Es
ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Modell für männliche
Haut zur Verfügung zu
stellen, bei dem auf Tierversuche verzichtet werden kann und das
die oben beschriebenen Nachteile des Standes der Technik nicht aufweist.
Die
Aufgabe wird gelöst
durch ein Verfahren zur Herstellung eines Ex-vivo-Hautorganmodells, umfassend
das Entnehmen von Haut mit Dermis und Epidermis vom Körper oder
Körperteil
eines Tieres, und das In-Kontakt-bringen der Haut mit einem Androgen.
Unter
Androgen wird jede androgen wirkende Substanz verstanden, d.h. jede
Substanz, die auf die Ausbildung der primären und sekundären männlichen
Geschlechtsorgane und/oder die Spermiogenese einwirkt.
Das
mit Hilfe des erfindungsgemäßen Verfahrens
hergestellte androgensubstituierte Ex-vivo-Hautorganmodell ist insbesonde re
sehr gut als Modell für
die männliche
menschliche Haut geeignet. Es können
zuverlässige
und gut übertragbare
Ergebnisse erzielt werden, ohne daß Tierversuche vonnöten sind.
Eine Standardisierung von Untersuchungen zu menschlicher, aber auch
tierischer Haut, beispielsweise für Screenings, wird mit Hilfe
des Modells ebenfalls möglich.
Bevorzugt
stammt die Haut für
das Modell vom Schwein (Sus scrofa). Die Haut des Schweins ist der
menschlichen Haut in vielen Parametern sehr ähnlich (Meyer W., Hautarzt
47 :178–182,
1996; Meyer et al., Münch.
Tierärztl.
Wschr. 114: 92–99,
2001; Meyer et al., Münch.
Tierärztl.
Wschr. 114: 100–111, 2001),
so daß sie
für die
Untersuchung der menschlichen Haut, beispielsweise in einem Ex-vivo-Hautorganmodell,
gut geeignet ist. Haut von geschlachteten Schweinen ist darüber hinaus
in ausreichender Menge, vergleichbarem Alter (jung adult) und, insbesondere
aufgrund des Fehlens von Vorbehandlungen oder Vorerkrankungen, in
vergleichsweise einheitlicher Qualität verfügbar.
Aufgrund
der früh
(spätestens
im Alter von 6 Wochen) erfolgenden Kastration männlicher Schweine ist reife
männliche
Schweinehaut nicht in ausreichender Menge und Qualität erhältlich.
Die vorliegende Erfindung ermöglicht
es, hier einen geeigneten Ersatz bereitzustellen.
In
einer bevorzugten Ausführungsform
des Verfahrens ist das Androgen ausgewählt aus der Gruppe bestehend
aus Testosteron, Dihydrotestosteron, Androsteron, 5-Dehydro-androsteron.
Es können
aber auch andere Substanzen eingesetzt werden, die androgene Wirkung
aufweisen.
Bevorzugt
wird die Dermis der Haut mit einem Medium in Kontakt gebracht, das
vorzugsweise wäßrig ist.
Besonders bevorzugt ist die Dermis (Corium, Lederhaut) dabei von
dem Medium umgeben. Die Epidermis ist vorzugsweise einer Gasphase,
beispielsweise Luft, die bevorzugt mit CO2,
z.B. in einer Konzentration von 5 % (Volumen/Volumen) angereichert
ist, ausgesetzt ("Air-Liquid-Interphase"-Kultur).
In
einer Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Verfahrens
ist das Androgen in dem Medium enthalten. Das Androgen kann aber
auch, entweder alternativ oder zusätzlich, auf die Epidermis der
Haut aufgebracht werden.
Bevorzugt
wird das Androgen in einer für menschliche
Männer
durchschnittlichen physiologischen Konzentration eingesetzt. Dies
kann im Falle des Testosterons beispielsweise eine Konzentration von
5 ng/ml sein.
