Summenstrom bemessen sein. Die Spannungsbeanspruchung des Schalters ist zunächst gering, da die
abzuschaltende Spannung in der Größenordnung von 10% der Nennspannung liegt. Der angegebene Wert
von 10% der Nennspannung ist ein Schätzwert, der genaue Wert hängt von Netzdaten und Kurzschlußart
ab. Wie bereits erläutert, wird dabei davon ausgegangen, daß der Strom über die Sammelschienen und die
äußere Leitungsschleife weiterfließt. Beginnt der Schalter seinen Schaltvorgang, so baut er eine Gegenspannung
auf, um einen Stromnulldurchgang zu erzeugen. Betrieblich besonders günstig ist dabei ein Schalter, der
eine Gegenspannung erzeugt, die weitgehend unabhängig vom Strom ist Die Gegenspannung des HGÜ-Schalters
bewirkt eine Reduzierung der von den stromgeregelten Gleichrichtern gelieferten Ströme.
Ohne zusätzliche Maßnahmen in den Regelungseinrichtungen wird die Gittersteuerung so eingreifen, daß die
Spannung an den Gleichrichterstationen stetig erhöht wird, um den vorgegebenen Stromsollwert aufrechterhalten
zu können.
Dies gilt auch für das bei einer bekannten Mehrpunkt-HGÜ angewandte Marginalstromverfahren
(CH-PS 4 22 144), solange in Störungsfällen keine besonderen Eingriffe in das Regelsystem erfolgen. Im
bekannten Fall wird im übrigen mit Trennschaltern gearbeitet, die ihre Schaltaufgabe nur im strom- und
spannungslosen Zustand erfüllen können. Bei Kurzschluß im Gleichstromnetz werden durch die Stationsregler die Spannungsistwerte herabgesteuert, um den
gewünschten Strom aufrechtzuerhalten. Der Vorgang setzt sich automatisch fort, bis der Strom in der
Fehlerstelle gleich dem Strommarginal ist. Um den Strom in der Fehlerstelle auf Null herabzusetzen, wird
im Extremfall die Umsteuerung aller Stationen auf den Wechselrichterbetrieb vorgenommen. Dies führt
schließlich, wie bereits vorstehend im 2^usammenhang mit dem Grenzspannungsverfahren beschrieben wurde,
auch zu einer Außerbetriebnahme fehlerfreier Stromrichter.
Die nachteilige Folge dieses oben auch für das Grenzspannungsverfahren beschriebenen natürlichen
Regelverhaltens für den HGÜ-Lastschalter ist, daß er endlich doch gegen die volle Netzspannung als
wiederkehrende Spannung abschalten muß. Nach dem augenblicklichen Stand der Technik ist ein Schalter mit
einer solchen Spannungsbeanspruchung jedoch nicht verfügbar und wird auch viel kostspieliger sein als ein
Schalter, der nur bei reduzierter Spannung abschalten kann.
Der Erfindung liegt, ausgehend vom vorbeschriebenen älteren Vorschlag (DE-PS 15 88 067), die Aufgabe
zugrunde, auch bei ausgedehnten Gleichstromnetzen mit einem Gleichstromschalter auszukommen, dessen
Abschaltstrom in der Größe des Nennstromes liegt bei einer Wiederkehrspannung, die weit unterhalb der
Netzspannung liegt (HGÜ-Lastschalter).
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst daß die Stationsregler im Falle eines Kurzschlusses in
dem Gleichstromnetz auf eine Kennliniencharakteristik mit gegenüber den im Normalbetrieb vorgegebenen
Strom- und Spannungssollwerten fdNbzw. UdNherabgesetzten
Werten zur Unterstützung des Abschaltvorganges von HGÜ-Lastschaltern umgeschaltet werden.
Diese Lösung ist besonders vorteilhaft wenn die Strom- und Spannungsregler für eine Regelung nach dem
Grenzspannungsverfahren ausgelegt sind.
