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Zum Züchten anaerober Kulturen dienende abdeckbare Flachschale In
den meisten klinischen Laboratorien sind die Methoden zur Behandlung anaerober Kulturen
von technischen Maßnahmen abhängig, welche von einem routinemäßigen Gebrauch abschrecken.
Obwohl die mit der Behandlung von anaeroben Kulturen in flüssigen Medien verbundenen
Probleme zu einem wesentlichen Maße durch verhältnismäßig einfache Methoden gelöst
sind, war es bisher nicht möglich, die Unvollkommenheiten im gleichen Maße für anaerobe
Methoden zu überwinden, bei denen feste Medien zur Verwendung kommen. Die bisher
angewandten Maßnahmen der anaeroben Schalentechnik sind lästig und beschwerlich
und nur schwer für den routinemäßigen Gebrauch geeignet. Dies ist besonders zutreffend
bei den oft anzutreffenden Umständen, die die Fertigstellung nur weniger oder gar
nur einer einzigen Agarschale von anaeroben Kulturen erforderlich macht.
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Bisher war es üblich, eine vielfache Schale in einem anaeroben Gefäß
herzustellen, um eine Anzahl von Proben zu behandeln; doch diese Behandlungsweise
hatte unerwünschte Verzögerungen und verschiedene andere Nachteile zur Folge. Neuerlich
sind auch Verfahren zum Herstellen einer einzelnen Agarschale für anaerobe Kulturen
erfunden worden. Bei dem am meisten ansprechenden Verfahren wird eine Schale des
Conway-Typs mit einer abgedichteten Mikrodiffusion verwendet; der mittlere Hohlraum
der verfügbaren Mikro-Diffusionsschale wird auf sterile Weise mit dem festen Medium
und der andere Hohlraum der Schale mit einer trockenen Mischung von Pyrogallol (C"H,(OH),)
und wasserfreiem Soda (Na,CO,) angefüllt. Dann wird die Schale abgedichtet und die
Sauerstoffkonzentration darin durch die Reaktion des Pyrogallols mit dem Soda reduziert,
um das Wachstum der anaeroben Mikroorganismen auszulösen.
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Obwohl sich bei Verwendung einer solchen als vorsterilisiert erlangbaren
Mikro-Diffusionsschale des Conway-Typs mehrere der früheren Unvollkommenheiten ausschalten
lassen, die beim Gebrauch einer anaeroben Schale bei der Behandlung der Proben auftreten,
verbleiben noch eine Anzahl unerwünschter Nachteile. So ist es beispielsweise immer
noch schwierig, die sich ausbreitenden Organismen zu beherrschen, eine wirksame
Trennung der anaeroben Medien oder Proben von den Substanzen durchzuführen, die
zum Entfernen des Sauerstoffs und des Kohlemonoxyds aus der im abgedichteten Behälter
enthaltenen Atmosphäre angewendet werden. Auch die Absicht, die anaeroben Proben
auf den Hohlraum zu beschränken, der, getrennt durch einen hochstehenden Wandteil,
seitlich auf Abstand von jenem Hohlraum angeordnet ist, der die chemische Mischung
zum Erzeugen der reduzierten Sauerstoffkonzentration enthält, führt oft zu Verzögerungen
bei der Herstellung der geeigneten anaeroben Umwelt und zu schädlichen Ergebnissen
in hemmenden Organismen. Überdies erfordern die bei solchen Methoden angewandten
Mikro-Diffusionsschalen eine überaus sorgfältige Behandlung in den begrenzten, Seite
an Seite vorgesehenen Flächen in den Hohlräumen zur Aufnahme der anaeroben Medien
und der chemischen Mischung zum Erzeugen der anaeroben Kulturen. Aufgabe der Erfindung
ist es daher, eine verbesserte Vorrichtung zum Gebrauch für anaerobe Kulturen zu
schaffen, welche die den für ähnliche Zwecke verwendeten früheren Vorrichtungen
anhaftenden Unvollkommenheiten ausschalten.