Zur
Untersuchung des Einflusses von Wirkstoffen auf männliche
(menschliche) Haut kann dem Medium ein Wirkstoff zugesetzt werden,
der beispielsweise ausgewählt
sein kann aus der Gruppe bestehend aus Proteinen, DNA, RNA, Aminosäuren, Aminosäurederivaten,
Oligopeptiden, Oligonukleotiden, Hormonen, Wachstumsfaktoren, Cytokinen, Steroiden,
Retinoiden, Ionen, Metallen oder Metallionen, Insulin, Glukose,
Honig, Rinderserumalbumin (BSA), vasoaktiven Substanzen, Pflanzenextrakten und
deren Bestandteilen, Algenextrakten und deren Bestandteilen, neuroaktiven
Substanzen, pigmentaktivierenden oder – hemmenden Substanzen, proliferationsfördernden
oder – hemmenden
Substanzen, migrationsfördernden
oder -hemmenden Substanzen, pH-verändernden Substanzen, radikalerzeugenden
oder -hemmenden Substanzen, osmolaritätsverändernden Substan zen, Anti-aging-Wirkstoffen,
kosmetischen Rohstoffen (z.B. Wollwachs, Bienenwachs, ätherische Öle etc.),
antientzündlichen und
entzündungsfördernden
Substanzen, UV-Licht-Schäden
verhindernden Substanzen, schmerzhemmenden Substanzen, antiallergischen Substanzen,
bakteriziden und virusstatischen Substanzen, antiandrogenen Substanzen,
Enzymen (beispielsweise solchen, die in den Androgenstoffwechsel
eingreifen), Enzyminhibitoren und -aktivatoren, Liposomen, eukaryontischen
und prokaryontischen Zellen (z.B. Blutzellen), Pilzen, Viren und
Prionen.
Es
ist aber auch möglich,
den Wirkstoff unmittelbar auf die Epidermis der Haut aufzubringen oder
in die Haut zu injizieren.
In
der Regel ist es erforderlich, die verwendete Haut zu reinigen.
Dies kann beispielsweise durch einfaches oder gegebenenfalls mehrfaches Waschen
mit Wasser geschehen.
Auch
die Haare der Haut müssen
in der Regel gekürzt
oder gar entfernt werden. Dabei hat sich gezeigt, daß die Art
und Weise der Haarkürzung
einen Einfluß darauf
hat, wie gut das Hautmodell zumindest für bestimmte Untersuchungen
geeignet ist. Um reproduzierbare Ergebnisse zu erhalten, ist es vorteilhaft,
die Kürzung
bzw. Entfernung in einer Weise vorzunehmen, daß die Hautbarriere intakt bleibt. Unter
Hautbarriere wird in der vorliegenden Anmeldung die äußere Schicht
der Epidermis, die Hornschicht (stratum corneum), verstanden. Unter
einer intakten Hautbarriere wird eine Hornschicht verstanden, die
nicht mechanisch beschädigt
ist und/oder eine gegenüber
dem Normalzustand veränderte quantitative
oder qualitative Lipidzusammensetzung aufweist. Eine Beeinträchtigung bzw.
Schädigung
der Barrierefunktion kann beispielsweise durch Messung des transepidermalen
Wasserverlusts (TEWL) festgestellt werden. Das Meß-Verfahren
hierzu ist dem Fachmann auf diesem Gebiet bekannt. Erhöhte TEWL-Werte
zeigen eine beeinträchtige
Barrierefunktion an. Um Ob die Barrierefunktion der Haut eine Beeinträchtigung
erfahren hat, kann beispielsweise durch Messung des durchschnittlichen TEWL-Werts der Haut bzw.
eines Hautabschnitts vor und nach dem Kürzen/Entfernen der Haare bestimmt werden.
Auch eine Vergleichsmessung mit Haut, die ansonsten gleich behandelt
wurde, deren Haare aber nicht gekürzt oder entfernt wurden, kann
hierzu herangezogen werden.
Es
hat sich herausgestellt, daß das
Kürzen der
Haare beispielsweise durch Rasieren ungeeignet ist, weil dies zu
einer Beschädigung
der Hautbarriere führt,
die sich anhand eines erhöhten
transepidermalen Wasserverlusts feststellen läßt. Um eine Beschädigung oder
Veränderung
der Hautbarriere zu vermeiden bzw. minimal zu halten, ist es vorteilhaft,
die Haare in Höhe
der Epidermis oder knapp oberhalb der Epidermis, beispielsweise
mit einer Schere, einem Messer, einem elektrischen oder mechanischen Bartschneider
oder dergleichen, so abzuschneiden, daß ein mechanischer Kontakt
mit der Epidermis unterbleibt oder minimal ist. Die Haare werden
dabei beispielsweise soweit gekürzt,
daß sie
etwa ein bis vier, bevorzugt ein bis zwei Millimeter oberhalb der Epidermis
enden. Der durchschnittliche transepidermale Wasserverlust der Haut
mit gekürzten
Haaren entspricht im wesentlichen dem durchschnittlichen transepidermalen
Wasserverlust von Haut mit ungekürzten
Haaren.
