-
Verformungs-und Wärmebehandlungsverfahren bei der Herstellung von
Werkstoffen mit gerichteter Kristallorientierung aus Eisen-Nickel-Legierungen Die
Erfindung bezieht sich auf Verformungs- und Wärmebehandlungsmaßnahmen an eine bemerkenswerte
Magnetostriktion aufweisenden Werkstoffen auf Eisen-Nickel-Basis zwecks Herstellung
von Werkstücken mit gerichteter Kristallorientierung, die für Vorrichtungen zur
Umwandlung von mechanischen Impulsen in elektromagnetische Effekte, insbesondere
zwecks Aussendung elektrischer Impulse, geeignet sind.
-
Bekanntlich weisen magnetische Körper, wenn sie der .Einwirkung eines
Magnetfeldes unterworfen werden, eine Dimensionsänderung auf, eine Erscheinung,
die unter der Bezeichnung »Magnetostriktion« bekannt ist. Umgekehrt weist die magnetische
Permeabilität der gleichen Körper, falls sie in einem Magnetfeld mechanischen Beanspruchungen
unterworfen werden, im Zusammenhang mit diesen Beanspruchungen Änderungen auf, und
sie sind infolgedessen der Sitz von Induktionsschwankungen. Diese Erscheinung nennt
man Villari-Effekt oder umgekehrte (inverse) Magnetostriktion oder auch Villari-Umkehr
(s. W e s t p h a 1, Physikalisches Wörterbuch, 1952, S.636).
-
Von dieser Erscheinung kann zur Umwandlung mechanischer Wirkungen
in elektrische Effekte Gebrauch gemacht werden. Die Amplitude ändert sich dabei
bei sonst gleichen Bedingungen je nach der Natur des Körpers und nach den Behandlungsarten,
denen er unterworfen wird, insbesondere je nach der thermischen Behandlung.
-
Es ist bekannt, daß die physikalischen Eigenschaften eines Kristalls
von der Kristallrichtung abhängen, in welcher man sie mißt. Man sagt, der Kristall
sei anisotrop. Ein metallischer Werkstoff besteht bekanntlich im allgemeinen aus
einer großen Anzahl kleiner Einzelkristalle (Kristallite), deren Orientierung im
allgemeinen rein zufällig ist. Seine Eigenschaften sind deswegen in allen Richtungen
so gut wie identisch, weil die Verteilung der verschiedenen Kristallorientierungen
sich, statistisch gesehen, ausgleicht; der Körper erscheint auf Grund dieser Kompensationswirkung
isotrop. Seine- Eigenschaften stellen daher nur Mittelwerte dar, was praktisch darauf
herauskommt, als ob man es mit einem Produkt zu tun hätte, in welchem alle Kristalle
die gleiche Orientierung aufweisen und das man gemäß der günstigsten Kristallrichtung
verwenden kann.
-
In diesem Sinne wurde schon vorgeschlagen, zwecks Umwandlung eines
elektrischen oder magnetischen Effektes in eine mechanische Wirkung (d. h. unter
Ausnutzung der direkten Magnetostriktion) Eisen-Nickel-Legierungen mit 40 bis 50%
Ni anzuwenden, die man einer Kaltverformung mit mindestens 85% Dickenverminderung
unterwirft, der man gegebenenfalls ein Anlassen bei einer Temperatur folgen läßt,
die unterhalb der Rekristallisationstemperatur liegt. Man erhält auf diese Weise
einen Werkstoff mit gerichteter Kristallorientierung (mit Textur), worin die [111]-
und [112]-Richtungen, die einer besonders hohen direkten Magnetostriktion entsprechen,
mit dem Sinn der Schichtung zusammenfallen.
-
Es wurde nun gefunden, Saß es zwecks Verbesserung der Sensibilität
gegenüber der umgekehrten Erscheinung (inverse Magnetostriktion oder »Villari-Effekt«)
vorteilhafter ist, dem Werkstück eine Textur von anderer Richtung als der oben beschriebenen
zu verleihen. Diese Textur, die noch näher beschrieben wird, ist an sich ebenfalls
bekannt, wird jedoch erfindungsgemäß erstmals ausgenutzt, um die Anwendung des Villari-Effektes
zu vervollkommnen.
