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Verfahren zum Beschichten von Holzfaserplatten mit einer polyvinylchloridhaltigen
Masse Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Beschichten von Holzfaserplatten
mit einer Masse aus Polyvinylchlorid, Weichmachern und üblichen Zusatzstoffen in
der Wärme.
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Es ist ein Verfahren bekannt, mit dem kalte Holzfaserplatten mit Polyvinylchlorid
in Pulverform bestreut werden, wonach das Trägermaterial zwischen geheizten Platten
verpreßt wird, indem eine Auflageplatte dazwischengelegt wird.
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Demgegenüber besteht das Wesen der Erfindung darin, daß auf die Oberfläche
der aus der Heizpresse mit einer Temperatur von mindestens 175'C kommenden Holzfaserplatten
eine aus Polyvinylchlorid und Dimethylphthalat bestehende Paste in einer Stärke
von etwa 0,18 bis 0,2 mm aufgespritzt bzw. aufgegossen wird, worauf die Platte
einen Wärmekanal durchläuft, der anfangs eine Temperatur von 200'C, später
von etwa 165 bis 175'C aufweist, und anschließend klimatisiert wird. Die
Schicht schwitzt dabei aus, ohne Blasen zu erzeugen oder aufzublähen.
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Gegenüber dem bekannten Verfahren werden kalte Unterlagen vermieden,
und es wird in erster Linie ein sehr schnelles Angelieren, Verhaften mit dem Untergrund
und ein Austreiben der flüchtigen Anteile ohne Oberflächenveränderung der aufgebrachten
Kunststoffschicht erreicht. Die aufzutragende Paste besteht aus 1 Teil Polyvinylchlorid
und mindestens 1,3 Teilen Dimethylphthalat.
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Es ist ein Verfahren zur Oberflächenveredelung von Schichtkörpern
aus Holz, insbesondere von Holzfaserplatten, unter Verwendung harzartiger Faserstoffbahnen
oder dünner Holzfurniere bekannt. Auf die vom Pressen her noch heißen Schichtkörper
sollen Lösungen härtbarer Harze, die zusätzlich mit einem Härter versehen sind,
aufgebracht und anschließend die Faserstoffbahn aufkaschiert werden. Es handelt
sich im Gegensatz zur vorliegenden Erfindung um einen Kaschiervorgang, bei dem ein
Klebemittel aus härtbaren Harzen und Härtern verwendet wird. Diese Mischung geht
in kaltem Zustand keinerlei Reaktionen ein und besitzt auch keine klebenden Eigenschaften.
Diese treten erst ein, wenn die Mischung erwärmt wird. Aus diesem Grund wird der
heiße Schichtkörper als Wärmespender zur Auslösung der erforderlichen Reaktion benutzt,
da das Gemisch erst nach der Polykondensation klebende Eigenschaften aufweist. Würde
man das bekannte Verfahren auf kalte Unterlagen anwenden, so würde diese Reaktion
erst beim Erwärmen in der Presse eintreten. Die Folge wäre, daß die Lösungsmittel
Blasen erzeugen und das Ganze durch Trennung der aufgebrachten Schicht von der Unterlage
unbrauchbar würde. Gemäß einem anderen Verfahren ist die Herstellung von Lackdispersionen
bekannt, welche aus Gemischen von Polyvinylchlorid, Tetrahydronaphthalin und Dimethylphthalat
sowie Benzin, Toluol, Benzylalkohol usw. als Verdünnungsmittel bestehen. Die Dispersionen
werden auf kaltes Eisenblech oder kaltes Papier, Pappe usw. aufgetragen. Werden
die obigen Dispersionen auf erwärmte Hartfaserplatten aufgetragen, so wird im Gegensatz
zur vorliegenden Erfindung eine blasige, wellige, unebene Oberfläche erhalten.
