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Übertragungsmaterial für einmaligen Gebrauch Die moderne Automation,
insbesondere soweit sie menschliches Denkvermögen durch maschinelle Betätigung zu
ersetzen bestrebt ist, benötigt in sehr vielen Fällen Hilfsmittel von ganz besonderer
Präzision. Der in der Technik allgemein bekannte Begriff der Toleranzen muß dabei
gründlich umgewertet werden, weil die für solche »Denkmaschinen« zulässigen Schwankungsgrenzen
sehr häufig mit den üb-
lichen Toleranzen rein größenordnungsmäßig gar nicht
gleichzusetzen sind.
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Solche Automaten, es seien hier nur beispielsweise die neuen Schecksortierautomaten
der Großbanken und die bei der Post eingeführten automatischen Briefsortiervorrichtungen
genannt, benötigen aber unter anderem eine ganz besondere »Schrift«, die ihrem mechanischen
Auge gerecht ist und von ihm #gelesen« werden kann. Diese Schrift besteht aus von
zum Teil auch für den Menschen lesbaren Zeichen, deren Farbe fluoreszierende, phosphoreszierende,
elektrisch leitende, magnetisierbare oder optisch infolge Remissionen auswertbare
Substanzen enthält, je nach der Art der verwendeten Einrichtungen. Mindestens
ebenso wichtig wie die eben genannten Eigenschaften dieser Farben ist aber auch
die Forderung, absolut randscharfe Zeichen zu erhalten. Hierfür genügen eben die
Beobachtungsmöglichkeiten des mensch-Echen Auges nicht mehr. Der Begriff der Randschärfe
muß vielmehr auch mikroskopischen Untersuchungen standhalten können.
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Es ergibt sich für die Hersteller von Übertragungsmitteln in Blatt-
oder Bandform, also für die Hersteller der für die vorstehend skizzierten *Leseverfahren«
geeigneten Schriftfarben, die Aufgabe, ein Produkt zu schaffen, welches den geschilderten
Forderungen entspricht. Es wird als ein Übertragungsmittel benötigt, das
1. randscharfe Schriftzeichen ermöglicht, 2. seine Farbe auf den einmaligen
Andruck der im Zusammenhang mit diesen genannten Maschinen verwendeten »Drucker«
vollständig bei einem einzigen Typenanschlag abgibt, 3. aufgedruckte Zeichen
nicht verwischt, 4. gut haftende Zeichen abgibt, 5. genügend Farbmengen
enthält, um das mechanische Auge fehlerfrei lesen zu lassen und es nicht zu »überanstrengen«,
6. in der unter 5. genannten Farbstoffmenge ausreichende Mengen der
das mechanische Auge speziell ansprechenden Substanzen enthalten sind.
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Diese Forderungen schließen sich nach den bisherigen Erfahrungen der
Übertragungsmittel-Fachleute vielfach gegenseitig geradezu aus. Sie widersprechen
sich jedenfalls zum Teil. Trotzdem ist es gelungen, mit vorliegender Erfindung ein
Übertragungsmaterial zu schaffen, das diesen divergierenden Anforderungen entspricht.
Die Erfindung besteht darin, daß für die schriftbildende Schicht als Bindemittel
weichgemachte hochpolymere Werkstoffe in Gesellschaft mit Wachs oder wachsartigen
Stoffen derart verwendet werden, daß die Wachse oder wachsähnlichen Stoffe mengenmäßig
die Kunststoffanteile des Bindemittels nicht mehr als um etwa 101)/, übertreffen.
Vorzugsweise sollen die Kunststoffbestandteile des Bindemittels überwiegen, und
zwar bis zum Verhältnis Kunststoff zu Wachs gleich 1: 0,5.
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Die vorstehend genannten Arten der Bindemittel sind an sich bekannt,
insbesondere auch für die Herstellung von Übertragungsmitteln. Man hat sie für Übertragungsmittel
bisher aber in der Regel voneinander getrennt eingesetzt. Beide Bindemittelarten
miteinander zu kombinieren ist schon vorgeschlagen worden, doch ist bei diesem Vorschlag
das Kunstharz lediglich ein mengenmäßig sehr geringer Zusatzstoff, der speziell
die Aufgabe hatte, eine Vielzahl von gleichmäßigen Kopien (viele Überschreibungen)
zu ermöglichen. Ganz im Gegensatz hierzu soll aber nach der Erfindung die Übertragungsfarbe
mit einem einzigen Typenanschlag völlig übertragen werden, also Teile der farbabgebenden
Schicht völlig aus dieser Schicht herausgerissen werden, wobei dieses Herausreißen
notwendigerweise randscharf erfolgen muß, im Sinne der vorstehenden Darlegungen.