-
Das Verfahren nach der Erfindung, durch dessen Anwendung man die erfindungsgemäß
vorteilhafte Textur erhält, läßt sich anwenden auf durch Schmelzen oder Sintern
hergestellte Legierungen, deren Zusammensetzung
innerhalb der folgenden
Grenzen liegt: 40 bis 60°/o Ni 0 bis - 411/o Si 0 bis 2% Mn - 0 bis 411/o Mo 0 bis
5% Co, Rest Eisen, abgesehen von den üblichen Verunreinigungen und anderen Begleitstoffen
der technischen Eisen-Nickel-Legierungen, wie Schwefel, Phosphor usw.
-
Wie noch deutlich werden wird, verleiht das Verfahren nach der Erfindung
der magnetischen Induktionskurve eine besonders günstige Form, die es ermöglicht,
das Material zu benutzen zur Feststellung oder auch Messung von Deformationen, insbesondere
Kontraktionen, auf Grund der reversiblen oder irreversiblen Umwandlung einer mechanischen
Erscheinung in einen magnetischen bzw. elektrischen Effekt. Auf diese Weise lassen
sich gewisse Arbeitsprozesse steuern, man kann Mechanismen. oder Signale auslösen,
usw.
-
Das Verfahren nach der Erfindung besteht darin, daß man zunächst eine
an sich bekannte Fe-Ni-Legierung von der oben angegebenen Zusammensetzung auf bekannte
Weise in der Wärme zu einem flachen Werkstück, dessen Dicke unter 10 mm liegt, kalt
ausformt. Das Werkstück wird dann erfindungsgemäß durch Kaltverformung, z. B. durch
Walzen oder Recken, in seiner Dicke um mindestens 97 % vermindert und anschließend
in einem inerten oder Schutzgas oder im Vakuum auf eine Temperatur angelassen.,
die über seiner Rekristallisationstemperatur liegt, d. h. auf 800 bis 1250° C. Durch
die intensive Bearbeitung bei Umgebungstemperatur wird das ursprüngliche Flachprodukt
von weniger als 10 mm Dicke in ein Band od. dgl. von höchstens 0,2 mm, vorzugsweise
0,15 mm Dicke übergeführt. Die geringe Dicke des so erhaltenen Bandes begünstigt
übrigens das Ausscheiden von verschiedenen Verunreinigungen (Sauerstoff, Kohlenstoff,
Stickstoff) während des nachfolgenden Anlassens, und dies bedeutet eine Verbesserung
der gesuchten Eigenschaften und der Anwendungsfähigkeit des Materials.
-
Nach dem intensiven Recken bzw. Walzen und Rekristallisation durch
Anlassen weist das Material eine Textur auf, die sich dadurch auszeichnet, daß die
Kristallite praktisch in ihrer Gesamtheit eine (100)-Ebene in der Walzebene und
eine [100]-Richtung parallel zum Schichtungssinn aufweisen.
-
Es zeigte sich, daß die Eisen-Nickel-Legierungen von obiger Zusammensetzung,
wenn sie derartig orientiert sind, besonders interessante Eigenschaften aufweisen,
die eine volle Ausnutzung der inversen Magnetostriktion gestatten. Dieses Ergebnis
ist insofern überraschend, als die [100]-Richtung hinsichtlich der direkten Magnetostriktion
bei Ferronickel mit weniger als 60% Ni keineswegs bevorzugt ist.
-
Ein Reckungsgrad von 97% erwies sich als notwendig, um sicherzustellen,
daß nach der Rekristallisation über das ganze Werkstück eine [100] -Richtung in
Walz- oder Reckrichtung vorhanden ist. Bei schwächeren Deformationsgraden ist die
Streuung der Ergebnisse nicht vernachlässigbar, und der Anteil an Kristalliten,
die nicht der gewünschten Orientierung entsprechen, kann verhältnismäßig hoch werden,
was die gesuchten Eigenschaften beeinträchtigt.
-
Mit dem dünnen Band, das einer Verformung von mehr als 97% unterworfen
wurde, lassen sich Blattmagnetkerne herstellen, deren Form von ihrem Verwendungszweck
abhängt.
-
Zweckmäßigerweise bringt man nach dem Zuschneiden auf die gewünschte
Länge bzw. Form in an sich bekannter Weise zwischen die verschiedenen Lagen, aus
denen der Magnetkern besteht, Isolierschichten aus einem pulverförmigen und hitzebeständigen
Material ein. Hierfür können alle Stoffe verwendet werden, die sich leicht in feine
Pulver überführen lassen und einen entsprechenden Widerstand und eine hohe Schmelztemperatur
aufweisen, jedoch in der Wärme keine Verbindung mit den Bestandteilen der betreffenden
Legierung eingehen. Als Stoffe, die diesen Bedingungen genügen, seien genannt: Magnesiumoxyd,
Talkum, Ton, die stabilen und so gut wie unschmelzbaren Metalloxyde, Kaolin usw.