Im
Rahmen der vorliegenden Erfindung entspricht der durchschnittliche
transepidermale Wasserverlust der Haut mit gekürzten Haaren im wesentlichen
dem durchschnittlichen transepidermalen Wasserverlust von Haut mit
ungekürzten
Haaren, wenn der durchschnittliche transepidermale Wasserverlust
von Haut mit ungekürzten
Haaren mindestens 70 %, bevorzugt mindestens 90 %, besonders bevorzugt
mindestens 95 %, weiter besonders bevorzugt mindestens 98 % des
durchschnittlichen transepidermalen Wasserverlusts von Haut mit
gekürzten
Haaren beträgt.
Vorzugsweise
wird die Haut in geeigneter Weise desinfiziert, um eine Verkeimung
mit Bakterien und/oder Pilzen zu verhindern oder zu hemmen. Eine solche
Verkeimung kann, insbesondere bei Untersuchungen, die über mehrere
Stunden oder Tage vorgenommen werden zu unerwünschten Veränderungen der Haut oder einer
Verfälschung
von Meßergebnissen
führen.
Die gewählte
Methode zum Desinfizieren sollte die Hautbarriere ebenfalls nicht
beschädigen
bzw. beeinträchtigen.
Als geeignet haben sich Desinfektionsmittel erwiesen, die zum Desinfizieren von
Oberflächen
geeignet sind, beispielsweise Hände-Desinfektionslösungen wie
Sterillium® (Bode
Chemie Hamburg; 45 g 2-Propanol, 30 g 1-Propanol, 0,2 g Mecetronium
etilsulfat (INN) in 100 g Lösung),
Cutasept S, (Bode Chemie) oder Desderman N (Schülke & Mayr). Die Desinfektion erlaubt
es, bei längerfristigen
Untersuchungen im Bereich von einem bis zu mehreren Tagen, die mit
dem vorliegenden Hautmodell ohne weiteres durchführbar sind, eine Beeinträchtigung
der Meßergebnisse
durch Bakterien- oder Pilzbefall zu vermeiden bzw. zu minimieren.
Des
weiteren ist es vorteilhaft, das Unterhaut-Fettgewebe der Haut zu
entfernen, so daß die Haut
nur noch die Epidermis und Dermis umfaßt. Dadurch kann die Versorgung
des Gewebes optimal gewährleistet
werden. Dies ist insbesondere dann von Bedeutung, wenn Transportprozesse
untersucht werden sollen oder die Versuche längere Zeit (mehrere Tage) andauern.
In
einer bevorzugten Ausführungsform
des Verfahrens entstammt die Haut dem Ohr eines Schweins, bevorzugt
der Innenseite des Ohrs, besonders bevorzugt einem Bereich der Innenseite
des Ohrs, der wulstartige Verdickungen (plicae scaphae) aufweist.
Es hat sich gezeigt, daß Haut
aus solchen Bereichen besonders gut geeignet ist für die Zwecke der
Erfindung.
Für Untersuchungen
zur Wundheilung mit Hilfe des erfindungsgemäßen Hautorganmodells wird vorteilhafterweise
eine Wunde in der Haut hervorgerufen. Dies kann dadurch geschehen,
daß in
einem Abschnitt der Haut die Epidermis, etwa durch Ausstanzen, entfernt
wird. Das Entfernen der Epidermis kann beispielsweise vorgenommen
werden, bevor die Haut mit dem Androgen in Kontakt gebracht wird
oder aber auch danach. Bevorzugt wird dabei auch der obere Teil
der Dermis mit entfernt. Das derart hergestellte Wundmodell eignet
sich zur Untersuchung der Wirksamkeit von Wirkstoffen, Wundauflagen,
Salben usw. auf die Wundheilung.