Deshalb darf der Wachsanteil das obenerwähnte Verhältnis zwischen Kunststoffanteil
des Bindemittels nicht überschreiten. Beide Bestandteile des Bindemittels haben
ihre besondere Aufgabe, wobei der Kunststoff die Randschärfe im wesentlichen ergibt,
während das Wachs den zäh-klebrigen Zusammenhalt abgeben soll.
Beides
gilt es aufeinander abzustimmen, wie es vorstehend bereits geschildert ist.
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Es hat sich nun überraschenderweise gezeigt, daß bei einer derartigen
Bindemittelkombination ein zusätzlicher Effekt auftritt, der für die eingangs erwähnten
Anwendungszwecke dieses Übertragungsmaterials von besonderer Bedeutung ist. Der
maximale Farbstoffanteil der Trockensubstanz der farbabgebenden Schicht kann über
die bisher bekannte Grenze von etwa 60 bis 65 0/, wesentlich gesteigert
werden. Diese Grenze war bisher für den Kohlenpapier-Fachmann wie eine Mauer, die
nun erfolgreich durchbrochen werden konnte. Es wurde eben schon gesagt, daß man
das mechanische Auge nicht »überanstrengen« darf, d. h., es muß ihm eine
Schrift »angeboten« werden, die nicht nur hinsichtlich der Randschärfe, sondern
auch hinsichtlich der Farbintensität hohen Anforderungen gerecht wird. Es kommt
also darauf an, hohe Mengen von Farbsubstanz, insbesondere aber der die Fluoreszenz,
Phosphoreszenz, elektrische Leitfähigkeit, Magnetisierbarkeit und optische Remission
bewirkenden Bestandteile auf kleinstem Raum zur Verfügung zu haben. Es ist deshalb
wichtig, daß man den Farbstoffgehalt der farbabgebenden Schicht gemäß der Erfindung
auf über 65 0/, heraufsetzen kann.
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Verbindet man den Effekt des überdurchschnittlich hohen Farbstoff-
oder Pigmentanteiles in der farbabgebenden Schicht mit der Aufgabe, eine besonders
randscharfe Schrift zu erzeugen, so ergänzen sich beide Dinge in der Erfindung außerordentlich
glücklich. Derüberdurchschnittlich hohe Farbstoff- oder Pigmentanteil in der Beschichtungsmasse
gestattet es nämlich, die farbabgebende Schicht an sich ungewöhnlich dünn zu halten,
womit der Forderung bezüglich der Randschärfe in die Hand gearbeitet wird.
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Als besonders vorteilhafte Ausführungsforni der Erfindung wird die
vorstehend beschriebene farbabgebende Schicht zwischen zwei Hilfsschichten eingebettet.
Auf diese Weise wird auf das Trägermaterial, das ist also das Rohseidenpapier oder
eine geeignete Kunststoffolie, zunächst eine Grundschicht aufgetragen, die in jedem
Fall als Bindemittel ausschließlich ein Kunstharz enthält. Diese Grundschicht soll
sich am Schreibvorgang nicht unbedingt beteiligen. Sie kann natürlich zusätzlich
mit Pigmenten und/oder Weichmachern versehen werden, so daß ihre Beteiligung an
der Schriftbildung nicht schädlich ist. Diese Grundschicht wirkt im wesentlichen
als Trennschicht zwischen dem Trägerinaterial und der farbabgebenden Schicht. Sie
soll das vollständige Ab-
lösen der farbabgebenden Schicht bei einmaligem,
gegebenenfalls auch sehr schwachem Typenanschlag erleichtern. Das ist zwangläufig
notwendig, weil die eingangs geschilderten Maschinen eine möglichst gleichmäßig
dicke Beschriftung voraussetzen, um Fehler beim Lesen zu vermeiden.
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Auf diese Grundschicht folgt dann die farbabgebende Schicht, die vorstehend
ausführlich beschrieben worden ist.