-
Die zur Herstellung von Kernen gemäß der Erfindung verwendbare Legierung
besitzt vorzugsweise eine Zusammensetzung, die sich innerhalb noch engerer Grenzen
als den obenerwähnten hält und folgenden Werten entspricht: 45 bis 5511/o, Ni 0
bis 411/o Si 0 bis 0,8 % Mn, wobei wiederum der Rest Eisen ist (abgesehen von dem
üblichen Gehalt an Sekundärelementen oder Verunreinigungen, wie Kupfer, Schwefel,
Phosphor usw.).
-
Vorzugsweise werden die aus dünnen Schichten einer kräftig kaltverstreckten
Legierung der oben angegebenen Zusammensetzung mit dazwischenliegender Isolierung
hergestellten Kerne in einer reinen, trockenen Wasserstoffatmosphäre bei etwa 1100°
C angelassen.
-
Die Behandlungsdauer kann auf etwa 15 Minuten beschränkt sein; vorteilhafterweise
dauert die Behandlung jedoch länger, was zu einer Verbesserung der magnetischen
Eigenschaften führt, woraus wiederum eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber dem
Villari-Effekt resultiert. Für die Entwicklung der optimalen Eigenschaften ist es
besonders günstig, den Kern etwa 6 Stunden bei Nachglühtemperatur zu halten. Die
günstigste Aufheiz- und Abkühlgeschwindigkeit hängt von der angewandten Behandlungsart
und -vorrichtung ab. Die Geschwindigkeiten sollen so gewählt werden, daß in der
Masse der Kerne keine uneinheitliche Temperaturverteilung auftritt.
-
Es ist vorteilhaft, wenn auch nicht unerläßlich, die Abkühlung der
Kerne von einer Temperatur oberhalb des Curie-Punktes bis auf etwa 300° C herab
in einem parallel zur Verformungsrichtung orientierten Magnetfeld verlaufen zu lassen.
-
Eine magnetische Legierung, die gemäß der Erfindung behandelt wurde,
weist eine Induktionskurve im Verstreckungssinn oder senkrecht zu dieser Richtung
auf, die charakterisiert ist durch einen sehr raschen Anstieg der Induktion, auf
welchen ein scharfes Knie folgt, von welchem ab- sich die Induktion als Funktion
des magnetischen Feldes nur noch sehr langsam ändert. Diese Kurvenform wurde als
besonders geeignet für die Erzeugung, die Messung und die Anwendung des Villari-Effektes
erkannt, denn die Einwirkung einer Verformung, einer Kontraktion oder eines Stoßes
am bzw. auf den Magnetkern drückt sich durch Induktionsschwankungen von großer Amplitude
in der Gegend des Knies aus, wobei die Wirkung um so ausgesprochener ist, je schärfer
das Knie ist, d. h. je vollkommener die »kubische« Textur ist.
Diese
Legierung besitzt außerdem eine rechteckige Hystereseschleife, die ihr eine ihrer
Sättigungsinduktion beinahe gleiche remanente Induktion verleiht, eine, wie aus
dem folgenden ersichtlich,- sehr vorteilhafte Eigenschaft im Hinblick auf gewisse
Anwendungen des Villari-Effektes.
-
Von dieser 90% oder mehr der Sättigungsinduktion betragenden Induktion
kann man mit Vorteil Gebrauch machen für die Konstruktion von Vorrichtungen zum
diskontinuierlichen Betrieb, die auf der Magnetostriktion beruhen und keine weitere
Betriebsenergie beanspruchen, da der Kern durch einen elektrischen oder magnetischen
Impuls gleich zu Anfang bis zur Sättigung magnetisiert wird und nach Abklingen des
Impulses durch Remanenz magnetisiert bleibt. Wird ein so magnetisierter Kern einer
Kontraktion, einer Verformung oder einem mechanischen Stoß unterworfen, so fällt
seine remanente Induktion plötzlich und irreversibel ab, und diese rasche Induktionsänderung
kann über eine geeignete Vorrichtung dazu ausgenutzt werden, einen elektrischen
Impuls zu erzeugen, der zur Steuerung oder Auslösung eines Mechanismus oder eines
Signals dient. .
