DE1458811B1 - Verfahren zur Herstellung von kohlenstoffarmen Staehlen - Google Patents
Verfahren zur Herstellung von kohlenstoffarmen StaehlenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung
von kohlenstoff armen Stählen, wobei die Stahlschmelze in einem beliebigen Frischgefäß wie SM- und
Elektro-Öfen sowie Wind- und Sauerstoffkonvertern erschmolzen und einer Vakuumbehandlung zur Verringerung
des am Ende der Schmelze vorliegenden Kohlenstoffgehaltes unterzogen wird.
Es ist in der Fachwelt grundsätzlich bekannt, daß die Vakuumbehandlung von Stahlschmelzen sowohl
zur Entgasung als auch zur Entkohlung dienen kann. Die Entkohlung erfolgt über die Gasphase durch
CO-Bildung, wobei angenommen wird, daß sie bis zur Einstellung eines Gleichgewichtes durch Störung des
C · O-Produktes, z. B. durch Zuführen von Sauerstoff
und/oder Erniedrigung des Vakuums, gehen kann.
Diese theoretischen Grundlagen sind beispielsweise beschrieben in »Stahl und Eisen«, 1956, S. 1721 bis
1723. Dort ist auf die bekannte Tatsache hingewiesen, daß die Reaktion Qj-O = CO druckabhängig ist,
wobei nach dem Massenwirkungsgesetz das Produkt C · O dem Partialdruck des Kohlenmonoxyds in der
Gasphase direkt proportional ist. Nach den bildlichen Darstellungen dieser theoretischen Verhältnisse auf der
S. 1722 entsteht der Eindruck, daß eine Kohlenstoffentfernung bis auf praktisch Null allein durch Druckerniedrigung
möglich sein müßte. Das hat sich jedoch in der Praxis der technischen Verfahren als nicht zutreffend
erwiesen. Es ergeben sich vielmehr in der Praxis Grenzen für die Erniedrigung des Kohlenstoffgehaltes
bei der Entkohlung mittels der neuzeitlich angewendeten Vakuumbehandlungsverfahren für Stähle,
die in ohne Vakuum arbeitenden Frischgefäßen erschmolzen sind. Wenn in Veröffentlichungen über die
Vakuumentkohlung, wie z. B. den französischen Patentschriften 1 238 058 und 1 240 385, angegeben
ist, daß Stähle mit Kohlenstoffgehalten von unter 0,05% hergestellt werden können, so reicht aber die
praktische Durchführbarkeit dieses Verfahrens nicht aus für Kohlenstoff gehalte, die wesentlich unter 0,02 %
liegen. Insbesondere ist die Planmäßigkeit und Häufigkeit solcher niedrigen Kohlenstoffwerte nicht gesichert.
Diese Tatsachen ergeben sich auch aus der nachveröffentlichten Dissertation von Dipl.-Ing. Joachim
Oberländer, »Die vakuummetallurgische Entkohlung von Stahlschmelzen«, Berlin, 1968.
Der Erfindung liegt nun die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zu entwickeln zur Herstellung von kohlenstoffarmen
Stählen mit unter 0,0080%, vorzugsweise unter 0,0050%, Kohlenstoff, wobei die Stahlschmelze
in einem beliebigen Frischgefäß wie SM- und Elektro-Öfen sowie Wind- oder Sauerstoffkonvertern, auf
Kohlenstoffgehalte in der Größenordnung von 0,03 bis 0,12%, vorzugsweise 0,03 bis 0,06%, eingestellt wird.
Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, daß die an Sauerstoff angereicherte Stahlschmelze unmittelbar in
die Abstichentgasungspfanne und danach aus der Abstichentgasungspfanne im Gießstrahl erneut vakuumbehandelt
wird.
Unter Abstichentgasung wird dabei eine Gießstrahlentgasung verstanden, bei der Stahl unmittelbar aus
dem Frischgefäß in das Vakuum einläuft.
Bei der erneuten Vakuumbehandlung werden zweckmäßig die Zuschläge in das Schmelzbad eingeführt.
