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Die Erfindung betrifft ein Milchaustauschfutter zur Aufzucht und Schnellmast
von Kälbern, Ferkeln u. dgl., bestehend aus aufgefetteten und biologisch aufgewerteten
Trockenmilcherzeugnissen.
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Die Vorteile der Verwendung derartiger Milchaustauschfutter sind allgemein
bekannt, so daß hierauf nicht näher eingegangen zu werden braucht.
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Die bekannten Milchaustauschfutter enthalten außer zusätzlich ein-ebrachtem
Fett und Vitaminen auch Eiweiß. Die meisten Milchaustauschfutter besitzen jedoch
den Nachteil, daß sie sehr leicht zu Verdauungsstörungen führen. Beginnend mit Appetitlosigkeit
bei Tieren, setzen Durchfälle ein, die schnell das typische Bild der Kälberruhr
zeigen und in der Regel nicht beseitigt werden können. Auch sprechen dann die Tiere
nicht auf die in den Milchaustauschfuttem vorhandenen Antibiotika an. Selbst wenn
es gelingt, einen letalen Ausgang zu verhindern, ist jedes Aufzucht-, und vor allem
Mastergebnis in Frage gestellt, wenn solchen Tieren tagelang lauwarmes Wasser oder
Tee verabreicht werden muß, um den Durchfall zu beseitigen. Die Ursachen der auftretenden
Verdauuungsstörungen sind wissenschaftlich erwiesen und teils darauf zurückzuführen,
daß das zusätzlich eingebrachte Fett in anderer Form vorliegt als bei Vollmilch
und teils auch darauf, daß man versucht, wegen des günstigen Eiweiß-Stärke-Verhältnisses
den Milchaustauschfuttern Süßmolkenpulver beizumengen. Durch den Molkenpulveranteil
entsteht eine zusätzliche laxierende Wirkun- des Milchzuckers, der in den meisten
Milchaustauschfuttern mengenmäßig über den der Vollmilch hinausgeht.
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Es ist ein Geflücel- und Schweinefutter bekannt, welches bei Tieren
mit relativ kurzem Verdauungstrakt zu einer besseren Futterausnutzung führen soll.
Aus diesem Grund wird dem bekannten Geflü-el-und Schweinefutter, welches übrigens
als Hauptbestandteil nicht Trockenmilch, sondern gemahlenes Eigelb, Kleie, Weizenmittelmehl,
Sojabohnenmehl enthält, ein Verdickungsmittel zugemischt, wie Celluloseglykolat,
Natriumalginat, Agar-Agar od. dgl. Diese Mittel haben jedoch keine pharmakodynamische
Wirkung, insbesondere keine antiseptische oder antiliämorrhagische Wirkung. Sie
dienen nur als Verdickungsmittel und sind ohne besondere phy-
siologische
Effekte.
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Ähnliches trifft auch für den bekannten Tierfutterzusatz zu, der dazu
dient, die Quantität und die Qualität des Fleisches von Masttieren zu verbessern.
Hierbei werden Stoffe der östrongruppe verwendet. Diese dürfen auf Grund ihrer starken
pharmakodynamischen Wirkung nur in geringen Mengen als Futter-e cl
zusatz
verwendet werden. Um die Applikationsform zu sichern und ferner eine gesundheitliche
Gefährdung der Arbeiter beim Zumischungsprozeß auszuschließen, werden die Stoffe
der östrongruppe an Stärke, Gelatine oder Celluloseglykolat gebunden. Als derartiges
Trägermaterial mit gallertartigem Charakter sind außer diesen Stoffen auch Agar-Agar,
Alginate, polymere Alkohole und Pektin vorgeschlagen worden. Abgesehen davon, daß
die Verwendung von Pektin als Trägermaterial zu teuer wäre, zei-t es einen gallertartigen
Charakter nur in Gegenwart von etwa 55 bis 6001o Zucker und wird deshalb
in der Marmeladenindustrie verwendet. Die übrigen erwähnten gallertartigen Stoffe
haben jedoch keine antiseptische Wirkung. Ferner ist es bekannt, daß bei der Verfütterung
von Zitronenpreßkuchen die Milch- und Milchfettleistung der Kühe steigt. Es wird
vermutet, daß dies auf die in den Zitrusabfällen reichlich vorhandenen Pektine zurückzuführen
sei. Dies ist jedoch eine reine Vermutung, und man hat bisher nicht daraus den Schluß
gezogen, daß man durch die Verabfolgung von Pektinen in irgendeiner Form die Milch-
und Milchfettleistung der Kühe steigern könnte. Es ist lediglich bekannt, daß dies
durch die Verfütterung von Zitronenpreßkuchen erreicht werden kann. Derartiges hätte
jedoch bei Kälbern keinen Sinn, da Kälber bekanntlich noch keine Milch geben. Es
ist auch unwahrscheinlich, daß die Steigerung der Milche Zb und Milchfettleistung
durch das in itrusabfällen enthaltene Pektin bewirkt wird, denn dieses liegt in
kaltwasser-unlöslicher Form in den Zitrusabfällen vor. Es ist vielmehr anzunehmen,
daß die organischen Säuren, die ätherischen öle, die Vitamine und die vitaminartigen
Flavonderivate die Steigerung der Milch- und Milchfettleistung ergeben. Im übrigen
sind Kälber innerhalb der ersten zehn Wochen nicht in der Lage mit Hilfe des Labmagens
wasserunlösliche Zitrusabfälle aufzunehmen oder zu verdauen, da die hierfür notwendige
Fermentausstattung nicht gegeben ist.
