DE1220131B - Verfahren zur Herstellung von thermoplastischen Polyurethanen - Google Patents
Verfahren zur Herstellung von thermoplastischen PolyurethanenInfo
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Description
BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND
DEUTSCHES
PATENTAMT
AUSLEGESCHRIFT
Int. Cl.:
C08g
Deutsche Kl.: 39c-6
Nummer: 1220131
Aktenzeichen: M 57582IV d/39 c
Anmeldetag: 22. Juli 1963
Auslegetag: 30. Juni 1966
Es ist bekannt, aus Polyalkylenglykoläthern mit einem Molekulargewicht von mindestens 600 und
Kettenverlängerungsmitteln thermoplastische Kunststoffe herzustellen, wobei man die Reaktion bis zur
Verfestigung des Reaktionsgemisches, jedoch nicht bis zur Aushärtung fortführt, sondern in diesem
thermoplastischen Zustand unterbricht. Zu einem späteren Zeitpunkt läßt sich die erhaltene, gegebenenfalls
zerkleinerte, lagerfähige, thermoplastische Polyurethanmasse durch Wärme und Druck formgebend
verarbeiten. Als Kettenverlängerungsmittel hat man sowohl Glykole als auch Diamine angewendet, besonders
aromatische Diamine von verringerter Reaktionsfähigkeit,
z. B. 3,3' - Dichlor - 4,4' - biphenyldiamin. Verwendet man Diamine und besonders
Toluylendiamin, deren Reaktionsfähigkeit nicht durch sterische Hinderung herabgesetzt ist, so verläuft die
Umsetzung sehr schnell. Es ist schwer, den thermoplastischen Zustand zu erfassen, und insbesondere hat
die Masse einen so hohen Erweichungspunkt, daß auch für die Verarbeitung sehr hohe Temperaturen
benötigt werden, die nahe der Zersetzungstemperatur des Materials liegen. Aus diesem Grunde haben in der
Praxis für die Herstellung solcher thermoplastischer Massen allein die sterisch gehinderten Diamine Ver^
wendung gefunden.
Gegenstand der Erfindung ist nunmehr ein Verfahren zur Herstellung von lagerfähigen, durch
Wärme und Druck verformbaren thermoplastischen Polyurethanen aus Polyalkylenätherglykolen mit einetn
Molekulargewicht von mindestens 600, Diisocyanaten und Kettenverlängerungsmitteln mit reaktionsfähigen
Wasserstoffatomen, das auch die praktische Verwendung von Toluylendiamin gestattet. Damit wird der
Einsatz wirtschaftlicher Ausgangsmaterialien möglich, ohne daß bei der Herstellung und Verarbeitung der
thermoplastischen Masse überaus enge Arbeitsgrenzen eingehalten werden müssen.
Das neue Verfahren ist dadurch gekennzeichnet, daß man das Polyalkylenätherglykol mit dem Diisoeyanat
in einem Molverhältnis von 1,5 bis 3,5 umsetzt und das Umsetzungsprodukt mit einer Mischung aus
Toluylendiamin und einem Glykol weiter umsetzt, wobei Toluylendiamin in der Mischung in einem Molverhältnis
von 0,75 bis 15 vorliegt und das Gesamtmolverhältnis von NCOGruppen zu reaktionsfähigen
Wasserstoffatomen 0,7 bis 1,3 beträgt.
Auf diese Weise wird die heftige Reaktion des Töluylendiamins mit den Isocyanatgruppen vermieden.
Die Temperaturdifferenz zwischen dem Erweichungspunkt der thermoplastischen Masse und ihrer Zersetzungstemperatur
ist so weit, daß die Formgebung
Verfahren zur Herstellung von thermoplastischen Polyurethanen
Anmelder:
Mobay Chemical Company,
Pittsburgh, Pa. (V. St. A.)
