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Die
Erfindung betrifft die Identifizierung von Substanz-Ionen, die in
der Regel nach Trennung durch Flüssigkeitschromatographie
oder Kapillarelektrophorese durch Elektrosprühen erzeugt werden, anhand
von Bibliotheken mit Massenspektren. Die Substanz-Ionen werden häufig nicht
nur in protonierter (oder deprotonierter) Form, sondern als Addukte mit
Kationen oder Anionen gebildet, was die Identifizierung erschwert.
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Die
Erfindung besteht darin, die Identifizierung dadurch sicherer zu
machen, dass zusätzlich eine
Bestimmung der wahrscheinlichsten Molmasse mit Hilfe von Adduktmustern
vorgenommen wird.
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Stand der Technik
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Die
Analyse von umweltrelevanten Substanzen und Naturstoffen hat sich
weitgehend von der Kopplung der Massenspektrometrie mit der Gaschromatographie
(GC-MS) zur Kopplung mit der Flüssigkeitschromatographie
(LC-MS) oder der Kapillarelektrophorese (CE-MS) bewegt. Gründe dafür sind vielfältig: zum
Einen sind die meisten der gegenwärtig untersuchten Substanzen
dieses Gebietes nicht mehr unzersetzt verdampfbar, wie es für die Gaschromatographie
unabdingbar ist, zum Anderen befinden sich diese Substanzen an ihren
Fundorten bereits in meist wässriger
Lösung.
Die Verdampfbarkeit grenzt im Verständniss dieser Beschreibung
den „niedermolekularen" vom „mittelmolekularen" Massenbereich ab.
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Unter „umweltrelevanten
Substanzen" sollen hier
ganz allgemein Substanzen und ihre Abbauprodukte (Metaboliten) verstanden
werden, die uns Menschen in unserer Umwelt – Natur, Pflanzen, Tieren – vorzugsweise
in wässriger
Umgebung begegenen und dort einem ständigen chemischen, enzymatischen
oder mikrobiologischen Abbau unterworfen sind. Es kann sich dabei
also sowohl um den Metabolismus von potenziellen Arzneimitteln wie
auch um den Abbau von Herbiziden oder Pestiziden in Menschen, Tieren,
Pflanzen oder Natur handeln, die sich – unter anderem – auch als
Rückstände in Nahrungsmitteln
finden lassen. Die Ausgangssubstanzen sind in der Regel vom Menschen
erzeugt, sie können, müssen aber
nicht, bei Beginn der Analyse bekannt sein.
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Unter „Naturstoffen" wird hier die große Gruppe
von organischen Substanzen verstanden, die sich in der belebten
und unbelebten Natur, vor allem in Tieren und Pflanzen, aber auch
in fossilen Lagerstätten
finden, und die nicht der als „hochmolekular" verstandenen Gruppe
der vielgliedrigen Biopolymere (Proteine, DNA, Polysacchararide)
angehören. Zu
diesen Naturstoffen gehören
viele Hormone, Vitamine und pflanzliche Wirkstoffe, aber auch die
unendlich vielen Inhaltsstoffe von Erdölen und Kohlen. Neben rein
organischen Substanzen treten hier gelegentlich auch metall-organische
oder mineral-organische Substanzen auf.
