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Die vorliegende Erfindung betrifft
Bestandteile oder Extrakte aller Art, die aus der Pflanze Vitex agnus-castus
(dt. Mönchspfeffer)
gewonnen und als Repellent gegen leckende, lymphe- und/oder blutsaugende,
hautpenetrierende bzw. Vorräte,
Materialien oder Pflanzen befallende Arthropoden (Milben, Zecken,
Insekten) bei Mensch, Haus-, Heim- und Nutztieren oder im Material-
und Vorratsschutz eingesetzt werden.
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Eine Vielzahl von Arthropoden befällt die Haut
des Menschen bzw. das Fell von Tieren, um dort an Körperflüssigkeiten
zu lecken, Lymphe und/oder Blut zu saugen bzw. um in die Haut einzudringen
und dann dort heranzuwachsen sowie sich eventuell zu vermehren.
Zu diesen Arthropoden gehören
Milben (z.B. Herbst-, Vogel-, Räude-
und Krätzmilben),
Zecken (z.B. Arten der Gattungen Ixodes und Rhipicephalus sowie
Argasidae), Mücken
(z.B. Arten der Gattungen Aedes, Anopheles, Culex und Culiseta sowie
Simuliidae und Ceratopogonidae), Fliegen (z.B. Stuben-, Dassel-,
Fleisch-, Aas- und Stechfliegen sowie Tsetsefliegen und Bremsen),
Flöhe (z.B. Katzen-
und Sandflöhe),
Wanzen (z.B. Bett- und Raubwanzen) und Läuse (z.B. Kopf-, Kleider- und Filzläuse).
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Die Vertreter dieser Gruppen treten
häufig
in großen
Anzahlen in der Natur auf und dringen auch in menschliche Behausungen
bzw. in Refugien von Tieren ein. Sie können die betroffenen Tiere
durch ihren Anflug stark belästigen
(z.B. Mücken
bei Menschen, Fliegen bei Pferden, Kriebelmücken bei Rindern) oder gar
eine große
Anzahl von viralen, bakteriellen bzw. protozoären Krankheitserregern beim Saugakt übertragen.
Auf diese Weise können
Arthropoden den Tod von Menschen (etwa durch Malaria, Gelbfieber,
Schlafkrankheit, Chagas-Krankheit) und Tieren (z.B. Borreliosen,
Babesiosen, Theileriosen) und zudem riesige wirtschaftliche Verluste
herbeiführen
(M. Rommel et al. 2000, Veterinärmedizinische Parasitologie,
Parey, Berlin; H. Mehlhorn (Hrsg.) 2001, Encyclopedic Reference
of Parasitology, Vol. 1 und 2, Springer-Verlag, Heidelberg, New
York).
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Daher ist die Suche nach gut wirksamen, lang
anhaltenden und gesundheitlich ungefährlichen, aber auch gut riechenden
Abwehrstoffen so alt wie die Menschheit (N. Schilcher 1984, Aetherische Öle: Wirkungen
und Nebenwirkungen. Dt. Apothekerzeitschrift 124: 1433-1442). Die
den Anflug von Lästlingen
bzw. die Infestation von ektoparasitischen Arthropoden abwehrenden
bzw. abhaltenden Substanzen werden Repellentien genannt. (0. Hansen
und M. Londershausen 2000: Ectoparasiticides: In: H. Mehlhorn (Hrsg.)
Encyclopedic Reference of Parasitology, Springer-Verlag, Heidelberg).
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In der Volks- bzw. Naturmedizin werden
die Extrakte von Pflanzen einzeln oder in Kombinationen als Repellentien
empfohlen, wobei insbesondere etherische Öle verwendet werden, z.B. Pfefferminzöl, Thymianöl, Rosmarinöl, Geranienöl, Citronellaöl, Nelkenöl, Zedernholzöl, Zitronengrasöl, Eugenol
und Katzenminzeöl
(D.R. Barnard 1999. Repellency of essential oils to mosquitoes,
Diptera: Culicidae. J. Med. Entomol 36: 625-629; G. Nentwig 2003,
Repellents, Parasitology Research, im Druck; N Schilcher 1984, Aetherische Öle: Wirkungen
und Nebenwirkungen. Dt. Apothekerzeitschrift 124: 1433-1442; A. Tawatsin
et al. 2001, Repellency of volatile oils from plants against three
mosquito vectors, J Vector Ecol). Das Patent
DE 3901341A offenbart ein
Gemisch aus Citronellol und Eugenol als Repellent gegen Kleidermotten
und Kabinettkäfer.