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Schließlich ist es in der Humanmedizin seit langem bekannt, Pektin
bzw. Pektinpräparate zur Behebun- von Verdauungsstörungen zu verwenden. Man hat
dies auch bei Kälbern versucht, jedoch immer erst, wenn die Verdauungsstörungen
bereits vorlagen. Die Applikation war jedoch überaus schwieri- und setzt die Beratun-
eines Tierarztes voraus und noch dazu erfahrenes Stallpersonal. Darüber hinaus müssen
von einer 16%igen Lösungen höhere Mengen gegeben werden, was äußerst unwirtschaftlich
ist. Die bisherigen Versuche, Pektin in der Tiermedizin anzuwenden, erwiesen sich
also wegen des hohen Pektinverbrauches zu unwirtschaftlich und auch zu schwierig
in der Anwendung.
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Der Erfindung liegt nunmehr die Aufgabe zugrunde, ein Milchaustauschfutter
zur Aufzucht und Schnellmast von Kälbern, Ferkeln u. dgl. zu schaffen, bestehend
aus aufgefetteten und biologisch aufgewerteten Trockenmilcherzeugnissen, dessen
Verfütterung nicht zu den erwähnten Verdauungsstörungen, insbesondere Durchfällen,
führt. Um dies zu erreichen, enthält das erfindungsgemäße Milchaustauschfutter Pektin
in Men-en bis zu 3 %, bezogen auf das Fertigerzeu-nis. Durch diese Maßnahme
werden Verdauungsstörungen, insbesondere Durchfälle bei der Aufzucht und Mast von
Kälbern und Ferkeln, wie die bishericen Erfahrungen gezeigt haben, nahezu hundertprozentig
vermieden. überraschend hierbei ist jedoch die Tatsache, daß man mit einer verhältnismäßig
geringen Menge Pektin auskommt. Dies ist vermutlich darauf zurückzuführen, daß während
des Auflösens des Milchaustauschfutters mit Wasser von etwa 401 C die Pektine
nicht zur Lösung kommen, sondern als hochmolekulare Stoffe nur angequollen werden.
Sie lösen sich auch nicht im Labmagen, sondem werden von den gelösten Eiweißstoffen
umhüllt, blockiert bzw. maskiert. Ihre Lösung und Kettendegradierung findet erst
im Magen-Darm-Trakt statt und wahrscheinlich erst, nachdem die Eiweißstoffe bereits
durch spezifische Proteasen abgebaut sind. Die in dem erfindungsgemäßen Milchaustauschfutter
vorhandene Pektin-Milcheiweiß-Kombination verhindert
aber nicht
nur Verdauungsstörungen, sondern führt auch, wie die Erfahrungen gezeigt haben,
zu einer besseren Futterausnutzung. In Gegenwart von Pektin erfolgt offensichtlich
eine bessere Resorbierung der Vitamine und der Mineralkomponente des Futters.
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Ein weiterer Vorteil des erfindungsgemäßen Milchaustauschfutters besteht
darin, daß man diesem als reine Michbestandteile Süßmolkenpulver in größeren Mengen
als bisher auch über 20 1/o beigeben kann, ohne daß Verdauungsstörungen auftreten.
Die Beimischung von Säßmolkenpulver ist jedoch wegen des günstigen Eiweiß-Stärkewert-Verhältnisses,
der hohen bioloo,ischen Werti-keit des Molkeeiweißes, der günstiaen und vielseitigen
Zusammensetzung der Mineralkomponente, des hohen Vitamin-B-Komplexanteiles und nicht
zuletzt wegen des Vorhandenseins der verdauungsstimulierenden Milchsäure erwünscht.
Der hohe Milchzuckeranteil der Molke stellt im fertigen Futter ein günstiges Eiweiß-Stärkewert-Verhältnis
her. Außerdem entstehen bei der Anwendung des erflndungsgemäßen Milchaustauschfutters
keinerlei Schwierigkeiten, da der verhältnismäßig geringe Pektinanteil bereits vom
Hersteller maschinell beigemischt werden kann.
