DE1692441C - Verfahren zur Herstellung eines sticfcstofrTia/tigen, gegen bakterieiie Desaminierung geschützten Futtermittels - Google Patents

Verfahren zur Herstellung eines sticfcstofrTia/tigen, gegen bakterieiie Desaminierung geschützten Futtermittels

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DE1692441C
DE1692441C DE1692441C DE 1692441 C DE1692441 C DE 1692441C DE 1692441 C DE1692441 C DE 1692441C
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Inventor
Francoise Andree Jeanne St. Leu la Foret VaI dOise; Zelter Zelmen; Francois Andre Charles; Paris; Chassin Andre; Rodeaud Jacques Chabanais Charante; Leroy (Frankreich)
Original Assignee
Institut National de la Recherche Agronomique; Produits Chimiques et Celluloses Rey; Paris
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Description

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lung von Futtermitteln. Bei diesen Präparaten kön- des Verdauungstraktes dissoziierbar sind, können füi
nen Substanzen verwendet werden, die die minerali- die Zwecke der Erfindung verwendet werden. Vor
sehen Elemente in Komplexform, die sich auf die zugiweise werden hydrolysierbare gerbende Extraktf
Oxydierbarkeit der Flüssigkeiten nicht auswirkt, zu verwendet.
binden vermögen, beispielsweise Phosphate oder 5 Geeignete handelsübliche Gerbstoffe im wesent
Tannine. liehen pflanzlichen Ursprungs sind in Rinde, Holz
Die französische Patentschrift 1 261 199 beschreibt Wurzeln, Baumstubben sowie Blättern von Kastanie
Futtermittel, in denen Substanzen verwendet werden, Eiche, Myrobolan, Velanie, Quebracho, Mimose
die die Freßlust anregen, beispielsweise Tannine, Eukalyptus und Austerbaum zu finden.
Enzian oder Chinarinde. io Der Tanninextrakt des Kastanienholzes ist für die
Die französische Patentschrift 1 379 648 schließlich Zwecke der Erfindung besonders gut geeignet. Ei
betrifft Produkte, mit denen das Wachstum der Tiere gehört zur Gruppe der Pyrogallusgerbsäuren, nämlich
beeinflußt werden soll, indem man geringe Mengen derjenigen der Ellagitannine. Er enthält freie Gallus-
von weniger als 3% einer Substanz auf Tanninbasis säure, freie Allagsäure und Polyphenolverbindungen
dem Futtermittel beimischt, und zwar indem diese 15 (von schlecht definierter Struktur), die gallushaltige
Substanz entweder beim Granulieren untergemischt Hexosen sind. Die Hydrolyse des Tanninextraktes er-
oder als konzentrierte Lösung auf das Futtermittel gibt Gallussäure, Ellagsäure und Hexosen (etwa
versprüht wird. · 10%), die ungefähr zur Hälfte aus Glucose bestehen.
Demgegenüber findet beim Verfahren gemäß der Ein solcher Extrakt kann aus Hobelspänen erErfindung eine eindeutige Umsetzung zwischen Futter- so halten werden, die man der methodischen Extraktion mittel und Gerbstoff statt, die für den wirksamen mit heißem Wasser von beispielsweise .etwa 80° C Schutz gegen Desaminierung unerläßlich ist. unterwirft, und den Extrakt unter vermindertem
Dabei wird die Eigenschaft von natürlichen oder Druck zu einem Konzentrat einengt, das zu einem
synthetischen Gerbstoffen ausgenutzt, Proteine unlös- feinen Pulver getrocknet wird.
lieh zu machen und ihre Beständigkeit gegen Pro- »5 Sämtliche handelsüblichen Formen der Gerbsäure teinasen zu erhöhen. Bekanntlich haben natürliche der Kastanie können neben allen anderen natürlichen Substanzen mit Gerbevermögen sehr unterschiedliche oder synthetischen gerbenden Substanzen verwendet Beschaffenheit und Zusammensetzung. Sie werden in werden, die wie das Tannin der Kastanie die Eigenzwei große Gruppen eingeteilt, die beide zwar Säuren schaft haben, mit genießbaren Proteinen Komplexe von Polyphenolen enthalten, sich jedoch durch ihre 30 zu bilden, die dem Abbau durch Bakterien widerFähigkeit unterscheiden, zu ihren einfachen Bestand- stehen, aber durch die proteolytischen Enzyme des teilen hydrolysiert zu werden. Die höchste Affinität Verdauungstraktes dissoziierbar sind, ohne daß im zu den Proteinen haben die stark adstringicrendcn übrigen die Wirksamkeit der cellulolytischen Bak-Tannine. Diese beiden Gruppen sind: terien im Pansen des Wiederkäuers beeinträchtigt
1. Die kondensierten Tannine oder Tanninc vom 35 wird.
Catechintyp, die durch Enzyme (Tannase, Es hat sich gezeigt, daß mehrere Faktoren bei der
Emulein) nicht zu ihren Bestandteilen hydroly- Behandlung des stickstoffhaltigen Futtermittels mit
sierbar sind und durch trockene Destillation dem Gerbstoff wesentlich sind. Der erste Faktor ist
Benzcatechin liefern. die verwendete Gerbstoffmenge, die so gewählt wer-
2. Die hydrolysierbaren Tannine, die Ester von 40 den muß, daß die angewendete Tannindosis einerseits Hexosen und Phenolcarbonsäuren sind, z. B. nicht giftig ist und andererseits ausreicht, um wenig-Tanninsäure, Gallussäure oder Ellagsäure stens den größeren Teil, vorzugsweise nahezu die (Ellagitannine). Die Ellagitannine werden zu- gesamte Menge der im Futtermittel zu schützenden weilen in eine besondere Gruppe eingestuft. Amino- und Amidgruppen zu blockieren. Bei Mengen
Die Tanninc der letzten Gruppe werden durch hy- 45 unter 3% erhält man nicht das gewünschte Ergebnis,
drolysierende Enzyme zu ihren Bestandteilen ab- d.h. den Schulz der Proteine gegen Abbau durch
gebaut. Bakterien.
