-
Die Erfindung betrifft ein Maskierungsmittel nach
dem Oberbegriff des Anspruchs 1 sowie ein mit einem solchen Maskierungsmittel
ausgeführtes
Beschichtungsverfahren, insbesondere Lackier- oder Konservierungsverfahren
nach dem Oberbegriff des Anspruchs 13.
-
Die Autoserienlackierung ist heute
eine der technologisch anspruchsvollsten Lackanwendungen. Wichtigste
Anforderungen sind Farbeffekt und Glanzgebung sowie der Schutz der
Metalloberflächen
vor äußeren Einflüssen. Die
gewünschten
Eigenschaften der Lackierung werden durch einen funktionalen Schichtaufbau
erzielt, bei dem die einzelnen Schichten unterschiedliche Aufgaben übernehmen.
So wird zunächst
eine kathodische Tauchlackierung (KTL) als Korrosionsschutzschicht
auf die Rohkarosserie aufgebracht, welche z.B. in einem Trocknerofen
bei Temperaturen bis 220 Grad Celsius eingebrannt wird. Erst danach
gelangt die grundierte Karosserie in den eigentlichen Lackprozess,
bei dem zunächst ein
Füller
zum Ausgleich des Untergrundes und als Steinschlagschutz aufgebracht
wird. Danach erfolgt eine Basislackierung zur Farb- und Effektgebung, schließlich eine
Klarlackierung zum Schutz vor äußeren Einflüssen. Der
nach der KTL-Beschichtung durchgeführte eigentlichen Lackierprozess
wird bei Temperaturen von bis zu ca. 175°C durchgeführt.
-
Nach dem Durchlaufen der Lackierstraße werden
Einbauten an der Karosserie eines Fahrzeuges vorgenommen. Insbesondere
die Fensterscheiben (Windschutzscheibe, Heckscheibe, feststehende Seitenscheiben)
werden in der Großserienproduktion üblicherweise
robotergesteuert am Verbauort eingesetzt und verklebt (Direktverglasung).
Der Scheibenklebstoff wird dabei zunächst im Randbereich der Fenster scheibe
umlaufend wulstartig aufgebracht, bevor dieser Bereich mit dem Karosserieflansch (Fensterflansch)
an der Einbauöffnung
in Kontakt gebracht und angepresst wird. Die strukturelle Verbindung
zwischen der Scheibe und der Karosserie dient dabei sowohl der Stabilisierung
im Sinne einer torsionssteifen Karosserie, als auch der Kraftableitung
im Crashfall.
-
Da alle im Lackierprozess aufgespritzten
Beschichtungen, wie Füller
und Decklack, gemäß Kundenwunsch
aufgetragen werden, ist es notwendig, dass der Scheibenklebstoff
auf vielen unterschiedlichen Decklacken (Farben) eine gute Haftung
erzielt. Die strukturelle Verbindung der Scheibe und der Karosserie
in der Montage, wo lackierte Oberflächen vorliegen, ist jedoch
nicht befriedigend gelöst,
da der Lackaufbau selbst die strukturellen Kräfte, besonders im Crash, nicht
aufnehmen kann. Zum Erzielen eines guten Haftungsresultates zwischen
dem Karosserieflansch und dem Scheibenklebstoff ist deshalb eine Verklebung
des Fensters auf der KTL-Beschichtung optimal,
da dann die strukturellen Schwachstellen im Füllermaterial und im Decklack
wegfallen. Ein strukturelles Verkleben in dieser Art unterstützt den
Trend in Richtung der Leichtbauweise und zur Erhöhung der Torsionssteifigkeit
der Karosserie. Allerdings setzt dieses Verfahren auch eine entsprechende Maskierung
des Karosserieflansches nach dem Durchlaufen der KTL-Lackierung
zum Fernhalten der in den nachfolgenden Lackierungsschritten aufgebrachten
Lackschichten in diesem Bereich voraus. Durch die Maskierung wird
eine einwandfreie Haftung des Scheibenklebstoffes zum KTL-beschichteten
Flansch erzielt.
-
Bekannt ist unter anderem ein Verfahren
zur Scheibenverklebung, bei dem der Karosserieflansch mit einem
Klebeband oder mit einer organischen Masse, wie z.B. einem PVC-Pastisol,
maskiert wird. Das Plastisol wird z.B. mittels IR-Strahler oder
im PVC-Ofen geliert und erreicht dabei eine feste Konsistenz. Am
Ende des Lackierprozesses und vor der Scheibenmontage wird die Flanschmaskierung
meistens manuell wieder entfernt und entsorgt, und die Direktverglasung
erfolgt auf den KTL beschichteten Flansch. Sowohl das Plastisol
als auch das Klebeband sind dabei nicht recycelbar, wodurch die
Entsorgung von Verfahrensabfällen
in erheblichem Umfang notwendig wird.