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Nachstehend wird ein Zusammensetzungsbeispiel des erfindungsgemäßen
Milchaustauschfutters angeführt: Magermilchpulver ................ 85 bis
60 Teile, Molkenpulver .................... 5 bis 15 Teile,
Fett ............................ 5 bis 20 Teile, Mineralstoff-Vitaminkonzentrat-Antiblotieum-Gemisch
.......... 3,5 Teile (entspricht 3000 1. E. Vitamin
A, 6000 1. E. Vitamin D.., 30 mg Vitamin E und
100 mg Chlortetracyclin in 1 kg Trockenmilchmischfutter), Pektin
........................... 1,5 Teile.
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Bei Erhöhung des Pektinanteiles auf beispielsweise 3 Teile
wird der Magermilch- bzw. Molkenanteil entsprechend verringert.
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Für die nachstehend des weiteren mitgeteilten die Kälberaufzucht,
die SchneHmast, die Behebung von Fütterungsfehlem und die Futterverwertung betreffenden
Versuche ist ein Milchaustauschfutter verwendet worden, das an wertbestimmenden
Bestandteilen enthielt:
1 Aufzucht Mast |
Rohprotein ............. 2892% 24,52% |
Fett ................... 8:52 0/0 20,27% |
Mineralstoffkomponente 1 , 8011/o 1,8011/o |
30 000 1. E. A, 1 |
VitaminkonzentratA/D./E 6 000 1. E. D., je kg |
30mgE |
Chlortetracyclin ......... 100 mg |
Pektin ................. 1,5010 |
Das Futter enthielt kein Pektin, sein Gehalt an Rohprotein lag entsprechend einem
Plus von
1,5 % Magermilch geringfügig höher; alle übrigen wertbestimmenden
Bestandteile waren gleich. Versuch
1
Drei Kälber der schwarzbunten Viehrasse
mit normalen Geburtsgewichten wurden nach dem
9. Tag der Biestmilchperiode
auf Milchaustauschfutter ohne Pektinzusatz umgestellt. Zwischen dem
6. und
8. Tag nach Verfütterung des Austauschfutters trat Durchfall, wenn auch unterschiedlich
in der Stärke, bei allen drei Kälbern auf. Nach sofortigem Absatz des Austauschfutters
wurden
je zwei Mahlzeiten warmer Kamillentee gegeben. Die Durchfälle hörten
auf. Nunmehrige Weiterführung mit reiner Vollmilch ließ ohne übergang die Durchfälle
in alter Stärke wieder auftreten. Es wurde nunmehr das Milchaustauschfutter mit
Pektin gegeben, worauf die Durchfälle sofort nachließen und dann ganz verschwanden.
Die Weiterentwicklung bei Verabreichung von pektinhaltigem Milchaustauschfutter
war normal ohne jede Störung seitens des Magen-Darm-Systems.
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Schlachtung bei 100 kg. Befund: keinerlei krankhafte Veränderungen
an den Därmen.
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Versuch 2 Ein Jersey-Kalb, sehr leicht gefallen, wenig Lebenskraft,
zeigt bereits während der Biestmilchperiode Durchfall. Es wird umgestellt auf 4,5
1 Milchaustauschtränke, verteilt auf drei Mahlzeiten. Durchfall bleibt weiter
bestehen. Danach dieselbe Tränke mit pektinhaltigem Milchaustauschfutter bei Einhalten
der Tränkezeiten. Nach 2 Tagen Kot voluminös, Verschwinden jedweder Durchfallerscheinungen,
Zunahme der Lebenskraft, normale Entwicklung bis zum Erreichen des Schlachtgewichtes
bei steigender Tränkmenge pektinhaltigen Austauschfutters.
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Versuch 3
Zur Verhütung von Folgen von Fütterungsfehlem
- vorzugsweise dem Übersaufen - wurden fünf Grauvieh-Kälbern absichtlich
höhere als normal üb-
liche Tränkmengen gereicht. Während sonst nach
1 bis 2 Tagen Durchfälle auftreten, konnten solche bei Verabreichung von
pektinhaltigem Austauschfutter innerhalb von 4 bis 5 Tagen nicht provoziert
werden. Die überhöhte Tränkmenge führte nicht zu Durchfällen und wurde erst bei
Anzeichen von Ap-
petitlosigkeit (am 5. Tag) wieder auf normale Menge
reduziert.
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Versuch 4 Je zehn Kälber (Braun- und Buntvieh) gleicher Konstitution
und gleicher Geburtsgewichte, wurden nach der Biestmilchperiode (nach dem
10. Tag) auf Milchaustauschfutter ohne und mit Pektinzusatz umgestellt. Gleichmäßig
zwei Mahlzeiten mit 4 1 Austauschtränke pro Mahlzeit, die auf 7 1 je
Mahlzeit gesteigert wurde, bis ein Schlachtgewicht von 110 kg
erreicht war.
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Es wurden pro Kilogramm Gewichtszunahme im Durchschnitt benötigt:
vom Milchaustauschfutter ohne Pektinzusatz ................ 1,45
kg,
vom Milchaustauschfutter mit Pektinzusatz ................. 1,29 kg.