Dor Erfindung lag das besondere Problem zu- Ein zweiter wesentlicher Faktor, der beim Vcr-
grunde, stickstoffhaltige Futtermittel gegen den Ab- fahren gemäß der Erfindung berücksichtigt werden bau durch Bakterien unter Vermeidung der ernsten 50 muß, ist die Wassermenge, die der trockenen Masse
Nachteile dieser intensiven Wärmebehandlung zu des stickstoffhaltigen Futtermittels, d.h. dem Gemisch
schützen und zu erreichen, daß die stickstoffhaltigen von Rohprotein und Gerbstoff, zugesetzt wird. Die
Futtermittel durch die Bakterien des Pansens unan- Wassermenge muß genügen, um das anschließende
greifbar werden, während sie der unerläßlichen Ein- Quellen zu ermöglichen, jedoch darf sie über diese wirkung der proteolytischen Enzyme, die in den 55 Menge nicht hinausgehen. Im allgemeinen genügt eine
anderen Organen des Verdauungsapparates erfolgt, Wassermenge, die dem 2,5- bis 3fachen Gewicht des
völligzugänglich bleiben. Hierbei sollte in keiner Weise zu schützenden protcinhaltigen Futtermittels ent-
die nicht weniger wesentliche Wirksamkeit der spricht. Die Wahl der Temperatur des zugesetzten
cellulolytischen Bakterien des Pansens, deren Rolle bei Wassers ist ebenfalls wichtig. Die Wassertemperatur der Assimilicrung von Kohlenhydraten, insbesondere 60 kann 60 bis 70° C erreichen, aber die Ergebnisse sind
von Futterpflanzen, beispielsweise für den Wieder- hierbei nicht vorteilhafter als bei Verwendung von
käuer, ausschlaggebend ist, gestört werden. Wasser, das normale Temperatur hat. Vorzugsweise
Alle Gerbstoffe natürlichen oder synthetischen Ur- wird daher Wasser von Normallemperalur verwendet,
sprungs, beispielsweise kurzkettige Aldehyde, wie Wird das Wasser von der Zugabe zum trockenen Acetaldehyd, Glyoxal und Glutaraldehyd, die die 65 Gemisch von Gerbstoff und stickstoffhaltigem Fulter-
Fähigkcit haben, Proteine in Form von Komplexen mittel auf 95 bis KX)0C erhitzt, so findet Khinipcn-
ZU stabilisieren, die der Einwirkung der Bakterien bildung statt. Die im Innern der Klumpen einge-
iinzugünglich sind, aber durch protcolytische Enzyme schlosscncn Teilchen des stickstoll'haltigen liitter-
mittels entziehen sich somit zum größten Teil der Gerbung, so daß sie nicht gegen den Abbau durch Bakterien geschützt sind.
Es ist ferner zu bemerken, daß es häufig zweckmäßig ist, den Gerbstoff und den proteinhaltigen Futterstoff vor der Zugabe des Wassers trocken zu homogenisieren. In der Praxis wird das proteinhaltige Futtermittel, das beispielsweise aus einem Preßkuchen von ölsaaten, Blutmehl oder Luzernmehl besteht, fein gemahlen. Anschließend wird der Gerbstoff zugemischt, bis die Farbe gleichmäßig ist, worauf das Wasser zugesetzt wird. Wenn die stickstoffhaltige Substanz in einem Produkt enthalten ist, das vorher einer Trocknung unterworfen wurde, läßt man die Substanz beispielsweise durch Befeuchten erneut die Wassermenge absorbieren, die vorher entfernt wurde. Die Substanz auf Basis von Tannin kann ebenfalls je nach der angewendeten Mischmelhode in Pulverform oder als wäßrige Lösung zugesetzt werden.
Der Zusatz von Wasser zum homogenisierten Trockengemisch vor dem Gerbstoff und der stickstoffhaltigen Substanz stellt eine Ausführungsform dar, die zuweilen zweckmäßiger ist als die Methode, bei der gesondert eine wäßrige Lösung des Gerbstoffs hergestellt und allmählich zum Protein gegeben wird. Im letzteren Fall ist nämlich zuweilen die Bildung von Klumpen festzustellen, wodurch sich eine schlechte Verteilung des Gerbstoffs im Futtermittel ergibt. Beispielsweise erhält man durch sorgfältiges, trockenes Homogenisieren von 100 Teilen pulverförmigem ölprcßkuchen mit 10 bis 15 Teilen pulverförmigem Tannin der Kastanie eine gleichmäßige Färbung. Durch allmähliches Zu rühren von 250 bis 300 Teilen Wasser erhält man anschließend eine gleichmäßige Färbung sämtlicher Teilchen. Wurden auf 100 Teile Futtermittel vorher 10 bis 15 Teile pulverförmiges Tannin der Kastanie in 250 bis 300 Teilen Wasser gelöst, so kann die erhaltene wäßrige Lösung Agglomerate von Tanninteilchen enthalten. Um gleichmäßiges Gerben des Futtermittels und demzufolge befriedigende Ergebnisse hinsichtlich des Schutzes der Proteine gegen den Abbau durch Bakterien zu erzielen, ist es hierbei notwendig, diese Agglomerate vor der Zugabe der Lösung zum stickstoffhaltigen Futtermittel aufzulösen.
Nach der Zugabe des Wassers in den obengenannten Mengen zum Gemisch aus Gerbstoff und stickstoffhaltigem Futtermittel rührt man die Masse kurzzeitig, beispielsweise 3 bis 5 Minuten, bis eine gleichmäßige Paste gebildet ist, aus der keine Flüssigkeit ausgeschwitzt wird. Anschließend läßt man die erhaltene Paste stehen, bis die Analyse ergibt, daß praktisch kein restlicher löslicher Stickstoff mehr darin enthalten ist, und zwar 2 bis 16 Stunden bei einer Temperatur, die zur Vermeidung einer Fermentation 22° C nicht übersteigt. Diese Ruhezeit ist notwendig für das Quellen der Proteine und die Bindung des Tannins. Zeitweiliges Rühren erleichtert das Quellen der Proteine und ermöglicht die erneute Einarbeitung der Flüssigkeit, die sich abgeschieden haben kann. Es ist zu bemerken, daß die Dauer der Flüssigkeitsaufnahme um so langer ist, je höher die Tannindosis ist. Wenn andererseits das Futtermittel ohne Tanninzusalz mit der gleichen Wassermenge behandcli wird, nimmt es das Wasser sofort auf, gibt jedoch nach 2 Stunden ein Exsudat ab. Diese Ruhezeit ist in gewissen Füllen ein wesentlicher Faktor des Verfahrens gemäß der Erfindung, besonders bei der Behandlung geringer Mengen des Rohmaterials. Als allgemeine Regel kann gesagt werden, daß in Fällen, in denen die Ruhedauer der feuchten Paste 16 Stunden überschreitet, Fermentationen ausgelöst werden, die die Proteine abbauen. Man erhält hierbei scmit kein gutes Futtermittel, da der Gehalt an Proteinen verringert ist.
