DE12135C - Vorrichtungen an Wänden, Decken und Sitzbänken zur Beförderung der Akustik - Google Patents
Vorrichtungen an Wänden, Decken und Sitzbänken zur Beförderung der AkustikInfo
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- E04B—GENERAL BUILDING CONSTRUCTIONS; WALLS, e.g. PARTITIONS; ROOFS; FLOORS; CEILINGS; INSULATION OR OTHER PROTECTION OF BUILDINGS
- E04B1/00—Constructions in general; Structures which are not restricted either to walls, e.g. partitions, or floors or ceilings or roofs
- E04B1/99—Room acoustics, i.e. forms of, or arrangements in, rooms for influencing or directing sound
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Description
1880.
Klasse 37.
A. ORTH in BERLIN. Vorrichtungen an Wänden, Decken und Sitzbänken zur Beförderung der Akustik.
Patentirt im Deutschen Reiche vom 28. Mai 1880 ab.
Diese Vorrichtungen sollen alle diejenigen schädlichen Schallwirkungen, welche durch Collision
directer oder indirecter oder reflectirter Schallwellen entstehen, beseitigen helfen, zum
Theil · auch in nützliche Schallwirkungen verwandeln.
Collisionen directer und reflectirter Schallwellen derselben Schallquelle treten bei genügender
Stärke beider dann ein, wenn die Weglängen bis zum Ohre des Hörenden über
6,5 m, noch mehr und schon unbequem, wenn sie über 8 m verschieden sind. Erst bei weit
gröfseren Wegdifferenzen tritt neben dem directen Schall ein deutliches Echo ein.
Solche Collisionen können vermieden werden, wenn, man die reflectirten Schallwellen durch
weiche Stoffe, durch Gummi etc., stark vermindert. Diese Mittel sind bekannt.
In allen den Fällen aber, wo es nicht wünschenswerth ist, diese weichen Stoffe zur
Bekleidung von Decken und Wänden zu gebrauchen, wie dieses im allgemeinen bei Kirchen,
Theatern, Parlaments- und anderen Hörsälen der Fall ist, werden obige Vorrichtungen in
Wirksamkeit treten können.
Diese soll in ihren beiden Hauptrichtungen getrennt betrachtet werden, aber für beide ist
das gemeinsam, dafs eine Ablenkung, eine Deflexion der Schallwellen eintritt.
Da dieser Ausdruck »Deflexion« hier vielleicht zum ersten Mal verwendet wird, ein
anderer mir bekannter und technisch präciser Ausdruck hierfür nicht existirt, so will ich kurz
die Bedeutung desselben festsetzen. Schallwellen, welche von Decken, Wänden etc. zurückgeworfen
werden, nennt man reflectirt; ich nenne sie deflectirt, wenn man besondere Mittel
anwendet, um die reflectirten Schallwellen aus ihrer natürlichen in eine bewufst bestimmte
Richtung abzulenken.
I. Deflexion der Schallwellen, um schädliche Schallwellen nutzbar zu machen.
In Fig. ι ist eine reflectirende Wand im Querschnitt
angegeben, welche die von der Schallquelle ο kommenden Schallwellen bei der sonst
üblichen natürlichen verticalen Wandrichtung zum Theil weit in den Raum hineinwerfen
würde, so dafs für die Hörer auf den Sitzbänken je nach der gröfsten Entfernung von
der Wand sehr schädliche Schallcollisionen directer und reflectirter Schallwellen eintreten
müssen. So werden z. B. die Schallstrahlen 0 c d und 0 ef, sowie alle dazwischen liegenden von
der verticalen Wand zurückgeworfen, die Ohrhöhe der Hörer in verhältnifsmäfsig grofser Entfernung
von der AVand treffen müssen, so dafs die Differenzen der Wege gegen directe Schallstrahlen
sehr grofs und bei nicht zu kleinem Mafsstab über 6,5 bis 8 m vielfach hinausgehen
werden.
Ein wesentlicher Theil dieser Schallwellen wird durch Deflexion nutzbar gemacht, indem
man die Wand partiell aus der Verticalen nach vorn neigt, wie dieses Fig. 1 zeigt. Diese Neigung
ist so zu bestimmen, dafs die gröfsten Wegdifferenzen directer und deflectirter Schallwellen
nicht über 6,5 bis 8 m betragen. Wechselt die Schallquelle 0 in Höhe und Entfernung
von der Wand, so ist die Neigung nach der ungünstigsten Lage zu bestimmen. Unter dieser
Wegdifferenz ist beispielsweise für den Punkt b die Differenz der gebrochenen Linie 0 c b und
der directen Linie 0 b zu verstehen. Ist diese Differenz geringer als 6,5 m, so wirkt der directe
und der deflectirte Schall noch nützlich zusammen, es verstärkt die deflectirte Schallwelle
die directe, während dieselben Schallwellen, wenn sie nicht deflectirt, sondern durch die
naturgemäfse verticale Wand reflectirt werden, sehr schädliche Schallverwirrungen in entfernteren
Punkten als b hervorbringen.