Es ist wie erwähnt im Zusammenhang mit der nach dem Marginalstromverfahren arbeitenden HGÜ-Anlage
mit mehr als zwei Stromrichterstationen für den Mehrpunktnetzbetrieb, die mit Strom-Spannungs- und
Löschwinkelreglern ausgerüstet sind, lediglich bekannt, im Falle eines Kurzschlusses im Gleichstromnetz die
Strom- und Spannungs-Istwerte herabzufahren, um das Wegschalten des gestörten Netzteiles zu erleichtern
(CH-PS 4 22 144). Eine Kennlinienumschaltung erfolgt
nicht.
Das erfindungsgemäße Verfahren führt im Kurzschlußfall vorteilhaft zu einem niedrigen quasistationären
Fehlerstrom, der den Einsatz eines HGÜ-Lastschalters
ermöglicht.
Weitere vorteilhafte Maßnahmen sind in den Unteransprüchen gekennzeichnet.
In den folgenden Ausführungen wird das erfindungsgemäße Verfahren im einzelnen anhand eines Ausführungsbeispieles
mit gleichzeitiger Erläuterung der Fig. 6 bis 10 unter Rückgriff auf das Grenzspannungsverfahren
besehrieben.
Die Stromsollwerte der Gleichrichterstationen werden zweckmäßigerweise auf z. B. 0,2 Ijn umgeschaltet,
und die Spannungssollwerte der Gleichrichterstationen werden vorzugsweise auf z. B. 0,1 UdN umgeschaltet
(F ig. 6).
Eine Verbesserung des Verhaltens nach der Störungsabschaltung wird nach einer weiterführenden Ausbildung
der Erfindung erreicht, indem die Stromregler der Wechselrichterstationen eine Stromsollwertumschaltung
erhalten mit einem Sollwert von z. B. 0,1 IdN,
während ihr Spannungsregler gleichzeitig auf einen Sollwert von Ud- = 0 umgeschaltet wird (F i g. 7).
Um eine gute Anpassung der erfindungsgemäßen Umschaltung der Reglerkennlinien an die jeweiligen
Netzbedingungen zu erreichen, können die im Störungsfall veränderten Spannungs- und Stromsollwerte sowie
die Sollwerte der Minimalstromaufschaltung den Nenndaten der verfügbaren HGÜ-Lastschalter angepaßt
werden.
Als Beispiel eines Mehrpunktnetzes wird wieder die eingangs behandelte Anlage mit zehn Gleichrichterund
zehn Wechselrichterstationen mit je 1600 MW Leistung herangezogen. Die Nennspannung betrage
±400 kV, der Stationsnennstrom 2000 A. Alle Stationen seien wiederum mit je einem Strom-, Spannungs- und
Löschwinkelregler ausgerüstet Es wird vorausgesetzt, daß die Stationsregler einwandfrei arbeiten. Außerdem
wird angenommen, daß die angeschlossenen Dreh-Stromnetze die Vorgänge auf der Gleichstromseite nicht
uccirii lüssen und umgekehrt. Weiterhin sei vorausgesetzt,
daß die Meßeinrichtung zur Erfassung der Störung und die erfindungsgemäße Umschaltung der
Kennlinien im Störungsfall einwandfrei arbeitet
Die Ausgleichsvorgänge im Gleichstromnetz, insbesondere
unter Berücksichtigung der Umschaltung der Reglerkennlinien, sollen hier nicht betrachtet werden,
da es sich um schnell ablaufende Vorgänge handelt, die durch den HGÜ-Lastschalter ohnehin nicht mehr erfaßt
werden können. Zur Beurteilung der Störungsfälle genügt also die Untersuchung des eingeschwungenen,
des quasistationären Zustandes.
Es soll nun der Störungsfall betrachtet werden, bei dem aus irgendeinem Grunde ein Kurzschluß an einer
Wechselrichterstation auftritt. Alle Wechselrichterstationen gehen entsprechend ihrer Kennlinie außer
Betrieb, und alle Gleichrichterstationen speisen mit ihrem Nennstrom auf die Fehlerstelle ein, weil sie ihren
Strom gemäß des vorgegebenen Sollwertes konstant halten. Dieser Strornbelastung von 10-2000 A =
20 000 A seien die HGÜ-Lastschalter nicht gewachsen.