Andere aus Pflanzen gewonnene Inhaltsstoffe, z.B. das Pyrethrum
aus Chrysanthemen, werden als Insektizide genutzt. Die heute von
der Industrie vermarkteten Produkte zur Abwehr von Arthropoden enthalten
jedoch überwiegend Substanzen,
die auf synthetischem Weg hergestellt werden (K.H. Buchel 1970,
Chemisty of plant protection agents and pesticides, In: R. Wegler,
Chemie der Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmittel, Vol. 1, Springer-Verlag
Berlin, Heidelberg, New York). Marktbeherrschend ist dabei weltweit
heute noch DEET (N,N-Diethyl-m-toluamid), das in vielen Produkten
enthalten ist und auch im alten Autan
® vorhanden
war. Andere bekannte Repellentien sind Dimethylphthalat, 2-Ethyl-hexan-1,3-diol,
Isopulegonhydrat, 1-Piperidinecarboxylsäure und
Hydroxy-ethyl-isobutyl-piperidin-carboxylat, der Wirkstoff im derzeit
vermarkteten Autan
®. (M.S. Fradin 1998. Mosquitoes
and mosquito repellents: a clinician's guide. Ann. Int. Med. 128:931-940)
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Nachteil aller bisher beschriebenen,
aus Pflanzen gewonnen Repellentien ist, dass sie jeweils nur bei
einer oder höchstens
wenigen Arten/Gruppen von Schadarthropoden wirken. Ein wesentlicher Nachteil
besteht darin, dass ihre Wirkung meist auf sehr kurze Zeit beschränkt bleibt
(American Pharmaceutical Assn., Washinton D.C. 1993, Handbook of
nonprescription drugs, 10. Aufl.). Nachteilig ist auch, dass etherische Öle bekanntermaßen oft
einen als unangenehm empfundenen Geruch verbreiten. Einige Haustiere,
insbesondere Katzen vertragen etherische Öle, z.B. Teebaumöl oder Thymianöl nicht (D.
Villar et al. 1994, Toxicity of melaleuca oil and related essential
oils applied topically on dogs and cats. Vet. Hum. Toxicol 36:139-142).
Den Tieren fehlen bestimmte Enzyme, so dass die für sie giftigen
Substanzen nicht verstoffwechselt und ausgeschieden werden können. Als
Repellentien verwendete etherische Öle haben ein recht hohes allergisierendes
Potential, so dass viele Menschen diese Mittel nicht vertragen (A.
Woolf 1999, Essential oil poisoning. J. Toxicol. Clin. Toxicol.
37:721-727; S. Baum 2002, Aromatherapie: zwischen Esoterik und Arzneimittelrecht, Pharm.
Ztg. 147:1208-1212). Etherische Öle
dringen relativ leicht durch die Haut und können sogar andere Substanzen
mit in die Haut hinein schleppen, wodurch unerwünschterweise Chemikalien in
den Körper
gelangen (A.C. Williams, B.W. Barry 1992 Skin absorption enhancers,
Crit. Rev. Ther. Drug Carrier Sys. 9:17-24). DEET hat den Nachteil,
dass es nicht gut riecht, gesundheitsschädlich ist, Plastik anlöst und zudem
eine sehr geringe Wirkung gegen Zecken und Milben hat (N. Qiu et
al. 1998, Pharmacokinetics, formulation, and safety of insect repellent
N,N,-diethyl-3-methylbenzamide (DEET): a review. J. Am. Mosq. Contr.
Assoc. 14:12-27; P.J. Robbins, M.G. Cherniak 1986, Review of biodistribution
and toxicology of the insect repellent N,N-diethyl-m-toluamide (DEET)
J. Toxicol. Environ. Hlth. 18:503-525). Der von der WHO als Mittel
der Wahl empfohlene Wirkstoff Bayrepel (Hydroxy-ethyl-isobutyl-piperidin-carboxylat)
hat zwar deutlich bessere kosmetische Eigenschaften und zerstört auch
Plastikmaterialien nicht mehr, zeigt aber immer noch keine länger als
etwa 2 Stunden andauernde Wirkung auf Zecken, was aber selbst für "normale" Wanderungen nicht
ausreicht, insbesondere nicht in Gebieten, wo es einen hohen Infektionsdruck
mit durch Ixodes ricinus übertragene Erreger
der Borreliose, Ehrlichiose, Babesiose und/oder der Frühsommer-Meningoenzephalitis
(FSME) gibt (http://www.autan.com).
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Zudem weisen weder die bisher bekannten Pflanzenextrakte
noch DEET, Bayrepel, Dimethylphthalat oder andere synthetische Repellentien
eine befriedigende Wirkung gegen den Anflug von Fliegen auf. Trotz
Applikation dieser Substanzen können
insbesondere Schmeiß-
und Stallfliegen sowie Bremsen bei Mensch und Tier zur Qual werden.