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Bei zum Züchten anaerober Kulturen dienenden abdeckbaren Flachschalen
mit in sich geschlossener hochstehender Seitenwand und mit voneinander durch Querstege
abgetrennten, seitlich nebeneinander angeordneten Abteilungen zur Aufnahme der zur
chemischen Beeinflussung der Atmosphäre dienenden Stoffe ist, gemäß der Erfindung,
zur Abdeckung der Schale eine mit Durchbrechungen und auf beiden Seiten mit Rinnen
versehene Platte vorgesehen, deren eine Rinne auf den Rand der Seitenwand der Flachschale
paßt und auf deren Durchbrechungen die diese nicht vollständig abdeckende Schale
mit den zu züchtenden Kulturen aufsitzt und diese Platte mit der
aufgesetzten
Schale durch einen undurchbrochenen Deckel verschlossen ist, der in die obere Rinne
der Platte eingreift, derart, daß der unterteilte Unterraum der Schale und der Raum
im Innern des Deckels durch die Durchbrechungen hindurch in freier Zirkulation miteinander
in Verbindung stehen.
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Bei Verwendung der an, sich bekannten zylindrischen Raumform für die
Schale und den Deckel ist die durchbrochene Platte zweckmäßig als kreisförmige Scheibe
ausgebildet, in der die darin vorgesehenen Rinnen kreisförmigen Verlauf haben. Die
Querstege, welche die Flachschale in mehrere Abteilungen unterteilen, haben eine
geringere Höhe äls die Seitenwand der Schale, wobei die Platte die Schale im Abstand
vom oberen Rand dieser Querstege überspannt. Diese Einhaltung eines Abstandes zwischen
dem oberen Rand der Querstege und der darüber befindlichen Platte läßt es überflüssig
werden, die Querstege oder einige davon mit seitlichen Durchbrechungen für die Zirkulation
der irn Innern befindlichen. Atmosphäre zu versehen.
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. Die durchbrochene Platte ist zweckmäßig wenigstens mit einem
Loch für jedes der untereinander getrennten Abteile versehen. Zweckmäßig besteht
die durchbrochene Platte aus durchsichtigem Kunststoff, und weiterhin ist es zweckmäßig,
die Rinnen mit einem Dichtungsmaterial zu versehen.
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Weitere Merkmale und Vorteile ergeben sich aus der an Hand der Zeichnung
nachfolgenden Erläuterung eines Ausführungsbeispiels. In der Zeichnung ist F i
g. 1 eine Ansicht einer gemäß der Erfindung ausgebildeten Schale für die
Behandlung von anaeroben Kulturen, F i g. 2 -eine Ansicht der Schale,
vom Boden her gesehen, F i g. 3 ein Querschnitt durch die Schale, F i
g. 4 ein im vergrößerten Maßstab gehaltener Querschnitt durch die abgedichteten
Ränder der Schale.
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Das Ausführungsbeispiel bringt eine Erläuterung der Erfindung an Hand
eines in Form einer Petrischale gehaltenen Behälters, der einen zylindrischen Umriß
und quer durch das Innere sich erstreckende Wandungen hat, die zur Bildung einer
bestimmten Anzahl Abteilungen führen. Doch ist die Erfindung auf eine in dieser
Weise gestaltete Schale nicht beschränkt, denn sowohl der Behälter als auch die
in seinem unteren Teil enthaltenen Abteilungen können vom dargestellten Beispiel
ganz abweichende Form unterschiedlicher Größe und Anzald haben, ohne aus dem Umfang
der Erfindung herauszufallen; auch ist zu beachten, daß die in der nachfolgenden
Beschreibung verwendete spezielle Ausdrucksweise in keiner Weise als beschränkend
anzusehen ist, sondern in ihrer breitesten Ausdeutung verstanden sein soll.
