DE10392416B4

DE10392416B4 - Blutstillender Verband

Info

Publication number: DE10392416B4
Application number: DE10392416T
Authority: DE
Inventors: Galina Gennadievn Belozerskaya; Tatiyana Sergeevna Vasilieva; Vladimir Alexandrovich Makarov; Olga Alexandrovna Subotko
Original assignee: Individual
Current assignee: Individual
Priority date: 2002-03-26
Filing date: 2003-03-19
Publication date: 2006-11-30
Anticipated expiration: 2023-03-20
Also published as: AU2003235547A1; DE10392416T5; WO2003080073A1; RU2200583C1

Abstract

Blutstillender Verband, enthaltend eine blutstillende Schicht, die aus einem textilen Träger mit blutstillendem Arzneimittel besteht, wobei der textile Träger Wirk- oder ungewebte Stoffe mit einem Sorptionsvermögen bezogen auf Wasser von 9 bis 20 g/g darstellt, dadurch gekennzeichnet, daß er als blutstillendes Mittel Eisenglukonat oder Eisen(II)-laktat mit einem Gehalt im Verband in den Grenzen von 0,4 bis 3,0 mg/cm² enthält.

Description

Die Erfindung bezieht sich auf das Gebiet der Medizin, insbesondere betrifft sie Verbandmittel, die zur Stillung von kapillaren, diffusen und parenchymatösen Blutungen verwendet werden und zur Schließung blutender Wunden dienen.

Bekannt ist ein blutstillender Verbundstoff, bestehend aus einer Schicht ungewebten Nadelvliesstoffes aus gebleichten Fasern oder deren Mischung mit Viskosefasern bei einer Oberflächendichte von 140 bis 160 g/m² mit einer darauf aufgetragenen Schicht von Natriumalginat mit einer Molekularmasse von 100 000 bis 200 000 bis zu einem Massezuwachs von 30 bis 35 g/m² (RF-Patentschrift 20632460, Kl. A 61 L 15/28, 1993). Das Material besitzt gute blutstillende Eigenschaften, jedoch gewährleistet seine Herstellungstechnologie keine entsprechende Stabilität der Parameter des Verbandes. Außerdem besteht ein Nachteil der Technologie in einer niedrigen mechanischen Festigkeit des Trägers beim Auftragen des Alginatgels.

Bekannt ist ein dem Beanspruchten am nächsten kommendes blutstillendes Material, bei dem als blutstillendes Präparat der Lokalwirkung Ferakryl – ein unvollständiges Salz der Polyakrylsäure mit einem Eisengehalt von 0,05 bis 5% – verwendet wird (RU-Urheberschein Nr. 628622, 1979). Die fertige Arzneimittelform von Ferakryl ist eine 1%ige wäßrige Lösung mit einem pH-Wert zwischen 2, 3 und 4; mit dieser Lösung wird ein Mullstück imprägniert und die Wunde geschlossen. Zur Schließung von kleinen Beschädigungen wird ein Pflaster eingesetzt, in dessen Mittelteil sich eine Mullzwischenlage befindet, die ebenfalls mit der Ferakryllösung imprägniert ist (M.D. Mashkovsky "Lekarstvennye sredstva" /Arzneimittel/, 1997, 13. Auflage, "Torsing", Charkow, Band 2, S. 161).

Das Material besitzt ungenügende blutstillende Eigenschaften: die Zeit t der Blutstillung beträgt 180 bis 220 Sekunden. Außerdem ist die Sorptionskapazität für die Ausbildung eines festen Gerinnsels unzureichend, es lösen sich Fasern von dem Mull in die Wunde ab, und beim Verbandwechsel wird die Oberfläche der Wunde verletzt.

Die technische Aufgabe der Erfindung ist, einen Verband mit hohen blutstillenden und sanitär-hygienischen Eigenschaften, insbesondere mit erhöhter Sorption und atraumatischem Charakter zu erhalten.

Die gestellte Aufgabe wird dadurch gelöst, daß textile Träger im Verband Wirk- oder ungewebte Stoffe mit einem Sorptionsvermögen bezogen auf Wasser von 9 g/g bis 20 g/g sind. Als blutstillende Stoffe dienen Eisenglukonat oder Eisen(II)-laktat, deren Gehalt im Verband 0,4 bis 3,0 mg/cm² beträgt. Die blutstillende Schicht kann ein Anästhetikum, beispielsweise Lidokain oder Anilokain zwischen 0,1 und 0,6 mg/cm², und/oder Antiseptika, beispielsweise Furagin, Chlorhexydin oder Myramistin zwischen 0,03 und 0,3 mg/cm², enthalten.