Die
Erfindung betrifft auch ein Ex-vivo-Hautorganmodell, insbesondere
für männliche
Haut, das durch eines der vorstehend beschriebenen Verfahren erhältlich ist.
Darüber hinaus
betrifft die Erfindung auch die Verwendung erfindungsgemäßer Ex-vivo-Hautorganmodelle
zur Untersuchung von Wundheilungsprozessen. Bevorzugt wird das erfindungsgemäße Ex-vivo-Hautorganmodelle
zur Untersuchung des Einflusses von Wundauflagen, Wundcremes, Wundsalben
und deren Bestandteilen auf Wundheilungsprozesse in männlicher
Haut verwendet. Wundauflagen können
beispielsweise Alginatfasern, Hydrokolloide, Folien (z.B. Polyurethanfolien),
Schaumstoffe, (z.B. Polyurethanschäume), Hydrogele, Aktivkohleverbände usw.
sein. Wundsalben und Wundcremes können z.B. Zinksalben und dergleichen
sein.
Das
erfindungsgemäße Ex-vivo-Hautorganmodelle
kann vorteilhaft auch zur Untersuchung des Einflusses von Rasiercremes,
After-Shave-Produkten, Rasierwasser und dergleichen verwendet werden.
Die
Erfindung betrifft auch eine Anordnung zur Durchführung von
Untersuchungen zu menschlicher oder tierischer Haut, die einen Hautabschnitt
mit Dermis und Epidermis vom Körper
oder Körperteil
eines Tieres, bevorzugt eines Schweines, umfaßt, wobei der Hautabschnitt
in Kontakt gebracht ist mit einem Androgen.
Bei
der Anordnung ist das Androgen vorzugsweise in einem wäßrigen Medium
enthalten, während
die Epidermis des Hautabschnitts einer Gasphase, vorzugsweise Luft,
die mit CO2 angereichert sein kann, ausgesetzt
ist.
Das
Androgen ist beispielsweise ausgewählt aus der Gruppe bestehend
aus Testosteron, Dihydrotestosteron, Androsteron, 5-Dehydro-androsteron. Vorteilhaft
liegt das Androgen in einer für
menschliche Männer
durchschnittlichen physiologischen Konzentration vor. Beispielsweise
liegt die physiologische Konzentration für Testosteron beim Mann in
der Regel zwischen 3,5 und 9 ng/ml.
Bei
einer bevorzugten Ausführungsform
der Anordnung ist in einem Abschnitt der Haut die Epidermis entfernt,
so daß eine
Wunde in der Haut gebildet ist. Diese Ausführungsform eignet sich gut
für die
Untersuchung von Wundheilungsprozessen bei männlicher Haut.
In
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
ist dem wäßrigen Medium
ein Wirkstoff zugesetzt, der beispielsweise ausgewählt sein
kann aus der Gruppe bestehend aus Proteinen, DNA, RNA, Aminosäuren, Aminosäurederivaten,
Oligopeptiden, Oligonukleotiden, Hormonen, Wachstumsfaktoren, Cytokinen,
Steroiden, Retinoiden, Ionen, Metallen oder Metallionen, Insulin,
Glukose, Honig, Rinderserumalbumin (BSA), vasoaktiven Substanzen,
Pflanzenextrakten und deren Bestandteilen, Algenextrakten und deren
Bestandteilen, neuroaktiven Substanzen, pigmentaktivierenden oder
-hemmenden Substanzen, proliferationsfördernden oder -hemmenden Substanzen,
migrationsfördernden
oder -hemmenden Substanzen, pH-verändernden Substanzen, radikalerzeugenden
oder -hemmenden Substanzen, osmolaritätsverändernden Substanzen, Anti-aging-Wirkstoffen,
kosmetischen Rohstoffen (z.B. Wollwachs, Bienenwachs, ätherische Öle, Wollwachsalkohole,
Duftstoffe, Konservierungsstoffe, Emulgatoren, Harnstoff, Ceramide),
antientzündlichen
und entzündungsfördernden
Substanzen, UV-Licht-Schäden
verhindernden Substanzen, schmerzhemmenden Substanzen, allergieauslösenden Substanzen,
antiallergischen Substanzen, bakteriziden und virusstatischen Substanzen,
antiandrogenen Substanzen, energiespendenden Substanzen (z.B. ATP,
NADH, Phosphoenolpyruvat, Phosphcreatin), Enzymen, Enzyminhibitoren
und -aktivatoren, Liposomen, eukaryontischen und prokaryontischen Zellen
(z.B. Blutzellen), Pilzen, Viren und Prionen.