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Die
umweltrelevanten Substanzen und Naturstoffe, wie überhaupt
die Substanzgruppe des mittelmolekularen Massenbereichs, sind von
großem generellen
Interesse. Wie oben kurz ausgeführt, kann
ein geringer Teil von ihnen über
eine Kopplung von Gaschromatographie mit Massenspektrometern (GC-MS)
identifiziert werden. Diese Identifizierung ist relativ problemlos,
da die dabei gewöhnlich
eingesetzte Elektronenstoß-Ionisierung
im Allgemeinen gut über
Bibliotheken identifizierbare Massenspektren liefert. Die heute
bevorzugte, sehr viel allgemeiner anwendbare Methode einer Trennung über Flüssigkeitschromatographie
(HPLC = high performance liquid chromatography) mit nachfolgender
Ionisierung über
Elektrosprühen
(ESI = electro spray ionization) bietet Vorteile, aber auch eine
Reihe von Schwierigkeiten, die schon damit beginnen, dass die Spektren
kaum charakteristische Fragment-Ionen enthalten. Um diese Schwierigkeiten
zu überwinden, werden
häufig
in schneller Folge die Spektren positiver Ionen und negativer Ionen
und automatisch auch in beiden Fällen
Tochterionenspektren von jeweils prominenten Ionen aufgenommen,
aber selbst dann ist eine schnelle Identifizierung problematisch,
zum Einen wegen ihrer Zugehörigkeit
zu sehr vielen chemischen Klassen, zum Anderen wegen der häufigen Bildung
von einfachen und komplexen Addukt-Ionen. Unter „prominenten Ionen" verstehen wir hier
in ihrer Intensität
herausragende Ionen; dabei können
es, je nach Affinität
zu Addukten, die Pseudomolekular-Ionen sein, aber es kann sich auch,
bisher mangels schneller Erkennbarkeit, um irgendwelche Addukt-Ionen
handeln.
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Zusätzlich zur
Trennung der Substanzen durch die Flüssigkeitschromatographie treten
auch Auftrennungen durch die verschiedenen Arten der Kapillarelektrophorese
in den Vordergrund.
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Unter „Pseudomolekülionen" verstehen wir hier
die protonierten Molekülionen
(Wasserstoffionen-Addukte) in den Massenspektren der positiven Ionen,
und die deprotonierten Molekülionen
(Wasserstoffionen-Dedukte) in den Massenspektren der negativen Ionen.
Im Prozess des Elektrosprühens
entstehen, je nach angewandter Spannungspolarität, entweder positive oder negative
Ionen, die von entsprechend umschaltbaren Massenspektrometern als Spektren
aufgenommen werden können.
Die negativen deprotonierten Ionen entstehen wahrscheinlich durch
die Anlagerung eines OH–-Ions an das Substanzmolekül, mit sofortiger
Abspaltung von H2O.
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Die
hier betrachteten Analytsubstanzen haben im Allgemeinen Molekulargewichte
zwischen etwa 100 und 1000 atomaren Masseneinheiten und befinden
sich in der Regel in komplex zusammengesetzten Lösungen, in denen sich auch
in wechselnd starkem Maße
Salze und damit sowohl Kationen wie auch Anionen, vor allem Alkali-Ionen
und Chlor-Ionen befinden. Die Ionisierung durch Elektrosprühen erzeugt
hier bevorzugt einfach geladene Ionen, doch gibt es auch hier Ausnahmen
(besonders bei schwereren Analytsubstanzen), wobei doppelt geladenen Ionen
wiederum zum Teil als Addukt-Ionen auftreten. Bei der Auftrennung
dieser Gemische mit Flüssigkeitchromatographie
und der nachfolgenden Ionisierung durch Elektrosprühen entstehen
also häufig
im positiven Massenspektrum Alkali-Addukt-Ionen (Kationen-Addukte)
der Form (M + Kat)+ statt der normalerweise
gebildeten Pseudomolekülionen (M
+ H)+; bei negativen Ionen entstehen häufig Anionen-Addukte der
Form (M + An)– statt
der Pseudomolekül-Ionen
(M – H)–.
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Die
Affinität
der Substanzen zu den Alkali-Ionen ist recht unterschiedlich. Es
gibt Substanzen, die bei dieser Form der Analytik fast nur noch
in der Form (M + Na)+ erscheinen, also nur
als Addukte mit Natrium. Das Signal der protonierten Molekül-Ionen
(M + H)+ kann dabei sehr klein ausfallen
oder sogar im Untergrundrauschen verschwinden. Für diese Substanzen ist eine
Identifizierung sehr erschwert, zumal nach bisheriger Technik mit
der Aufnahmen von Tochterionenspektren von prominenten Ionen auch keine
Tochterionenspektren der Pseudomolekül-Ionen aufgenommen werden. Es können aber
auch nebeneinander verschiedene Addukt-Ionen erscheinen, beispielsweise
(M + Na)+ und (M + K)+.
