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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zum Aufwickeln einer laufenden
Materialbahn, insbesondere einer Papier- oder Kartonbahn, bei dem
die Materialbahn nacheinander auf mehrere Wickelkerne, insbesondere
Tamboure, aufgewickelt wird und bei dem jeweils mit dem Aufwickeln
auf einen neuen und vorbeschleunigten Wickelkern begonnen wird,
wenn eine auf einem vorherigen alten Wickelkern gebildete Wickelrolle
einen vorbestimmten Durchmesser erreicht hat, wobei der neue Wickelkern
vorzugsweise direkt an eine Wickelwalze, insbesondere eine Tragtrommel, über deren
teilweise Außenumfangsfläche die Materialbahn
vor dem Aufwickeln auf den Wickelkern geführt wird, unter Ausbildung
eines neuen Nips gebracht wird, wobei ein bewegliches und mit mindestens
einer Trenneinrichtung versehenes Übergabeteil aus einer Parkstellung
in eine Arbeitsstellung bei teilweiser Umschließung des neuen Wickelkerns
gebracht wird und wobei in die Materialbahn nach Durchlaufen des
neuen Nips eine Trennkontur mittels der mindestens einen Trenneinrichtung
des Übergabeteils
unter Ausbildung mindestens eines vorzugsweise eingebundenen Überführstreifens
angebracht wird, der auf den neuen Wickelkern bei vorzugsweise gleichzeitiger
bahnbreiter Trennung der Materialbahn überführt wird.
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Weiterhin
betrifft die Erfindung eine Wickelmaschine zur Durchführung des
erfindungsgemäßen Verfahrens
gemäß dem Oberbegriff
des Anspruchs 12.
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Derartige
Aufwickelverfahren und Wickelmaschinen werden beispielsweise in
der Papier- oder Kartonherstellung angewendet, um die fertige und laufende
Papier- oder Kartonbahn
ohne Unterbrechung des Herstellungsprozesses, das heißt ohne Abschalten
der Papier- oder Kartonmaschine, nacheinander auf mehrere Wickelkerne,
die auch als Tamboure bezeichnet werden, aufzuwickeln.
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Dabei
muss dafür
gesorgt werden, dass der durch das Durchtrennen der laufenden Materialbahn entstehende
neue Bahnanfang dem neuen Wickelkern zugeführt wird, um auf diesem danach
eine neue Wickelrolle zu bilden.
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Aus
der europäischen
Patentanmeldung
EP 0
089 304 A1 ist ein Aufwickelverfahren und eine dazugehörige Wickelmaschine
für eine
laufende Materialbahn, insbesondere eine Papier- oder Kartonbahn bekannt,
bei welchem in eine laufende Materialbahn zwei sich kreuzende Linien
mittels zweier bewegbarer Schneidkörper geschnitten werden, die
von jeweils beabstandeten Anfangsstellen an entgegengesetzten Seiten
der Längsmittellinie
der laufenden Materialbahn aus konvergierend zu einem Schnitt und von
dem Schnittpunkt aus divergierend zu entgegengesetzten Kanten der
laufenden Materialbahn verlaufen. Der durch diesen Verlauf der beiden
Schneidkörper
gebildete Zungenvorsprung wird mittels eines von einer Wickelbeginneinrichtung
erzeugten Luftstroms entgegen der Bahnlaufrichtung der laufenden Materialbahn
auf einen neuen sich drehenden Wickelkern dirigiert. Die Wickelbeginneinrichtung
weist dabei die Form eines schwenkbaren Arms („Gooseneck") auf.
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Nachteilhaft
an diesem Aufwickelverfahren ist, dass der entgegen der Bahnlaufrichtung
der laufenden Materialbahn wirkende Luftstrom der Wickelbeginneinrichtung
dieselbe zusammenstaucht, dabei einen unkontrollierbaren Knäuel an geschnittener und
laufender Materialbahn erzeugt und somit sowohl die Prozesssicherheit
als auch die Einsetzbarkeit des Aufwickelverfahrens stark vermindert.
Im ungünstigsten
Fall kann es zu einem kompletten Riss der laufenden Materialbahn
im Bereich der Wickelmaschine kommen, wonach ein zeit- und kostenaufwändiges Überführen der
sich bildenden laufenden Materialbahn durch einen Großteil der
Papier- oder Kartonmaschine notwendig wird.