Wie grofs man die Abtreppungen dieser partiell geneigten Wand macht, hängt von der beabsichtigten
architectonischen Raumwirkung ab; auch läfst sich diese partielle Wandneigung in
verschiedener Weise erreichen, z. B. wie bei a a2
angegeben, wo die Wand in ihren einzelnen Absätzen bogenförmig gestaltet ist, und hierdurch
in gewissen Richtungen eine Schallconcentration eintritt. Es kann diese Schallconcentration die
Bedeutung haben, dafs Steinfufsböden ohne Sitzreihen den deflectirten Schall nicht wieder schäd-
lieh reflectiren, sondern ihn divergirend zerstreuen.
In Fig. ia, ib und ic sind drei Formen für
diese Wandgestaltung angegeben, deren beide letzteren eine Wandquaderung von derselben
Schallwirkung wie bei ia darstellen, wobei nur bei ib noch die Quaderfläche gebogen ist. In
den Fig. id und ie sind event, mit Farben zu
verzierende Schuppen angegeben, welche, in gleicher Weise geneigt, dieselbe, wenn auch
nicht gleich starke Wirkung wie bei ia haben. Die Fig. if und ig geben Muster, wo die Ausfüllung
in gleicher Weise partiell geneigt ist und für das Auge wie eine Schraffur wirkt. Es
ist hier selbstverständlich, dafs nur derjenige Wandtheil nützlich wirkt, wo die Schraffur eine
Deflection der Schallwellen bewirkt, doch können auch die Ornamente derselben partiellen Wandneigung
sich nützlich anschließen. Derartige Schraffuren wird man nicht kleiner, als für die
Flächenwirkung nothwendig, annehmen und sie, je enger getheilt, um so präciser ausführen.
Alle diese Formen sollen nur Beispiele für die Benutzung geben, welche alle auf der partiell
veränderten und, wie angegeben, geneigten Wandfläche beruhen.
In Fig. 2 ist die Decke eines mit verschiedenen Rängen 2a und 2b versehenen Raumes
dargestellt. Die natürliche Richtung der Decke ist die horizontale, wie sie die Linien α b, ax b1
und «a #2 angeben.
Bei gewisser Entfernung der Raumdecke von der Wand, besonders wenn dieselbe aus Gründen
der Feuersicherheit massiv ausgeführt ist, giebt es grofse Flächen, welche die aus der Schallquelle
O1 kommenden Schallwellen in die unteren Ränge (s. Schallstrahl O1Oc) reflectiren können,
so dafs die Wegdifferenz directer und reflectirter Schallwellen sehr grofs ist. Hier wird durch
Deflexion der Schallwellen ein wesentlicher und schädlicher Theil der Decke nützlich wirken
können, wenn sie wie in Fig. 2 für die Fläche a-d in mehreren Friesen, oder wie in 2a partiell
eine andere Neigung erhält, wobei man auch von ähnlichen Formen wie 1 a, 1 e
> 1 f und 1 g Gebrauch
machen kann. Ueberall kommt es hier nur auf die partielle Neigung der Fläche, nicht
auf das Ornament etc. an. Aehnlich verhält es sich in Fig. 2 b und 2 c und bei Ersetzung der
Voute durch eine gerade Fläche in Fig. 2.
In Fig. 3 sind zwei Sitzbänke oder Stühle aufsteigender Sitzreihen gezeichnet. Hier wird
man die Schallwirkung durch Deflexion nahezu verdoppeln können, wenn man den oberen
Theil der Rückwand neigt, besonders aber, wenn man denselben wie bei b bogenförmig
gestaltet, so dafs sich die Schallwellen concentriren, wobei der Halbmesser etwa die doppelte
Gröfse haben mufs, als durchschnittlich das Ohr von der oberen Rückwand entfernt ist, weil
hierdurch der Brennpunkt der reflectirten Schallstrahlen in die Nähe des Ohres fällt.
Bei horizontalen oder schwach ansteigenden Sitzreihen und hoch liegender Schallquelle erreicht
man eine ähnliche nützliche Deflexion, wenn man, wie in Fig. 4, den oberen Theil
der Rückwand umgekehrt bogenförmig neigt, wobei für den Bogenhalbmesser dasselbe gilt.
In Fig. 5 ist eine Anwendung vorstehender Mittel auf die Empore etwa eines Parlamentshauses etc. gezeichnet, ohne jedoch dabei mehr
als die technisch nothwendige Form geben zu wollen.