Vertreter:
H. Knoblauch, Rechtsanwalt,
Leverkusen-B ayerwerk
Als Erfinder benannt:
Simon August Dirk Visser,
Pittsburgh, Pa. (V. St. A.)
Pittsburgh, Pa. (V. St. A.)
Beanspruchte Priorität:
V. St. v. Amerika vom 7. August 1962 (215 268)
ohne die Gefahr eines Abbaus des Materials erfolgen kann. Die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren
hergestellten thermoplastischen Polyurethanmassen lassen sich extrudieren, pressen und spritzgießen wie
die bekannten Massen.
Das Polyalkylenätherglykol soll bevorzugt ein Molekulargewicht zwischen 600 und 3000 haben.
Auch Mischungen mit einem entsprechenden Durchschnittsmolekulargewicht lassen sich einsetzen. Unter
den Begriff fallen sowohl rein aliphatische PoIyalkylenätherglykole
als auch solche mit aromatischen Resten und teilweise mit Schwefelätherbrücken an
Stelle der Sauerstoffätherbrücken. Die Molekulargewichtsangaben beziehen sich auf ein Durchschnittsmolekulargewicht. Genannt seien beispielsweise die
Polymerisationsprodukte von Äthylenoxyd, Propylenoxyd, Butylenoxyd, Dioxolan oder Tetrahydrofuran
mit sich selbst, untereinander und auch an Startmoleküle wie Wasser, Äthylenglykol, Propylenglykol,
Butylenglykol oder Amylenglykol. Geeignete Materialien finden sich beispielsweise in der USA.-Patentschrift
1 922 459 und in »Encyclopedia of Chemical Technology«, Bd. 7 (1951), S. 257 bis 262.
Polyalkylenätherglykole mit teilweise Schwefelätherbrücken werden erhalten bei der Umsetzung der
obengenannten Alkylenoxyde mit Thiodiglykol, 3,3'-Dihydroxypropylsulfid,
4,4'-Dihydroxybutylsulfid oder l,4-(/3-Hydroxyäthyl)-phenylendithioäther. Auch hier
lassen sich die oben als Startmoleküle genannten Glykole mitverwenden.
609 587/446
Polyalkylenätherglykole mit eingebauten aromatischen
Resten enthalten im allgemeinen Phenylen- oder Naphthylenreste. Sie werden in üblicher Weise
erhalten, indem man ein aromatisches Epoxyd wie Styroloxyd mit einem Alkylenglykol oder die obengenannten
Alkylenoxyde mit einem Alkylenglykol wie Xylylenglykol oder Hydrochinon umsetzt.
Als Diisocyanate seien beispielsweise genannt: 2,4-Toluylendiisocyanat, 2,6-Toluylendiisocyanat, m-Phenylendiisocyanat,
p-Phenylendiisocyanat, 4,4' Diphenylmethandiisocyanat, 2,2 - Diphenylpropan-4,4'-diisocyanat,
1,4 - Naphthylendiisocyanat, 1,5-Naphthylendiisocyanat, 4,4'- Diphenyldiisocyanat,
4,4'-Azobenzoldiisocyanat, 4,4'-Diphenylsulfondiisocyanat, l-Chlorbenzol-2,4-diisocyanat, Hexamethylendiisocyanat,
Tetramethylendiisocyanat, Cyclohexylendiisocyanat. Bevorzugt sind aromatische Diisocyanate
und besonders 2,4-Toluylendiisocyanat und die technischen Isomerengemische von 2,4- und 2,6-Toluylendiisocyanat.