Die blutstillenden Stoffe sind in der Schicht von Polyäthylenglykol mit einer Molekularmasse zwischen 200 und 1200 bis zu einem Gehalt auf der Oberfläche von 0,02 bis 0,3 g/cm² aufgetragen. Der blutstillende Verband enthält eine zusätzliche atraumatische Schicht, die als ein gelochter Film oder als ein Netz aus hydrophobem Polymer, beispielsweise Polypropylen, ausgeführt ist und sich auf der Seite der Wundfläche befindet.

Die Heilwirkung des Verbandes wird dadurch sichergestellt, daß als Träger im Verband Materialien mit einem vorgegebenen Sorptionsvermögen eingesetzt werden. Dies ist erforderlich zur Erzielung eines Sorptionsvolumens, welches die Bildung eines dichten Gerinnsels gewährleistet; als Träger können beispielsweise ungewebte textile Stoffe (Nähwirkvliesstoffe, Nadelvliesstoffe, Netzstoffe) sowie Gewirke mit einer beweglichen Struktur und einer Sorption bezogen auf Wasser von 9 bis 20 g/g verwendet werden. Die Verwendung von Materialien mit einer niedrigeren spezifischen Sorption führt nicht zur Bildung eines dichten Gerinnsels, so daß die Blutstillungszeit größer wird. Das Gewicht und Volumen von Materialien mit einem Sorptionsvolumen von 20 g/g macht ihren Einsatz in den Verbänden wirtschaftlich unzweckmäßig. Zur Verstärkung der Sorption der Flüssigkeit trägt das Aufbringen von Polyäthylenglykol (PÄG) mit einer Molekularmasse zwischen 200 und 1200 bis zu einem Gehalt auf der Oberfläche des Verbandes von 0,02 bis 0,3 g/cm² bei. Die blutstillenden Eigenschaften des Verbandes werden durch Imprägnierung des Trägers oder Auftragung der Lösungen von Eisenglukonat oder Eisen(II)-laktat auf seine Oberfläche bis zu einer Oberflächenkonzentration von 0,4 bis 3,0 mg/cm² sichergestellt; ein solcher Konzentrationsbereich ist für die Gewährleistung des Prozesses der Blutgerinnung optimal.

Für die Erste-Hilfe-Leistung beim Trauma ist die Beseitigung des Schmerzsyndroms, d.h. die betäubende Wirkung, von großer Bedeutung. Zur Lösung dieser Aufgabe kann die Imprägnierung angewendet werden oder auf die Oberfläche der Verband-Träger können Lösungen örtlicher Betäubungsmittel, beispielsweise Lidokain, Dikain, Anilokain, aufgetragen werden, die mit den Lösungen von Eisenglukonat und Eisen(II)-laktat verträglich sind, wobei der Gehalt an Anästhetika zwischen 0,1 und 0,6 mg/cm² liegt.

Damit der blutstillende Verband bei einem langwährenden Verbleiben auf der Wunde (über 24 Stunden) nicht als Quelle einer sekundären Infektion dienen kann, werden in die blutstillende Schicht Antiseptika, beispielsweise Furagin, Chlorhexydin oder Myramistin zwischen 0,03 und 0,3 mg/cm² eingebracht.

Um die Oberfläche der Wunde beim Verbandwechsel nicht zusätzlich zu beschädigen, muß der atraumatische Charakter des Verbandes, d.h. dessen müheloses Entfernen von der Oberfläche der Wunde, sichergestellt werden. Die gestellte Aufgabe wird durch Einfügen einer zusätzlichen atraumatischen Schicht gelöst, die aus einem gelochten Film oder einem Netz aus hydrophoben Polymeren, beispielsweise aus Polyamid, Polypropylen u.ä., besteht.

Die Bestimmung der blutstillenden Wirkung des Verbandes anhand der Blutstillungszeit wurde in vitro an Kaninchen vorgenommen. Die Kaninchen befanden sich unter thiopentaler Narkose. Es wurde eine Laparatomie unter Verwendung eines Längsschnittes nach der weißen Linie des Bauchs ausgeführt. In die Wunde wurde die vordere Oberfläche der Leber herausgeführt. Mit Hilfe eines speziellen Begrenzers wurde eine Modellwunde der Leber von 1,5 cm² Flächeninhalt und 0,1 cm Tiefe ausgeführt. Der blutstillende Verband wurde auf die gesamte Oberfläche der Wunde angelegt, wonach die Zeit der Stillung der kapillar-parenchymatösen Blutung mit der Stoppuhr bestimmt wurde. Als Referenz wurde ein Gazetampon verwendet.