Der
Wirkstoff kann auch, alternativ oder zusätzlich, auf die Epidermis aufgebracht
werden. Es ist auch möglich,
den Wirkstoff direkt in die Wunde ein- bzw. aufzubringen und/oder
intradermal zu applizieren, beispielsweise durch Injektion. Der
Wirkstoff kann auch beispielsweise in einer Wundauflage oder dergleichen
vorliegen.
Im
folgenden wird die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen und der Figuren
näher erläutert. Es
zeigt:
1 Ein Schweineohr unmittelbar
nach dem Abtrennen von einem geschlachteten Schwein
2 Die Innenseite eines gereinigten
und desinfizierten Schweineohrs, bei dem die Haare gekürzt worden
sind und dem Hautabschnitte ("Stanzen") entnommen wurden.
3 Eine "Air-Liquid-Interphase"-Kultur einer Schweinehautstanze.
4 Eine schematische Darstellung
einer Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Ex-vivo-Hautorganmodells
5 Eine schematische Darstellung
einer weiteren Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Ex-vivo-Hautorganmodells
Beispiel 1
Das
Ohr 7 eines geschlachteten Schweins (s. 1) wurde sofort nach der Schlachtung
zwischen zwei mit physiologischer Kochsalzlösung getränkte Kompressen gegeben. Die
Verarbeitung des so vorbereiteten Ohres 7 erfolgte so bald
wie möglich.
Das Ohr 7 wurde mindestens 5 min unter fließendem Wasser
gewaschen. Anschließend
wurden die Haare vorsichtig mit einer Schere abgeschnitten, so daß die Hautbarriere
intakt blieb (s. 2).
Das Ohr 7 wurde nochmals unter fließendem Wasser gewaschen. Anschließend wurde über beide
Seiten ein Desinfektionsmittel (Sterillium®, Bode
Chemie Hamburg) laufen gelassen. Nach einer Einwirkzeit des Sterillium® von
etwa 2 Minuten wurde das Ohr 7 mit der Außenseite
des Ohrs 7 nach unten einzeln auf mit Sterillium® getränkte Gaze
gelegt. Auf die Innenseite des Ohrs 7 wurde ebenfalls sterile
Gaze gelegt und diese mit Sterillium® getränkt. Nach
10 min Einwirkzeit wurde das Ohr 7 mit sterilen Handschuhen hochgehoben
und mit steriler Kochsalzlösung
gründlich
abgespült.
Das Ohr 7 wurde mit steriler Gaze abgetupft und in eine
sterile Schale gelegt. Hautabschnitte (Stanzen) 9 (8 mm
im Durchmesser) wurden an Stellen 8 von der Innenseite
des Ohres 7 im Bereich wulstartiger Verdickungen (plicae
scaphae) 11 des Ohres 7 unter Vermeidung von Druckartefakten entnommen
(s. 2) und in eine sterile
Schale mit Medium gegeben. Die Stanzen 9 wurden vorsichtig durch „Eindrehen" einer "Biopsy Punch" (Fa. Stiefel) gewonnen.
Die Stanzen 9 wurden tief im Fettgewebe mit einer Schere
abgeschnitten. Zum Entfernen von Sterillium®- und
Kochsalzresten wurden die Stanzen 9 kurz in Medium geschwenkt.
Das Medium hatte folgende Zusammensetzung:
DMEM (Fa. Biochrom)
5%
FCS (Fa. Biochrom)
59,9 μg/ml
Penicillin (Fa. Grunenthal)
0,125 mg/ml Streptomycin (Fa. HEFA
Pharma)
5 ng/ml Testosteron (Fa. Sigma)
Das
Fettgewebe wurde von den Stanzen 9 entfernt. Die Hautstanzen 9 wurden
mit der Epidermisseite nach oben in ein Loch 10 einer 12-Well-Platte
gegeben (s. 3), deren
Boden mit Gaze 5 bedeckt war. Das Loch 10 wurde
soweit mit Medium aufgefüllt,
daß die
Dermis 3 von Medium umgeben, die Epidermis 2 aber
in Luftkontakt war. Die Oberseite der Stanze 9 wurde leicht
mit Gaze abgetupft.