Auch auf andere und vor allem hautpenetrierende, lymphe- oder blutsaugende
Arthropoden ist keine ausreichende Wirkung der bekannten Mittel
gegeben.
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Aus der vorhandenen Literatur und
nach Bewertung der auf dem Markt erhältlichen Produkte kann festgestellt
werden, dass zur Zeit keine Substanz als Repellent bei Mensch und
Tieren Verwendung findet, die für
mindestens 6 bis 8 Stunden gleichermaßen gegen den Befall durch
Zecken, Milben, Mücken,
Fliegen, Bremsen, Flöhen,
Wanzen, Läusen schützt, dabei
noch angenehm oder erträglich
riecht, keine Gesundheitsgefahren für Mensch, Hund, Katze, Pferd
und andere Haustiere heraufbeschwört und dazu ein Naturprodukt
darstellt (A. Turberg 2001 Ectoparasiticides and repellents. In:
H. Mehlhorn [Hrsg.] Encyclopedic Reference of Parasitology. Vol.
1 und 2, Springer, Heidelberg, New York.; http://www.holzer.li/repellentien.htm).
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Obwohl einzelne Produkte oder Gemische von
Pflanzenextrakten durchaus ansehnliche Wirkungen auf einzelne Insektenarten
haben, gibt es bisher noch kein Produkt, das mindestens 8 Stunden
sowohl bei Zecken, Milben und der Vielzahl verschiedener Insekten
und insbesondere bei Fliegen wirkt. Dies stellt z.B. schon bei kurzen
Wanderungen in freier Natur ein Problem dar, weil der Wanderer ja
nicht vorhersehen kann, ob er und sein ihn begleitender Hund von
Fliegen, Mücken,
Zecken, Bremsen einzeln oder von allen gleichzeitig belästigt werden.
Insbesondere gegen Zecken, Milben und Fliegen ist zudem noch kein
Mittel auf dem Markt, das einen befriedigenden Schutz bieten würde.
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Es besteht daher ein starker Bedarf,
ein breit wirksames, gleichzeitig auch gegen die bisher nicht sicher
erfaßten
Zecken, Milben und Fliegen aktives Repellent bereitzustellen, das
Menschen und Tiere gleichermaßen
vor dem Befall mit Arthropoden schützt.
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Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung
ist es, ein einfach anzuwendendes, breit wirkendes (sowohl gegen
Zecken und Milben als auch Insekten) und zudem langanhaltend, d.h.
für mindestens
8 Stunden, effektives Repellent gegen den Befall mit den wichtigsten
Gruppen der Lästlinge
und Schadarthropoden bereitzustellen. Diese Aufgabe wird überraschenderweise
durch den kennzeichnenden Teil des Anspruchs 1 gelöst.
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Es wurde nun überraschend gefunden, dass Extrakte
von Vitex agnus-castus eine Schutzwirkung sowohl vor dem Befall
mit Zecken als auch einem extrem breiten Spektrum von Insekten besitzt.
Dies ist bei den bekannten natürlichen
und synthetischen Wirkstoffen nicht gegeben. Von Vorteil ist auch,
dass Extrakte von Vitex agnus-castus keine giftigen Inhaltsstoffe
besitzt, die die Gesundheit von Mensch und Tier beeinträchtigen
könnten.
Vitex agnus-castus ist für
andere Heilanwendungen im/am Menschen wohlbekannt, z.B. zur Linderung
von Menstruationsbeschwerden und ist als Bestandteil von freiverkäuflichen
Arzneimitteln zugelassen (J. Schellenberg 2001, Treatment for the
premenstrual syndrome with agnus-castus fruit extract: prospective,
randomized, placebo controlled study, BMJ 322:134-137). Die Pflanzeninhaltsstoffe
von V. agnus-castus sind als humane Arzneimittel bereits intensiv
auf toxische und andere Nebenwirkungen untersucht worden und dabei
wurden keinerlei Nebenwirkungen festgestellt (J. Schellenberg 2001,
s.o.; W. Hager 1990 Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis,
5. Aufl.). Allergien, die bekanntlich durch einige der in Repellentien
verwendeten etherischen Öle
bei vielen Menschen ausgelöst
werden, sind für
Vitex agnus-castus bisher nicht bekannt geworden.
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Im Unterschied zu den bekannten etherischen Ölen, die
als Repellentien verwendet werden, haben die Extrakte von Vitex
agnus-castus für
uns Menschen keinen intensiven oder sogar penetranten Geruch. Deshalb
können
mit Vitex agnus-castus wesentlich leichter geruchsneutrale Produkte
und durch Zusatz von Parfümstoffen
auch angenehm riechende Präparate
hergestellt werden.