Ohne Rücksicht auf die beim Verfahren gemäß der Erfindung eingesetzte stickstoffhaltige Substanz und ίο die Substanz auf Basis von Tannin ist es besonders vorteilhaft, den pH-Wert des Reaklionsgemisches in den verschiedenen Phasen des Verfahrens zu überwachen und gegebenenfalls zu verändern. Insbesondere kann man die wäßrige Gerbstofflösung alkalisch X5 machen (bis etwa pH 8 oder 9), um das Eindringen des Tannins zu erleichtern und das Gemisch aus Gerbstoff und stickstoffhaltiger Substanz beispielsweise während der Zeit, in der das Gemisch der Reaktion überlassen wird, anzusäuern.
so Anschließend trocknet man die Paste bis auf eine Reslfeuchtigkeit von 8 bis 10%. Das Trocknen kann in dünner Schicht oder in einem Ofen mit Luftumwälzung oder in einem klassischen Zerstäuber vorgenommen werden. Die Temperatur der Masse darf während des Trocknens 80° C möglichst nicht überschreiten. Sie muß um so niedriger sein, je langer man trocknet. Für die Trockenkammer wird beispielsweise empfohlen, während der ersten 24 Stunden zwischen 65 und 8O0C und anschließend bei 50° C zu arbeiten. Die getrocknete Masse muß abschließend beispielsweise mit einer üblichen Mühle zu sehr feinen Teilchen zerkleinert werden, um das gleichmäßige Einarbeiten in alle industriell oder aui dem Bauernhof in Form von Mehl oder Agglomcraten hergestellten Futtcrmittelgemische zu erleichtern, die für Zuchttiere jeglichen Alters bestimm! sind, und zwar für Rinder, Schafe, Schweine, Geflügel, Pferde, Esel, Maultiere, katzenartige Tiere, Ziegen und Kaninchen.
Die Menge der erfindungsgemäß behandelten Pro· teine, die dem Viehfutter zugegeben werden, wird vorzugsweise so berechnet, daß die Konzentration de: Tannins 2,5 %> in der Gesamitrockenmasse der Tages ration des Tieres nicht überschreitet, um jede Gefahi einer Toxizität auszuschalten. Da Futtermittel im all gemeinen Salz enthalten, ist es besonders vorteilhaft dieses beim Vermischen des Tannins mit der stick stoffhaltigen Substanz zuzusetzen, wobei das Salz dif Ausfällung der Proteine begünstigt.
Das Verfahren gemäß der Erfindung hat aber aucr überraschende Ergebnisse gegenüber früher durch geführten Versuchen in künstlichen Pansen mit Nähr proteinen, die mit besonderem pflanzlichem Tannii geschützt waren. Beispielsweise üben gewisse Typei von Tanninen eine negative Wirkung auf die Wirk samkeit der Proteine aus. So haben S. I. Chane H. I. Fuller (Poultry Science 1964, 43, 1, 30 bis 36 »Effect of tannin acid content of grain sorghum oi their feeding value for growing chicks«) gezeigt, dal bei monogaslrischen Tieren das Tannin von Sorghun die Verdaulichkeit der Proteine dieses Getreides ver hindert, wobei die Ausnutzung der Sorghumkörne durch wachsende Küken um so geringer ist, je höhe ihr Tanningehalt ist.
Huisman (Dissertation 1946, Universität Wage ningen), zitiert von E. Brouwer, »Quelques obscr vations ncclandaiscs sur lcs matieres protciqucs dan !'alimentation des animaux domcstiqucs« (Ed. Dcsoet
Lüttich, 2499) hat gezeigt, daß beim Meerschweinchen die Verdaulichkeit der stickstoffhaltigen Substanzen mit steigender Menge der dem Futter zugesetzten Gerbsäure abnimmt. Beispielsweise wurde ein Wert von 57,9% für die Verdaulichkeit bei OVo Gerbsäure, ein Wert von 4O,6°/o bei 2,5fl/o und ein Wert von 36,7% bei einer Menge von 5% festgestellt.
G. Charlet-Lery, A. M. Leroy, S. Z. Zelter (Annales de Zootechnie 1955, 4, 321 bis 332, »Recherches sur l'efficacite alimenlaire des marcs de pommc fermiers«. V. Untersuchung bei Hammel und Schwein über die scheinbare Verdaulichkeit von Bestandteilen von frischen Preßrückständen von Äpfeln, siliert oder dehydratisiert) haben gezeigt, daß bei Wiederkäuern und bei monogastrischen Tieren die Stickstoiffraktion des Apfeltresters auf Grund ihres hohen Tanningehalts unverdaulich ist, insbesondere beim Wiederkäuer und Schwein.
OsIage H. J. Becker (M. Arch. Tierernährung, 1958, 8, 271 bis 277, »Versuch über den Nährwert von Johannisbrot beim Wiederkäuer, insbesondere über die Beeinträchtigung der Eiweißverdaulichkeit durch die Gerbsäure des Futtermittels«) haben gezeigt, daß beim Wiederkäuer die Proteine des Johannisbrots auf Grund der Anwesenheit von Gerbsäure unverdaulich sind.
Diese verschiedenen Arbeiten zeigen, daß bei Verwendung von Tanninen in Futtermitteln ohne besondere Vorsichtsmaßnahmen ungünstige Ergebnisse und insbesondere Futtermittel, die für den Organismus der Tiere schädlich sind, erhalten werden können. Durch das Verfahren gemäß der Erfindung wird somit ein sicheres Mittel zum Gerben der Proteine von Futtermitteln ohne die Gefahr der Toxizität verfügbar, wobei die Proteine wirksam gegen Abbau durch Bakterien geschützt werden.
Die Erfindung wird durch die folgenden Beispiele näher erläutert. Zunächst wird die Herstellung eines für die Zwecke der Erfindung geeigneten Gerbstoffs beschrieben. In diesem Beispiel wird Kastanienholz in bekannter Weise behandelt. In der gleichen Weise können andere verfügbare Hölzer, z. B. Eiche, Myrobalane, Velanie, Quebracho, Mimose, Eukalyptus, behandelt werden.
Beispiel !