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Weiterhin
ist aus der deutschen Offenlegungsschrift
DE-OS 27 21 883 ein Verfahren
zur Übertragung
einer Papierbahn in einer Papiermaschine sowie eine Vorrichtung
zur Ausführung
des Verfahrens bekannt. Dabei ist vorgesehen, dass im mittleren
Bereich der Papierbahn während
ihrer Bewegung zur Wickelrolle zwei parallele, in Längsrichtung
der Papierbahn verlaufende Schnittlinien geführt werden, dass die Papierbahn
zwischen den beiden Schnittlinien quer zu ihrer Längsrichtung
durchtrennt wird und der dadurch gebildete Lappen auf den bereitstehenden
leeren, in Drehung befindlichen Wickelkern überführt wird, und dass nach dem
Aufwickeln des Lappens auf den Wickelkern die beiden Schnittlinien
vom mittleren Bereich der Papierbahn schräg nach außen bis zur vollständigen Trennung der
Papierbahn weitergeführt
werden. Die Quertrennung der Papierbahn zwischen den beiden Schnittlinien
wird mittels eines beweglichen Übergabeteils (schwenkbarer
Arm, „Gooseneck"), welches an seinem
Ende mit mindestens einem Messer versehen ist, dessen Schneide zwischen
den beiden Schnittlinien quer zur Längsrichtung der Papierbahn
verläuft und
von einem Luftstrom umgeben ist, vollzogen.
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Das
dargestellte Verfahren und die entsprechende Vorrichtung zeichnen
sich insbesondere durch einen hohen Wirkungsgrad bei einem relativ einfachen
konstruktiven Aufwand und einem relativ geringen Steuerungsaufwand
aus. Auch ist der Optimierungsaufwand, wie beispielsweise bei Sortenwechseln
und dergleichen, relativ gering und es wird als Arbeitsmedium nur
Luft benötigt.
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Jedoch
hat es sich in der Praxis als nachteilig herausgestellt, dass das
Verfahren nur für
Flächengewichte ≤ 100 g/m2 geeignet ist und dass der benötigte Raumbedarf
zwischen neuem Wickelkern und voller Wickelrolle nicht immer gegeben
ist. Noch problematischer ist es, dass die Unterstützung des
Weiterreißens
der Papierbahn zu den beiden Bahnrändern mit zunehmender Bahnbreite
unbeherrschbarer wird, so dass unter Praxisbedingungen ein Wechsel bis
maximal 6 m beherrschbar beziehungsweise möglich ist.
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Es
ist also Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren und eine Wickelmaschine
der eingangs genannten Art zu schaffen, die ein verbessertes und
effizienteres Aufwickeln des neuen Bahnanfangs auf einen neuen Wickelkern
bei optimaler Runnability und günstigen
Investitions- und Verfahrenskosten ermöglichen. Dabei soll auch eine
Materialbahn mit einem Flächengewicht
von ≥ 100
g/m2 ihre Verwendung finden können.
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Diese
Aufgabe wird bei einem Verfahren der eingangs genannten Art erfindungsgemäß dadurch gelöst,
- – dass
danach im Bereich des erzeugten Schnitts zumindest ein Überführstreifen
mittels mindestens einer Trenneinrichtung von mindestens zwei Übergabeteilen
erzeugt wird und
- – dass
anschließend
die mindestens zwei Übergabeteile
samt ihren Trenneinrichtungen zur bahnbreiten Trennung der Materialbahn
quer zur Bahnlaufrichtung bewegt werden.
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Die
verfahrensmäßige Aufgabe
der Erfindung wird auf diese Weise vollkommen gelöst.
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Aufgrund
des Zusammenwirkens dieser Prozessschritte ist es nunmehr möglich, dass
sich das Überführen der
Materialbahn auf einen neuen Wickelkern optimal gestalten lässt, insbesondere
auch im Hinblick auf Prozesssicherheit und Zuverlässigkeit.
Dabei können
auch Bahngeschwindigkeiten von 1.500 m/min bis 2.500 m/min ohne
Probleme bewältigt
werden. Und überdies
ist ein vorteilhaftes Überführen der
Materialbahn auf den neuen Wickelkern bei geschlossenem Wickelspalt
(Nip) zwischen der beinahe gebildeten Wickelrolle und der Wickelwalze möglich, wobei
unter anderem auf die Verwendung von etwaigen Luftabquetschelementen
vollständig verzichtet
werden kann.
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In
erster Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass die Materialbahn
mittels der Trenneinrichtungen von zwei Übergabeteilen durchtrennt wird,
die bevorzugt an in Bahnlaufrichtung beabstandeten Stellen jeweils
zumindest näherungsweise
mittig bezüglich
der Querrichtung derselben angesetzt werden, und dass jedes der
beiden Übergabeteile zum
bahnbreiten Durchtrennen der Materialbahn vorzugsweise zu ihrem
nahe liegenden Bahnrand derselben bewegt wird.
