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Die Erfindung bezieht sich auf eine
Spritzschutzeinrichtung für
das Einspritzaggregat einer Spritzgießmaschine, nach dem Oberbegriff
des Patentanspruchs 1.
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Um Personen, die sich im Arbeitsbereich
des Einspritzaggregats einer Spritzgießmaschine befinden, gegen Verletzungen
durch ausspritzende, heiße Formmasse,
die im abgekoppelten Zustand des Einspritzaggregats unkontrolliert
etwa aufgrund einer Gasblasenbildung oder einer thermischen Ausdehnung
der Formmasse im Plastifizierzylinder oder einer Fehlsteuerung im
Prozessablauf aus der Einspritzdüse
austritt, zu schützen,
ist es bekannt, unmittelbar vor dem Austrittsende der Einspritzdüse eine
Schutzklappe anzuordnen, die mit Hilfe von pneumatischen oder hydraulischen
Aktuatoren unter der Steuerung elektrischer Näherungsschalter in eine die
Einspritzdüse
freigebende Öffnungslage hochgeschwenkt
wird, wenn das Einspritzaggregat beim Vorwärtshub eine definierte Näherungsposition am
Formwerkzeug erreicht, und umgekehrt in eine die Einspritzdüse austrittsseitig
abdeckende Schließlage
verstellt wird, sobald das Einspritzaggregat beim Rückwärtshub die
Näherungsposition
verlässt.
Eine derartige Schutzeinrichtung besitzt jedoch eine komplexe Bauweise
und infolge der Hintereinanderschaltung unterschiedlicher Systemkomponenten,
nämlich einer
elektrischen Näherungsschaltung,
hydraulischer oder pneumatischer Aktuatoren und einer mechanischen
Schutzklappenkinematik, ein für
ein Schutzsystem übermäßig hohes
Störrisiko.
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Das aus der
JP-A 08 025 416 A bekannte Einspritzaggregat
enthält
eine Schutzeinrichtung mit einer federbelasteten, vom Düsenkanal
durchsetzten Düsenspitze,
welche über
einen sich durch den Düsenkanal
erstreckenden Betätigungsstößel mit
einem auf der Einlassseite des Düsenkanals
angeordneten, unter Federkraft normalerweise geschlossenen Absperrventil
gekoppelt ist. Beim Auftreffen der Düsenspitze auf den Angusstrichter
des Formwerkzeugs wird diese entgegen der Federkraft zurückgeschoben
und dadurch das Absperrventil aufgesteuert. Eine solche mechanische
Schutzeinrich tung schafft jedoch erhebliche verfahrenstechnische
Probleme: so entwickeln zahlreiche Formmassen aufgrund von Degradationserscheinungen
Gaseinschlüsse
im Plastifizierzylinder, die im abgekoppelten Zustand des Einspritzaggregats
wegen des dann geschlossenen Absperrventils nicht ins Freie entweichen
können
und daher beim Einspritzvorgang zusammen mit der Formmasse in das
Formwerkzeug gelangen, mit der Folge einer entsprechenden Qualitätsminderung oder
gar eines Bauteilausschusses der produzierten Spritzgussteile. Problematisch
an der einlassseitigen Absperrung des Düsenkanals ist weiterhin, dass
die nach dem Schussende im Düsenkanal
verbliebene Formmasse aufgrund der Schließlage des Absperrventils nicht
durch aus dem Plastifizierzylinder nachgedrückte Formmasse beseitigt werden
und sich daher zu einem Verschlusspfropfen verfestigen kann, welcher
beim nächsten
Schuss mit ebenfalls qualitätsmindernden
Folgen für
das hergestellte Bauteil in die Formkavität gelangen oder gar die Ventilbetätigung blockieren
kann.
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Aufgabe der Erfindung ist es, eine
Spritzschutzeinrichtung der eingangs genannten Art zu schaffen,
die ohne Beeinträchtigung
des Spritzgießprozesses
und insbesondere der Düsenkanalgeometrie
hochgradig störsicher
ausgebildet ist.
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Diese Aufgabe wird durch eine Spritzschutzvorrichtung
mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1 gelöst.
