DE1548537B2 - Nordsuchender kreisel mit stark gedaempften einschwingverhalten - Google Patents
Nordsuchender kreisel mit stark gedaempften einschwingverhaltenInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf einen nordsuchenden Kreisel mit zwei Freiheitsgraden, ähnlich einem Wendekreisel,
enthaltend einen den Kreiselrotor aufnehmenden Rahmen, der senkrecht zur Rotorachse um eine
normalerweise lotrechte Achse drehbar in einem Gehäuse gelagert ist, das seinerseits um eine möglichst
genau lotrechte Achse drehbar in einem Gestell gelagert ist und mittels einer Servoeinrichtung, die
einen Winkelabgriff zwischen dem Gehäuse und dem Rahmen zur Erzeugung eines von dessen relativen
Auslenkung abhängigen Signals, einen Verstärker und einen Stellantrieb aufweist, im Sinne einer Verringerung
der relativen Auslenkung des Rahmens mit optimal einstellbarer Dämpfung nachgeführt wird.
Ein bekannter nordsuchender Kreisel umfaßt einen hochempfindlichen Wendekreisel, der so angeordnet
ist, daß er die Horizontalkomponente der Erddrehgeschwindigkeit mißt und dabei von einem Stellantrieb
so lange nachgedreht wird, bis der Vektor dieser wirksamen Komponente der Erddrehgeschwindigkeit
mit dem Drallvektor des Kreisels zusammenfallt. Der Stellantrieb ist in einer Servoeinrichtung
enthalten, welche außerdem einen Winkelabgriff (zwischen Kreiselrahmen und dem Nachführgehäuse),
einen elektronischen Verstärker und ein Getriebe umfaßt und ein integrierendes Verhalten hat. Die
Winkelstellung der Ausgangsachse des Getriebes repräsentiert das Integral des vom Abgriff sensierten
Winkels über der Zeit.
Es empfiehlt sich, die regeltechnische Verknüpfung der einzelnen Teile des bekannten nordsuchenden
Kreisels in einem Blockschaltbild darzustellen, bei dem die Inschriften der einzelnen Blöcke nach der
Laplace-Transformation im Frequenzbereich dargestellte Ubergangsfunktionen sind, »s« ist die komplexe
Veränderliche (Laplace-Operator). Für jeden Block gilt, daß das Produkt aus Eingangsgröße und
Blockinschrift gleich der Ausgangsgröße ist. Ferner enthält ein solches Blockschaltbild Summationspunkte
und Verzweigungspunkte. Die Summationspunkte sind als kleine Kreise dargestellt. Für sie gilt, daß die
Summe der zufließenden Signale unter Berücksichtigung der Vorzeichen gleich der Summe der abfließenden
Signale ist. Die Verzweigungspunkte sind kleinere, ausgefüllte Punkte, und über sie fließt dasselbe
Signal zu mehreren Stellen weiter.
Zur Erläuterung des früheren Vorschlages, auf dem die Erfindung aufbaut, wird vorweg verwiesen auf
Fig. 1, die das Blockschaltbild eines luftgelagerten
nordsuchenden Kreisels darstellt und auf
Fig. 2, welche die im Blockschaltbild verwendeten Winkeldefinitionen veranschaulicht.