Die Feuchtigkeitsaufnahme wurde nach der Methode des Vergleichs der Masse eines feuchten und eines trockenen Verbandes bezogen auf 1 cm² seiner Oberfläche bestimmt.

Die Größe, welche die atraumatischen Eigenschaften des Verbandes kennzeichnet, wurde nach der Messung der Abreißkraft des Verbandes von der Oberfläche der Wunde bestimmt. Als Kontrolle diente die Kraft beim Abreißen des Gazetampons.

In der Tabelle sind Vergleichsergebnisse der Prüfungen des erfindungsgemäß vorgeschlagenen blutstillenden Verbandes in verschiedenen Ausführungen gegenüber einem mit einer Ferakryl-Lösung imprägnierten Mullverband angeführt (Prototyp).

Unter denselben Bedingungen wurde zusätzlich der Vergleich der blutstillenden Aktivität verschiedener Verbände vorgenommen, die Eisensalze enthalten.

Beim Auftragen von Ferakryl betrug die Blutstillungszeit 200 s, bei der Applikation eines Verbandes, welcher Eisenglukonat enthielt – 56 s, bei Eisenglukonat mit Polyäthylenglykol – 43 s, bei Eisenglukonat mit Furagin und Polyäthylenglykol – 54 s, bei Eisensulfat – 290 s und bei der Referenz 310 s (bei der Referenz wurde die Blutstillung mit dem Matrixmaterial durchgeführt).

Somit beeinflussen unterschiedliche Eisensalze die Zeit der Blutstillung. So beeinflußt Eisensulfat die Zeit der Blutstillung praktisch nicht, ein schwacher Effekt ist bei Ferakryl zu verzeichnen. Es ist zu bemerken, daß Ferakryl den blutstillenden Effekt nicht aufgrund des Eisengehaltes, sondern aufgrund der Polyakrylsäure aufweist. Eisenglukonat und Eisen(II)-laktat weisen eine ausgeprägte blutstillende Wirkung auf, was erstmals festgestellt worden ist.

Der erfindungsgemäße blutstillende Verband hat hohe Kennziffern in Bezug auf die Blutsorption und das Wundexsudat, den atraumatischen Charakter, die Schmerzbetäubung und die Antimikrobenwirkung und gewährleistet eine Zeit der Stillung von kapillaren und parenchymatösen Blutungen von 43 bis 60 Sekunden verglichen mit 310 Sekunden bei der Referenz.

Die vorgeschlagene Erfindung kann in der Medizin zur Stillung von kapillaren, diffusen und parenchymatösen Blutungen und zur Schließung von blutenden Wunden angewendet werden.

Claims

Blutstillender Verband, enthaltend eine blutstillende Schicht, die aus einem textilen Träger mit blutstillendem Arzneimittel besteht, wobei der textile Träger Wirk- oder ungewebte Stoffe mit einem Sorptionsvermögen bezogen auf Wasser von 9 bis 20 g/g darstellt, dadurch gekennzeichnet, daß er als blutstillendes Mittel Eisenglukonat oder Eisen(II)-laktat mit einem Gehalt im Verband in den Grenzen von 0,4 bis 3,0 mg/cm² enthält.
Blutstillender Verband nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß auf den textilen Träger Polyäthylenglykol mit einer Molekularmasse von 200 bis 1200 bis zu einem Gehalt auf der Oberfläche von 0,02 bis 0,3 g/cm² aufgetragen ist, in welches Eisenglukanat oder Eisen(II)-laktat bis zu einem Gehalt von 0,4 bis 3,0 mg/cm² eingeführt ist.
Blutstillender Verband nach Anspruch 1, 2, dadurch gekennzeichnet, daß er eine zusätzliche atraumatische Schicht enthält, die in Form eines gelochten Films oder eines Netzes aus hydrophobem Polymer ausgeführt ist und sich auf der Seite der Wundfläche befindet.
Blutstillender Verband nach Anspruch 1, 2, 3, dadurch gekennzeichnet, daß in diesen ein Antimikrobenpräparat, beispielsweise Furagin in den Grenzen von 0,03 bis 0,3 mg/cm², und/oder ein Lokalanästhetikum, beispielsweise Lidokain in den Grenzen von 0,1 bis 0,6 mg/cm², eingefügt ist.