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Eine
Apparatur zur Analyse von umweltrelevanten Substanzen und Naturstoffen
besteht aus einer Kopplung eines Flüssigkeitschromatographen über eine
Einrichtung zum Elektrosprühen
mit einem Massenspektrometer, das sowohl positive wie auch negative
Ionen messen kann und zur Aufnahme von Tochterionenspektren eine
Einrichtung zur Fragmentierung der Ionen besitzt. Als Beispiel eines
solchen Massenspektrometers sei hier ein Hochfrequenz-Ionenfallen-Massenspektrometer
nach Wolfgang Paul angeführt;
es können
aber auch Fourier-Transform-Massenspektrometer
oder Tandem-Massenspektrometer verschiedener Art, beispielsweise
als Quadrupolfilter, Stoßzelle,
und Flugzeit-Massenspektrometer mit orthogonalem Ioneneinschuss
verwendet werden.
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Ein
günstiges
Verfahren zur Identifizierung von Substanzen mit einer solchen Apparatur
besteht nun darin, nicht nur für
jede eluierende Substanz in schneller Folge positive wie auch negative
Massenspektren aufzunehmen, sondern auch Tochterionenspektren beider
Polaritäten.
Die Auswahl der Ionensorten für
die Aufnahme von Tochterionenspektrum beruht dabei für gewöhnlich auf
der Intensität
der Ionen im Massenspektrum, meist gestützt durch eine Verbotsliste,
die Ionen von stets vorhandenen Verunreinigungen ausschließt. Dabei
nimmt man häufig nur
Tochterionenspektren von Addukt-Ionen auf, weil die Pseudomolekülionen oft
nur geringe Intensität besitzen.
Die Tochterionenspektren der Addukt-Ionen sind allerdings in der
Regel sehr informationsarm, da sie häufig nur die Abspaltung des
Addukts anzeigen und keine weitere Information über die Struktur der Substanz
enthalten. Die Massenspektren und Tochterionenspektren werden nun
verwendet, die Substanz anhand einer Spektrenbibliothek zu identifizieren,
wobei die Spektrenbibliothek positive und negative Substanzspektren
wie auch Tochterionenspektren der Pseudomolekülionen, nach Möglichkeit
auch Tochterionenspektren von den häufigsten Adduktionen enthält.
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Da
jedoch die durch Elektrosprühen
erzeugten Spektren in der Regel keine Fragment-Ionen enthalten,
und da auch die Tochterionenspektren dieser Substanzgruppen durch
nur wenige Fragment-Ionen im Vergleich zu Elektronenstoß-Spektren
häufig
relativ informationsarm sind, sind die so gewonnenen Ergebnisse
der Identifizierung in der überwiegenden Anzahl
der Analysen nicht eindeutig. Insbesondere sind die Tochterionenspektren
von Addukt-Ionen, wie oben schon ausgeführt, häufig kaum für eine Identifizierung zu gebrauchen.
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Obwohl
die Massenspektren der Substanzen praktisch kaum je Fragmentionen
enthalten, können sie
sehr komplex sein. Im Prozess des Elektrosprühens werden zwar überwiegend
einfach geladene Ionen erzeugt, aber auch doppelt geladene. Zudem werden
Ionen der Substanz-Dimere, in einigen Fällen sogar der Substanz-Trimere,
gebildet. Alle diese Ionen unterliegen der Adduktbildung: Addukte
der einfach geladenen Molekülionen,
der doppelt geladenen Molekülionen
und der Dimer-Ionen. Und diese Addukte können wiederum einfache Anionen-
oder Kationenaddukte sein, aber auch komplexere Addukte mit mehreren
An- oder Kationen. Die Art der Addukte richtet sich nach den dissoziierbaren
Substanzen, in der Regel Salze, die nach der Probenvorbereitung
in der Lösung
verbleiben, und nach der Affinität
der Substanzen zu den verschiedenen Anionen und Kationen. Ein Entfernen
der Salze ist sehr schwierig, in vielen Fällen überhaupt nicht möglich. Die
dissoziierbaren Substanzen wiederum können die Dimeren- und Trimerenbildung
beeinflussen. Die Anforderungen an die Sauberkeit der Lösungsmittel
gehen häufig über die
standardmäßig erhältlichen
Reinheitsgrade hinaus.