-
Aus dem an Hand der Zeichnung beschriebenen Beispiel gehen die Besonderheiten
einer gemäß der Erfindung behandelten Legierung hervor, und es ist daraus ersichtlich,
auf welche Weise diese Legierung für Anwendungszwecke benutzt werden kann, die auf
der Erscheinung der Magnetostriktion beruhen.
-
Fig. 1 ist ein Diagramm, das die durch Einwirkung einer Belastung
erzeugte Deformation der Induktionskurve eines magnetischen Kernes, der nach dem
Verfahren gemäß der Erfindung hergestellt wurde, zeigt; Fig. 2 zeigt die Kurve der
Induktionsschwankungen in dem gleichen, in ein konstantes Magnetfeld von 0,23 Örsted
gebrachten Kern als Funktion von Deformationen mit wachsender Amplitude; Fig. 3
zeigt unter denselben Bedingungen die Kurve der Induktionsschwankungen des Kernes
als Funktion der einwirkenden Belastung; Fig. 4 zeigt die Hystereseschleife des
Kernes. Beispiel Man geht von einer durch Zusammenschmelzen erhaltenen Legierung
folgender Zusammensetzung aus 49,31% Ni 0,14% Si 0,50°/o Mn, Rest Fe (mit den üblichen
Verunreinigungen), die man in der Wärme zu einem Streifen von ungefähr 5 bis 9 mm
Dicke ausformt.
-
Durch Kaltverstrecken in mehreren Stufen stellt man aus dem Streifen
ein Band von 0,07 mm Dicke her. Nach Entfetten und Zuschneiden auf die notwendige
Größe fertigt man aus diesem Band einen dynamometrischeiz Ring in Form eines Toroids
mit rechtwinkligem Querschnitt an, indem man das Band über einen entsprechenden
Dorn wickelt, wobei man Vorsorge trifft, daß die Wicklungen mit Talkpuder gegeneinander
isoliert werden. Auf diese Weise kommt man zu einem magnetischen Kern, der- im festen
Zustand folgende Dimensionen aufweist: Äußerer Durchmesser 32 mm, innerer Durchmesser
25 mm, Höhe 5 mm.
-
Der Kern wird dann in einer reinen und trockenen Wasserstoffatmosphäre
6 Stunden bei 1100° C geglüht, worauf man ihn langsam erkalten läßt. Auf dem so
hergestellten dynamometrischen Ring bringt man eine Primärwicklung an, die man an
eine stetige Stromquelle anschließt, und eine Sekundärwicklung, die man an ein ballistisches
Galvanometer anschließt: Hierauf errichtet man die Induktionskurve dieses Kernes,
wie sie durch den Ast A der Fig. 1 dargestellt ist. Sie weist nach einem sehr raschen
Anstieg ein scharfes Knie bei einer Induktion von etwa 14000 Gauß für ein Magnetfeld
von. 0,115 Örsted auf, oberhalb dessen sich die Induktion als Funktion des Magnetfeldes
nur noch sehr langsam ändert.
-
Der Kern wird daraufhin der Einwirkung von Kräften bekannter Intensität
unterworfen, die an einem Punkt seiner Peripherie angreifen und sich radial auswirken.
Die Deformationen des dynamometrischen Ringes werden gemessen -durch die Verkürzung
des Durchmessers, auf den die Belastung einwirkt. Für eine Durchmesserverkürzung
von etwa 0,6 mm, entsprechend einer radial wirkenden Belastung von 150 g, findet
man, daß sich die Induktionskurve gemäß der Kurve B in Fig. 1 deformiert. Die Kurven
A und B zeigen, daß die betreffende Legierung besonders gut für die Anwendung des
Villari-Effektes geeignet ist, denn wenn man sie in der Gegend des Punktes M (Fig.
1), der einem Magnetfeld von ungefähr 0,23 Örsted entspricht, arbeiten läßt, so
sind kleine Schwankungen dieses Feldes praktisch ohne Einfluß auf die Höhe der Induktion,
da dieser Punkt auf dem so gut wie horizontalen Ast der Kurve A liegt, während gleichzeitig
der Unterschied zwischen den Kurven A und B für diesen Wert bemerkenswert groß ist
und bei einer Belastung von nur 150g einer Induktionsschwankung von ungefähr 3500
Gauß entspricht.