In F i g. 2 bedeutet N die geographische Nordrichtung. Die Rotorachse (Richtung des Drallvektors)
ist mit 1 und die Nordmarke des Gehäuses (Gehäusebezugsrichtung) mit 2 bezeichnet. Letztere
ist in der sogenannten Nullstellung zur Rotorachse parallel, üblicherweise liefert der schon erwähnte
Winkelabgriff in dieser Stellung keine Spannung. Zu Beginn des Nordsuchvorganges bilden Rotorachse
und Nordmarke entsprechend der zufälligen gestrichelt angedeuteten Anfangsorientierung des Gerätes
die Winkel ß0 und γ0 mit der Nordrichtung. Die
Festlegung dieser beiden Winkel und der Anfangsauslenkung a0 des Rahmens gegenüber dem Gehäuse
ist so getroffen, daß gilt: O0 = γο — βο. Die augenblickliche
Stellung β und γ von Rotorachse und Nordmarke während des Einlaufes in die Nordrichtung
wird von der Ausgangsstellung zur Nordrichtung hin gemessen. Entsprechend sind auch die Geschwindigkeiten
und Beschleunigungen gerichtet. Die augenblickliche Auslenkung des Rahmens ist somit
« = Yo - ßo - Y + ß-
Bei der Aufstellung des Blockschaltbildes wird davon ausgegangen, daß die Ausgangsachse des verwendeten
Wendekreisels, d. h. die Drehachse des Rahmens, praktisch reibungsfrei ist. Dies wird durch
eine Gaslagerung des Rahmens im Gehäuse erreicht. Eine von der Auslenkgeschwindigkeit ά abhängige
Dämpfung braucht somit nicht berücksichtigt zu werden. Es wirken vielmehr auf den Rahmen zwei
Momente: das nordtreibende Moment und das Rückstellmoment der Wendekreiselfeder, welche den Rahmen
an das Gehäuse elastisch fesselt und in der Nullstellung ganz entspannt ist. Das nordtreibende Moment
ist Mn χ k(ß0 — ß), wobei in der Konstanten K
der Drall (Impulsmoment des Rotors), die Drehgeschwindigkeit der Erde und die geographische
Breite zusammengefaßt sind. Das Federmoment M,.- = Da mit der Federkonstanten (Steifigkeit D)
ist dem nordtreibenden Moment entgegengerichtet. Beide Momente sind als an der Rotorachse angreifend
in F i g. 2 eingezeichnet. Der Rahmen weist ein Trägheitsmoment Θ um seine Drehachse auf, welches
auch den Rotor, seine Aufhängung usw. umfaßt. Die Servoeinrichtung formt die Auslenkung α des
Rahmens um in eine Drehgeschwindigkeit γ des Gehäuses, wobei das Verstärkungsverhalten des elektronischen
Verstärkers, des Stellantriebes und des Getriebes durch den Verstärkungsfaktor V dargestellt
wird.
Das Blockschaltbild gemäß F i g. 1 veranschau-
licht die mathematischen und physikalischen Zusammenhänge der oben angegebenen Größen des
bekannten nordsuchenden Kreisels.
Der anfangs eingestellte Winkel γ0 ist nun als
Führungsgröße und der Winkel γ als Folgegröße aufzufassen. Das System kommt dann zur Ruhe,
wenn γ gleich y0 geworden ist, womit dann selbstverständlich
einhergeht, daß β gleich ß0 und α gleich
Null ist. Dabei ergibt sich der Frequenzgang F,
1 +
F = — =
Yo
Yo
f)s2
K + D
IO
ι , K + D
]+^v~s
β
W
T7
Bezeichnet man das mit s behaftete Glied des Nenners mit T1 und das mit s2 behaftete Glied ebenfalls
des Nenners mit T2, so stellt der Ausdruck
20
T1
2 \[Y2
eine charakteristische Größe für die Dämpfung des Systems dar, sofern der Ausdruck -^y « -^ ist. Das
aber ist hier gegeben, da V » 1 ist. Wenn diese in der Regeltechnik gebräuchliche Dämpfungskennzahl
D* gleich 1 ist, so bedeutet dies den aperiodisehen Grenzfall. Da man diesen Grenzfall, der durch
die kürzeste Einschwingzeit ohne Uberschwingen charakterisiert ist, beim nordsuchenden Kreisel anstrebt,
ergibt sich die schon in einem früheren Vorschlag erhobene Forderung
V=V =
D + k
2 fWk '
Vap ist die sogenannte aperiodische Verstärkung,
welche man in der Servoschleife vorsehen muß, um kürzeste Einlaufzeit ohne Uberschwingen zu erhalten.
In dem früheren Vorschlag wurde schon erläutert, daß der beschriebene nordsuchende Kreisel unter
anderem wegen der Ansprechschwelle des Stellantriebes nicht genau auf geographisch Nord einläuft.
Man kann zwar die Ansprechschwelle scheinbar verringern und damit die Nordgenauigkeit erhöhen,
wenn man die Verstärkung V erhöht. Diese liegt aber, wie gesagt, wegen der Forderung nach aperiodischem
Einlauf fest. Der frühere Vorschlag lautete daher, man sollte die Verstärkung erst nach Abklingen
des aperiodischen Einlaufes oder gegen Ende dieses Vorganges langsam erhöhen.
