DE10309328A1 - Crashsensorik für Motorräder - Google Patents
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Abstract
Crashsensorik für Motorräder, wobei ein Sensor vorgesehen ist, mit dem die bei einem Frontaufprall auftretende Rückverlagerung des Vorderrads bzw. der Vorderradgabel detektierbar ist.
Description
- Die vorliegende Erfindung betrifft eine Crashsensorik für Motorräder gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruches 1.
- Angeregt durch die Automobilindustrie werden seit geraumer Zeit auch im Motorradbereich passive Sicherheitssysteme, insbesondere Airbags erprobt. Airbagsysteme für Motorräder sind beispielsweise aus der
DE 199 13 906 A1 undDE 101 01 847 A1 bekannt. Ein Problem beim Einsatz von Airbags stellt die Sensorik zur Erkennung eines Crashs dar. Ein Airbag darf aus Sicherheitsgründen nämlich nur dann Auslösen, wenn wirklich ein Unfall vorliegt. Ansonsten würde der Airbag ein erhebliches Gefahrenpotential darstellen. Bei derDE 199 13 906 A1 ist im Bereich der Vorderradnabe ein Beschleunigungssensor angebracht, mit dem ein Auffahrunfall erkannt werden soll. Beschleunigungssensoren werden jedoch als zumindest nicht ganz unproblematisch eingeschätzt, da beim Überfahren größerer Hindernisse, wie z.B. Bordsteine oder im Gelände die Gefahr einer Fehlauslösung besteht. - Die Problematik von Fehlauslösungen wird auch in der
DE 101 01 847 A1 aufgegriffen. Dort wird vorgeschlagen, am Vorderrad ein Schutzblech vorzusehen, dass bis in den Bereich der Nabe nach vorne unten reicht. Am Schutzblech ist ein Sensor angebracht, der bei einem Auffahrunfall, das heißt beim Anstoßen des Schutzblechs an einem Hindernis, anspricht. Auch bei diesem System ist die Gefahr von Fehlauslösungen nicht ganz ausgeschlossen. - Aufgabe der Erfindung ist es, eine Crahsensorik für Motorräder zu schaffen, die wirklich nur dann auslöst, wenn ein Frontalaufprall des Motorrads auf ein Hindernis vorliegt.
- Diese Aufgabe wird durch die Merkmale des Patentanspruches
1 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung sind den Unteransprüchen zu entnehmen. - Die Erfindung geht von der Erkenntnis aus, dass bei einem Frontaufprall eines Motorrads auf ein Hindernis üblicherweise immer zuerst das Vorderrad auf das Hindernis auftrifft, was zur Folge hat, dass das Vorderrad und die Gabel nach hinten gebogen werden. Der Kern der Erfindung besteht nun darin, einen oder mehrere Sensoren vorzusehen, mit denen die bei einem Aufprall des Vorderrads auf ein Hindernis auftretende „Rückverlagerung" des Vorderrades bzw. der Vorderradgabel detektierbar ist.
- Im Vergleich zu herkömmlichen Sensorsystemen, bei denen ausschließlich Beschleunigungssensoren zur Detektierung eines Unfalls eingesetzt werden, kann durch die Sensierung der Rückverlagerung des Vorderrades bzw. der Vorderradgabel die Gefahr einer Fehlauslösung deutlich verringert werden.