Das
so entstandene Hautmodell 1 wurde nach definierten Zeitpunkten
(z.B. 1 h, 3 h, 6 h, 12 h, 18 h, 24 h, 48 h, 96 h, etc.) mit verschiedenen
Wirkstoffen sowohl „systemisch" (über das
Medium), als auch „topisch" (Auftragung auf
die Stanze) behandelt. Auf diese Weise konnte deren Einfluß auf verschiedene
Parameter untersucht werden.
Mögliche Parameter
waren:
- – Transepidermaler
Wasserverlust
- – Corneometrische
Auswertung
- – Eindringtiefe
von Farbstoffen,
- – Proliferationsrate
- – Enzymaktivitäten
- – Cytokinprofil
und -dynamik
- – Expression,
Synthese und Aktivierung von Androgen- und Östrogenrezeptoren und Androgen/Östrogen
verstoffwechselnden Enzymen
- – Veränderung
von stratum corneum und Zellverbindungen bezüglich der Morphologie und der
Zusammensetzung
- – Veränderung
der direkten Zell-Zell-Kommunikation via Gap Junctions
- – Ausschüttung von
neuroaktiven oder -hemmenden Substanzen
- – Veränderung
von Keratinocyten, Fibroblasten, Melanocyten, Merkelzellen, Langerhangerhanszellen
(Morphologie, Anzahl, etc.)
- – Morphologie
der Epidermis und der Adnexe
Mögliche Wirkstoffe:
- – antiandrogene
Stoffe
- – Kosmetika
für den
Mann und deren Grundstoffe bzw. deren einzelne Wirkstoffe
- – Rasiercremes
- – Rasierwasser
- – Aftershafe-Produkte
- – Wachstumsfaktoren,
Hormone, Cytokine, Steroide, Retinoide, Ionen, Metalle, Insulin,
Glucose, Honig, BSA, andere energiespendende Substanzen (z.B. ATP,
NADH, Phosphoenolpyruvat, Phosphcreatin), vasoaktive Substanzen,
Pflanzenextrakte und deren Einzelsubstanzen, Algenextrakte und deren
Einzelsubstanzen, neuroaktive Substanzen, pigmentaktive oder hemmende
Substanzen, sonstige chemische Wirkstoffe
- – Inhibitoren/Aktivatoren
von Enzymen (z.B. testosteronumsetzende Enzyme, Metallomatrixproteinasen,
Collagenasen, Elastasen) einschließlich enzymabsorbierender Substanzen
(z.B. hochmolekulare Absorber)
- – Inhibitoren
und Aktivatoren von Signaltransduktionswegen in der Zelle
- – Inhibitoren
und Aktivatoren des Cytoskeletts
- – Inhibitoren
und Aktivatoren von Zell-Matrix-Verbindungen
- – Inhibitoren
und Aktivatoren des Aufbaus der Basalmembran
- – Inhibitoren
und Aktivatoren von Gap Junctions
- – Inhibitoren
und Aktivatoren von Desmosomen und Adhärenzverbindungen
- – Inhibitoren
und Aktivatoren von Tight Junctions
- – Inhibitoren
und Aktivatoren des Aufbaus der Hautbarriere, z.B. stratum corneum
- – proliferationsfördernde
und proliferationshemmende Substanzen
- – migrationsfördernde
und -hemmende Substanzen
- – pH-Wert-verändernde
Substanzen
- – osmolaritätsverändernde
Substanzen
- – radikalerzeugende
und -hemmende Substanzen
- – WA,
WB, Sonnenlicht
- – Bakterien
- – Viren
- – Allergene
- – Pilze
- – Parasiten
- – Prionen
- – DNA
(z.B. Einzelstrang-DNA, Doppelstrang-DNA, Plasmide)
- – RNA
(z.B. Einzelstrang-RNA, Doppelstrang-RNA, siRNA)
- – Aminosäuren, Aminosäurederivate,
Oligopeptide
- – Oligonukleotide
- – Liposomen
- – Anti-aging-Wirkstoffe
- – kosmetische
Rohstoffe (z.B. Wollwachs, Bienenwachs, ätherische Öle etc.)