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Die erfindungsgemäße Schutzeinrichtung ist als
fremdkraftunabhängiges;
rein mechanisches System aus wenigen, vollständig außerhalb der Einspritzdüse angeordneten
Einzelteilen ausgebildet und arbeitet demzufolge hochgradig störsicher
und unabhängig
von der Gestaltung des Düsenkanals. Das
Strömungsverhalten
der Einspritzdüse
und insbesondere der Querschnittsverlauf des Düsenkanals können daher ohne Rücksicht
auf den Einbau der Schutzeinrichtung prozessoptimal gewählt werden. Die
erfindungsgemäße Schutzeinrichtung
ist universell einsetzbar und ermöglicht ein nachträgliches Ausrüsten von
Einspritzaggregaten praktisch beliebiger Düsenbauart.
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Um das Nachrüsten mit der erfindungsgemäßen Schutzeinrichtung
zu erleichtern und den mit dem Schaltwerk beim Andocken des Einspritzaggregats
zusammenwirkenden Flächenabschnitt
des Formwerkzeugs in bestimmten Grenzen frei vorwählen zu
können,
ist die Schutzplatte zusammen mit dem Schaltwerk vorzugsweise auf
einem dreh positionierbar auf dem Einspritzaggregat montierbaren Träger angeordnet.
Eine kinematisch besonders günstige
Gestaltung des Schaltwerks wird dadurch erreicht, dass dieses einen
gleichzeitig mit dem Andockvorgang auf eine werkzeugfeste Anschlagfläche außerhalb
der Angussöffnung
des Formwerkzeugs auftreffenden und durch diese entgegen der Vorschubbewegung
des Einspritzaggregats linear verstellten Tastfinger enthält. Es sind
aber beliebige andere, rein mechanisch betätigbare Ausgestaltungen des
Schaltwerks denkbar, beispielsweise kann eine mit einem Ritzel zusammenwirkende
Zahnstange anstelle des Tastfingers eingesetzt werden.
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Die Schutzplatte und das Schaltwerk
sind vorzugsweise sich selbsttätig
in die Abdecklage verstellend ausgebildet, derart, dass das Schaltwerk
federnd in die Abdecklage vorgespannt ist, wodurch die Schaltsicherheit
der erfindungsgemäßen Schutzeinrichtung
weiter verbessert wird. In einer anderen Ausgestaltungsform wirkt
die Schwerkraft rückstellend, beispielsweise
durch ein an der Schutzplatte angebrachtes Gewicht, das diese in
die Abdecklage zwingt, wenn keine anderweitige Kraft auf das Schaltwerk
wirkt.
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Im Hinblick auf eine einfache Bewegungssteuerung
der Schutzplatte bei zugleich hoher Spritzschutzwirkung ist die
Schutzplatte in Austrittsrichtung der Einspritzdüse vorzugsweise konvex gewölbt und schwenkbeweglich
am Einspritzaggregat angeordnet. Ferner ist der Schaltpunkt des
Schaltwerks aus Gründen
eines feinfühligen
Ansprechverhaltens vorzugsweise variabel einstellbar, und zur Überwachung der
Schaltlage sind der Schutzplatte Positionsgeber zugeordnet.
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Die Erfindung wird nunmehr anhand
eines in den Fig. schematisch dargestellten Ausführungsbeispiels näher erläutert. Es
zeigen:
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1 ein
Einspritzaggregat für
eine Spritzgießmaschine
im Bereich des düsenseitigen
Endes mit einer Spritzschutzeinrichtung nach der Erfindung; und
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2 die
Vorderansicht der Spritzschutzeinrichtung und des Einspritzaggregats
nach 1.
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Das in den Fig. gezeigte Einspritzaggregat 1 einer
ansonsten nicht näher
gezeigten Spritzgießmaschine
enthält
einen in Pfeilrichtung P linear verschieblichen Plastifizierzylinder 2 (von
dem nur der einspritzseitige Endabschnitt dargestellt ist) und eine an
diesen anschließende,
von einem Einspritzkanal durchsetzte Einspritzdüse 3, die beim Andocken
des Einspritzaggregats 1 an ein Formwerkzeug 4 mit
der Düsenspitze 5 in
eine zu dieser formgleiche Angussöffnung 6 des Formwerkzeugs 4 eingreift,
woraufhin die Formmasse aus dem Plastifizierzylinder 2 über den
Einspritzkanal in das Formwerkzeug 4 eingespritzt wird.