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Und
in zweiter Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass die
Materialbahn mittels der Trenneinrichtungen von zwei Übergabeteilen
durchtrennt wird, die bevorzugt im Bereich der beiden Bahnränder der
Materialbahn jeweils im Abstand von diesen angesetzt werden, und
dass jedes der beiden Übergabeteile
zum bahnbreiten Durchtrennen der Materialbahn vorzugsweise zumindest
bis zur Bahnmitte derselben bewegt wird.
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Natürlich ist
auch die Verwendung von vier oder sechs Übergabeteilen möglich, wobei
dabei eine vorzugsweise zickzackförmige Trennkontur erzeugt wird.
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Beide
Ausgestaltungen zeichnen sich insbesondere durch eine schnelle Überführgeschwindigkeit
der laufenden Materialbahn auf den neuen Wickelkern aus. Zudem wird
eine symmetrische Überführgeometrie
erzeugt, die das Entstehen einer so genannten Wickelkarotte gänzlich vermeidet.
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Das Übergabeteil
wird zumindest im Wesentlichen quer zur Bahnlaufrichtung bevorzugt
derart bewegt, dass eine schräge
Trennlinie erzeugt wird. Eine derartige schräge Trennlinie vermeidet unter
anderem eine zu große
Anhäufung
von zu überführender Materialbahn
in einem Breitenbereich.
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Weiterhin
wird das Übergabeteil
mittels eines Linearantriebsaggregats mit einer bevorzugten Geschwindigkeit
im Bereich von 2 bis 40 m/s, vorzugsweise von 5 bis 25 m/s, quer
zur Bahnlaufrichtung bewegt. Ein derartiges Linearantriebsaggregat
ist beispielsweise in der europäischen
Patentanmeldung
EP
1 035 052 A2 (PR10860 EP) des Anmelders offenbart. Der
Inhalt dieser Druckschrift wird hiermit vollumfänglich zum Gegenstand der vorliegenden Beschreibung
gemacht.
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In
dritter Ausgestaltung der Erfindung ist schließlich vorgesehen, dass die
Materialbahn überdies
mittels der Trenneinrichtungen eines dritten Übergabeteils durchtrennt wird,
welches bevorzugt im Bereich der Bahnmitte der Materialbahn ortsfest angesetzt
wird. Dadurch wird die Möglichkeit
einer noch schnelleren und prozesssicheren Überführung der Materialbahn auf
den neuen Wickelkern geschaffen, insbesondere in Zusammenwirkung
mit der zweiten Ausgestaltung der Erfindung.
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Das
jeweilige Übergabeteil
wird bevorzugt mittels einer elektromotorisch, pneumatisch und/oder hydraulisch
betriebenen Antriebseinrichtung zwischen der Parkstellung und der
Arbeitsstellung bewegt, wobei derartige Antreibseinrichtungen dem Fachmann
wohl bekannt sind. Nach einem erfolgten Überführvorgang werden die Übergabeteile
in ihre jeweilige Parkposition zurückgeschwenkt beziehungsweise
zurückgeführt.
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Ferner
ist in einer Ausgestaltung vorgesehen, dass vor dem neuen Nip – in Bahnlaufrichtung der
Materialbahn gesehen – mindestens
ein vorzugsweise quer zur Bahnlaufrichtung verlaufender Schnitt mittels
mindestens einer geregelten/gesteuerten Schneideinrichtung in der
Materialbahn erzeugt wird und dass danach im Bereich des erzeugten
Schnitts zumindest ein Überführstreifen
mittels mindestens einer Trenneinrichtung von mindestens zwei Übergabeteilen
erzeugt wird. Hierdurch wird der Vorteil einer weiterhin verbesserten
Prozesssicherheit erreicht.
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Die
erfindungsgemäße Schneideinrichtung ist
vorzugsweise als Nadel ausgebildet, die eine Schwenkbewegung im
Bereich von 90 bis 180°,
vorzugsweise von 120°,
vollführt
und dabei den vorzugsweise als Perforation ausgebildeten Schnitt
erzeugt. Eine derartige Schneideinrichtung zeichnet sich insbesondere
durch geringe Kosten (Anschaffungs- und Betriebskosten), eine große Anwendungsflexibilität und eine
hohe Einsatzbereitschaft aus.