-
Gegenstand einer früheren Patentanmeldung
(PCT/EP01/07501) der Anmelderin ist daher ein verbessertes Betriebsmittel
(Maskierungsmittel) zur Ersetzung des Klebebandes. Dieses Betriebsmittel
ist ein formschlüssig
dichtend auf die KTL-Lackierung auflegbares bzw. aufsteckbares,
spritzgegossenes Kunststoffteil. Es ist wesentlich leichter zu handhaben
als das erwähnte
Klebeband und recyclingfähig,
wodurch Entsorgungsaufwand und -kosten entfallen.
-
Aufgabe der vorliegenden Erfindung
ist die Bereitstellung eines weiter verbesserten Maskierungsmittels
dieser Art, welches besonders kostengünstig herstellbar und in verschiedensten
Anwendungssituationen leicht handhabbar ist.
-
Diese Aufgabe wird durch ein Maskierungsmittel
mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst. Zweckmäßige Fortbildungen des Erfindungsgedankens
sind Gegenstand der abhängigen
Ansprüche. Weiterhin
wird auf dieser Grundlage ein verbessertes Beschichtungsverfahren
bereitgestellt.
-
Die Ausführung des Maskierungsmittels
als extrudiertes Kunststoffprofil bringt gegenüber einem Spritzgussteil erhebliche
Kosteneinsparungen. Zudem ist die Bereitstellung des Maskierungsmittels
als quasi-endloses Profil einem breiten Einsatz förderlich,
denn durch geeignetes Ablängen
kann das Maskierungsmittel auf die verschiedensten – auch seltene – Anwendungssituationen
in einfachster Weise angepasst werden.
-
In einer aus derzeitiger Sieht bevorzugten Ausführung ist
das Kunststoffprofil im Querschnitt im wesentlichen kreisförmig, elliptisch,
oval oder schief oval und als Kunststoffwellrohr mit in Längsrichtung alternierenden
ersten Abschnitten größerer Steifigkeit
und geringer Dehnungsfähigkeit
und zweiten Abschnitten geringer Steifigkeit und größerer Dehnungsfähigkeit
ausgebildet.
-
Kunststoffprofile in O-Form sind
beispielsweise als sogenannte "Elektroschläuche" aus anderen Bereichen
der Technik bekannt und werden üblicherweise
mit dem Verfahren der Rotationsextrusion hergestellt. Es gibt für dieses
Maskierungsmittel also grundsätzlich
eine etablierte Herstellungstechnologie und kommerziell verfüg bare Herstellungsanlagen. Dies
erleichtert wesentlich die Praxiseinführung im durch den Kostendruck
bei der Pkw-Großserienproduktion
vorgegebenen Kostenrahmen. Ein Maskierungsmittel dieser Ausführungsart
ist (geeignete Materialwahl und Dimensionierung vorausgesetzt) so hochgradig
biegsam, dass den Anforderungen an die Fensterflanschmaskierung
in der Pkw-Lackierung uneingeschränkt entsprochen werden kann.
-
Insbesondere für andere Profilausführungen, die
in der Primärformung
nicht einen solchen hohen Grad an Biegsamkeit erreichen, ist eine
zusätzliche Bearbeitung
zur Erhöhung
der Biegsamkeit in Längsrichtung
erforderlich. Vorteilhaft ist z.B. das Vorsehen von schräg zur Längsrichtung
verlaufenden, in Längsrichtung
gleiche Abstände
zueinander aufweisende Einschnitten, welche im größeren Teil
der Höhe
des Kunststoffprofils die Profilwandung durchtrennen, zur Bildung
von sich in Bereichen enger Biegung des Kunststoffprofils gegeneinander
verkippenden und einander dennoch im wesentlichen überdeckenden,
gegenüber
dem Schlitz zusammenhängenden
Profillappen.
-
Diese Ausführung mit den erwähnten Profillappen
(die man auch als eine Art Fischschuppen betrachten könnte) ist
besonders sinnvoll in Verbindung mit einer zum o.g. "Kunststoffwellrohr" alternativen Profilausführung, bei
der das Kunststoffprofil im Querschnitt im wesentlichen U-Form,
insbesondere mit ungleich langen Schenkeln des "U",
hat. Diese Ausführung
wiederum ist besonders bevorzugt in einer Fortbildung, in der das
Kunststoffprofil im Querschnitt die Form eines schiefen "U" mit einem sich zur Basis des "U" hin erweiternden Hohlraum zum elastisch
festhaftenden Aufstecken auf Kantenbereiche mit unterschiedlichen
Materialdicken hat. Hierbei ist das erwähnte U-Profil in einer einzigen
Ausführung für praktisch
sämtliche
Anwendungsfälle
im Bereich der Pkw-Lackierung geeignet, zudem aber auch für andere
mögliche
Anwendungen mit differierenden Blechdichten, wie etwa in der Lackierung
von Haushaltsgeräten
oder Industrieanlagen.