Auch die vorliegende Erfindung hat angesichts der einander widersprechenden Forderung für die Verstärkung
V in erster Linie das Ziel, die Nordgenauigkeit zu erhöhen.
Dies wird erfindungsgemäß erreicht durch die Verwendung
des Kreisels selbst zur Bildung einer geschwindigkeitsproportionalen Rückführung nach dem
Kennzeichen des Patentanspruches. Auf diese Weise gelingt es, die Verstärkung von vornherein hoch anzusetzen,
ohne daß das Einlaufverhalten seine als aperiodischer Grenzfall bezeichnete Eigenschaft verliert.
Es ist dem Regeltechniker an sich geläufig, daß man die Vorwärtsverstärkung einer Servoschleife bei
Anordnung einer negativen Rückführung erhöhen kann, ohne dadurch die Gesamtverstärkung zu verändern.
Im vorliegenden Falle würde das bedeuten, daß die von der Servoschleife gelieferte Geschwindigkeit
an den Anfang der Schleife zurückgeführt wird, so wie dies gestrichelt in Fig. 1 eingezeichnet ist.
Diese Rückführung könnte grundsätzlich einen Tachogenerator enthalten, welcher eine geschwindigkeitsproportionale
Spannung liefert. Diese Spannung wäre der Spannung des Winkelabgriffs entgegenzuschalten.
Praktisch scheidet diese Lösung aber aus, da eine solche Rückführung hochgenau sein muß, um nicht
ihrerseits wieder Fehler zu verursachen, die größer als der zu verbessernde Nordfehler sind. Es lassen
sich angesichts der in der Nähe von Nord auftretenden kleinen Stellgeschwindigkeiten geeignete Tachogeneratoren
nicht mit vernünftigem Aufwand herstellen.
Die Erfindung läßt daher die Nachdrehgeschwindigkeit auf den Wendekreisel selbst wirken und
erzeugt dadurch ein Moment, welches dem nordtreibenden Moment entgegenwirkt.
Die Rückführungswirkung ergibt sich erfindungsgemäß dadurch, daß die Drehachse des Rahmens
gegenüber der Drehachse des Gehäuses um einen festen Achsenfluchtwinkel entgegen dem Drehsinn
des Kreiselrotors möglichst in der bei Nullstellung des Rahmens zur Rotorachse senkrechten Ebene
geneigt ist und daß entsprechend dem durch den Achsenfluchtwinkel erzeugten Gegenmoment, das der
Nachführgeschwindigkeit des Gehäuses proportional ist, die Verstärkung in der Servoeinrichtung einstellbar
ist.
In der USA.-Patentschrift 1 850 982 wird ein Kreiselkompaß beschrieben, bei welchem mit Hilfe einer
Achsneigung ein gedämpfter Einlauf der Spinachse des Kreisels in die Nord-Süd-Richtung bewirkt wird.
Dort ist bei einem Kreiselkompaß nach Foucault mit drei Freiheitsgraden, Bandaufhängung und Nachführkreis
die normalerweise horizontale Achse des ersten Rahmens gegenüber der Horizontalen um einen
Winkel geneigt angeordnet. Es handelt sich dabei nicht um einen im Sinne der Erfindung definierten
Achsenfluchtwinkel, welcher wie nachfolgend beschrieben zwischen zwei normalerweise fluchtenden
Achsen eines nordsuchenden Kreisels liegt. In der genannten Patentschrift wird auf Grund der Achsneigung
eine Schaltvorrichtung nicht nur durch die Momentanstellung des zweiten Rahmens, sondern
auch durch die des ersten Rahmens betätigt. Dies steht im Gegensatz zur Messung der Nachdrehgeschwindigkeit
des Gehäuses bei dem erfindungsgemäßen nordsuchenden Kreisel. Somit stellt die für eine andere Kreiselart beschriebene Lösung keine
Anregung in Richtung der vorliegenden Erfindung dar, zumal die Dämpfung durch eine völlig andere
Wirkungsweise erzeugt wird.
Zur Erläuterung der Erfindung dienen die folgenden Figuren, von denen
F i g. 3 das erfindungsgemäß erweiterte Blockschaltbild darstellt,
F i g. 4 eine schematische räumliche Darstellung des nordsuchenden Kreisels und
F i g. 5 ein unmittelbar auf F i g. 4 bezügliches räumliches Vektorschaubild wiedergibt.