Industrielle Herstellung von Tanninpulver aus
Kastanienholz
Das Holz wird ohne Rinde zu Spänen verarbeitet. Die Späne werden mit einer Maschine erhalten, die das Holz senkrecht zum Faserverlauf zerkleinern, wodurch die Faser sehr intensiv und schnell wasserdurchlässig wird. Anschließend wird die Extraktion des Gerbstoffs in Batterien von DifTusionsbottichen mit doppeltem Boden vorgenommen, die mit Rohrleitungen untereinander verbunden sind. Die vom ersten Bottich abgezogene Extraktionsflüssigkeit gelangt in den folgenden Bottich usw. Die Extraktion wird mit Wasser von etwa 80° C vorgenommen, das durch die Späne des ersten Bottichs sickert. Die gefärbte Flüssigkeit wird durch Siphonwirkung auf die Späne des zweiten Bottichs und dann auf die Späne der folgenden Bottiche gegeben. Wenn die aus einem der Bottiche abgezogene Flüssigkeit klar wird, ersetzt man hier die behandelten Späne mit einer neuen Füllung von frischen Spänen und schaltet diesen Bottich dann an den Schluß der Batterie.
Die Extraktion mit Wasser ergibt ein ziemlich reines Tannin, das wenig Zucker enthält. Zur Verbesserung der Ausbeute kann man Wasser verwenden, dessen Temperatur über 80° C liegt, oder im Autoklaven arbeiten. Man erhält hierbei im allgemeinen ein dunkles Tannin. Die Verfärbung des Tannins kann durch Natriumbisulfit erfolgen, wobei ein sehr leichtlösliches Tannin erhalten wird. In jedem Fall hat das Tannin der Kastanie sehr gute Löslichkeit in kaltem Wasser. Es ist auch möglich, das Tannin durch Behandlung mit einer Albuminlösung zu klären, wobei die während der Extraktion polymerisierten Tanninmoleküle, d. h. die am stärksten gefärbten Moleküle, durch Koagulierung gebunden werden. Das sich bildende netzförmige Koagulat sammelt sich am Boden des Bottichs und bewirkt eine Filtration der tanninhaltigen Flüssigkeit.
Die tanninhaltige Flüssigkeit wird unter vermindertem Druck bei 60 bis 65° C (zur Vermeidung einer Verfärbung) bis zum sirupartigen Zustand eingeengt und dann im Gegenstrom in einem Zerstäuber mit Heißluft von 60 bis 65° C getrocknet. Hierbei wird ein sehr feines Pulver erhalten.
Das von Kastanienholz erhaltene pulverförmige Tannin ist von hellbrauner Farbe. Es ist in Wasser löslich. Sein Geschmack ist adslringierend. In Lösung reagiert es sauer (pH-Wert etwa 3), und sein Molekulargewicht liegt bei etwa 1550 im Vergleich zu 1900 beim Tannin der Myrobalane, die zur gleichen Gruppe gehört. Das handelsübliche Pulver enthält 70 bis 75% reinen Gerbstoff sowie »Nicht-Tannin«, das zum größeren Teil aus Kohlehydraten, einer sehr geringen Mineralmcnge und Wasser (8 bis 10%) besteht.
Beispiel 2
In einem mit Schaufeln versehenen Mischbehälter werden 100 Teile pulverförmiger Erdnußkuchen, der ein Sieb einer Maschenweite von 0,315 mm vollständig passiert, und 15 Teile Tanninpulver der Kastanie trocken homogenisiert, bis sich gleichmäßige Färbung eingestellt hat. Dann werden allmählich 250 bis 300 Teile gewöhnliches Wasser zugegeben, wobei die Masse gerührt wird, bis sich eine gleichmäßige, bräunliche Paste gebildet hat, die keine Flüssigkeit abscheidet. Nach der Zumischung des gesamten Wassers wird noch 5 bis 10 Minuten gerührt. Man läßt stehen und trocknet das Gemisch, das dann gemahlen wird.
Nach 15 Stunden im künstlichen Pansen werden auf 100 g Stickstoff von unbehandeltcm Kuchen 48,5 g Ammoniakstickstoff festgestellt (alle hier genannten Werte für den Ammoniakstickstoff sind nur nach einem Vergleichsinoculum korrigiert), während auf 100 g Stickstoff des in der beschriebenen Weise gegerbten Kuchens nur 0,4 g Ammoniakstickstoff gefunden werden.
Dieses Beispiel zeigt, daß durch das Verfahren gemäß der Erfindung ein überraschender Schulz der Proteine des Ölkuchens erzielt wird. Es ist festzustellen, daß der Tanningchalt 15% beträgt, bezogen auf das rohe Eiwcißfuttcrmittcl.
Beispiel 3
100 Teile pulverisierter Sojapreßkuchen und 15 Teile Tanninpulver der Kastanie werden trocken homogcni-
sicrt, bis die Farbe gleichmäßig ist. Dann werden allmählich 250 bis 300 Teile gewöhnliches Wasser in die Masse eingerührt, bis sich eine gleichmäßige bräunliche Paste gebildet hat. Die Zugabe des Wassers, die weniger gut erfolgt als im Falle des Erdnußkuchens (Beispiel 2), wird so vorgenommen, daß keine Flüssigkeit übersteht.
Man läßt stehen, trocknet und mahlt. Nach 15 Stunden im künstlichen Pansen orgeben 100 g Stickstoff des unbehandelten Sojakuchens 25,3 g Ammoniakstickstoff, während auf 100 g Stickstoff des gleichen gegerbten Kuchens keinerlei Amnioniakstickstoff gebildet wird.
Dieses Beispiel zeigt ebenfalls, daß durch die erfindungsgemäße Zugabe von 15°/o Tannin zum Sojakuchen wirksamer Schutz der Proteine des Ölkuchens erzielt wird.
Beispiel 4
Man homogenisiert trocken 100 Teile pulverförmiges Casein von Kuhmilch oder Milchpulver und 15 Teile Tanninpulver der Kastanie, bis die Farbe gleichmäßig ist. Man gibt gewöhnliches Wasser zu, läßt stehen, trocknet und mahlt auf die in Beispiel 2 beschriebene Weise (Erdnußpreßkuchen mit 15%). Nach 15 Stunden im künstlichen Pansen bilden 100 g Stickstoff des unbehandelten Caseins 80,4 g Ammoniakstickstoff, während 100 g Stickstoff des gegerbten Caseins nur 45,6 g Ammoniakstickstoff bilden.
Es ist bekannt, daß Caseinproteine im Pansen von Wiederkäuern nahezu vollständig desaminiert werden.
Dieses Beispiel zeigt ebenfalls die Wirksamkeit des Verfahrens gemäß der Erfindung hinsichtlich des Schutzes der Caseineiweißstoffe.