Erfindungsgemäß erfolgt nach meßtechnischer Erfassung des Kurzschlusses eine Umschaltung der Stromsollwerte
der Gleichrichterstationen auf z. B. 0,2 IdN, und
der sich jetzt einstellende Summenstrom von 10· 0,2 ·2000 = 4000 A kann von dem Schalter bewältigt
werden.
An den Stationsklemmen liegt jetzt eine entsprechend kleine Spannung, wie aus der Summenkennlinie
nach Fig.8 hervorgeht. Es stellt sich der Arbeitspunkt
A ein. In diesem Augenblick öffnen die HGÜ-Lastschalter am fehlerhaften Leitungsstück. Die Erhöhung der
Klemmenspannung an den Gleichrichterstationen als Reaktion auf die zunehmende Gegenspannung des
Schalters wird unterbunden, sobald die erfindungsgemäß auf z. B. 0,1 UdNumgeschalteten Spannungssollwerte
erreicht werden. Die wiederkehrende Spannung am Schalter kann nicht größer als 0,1-40OkV = 40 kV
werden, d. h., die Grenze der Spannungsbeanspruchung des Schalters ist eindeutig festgelegt. Er kann nun bei
konstant gehaltener Spannung den Abschaltvorgang beenden.
Im Verlauf dieses Abschaltvorganges wird der Summenkurzschlußstrom auf den durch die Wechselrichterstationen
vorgegebenen Minimalstrom Id-wRmm
absinken. Die Stromregler aller Wechselrichterstationen sind nämlich im Eingriff, wodurch ein Leistungsaustausch
bei vermindertem Strom (0,1 IdN) und verminderter
Spannung (0,1 UdN) zustande kommt, während die
kurzschlußbehaftete Leitung oder Station abgeschaltet wird.
Es ergibt sich der Arbeitspunkt B in Fig.8. Nach
Erreichen dieses Arbeitspunktes ist eine Abschaltung bzw. eine Abtrennung des fehlerbehafteten Leitungszweiges durch den Lasts :halter selbstverständlich
unproblematisch. Nach endgültiger Abtrennung — eventuell durch einen zusätzlichen Trennkontakt —
kann die Umschaltung der Regler auf ihre ursprüngliche Kennlinien erfolgen, und das Mehrpunktnetz nimmt
seinen Normalbetrieb, natürlich ohne den fehlerhaften Wechselrichter, wieder auf.
Tritt der Kurzschluß an einem Gleichrichter oder in irgendeinem Leitungsabschnitt eines vermaschten
HGÜ-Netzes auf, so wird der Ablauf der Störung und die Wiederherstellung des Normalbetriebes wie oben
beschrieben sein; lediglich die Lastverteilung nach Wiederaufnahme des Betriebes wird abweichend sein.
Als weiterer Fehlerfall soll nun der Ausfall einer Wechselrichterbrücke betrachtet werden. Besteht eine
Siatiönshälfie aus zwei Brücken, so sinki die Spannung
am Wechselrichter auf die Hälfte, in unserem Beispiel auf + 200 kV ab. Die übrigen Wechselrichter gehen
außer Betrieb, während die Gleichrichter ihre Spannung absenken, ihren Nennstrom gemäß des Stromsollwertes
aber aufrechterhalten. Die verbleibende Wechselrichterbrücke würde überlastet werden und muß
abgeschaltet werden. Das geschieht durch Nullaussteuerung des Wechselrichters oder durch die Folgezündung
von Ventilen, wodurch eine Stromführung zweier an eine gemeinsame Phase angeschlossener Ventile herbeigeführt
und damit praktisch ein Kurzschluß eingeleitet wird. Damit ist dieser Fehlerfall zurückgeführt auf einen
Kurzschluß am Wechselrichter, und die Abschaltung des Zweiges mit Hilfe des HGÜ-Lastschalters geschieht wie
oben beschrieben.