- Im folgenden wir die Erfindung im Zusammenhang mit der Zeichnung näher erläutert. Es zeigen:
-
1 in Motorrad in Seitenansicht; -
2 einen Sensor in Form eines hinter dem Vorderrad angebrachten Schalters; -
3 ein Ausführungsbeispiel mit einem Drucksensor; -
4a –4d ein Ausführungsbeispiel mit einer Lichtleitersensorik; -
5 ein Ausführungsbeispiel mit einer Kamerasensorik; -
6a ,6b ein Ausführungsbeispiel mit einer Lichtschrankensensorik; -
7a –7d ein Ausführungsbeispiel mit einer Wegaufnehmersensorik; und -
8a ,8b ein Ausführungsbeispiel mit einer Triangulationssensorik. -
9 ein weiteres Ausführungsbeispiel mit einem Drucksensor. -
1 zeigt in Seitenansicht ein Motorrad1 mit einem an einer Vorderradgabel2 gelagerten Vorderrad3 . Die Vorderradgabel2 ist in einem Lenkkopflager gelagert, das hinter der Verkleidung4 angeordnet ist. Im Bereich des Motors ist ein Spoiler5 vorgesehen. In dem hier gezeigten Zustand, hat das Vorderrad3 einen Abstand d vom Spoiler5 . -
2 zeigt ein Ausführungsbeispiel, bei dem im Bereich der Verkleidung bzw. des Rahmens ein Schalter6 angeordnet ist. Bei einem Unfall, das heißt beim Auftreffen des Vorderrades3 auf ein Hindernis wird die Vorderradgabel2 zusammen mit dem Vorderrad3 nach hinten gebogen, was in2 gestrichelt dargestellt ist. Bei einem hinreichend starken Aufprall wird die Vorderradgabel4 soweit nach hinten gebogen, dass das Vorderrad3 auf den Schalter6 auftrifft. Der Schalter6 spricht dann an. Das Signal des Schalters6 kann als Auslösesignal für eine passive Sicherheitseinrichtung, wie zum Beispiel einen Airbag verwendet werden. - Alternativ zu dem Schalter
6 kann auch ein anderer Berührungssensor, wie zum Beispiel eine Leiterbahn oder ein einfacher Draht verwendet werden, die bzw. der bei einem Aufprall des Vorderrades zerstört wird und dadurch ein Crashsignal ausgelöst wird. -
3 zeigt ein Ausführungsbeispiel, bei dem im Bereich der Verkleidung4 des Spoilers5 ein Drucksensor7 angeordnet ist. Bei dem Drucksensor7 kann es sich beispielsweise um eine mit Luft oder einem anderem Medium gefüllte Kammer handeln. Bei einem Auffahrunfall wird, wie in bereits im Zusammenhang mit der2 erläutert, die Gabel2 bzw. das Vorderrad3 nach hinten gebogen. Nach Auftreffen des Vorderrades2 auf den Drucksensor7 wird das darin enthaltene Medium komprimiert. Bei dem Drucksensor7 kann es sich beispielsweise um eine Druckmessdose handeln. Der bei einem Auffahrunfall auftretenden Druckanstieg am Drucksensor ermöglicht eine Sensierung der momentanen Stärke des Auffahrunfalls. - Die
4a –4d zeigen ein Ausführungsbeispiel, bei dem im Bereich des Spoilers5 ein "optischer Sensor8" angeordnet ist. Wie am besten aus4b ersichtlich ist, handelt es sich bei dem optischen Sensor 8 um einen meanderförmig an der Verkleidung bzw. am Spoiler5 angeordneten Lichtwellenleiter, an dessen Enden ein Sender9 und ein Empfänger10 angeordnet ist. Beim Auftreffen des Vorderrades3 auf den Lichtwellenleiter8 wird dieser verformt. Durch die Verformung des Lichtwellenleiters8 ändert sich dessen optische Dämpfung, was zu einer Änderung der am Empfänger10 detektierten Signalstärke führt. - Die