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Da
die Zusammensetzung der Lösung,
in der sich die Substanzen befinden, schon aus Gründen der
Herkunft der Substanzen nie vollkommen gleich ist, sind auch die
Spektren mit ihrer komplexen Bildung von Addukten, Dimeren-Addukten
und doppelt geladenen Addukten nie so gleich, dass sie eine eindeutige
Substanzidentifizierung ermöglichen.
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Aus
der Offenlegungsschrift
US
2003/0213 902 A1 sind Verfahren bekannt, bei denen die
Molekülmasse
einer Substanz aus dem Adduktmuster eines Massenspektrums ermittelt
wird. Im gemessenen Massenspektrum werden die Massensignale der Adduktionen
entfernt und durch ein Massensignal des Molekülions ersetzt. Das geänderte Massenspektrum
wird für
einen Spektrenvergleich in einer Substanzbibliothek verwendet. In
den Druckschriften
US
2002/0168775 A1 ,
US 2002/0086434 A1 und
US 4,713,346 werden Substanzen in
einer Probenlösung nachgewiesen,
indem einer Probelösung
substanzspezifische Adduktbildner zugegeben werden und die so erzeugten
Adduktionen massenspektrometrisch nachgewiesen werden.
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Aufgabe der Erfindung
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Es
ist die Aufgabe der Erfindung, die Identifizierung der Substanzen
anhand von Elektrosprüh-Massenspektren
zu verbessern.
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Erfindung
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Diese
Aufgabe wird gelöst
durch ein Verfahren nach Anspruch 1.
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Es
ist die Grundidee der Erfindung, eine Identitätssuche durch Spektrenvergleiche
in einer Substanzbibliothek durch eine Bestimmung des wahrscheinlichsten
Molekulargewichts (Molmasse) der Substanz zu ergänzen, wobei sich diese Bestimmung
auf ein erwartbares Adduktmuster stützt. Ein erwartbares Adduktmuster
setzt sich aus Massendifferenzen erwartbarer Addukte zur Molmasse
im positiven beziehungsweise negativen Massenspektrum zusammen.
Die Massendifferenzen im positiven Spektrum stützen sich auf Protonierung
(Addukt mit Wasserstoff-Ion) und auf die durch Probenvorbereitung
erwartbaren Kationen-Addukte, die Massensdifferenzen im negativen
Spektrum ergeben sich aus Deprotonierung (Dedukt eines Wasserstoff-Ions)
und die erwartbaren Anionen-Addukte. Bei Fehlen von Kation- und
Anionen-Addukten
ist bereits die Massendifferenz von 2 atomaren Masseneinheiten zwischen
den negativen und positiven Pseudomolekül-Ionen ein starkes Indiz für die Molmasse.
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Die
Erfindung beruht darauf, dass erstens die Fragmentabspaltung in
Elektrosprüh-Massenspektren
selten ist und dass zweitens Adduktionenbildung und Fragmentabspaltung
meist eindeutig voneinander zu unterscheiden sind. Tritt beispielsweise
bei einer Substanz neben dem Pseudomolekülion (M + H)+ noch
das Natrium-Addukt (M + Na)+ auf, und so
kann aus dem Massenunterschied von 22 atomaren Masseneinheiten bereits
streng auf das Vorliegen von Addukt-Ionen geschlossen werden. Die Abspaltung
eines Molekülfragmentes
mit 22 Masseneinheiten aus einem Molekülion ist unmöglich, da
es weder CH10 noch NH8 noch
OH6 noch FH3 gibt;
sollte es sich nicht um Addukt-Ionen mit Na handeln, so kann es
sich nur um zwei verschiedene, durch die Chromatographie nicht aufgetrennte
Substanzen handeln, die zufällig
diesen Massenunterschied aufweisen. Die Wahrscheinlichkeit hierfür ist sehr
gering. Tritt zusätzlich
das Kalium-Addukt (M + K)+ auf, so gilt
für die
zusätzliche
Massendifferenz von 16 atomaren Masseneinheiten ähnliches. Das gleichzeitige Auftreten
von Natrium und Kalium-Addukten
kann also bereits zur Addukterkennung (ihren, ohne dass überhaupt
das Pseudomolekülion
erkennbar vorhanden ist. Auch bei negativen Addukt-Ionen mit anionischem
Chlor (M + Cl)– kann die Differenz
von 36 bzw. 38 Masseneinheiten zum Pseudomolekülion (M – H) praktisch nicht durch
Abspaltungen auftreten.
