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Verfahren zur Herstellung zementgebundener Formkörper Getrocknete
zementgebundene Formkörper sind Isolatoren. Sobald die Körper aber mit Wasser angefeuchtet
oder gesättigt werden, steigt die Leitfähigkeit stark an. Da Beton zumeist der Witterung
ausgesetzt ist, ist es für viele Zwecke erforderlich, die elektrische Leitfähigkeit
der nassen Körper niedrig zu halten.
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Alle bisher b--kannten Verfahren, die bezwecken, den elektrischen
Widerstand nasser zementgebundener Körper zu erhöhen, waren darauf ausgerichtet,
die zementeigenen freien Ionen zu binden.
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Dies wird beispielsweise nach dem Verfahren der deutschen Patentschrift
918 859 dadurch erreicht, daß der Beton- oder Mörtelmischung feinstgemahlenes
Quarzmehl zugesetzt wird, so bei der Verwendung von Portlandzement 30 bis
50 Gewichtsanteile und daß der Beton oder Mörtel mit gespanntem und gesättigtem
Dampf behandelt wird.
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Die deutsche Patentschrift 635 435 beschreibt ein Verfahren
zur Herstellung von Kunststeiner7eugnissen unter Benutzung eines Bindemittels, das
aus einem Gemisch von kalk- bzw. magnesiumhaltigen Bindestoffen, vorzugsweise Zement,
und einem oder mehreren feinverteilten kieselsäurehaltigen, an sich wenig reaktionsfähigen
Stoffen besteht, das dadurch gekennzeichnet ist, daß die kieselsäurehaltigen Stoffe,
wie z. B. Sand, Quarzite u.dgl., durch Naßvermahlung in den feinstverteilten Zustand
übergeführt werden. Eine Erhöhung der elektrischen Leitfähigkeit der Verfahrenserzeugnisse
wird nicht erreicht; das Durchleiten des elektrischen Stromes durch das Mahlgut
bezweckt, demselben eine Wasserstoffionenkonzentration zu geben, die die Adsorption
unerwünschter Fremdstoffe verhindern soll. Durch die hydrothermale Behandlung der
Formkörper wird deren Widerstandsfähigkeit gegen aggressive Wässer verbessert. Dabei
werden allgemein Dampfdrücke von 8 bis 20 atü angewendet. Die Anwendung höherer
Drücke und einer längeren Einwirkungsdauer wirken sich aber nachteilig auf den Formkörper
aus, da seine Quellfähigkeit bei der Einwirkung von Wasser herabgesetzt wird.
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Hinsichtlich des Calciumoxydgehalts wird gemäß der deutschen Patentschrift
635 435 die Ansicht vertreten, daß das bei der Hydratation des Zementes frei
werdende Calciumoxyd von sogenannten aggressiven Wässern verhältnismäßig schnell
gelöst und hierdurch der Beton zerstört wird (S. 1, Zeile 11).
Ebenso
liegt der deutschen Patentschrift 918 859
der Gedanke zugrunde, daß bei dem
auf normale Art und Weise hergestellten Beton das Wasser (i ien Teil des Kalkes
aus dem Kalküberschuß löst und der Beton durch die Ionen zum Leiter zweiter Klasse
wird (S. 2, Zeile 35). Beiden Patentschriften liegt daher die Aufgabe
zugrunde, den bei der Hydratation frei werdenden Kalk zu binden.
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Nach anderen bekannten Verfahren werden durch besondere Zusätze zur
Mörtelmischung, beispielsweise Ammonoxalat oder Superphosphat, die zementeigenen
freien Ionen in schwer oder kaum wasserlösliche Verbindungen übergeführt und somit
eine Erhöhung des elektrischen Widerstandes erzielt.
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Nach einem weiteren bekannten Verfahren wird ein lonenaustauschharz
dem Beton in einer der jeweils erwünschten Isolierwirkung entsprechenden Menge beim
Mischen beigegeben.
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Durch Versuche wurde nun festgestellt, daß durch Bindung der freien
Ionen allein eine wesentliche Steigerung des elektrischen Widerstandes nicht möglich
ist, sondern daß das Porenvolumen von besonderer Bedeutung für die Höhe des elektrischen
Widerstandes ist, und zwar wird der elektrische Widerstand des Körpers in genau
demselben Verhältnis erhöht, wie sein Porenvoluir ei verringert wird. Es besteht
also eine direkte Abhängigkeit des elektrischen Widerstandes von dem Poienvolumen.