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Damit
ein Einwickeln von Luft in die letzten Bahnlagen der beinahe gebildeten
Wickelrolle vollständig
vermieden wird, bleibt der zwischen der Wickelrolle und der Wickelwalze
gebildete Nip so lange aufrechterhalten, bis das Überführen der
Materialbahn auf den neuen Wickelkern vollzogen ist.
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Die
Aufgabe wird bei einer Wickelmaschine der eingangs genannten Art
erfindungsgemäß dadurch
gelöst,
- – dass
mindestens zwei Übergabeteile
vorgesehen sind, die zumindest einen Überführstreifen mittels mindestens
einer Trenneinrichtung im Bereich des erzeugten Schnitts erzeugen,
und
- – dass
die mindestens zwei Übergabeteile
samt ihren Trenneinrichtungen zur bahnbreiten Trennung der Materialbahn
quer zur Bahnlaufrichtung derselben bewegbar sind.
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Hierbei
ergeben sich wiederum die bereits genannten Vorteile der vorliegenden
Erfindung.
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Vorteilhafte
Ausgestaltungen der erfindungsgemäßen Wickelmaschine sind in
den Unteransprüchen
angegeben.
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So
weist das Übergabeteil
die Form eines schwenkbaren Arms auf, an dessen bogenförmigem Ende
sich mindestens eine Trenneinrichtung, insbesondere ein Blaskopf
mit zumindest einer gegen den neuen Wickelkern gerichteten Blasdüse, befindet. Der
Blaskopf trennt dabei die Bahnspitze der Materialbahn heraus, überführt sie
auf den neuen Wickelkern und unterstützt zudem das Weiterreißen der
Materialbahn zu den Bahnrändern.
Die so aus der Materialbahn heraus getrennte Kontur folgt dann,
unterstützt
durch die Blaswirkung des Übergabeteils
und die Sogwirkung des rotierenden neuen Wickelkerns, dem neuen
Wickelkern und führt
sich in gesamter Bahnbreite auf denselben auf.
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Der
Blaskopf kann weiterhin als so genanntes Bullhorn, das in der europäischen Patentanmeldung
EP 12 83 185 A2 (PR11262
EP) des Anmelders offenbart ist, ausgeführt sein.
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Die
Blasdüse
weist in vorteilhafter Ausgestaltung eine lichte Höhe im Bereich
von 0,2 bis 3 mm, vorzugsweise von 0,5 bis 2 mm, und einen Öffnungswinkel
im Bereich von 90 bis 180°,
vorzugsweise von 120° auf.
Weiterhin weist sie bevorzugt eine lichte Weite im Bereich von 0,2
bis 3 mm, vorzugsweise von 0,5 bis 2 mm, und einen Neigungswinkel zur
Bahnlaufrichtung im Bereich von 20 bis 45° auf. Diese Geometrien unterstützen in
idealer, das heißt unter
anderem auch in prozesssicherer Weise die Heraustrennung der Kontur
aus der Materialbahn und die Überführung der
Materialbahn auf den neuen Wickelkern.
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Weiterhin
weist der Blaskopf im beiderseitigen Bereich mehrere, vorzugsweise
zwei bis sechs Blasdüsen
auf, so dass die Erfüllung
seiner vorgenannten Aufgaben bestens unterstützt werden.
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Hinsichtlich
einer einfachen Konstruktion ist der Blaskopf zumindest mittels
des vorzugsweise aus einem Hohlprofil bestehenden Arms oder einer vorzugsweise
am Arm angebrachten Druckluftleitung an eine steuer-/regelbare Druckluftquelle
angeschlossen. Dies gewährleistet
eine robuste Konstruktion mit mannigfaltigen Einsatzmöglichkeiten.
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Damit
der neue Wickelkern, insbesondere seine mögliche Oberflächengummierung,
während des Überführens der
Materialbahn auf ihn keinerlei Schäden erleidet, weist er an der
Stelle des Eingriffs des Blaskopfs des Übergabeteils mindestens eine Umfangsnut
auf. Der reduzierte Durchmesser der Umfangsnut stellt unter anderem
sicher, dass der Blaskopf in keinerlei Kontakt mit jeglichen Bautei-len des neuen Wickelkerns
kommt und somit auch keinerlei Schäden verursachen kann.
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Weitere
Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen und
der nachfolgenden Beschreibung bevorzugter Ausführungsbeispiele unter Bezugnahme
auf die Zeichnung.