F i g. 6 zeigt eine zweite Antriebsart für das Gehäuse.
Das Blockschaltbild gemäß F i g. 3 unterscheidet
sich gegenüber demjenigen von F i g. 1 nur durch den erfindungsgemäßen Rückführzweig, welcher einen
mit A beschrifteten Block enthält. Es genügt zunächst, sich vorzustellen, daß die aus diesem Block
austretende Größe ein Moment ist, welches zu γ proportional
ist. Aus dem Blockschaltbild läßt sich die folgende Gleichung ablesen:
\k{ß - ßo) + Da
Der Frequenzgang lautet
Der Frequenzgang lautet
Θ.2
1 +
1 ,
k + D + AV
kV
Θ
VK
IO
15
Die Dämpfung ist in diesem Fall
k+D+AV
k+D+AV
D* =
2V f0k
sofern
Θ_
T
T
Somit ist es möglich, die Dämpfung unabhängig von der Verstärkung mit der Rückführung A zu
vergrößern.
Daraus ergibt sich die aperiodische Verstärkung für D* = 1
35 k
ap
Hier hat man die Möglichkeit, Vap beliebig groß
zu machen, wenn man nur die Rückführung A entsprechend groß wählt.
Sind die beiden Drehachsen so gegeneinander geneigt, daß sie nicht in der genannten Ebene liegen,
so kann immer noch die angestrebte Dämpfungswirkung eintreten, sofern nur wenigstens der Drehsinn
obiger Forderung entspricht. Alle Möglichkeiten einer Verwirklichung der Erfindung sind jedoch
erfaßt in der stets gültigen Forderung, daß Rahmen- und Gehäuseachse so gegeneinander geneigt sein
sollen, daß es eine Komponente der Nachführgeschwindigkeit gibt, die der auf den Kreisel wirksamen
Komponente der Erddrehgeschwindigkeit entgegengerichtet ist.
Der Stellantrieb zur Nachstellung des Gehäuses kann vorteilhaft als integrierend wirkender Servomotor
ausgebildet werden. Weiterhin kann auch ein proportional wirkendes Stellglied beispielsweise ein
Zug- oder Drehmagnet mit Federfesselung verwendet werden. Dieser Fall ist interessant für nordsuchende
Geräte, bei denen eine Vornordung vorgenommen wird und die daher innerhalb eines kleinen Winkelbereiches
arbeiten. Zur Vornordung erhält das Gestell eine aus den Figuren nicht ersichtliche, durch
Gestellmarken festgelegte Bezugseinrichtung, welche in der Nullstellung mit der Gehäusebezugsachse
parallel ist. Mit dieser Gestellmarke wird das Gestell zunächst grob nach Nord ausgerichtet, wobei die an-.
nähernde Nordrichtung beispielsweise von einem Magnetkompaß stammen kann. Das System mit proportionaler
Nachstellung hat den Vorteil, daß es praktisch ohne Ansprechschwelle arbeitet und damit
eine höhere Nordgenauigkeit hat.
Als andere Weiterbildung der Erfindung wird vorgeschlagen, zur Nachstellung des Gehäuses als Stellantrieb
ein doppelt integrierendes Stellglied, z. B. einen rundum wirkenden Drehmomentenerzeuger, zu
verwenden. Ein solches System ist zwar theoretisch instabil, es läßt sich aber nachweisen, daß bei Vorhandensein
des erfindungsgemäßen Achsenfluchtwinkels infolge der Reibung, die stets zwischen Gehäuse
und Gestell an den Zapfenlagern auftritt, das System praktisch stabil ist.
Weiter ist darauf hinzuweisen, daß die Federkonstante D des Wendekreisels bei entsprechender Bemessung
des Achsenfluchtwinkels auch gleich Null sein darf, ohne daß dadurch die aperiodische Dämpfung
verlorengeht. Die Wendekreiselfedern sind also ganz entbehrlich. Damit wird ein ganz wesentlicher
Unterschied zum bisher bekannten nordsuchenden Kreisel ohne Achsenfluchtwinkel deutlich.