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Über diese farbabgebende Schicht legt man nun zweckmäßig noch eine
Deckschicht, deren Bindemittel ausschließlich sowohl Wachse als auch Kunststoffe,
einzeln oder in Kombination, sein sollen. Sie soll sich zwar am Schreibvorgang beteiligen,
sie muß sich sogar am Schreibvorgang beteiligen, muß aber nicht Farbträger sein,
da ja, wie geschildert, die farbabgebende Schicht an sich dank ihrer erfindungsgemäßen
Zusammensetzung ausreichend Farbstoffe bzw. Pigmente enthält, wie es für die genannten
Vorgänge notwendig ist.
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Als Bindemittel für die farbabgebende Schicht kommen alle geeigneten
hochpolymeren Werkstoffe einzeln oder in Kombinationen miteinander in Frage. Nur
beispielsweise seien hier Vinylpolymerisate en bloc genannt. Auch andere geeignete
Kunstharze, wie Polycarbonate, seien hier nur beispielsweise erwähnt.
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Das Auftragen dieser Schichten erfolgt in jeder beliebigen bekannten
Weise sowohl im Streich- wie im Druckverfahren, wobei alle Methoden moderner Beschichtungstechnik
möglich sind.
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Abschließend seien für die Bindemittelkombination der farbabgebenden
Schicht noch einige Beispiele genannt, wobei der Begriff Bindemittel dem DIN
55 945 entsprechen soll.
Beispiele für das Farbschicht-Bindemittel |
1. Vinylpolymerisat ........................ 3,0 |
Äthylcellulose ........................... 1,0 |
Trikresylphosphat ....................... 7,0 |
Fester Fettalkohol ....................... 2,5 |
2. Polycarbonatharz ....................... 2,5 |
Trikresylphosphat ....................... 7,0 |
Mikrokristallines Wachs ................. 1,5 |
3. Acryl-Vinyl-Polymerisat .................. 2,5 |
Rizinusöl ............................... 8,0 |
Bienenwachs ............................ 2,5 |
4. Polystyrol .............................. 3,0 |
Phthalsäureester ......................... 5,0 |
Stearinsäure ............................ 1,5 |
Es entsteht beispielsweise ein Übertragungsmaterial der bevorzugten dreischichtigen
Ausführungsform nach folgender chemischer Zusammensetzung:
5. a) Grundschicht: Polyamidharz, |
b) Farbabgebende Schicht: |
Polyvinylchloridacetat .............. 2,5 |
Äthylcellulose ...................... 1,0 |
Stearinsäure ....................... 3,5 |
Polyvinyläther .................. ... 7,0 |
Fluoreszierendes Pigment D Lumogen |
UV Gelborange* ................. 42,0 |
Butanon ... . ....................... 44,0 |
100,0 |
c) Deckschicht: |
Paraffin ........................... 95,0 |
Aluminiumbronze .................. 5,0 |
100,0 |
»Lumogen« ist ein der BASF geschütztes Warenzeichen. |
Als Schichtträger wird in diesem Fall zweckmäßig ein Rohseidenpapier von
16 g/qm verwendet.
a) .......... |
b) Farbabgebende Schicht: |
Polyvinylacetat ..................... 3,0 |
Cetylalkohol ....................... 3,3 |
Oleinalkohol ...................... . 5,0 |
Magnetpigment .................... 35,0 |
Äthylalkohol ....................... 53,7 |
100,0 |
e) Deckschicht: Mikrokristallines Wachs. |
Als Schichtträger wird in diesem Fall zweckmäßig eine Acetobutyratfolie
verwendet. Eine Grundschicht ist in diesem Fall nicht erforderlich.
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Es ist noch hinzuzufügen, daß bereits vorgeschlagen worden ist, einen
wachsartigen magnetischen Überzug für ein Übertragungsmaterial zu schaffen und als
wachsartiges Bindemittel Polyäthylen zu verwenden. Es ist bekannt, daß Polyäthylen
als Polymerisat eines Kohlenwasserstoffes Wachscharakter hat. Polyäthylen, wie Wachs
verwendet, ergibt deshalb eine aus der Schmelze aufzutragende Schichtmasse. Es hat
sich gezeigt, daß damit nicht die Bedingungen erfüllt werden können, die der vorliegenden
Erfindung zugrunde gelegt worden sind. Der erfindungsgemäße Effekt, charakterisiert
durch die eingangs genannten Bedingungen, ergibt sich nicht zuletzt aus der Wachsunverträglichkeit
der erfindungsgemäß eingesetzten Kunststoffe.