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Es
zeigen
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1:
eine schematische Seitenansicht der erfindungsgemäßen Wickelmaschine
während
der Endwickelphase;
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2:
eine schematische Seitenansicht der erfindungsgemäßen Wickelmaschine
während
der Anwickelphase;
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3:
eine Detailansicht während
des Überführvorgangs
der Materialbahn auf den neuen Wickelkern;
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4, 5A, 5B, 6 und 7: schematische
Darstellungen des Blaskopfs des Übergabeteils;
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8:
eine prinzipielle Draufsicht auf die Bewegungsabläufe zweier Übergabeteile;
und
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9A bis 9D:
weitere prinzipielle Darstellungen von Bewegungsabläufen zweier Übergabeteile
in Vorderansicht.
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Die
im Folgenden beschriebene Wickelmaschine ist allgemein zum Aufwickeln
einer laufenden Materialbahn einsetzbar. Die Wickelmaschine kann am
Ende einer Maschine zur Herstellung oder Veredelung einer laufenden
Materialbahn, beispielsweise einer Papier- oder Kartonbahn, angeordnet
werden, um die fertige laufende Materialbahn zu einer Wickelrolle
aufzuwickeln. Die Wickelmaschine kann aber auch zum Umrollen fertiger
Wickelrollen verwendet werden. Rein beispielhaft wird davon ausgegangen, dass
es sich hier um eine Wickelmaschine zum Aufwickeln einer fortlaufenden
Papier- oder Kartonbahn handelt.
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Die 1 zeigt
eine schematische Seitenansicht einer Wickelmaschine 1,
die zum Aufwickeln einer laufenden Materialbahn 2, insbesondere
einer Papier- oder Kartonbahn, dient, bei der die laufende Materialbahn 2 nacheinander
auf mehrere Wickelkerne 3, insbesondere Tamboure, aufgewickelt
wird und bei der jeweils mit dem Aufwickeln auf einen neuen Wickelkern 3.2 begonnen
wird, wenn eine auf einem vorherigen alten Wickelkern 3.1 gebildete
Wickelrolle 4 einen vorbestimmten Durchmesser D erreicht
hat.
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Die 1 zeigt
die Wickelmaschine 1 in der so genannten Endwickelphase
der Wickelrolle 4. Dabei ist der neue und vorzugsweise
mittels mindestens eines nicht dargestellten Zentrumsantriebs vorbeschleunigte
Wickelkern 3.2 vorzugsweise direkt an eine ortsfest oder
vorzugsweise bewegbar gelagerte Wickelwalze 5, insbesondere
eine Tragtrommel, über deren
teilweise Außenumfangsfläche 5.1 die
laufende Materialbahn 2 vor dem Aufwickeln auf den Wickelkern 3 geführt ist,
unter Ausbildung eines Nips N bringbar. Weiterhin ist ein bewegliches
und mit mindestens einer Trenneinrichtung 6 versehenes Übergabeteil 7 aus
einer Parkstellung P (vergleiche 2) in eine
Arbeitsstellung A bei teilweiser Umschließung des neuen Wickelkerns 3.2 bringbar.
In die Materialbahn 2 ist nach Durchlaufen des neuen Nips
N eine Trennkontur T mittels der mindestens einen Trenneinrichtung 6 des Übergabeteils 7 unter Ausbildung
mindestens eines vorzugsweise eingebundenen Überführstreifens 8 anbringbar,
der auf den neuen Wickelkern 3.2 bei vorzugsweise gleichzeitiger
bahnbreiter Trennung der Materialbahn 2 überführbar ist.
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Hinsichtlich
der weiteren konstruktiven Eigenschaften und verfahrenstechnischen
Aspekte der Wickelmaschine 1 und dem Ablauf des Wickelverfahrens
wird auf die PCT-Offenlegungsschrift WO 98/52858 A1 (PR10706 WO)
des Anmelders verwiesen; der Inhalt dieser Anmeldung wird hiermit
vollinhaltlich zum Gegenstand dieser Beschreibung gemacht.
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Es
ist nun vorgesehen, dass mindestens zwei Übergabeteile 7.1, 7.2 vorgesehen
sind, die zumindest einen Überführstreifen 8 (vergleiche 9A)
mittels mindestens einer Trenneinrichtung 11 im Bereich
des erzeugten Schnitts 10 erzeugen, und dass die mindestens
zwei Übergabeteile 7.1, 7.2 samt
ihren Trenneinrichtungen 11.1, 11.2 zur bahnbreiten
Trennung der Materialbahn 2 quer zur Bahnlaufrichtung L
(Pfeil) derselben bewegbar sind. Dabei ist bevorzugt vor dem neuen
Nip N – in
Bahnlaufrichtung L (Pfeil) der Materialbahn 2 gesehen – mindestens
eine geregelte/gesteuerte Schneideinrichtung 9 (Pfeil)
derart betreibbar, dass mindestens ein vorzugsweise quer zur Bahnlaufrichtung
L (Pfeil) der Materialbahn 2 verlaufender Schnitt 10 (vergleiche 9A)
in der Materialbahn 2 erzeugt wird.