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Aus Mischungen aus Portlandzement und Quarzmehl befindet sich in Mischungen
mit etwa 200/, Quarzmehl (bezogen auf die Portlandzement-Quarzmehl-Mischung) nach
der hydrothermalen Behandlung fast kein freies Calciumoxyd mehr. Würde also allein
durch Bindung des Calciumoxyds der höhere elektrische Widerstand bedingt sein, so
müßte bei etwa 20 0/0 Quarzmehlzusatz auch der höchste elektrische Widerstand
gefunden werden. Dieses ist aber nicht der Fall. Vielmehr steigt der elektrische
Widerstand mit weiterem Zusatz an Quarzmehl. Der höchste elektrische Widerstand
wird bei einem Quarzmehlgehalt von etwa 50 bis 60 "/, erreicht.
Gegenstand
der Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung zementgebundener Formkörper mit
geringem Porenvolumen und hohem elektrischem Widerstand, die Quarzmehl und/oder
andere Kieselsäureträger enthalten und die nach einer Vorlagerung unter normalen
Bedingungen einer Nachbehandlung unterzogen werden, die dadurch gekennzeichnet ist,
daß der Beton- oder Mörtelmischung zur Herabsetzung des Porenvolumens bei der Nachbehandlung
des Formkörpers Oxyde bzw. Hydroxyde der Alkali-oder Erdalkalimetalle oder des Eisens
oder des Altiminiums, insbesondere Kalkhydrat in einer solchen Menge zugesetzt werden,
daß das Verhältnis von Bindemittel zu Kieselsäureträger zu Oxyd/Hydroxyd etwa
30 bis 80: 20 bis 70: 1 bis 20 Gewichtsteile beträgt. Die Formkörper
werden einer Nachbehandlung mit Dampf bei Drücken von etwa 4 bis 12 atü oder mit
Gasen, wie Kohlensäure u. dgl., oder mit Siliciamtetrafluorid allein od-.r in Verbindung
mit Flußsäure unterzogen. Dabei können die Formkörper vor der Nachbehandlung teilweise
oder ganz getrocknet werden.
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Durch Versuche ist festgestellt worden, daß der günstigste Behandlungsdruck
bei etwa 8 atü liegt. Ist der Druck niedriger, so kann die angestrebte Bildung
von Gel aus Monocalciumsilikathydrat, welches sich in die Poren preßt, nicht in
dem gewünschten Maße eintreten. Ist der Druck zu groß, so tritt eine Kristallisation
der Aluniinate ein, mit der eine Volumenverringerung verbunden ist und damit eine
Vergrößerung des Porenvolumens. Diese Volumenvergrößerung soll aber unter allen
Umständen vermieden werden.
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Ebenso soll gemäß der Erfindung vermieden werden, daß der Formkörper
bei Wasserlagerung noch quellen kann. Ist eine Quellfähigkeit des Formkörpers bei
Wasserlagerung noch vorhanden, so ist in keinem Fall ein hoher elektrischer Widerstand
des Formkörpers gegeben.
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Gemäß der Erfindung wird zwar ebenfalls von der grundsätzlichen Überlegung
ausgegangen, daß der freie Kalk gebunden werden muß, damit sich möglichst wenig
freie Ionen in dem erhärteten Formkörper befinden. Andererseits ist aber die Anwesenheit
von freiem Calciumoxyd im Formkörper, der noch nicht hydrothermal behandelt wurde,
unbedingt notwendig, damit die bei der hydrothermalen Behandlung angestrebte Reaktion,
nämlich die Bildung von Silikathydratgelen, überhaupt ablaufen kann. Gemäß der Erfindung
gangen und wird Ca0 sogar bzw. noch Ca(OH), einen zugesetzt, Schritt weiterge- damit
genügend Kalk für die Silikathydratbildung zur Verfügung steht. Es hat sich nämlich
gezeigt, daß sich bei einem ungenügenden Angebot von Kalk nicht genügend Silikathydratgel
bildet und so im Formkörper ein zu großer Anteil an Porenvolumen verbleibt. Wie
aber die Untersuchungen gezeigt haben, ist die elektrische Leitfähigkeit oder der
elektrische Widerstand eines Formkörpers aus Zementmörtel oder Zementbeton direkt
vom Porenvolumen abhängig. Und zwar ist der elektrische Widerstand um so größer,
je geringer das Porenvolumen ist.
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Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren wird immer von der Überlegung
ausgegangen, daß in einem bereits abgebundenen Formkörper bei der nachträglichen
hydrothermalen Behandlung eine Reaktion abläuft, die eine Volumenvergrößerung zur
Folge hat. Da der bereits abgebundene Formkörper aus Zementmörtel und Beton in seinen
äußeren Abmessungen bei der hydrothermal en Behandlung konstant bleibt, müssen sich
die neu gebildeten Silikathydrate in die noch vorhandenen Poren pressen. Dies kommt
ganz deutlich in der oben beschriebenen Verringerung des Porenvolumens zum Ausdruck.