Alle diese Mittel sind dazu bestimmt, durch Deflexion schädliche Schallwellen in nützliche
zu verwandeln.
Solche Deflexion kann nützlich auch bei doppeltem Zurückwerfen der Schallwellen eintreten,
wobei nur für eine der beiden Wand- und Deckenflächen mittelst partiell veränderter
Neigung Deflexion zu bewirken ist.
II. Deflexion der Schallwellen, um schädliche Schallwellen unschädlich zu
machen.
Dieses Mittel wird zweckmäfsig da anzuwenden sein, wo die schädlichen Schallwellen
nach Lage der Schallquelle zu der durchschnittlichen Ohrhöhe nicht mehr nutzbar gemacht
werden können. Dieses würde in Fig. 1 finden Wandtheil oberhalb c eintreten, sofern die
Differenz 0 el· — ο b > 6,5 bis 8 m ist und sofern
Emporen oder höhere Ränge existiren, wohin die Schallwellen, welche oberhalb c die
Wand treffen, reflectirt werden können.
In Fig. 6 ist angegeben, wie bei b durch partielle Neigung der Wandfläche in umgekehrtem
Sinne schädliche Schallwellen durch Deflexion unschädlich gemacht werden.
Dasselbe bewirkt daselbst das Profil a, wobei für α und h ähnliche Formen angewendet
werden können, wie in ia bis ig incl. Für
Decken, speciell für Gewölbe, wird die Form a, event, wie bei einem Rappputz rundliche Löcher,
eine Deflexion der Schallwellen bewirken und dieselben unschädlich machen. Auch können
in die frische Putzfläche der Gewölbe eingedrückte Ornamente, Sterne etc. oder erhaben
ausgeführte Ornamente deflectirend wirken und dadurch Schallwellen unschädlich machen, wie ■
dieses auch bei verticalen Wandflächen möglich ist.
Bei Kuppeln von Kirchen sind meistens die hohen Tambourflächen für die Schallwirkung
sehr schädlich. Man kann diese Flächen mittelst partiell veränderter Wandneigung unschädlich
machen, indem man die Schallwellen nach oben, und zwar zum Theil wiederholt zurückwirft und
dieselben somit zerstreut, also abschwächt, Fig. ia.
Die direct aus der Kuppel zerstreut zurückgeworfenen und,_ ohne die Wand zu berühren,
nach unten gelangenden Schallwellen kommen an und für sich sehr abgeschwächt herunter
und sind meistens nur bei Flachkuppeln von einiger Bedeutung. An Stelle dieser partiellen
Wandbildung kann man auch nahe an einander gerückte horizontale, wesentlich durch die obere
Aufsichtsfläche wirksame Gesimse oder nach der Architectur des Raumes zu bildende, im Profil
gerade oder gebogene Wandquaderung anwenden, ebenso durch eine horizontale, von
unten nicht mehr sichtbare Schraffur allen von oben kommenden Schall nach oben wieder
zurückwerfen, so dafs er nach unten nicht mehr herunter gelangt. In letzteren Fällen ist überall
die horizontale oder schwach gegen die Horizontale geneigte Fläche das wesentlich wirksame
und Deflexion bewirkende.
Ueberall wird nicht auf die architectonische Ausstattung oder Gestaltung, sondern auf die
Vorrichtungen in Wänden, Decken und Sitzbänken, welche durch partiell veränderte Neigung
oder partielle Umgestaltung der Fläche mittelt Deflexion der Schallwellen eine bessere
Akustik erzielen sollen, Gewicht gelegt.
Claims (1)
- Pate nt-An SP ruch:Die beschriebenen und dargestellten Vorrichtungen an Wänden, Wandtheilen, Pfeilern, Decken, Gewölben und Sitzbänken von Kirchen, Theatern, Kuppeln, Parlaments- und anderen Hörsälen, welche durch Deflection der Schallwellen dieselben theils nutzbar, theils unschädlich machen.Hierzu i Blatt Zeichnungen.
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE12135C true DE12135C (de) |
Family
ID=289367
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DENDAT12135D Active DE12135C (de) | Vorrichtungen an Wänden, Decken und Sitzbänken zur Beförderung der Akustik |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE12135C (de) |
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE3106486A1 (de) * | 1981-02-21 | 1982-09-09 | Dyckerhoff & Widmann AG, 8000 München | Bauteilsatz fuer eine als gitterwand ausgebildete stuetzmauer, laermschutzwand oder dergleichen |
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- DE DENDAT12135D patent/DE12135C/de active Active
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE3106486A1 (de) * | 1981-02-21 | 1982-09-09 | Dyckerhoff & Widmann AG, 8000 München | Bauteilsatz fuer eine als gitterwand ausgebildete stuetzmauer, laermschutzwand oder dergleichen |
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