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Die
geregelte/gesteuerte Schneideinrichtung 9 bekannter Art
ist vorzugsweise als Nadel 9.1 ausgebildet und sie vollführt während ihres
Betriebs eine Schwenkbewegung (Pfeil) im Bereich von 90 bis 180°, vorzugsweise
von 120°,
symmetrisch zur Vertikalen. Dabei wird ein vorzugsweise als Perforation ausgebildeter
Schnitt 10 erzeugt, der quer zur Bahnlaufrichtung L (Pfeil)
verläuft
und dessen Länge,
sowohl durch die Anordnung der Nadel 9.1 als auch durch
deren Eintauchtiefe in die Materialbahn 2 bestimmt wird.
Die Länge
des Schnitts liegt im Bereich von 50 bis 300 mm, vorzugsweise im
Bereich von 100 bis 250 mm. Wie bereits ausgeführt, gehört eine derartige geregelte/gesteuerte
Schneideinrichtung 9 zum bekannten Stand der Technik und
ist somit aus einer Vielzahl von Druckschriften bekannt.
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Ferner
weist das jeweilige Übergabeteil 7.1, 7.2 die
Form eines schwenkbaren Arms („Gooseneck") 7.A auf,
an dessen bogenförmigem
Ende 12 sich mindestens eine jeweilige Trenneinrichtung 11.1, 11.2,
insbesondere ein Blaskopf 13 mit zumindest einer gegen
den neuen Wickelkern 3.2 gerichteten Blasdüse 14,
befindet.
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Es
sind bevorzugt zwei Übergabeteile
7.1,
7.2 vorgesehen,
deren Trenneinrichtungen
11.1,
11.2 die Materialbahn
2 durchtrennen
und die bevorzugt an in Bahnlaufrichtung L (Pfeil) beabstandeten
Stellen jeweils zumindest näherungsweise
mittig bezüglich
der Querrichtung derselben ansetzbar sind. Dabei ist jedes der beiden Übergabeteile
7.1,
7.2 zum bahnbreiten
Durchtrennen der Materialbahn
2 vorzugsweise zu ihrem nahe
liegenden Bahnrand derselben bewegbar. Zur Bewegung des jeweiligen Übergabeteils
7.1,
7.2 quer
zur Bahnlaufrichtung L (Pfeil) ist bevorzugt ein jeweiliges Linearantriebsaggregat
(Pfeildarstellung) vorgesehen, wie es beispielsweise in der bereits
genannten europäischen Patentanmeldung
EP 1 035 052 A2 offenbart
ist. Die Bewegung kann selbstverständlich alternativ und/oder
ergänzend
mit anderen Antriebseinheiten, beispielsweise in Form von Bewegungssystemen (Seil,
Band, Riemen, etc.) und dergleichen, erfolgen.
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Überdies
ist zur Bewegung (Pfeile) des Übergabeteils 7.1, 7.2,
zwischen der Parkstellung P (2) und der
Arbeitsstellung A (1) eine elektromotorisch, pneumatisch
und/oder hydraulisch betriebene Antriebseinrichtung 15 (Pfeil)
vorgesehen.
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Der
zwischen der beinahe gebildeten Wickelrolle 4 und der Wickelwalze 5 gebildete
alte Nip NA wird so lange aufrechterhalten,
bis das Überführen der
laufenden Materialbahn 2 auf den neuen Wickelkern 3.2 vollzogen
ist.
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Die 2 zeigt
eine schematische Seitenansicht der erfindungsgemäßen Wickelmaschine 1 der 1 während der
so genannten Anwickelphase eines neuen Wickelkerns 3.2.
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Dabei
wurde die Materialbahn
2 bereits erfolgreich auf den neuen
Wickelkern
3.2 überführt, die Wickelrolle
4 befindet
sich nunmehr in einer Entnahmeposition E und die Übergabeteile
7.1,
7.2 befinden sich
wieder in ihrer Parkstellung P, das heißt in einem hochgeschwenkten
Positionsbereich oberhalb der Wickelwalze
5 und des neuen
Wickelkerns
3.2. Der Wickelkern
3.2 kann, wie
in der bereits genannten PCT-Offenlegungsschrift WO 98/52858 A1
ausgeführt,
als Durchbiegungseinstellwalze ausgeführt sein. Der Aufbau der Durchbiegungseinstellwalze
ist an sich bekannt (
DE-OS 25
55 677 ), so dass dieser nicht näher beschrieben wird.