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Bei kalten Unterlagen findet jedoch kein starkes Verhaften der aufgebrachten
Paste mit der Unterlage statt. Hierfür ist es zwingend erforderlich, daß die Unterlage
heiß ist, um ein Herausschwitzen der flüchtigen Bestandteile ohne Blasenbildung
zu ermöglichen und vor allen Dingen auch eine Störung des Wasserhaushaltes der Unterlage
auszuschließen. Durch das Aufbringen auf die heiße Unterlage tritt an den Berührungspunkten
sofort ein Angelieren ein.
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Bei einem anderen, ähnlichen Verfahren soll ein Bindemittel aus
50 Teilen Polyvinylchlorid, 25 bis 50 Teilen Dimethylphthalat
sowie Verdünnungsmittel, z. B. Testbenzin, Petroleum oder Toluol, Verwendung flnden.
Auch hier treten die gleichen Nachteile wie bei dem vorbeschriebenen Verfahren ein.
Ein Aufbringen auf erwärmte Platten führt zu unbefriedigenden Ergebnissen.
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Das erfindungsgemäße Verfahren lag also nicht nahe, insbesondere war
man in der Anwendungstechnik seither bemüht, das stark flüchtige Dimethylphthalat
wegen der damit verbundenen Verlängerung der Gelierzeit nicht zu verwenden.
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Alles in allem war es bisher nicht möglich, Holzfaserplatten mit einer
wetterunempfindlichen Deckschicht in wirtschaftlich vertretbarer Weise,
d. h. mit kurzen Fertigungszeiten herzustellen, wobei gleichzeitig eine glatte
Oberfläche erzielt wird. Erst durch die vorliegende Erfindung wird diese Aufgabe
gelöst.
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Eine vorteilhafte Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens besteht
darin, daß eine wasser-und schimmelpilzabweisende Chemikalien enthaltende Polyvinylchloridpaste
verwendet wird.
Besonders zweckmäßig ist es, daß die nach dem erfindungsgemäßen
Verfahren kunststoffbeschichtete Platte anschließend einen Wärmekanal durchläuft,
der anfangs eine Temperatur von 200'C, später von etwa 175 bis 165'C
aufweist. Dann wird die Platte klimatisiert. Durch das erfindungsgemäße Verfahren
tritt ein innige Verankerung der Kunststoffmasse mit der Trägerbahn ein.
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Nachstehend soll das erfindungsgemäße Verfahren an Hand eines Beispiels
noch näher erläutert werden: Auf die Oberfläche einer Faserplatte, die aus der Heizpresse
kommt, eine Temperatur von mindestens 175'C aufweist und somit praktisch feuchtigkeitsfrei
ist, wird die Kunststoffmasse in üblicher Weise aufgetragen. Dies kann mit Hilfe
einer Spritzbatterie, einer Spritzpistole bzw. einem geeigneten Sprühgerät erfoh,en.
Da für das Beschichten der heißen Platten eine gewisse Zeit benötigt wird, kann
es erforderlich sein, die Faserplatten, nachdem sie aus der Presse heraus,-ekommen
sind, zunächst aufeinanderzulegen und bei einer Temperatur von etwa 175'C bis zur
Verarbeitung zu lagern. Die Faserplatten sollen erfindungsgemäß auf keinen Fall
so weit abkühlen, daß sie Luftfeuchtiakeit aufnehmen. Die erfindungsgemäße Kunststoffmasse
besteht aus Polyvinylehlorid, nichtflüchti-en Weichmachern, Stabilisatoren und Dimethylphthalat
als Geliermittel und enthält je nach Wahl Pigmente und gegebenenfalls auch
Farbstoffe. Erfindungsgemäß eignen sich insbesondere Konzentrationen von etwa
25 bis 300/,. Die Masse wird so lange aufgetragen, bis im feuchten
Zustand eine etwa 0,3 mm dicke Kunststoffschicht entstanden ist. Erforderlichenfalls
ist die Stärke der Kunststoffschicht entsprechend zu variieren.