Es kann sich dabei um Desoxydations- oder Denitriermittel handeln, aber auch um die gegebenenfalls benötigten
Legierungselemente, insbesondere das Silizium und/oder Aluminium, welches zur Herstellung von
Dynamo- oder Transformatorenstählen benötigt wird.
Es empfiehlt sich, mit der Zugabe dieser Mittel so lange zu warten, bis die eintretende Nachentkohlung in
der Zwischenbehandlung vollendet ist. Bei dieser Nachentkohlung wird zweckmäßig im Vakuumraum
ein Sauerstoff-Teildruck von einigen Torr aufrechterhalten, durch laufende Zugabe von Sauerstoff oder
diesen abspaltende, insbesondere gasförmige Mittel, wie CO2.
Für die Erzeugung des Vakuums wird zweckmäßig eine Pumpenkombination benutzt, die aus einer
Roots-Pumpe und Kolbenpumpen besteht. Eine solche Kombination ist in der Lage, den erforderlichen Unterdruck
in kürzester Zeit durchzuführen.
Eine Charge wurde in der Qualität »5 Si 11 + al« in einem 50-t-Elektroofen erschmolzen. Gefordert war
folgende Analyse:
C | Si | Mn | P | S | Cr | Ni | Cu | Al |
0,0050% max. |
2,80% 3,20% |
0,15% 0,25% |
0,025% max. |
0,020% max. |
0,15% max. |
0,10% max. |
0,15% max. |
0,15% 0,25% |
Dabei wurde die Charge in üblicher Weise im Elektroofen eingeschmolzen, auf 0,0280 % C gefrischt
und anschließend in der Abstichentgasung vakuumbehandelt. Nach dieser Behandlung ergab sich ein
C-Gehalt von 0,0070% im Stahl. Anschließend wurde die Pfanne auf ein Vakuumgefäß luftdicht aufgesetzt
und die Schmelze zum zweiten Male entgast. Während der Entgasung wurden 1,600 kg Si-Metall und etwa
120 kg Aluminium zugegeben.
Nach der Entgasung ergab sich dann folgende Analyse:
C | Si | Mn | P | S | Cr | Ni | Cu | Al |
0,0036% | 3,06% | 0,19% | 0,010% | 0,015% | 0,02% | 0,04% | 0,05% | 0,13% |
Es wurden vier Blöcke von je 11,51 im Unterguß gegossen
und verwalzt. Beim Walzen traten keinerlei Schwierigkeiten auf.
Nachgebrachtes Beispiel 2
Eine weitere Charge von rund 50 t der Qualität »Dynamo 50« mit der Soll-Analyse
Eine weitere Charge von rund 50 t der Qualität »Dynamo 50« mit der Soll-Analyse
C | Si | Mn | P und S | Cr | Ni | Cu |
0,005 % max. |
2,40- 2,80% |
0,20- 0,30% |
0,035% max. |
0,10% max. |
0,10% max. |
0,15% max. |
wurde im Elektroofen aus Kalteinsatz eingeschmolzen. Während der Einschmelz- und Frischperiode wurde
mit üblicher Unterbrechung technischer Sauerstoff in gasförmigem Zustand eingeblasen. Der Kohlenstoffgehalt
betrug in der Einlaufprobe 0,36% und in der Fertigprobe 0,025%. Die Schmelze wurde daraufhin
in eine als Vakuumgefäß ausgebildete Abstichpfanne ao abgestochen. Nach dieser Behandlung ergab sich ein
Kohlenstoffgehalt von 0,005% im Stahl. Anschließend wurde die Pfanne auf ein Gießstrahlentgasungsgefäß
luftdicht aufgesetzt und die Schmelze zum zweiten Mal entgast. Während der Entgasung wurden 1,380 kg
Siliziummetall zugegeben. Nach der Entgasung ergab sich dann folgende Analyse:
C | Si | Mn | P | S | Cr | Ni | Cu | Al |
0,0040% | 2,28% | 0,09% | 0,009% | 0,020% | 0,02% | 0,02% | 0,04% | 0,003% |
Der Stahl wurde im Oberguß zu 5-t-Blöcken vergössen.
Alle Analysenwerte sind in Gewichtsprozent angegeben.