Beispiel 5
Man homogenisiert trocken 100 Teile Blutmehl mit 15 Teilen Tanninpulver der Kastanie, bis die Farbe gleivhmäßig ist. Man gibt gewöhnliches Wasser zu, läßt stehen, trocknet und mahlt unter den in Beispiel 2 genannten Bedingungen. Die so vorgenommene Gerbung gewährleistet einen wirksamen Schutz der Proteine gegen den Abbau durch Bakterien.
Ähnliche Ergebnisse werden mit Fisch- oder Fleischmehl als Eiweißfuttermittel oder mit Tanninen aus der Eiche, der Myrobalane oder von Quebracho als Gerbstoff erhalten.
Beispiel 6
Man homogenisiert trocken 100 Teile Fisch- oder Fleischmehl mit 10 Teilen Tanninpulver der Kastanie, bis die Farbe gleichmäßig ist. Man gibt allmählich 250 bis 300 Teile gewöhnliches Wasser zu, wobei die Masse gerührt wird, bis sich eine homogene bräunliche Paste gebildet hat, aus der sich keine Flüssigkeit abscheidet. Nach der Zugabe der gesamten Wassermenge wird noch 5 bis 10 Minuten gerührt. Man läßt stehen, trocknet und mahlt das Gemisch. Die gemäß der Erfindung vorgenommene Gerbung mit 10 Gewichtsprozent Gerbstoff, bezogen auf das rohe Eiwcißfuttermittel, gewährleistet einen wirksamen Schutz der Eiweißstoffe gegen den Abbau durch Bakterien.
Ähnliche Ergebnisse werden erhalten, wenn Sojabohnen- oder Leinsaatkiichcn mit Gerbstoffmengen von etwa 10% behanc'.,; werden.
Beispiel 7
Dieses Beispiel veranschaulicht den Einfluß der
Tanninmenge, die dem Eiweißfuttermittel zugesetzt werden muß. Hierzu wurde ein Erdnußpreßkuchen verwendet, dem 6 Gewichtsprozent Tannin der Kastanie zugesetzt wurden.
Man homogenisiert trocken 100 Teile pulverförmigcn Erdnußpreßkuchen und 6 Teile pulverförmiges ίο Tannin der Kastanie, bis die Farbe gleichmäßig ist, gibt Wasser zu, läßt stehen, trocknet und mahlt unter . den in Beispiel I genannten Bedingungen (Erdnußpreßkuchen mit 15%). Nach 15 Stunden im künstlichen Pansen werden je 100 g Stickstoff des unbehandelten Preßkuchens 48,5 g Ammoniakstickstoff festgestellt, während 100 g des mit 6% Gerbstoff behandelten Kuchens 27,2 g AmmoniakstickstolT bilden. Der Schutz der Proteine gegen Abbau durch Bakterien ist somit nicht ausreichend.
20
Beispiel 8
Im folgenden Vergleichsversuch wird keine Gerbung vorgenommen.
Zu 100 Teilen Erdnußpreßkuchen werden 250 bis 300 Teile gewöhnliches Wasser, aber kein Tannin gegeben. Man behandelt unter den gleichen Bedingungen wie in Beispiel 2 (Erdnußpreßkuchen mit 15"'(. Tannin). Nach 15 Stunden im künstlichen Pansen bilden 100 g Stickstoff des in der beschrie· benen Weise behandelten Preßkuchens 46,8 g Am moniakstickstoff im Vergleich zu 48,5 g beim unbc handelten Preßkuchen (Ausgangsmaterial). Die nicht gegerbten Proteine werden somit sehr stark abgebaut.
Die folgenden Beispiele 9 bis 11 veranschaulichen den Einfluß der dem Gemisch von EiweißfuttermitUί und Gerbstoff zugesetzten Wassermenge. Hierbi'i werden 100 Teile des pülverförmigen Futtermitte! und 10 bis 15 Teile Gerbstoff der Kastanie trocken homogenisiert.
Beispiel 9
Die verwendete Wassermenge entspricht dem 2,5-bis 3fachen Gewicht des Futtermitteis.
Man gibt gewöhnliches Wasser zum trockenen Gc misch von Futtermittel und Gerbstoff in einer Mengi von 250 bis 300 Teilen je 100 Teile Futtermittel Man rührt das Gemisch unter allmählicher Zugabe des Wassers, bis sich eine dicke, homogene, bräun
liehe Paste gebildet hat, ohne daß Flüssigkeit über steht. Die Masse scheidet keine Flüssigkeit ab, wenr sie 8 bis 16 Stunden stehengelassen wird.
Beispiel 10
Das Wasser wird im Unterschuß verwendet, näm lieh in der gleichen Gewichtsmenge und in der dop pelten Gewichtsmenge, bezogen auf das Futtermittel Man gibt gewöhnliches Wasser zum trockener Futtermittel-Gerbstoff-Gemisch in einer Menge vor 100 bzw. 200 Teilen je 100 Teile Futtermittel. Da: Gemisch ist nach dem Rühren pulverförmig, und di< Farbe ist ungleichmäßig. Viele Teilchen des Futter mittels behalten ihre natürliche Farbe, während di( anderen braun gefärbt sind. Die Bindung und Ver teilung des Tannins sind ungleichmäßig. DieGerbunj ist nicht zufriedenstellend. Der Schutz der Protein! gegen Abbau durch Bakterien ist somit unwirksam
H 12
Beispiel 11 ^en ^e' ^0° ^- ""^ trocknet bei niedriger Temperatur.