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Um zu verhindern, dass in der Rückhubstellung,
in die das Einspritzaggregat 1 nach Schussende verfahren
wird, aufgrund von Degradationserscheinungen, etwa einer störenden Gasblasenbildung
oder einer thermischen Volumenvergrößerung der Formmasse im Plastifizierzylinder 2,
oder aufgrund einer Fehlsteuerung im Prozessablauf heiße Formmasse
aus der Einspritzdüse 3 unkontrolliert
ins Freie ausspritzt, ist der Einspritzdüse 3 eine insgesamt
mit 7 bezeichnete Spritzschutzeinrichtung zugeordnet. Diese enthält eine
konvexe, etwa kreisbogenförmige
Schutzplatte 8, welche um eine zur zentralen Achse A-A
des Einspritzaggregats senkrechte Drehachse D zwischen einer – in den
Fig. gezeigten – Abdecklage
unmittelbar austrittsseitig des Einspritzdüsenkanals und einer den Düsenkanal
freigebenden Öffnungslage
verschwenkbar am Einspritzaggregat 1 montiert ist. Zur
Umsteuerung der Schutzplatte 8 zwischen diesen beiden Endlagen
dient ein insgesamt mit 9 bezeichnetes, rein mechanisches Schaltwerk.
Dieses enthält
einen Tastfinger 10, welcher in einer Führungshülse 11 parallel versetzt
zur zentralen Düsenachse
A-A verschieblich angeordnet und über eine Langlochverbindung 12 mit
dem freien Hebelende des Schutzplatten-Schwenkhebels 13 verkoppelt
ist. Durch eine Druckfeder 14 ist das Schaltwerk 9 in
die Abdecklage der Schutzplatte 8 vorgespannt. Beim Andocken
des Einspritzaggregats 1 trifft der Tastfinger 10 auf
eine werkzeugfeste Anschlagfläche 15 außerhalb
der Angussöffnung 6 und wird
dadurch in der Führungshülse 11 entgegen
der Federkraft axial verschoben, so dass die Schutzplatte 8 hochgeschwenkt
wird und am Ende des Andockvorgangs in die volle Öffnungslage
umgesteuert ist. Sobald sich das Einspritzaggregat 1 vom Formwerkzeug 4 entfernt,
wird die Schutzplatte 8 unter Federkraft erneut in die
Abdecklage zurückgeschwenkt.
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Das Schaltwerk 9 ist zusammen
mit der Schutzplatte 8 auf einem Träger 16 angeordnet,
so dass die gesamte Schutzeinrichtung 7 als Baueinheit auch
nachträglich
an einem Einspritzaggregat 1 montiert werden kann. Zusätzlich ist
der Träger 16 und
damit die gesamte Schutzeinrichtung 7 drehpositionierbar
am Einspritzaggregat 1 befestigt und die wirksame Länge des
Tastfingers 10 zwischen dem vorderen Tastfingerende und
der Langlochverbindung 12 und folglich der Schaltpunkt
der Schutzeinrichtung 7 durch ein längenverstellbares Schaltstück 17 und
einen Anschlag 18 veränderlich
einstellbar, um unterschiedliche Geometrien, insbesondere Bauhöhen der
Einspritzdüse 3 oder
der Werkzeugfläche 15 ausgleichen
zu können.
So kann der Tastfinger 10 problemlos etwa auch auf eine
werkzeugseitige – in 1 gestrichelt dargestellte – Freifläche als
Anschlagfläche
einjustiert werden.
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Zur Überwachung der Schaltposition
der Schutzplatte 8 können
Positionsgeber 19, 20, etwa in Form von elektrischen
Schaltkontakten, zwischen der Führungshülse 11 und
dem Schaltstück 17 bzw. dem
Anschlag 18 vorgesehen sein.
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Die beschriebene Schutzeinrichtung
ist für alle
Anwendungen, und zwar auch für
Fertigungsprozesse mit anliegender Einspritzdüse, d.h. universell einsetzbar
und bietet ein einheitliches Sicherheitsniveau, auch für Einspritzaggregate
mit nadelventilgesteuerten Einspritzdüsen, bei denen dann die Notwendigkeit
entfällt,
das Nadelventil aus Sicherheitsgründen aktiv zuzuhalten, wenn
und sobald das Einspritzaggregat 1 vom Formwerkzeug 4 abgekoppelt ist.