- – antientzündliche
(antiphlogistische) Stoffe
- – entzündungsfördernde
Substanzen
- – Desinfektionsmittel
- – Antiseptika,
bakterizide und virusstatische Substanzen
- – UV-Licht-Schäden verhindernde
Substanzen
- – schmerzhemmende
Substanzen
- – antiallergische
Substanzen
Die
Versuche wurden zu verschiedenen Zeitpunkten abgestoppt ( z . B
. nach 6 h, 12 h , 18 h, 24 h, 48 h, 3 d, 4 d, 5 d, 6d, 7d) .
Beispiel 2 (Wundheilungsmodell)
Das
Ohr wurde wie im Beispiel 1 beschrieben behandelt. Es wurden allerdings
Stanzen 9 mit nur 6 mm Durchmesser hergestellt. Bevor die
Stanzen 9 in die Multi-Well-Platte gegeben wurden, wurde aus
dem zentralen Bereich der Stanze 9 mit Hilfe einer 3 mm
Biopsy-Punch (Fa. Stiefel) die Epidermis 2 und der oberen
Teil der Dermis 3 entfernen, so daß eine Wunde 6 entstand.
Das
Modell diente zur Untersuchung von beispielsweise
- – Wundauflagen
(z.B. Gaze, Hydrogele, Alginatfasern, Hydrokolloide usw.)
- – Wundsalben/Wundcremes
- – Grundstoffen
zu Wundsalben/Wundcremes
- – Wirkstoffen,
z.B. Wachstumsfaktoren, Hormone, Cytokine, Steroide, Retinoide,
Ionen, Metalle, Insulin, Glucose, Honig, BSA, andere energiespendende
Substanzen (z.B. ATP, NADH, Phosphoenolpyruvat, Phosphcreatin),
vasoaktive Substanzen, Pflanzenextrakte und deren Einzelsubstanzen,
Al genextrakte und deren Einzelsubstanzen, neuroaktive Substanzen,
pigmentaktive oder hemmende Substanzen, sonstige chemische Wirkstoffe
- – Fibrin/Thrombin,
Blut, Serum, Plasma
- – Inhibitoren/Aktivatoren
für Enzyme
(z.B. Metallomatrixproteinasen, Collagenasen, Elastasen usw.) einschließlich enzymabsorbierender
Substanzen (z.B. hochmolekulare Absorber)
- – Inhibitoren
und Aktivatoren von Signaltransduktionswegen in der Zelle
- – Inhibitoren
und Aktivatoren des Cytoskeletts
- – Inhibitoren
und Aktivatoren von Zell-Matrix-Verbindungen
- – Inhibitoren
und Aktivatoren des Aufbaus der Basalmembran
- – Inhibitoren
und Aktivatoren von Gap Junctions
- – Inhibitoren
und Aktivatoren von Desmosomen und Adhärenzverbindungen
- – Inhibitoren
und Aktivatoren von Tight Junctions
- – Inhibitoren
und Aktivatoren des Aufbaus der Hautbarriere, z.B. stratum corneum
- – proliferationsfördernden
und proliferationshemmenden Substanzen
- – migrationsfördernden
und -hemmenden Substanzen
- – Zellen,
z.B. Keratinocyten, Fibroblasten, Melanocyten, Merkelzelltumorzellen,
Melanomzellen, Blutzellen (Erythrocyten, Leukocyten wie Lymphocyten,
Granulocyten und Monocyten, Thrombocyten), adulte Stammzellen, mesenchymale Stammzellen,
embryonale Stammzellen, epidermale Stammzellen
- – pH-Wert-verändernden
Substanzen
- – osmolaritätsverändernden
Substanzen
- – radikalerzeugenden
und -hemmenden Substanzen
- – WA,
WB, Sonnenlicht
- – Bakterien
- – Viren
- – Allergenen
- – Pilzen
- – Parasiten
- – Prionen
- – DNA
(z.B. Einzelstrang-DNA, Doppelstrang-DNA, Plasmide)
- – RNA
(z.B. Einzelstrang-RNA, Doppelstrang-RNA, siRNA)
- – Aminosäuren, Aminosäurederivate,
Oligopeptide
- – Oligonukleotide
- – Liposomen