Das Wasser wird im Überschuß, nämlich in der BeisDiel 18
4fachen Gewichtsmenge des Futtermittels verwendet. "
Man gibt 400 Teile gewöhnliches Wasser auf 5 Man löst 100 Teile Harnstoff in 100 Teilen Wasser. 100 Teile des Futtermittels zu. Nach der Verrührung Man bringt die erhaltene Lösung auf 50° C und gibt steht Flüssigkeit über. Selbst nach mehrstündigem langsam unter Rühren eine Lösung von 130 Teilen Stehen und wiederholtem Rühren erscheint immer Tannin in 130 Teilen Wasser zu. Man rü'hrt noch wieder eine oben stehende Flüssigkeit. Die Gerbung eine Stunde und trocknet beispielsweise durch Zerist ungenügend und ungleichmäßig, denn ein gewisser io stäubung. Das so erhaltene Produkt kann dem Vieh-Teil des Tannins bleibt in der Flüssigkeit gelöst und futter zugesetzt werden,
kann während des Quellens der Proteine nicht auf · .
das Futtermittel einwirken. Ferner gehen lösliche Beispiel 19
Proteine an die oben stehende Flüssigkeit verloren. Man löst 100 Teile Glycin in 400 Teilen Wasser n . . . 19 15 von 50° C und gibt dann unter ständigem, gutem Beispiel \i Rühren eine Lösung von 50 Teilen Tannin der Ka-
Man knetet 100 Teile Sojapreßkuchen mit stanie in 50 Teilen Wasser zu. Man rührt noch
400 Teilen Wasser. Man läßt das Wasser 6 Stunden 30 Minuten und dann während des gesamten Trock-
einwirken und gibt dann eine Lösung von 20 Teilen nens, das in zwei Stufen vorgenommen werden kann,
Tannin der Kastanie in 40 Teilen Wasser zu. Man 20 z. B. durch Eindampfen des gelösten Teils des Was-
bringt das Gemisch auf 38° C und läßt 3 Stunden sers unter vermindertem Druck und anschließend
unter ständigem Rühren reagieren. Das Gemisch wird durch Zerstäubung,
getrocknet und gemahlen. Die folgenden Beispiele beschreiben Fütterungs-
j, . · , 1O versuche.
Beispiel 13
Zu 100 Teilen Fischmehl wird die 5fache Ge- Beispiel 20
wichtsmenge Wasser gegeben. Nach Bildung eines Dieses Beispiel veranschaulicht, daß erfindungsgleichmäßigen Gemisches läßt man 24 Stunden gemäß gegerbte Eiweißfuttermittel nicht toxisch sind, hydratisieren. Man gibt dann eine Lösung von Lämmer, die vorzeitig im Alter von 1 Monat ab-35 Teilen Tannin in 250 Teilen Wasser zu. Man 30 gesetzt wurden und daher äußerst empfindlich gegenbringt das Gemisch auf 50° C, stellt, falls erforder- über einer Änderung der Ernährung waren, erhielten lieh, den pH-Wert mit Chlorwasserstoffsäure auf etwa Eiweißstoffe von Erdnuß, Leinsaat und Soja, die ge-5 ein und läßt das Gemisch 5 Stunden unter stan- maß der Erfindung gegerbt waren (10 bis 15 Gedigem Rühren reagieren. Das erhaltene Gemisch wird wichtsprozent pulverförmiges Tannin der Kastanie), getrocknet. 35 Die Menge, die vom 30. bis 140. Lebenstag gegeben Beispiel 14 wurde, betrug 1,4 g/kg Körpergewicht. Die Anwesenheit des Tannins beeinflußte nicht den Appetit.
Zu 100 Teilen Erdnußpreßkuchen werden 100 Teile Keinerlei toxischer Effekt wurde festgestellt. Im Alter
Wasser von 30° C gegeben. Man mischt 2 Stunden, von 140 Tagen wurden die Tiere geschlachtet. Im
gibt dann unter ständigem Rühren 25 Teile pulver- 40 Vergleich zu Kontrolltieren, die kein Tannin erhalten
förmiges Tannin von Eichenholz zu und bringt die hatten, waren die Innereien normal (Leber, Herz,
Temperatur des Gemisches allmählich auf 45° C. Pansen, Labmagen, Eingeweide, Nieren). Die histo-
Man hält diese Temperatur 8 Stunden ein. Man läßt logischen Untersuchungen ergaben nicht den gering-
2 Stunden stehen und trocknet. sten Schaden in den Organen. Der einzige fest-
45 gestellte Unterschied zwischen den Kontrolltieren und
Beispiel 15 den Tieren, die das gegerbte Futtermittel erhalten
hatten, war die lachsartige Färbung der Schleimhäute
Zu 100 Teilen B'utmehl gibt man 600 Teile Wasser. des Pansens und des Labmagens und die graue Fär-
Man mischt 2 Stunden und gibt eine Lösung von bung des Eingeweides. Die Lymphganglien waren
40 Teilen Tannin der Myrobalane in 100 Teilen 50 grau gefärbt, besonders im Markteil, während sie bei
Wasser zu. Man bringt das Gemisch in 3 Stunden den Kontrolltieren weiß waren. Der Rindenteil der
auf 55° C, nutscht die Flüssigkeit ab und trocknet Nieren war grau gefärbt. Abgesehen von dieser Fär-
die erhaltene Paste. bung waren die Ganglien und die Nieren normal. Bei
. -I1/: Tieren, die etwa 15 Tage nach dem Absetzen des
Beispiel Io 53 gegerbten Futters geschlachtet wurden, war die Ver-
Man löst 100 Teile Gelatine in 400 Teilen war- färbung verschwunden,
mem Wasser. Man rührt und gibt 40 Teile Tannin .
der Mimose zu. Die Masse wird nach Einstellung Beispiel δι
auf pH 4,5 8 Stunden mit Essigsäure geknetet. Das Dieser Versuch wurde mit erwachsenen Hammeln
Gemisch wird mit Infrarotstrahlern getrocknet und 60 durchgeführt, die Fisteln des Pansens aufwiesen. Zum
gemahlen. Vergleich wurden Beobachtungen an zwei Gruppen
„ . · , 17 von Hammeln gemacht, von denen eine Gruppe ge-
Beispiei m-.ß Erfindung gegerbten ErdnuGpreßkuchen
Zu 100 Teilen Fleischmehl gibt man 250 Teile und die andere Gruppe ungegerbten Preßkuchen
Wasser. Nach inniger Vermischung läßt man 48 Stun- 65 erhielt.