Endlich ergeben sich bezüglich der Forderung nach erschütterungsfreier Aufstellung des nordsuchenden
Kreisels während des Nordsuchvorganges neue Perspektiven. Stets stellen Schwingungen eines Fahrzeuges,
das einen nordsuchenden Kreisel enthält, Winkelgeschwindigkeiten für diesen dar mit der
Folge, daß Nord nur ungenau gefunden werden kann. Die Wirkung dieser Fahrzeugschwingungen ist um
so größer, je niedriger die Frequenz und je größer die Amplitude und damit die Störwinkelgeschwindigkeit
ist. Wenn es gelingt, die Dämpfung des nordsuchenden Kreisels zu erhöhen, dann wird der Nordfehler trotz der Fahrzeuggeschwindigkeit geringer.
Bisher war es nur möglich, durch Erniedrigung des Verstärkungsfaktors V die Dämpfung zu erhöhen,
was wegen einer damit einhergehenden Vergrößerung des Nordfehlers infolge der Ansprechschwelle ausgeschlossen
war. Erfindungsgemäß kann jedoch die Verstärkung entsprechend der erforderlichen Nordgenauigkeit
zuvor festgelegt werden und hernach kann man unabhängig von der Verstärkung durch
Vergrößerung des Achsenfluchtwinkels die Dämpfung erhöhen. Somit können — wenn auch auf
Kosten einer Verlängerung des Nordsuchvorganges — Störwinkelgeschwindigkeiten niedrigerer Frequenz
als bisher zugelassen werden.
In F i g. 4 ist als Ausfuhrungsbeispiel ein nordsuchender
Kreisel dargestellt, dessen Gehäuse 3 rechteckig gezeichnet ist. Das Gehäuse 3 ist in einem
fahrzeugfesten, horizontalen, nur durch Bruchstücke angedeuteten Gestell 4 mittels zweier Zapfen 3a
und 3 b um die lotrecht stehende Gehäuseachse 5 drehbar gelagert, über Zahnräder 6 und 7 wird das
Gehäuse3 von einemam Gestell befestigten Stellantrieb, welcher als Servomotor 8 ausgebildet ist, angetrieben.
Am Gehäuse ist an Stelle der üblichen Kompaßrose zur Vereinfachung eine Pfeilmarke 9 vorgesehen.
Diese definiert die Gehäusebezugsachse 2 und weist in eingelaufenem Zustand nach geographisch Nord.
Der Kreiselrotor 10, dessen Achse mit 1 und dessen Drehrichtung durch einen Pfeil 11 angedeutet ist,
läuft in einem Rahmen 12, dessen Achse 13 um den gerichteten Achsenfluchtwinkel <5 gegenüber der Gehäuseachse
5 geneigt ist. Bei ruhendem Kreisel nimmt der Rahmen 12 normalerweise die gestrichelt angedeu-
tete Nullstellung 14 ein. Dabei steht die Rotorachse 1 parallel zur Achse 2. Der Winkel α ist also Null. In
dieser Stellung wird der Rahmen durch zwei Zugfedern 15 und 16 gehalten. Die geographische Nordrichtung
ist durch einen Pfeil 17 angedeutet. Infolge des beim Rotieren des Rotors auf den Rahmen 12
wirkenden nordtreibenden Momentes entsteht die gezeichnete Auslenkung des Rahmens um seine Achse
13, welche durch den zweiteiligen Winkelabgriff 18 erfaßt und über einen Verstärker 19 dem Servomotor 8
zugeführt wird.
An Hand von F i g. 5 werden die auf den Kreisel wirksamen, d. h. die sowohl zur Rotorachse 1 als
auch zur Rahmenachse 13 senkrechten Geschwindigkeitskomponenten einzeln hergeleitet. Die Perspektive
der Darstellung ist dieselbe wie bei F i g. 4.
Die Drehachse des Gehäuses ist wieder mit 5 und die dazu senkrechte Gehäusebezugsachse mit 2 bezeichnet
und vom Zentrum der Darstellung ausgehend aufgetragen. Dreht sich das Gehäuse um die Achse 5,
so beschreibt die Gehäusebezugsachse 2 eine Ebene 21, während der Drallvektor 20 bei Drehung des Rahmens
um die Achse 13 eine Ebene 22 beschreibt.