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Durch
gezielte Salzzugabe während
der Probenvorbereitung, beispielsweise durch Zugabe von Kaliumfluorid,
kann die Adduktbildung in Maßen
gesteuert werden, um eine eindeutigere Molmassenbestimmung zu erhalten.
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Die
Suche nach der wahrscheinlichsten Molmasse kann durch eine Korrelationsanalyse
zwischen Massenspektren und dem erwartbaren Adduktmuster ausgeführt werden.
Besonders günstig ist
eine gemeinsame Korrelationsanalyse eines kombinierten Adduktmusters
aus positiven und negativen Intensitäten in einem kombinierten positiven
und negativen Massenspektrum, das ebenfalls aus positiven und negativen
Intensitäten
besteht. Die Wahl der Intensitäten
des Adduktmusters richtet sich nach Erfahrungswerten, im einfachsten
Fall können
die Intensitätswerte
+1 und –1
angenommen werden.
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Mit
Kenntnis der wahrscheinlichen Molmasse und der bevorzugten Addukte
lassen sich auch Dimeren-Addukte und Addukte doppelt geladener Substanzionen
erkennen und zur Bestätigung
der Identität
verwenden. Dimeren-Addukte sind stark konzentrationsabhängig; sie
werden oft erst nur durch eine Kationenanlagerung ermöglicht,
wie in 1 sichtbar wird.
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Im
Allgemeinen sind die Tochterionenspektren von Pseudomolekülionen aussagekräftiger für die Identität der Substanz
als die Tochterionenspektren der Addukt-Ionen. Es ist daher ein
weiterer Gedanke der Erfindung, das Adduktmuster in einem Spektrum
zum Auffinden des Pseudomolekülions
zu verwenden, um dann (rückgesteuert)
ein Tochterionenspektrum dieses Ions aufzunehmen, selbst wenn dieses
Pseudomolekülion
nur sehr klein ist oder sogar im Untergrundrauschen nicht sichtbar
ist.
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Kurze Beschreibung der Abbildungen
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1 zeigt
oben ein positives und unten ein negatives Massenspektrum einer
Substanz, die durch Elektrosprühen
ionisiert wurde. Es treten hier im positiven Spektrum, das sehr
einfach zu interpretieren ist, neben dem Pseudomolekülion auch
Addukte mit Natrium, mit Kalium und sogar sowohl mit Natrium wie
auch mit Kalium auf, wobei im letzteren Fall eine Deprotonierung
notwendig ist, um nur eine postive Ladung zu behalten. Das Dimer
kommt nur als Natrium-Addukt vor. Das negative Spektrum zeigt interessanterweise
keine Adduktbildung mit Chlor; auch die Dimerenbildung findet ohne
die Mithilfe des Natrium-Ions statt.
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2 zeigt
das negative Spektrum einer anderen Substanz mit Addukten von Chlor
und mit einer Gruppe HCO2, die auch schon
in anderen Spektren beobachtet wurde.
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Bevorzugte Ausführungsformen
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Die
Erfindung besteht darin, bei der massenspektrometrischen Identifizierung
von mittelschweren Analytsubstanzen, die durch Elektrosprühen ionisiert
wurden, neben der Suche in Spektrenbibliotheken auch eine Bestimmung
der wahrscheinlichen Molmasse mit Hilfe des Adduktmusters zur Absicherung
der Identifizierung vorzunehmen. Die Substanzen werden in der Regel
durch Flüssigkeitschromatographie
vorgetrennt, stehen also zur massenspektrometrischen Messung nur
einige Sekunden zur Verfügung.