Die Folgezündung zweier Ventile des Wechselrichters ist an sich bekannt (BE-PS 7 03 738).
Entgegen der für die oben beschriebenen Fehlerfälle getroffenen Voraussetzung, daß die erfindungsgemäße
Umschaltung der Kennlinien im Störungsfall einwandfrei arbeitet, soll nun einmal ein Fehler in der
Umschaltautomatik eines Gleichrichters angenommen werden, dl. h., ein Gleichrichter behält im Falle eines
Kurzschlusses im Gleichstromnetz seine ursprüngliche Regelkennlinie (F i g. 6, strichpunktiert) bei. Der Fehlerfall,
daß nur einer der beiden Sollwerte von Spannung oder Strom nicht ordnungsgemäß umgeschaltet wird,
braucht nicht betrachtet zu werden, da es schaltungstechnisch einfach möglich ist, in einem solchen Fall die
Umschaltung völlig zu verhindern oder die fehlerhafte Station außer Betrieb zu nehmen. Die sich ergebenden
Summenkennlinien der Gleich- und Wechselrichter zeigt Fig.9. Der Gleichrichter GR 1 sei gestört, habe
also weiterhin die Sollwerte 1,05 UdN und Id'CRu die
übrigen 9 Gleichrichter fahren voraussetzungsgemäß
mit veränderter Kennlinie. Beginnt der HGÜ-Schalter nun seinen Abschaltvorgang, so kann die Spannung am
Gleichrichter GR 1 ungehindert ansteigen, während die Spannung an den Gleichrichtern GR i bis GR 9
erfindungsgemäß bei Erreichen der kleineren Spannung von z. B. 0,1 ίΛ/w konstant bleibt. Die Folge wäre, daß die
neun Gleichrichter außer Betrieb gehen und daß der Schalter gegen die volle Netzspannung als wiederkehrende
Spannung ausschalten müßte. Der gewünschte Betriebspunkt B in F i g. 8 könnte also nicht zustande
kommen, und die Abschaltung mittels HGÜ-Lastschalter darf nicht erfolgen. In einer weiteren Ausgestaltung
der Erfindung soll eine Überlastung der HGÜ-Lastschalter auch in diesem Fehlerfall verhindert werden.
Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, daß ein zusätzlicher Maximalspannungsregler eingeschaltet wird, der einen Spannungsanstieg über einen bestimmten Wert, z. B. 0,15 UdNhinaus verhindert (Fig. 10). Die wiederkehrende Spannung am Schalter kann jetzt nicht größer werden als z. B. 0,15 UdN, und die einwandfreie
Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, daß ein zusätzlicher Maximalspannungsregler eingeschaltet wird, der einen Spannungsanstieg über einen bestimmten Wert, z. B. 0,15 UdNhinaus verhindert (Fig. 10). Die wiederkehrende Spannung am Schalter kann jetzt nicht größer werden als z. B. 0,15 UdN, und die einwandfreie
■»ο Abschaltung ist gesichert. Der Gleichrichter GP. 1 und
die zehn Wechselrichter können ihren Betrieb bei verminderter Leistung wieder aufnehmen (Betriebspunkt Cin Fig. 10).
Tritt ein Fehler in der Umschaltautomatik eines Wechselrichters auf, kann der Abschaltvorgang des HGÜ-Lastschalters ohne zusätzliche Maßnahmen beendet werden. Bleibt die Umschaltung eines Wechselrichter-Spannungssollwertes bei Unterschreitung des Minimalstromes 0,1 Id' von UdN auf UdN = 0 aus, so beteiligt sich dieser nicht mehr an der Stromlieferung, und es verschiebt sich der Schnittpunkt B in F i g. 8 um den beireffenden Beirag G1I /V des einen Wechselrichter-Minimalstromsollwertes, also nur geringfügig nach links. Bleibt die Aufschaltung eines Wechselrichterspannungsmaximalreglers mit Sollwert 0,15 UdN aus, so verändert sich die Kennlinie der Wechselrichter in F i g. 8 und damit auch der angestrebte Betriebspunkt B nicht. Erst beim Zusammentreffen einer fehlerhaften Umschaltung der Kennlinie eines Gleichrichters und Ausbleiben der Aufschaltung eines Wechselrichterspannungsmaximalreglers mit Sollwert 0,15 UdN wird der angestrebte Betriebspunkt nicht erreicht.