Das neue Verfahren gestattet es, schon durch metallurgische
Maßnahmen im Großverfahren Stähle mit überaus niedrigen Kohlenstoffgehalten herzustellen.
Die Wirksamkeit dieses Verfahrens dürfte darauf zurückzuführen
sein, daß sich hier ein Einfluß der Gase der aktiven Oberfläche des Stahles und der Oberflächenspannung
auf die Intensität der Entkohlung über die CO-Reaktion auswirkt. Bei der Abstich- und
nachfolgenden Gießstrahlentgasung ist das flüssige Metall offenbar besonders reaktionsfreudig, weil ein
Abhängen der Schmelze vor Beginn des Vakuumverfahrens ausgeschlossen ist.
Es ergeben sich aber auch Vorteile für die nachfolgende Weiterverarbeitung. So ist es z. B. möglich,
die sonst notwendigen, oft tagelangen Glühungen, bei denen nachträglich in irgendwelchen Verarbeitungsstufen
der Kohlenstoffgehalt herabgesetzt werden muß, wegzulassen oder mindestens einzuschränken. Das
trifft insbesondere zu für die eingangs genannten Verwendungszwecke,
bei denen es auf gute Verformbarkeit, insbesondere Tiefziehfähigkeit, oder auch elektrische
oder magnetische Eigenschaften, z. B. geringe Wattverluste und magnetische Alterungsbeständigkeit,
ankommt, insbesondere Transformatoren, Meßgeräte u. dgl., sowie für die Emaillierungs-, insbesondere
Einschichtenemaillierungszwecke.
Claims (4)
1. Verfahren zur Herstellung von kohlenstoffarmen Stählen mit unter 0,0080%, vorzugsweise
unter 0,0050% Kohlenstoff, wobei die Stahlschmelze in einem beliebigen Frischgefäß wie
Siemens-Martin- und Elektro-Öfen sowie Windoder Sauerstoffkonvertern, auf Kohlenstoffgehalte
in der Größenordnung von 0,03 bis 0,12%, vorzugsweise 0,03 bis 0,06%, eingestellt wird, dadurch gekennzeichnet, daß die an
Sauerstoff angereicherte Stahlschmelze unmittelbar in die Abstichentgasungspfanne und danach aus
der Abstichentgasungspfanne im Gießstrahl erneut vakuumbehandelt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß nach der Abstichentgasung vorzugsweise
während der nachfolgenden Gießstrahlentgasung die metallischen Zuschläge, wie Desoxydations-,
Denitrierungs- und Legierungsmittel, zugegeben werden.
3. Anwendung des Verfahrens nach Anspruch 1 oder 2 zur Herstellung von Dynamo- und Transformatorenstählen
mit geringen Wattverlusten und magnetischer Alterungsbeständigkeit.
4. Anwendung des Verfahrens nach Anspruch 1 oder 2 zur Herstellung von Stählen für die Einschichtenemaillierung,
insbesondere mit verbesserter Tiefziehfähigkeit.
Priority Applications (6)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1965B0080054 DE1458811C2 (de) | 1965-01-09 | 1965-01-09 | Verfahren zur Herstellung von kohlen stoffarmen Stahlen |
AT1156265A AT307469B (de) | 1964-12-23 | 1965-12-22 | Verfahren zur Herstellung besonders kohlenstoffarmer Stähle |
GB5446465A GB1136758A (en) | 1964-12-23 | 1965-12-22 | Improvements in the manufacture of low-carbon steel |
LU50135A LU50135A1 (de) | 1964-12-23 | 1965-12-23 | |
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NL6516818A NL6516818A (de) | 1964-12-23 | 1965-12-23 |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1965B0080054 DE1458811C2 (de) | 1965-01-09 | 1965-01-09 | Verfahren zur Herstellung von kohlen stoffarmen Stahlen |
Publications (2)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE1458811B1 true DE1458811B1 (de) | 1970-11-12 |
DE1458811C2 DE1458811C2 (de) | 1971-06-03 |
Family
ID=6980564
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE1965B0080054 Expired DE1458811C2 (de) | 1961-08-26 | 1965-01-09 | Verfahren zur Herstellung von kohlen stoffarmen Stahlen |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE1458811C2 (de) |
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Also Published As
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