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In der nachfolgenden Tabelle wird gezeigt, wie sich der elektrische
Widerstand und das Porenvolumen mit dem Behandlungsdruck verschieben.
1 Mischung 1 1 Mischung 2 |
Quarzmehl, 0/0 .......... 54 71 |
Portlandzement, 0/ ....... 44 18 |
Ca(OH)" 0/, ............ 2 11 |
Mahlfeinheit des Quarz- |
mehls (Blaine), cm2/g ... 5680 4640 |
Hydrothermale Behand- |
lung, Stunden ......... 8 8 |
Behandlungs- Mischung 1 Mischung 2 |
druck Poren- elektrischer, Poren- elektrischer |
volumen Widerstand volumen Widerstand |
atü % kn % k92 |
2 24,5 1,9 24,7 1,8 |
4 23,1 4,6 23,5 4,4 |
6 17,7 8,3 18e2 8,1 |
8 15,3 13,7 15,6 14,0 |
10 15,7 9,6 16,0 9,5 |
12 19,2 8,1 1.9,3 8,1 |
14 20,1 7,5 20,0 7,8 |
16 20,6 7,1 20,3 7,2 |
Wie weiter festgestellt wurde, ist es als ein Vor-Lirteil in der zementbearbeitenden
Industrie anzusehen, daß mindestens
5001, des Kleselsäureträgers eine Mahlfeinlieit
von mindestens 5#t haben müssen.
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So haben die in den Beispielen
1 und 2 verwendeten Quarzmehle
folgenden Kornaufbau und folgende Rückstände auf dem Sieb
0,09 DIN
1171:
Bei zu feiner Vermahlung, insbesondere der verwendeten Zemente, erhöht sich der
Wasserbedarf beim Anmachen -und damit das Porenvolumen. Hierdurch ist dann ein Abfall
des elektrischen Widerstandes bedingt.
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Welche Bedeutung das Porenvolumen für die Höhe des elektrischen Widerstandes
hat, konnte durch Versuche mit volaminösem Si-Stoff als Kieselsäureträger nachgewiesen
werden.
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Bdi diesen Probekörpern war das Porenvolumen stark erhöht, und obwohl
nach der hydrothermalen Behandlung kein ungebundenes Calciumoxyd nachgewiesen
werden
konnte, war der elektrische Widerstand nicht erhöht worden.
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Bei der hydrothermalen Behandlung von abgebundenen Körpern aus Portlandzement
und Quarzmehl werden aus dem vom Portlandzement abgespaltenen Calciumhydroxyd, den
Silikaten und dem Quarzmehl neue Verbindungen gebildet. Zunächst wird das aus dem
Tricalciumsilikat abgespaltene Calciumbydroxyd unter Bildung von Calciumsilikathydratgelen
gebunden, und bei ausreichender Kieselsäuremenge tritt auch eine Aufspaltung des
Bicalciumsilikates bis zur Bildung von Monosilikat (Tobermorit) ein. Diese Reaktionen
finden unter Volumenzunahme statt; die neu gebildeten Gele füllen die vorhandenen
Poren des Mörtelkörpers aus, so daß das Porenvolumen des zementgebundenen Körpers
entsprechend verringert wird.
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Damit diese Reaktionen in ausreichendem Maße ablaufen können, wird,
wie bereits dargelegt - entgegen den bisher bekannten Verfahren -, dem Beton
oder Mörtel außer Quarzmehl noch Calciumhydroxyd zugesetzt. Hierdurch steht dann
bei der späteren hydrotliermalen Behandlung noch mehr Calciumoxyd für die Bildung
von porenfüllendem Caleiumsilikathydratgel zur Verfügung. Die Zusatzmenge an CaO
bzw. Ca(OH)2 ist abhängig von der chemischen Zusammensetzung des Zementes und vom
Quarzmehlgehalt und wird mit zunehmenden Quarzmehlgehalten höher. Der Zusatz von
CaO bzw. Ca(OH)2 ist besonders wiebtig bei Quarzmehlgehalten über 500,1, in der
Mischung; denn bei einer zu großen Menge an Kieselsäure wird das Porenvolumen wieder
vergrößert, und der elektrische Widerstand fällt stark ab.
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Selbstverständlich können statt des Ca(OH), auch andere Substanzen
verwendet werden, die bei der hydrothermalen Behandlung mit den Verbindungen der
Kieselsäure des Zementes und mit dem zugesetzten Quarzmehl unter Volumenzunahme
reagieren, wie z. B. die Verbindungen der Alkalien oder Erdalkalien, insbesondere
deren Oxyde oder Hydroxyde.