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Die 3 zeigt
eine Detailansicht während des Überführvorgangs
der Materialbahn 2 auf den neuen Wickelkern 3.2.
Hierbei ist eindeutig ein Übergabeteil 7 in
Form eines schwenkbaren Arms („Gooseneck") 7.A erkennbar,
an dessen bogenförmigem Ende 12 sich
mindestens eine jeweilige Trenneinrichtung 11, insbesondere
ein Blaskopf 13 mit zumindest einer gegen den neuen Wickelkern 3.2 gerichteten Blasdüse 14,
befindet. Der Blaskopf 13 weist dabei eine strömungstechnisch
optimale Außenkontur
mit entsprechender unterseitiger Anpassung (Wölbung) an die Wickelwalze 5 und
eine leichte Austauschbarkeit auf.
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Der
Blaskopf 13 selbst ist zumindest mittels des vorzugsweise
aus einem Hohlprofil 7.B bestehenden Arms 7.A an
eine steuer-/regelbare, dem Fachmann wohl bekannte und deshalb nicht
explizit dargestellte geregelte/gesteuerte Druckluftquelle (gestrichelter
Pfeil) angeschlossen. Das Hohlprofil 7.B dient hierbei
als Druckluftleitung (Strichpunktlinie). Alternativ kann auch eine
vorzugsweise am Arm angebrachte Druckluftleitung vorgesehen sein.
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Weiterhin
stellt die 4 eine Detailansicht des Blaskopfs 13 des Übergabeteils 7 der 3 dar, wobei
die entsprechenden geometrischen Eigenschaften noch deutlich zu
erkennen sind. Die leichte Austauschbarkeit des Blaskopfs 13 kann
insbesondere durch seine Gewindeanbindung 16 an den schwenkbaren
Arm 7.A gegeben sein, beispielsweise durch die Verwendung
eines standardisierten Gewindes der Größe 1 bis 2''.
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Auch
die 5A, 5B, 6 und 7 stellen
schematische Darstellungen des Blaskopfs 13 des Übergabeteils
dar, wobei die 5B eine Ansicht der 5A gemäß Sichtpfeil
B ist. Der Blaskopf 13 weist mindestens eine Blasdüse 14 auf,
die eine lichte Höhe
H im Bereich von 0,2 bis 3 mm, vorzugsweise von 0,5 bis 2 mm, (5A)
und einen Öffnungswinkel α im Bereich
von 90 bis 180°,
vorzugsweise von 120° (6)
aufweist. Eine jeweilige Blasdüse 14 weist überdies
eine lichte Weite W im Bereich von 0,2 bis 3 mm, vorzugsweise von
0,5 bis 2 mm, (7) und einen Neigungswinkel β zur Bahnlaufrichtung
L (Pfeil) im Bereich von 20 bis 45° (7) auf,
wobei mehrere, vorzugsweise zwei bis sechs Blasdüsen 14 im beiderseitigen
Bereich des Blaskopfes 13 angeordnet sind (7).
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Die 8 zeigt
eine prinzipielle Draufsicht auf die Bewegungsabläufe (Pfeildarstellungen)
zweier Übergabeteile 7.1, 7.2.
Die Trenneinrichtungen 11.1, 11.2 der Übergabeteile 7.1, 7.2,
die bevorzugt an in Bahnlaufrichtung L (Pfeil) beabstandeten Stellen
jeweils zumindest näherungsweise
mittig bezüglich
der Querrichtung (Bahnmitte M) der Materialbahn 2 ansetzbar
sind, durchtrennen die Materialbahn 2 und sie sind anschließend zum
bahnbreiten Durchtrennen der Materialbahn 2 vorzugsweise
zu ihren nahe liegenden Bahnrändern
FS, TS bewegbar. Die Übergabeteile 7.1, 7.2 werden
mit einer Geschwindigkeit im Bereich von 2 bis 40 m/s, vorzugsweise von
5 bis 25 m/s, quer zur Bahnlaufrichtung L (Pfeil) bewegt.