Das Kettenverlängerungsmittel besteht erfindungsgemäß aus einer Mischung von Toluylendiamin und
einem Glykol, wobei das Toluylendiamin in der Mischung in einem Molverhältnis von 0,75 bis 15
vorliegt. Das entspricht allgemein einem Verhältnis von 40 bis 95 Molprozent Toluylendiamin und 60 bis
5 Molprozent Glykol.
An Glykolen seien genannt: Äthylenglykol, Propylenglykol,
1,3-Butandiol, 1,4-Butandiol, 2,3-Butandiol
1,5-Pentandiol und deren Isomergemische, 1,6-Hexandiol
und dessen Isomergemische, Thiodiglykol, Diäthylenglykol, Triäthylenglykol, Dipropylenglykol,
Tripropylenglykol, Dibutylenglykol, p-Phenylen-di-(/ß-hydroxyäthyläther).
Zur Ausführung des Verfahrens wird das PoIyalkylenätherglykol
mit einem Diisocyanat in einem Molverhältnis von 1,5 bis 3,5 und bevorzugt von 2 bis
2,5 entweder bei Raumtemperatur oder bei leicht erhöhten Temperaturen etwa bis 1000C umgesetzt.
Das umgesetzte Produkt hat endständige NCO-Gruppen und wird mit der beschriebenen Mischung an
Kettenverlängerungsmitteln weiter umgesetzt. Das kann in einem hochtourigen Rührer erfolgen, der eine
kontinuierliche Entnahme des Reaktionsproduktes, erlaubt. Verwiesen sei beispielsweise auf die Mischvorrichtung
nach USA.-Reissue-Patent 24 514. Das flüssige Reaktionsprodukt wird üblicherweise unmittelbar
anschließend in einen Behälter oder auf Bleche gegossen, wo die Reaktion schnell weitergeht.
Nach kurzer Zeit, in der Größenordnung von Minuten oder Sekunden, erhält man eine feste Masse, die in
beliebiger "Weise zerkleinert oder geschnitzelt und zu einem späteren Zeitpunkt durch Wärme und Druck
formgebend verarbeitet werden kann.
Die erfindungsgemäß erhaltenen thermoplastischen Massen lassen sich z. B. durch Extrudieren, Pressen
oder Spritzgießen zu Fahrzeugreifen, Schuhabsätzen und technischen Artikeln der verschiedensten Art, wie
Zahnrädern, Stoßdämpfern, Rollenauflagen und Kuppungen verarbeiten.
In den folgenden Beispielen sind die Teile Gewichtsteile.
' 1000 Teile Polypropylenglykol (Molekulargewicht 1000) werden mit 383 Teilen eines technischen Isomerengemisches
von 80% 2,4-Toluylendiisocyanat und 20% 2,6-Toluylendiisocyanat vollständig umgesetzt
(das NCO- zu OH-Verhältnis ist etwa 2,2). 90 Teile des Umsetzungsproduktes werden mit 10 Teilen
einer Mischung von 9 Teilen Toluylendiamin und 1 Teil Triäthylenglykol in einem hochtourigen Mischgerät
nach USA.-Reissue-Patent 34 215 weiter umgesetzt. Das flüssige Reaktionsgemisch wird in Schalen
gegossen, wo es sich in wenigen Sekunden verfestigt. Es besitzt die folgenden mechanischen Eigenschaften:
Zugfestigkeit 327 kg/cm2
Bruchdehnung 460 %
Bleibende Dehnung 17 %
Spannungswert
bei 100% Dehnung 109 kg/cm2
bei 200% Dehnung 135 kg/cm2
bei 300% Dehnung 172 kg/cm2
Weiterreißfestigkeit 28 kg/cm
Shore-Härte B-2 68
Die thermoplastische Polyurethanmasse kann durch Pressen und Extrudieren formgebend verarbeitet
werden.
2000 Teile Polypropylenglykoläther (Molekulargewicht 2000) werden mit 180 Teilen 1,4-Butandiol
und 1,044 Teilen Toluylendiisocyanat zu einem NCO-Gruppen aufweisenden Produkt umgesetzt. Das
Durchschnittsmolekulargewicht der Mischung aus Polypropylenglykoläther und Butandiol beträgt 227.