-
Speziell bei Profilausführungen
mit partiell relativ großen
Wandungsstärken,
wie dem zuletzt erwähnten
schiefen "U", kann es wesentlich
materialsparend wirken, wenn die Wandung des Kunststoffprofils in
Längsrichtung
durchgehende, geschlos sene Hohlräume
zur Erhöhung
der Biegsamkeit und Verringerung des Materialeinsatzes aufweist.
-
Für
die oben erwähnten,
aus derzeitiger Sicht vorrangigen Anwendungen ist eine Ausführung des
Kunststoffprofils geeignet, bei der der Hohlraum eine maximale Breite
im Bereich zwischen 3 und 12 mm und der durchgehende Schlitz eine
minimale freie Breite von weniger als 1 mm, insbesondere von 0,2
mm oder weniger, zum elastisch festhaftenden Aufstecken auf einen
Kantenbereich, insbesondere Karosserie- bzw. Gehäuseflansch, mit einer minimalen
Materialdicke von etwa 0,5 mm und einer maximalen Materialdicke
bis in den Bereich zwischen 2,5 und 6 mm (je nach Profilkonstruktion)
hat.
-
Angesichts der in den Lackieranlagen
der Pkw-Produktionslinien herrschenden Temperaturen ist weiter bevorzugt
die Ausführung
aus einem hochgradig temperaturbeständigen Kunststoff, der die funktionswesentlichen
Eigenschaften des Maskierungsmittels bei mindestens 175°C für mindestens 25
min und anschließend
bei mindestens 155°C
für mindestens
75 min hält.
-
Jedenfalls für bestimmte Varianten, etwa
die Ausführung
als im wesentlichen "glattes" U-Profil, ist eine
Verstärkung
durch Füllstoffe
mit einem Anteil zwischen 0,1% und 40%, zweckmäßig. Unter dem Gesichtspunkt
einer leichten Herstellbarkeit und Handhabbarkeit ist weiter bevorzugt
die Ausführung aus
einem thermoplastischen Elastomeren oder Polyamid. Weiterhin kommen
Kunststoffe wie Polysulfon oder Poly(arylether)keton in Frage, wie
sie sich aus A. Frank, Kunststoffkompentium, Vogel Fachbuch, vierte
Auflage 1996, entnehmen lassen. Als Verstärkungsmaterial kommen aus Kostengründen insbesondere
Glasfasern, für
Spezialanwendungen aber auch Kohle- und Kunststofffasern, in Betracht.
-
Unter Umweltschutz-Gesichtspunkten
ist eine Ausführung
des Maskierungsmittels mit einem wesentlichen Anteil, insbesondere
von mehr als 75% und noch spezieller von 90%, an rezykliertem Kunststoffmaterial
bevorzugt. Bei dieser Ausführung
kann ein im wesentlichen geschlossener Materialkreislauf für die Herstellung
derar tiger Betriebsmittel etabliert werden, und es treten praktisch
keine Entsorgungsprobleme auf.
-
Vorteile und Zweckmäßigkeiten
der Erfindung ergeben sich im übrigen
aus den Unteransprüchen
sowie der nachfolgenden Beschreibung zweier bevorzugter Ausführungsformen
anhand der Figuren. Von diesen zeigen:
-
1A bis 1C verschiedene Ansichten
(Seitenansicht, Vorderansicht und Draufsicht) eines Maskierungsmittels
gemäß einer
ersten Ausführungsform der
Erfindung, angebracht an einem gekrümmten Fensterflansch,
-
2 eine
Serie von schematischen Querschnittsdarstellungen eines Maskierungsmittels
gemäß einer
weiteren Ausführungsform
in verschiedenen Zuständen,
in denen es Bleche verschiedener Dicke umgreift, und
-
3A bis 3C Seitenansichten von beiden Seiten
(3A und 3C) sowie eine Draufsicht eines Maskierungsmittels
der in 2 gezeigten Art,
welches an einem Ende in einen sehr kleinen Radius gebogen ist.
-
1A bis 1C zeigen ein durch Rotationsextrusion
hergestelltes Maskierungsprofil 1 in Form eines Kunststoffwellrohres,
das einen in Längsrichtung verlaufenden
Schlitz 3 mit V-förmigem
Einfädelbereich 5 aufweist.