Tritt ein Fehler in der Umschaltautomatik eines Wechselrichters auf, kann der Abschaltvorgang des HGÜ-Lastschalters ohne zusätzliche Maßnahmen beendet werden. Bleibt die Umschaltung eines Wechselrichter-Spannungssollwertes bei Unterschreitung des Minimalstromes 0,1 Id' von UdN auf UdN = 0 aus, so beteiligt sich dieser nicht mehr an der Stromlieferung, und es verschiebt sich der Schnittpunkt B in F i g. 8 um den beireffenden Beirag G1I /V des einen Wechselrichter-Minimalstromsollwertes, also nur geringfügig nach links. Bleibt die Aufschaltung eines Wechselrichterspannungsmaximalreglers mit Sollwert 0,15 UdN aus, so verändert sich die Kennlinie der Wechselrichter in F i g. 8 und damit auch der angestrebte Betriebspunkt B nicht. Erst beim Zusammentreffen einer fehlerhaften Umschaltung der Kennlinie eines Gleichrichters und Ausbleiben der Aufschaltung eines Wechselrichterspannungsmaximalreglers mit Sollwert 0,15 UdN wird der angestrebte Betriebspunkt nicht erreicht.
Die erfindungsgemäße Umschaltung des Wechselrichter-Spannungssollwertes
nach Fig. 10 wird überflüssig, sofern £ 0,1 Id'WR stets um einen bestimmten
Sicherheitsbetrag größer ist als der maximal mögliche Stromsollwert jedes einzelnen Gleichrichters Id-GR des
HGÜ-Netzes. Diese Bedingung wird aber nur bei
1 Q ^ 3 QzL"
Mehrpunktnetzen mit einer großen Anzahl von Stromrichterstationen, die etwa die gleichen Stationsleistungen
haben, erfüllt sein. Bei wenigen Stationen unterschiedlicher Leistung bietet die erfindungsgemäße
Umschaltung des Wechselrichter-Spannungs-Sollwertes die notwendige Sicherheit gegen Überbeanspruchung
der HGÜ-Lastschalter.
Die erfindungsgemäße Umschaltung der Regler-Kennlinien im Kurzschlußfall ergibt somit folgende
Vorteile:
1. Bei einer Vielzahl von einspeisenden Gleichrichter-Stationen kann der quasistationäre Fehlerstrom so
niedrig gehalten werden, daß die zulässige Belastbarkeit eines HGÜ-Lastschalters nicht überschritten
wird. Bei den zehn Gleichrichterstationen des Beispiels würde der Fehlerstrom nur auf den 0,2 · 10
= 2fachen Stationsnennstrom anwachsen.
2. Die wiederkehrende Spannung des Schalters wird auf einen genau definierten Wert begrenzt. Ein
Wert von 0,1 UdN = 40 kV entspricht den
Annahmen des Beispiels. Wenn auf einen stromlosen Wechselrichter plötzlich eine Gleichspannung
aufgeschaltet würde, so könnten hierbei Stromstöße- bzw. Schwingungen entstehen, die sich in
unerwünschter Weise auf das angeschlossene Drehstromnetz übertragen.
3. Aufgrund der Minimalstromaufschaltung der Wechselrichter-Stromregler nehmen alle Stationen
noch vor dem Wiederhochfahren Leistung auf, so daß Einschaltvorgänge, die zu Instabilitäten der
Drehstromnetze führen können, unterbunden werden.