4e und4d zeigen, wie der Lichtleiter8 in die Verkleidung bzw. in den Spoiler5 integriert sein kann.4c zeigt den Zustand vor einem Aufprall und4d den Zustand nach einem Aufprall. Vor einem Aufprall verläuft der Lichtleiter 8 im wesentlichen gerade. Nach einem Aufprall des Vorderrades3 auf den Spoiler5 wird der Lichtleiter3 durch an der Innenseite des Spoilers5 angeordnete Erhebungen11 –13 verformt, wodurch sich seine optischen Eigenschaften und somit das am Empfänger10 (4b ) empfangene Signal ändert. Der Lichtleiter8 kann, wie in den4e ,4d dargestellt, in eine Sandwichstruktur der Verkleidung integriert sein. Selbstverständlich sind aber auch andere Anordnungen eines Lichtleiters denkbar. -
5 zeigt ein Ausführungsbeispiel mit einer Kamerasensorik. Bei dem hier schematisch dargestellten Ausführungsbeispiel sind zwei Kameras14 ,15 vorgesehen. Die Kamera14 ist im Bereich der Verkleidung4 und die Kamera 15 im Bereich des Spoilers5 angeordnet. Bei einem Aufprall des Vorderrades3 auf ein Hindernis wird die Vorderradgabel2 und das Vorderrad3 nach hinten gebogen. Dies wird durch die Kameras14 ,15 erfasst, optoelektronisch ausgewertet und als Auffahrunfall erkannt und ein entsprechendes Crashsignal erzeugt. - Die
6a ,6b zeigen ein Ausführungsbeispiel mit einer Lichtschrankensensorik. Im Bereich der Verkleidung bzw. des Spoilers5 ist eine Lichtschranke vorgesehen, die durch mindestens ein Lichtsendeelement16 und mindestens ein Lichtempfangselement17 gebildet ist. Bei einem Unfall wird die Lichtschranke18 durch das sich nach hinten bewegende Vorderrad3 unterbrochen. Die Unterbrechung der Lichtschranke kann als Crashsignal verwendet werden. - Die
7a –7d zeigen ein Ausführungsbeispiel mit einer Wegmesssensorik. Die Vorderradgabel2 ist durch ein linkes und rechtes Gleitrohr19 ,20 gebildet, die über eine Gabelbrücke21 miteinander verbunden sind. Die Gabelbrücke21 ist über ein Gelenk22 mit einem Längslenker23 gelenkig verbunden. Der Längslenker23 ist gelenkig am Rahmen oder am Motor be festigt. Das Gleitrohr20 ist über einen Lenkungsdämpfer24 mit dem Längslenker23 verbunden. - Wie am besten aus der Draufsicht der
7b ersichtlich ist, ist zusätzlich zu dem Lenkungsdämpfer24 ein Zusatzdämpfer25 vorgesehen, über den das Gleitrohr19 bzw. die Gabelbrücke21 mit dem Längslenker23 verbunden ist. Bei einem gewöhnlichen Lenkeinschlag wird der eine Dämpfer zusammengeschoben und der andere Dämpfer auseinander gezogen, was aus7e ersichtlich ist. Bei einem Unfall, bei dem die Gabel2 nach hinten, das heißt in Richtung des Längslenkers23 gebogen wird, werden schlagartig beide Dämpfer24 ,25 zusammengeschoben, was als Crashsignal verwendet werden kann. Über eine zusätzliche Zeitmessung des Dämpferwegs könnte prinzipiell auch die Deformierungsgeschwindigkeit ermittelt werden. Durch Speichern des sensierten Dämpferwegs könnte der „Crashverlauf" rekonstruiert werden. - Die
8a ,8b zeigen eine Triangulationssensorik. Beispielsweise könnte an den beiden Enden der Radnabe je ein Sensor26 ,27 angeordnet sein. Ein weiterer Sensor28 kann am Rahmen bzw. an der vorderen Verkleidung4 des Motorrads angeordnet sein. Mittels der drei Sensoren26 – 28 erfolgt eine Abstandsmessung über Triangulation. Beispielsweise kann über Funk ein Signal vom Sensor28 an die Sensoren26 und27 ausgesendet werden. Ein reflektiertes Signal wird zeitlich gemessen, woraus der Weg, das heißt der Abstand zwischen den Sensoren26 und28 bzw. 27 und 28 ermittelbar ist. Bei einem normalen Lenkvorgang bewegen sich die beiden Reflektoren in entgegengesetzter Richtung, das heißt eine der beiden Strecken verkürzt sich und die andere Strecke verlängert sich entsprechend. Bei einem Crash, was in8b dargestellt ist, würden sich beide Strecken relativ schlagartig verkürzen, was als Crashsignal verwendet werden kann. -