In diesen Sekunden müssen
alle Massenspektren und Tochterionenspektren aufgenommen werden.
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Die
meisten der heute erhältlichen
Massenspektrometer lassen sich von der Aufnahme positiver Ionen
auf die Aufnahme von negativen Ionen umschalten. Die Umschaltung
geht allerdings nicht momentan vor sich, sondern erfordert, je nach
Massenspektrometer, kürzere
oder längere
Umschalt- und Beruhigungszeiten. Es wird daher in der Regel so vorgegangen,
dass zunächst
positive Massenspektren aufgenommen werden und dann Tochterionenspektren
von positiven Ionen, wobei die Anzahl der Tochterionenspektren möglichst
klein gehalten werden sollte. Es ist also wichtig, die informationsreichsten
Elternionen für
die Tochterionenspektren zu finden. Das informationsreichste Elternion
ist in aller Regel das Pseudomolekül-Ion, auch wenn es nur geringe
Intensität
im Spektrum besitzt. Mit einigen Arten von Massenspektrometern,
beispielsweise Ionenfallen-Massenspektrometern, lässt sich
das Pseudomolekül-Ion
(durch entsprechendes Sammeln der Ionen) auch dann noch als Elternion
verwenden, wenn es praktisch im Untergrundrauschen untergeht.
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Erst
nach der Aufnahme aller positiven Spektren dann wird, wenn überhaupt
noch Zeit bleibt, auf die Aufnahme von negativen Spektren umgeschaltet. Für die Aufnahme
der Tochterionenspektren negativer Ionen bleibt regelmäßig wenig
Zeit, die entsprechend gut genutzt werden muss. Auch hier ist es
gut, das Pseudomolekül-Ion
als Elternion zu finden, selbst wenn dieses nur eine geringe Intensität hat.
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Werden
nur (oder zunächst
nur) Massenspektren von positiven Ionen aufgenommen, so besteht
eine einfache Ausführungsform
der Erfindung bereits darin, in dem Massenspektrum der Substanz nach
einfach geladenen Ionensignalen mit einer Massendifferenz von 22
atomaren Masseneinheiten zu suchen, da Addukte mit Natrium weitaus
am häufigsten
auftreten. Die einfach geladenen Ionensignale lassen sich daran
erkennen, dass die Abstände
ihrer Isotopen-Ionen
ganzzahligen Masseneinheiten entsprechen. Die Differenz von 22 Masseneinheiten entspricht
der Massendifferenz zwischen dem Pseudomolekül-Ion (M + H)+ und
dem Natrium-Addukt-Ion (M + Na)+. Diese
Differenz kann in der Praxis nicht als Abspaltung eines Neutralfragmentes
auftreten, und ist daher ein erstes, schon strenges Indiz für die wahrscheinlichste
Molmasse.
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Tritt
diese Differenz von 22 Masseneinheiten zweimal auf, so ist zu vermuten,
dass es sich um die Differenzen der Natrium-Addukte des Molekül-Ions (M
+ Na)+ und des Dimer-Ions (2M + Na)+ zu den entsprechenden Wasserstoffionen-Addukten
(M + H)+ und (2M + H)+ handelt.
Diese Vermutung kann sehr leicht durch Nachrechnen bestätigt werden
und führt zu
einer bereits recht sicheren Bestimmung der Molmasse der Substanz.
Dieses sehr einfache Verfahren führt überraschend
oft zum Erfolg.
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Es
kommt jedoch auch häufig
vor, dass die Zusammenfügung
zu einem Dimeren der Substanz erst durch die Adduktion mit Natrium
zustande kommt. Es existiert dann zwar das Natriumionen-Addukt (2M
+ Na)+, nicht aber das Wasserstoffionen-Addukt
(2M + H)+. Auch in diesem Fall kann ein
Nachrechnen eine Bestätigung
der wahrscheinlichen Molmasse erbringen. Ein Nachrechnen ist angezeigt, wenn
weit oberhalb der Ionen mit der Massendifferenz von 22 Masseneinheiten
noch weitere Ionengruppen auftauchen.