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Alternativ
und in nicht dargestellter Ausgestaltung können wiederum zwei Übergabeteile
vorgesehen sein, deren Trenneinrichtungen die Materialbahn durchtrennen
und die bevorzugt im Bereich der beiden Bahnränder der Materialbahn jeweils
im Abstand von diesen ansetzbar sind, und die zum bahnbreiten Durchtrennen
der Materialbahn vorzugsweise zumindest bis zur Bahnmitte derselben
bewegbar sind.
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In
Ergänzung
kann auch ein drittes Übergabeteil 7.3 vorgesehen
sein, dessen Trenneinrichtungen die Materialbahn durchtrennen und
das bevorzugt im Bereich der Bahnmitte M der Materialbahn 2 ortsfest
ansetzbar ist (gestrichelter Kreis).
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Und
schließlich
zeigen die 9A bis 9D weitere
prinzipielle Darstellungen von Bewegungsabläufen zweier Übergabeteile 7.1, 7.2 in
Vorderansicht.
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Es
ist deutlich erkennbar, dass zwei sowohl an in Bahnlaufrichtung
L (Pfeil) beabstandeten Stellen als auch jeweils zumindest näherungsweise
mittig bezüglich
der Querrichtung der Materialbahn 2 angesetzte Übergabeteile 7.1, 7.2 vorgesehen
sind, die einen Überführstreifen 8 mittels
mindestens einer Trenneinrichtung 11 im Bereich des erzeugten Schnitts 10 erzeugen
(9A), und dass die zwei Übergabeteile 7.1, 7.2 samt
ihren Trenneinrichtungen 11.1, 11.2 zur bahnbreiten
Trennung der Materialbahn 2 quer zur Bahnlaufrichtung L
(Pfeil), das heißt
zu ihren jeweils nahe liegenden Bahnrändern FS, TS, bewegbar sind
(9B und 9C). Die Übergabeteile 7.1, 7.2 werden
zumindest im Wesentlichen quer zur Bahnlaufrichtung L (Pfeil) derart
bewegt, dass zwei schräge
Trennlinien erzeugt werden. Der anfänglich gebildete Überführstreifen 8 gewinnt hierbei
immer mehr an Breite, bis die Materialbahn 2 schließlich vollständig durchtrennt
und auf den neuen Wickelkern 3.2 überführt ist (9D).
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In
Ergänzung
ist zu erkennen, dass der neue Wickelkern 3.2 an der Stelle
des Eingriffs der Blasköpfe 13 der Übergabeteile 7.1, 7.2 mindestens
die bereits vorgenannte Umfangsnut 17 aufweist (vergleiche 9A).
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Die
erfindungemäße Wickelmaschine 1 eignet
sich in hervorragender Weise auch zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens.
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Zusammenfassend
ist festzuhalten, dass durch die Erfindung ein Verfahren und eine
Wickelmaschine der eingangs genannten Art geschaffen werden, die
ein verbessertes und effizienteres Aufwickeln des neuen Bahnanfangs
auf einen neuen Wickelkern bei optimaler Runnability und günstigen
Investitions- und Verfahrenskosten ermöglichen. Dabei kann auch eine
Materialbahn mit einem Flächengewicht
von ≥ 100
g/m2 ihre Verwendung finden.
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- 1
- Wickelmaschine
- 2
- Materialbahn
- 3
- Wickelkern
- 3.1
- Alter
Wickelkern
- 3.2
- Neuer
Wickelkern
- 4
- Wickelrolle
- 5
- Wickelwalze
- 5.1
- Außenumfangsfläche
- 6
- Trenneinrichtung
- 7,
7.1, 7.2, 7.3
- Übergabeteil
- 7.A
- Schwenkbarer
Arm („Gooseneck")
- 7.B
- Hohlprofil
- 8
- Überführstreifen
- 9
- Schneideinrichtung
- 9.1
- Nadel
- 10
- Schnitt
- 11,
11.1, 11.2
- Trenneinrichtung
- 12
- Bogenförmiges Ende
- 13
- Blaskopf
- 14
- Blasdüse
- 15
- Antriebseinrichtung
(Pfeil)
- 16
- Gewindeanbindung
- 17
- Umfangsnut
- A
- Arbeitsstellung
- B
- Sichtpfeil
- D
- Durchmesser
- E
- Entnahmeposition
- FS,
TS
- Bahnrand
- H
- Lichte
Höhe
- L
- Bahnlaufrichtung
(Pfeil)
- N
- Nip
- NA
- Alter
Nip
- M
- Bahnmitte
- P
- Parkstellung
- T
- Trennkontur
- W
- Lichte
Weite
- α
- Öffnungswinkel
- β
- Neigungswinkel