9 zeigt ein Ausführungsbeispiel, bei dem hinter dem Vorderrad (vgl.1 ) am Rahmen bzw. an der Verkleidung des Motorrads eine geschlossene Hohl- bzw. Luftkammer29 vorgesehen ist, die aus einem deformierbaren Material gebildet ist. Ferner ist ein Drucksensor30 vorgesehen, der über eine elektrische Leitung mit einer Auswerteelektronik verbunden ist und der den Druck in der Hohlkammer misst. Wenn bei einem Unfall das Vorderrad nach hinten geschoben wird und auf die Hohlkammer auftrifft, detektiert der Drucksensor30 einen schlagartigen Druckanstieg, was als Indiz für eine Unfallsituation angesehen werden kann. - Ein wesentlicher Vorteil der Erfindung besteht darin, dass ein Crash beschleunigungsunabhängig detektiert werden kann. Werden zusätzlich Beschleunigungen sensiert, so kann man mit der Erfindung einen Crash noch zuverlässiger von Fahrsituationen unterscheiden, die nicht als Unfall anzusehen sind. Fehlauslösungen passiver Sicherheitssysteme können somit noch zuverlässiger vermieden werden.
- Mit der Erfindung können zwei wichtige Aktionen ausgelöst werden:
-
- – Auslösung eines passiven Sicherheitssystems
- – Durch eine sensierte Deformation können Schwellen im Auslösealgorithmus adaptiert werden.
Claims (8)
- Crashsensorik für Motorräder, dadurch gekennzeichnet, dass ein Sensor vorgesehen ist, mit dem die bei einem Frontaufprall auftretende Rückverlagerung des Vorderrads (
3 ) bzw. der Vorderradgabel (2 ) detektierbar ist. - Crashsensorik nach Anspruch 1, wobei ein Sensor vorgesehen ist, der das Auftreffen des Vorderrads auf ein hinter dem Vorderrad vorgesehenes Verkleidungselement (
4 ,5 ), ein Rahmenelement oder einen Kühler des Motorrads detektiert. - Crashsensorik nach Anspruch 1 oder 2, wobei der Sensor ein Drucksensor ist.
- Crashsensorik nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei der Sensor durch eine Lichtwellenleiteranordnung (
8 ) mit einem Sender (9 ) und einem Empfänger (10 ) gebildet ist, wobei bei einem Frontaufprall der Lichtwellenleiter (8 ) verformt und die sich durch die Verformung des Lichtwellenleiters (8 ) verändernde Dämpfung als Kriterium für einen Frontaufprall angesehen wird. - Crashsensorik nach Anspruch 1, wobei der Sensor durch eine Kameraeinrichtung (
14 ,15 ) und eine Bildauswerteelektronik gebildet ist, welche die Rückverlagerung des Vorderrads (3 ) filmt und detektiert. - Crashsensorik nach Anspruch 1, wobei der Sensor durch mindestens eine Lichtschranke (
18 ) gebildet ist, die bei einem Frontaufprall durch das sich nach hinten verlagernde Vorderrad (3 ) unterbrochen wird. - Crashsensorik nach Anspruch 1, wobei mindestens eine Wegmesseinrichtung (
24 ,25 ) vorgesehen ist, mit der der Abstand zwischen einem gabelfesten Punkt und der Karosserie messbar ist. - Crashsensorik nach Anspruch 7, wobei zwei Gleitrohre (
19 ,20 ) der Gabel (2 ) durch eine Gleitrohrbrücke (21 ) miteinander verbunden sind und die Gleitrohbrücke (21 ) über einen Längslenker (23 ) mit dem Rahmen oder dem Motorgehäuse des Motorrads gelenkig verbunden ist und jedes der beiden Gleitrohre jeweils über einen separaten Wegaufnehmer (24 ,25 ) mit dem Längslenker verbunden ist.
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