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Bei
völligem
Fehlen einer Massendifferenz von 22 Masseneinheiten im positiven
Spektrum kann dann nach einer Massendifferenz von 16 Masseneinheiten
gesucht werden. Es handelt sich dann mit hoher Wahrscheinlichkeit
um die Differenz zwischen Natrium-Addukt (M + Na)+ und
dem Kalium-Addukt (M + K)+. Auch hier kann
man durch das Auftreten von Dimeren-Addukten eine Bestätigung erlangen.
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Es
gibt jedoch auch komplexere Addukt-Ionen: so wurden beispielsweise
die Addukt-Ionen (M + CH3OH + Na)+ und (M + NH4 +
K – H)+ beobachtet.
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Weitere
Bestätigungen
kann man auch durch die gelegentlich auftretenden doppelt geladenen
Ionen erhalten. Die Wahrscheinlichkeit doppelt geladener Ionen steigt
mit steigender Molmasse der Substanz. Diese können vom Typ (M + 2H)++, (M + H + Na)++ oder
(M + 2Na)++ sein; es sind aber natürlich auch
Addukte mit anderen Kationen möglich.
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Diese
Bestimmungen der wahrscheinlichsten Molmasse lassen sich in modernen
Rechnern, wie sie zur Steuerung von Massenspektrometern zu finden
sind, außerordentlich
schnell (in wenigen Millisekunden) durchführen. Die Berechnungen können daher
auch dazu dienen, die geeigneten Elternionen für die Aufnahme von Tochterionenspektren
in Echtzeit auszuwählen.
In den weitaus meisten Fällen
ergibt das Tochterionenspektrum des Pseudomolekül-Ions die beste Information über die
Identität
der Substanz.
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Steht
jetzt immer noch Substanz aus dem chromatographischen Peak zur Verfügung, so
kann auf die Aufnahme eines negativen Substanz-Massenspektrums umgeschaltet
werden.
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Ein
erstes, bereits relativ sicheres Indiz für die wahrscheinlichste Molmasse
erhält
man, wenn man im negativen Spektrum ein Ionensignal findet, das
sich zwei Massen unterhalb des positiven Pseudomolekül-Ions befindet,
wobei es sich bei dem positiven Pseudomolekül-Ion um ein gemessene Ionenmasse
oder auch nur um eine berechnete Ionenmasse handeln kann.
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In
den seltenen Fällen,
in denen das negative Pseudomolekül-Ion verschwindet, kann geprüft werden,
ob zwischen Addukt-Ionensignalen im positiven und im negativen Massenspektrum
bekannte Massendifferenzen auftreten. Insbesondere deuten zwei Differenzen
von 12 und 14 Masseneinheiten zu zwei schwereren Ionen im negativen
Massenspektrum auf die Differenz zwischen Natrium-Addukt (M + Na)+ und dem Chlor-Addukt (M + Cl)– hin.
Dabei kann auch das Intensitätsverhältnis von
1 : 3 der beiden Ionen im negativen Spektrum auf Clor hinweisen.
Eine solche Konstellation allein ist ein ziemlich sicheres Indiz
für die
wahrscheinliche Molmasse.
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Auch
bei den negativen Addukt-Ionen gibt es komplexere Formen, beispielsweise
wurden (M + HCO2)- oder
(M + CH3HCO2)- beobachtet. Bei den negativen Dimeren wurden
auch schon Formen der Zusammensetzung (2M + Na – 2H)- gesehen),
es wurden also zwei negative Pseudomolekülionen durch ein positives
Natium-Ion zusammengehalten.
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Es
ist somit die Grundidee der Erfindung, die Identitätssuche
durch Spektrenvergleich mit einer Substanzbibliothek durch eine
Bestimmung des wahrscheinlichsten Molekulargewichts (Molmasse) der
Substanz zu ergänzen,
wobei sich diese Bestimmung auf ein erwartbares Adduktmuster stützt. Ein erwartbares
Adduktmuster setzt sich aus Massendifferenzen erwartbarer Addukte
zur Molmasse im positiven beziehungsweise negativen Massenspektrum zusammen.