Im wesentlichen wird der Kreisel beeinflußt von zwei als Vektor dargestellten Geschwindigkeiten,
nämlich von der Horizontalkomponente ω cos φ der
Erddrehgeschwindigkeit und von der Drehgeschwindigkeit γ des Gehäuses, welch letzteres in Richtung
der Gehäuseachse 5 liegt. In der Ebene 21 ist zunächst der Vektor w cos φ zu zerlegen in eine Komponente
(υ COS φ COS (γ0 — γ)
in Richtung der Achse 2 und in eine Komponente
(o cos φ sin (>'O — γ)
senkrecht dazu.
senkrecht dazu.
35 ω cos φ cos (γ0 — γ) wird nun in der Ebene 22 zerlegt
in eine Komponente in Richtung der Drallachse, welche unwirksam ist, und in eine zur Drallachse
senkrechte Komponente,
K1 · ω COS φ sin (γ0 — γ)
kann man zerlegen in eine Komponente parallel zur Rahmenachse 13, welche folglich auf den Kreisel unwirksam
ist, und in eine Komponente
ω COS φ sin (γ0 — γ) COS δ,
welche in der Ebene 22 liegt. Diese Komponente wird nun parallel zu sich selbst in die Mittelachse der
Ebene 22 verschoben und dann wiederum zerlegt in eine Komponente in Richtung der Drallachse, welche
unwirksam ist, und in eine Komponente K2 senkrecht
zur Drallachse. Endlich ist die Gehäusegeschwindigkeit γ zu zerlegen in eine Komponente in Richtung
der Rahmenachse, welche wiederum unwirksam ist, und in eine dazu senkrechte Komponente γ sin δ.
Diese wird in eine zur Drallachse parallele unwirksame Komponente und in eine auf der Drallachse
senkrecht stehende Komponente K3 zerlegt.
Damit ergeben sich die folgenden vom Kreisel sensierten Winkelgeschwindigkeiten
= ω COS φ Sin (γ0 — γ) COS δ COS α
— ω COS φ COS (γ0 — γ) sin α — γ sin δ COS α .
Da der Achsenfluchtwinkel δ erfindungsgemäß nur wenige Winkelminuten, ζ. Β. 2 Minuten, beträgt, kann
mit cos is; 1 und sin <5 « δ weiter vereinfacht werden:
(ο cos φ sin {(>Ό
cosy sin(}'o
cosy sin(}'o
(D
K0 — γ) COS α - COS (γ0 -—
α) — γ δ COS α ) sm a} — γδ COS α
ι cos ψ sin (β0 — β) — γ δ cos u.
Wendet man dieselbe Vereinfachung auch für cos a (bei einem praktisch ausgeführten Gerät beträgt
α ζ. B. 2°) und Tür sin (ß0 — ß) an, so ergibt sich
(ok = ω COS φ (ß0 — β) — γ δ .
Multipliziert mit dem Drall H, ergibt sich so ein neues an der Rahmenachse 13 wirksames Gesamtmoment.
Es gilt die Gleichung
H (O COS ψ (ß0 - ß) - // δ γ -Da = θ S2 β .
Setzt man Hw cosy = /c, so entspricht diese Gleichung
genau der an Hand des erweiterten Blockschaltbildes gemäß F i g. 3 abgeleiteten Gleichung für ß,
und man stellt fest, daß das Produkt H δ aus Drall und Achsenfluchtwinkel an der Stelle der Rückführungsgröße
A steht.
Damit ist bewiesen, daß die in den F i g. 4 und 5 dargestellte Neigung der Rahmenachse gegenüber der
Gehäuseachse die gewünschte Rückführungswirkung erzeugt. Diese Wirkung hängt linear ab vom Achsen-ίΐ
uchtwinkel δ.
Ist im Gegensatz zu F i g. 5 die Neigung der beiden in Rede stehenden Achsen so, daß die Achse 13 aus
der angedeuteten Gehäuseebene 23 herausfällt, so entsteht ein von sin « abhängiger Anteil der Rückführ-•zröße,
was den Einlaufvorgang unsymmetrisch bezüglich der Nordrichtung gestaltet, d. h., der Einlauf wird
von der einen Seite her schneller als von der anderen Seite her. Liegt schließlich das obere Ende der gezeichneten
Rahmenachse 13 jenseits der Linie 24, einer Parallelen zur Gehäusebezugsachse, so stimmt die
aufgestellte Forderung für den Winkelsinn des Achsenfluchtwinkels δ nicht mehr. Die Rückführung wirkt
dann im Sinne einer Mitkopplung und verursacht Uberschwingen.