-
Für diesen Wert des magnetischen Feldes von 0,23 Örsted, wie er im
wesentlichen dem Punkt M der Fig. 1 entspricht, wurden in Fig. 2 und 3 die Induktionsschwankungen
in dem im vorliegenden Beispiel beschriebenen Kern dargestellt, wenn dieser der
Einwirkung des Feldes unterworfen wird, wobei man die Amplitude der Deformationen,
denen er ausgesetzt ist, bzw. die Größe der Belastung, die auf ihn einwirkt, variiert.
-
Aus den beiden Kurven ist ersichtlich, daß Einwirkungen bzw. Deformationen
von schwacher Amplitude in dem Kern nach der Erfindung Induktionsschwankungen erzeugen,
die 4000 Gauß übersteigen können und Anlaß zum Auftreten von bemerkenswert starken
reversiblen und irreversiblen elektrischen Erscheinungen geben, die man zur Feststellung
oder zur Messung des jeweiligen Deformations- bzw. Kontraktionsgrades, zur Steuerung
eines Arbeitsvorganges, zur Auslösung eines Mechanismus oder eines Signals usw.
ausnutzen kann. Der Kern, bei dessen Herstellen erfindungsgemäß vorgegangen wurde,
ist also hervorragend geeignet für eine Vielzahl von Anwendungsarten, für welche
man bisher von den Erscheinungen der Piezoelektrizität bzw. des piezoelektrischen
Widerstandes Gebrauch machte.
-
Die Hystereseschleife der Legierung, aus welcher der Kern im vorliegenden
Beispiel besteht, wurde gewonnen durch eines der üblichen Verfahren und ist in Fig.
4 dargestellt. Diese Kurve weist eine charakteristische, beinahe rechteckige Form
auf, woraus ersichtlich ist, daß die remanente Induktion einigermaßen gleich der
Sättigungsinduktion ist, welch letztere bei ungefähr 15000 Gauß liegt und bei einem
Feld nicht über 0,3 Örsted erreicht wird.
-
Es versteht sich von selbst, daß die oben wiedergegebenen Zahlen,
die sich auf das Beispiel beziehen,
nicht im einschränkenden Sinn
gelten und daß das Metall innerhalb der Grenzen der angegebenen Zusammensetzung
je nach dem verfolgten Zweck in Form von Kernen der verschiedensten Dimensionen
oder Formen und für verschiedene Felder angewendet werden kann. Wenn die Vorrichtung
für längere Zeit oder wiederholt in Gebrauch stehen soll, so müssen die Kontraktionen,
Deformationen oder Stöße wohlgemerkt auf eine Stärke beschränkt werden, die keine
irreversible Änderung der magnetischen Eigenschaften des Metalls nach sich ziehen.
Diese Stärke wird für jeden Vorrichtungstyp experimentell bestimmt.
-
Auf Grund der Tatsache, daß bei den üblichen Legierungen das fluktuierende
Feld zu Induktionsänderungen Anlaß gibt, die nicht auf die zu messenden, zu registrierenden
oder nachzuweisenden mechanischen Erscheinungen zurückgehen, erweist es sich bei
den mit dem Villari-Effekt arbeitenden Vorrichtungen, deren Magnetkerne aus den
üblichen magnetischen Legierungen bestehen, als nötig, seine Zuflucht zu Kunstgriffen
oder zu komplizierten Einrichtungen zu nehmen, wie zu Stromstabilisatoren, symmetrischen
Aufbauten aus zwei einander gegenüber eingebauten identischen Einrichtungen, von
denen nur die eine der Einwirkung der zu untersuchenden Erscheinung unterworfen
wird, und ähnlichen Hilfsmitteln, denn die obenerwähnten Feldschwankungen stellen
Quellen für Meßirrtümer oder Unsicherheiten im Funktionieren der Einrichtungen dar,
die so gut wie möglich ausgeschaltet werden müssen.
-
Die Verwendung eines Werkstoffs, dessen Zusammensetzung sich in den
oben angegebenen Grenzen hält und der gemäß der Erfindung behandelt zum Aufbau von
Magnetkernen für die Ausnutzung des Mabm.etostriktionseffektes bestimmt ist, zeigt
im Gegensatz zur Verwendung der derzeitig bekannten und verwendeten Legierungen
folgende bemerkenswerte Vorteile: 1. Die Form der Induktionskurve gestattet es,
durch geeignete Wahl des Arbeitspunktes den Einfluß kleiner Schwankungen des Magnetfeldes
auf die Stärke der Induktion auszuschalten und dadurch, wie erwähnt, die Apparatur
zu vereinfachen.