Die Massendifferenzen im positiven Spektrum stützen sich auf Protonierung (Addukt
mit Wasserstoff-Ion) und auf die durch Probenvorbereitung erwartbaren
Kationen-Addukte,
die Massensdifferenzen im negativen Spektrum ergeben sich aus Deprotonierung
(Dedukt eines Wasserstoff-Ions) und die erwartbaren Anionen-Addukte.
Bei Fehlen von Kation- und Anionen-Addukten ist bereits die Massendifferenz
von 2 atomaren Masseneinheiten zwischen den negativen und positiven
Pseudomolekül-Ionen
ein starkes Indiz für
die Molmasse.
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Die
Erfindung beruht insbesondere darauf, dass die Adduktionenbildung
mit den wichtigsten Addukt-Ionen und die Fragmentionenabspaltung
eindeutig voneinander zu unterscheiden sind, da die bei der Adduktbildung
vorkommenden Massendifferenzen praktisch nicht als Abspaltungen
vorkommen können.
In Massenspektren durch Elektrosprühen treten sowieso kaum Fragmentionen
auf. Die bei der Adduktbildung vorkommenden Massendifferenzen können also
nur zufällig
durch einen Überlapp
von verschiedenen Substanzen entstehen, die durch die Chromatographie
nicht aufgetrennt werden.
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Die
Adduktbildung kann in eingeschränkter Weise
auch gesteuert werden. Da es häufig
nicht möglich
ist, alle Salze und anderen dissoziierbaren Stoffe aus der Analytlösung zu
entfernen, kann man es zumindest vermeiden, dass nur eine einzige
Adduktsorte gebildet wird. Tritt nur eine einzige Adduktsorte auf,
so ist die Identifizierung der Analytsubstanz sehr erschwert, weil
dann weder die richtigen Elternionen für eine Aufnahme von informationsreichen
Tochterionenspektren zur Verfügung
stehen, noch kann eine wahrscheinliche Molmasse leicht bestimmt
werden. Durch gezielte Salzzugabe während der Probenvorbereitung,
beispielsweise durch Zugabe von Kaliumfluorid zu praktisch immer
vorhandenem Natriumchlorid in der Probenlösung, kann die Adduktbildung
in Maßen
gesteuert werden, um durch die Bildung von mindestens zwei verschiedenen
Adduktsorten eine eindeutigere Molmassenbestimmung zu erhalten.
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Während oben
die Suche nach der wahrscheinlichsten Molmasse als eine Reihe von
Einzelprüfungen
beschrieben wurde, kann sie auch in mehr geschlossener Form durch
eine Korrelationsanalyse zwischen Massenspektren und dem erwartbaren
Adduktmuster ausgeführt
werden. Besonders günstig ist
eine gemeinsame Korrelationsanalyse eines kombinierten Adduktmusters
aus positiven und negativen Intensitäten in einem kombinierten positiven
und negativen Massenspektrum, das ebenfalls aus positiven und negativen
Intensitäten
besteht. Aus dem Korrelationsspektrum ragen die Molmassen im Allgemeinen
als größte Signale
heraus. Die Wahl des Adduktmusters, aber auch die Wahl der Intensitäten für das Adduktmuster
richten sich nach Erfahrungswerten. Im einfachsten Fall können die
Intensitätswerte zu
+1 und –1
angenommen werden.
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Für die Bestimmung
der Identität
der Substanzen können,
wie auch schon gelegentlich üblich, auch
die chromatographischen Retentionszeiten herangezogen werden. Dazu
müssen
diese Retentionszeiten mit in die Spektrenbibliotheke aufgenommen werden.
Moderne Flüssig keitschromatographen
sind mit Detektoren zur Messung von UV-Absorptionsspektren ausgerüstet. Diese
UV-Absorptionsspektren können
ebenfalls mit in die Bibliotheken aufgenommen und zur Identitätsbestimmung
herangezogen werden.
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Statt
der Flüssigkeitschromatographen
können
auch Kapillarelektrophoresegeräte
zur Auftrennung der Substanzen verwendet werden.