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Das dargestellte Ausführungsbeispiel zeigt als Vorrichtung für anaerobe
Kulturen eine flache Schale 7
mit in sich geschlossener, hochstehender Seitenwand
8
und mit einer Anzahl querverlaufender Stege 9, welche das Innere
der Schale in eine Anzahl getrennter Ab-
teilungen 10 aufteilen. Die
Höhe dieser Querstege 9
ist geringer als die die Schale begrenzende Seiten--wand
8. Zur Auflage auf diese Schale ist eine flache Platte 11 bestimmt,
die eine Anzahl Durchbrechungen 12 und auf gegenüberliegenden Seiten je eine
ringförmig geschlossene Rinne 13 bzw. 14 hat. Zur Ab-
deckung ist ein
mit einem vorstehenden Rand 16
versehener Deckel 15 vorgesehen. Dip
Schale 7, die Platte 11 und der Deckel 15 sind nach an sich
bekannten Verfahren aus geeignetem, zur Beobachtung der Wachstumvorgänge zweckmäßig
durchsichtigem Kunststoff gefertigt. Die dargestellte zylindrische Schale
7 ist im Handel als sogenannte Petrischale erhältlich; auch der Deckel
15 kann in Verbindung mit der Schale ein üblicher Handelsartikel sein. Die
auf der einen Seite der besprochenen Platte 11
vorgesehene Rinne
13 ist dazu bestimmt, auf die Umfangskante der Schalenwand 8 aufgesetzt
zu werden, und die Rinne 14 soll dazu dienen, die Kante des Deckelrandes
16 aufzunehmen. Zweckvoll ist es, die verschiedenen Abteilungen der Schale
7 zu kennzeichnen, wie dies bei 17 in F. i g. 2 mit römischen
Ziffern angedeutet ist.
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Im Betrieb werden wasserfreies Soda (Na,C0,) und Pyrogallol
je in einer Menge von ungefähr 2 bis 4 g
in einer der Abteilungen
10 der Schale 7 gemischt, wie dies in F i g. 2 auf dem Boden
der dortigen linken Abteilung bei 20 angedeutet ist. In eine andere der Abteilungen
10 wird ein Stück Filterpapier, getränkt mit 0,2n-Palladiumchlorid in 0,001n-HCI
eingelegt, wie bei 21 in F i g. 2 angedeutet. Nachdem die Rinne
13
mit einem geeigneten DichtuÜgsmittel versehen ist, etwa mit eingespritztem
halbfestem Paraffin, wie in F i g. 4 bei 23 vermerkt, wird die durchbrochene
Platte 11 auf den Rand der Schale 7 aufgesetzt. Auf den durchbrochenen
Teil der Platte 11 wird dann die Schale 22 mit dem zum Wachsen zu bringenden
anaeroben Medium aufgesetzt. Nachdem auch die Rinne 14 mit einem geeigneten Abdichtungsmittel,
wie bei 24 in F i g. 4 vermerkt, versehen ist, wird der Deckel
15 mit seinem Rand 16 in diese Rinne eingesetzt. Das hier erwähnte,
an sich zur Abdichtung sehr geeignete halbfeste Paraffin besteht aus einer Mischung
von geleeartigem und flüssigem Paraffin im
Verhältnis 3: 1. Dieses
Dichtungsmittel besitzt genügend Viskosität, um die Dichtung bei der üblichen Zuchttemperatur
aufrechtzuerhalten.
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In den so geschlossenen Behälter reagiert die aus Pyrogallol und wasserfreiem
Soda bestehende Mischung 20 gemäß der sogenannten basischen Pyrogallolmethode, durch
welche der Sauerstoff aus der Atmosphäre im Innern des Behälters entfernt wird.
Das Kohlemonoxyd, welches bei dieser Reaktion ein unerwünschtes Nebenprodukt ist,
wird durch das erwähnte, in der zuvor beschriebenen Weise getränkte Filterpapier
entfernt. Wie erkennbar, wird auf diese Weise die Sauerstoffkonzentration im genannten
Behälter wegen der offenen Flächen zwischen den Querstegen 9, wegen des Abstandes
der Platte 11
von diesen Querstegen und wegen der Durchbrechungen 12 in der
Platte 11, auf welche die Bakterienkultur enthaltende Schale 22, ohne sie
vollständig abzudecken, aufgesetzt ist, verringert.
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Auf die geschilderte Weise ist eine große Anzahl von Versuchen mit
den verschiedensten anaeroben Mikroorganismen bei unterschiedlichen Anforderungen
mit bestem Erfolg durchgeführt worden. Einige Beispiele der auf diese Weise bei
den genannten Versuchen gezüchteten Mikroorganismen sind Bacteroides sp., Clostridium
bolulinum, Clostridium felsineum, Clostridium perfringens, Clostridium tetani, Peptostreptococcus
anaerobius.