-
2. Auf Grund der starken Remanenz dieses Werkstoffs, die beinahe der
Sättigung entspricht, ist, wenn das Magnetfeld durch eine zufällige Ursache verschwindet,
die Induktionsänderung im Kern sehr schwach, d. h. 5- bis 20mal kleiner als bei
den gebräuchlichen Legierungen. Die Werkstoffe gemäß dem Verfahren nach der Erfindung
weisen daher eine im selben Verhältnis erhöhte Arbeitssicherheit auf, wenn sie für
irgendwelche Vorrichtungen, die von den Schwankungen des magnetomechanischen Fließens
Gebrauch machen, verwendet werden.
-
3. Der Villari-Effekt ist besonders ausgesprochen in den Magnetfeldern
schwacher Intensität (von z. B. 0,1 bis 0,4 Örsted), die leicht und mittels weniger
umständlicher und weniger sperriger Einrichtungen zu realisieren und aufrechtzuerhalten
sind.
-
Eine besonders interessante Verwendung der Kerne, bei deren Herstellung
erfindungsgemäß verfahren wurde, die sich aus der besonderen Form der Hystereseschleife
für die gemäß der Erfindung behandelte Legierung ergibt (diese weist eine sehr hohe
remanente Induktion auf, woraus bei Einwirkung einer Kontraktion, einer Deformation
oder eines Stoßes ein irreversibler Abfall von großer Amplitude resultiert), ist
die für Vorrichtungen zum diskontinuierlichen Betrieb, die nur einmal funktionieren
müssen oder nach dem Funktionieren wieder aufgeladen werden (z. B. Sicherungseinrichtungen).
-
Das Prinzip ist dabei das folgende: Der eingangs durch einen kurzen
elektrischen oder magnetischen Impuls bis zur Sättigung magnetisierte Kern bleibt
nach Abklingen des Impulses remanent magnetisiert. Dieser Arbeitsgang stellt die
Ladung der Einrichtung dar. Die remanente Induktion des Kernes fällt schroff und
irreversibel ab, wenn dieser eine Kontraktion, eine Deformation oder einen Stoß
erfährt. Die dabei auftretende Induktionsänderung läßt einen Induktionsstrom von
kurzer Dauer auftreten, der zur Steuerung eines Vorganges bzw. zur Auslösung eines
Mechanismus oder eines Signals dienen kann. Das Nachlassen des mechanischen Reizes
oder sein späteres Wiederauftreten in der gleichen oder einer schwächeren Intensität
lassen dann nur noch Induktionsänderungen von schwacher Amplitude auftreten.
-
Um die Einrichtung wieder aufzuladen, genügt es, die remanente Induktion
mittels eines neuen elektrischen Impulses auf ihren Anfangswert zurückzuführen.
Die Einrichtung erhält dadurch von neuem die Fähigkeit, eine Induktionsänderung
von großer Amplitude hervorzurufen, und der Kreislauf ist beliebig wiederholbar,
vorausgesetzt, daß der mechachanische Reiz auf eine Größenordnung beschränkt ist,
die die magnetischen Eigenschaften des Kernes nicht bleibend verändert. Eine derartige
Apparatur setzt also nicht die dauernde Aufrechterhaltung eines magnetischen Feldes
voraus und hat infolgedessen keinen dauernden Stromverbrauch. Der einzige Stromverbrauch
ergibt sich aus dem Durchgang des elektrischen oder magnetischen Impulses, dessen
Dauer ohne weiteres auf den Bruchteil einer Sekunde beschränkt sein kann.
-
Bezüglich der diesem Prinzip entsprechenden Anwendungsmöglichkeiten
weist der gemäß der Erfindung behandelte Werkstoff vor anderen magnetischen Legierungen
folgende Vorteile auf: a) Die besondere Form seiner Induktionskurve und seiner Hystereseschleife
ebenso wie der hohe Betrag seiner remanenten Induktion verleihen ihm eine Empfindlichkeit,
die derjenigen der anderen in Betracht kommenden Stoffe wesentlich überlegen ist.
-
b) Da der Werkstoff in einem Feld von 1 Örsted bereits praktisch gesättigt
ist, ist zur Wiederaufladung die Errichtung eines Feldes von nur dieser Größenordnung
ausreichend, was sich mittels weniger komplizierter und weniger sperriger Vorrichtungen
durchführen läßt.