Unabhängig davon werden 76,5 Teile Toluylendiamin mit 23,5 Teilen Butandiol gemischt. Das NCO-Gruppen
aufweisende Produkt und die Toluylendiamin-Butandiol-Mischung werden getrennt in solcher
Weise einer hochtourigen Mischvorrichtung gemaß USA.-Reissue-Patent 24 514 zugeführt, daß
jeweils 100 Teile des NCO-Produktes mit 0,5 Teilen der Mischung der Kettenverlängerungsmittel zusammentreffen.
Die Reaktionsmischung wird unmittelbar in Schalen gegossen, in denen sie in wenigen
Sekunden erstarrt. Das thermoplastische Materialwird gemahlen. Es läßt sich bei einer Schneckentemperatur
von etwa 177° C und einer Mundstücktemperatur von etwa 2600C zu Fäden extrudieren,
die eine Zerreißfestigkeit von 541 kg/cm2 haben.
3000 Teile Polypropylenglykol (Molekulargewicht 1000) und 2400 Teile Polypropylenglykol (Molekulargewicht
425) werden in Gegenwart von 6 Teilen Benzoylchlorid mit 3,135 Teilen Toluylendiisocyanat
nach Beispiel 1 umgesetzt. Das NCO- zu OH-Verhältnis beträgt 2,0. Die Reaktion wird ohne äußere Wärmezufuhr
zu einer hochtourigen Mischvorrichtung durchgeführt. Durch die exotherme Reaktionswärme steigt
die Temperatur innerhalb 2 Stunden auf 54° C. Zu 100 Teilen des Reaktionsproduktes werden 9,5 Teile
einer Mischung aus 50 Gewichtsprozent Toluylendiamin und 50 Gewichtsprozent 1,4-Butandiol wie im
Beispiele zugesetzt und die resultierende Reaktionsmasse
in flache Schalen gegossen. Das Gesamtmolverhältnis von NCO-Gruppen zu reaktionsfähigen
Wasserstoffatomen beträgt 1,1. Das Material verfestigt sich in kurzer Zeit. Es läßt sich mahlen und zu
einem späteren Zeitpunkt zu einem Material mit den folgenden physikalischen Eigenschaften verpressen:
Zugfestigkeit 253 kg/cm2
Bruchdehnung 440%
Bleibende Dehnung 9%
Spannungswert
bei 100% Dehnung 84,5kg/cma
bei 200% Dehnung 113 kg/cm2
bei 300% Dehnung 153 kg/cm2
Weiterreißfestigkeit 63 kg/cm
Shore-Härte B-2 62 1S
In der Verfahrensweise des Beispiels 1 werden statt des Toluylendiisocynates 550 Teile 4,4'-Diphenyl- ao
methandiisocyanat verwendet. Die resultierende thermoplastische Polyurethanmasse läßt sich zu einem
späteren Zeitpunkt durch Wärme und Druck formgebend verarbeiten.
Claims (1)
- Patentanspruch:Verfahren zur Herstellung von lagerfähigen, durch Wärme und Druck verformbaren thermoplastischen Polyurethanen aus Polyalkylenätherglykolen mit einem Molekulargewicht von mindestens 600, Düsocyanaten und Kettenverlängerungsmitteln mit reaktionsfähigen Wasserstoffatomen, dadurch gekennzeichnet, daß man das Polyalkylenätherglykol mit dem Diisocyanat in einem Molverhältnis von 1,5 bis 3,5 umsetzt und das Umsetzungsprodukt mit einer Mischung aus Toluylendiamin und einem Glykol weiter umsetzt, wobei das Toluylendiamin in der Mischung in einem Molverhältnis von 0,75 bis 15 vorliegt und das Gesamtmolverhältnis von NCO-Gruppen zu reaktionsfähigen Wasserstoffatomen 0,7 bis 1,3 beträgt.609 587/446 6.66 © Bundesdruckerei Berlin
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