Will man exakt sein, so ist außerdem noch die Vertikalkomponente ω sin q>
der Erddrehung zu beachten.
Da sie in der gleichen Richtung wirkt wie γ, ist
leicht einzusehen, daß davon die Komponente
K4. = ω sin ψ sin δ cos α
auf den Kreisel wirksam ist. Der Winkel α, der wie schon erwähnt, normalerweise auf 2° begrenzt ist,
läßt die Näherung cos«« 1 zu. Damit ist die Komponente K4 eine konstant auf den Kreisel wirkende
Komponente. Sie bewirkt einen konstanten Nordfehler des Gerätes, der hier in der Größenordnung
von r5, also etwa bei 2 Bogenminuten, liegt. Ein konstanter Fehler aber läßt sich in die Eichung einbeziehen.
Die Wirkung dieser Komponente K4. auf
den Einlauf ist vernachlässigbar klein.
209 546/104
In Fig. 6 ist in einer Ausbildung der Erfindung der Stellantrieb als Drehmomentgeber schematisch
aufgezeichnet. Sein Gehäuse 25 ist mit dem Gestell 4 fest verbunden, während der Rotor 26 am Achszapfen
3 a des Gehäuses sitzt. Besondere Bedeutung hat diese Weiterbildung der Erfindung für einen schon
früher vorgeschlagenen sogenannten Kippkreisel, das ist ein Kreisel, welcher in einem ersten Betriebsmode
10
die Nordrichtung aufsucht, dessen Rahmen dann 90° um die Spinachse gekippt wird und der in diesem
zweiten Betriebsmode als Kurskreisel funktioniert. Für den Kurskreiselmode dieses Gerätes mußte ohnehin
zur Aufrichtung ein rundum wirkender Drehmomenterzeuger vorgesehen sein. Dieser kann nun
ohne weitere Änderung im Nordsuchmode zur Nachführung verwendet werden.
Hierzu 1 Blatt Zeichnungen
Claims (1)
- Patentanspruch:Nordsuchender Kreisel mit zwei Freiheitsgraden, ähnlich einem Wendekreisel, enthaltend einen den Kreiselrotor aufnehmenden Rahmen, der senkrecht zur Rotorachse um eine normalerweise lotrechte Achse drehbar in einem Gehäuse gelagert ist, das seinerseits um eine möglichst genau lotrechte Achse drehbar in einem Gestell gelagert ist und mittels einer Servoeinrichtung, die einen Winkelabgriff zwischen dem Gehäuse und dem Rahmen zur Erzeugung eines von dessen relativen Auslenkung abhängigen Signals, einen Verstärker und einen Stellantrieb aufweist, im Sinne einer Verringerung der relativen Auslenkung des Rahmens mit optimal einstellbarer Dämpfung nachgeführt wird, dadurch gekennzeichnet, daß die Drehachse (13) des Rahmens (12) gegenüber der Drehachse (5) des Gehäuses (3) um einen festen Achsenfluchtwinkel ((5) entgegen dem Drehsinn des Kreiselrotors (10) möglichst in der bei Nullstellung (14) des Rahmens (12) zur Rotorachse (1) senkrechten Ebene geneigt ist und daß entsprechend dem durch den Achsenfluchtwinkel erzeugten Gegenmoment, das der Nachführgeschwindigkeit des Gehäuses (3) proportional ist, die Verstärkung in der Servoeinrichtung einstellbar ist.30
Applications Claiming Priority (2)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DET0031655 | 1966-07-22 | ||
DET0031655 | 1966-07-22 |
Publications (3)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE1548537A1 DE1548537A1 (de) | 1969-10-30 |
DE1548537B2 true DE1548537B2 (de) | 1972-11-09 |
DE1548537C DE1548537C (de) | 1973-05-30 |
Family
ID=
Also Published As
Publication number | Publication date |
---|---|
GB1196425A (en) | 1970-06-24 |
US3518771A (en) | 1970-07-07 |
DE1548537A1 (de) | 1969-10-30 |
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Legal Events
Date | Code | Title | Description |
---|---|---|---|
SH | Request for examination between 03.10.1968 and 22.04.1971 | ||
C3 | Grant after two publication steps (3rd publication) | ||
E77 | Valid patent as to the heymanns-index 1977 | ||
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