4. Gegenüber dem Verfahren der völligen Sperrung der Gleichrichter und dem Schalten mittels
Trennschalter können die Zeiten, bis die in den Induktivitäten gespeicherte Energie völlig abgebaut
und die Stromlosigkeit im abzuschaltenden Leitungszug meßtechnisch erfaßt und ausgewertet
ist, eingespart werden.
5. Die Zeit bis zum Wiederhochfahren der Netzspannung kann entsprechend den Anforderungen, die
sich z. B. aus der Öffnungszeit von Trennkontakten ergeben, frei gewählt werden, wodurch sich eine
hohe Sicherheit bei kleinstmöglicher Unterbrechungszeit der Energieübertragung ergibt.
Hierzu 2 Blatt Zeichnungen
Claims (4)
- Patentansprüche:i. Verfahren zur Regelung einer Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsanlage (HGO) mil mehr als zwei Stromrichterstationen für den Mehrpunktnetzbetrieb, wobei jeweils der eine Teil der Stromrichterstationen im Gleichrichter- und der andere Teil im Wechselrichterbetrieb arbeitet und alle Stromrichterstationen mit Strom-, Spanraungs- und Löschwinkelreglern ausgerüstet sind, die Stromregler aller Stationen den Strom auf einen Maximalwert begrenzen, diejenige Station, die die Spannungsbestimmung übernimmt, eine gestufte Strom-Spannungs-Kennlinie (/-U-Kennlinie) besitzt und somit die Anlagenspannung in einem bestimmten Bereich ±ΔΙ (ΔΙ = Sicherheitsbetrag) um den durch den Schnittpunkt der Summenkennlinien der Gleichrichterstationen einerseits und der Wechselrichterstationen andererseits bestimmten Arbeitspunkt der HGÜ herum vorgibt, dadurch gekennzeichnet, daß die Stationsregler im Falle eines Kurzschlusses in dem Gleichstromnetz auf eine Kennliniencharakteristik mit gegenüber den im Normalbetrieb vorgegebenen Strom- und Spannungssollwerten IdN bzw. UdN herabgesetzten Werten zur Unterstützung des Abschaltvorganges von HGÜ-Lastschaltern umgeschaltet werden.
- 2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß im Kurzschlußfall die Stromsollwerte aller Gleichrichterstromregler auf einen kleineren, entsprechend dem Abschaltvermögen des HGtJ-Lastschalters zulässigen Wert oberhalb Null umgeschaltet und die Sollwerte aller Gleichrichter-Spannungsregler auf einen kleineren, entsprechend dem Abschaltvermögen des HGÜ-Lastschalters zulässigen Wert umgeschaltet werden, sowie die Wechselrichter-Stromregler der Wechselrichterstationen auf einen Stromsollwert entsprechend dem der Gleichrichterstationen, vermindert um den Marginalstrom und die Sollwerte der Wechselrichter-Spannungsregler auf einen kleineren Wert, entsprechend dem der Gleichrichterstationen umgeschaltet werden und bereits während des Abschaltvorganges ihren Betrieb bei verminderter Leistung wieder aufnehmen.
- 3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß bei Ausfall einer Wechselrichterbrücke und zum Schutz der verbleibenden Wechselrichterbrücken derselben Station vor Überlastung am fehlerhaften Wechselrichter durch Nullaussteuerung des Wechselrichters oder durch die Folgezündung zweier Ventile, die an eine gemeinsame Phase angeschlossen sind, ein Kurzschluß herbeigeführt wird.
- 4. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß zur Vermeidung der Überlastung eines HGÜ-Lastschalters bei einem Fehler in der UmschaltautornatiL eines Gleichrichters die Kennlinie der Wechselrichter im Kurzschlußfall verändert wird, derart, daß ein zusätzlicher Maximalspannungsregler eingeschaltet wird, der einen Spannungsanstieg über einen bestimmten Wert von etwa 0,15 LWhinaus verhindert.
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