den stehen, bringt die Masse auf 40° C und gibt Eine Gruppe der Hammel erhielt mehrere Monate
eine Lösung von 25 Teilen Tannin der Kastanie in das gleiche Futtermittelgemisch in agglomerierter
250 Teilen Wasser zu. Man hält das Gemisch 8 Stun- Form, bestehend aus Getreidestroh, Heu, getrockne-
ter Runkelrübenpulpe, Erdnußpreßkuchen und Mineralsalzen in einem Mengenverhältnis, das einem Vollfutter entsprach, das den gesamten Nährstoffbedarf der Tiere deckte. Der Erdnußpreßkuchen wurde ungegerbt oder mit 15 g/100 g gegerbt zugeführt und lieferte 70% der stickstoffhaltigen Materialien insgesamt im Futter. Das gegerbte Vollfutter enthielt 2,5% Gerbstoff der Kastanie, der gemäß der Erfindung in den Erdnußpreßkuchen eingearbeitet wurde. Die in 100 ml Flüssigkeit des Pansens vorhandene Ammoniakstickstoffmenge wurde bei Fütterung mit der den gegerbten Preßkuchen enthaltenden Diät um 40% im Vergleich zu dem Futter mit ungegerbten Preßkuchen gesenkt. Die Gesamtmenge an Ammoniakstickstoff, die in der Flüssigkeit des Pansens 60 Minuten nach dem Verzehr der Mahlzeit gefunden wurde, war um 32% geringer, wenn das Futter Tannin enthielt. Diese statistisch sehr bedeutsamen Ergebnisse veranschaulichen die Wirksamkeit der gemäß der Erfindung vorgenommenen Gerbung. Die maximale Harnstoffkonzentration des Bluts an der Kehle nimmt in Gegenwart von Tannin um 20% ab. Die Gesamtmenge an flüchtigen Gesamtfettsäuren (Essigsäure + Propionsäure + Buttersäure), die in der Flüssigkeit des Pansens im gleichen Moment vorhanden sind, werden durch die Anwesenheit des Tannins im Futter nicht wesentlich beeinflußt. Einzeln gesehen verändern sich die Essigsäure und die Propionsäure nicht. Lediglich die Buttersäure nimmt um 40% ab.
Beispiel 22
Bei einem weiteren Vergleichsversuch wurde Futter verwendet, das gegerbten und ungegerbten Sojapreßkuchen enthielt. Eine Gruppe von Hammeln, die Fisteln aufwiesen, wurde mit dem gleichen Futtergemisch versorgt mit der einzigen Ausnahme, daß der gemäß Beispiel 12 verwendete Erdnußpreßkuchen durch Sojapreßkuchen ersetzt wurde. Die in 100 ml Pansenflüssigkeit 'bestimmten Mengen an Ammoniakstickstoff wurden durch die Einwirkung des Tannins um 22% gesenkt.
Die Gesamtmenge an Ammoniakstickstoff, die im Pansen 60 Minuten nach der Aufnahme des Futters gefunden wurde, war um 23% geringer, wenn das Futter Tannin enthielt, und die maximale Harnstoffkonzentration des Bluts an der Kehle sank um 16%. Die Gesamtmengen an flüchtigen Gesamtfettsäuren, nämlich Essigsäure und Propionsäure, die im Pansen nach 60 Minuten gefunden wurden, waren in Gegenwart von Tannin nicht wesentlich verändert. Lediglich die Buttersäure nahm um 21 % ab.
Beispiel 23
Die Verdaulichkeit von gegerbtem und ungegerbtem Futtermittel bei erwachsenen Hammeln wurde ermittelt.
Eine Gruppe von Hammeln, die Fisteln aufwiesen, erhielten das gleiche Futtermittelgemisch, das gegerbte bzw. ungegerbte Preßkuchen von Erdnuß und Sojabohnen enthielt. Die Anwesenheit des gegerbten
ίο Kuchens im Gemisch verändert nicht die Bilanz der Verdauung, d. h. die Gesamtmengen der Nahrungsmittel, die im Verdauungsapparat verdaut wurden. Die Verdaulichkeitszahlen der Diäten mit ungegerbtem bzw. gegerbtem Preßkuchen sind folgende:
60,3 und 60,2% bei Trockenmaterialien, 62,3 und 62,4% bei organischen Stoffen, 50,6 und 52,5% bei Cellulosematerialien. Es ist somit festzustellen, daß die Anwesenheit des Tannins in keiner Weise die Energieausnutzung, insbesondere der Cellulose der
ao mit dem Futter zugeführten Futterpflanzen (63% der Gesamttrockenmasse) veränderte. Diese Futterpflanzen stellen bekanntlich das Grundfuttermittel bei der Ernährung der Wiederkäuer dar.
a5 B e i s ρ i e 1 24
Die enzymatische Verdaulichkeit »in vitro« der gegerbten und ungegerbten Proteine von Preßkuchen wurde untersucht.
Der Stickstoff eines Erdnußpreßkuchens, der mit 15% Tannin gegerbt ist, wird in vitro zu 93,5 % durch aufeinanderfolgende Einwirkung der proteolytischen Enzyme Pepsin und Trypsin verdaut. Der gleiche Preßkuchen wird nach Behandlung mit Wasser, Trocknung und Mahlung unter den gleichen Be-
dingungen wie beim gegerbten Preßkuchen zu 94% verdaut. Der Stickstoff eines Sojapreßkuchens, der mit 15% Tannin gegerbt ist, wird zu 89,4% durch die proteolytischcn Enzyme verdaut, während der Stickstoff des gleichen, aber mit Wasser behandelten Preßkuchens zu 92,6% verdaut wird. Es ist somit ersichtlich, daß die Anwesenheit des Tannins die Verdaulichkeit der Eiweißstoffe der Preßkuchen durch die proteolytischen Enzyme nicht beeinträchtigt.
Die vorstehenden Beispiele veranschaulichen deutlich die Wirksamkeit des erfindungsgemäßen Gerbverfahrens hinsichtlich des Schutzes der Proteine der Futtermittel gegen den Abbau durch Bakterien im Verdauungstrakt der Tiere.
Die Verwertung der Erfindung kann durch gesetzliche Bestimmungen, insbesondere durch das Futtermittelgesetz, beschränkt sein.