Das Kunststoffwellrohr besteht aus integral miteinander geformten,
alternierend angeordneten ersten Ringen 7A mit größerem Durchmesser
und zweiten Ringen 7B mit geringerem Durchmesser (die u.U.
eine geringere Wandstärke
und somit höhere
Biegsamkeit als die ersten Ringe 7A aufweisen können).
-
Der Außendurchmesser der ersten Ringe 7A liegt
in einer aus derzeitiger Sicht bevorzugten Ausführungsform zwischen 16 und
20 mm, derjenige der Ringe kleineren Durchmessers ggf. zwischen
9 und 13 mm und die Wandungsstärke
bei ca. 0,5 mm. Der Längsschlitz 3 hat
eine Breite von ca. 0,1 bis 0,2 mm und die V-förmig gegeneinander geneigten
Begrenzungen des Einfädelbereiches 7 schließen einen Winkel
von etwa 60 bis 75° miteinander
ein.
-
In 2 bis 3C ist eine zum Kunststoffwellrohr 1 alternative
Ausführung
eines Maskierungsprofils gezeigt, nämlich ein extrudiertes Dichtlippenprofil 11.
In 2 ist gut zu erkennen,
dass man dieses Profil in der Querschnittsgestalt als "schief U-förmig" bezeichnen könnte, da von einer Basis 13 aus
sich in asymmetrisch geneigter Weise ein sich nach oben verjüngender
erster Schenkel 15 und ein zweiter Schenkel 17 erstrecken.
Beide Schenkel 15, 17 weisen jeweils an ihrem äußersten
Ende einen nach außen
gerichteten Abwicklungsbereich 15a, 17a auf. Wie
ebenfalls in 2 zu erkennen
ist, eignet sich diese Formgestaltung ausgezeichnet zur sicheren
Fixierung des Dichtlippenprofils 11 auf Blechen sehr unterschiedlicher
Dicke, unter lacknebelsicherer Abdeckung der jeweils unter dem (in
der Figur linken) Schenkel 15 liegenden, kantennahen Oberfläche des Bleches.
-
In 3A bis 3C ist gut zu erkennen, wie
das Dichtlippenprofil 11 durch schräg zur Längsachse angeordnete, seine
Höhe weitgehend
durchsetzende Schnitte in einzelne Lamellen oder "Schuppen" untergliedert ist,
die nur an einem relativ schmalen, streifenförmigen Profilabschnitt miteinander
verbunden sind. 3A und 3C zeigen, vom längeren bzw.
kürzeren
Schenkel 15 bzw. 17 aus gesehen, wie sich diese
Lamellen bei Biegung des Profils 11 in einem engen Radius
sich gegeneinander verspreizen. Es ist auch gut zu erkennen, dass
der längere
Profilschenkel 15 auch in dieser Extremstellung des Profils 11, wie
sie beispielsweise bei "Ecken" eines Fensterflansches
auftreten kann, eine sehr gute Abdeckung eines darunterliegenden
streifenförmigen
Bereiches (Flansches) realisiert.
-
Beide Maskierungsprofile 1 und 11 der
oben beschriebenen ersten und zweiten Ausführungsform haben als wesentliche
gemeinsame Merkmale einen Längsschlitz,
der sich zum Inneren des Profils hin zu einem Hohlraum erweitert.
Bei beiden Ausführungen werden
die Wandungen des Schlitzes infolge dessen Erweiterung zum Hohlraum
durch die Profilwandung selbst klammerartig gegeneinander vorgespannt,
so dass sich das jeweilige Profil selbsttätig durch Reibungskraft auf
einem Flansch oder anderen Blechstreifen hält, auf den es aufgeschoben
wird. Beiden Ausführungen
ist auch gemeinsam, dass der Schlitz sich zur Peripherie des Profils
hin wieder etwas erweitert, wodurch das Aufstecken auf abzudeckende Kanten
erleichtert wird.
-
Die Ausführung der Erfindung ist nicht
auf diese Beispiele beschränkt,
sondern ebenso in einer Vielzahl von Abwandlungen möglich, die
im Rahmen fachgemäßen Handelns
liegen. Insbesondere sind Formabwandlungen der beiden gezeigten
Maskierungsprofile in einem breiten Variationsbereich als im Rahmen
der Erfindung liegend anzusehen.
-
- 1
- Maskierungsprofil
- 3
- Längsschlitz
- 5
- Einfädelbereich
- 7A
- erster
Ring
- 7B
- zweiter
Ring
- 11
- Dichtlippenprofil
- 13
- Basis
- 15,
17
- Schenkel
- 15a,
17a
- Abwinklungsbereich