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Die Behandlungsdauer und der Druck bei der hvdrothermalen Behandlung
sind in weitem Bereich variabel. Vorzugsweise wählt man jedoch eine Behandlungsdauer
zwischen etwa 4 und 10 Stunden und einen Behandlungsdruck von etwa 4 bis
12 atü.
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Grundsätzlich sind zur Erhöhung des elektrischen Widerstandes alle
Verfahren geeignet, die neben der Bindung der zementeigenen freien Ionen das Porenvolumen
des bereits erhärteten Beton- oder Mörtelkörpers verringern.
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Gemäß der Erfindung umfaßt das vorliegende Verfahren auch die Behandlung
der erhärteten Körper mit Siliciumtetrafluorid und gasförmiger Kohlensäure. Durch
Versuche konnte festgestellt werden, daß die Erhöhung des elektrischen Widerstandes
durch Anwendung dieser, in anderem Zusammenhang und zur Erzielung ganz anderer Wirkung,
gebräuchlicher Maßnahmen möglich, ist nämlich der zur Erhöhung der Festigkeit, der
Widerstandsfähigkeit gegen aggressive Wässer und zum Abdichten gegen eindringendes
Wasser.
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Werden erhärtete Beton- oder Mörtelkörper teilweise oder ganz getrocknet
und dann der Behandlung mit Siliciumtetrafluorid oder gasförmiger Kohlensäure unterworfen
und anschließend in Luft und/oder Wasser gelagert, so tritt eine starke Erhöhung
des elektrischen Widerstandes ein, die dadurch bedingt ist, daß neben der Bindung
von zementeigenen freien Ionen das Porenvolumen des erhärteten Beton- oder Mörtelkörpers
stark verringert wird.
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Eine Wasserlagerung ist insbesondere nach der Behandlung mit Flußsäure
und Siliciumtetralluorid sehr zweckmäßig, da bei der Wasserlagerung eine weitere
Gelbildung unter Volumenzunahme einsetzt. Die neu gebildeten Gele werden in die
Poren des Beton- oder Mörtelkörpers gedrückt und verringern somit das Porenvolumen.
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Es wurde überraschenderweise festgestellt, daß bei längerer Wasserlagerung
der elektrische Widerstand ansteigt. Beispiel 1
Mischung .................
100 0/0 Portlandzement Hydrothermale Behandlung 8 Stunden bei
8 atü Festigkeiten nach der hydrothermalen Behandlung .... Biegezug
128 kg
Druck 665 kg
Relativer elektrischer Widerstand nach der hydrothermalen
Behandlung .... 0,025 kK2 Porenvolumen ............. 26,104
Beispiel
2 Mischung ................. 54010 Quarzmehl +
441/,Portlandzement+
2 0/0 Ca(OH), Mahlfeinheit des Quarzmehles ................. 5680
cm2/g nach B 1 a i n e Hydrothermale Behandlung 8 Stunden bei
8 atü Festigkeiten nach der hydrothermalen Behandlung .... Biegezug
110 kg
Druck 940 kg
Relativer elektrischer Widerstand nach der hydrothermalen
Behandlung .... 13,7 k0
Porenvolumen ............. 15,3"/, Beispiel
3
Mischung ................. 7111/0 Quarzmehl -i- 180/,)Portlandzement
+ 11 % Ca(OH)2 Mahlfeinheit des Quarzsandes 4640 cm2/g nach B 1 a
i n e Hydrothermale Behandlung 8 Stunden bei 8 atü Festigkeiten nach
der hydrothermalen Behandlung .... Biegezug 98 kg
Druck 730 kg
Relativer
elektrischer Widerstand nach der hydrothermalen Behandlung .... 14 k.Q Porenvolumen
............. 15,60/(, Beispiel 4 Mischung ................. Portlandzement
Normenmörtel Behandlung ............... Siliciumtetrafluorid (Oeratierung)
Festigkeiten ............... Biegezug 115 kg
Druck 994 kg
Relativer
elektrischer Widerstand nach der Ocratierung 2,5 kü Porenvolumen
............. 21,30/0
Beispiel 5
Mischung
................. 80 % Quarzmehl 4-20"/,Portlandzement Mahlfeinheit des Quarzsandes
4640 cm z/g nach B 1 a i n e Hydrothermale Behandlung 8 Stunden bei
8 atü Festigkeiten nach der hydrothermalen Behandlung .... Biegezug
65 kg
Druck 430 kg
Relativer elektrischer Widerstand nach der hydrothermalen
Behandlung .... 0,85 h2
Porenvolumen ............. 27%