Claims (1)

  1. desaminierende, sehr aktive Mikroflora vorhanden
    Patentansprüche: ist, die dort in Symbiose mit dem Wirt lebt. Sie ist , v , jedoch auch bei Arten mit einfachem Magen (mono-ι. vertahren zur Herstellung eines stickstDff- gastrischen Gattungen) vorhanden, wo die Desaminienaltigen, gegen bakterielle Desaminierung ge- 5 rung durch die Bakterien des Dannkanals erfolgt,
    schützten Futtermittels unter Einsatz eines natür- Bei den Wiederkäuern unterliegt die Nährstoffauslicnen oder synthetischen Gerbstoffes, insbeson- nutzung der verbrauchten stickstoffhaltigen Futterdere von Tannin, dadurch gekennzeich- mittel sehr komplexen Mechanismen im Pansen. Die net, daJiman das Futtermittel mit dem in Men- Mikropopulation bewirkt die mehr oder weniger gen von 3 bis 40 Gewichtsprozent, bezogen auf io starke Desaminierung der Proteine. Es wird diesen das futtermittel, vorliegenden Gerbstoff so lange Bakterien hierbei unmöglich, die Gesamtmenge des in einem wäßrigen Medium umsetzt, bis es prak- · durch ihre eigene Tätigkeit gebildeten Ammoniaks tisch keinen löslichen Stickstoff mehr enthält, und zur Synthese ihrer in den anschließenden Abschnitten dall man anschließend das Reaktionsprodukt bei des Verdauungstraktes verdauten Proteine auszu-I emperaturen von nicht mehr als 80° C bis zu 15 nutzen. Ein sehr wesentlicher Teil, nämlich etwa zwei einer Restfeuchtigkeit von 8 bis JO Gewichts- Dritte) dieser Ammoniakmenge wird durch den Orgaprozent trocknet. nismus im Urin ausgeschieden, wodurch ein Verlust an 2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch ge- Nährstickstoff eintritt, der je nach Art der stickstoffkennzeichnet, daß man den Gerbstoff in Mengen hakigen Futtermittel 40 bis 80% erreichen kann. Ein von 9 bis 15 Gewichtsprozent, bezogen auf das 20 solcher Verlust ist der Ausnutzung der Proteine, d. h. Futtermittel, einsetzt. dem Wachstum und der Vieherzeugung in jedem
    Falle abträglich.
    Die Fähigkeit von stickstoffhaltigen Futtermitteln,
    durch Bakterien desaminiert zu werden, ist eng mit
    25 ihren physikalisch-chemischen Eigenschaften und insbesondere mit ihren Löslichkeitsgrad verbunden. Die auffälligsten Beispiele hierfür sind das Casein, das
    Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herste!- vollständig löslich und daher fast vollständig abgelung eines stickstoffhaltigen Futtermittels pflanzlichen baut wird, und im Gegensatz dazu die getrockneten oder tierischen Ursprungs für die tierische Ernährung, 30 Brennereihefen, deren völlig unlöslicher Stickstoff die durch die Flora des Verdauungstraktes nicht mehr kein Ammoniak im Pansen von Wiederkäuern bildet, teilweise oder vollständig zu Ammoniak abgebaut Die Härtung der Proteine durch eine intwiisive w'rü>· Wärmebehandlung stellt ein nur ungenügendes Schutz-Der Ausdruck »stickstoffhaltiges Futtermittel« mittel gegen die Desaminierung dar. Außerdem hat schließt lösliche und unlösliche, native und de- 35 sie den großen Nachteil, daß sie die Verdaulichkeit naturierte Proteine, sämtliche Polypeptide, Amino- der Proteine verringert und eine Zerstörung und säuren, Amide und ganz allgemein alle natürlichen wesentliche Verringerung der biologischen Verfügoder synthetischen Verbindungen ein, die beim barkeit der essentiellen Aminosäuren verursacht,
    chemischen oder enzymatischen Abbau der Proteine Die Lösung der Aufgabe der Erfindung ist ein Verauftreten. Als Beispiele dieser stickstoffhaltigen 40 fahren zur Herstellung eines stickstoffhaltigen, gegen Futtermittel können Ölkuchen, Mehle oder Agglo- bakterielle Desaminierung geschützten Futtermittels merate von Getreide und Futterpflanzen, Blut-, unter Einsatz eines natürlichen oder synthetischen Fleisch- oder Fischmehl, Caseine, Harnstoff, natür- Gerbstoffes, insbesondere von Tannin, das dadurch liehe und synthetische Aminosäuren und sämtliche gekennzeichnet ist, daß man das Futtermittel, mit stickstoffhaltigen Stoffe, die für die tierische Ernäh- 45 dem in Mengen von 3 bis 40 Gewichtsprozent, bezorung brauchbar sind und dem Abbau durch die Bak- gen auf das Futtermittel, vorliegenden Gerbstoff so tcricn des Verdauungstraktes insbesondere zu Am- lange in einem wäßrigen Medium umsetzt, bis es moniak unterliegen, genannt werden. Geeignet sind praktisch keinen löslichen Stickstoff mehr enthält, somit Milchpulver, Milchcasein, Fischpreßwasser, und daß man anschließend das Reaktionsprodukt bei Fischhydrolysatc und -autolysate, Fischmehl von bei- 50 Temperaturen von nicht mehr als 80° C bis zu einer spiclsweise Thunfisch, Sardinen, Walfisch oder Hering, Reslfeuchtigkeit von 8 bis 10 Gewichtsprozent Mehl von Geflügclfedern, gemahlene Abfälle von trocknet.
    geschlachtetem Geflügel, Blutmehl, Fleischmehl, vcr- Bevorzugt setzt man den Gerbstoff in Mengen schiedcne Gclatinesorten, getrocknete Lactalbumine, von 9 bis 15 Gewichtsprozent, bezogen auf das Futter-Magermilch, gemahlene Futterpflanzen, Preßkuchen 55 mittel, ein.
    von Isrdnuü, Leinsaat, Raps, Mohn, Kokusnuß, Es ist zwar bereits bekannt, in Futtermitteln
    Sesamsaat, Sojabohnen, Lackmus, Bierhefe, Mais- Tanninc zu verwenden. So beschreibt die USA.-Patent-
    klcbcr, Torulahefc, Milchhefe oder Backhefe. schrift 2 564 106 als Antioxydans dienende Gemische,
    Durch die Erfindung wird die Aufgabe gelöst, diese die für die Einarbeitung in Futtermittel vorgesehen
    stickstoffhaltigen loillermiltcl gegen den Abbau durch 60 sind und im wesentlichen aus synergistischen Ge-
    üaktcricn im Verdauungstrakt von Tieren, also die mischen von /f-subslituicrtcr Mercaptopropionsäurc
    bakterielle Desaminierung, zu schützen. mit Antioxydanlien bestehen, von denen die Tanninc
    Diese bakterielle [,'■ "^«niinierung, die der Aus- genannt sind. Für den dort genannten ganz speziellen
    nutzung der Nährstoffe in den stickstoffhaltigen Zweck wird das Aiitioxydansgemisdi in sehr gerin-
    Fultcrniiücln ublrüglich ist, zeigt sich insbesondere 65 gen Mengen von nicht mehr als 1 Gewichtsprozent
    bei Wiederkäuern und ganz allgemein allen poly- verwendet.
    gaslischeii Tieren und ist darauf zurückzuführen, daß Die französische Palenlsdirifl '. 110 038 beschreibt
    in einem der Mägen, dem Pansen, eine reichliche ebenfalls komplexe Aiilioxydantien, für die Behänd-

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