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Bereits beim Aufsprühen bzw. Aufspritzen der Kunststoffmasse verdunstet
ein Teil des Geliermittels auf der 175'C heißen Faserplatte. Es entsteht im getrockneten
Zustand eine Kunststoffschicht, die eine Stärke von etwa 0,18 bis 0,2 mm
besitzt. Anschließend durchläuft die beschichtete Faserplatte einen Wärmekanal,
der anfangs 200'C und später etwa 165 bis 175'C warm sein soll. Die
Länge des Trockenkanals hängt von der Geschwindigkeit des Durchlaufs ab und ist
so einzurichten, daß eine völlige Trocknung der Oberfläche durch Verdunsten des
Geliermittels erreicht wird.
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Die mit der Kunststoffschicht versehene Platte; die durch die Wärmeeinwirkung
eine besondere Härtung erfahren hat, ist dann noch in geeigneten Vorrichtungen zu
klimatisieren.
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Die Oberfläche der anfallenden Hartfaserplatte kann noch geglättet
werden. Es ist aber auch möglich, die Oberfläche mit Prägungen zu versehen.
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Nachstehend werden noch einige Beispiele angeführt, denen die Zusammensetzung
der erfindungsgemäß zur Verwendung kommenden Kunststoffmassen zu entnehmen ist:
1. 40 bis 60 g Polyvinylchloridpulver, 53 bis 73 g Dimethylphthalat,
7 bis 8,4 g Dioctylphthalat, 0,4 g Barium-Cadmium-Laurat (Stabilisator),
0,8 g dibasisches Bleiphosphit, 4 bis 6 g Siliciumdioxyd-Weißpigment,
3 bis 4 g Chromoxyd.
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Diese Chemikalien werden gut gemischt und laufend zweimal über den
Walzenstuhl. 100 g dieser Paste werden mit 15 bis 25 g Dimethylphthalat
verdünnt und auf die heiße Plattenoberfläche aufgespritzt.
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2. Wie unter 1. angegeben; diesmal werden zu 100
g
der obigen Paste 2 g Chlorparaffin oder 3 bis
10 g
Mepasin-Sulfosätire-Phenyl-Äthylester eingerührt.
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3. Wie unter 1. angegeben, 100 g dieser Paste
werden mit 10 g Dimethylphthalat und 10 g Butylglykol verdünnt und
aufgespritzt.
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4. Wie unter 1. angegeben; in 100 g dieser Paste werden
1 bis 5 g Pentachlorphenol eingerührt. Die aufzubringende Kunststoffschicht
soll in der Reg 1 hart sein, sie kann aber, wenn dies gewünscht ,e wird,
auch weicher eingestellt werden; sie besitzt eine ausgezeichnete Gebrauchstüchtigkeit
und zeichnet sich durch eine gute Wetterfestigkeit aus. Nach dem erfindungsgemäßen
Verfahren ist es möglich geworden, polyvinylchloridhaltige Kunststoffmassen auf
die heiße Oberfläche von Faserplatten aufzubringen und den Verdunstungsprozeß bzw.
das Ausschwitzen des Geliermittels so zu leiten, daß an der Oberfläche der Faserplatten
keine Blasen oder sonstige unerwünschte Veränderun-en vorkommen.
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Die anfallenden Hartfaserplatten weisen eine einwandfreie glatte Hartpolyvinylchloridschicht
auf, ohne daß erfindungsgemäß ein Haftvermittler (Kleber) verwendet wurde.
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Die erfindungsgemäßen Erzeugnisse zeichnen sich noch dadurch aus,
daß die wetterunempfindliche Deckschicht nicht, wie bisher üblich, in Form einer
Folie auf der Platte liegt, sondern daß die Deckschicht im Trägerstoff gleichsam
verankert ist.
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Das erfindungsgemäße Verfahren ist nicht nur auf Faserplatten anwendbar,
vielmehr können alle Holz-bzw. holzähnliche Werkstoffe erfindungsgemäß mit einer
wetterunempfindlichen Deckschicht versehen werden.