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Somit können Extrakte von Vitex agnus-castus
unbedenklich für
die Gesundheit des Nutzers angewendet werden und der Wirkstoff schützt sehr
sicher sowohl vor Belästigungen
durch Lästlinge
(Fliegen) als auch vor einer Übertragung
von Krankheitserregern (z.B. Borreliose durch Zecken; Malaria und Gelbfieber
durch Mücken).
Diese Schutzwirkung wird zudem gleichzeitig dem Menschen als auch
seinen Haus-, Nutz- und Heimtieren geboten.
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Von Vorteil ist auch, dass die Pflanze
Vitex agnus-castus im gesamten Mittelmeerraum bis in Westasien weitverbreitet
vorkommt, in Küstennähe und an
Flussläufen
dichte Bestände
bildet und in subtropischen Ländern
auch kultiviert wird. Daher ist für die Herstellung und Vermarktung
des Repellents das Pflanzenrohmaterial in großer Menge leicht verfügbar.
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Ein wesentlicher Vorteil für die erfolgreiche Vermarkung
des erfindungsgemäßen Repellents
ist auch die Tatsache, dass die Mehrzahl der Verbraucher in der
heutigen Zeit Naturprodukte (in der Art des erfindungsgemäßen Repellents)
bevorzugt gegenüber
industriell synthetisierten Chemikalien, denen viele Menschen sehr
kritisch gegenüberstehen.
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Herstellung erfindungsgemäßer Repellents:
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Zur Herstellung von erfindungsgemäßen Repellents
können
vorzugsweise die Samen und Blätter,
aber auch Zweige und Wurzeln der Pflanze Vitex agnus-castus verwendet
werden. Eine einfache Herstellung besteht in der Zerkleinerung der
genannten Ausgangsmaterialien. Bevorzugt ist jedoch die Extraktion
der wirksamen Inhaltsstoffe von Vitex agnus-castus mit wässrigen
oder organischen Lösungsmitteln,
z.B. Ethanol oder Isopropanol, mit überkritischem Kohlendioxid
oder durch Dampfdestillation. Die gewonnen Extrakte werden dann
durch Vermischen mit verschiedenen Hilfsmitteln wie Wasser, Ethanol
oder anderen ein- oder mehrwertigen Alkoholen, Glycerin, Polyethylenglycol,
Tensiden, Lösungsvermittlern,
Emulgatoren, Duftstoffen, Verdickungsmitteln, Stabilisatoren, Antioxidantien,
Fixateuren, Konservierungsmitteln und verschiedensten anderen Substanzen
zu Fertigprodukten formuliert. Bevorzugte Formulierungen von Repellents
mit Vitex agnuscastus enthalten den öligen Extrakt der Pflanze in
einer Menge von 0,05-100Vol-%, bevorzugt 0,5-33Vol-% und ganz bevorzugt
in einer Menge von 1-7Vol-%.
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Beschreibung von Anwendungsbeispielen:
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Samen von Vitex agnus-castus werden
zerkleinert und hiervon 15 g mit 75 ml Acetonitril über Nacht
extrahiert. Der Extrakt wird durch einen Faltenfilter abfiltriert
und das Lösungsmittel
in einer Petrischale aus Glas bei Raumtemperatur in einem Abzug vollständig abgedampft.
Je 1 ml des öligen
Rückstands
wird aufgenommen mit 4 ml von einer Lösung aus 50% Wasser, 20% Genapol,
20% Ethanol und 10% Polyethylenglycol 300. Eine in dieser Weise
hergestellte Gebrauchslösung
des Repellents wurde für die
folgenden Tests verwendet.
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1. Zeckenarten (Rhipicephalus
sanguineus und Ixodes ricinus)
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A. In Versuchen wurden Mäuse (BALB/c)
mit dem erfindungsgemäßen Repellent
(s.o.) besprüht und
in kleine, oben offene Käfige
verbracht. Es wurden jeweils 10 hungrige Zeckenweibchen auf das
Fell der Tiere gesetzt. Es wurde festgestellt, dass die Zecken sofort
flüchten,
sich in die hintersten Ecken des Käfigs verkriechen und von dort
für mehr
als 8 Stunden nicht mehr hervorkommen. Bei den Kontrollen, wo die
Zecken lediglich auf den Boden neben einer unbehandelten Maus gesetzt
wurden, waren bereits nach 4 Stunden 8 von 10 der Zecken an der
jeweiligen Maus angesogen.
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B. Je zwei Hunden und Katzen, die
mit dem V. agnus-castus-Extrakts leicht eingesprüht worden waren, wurden je
10 Zecken (Ixodes ricinus) im Stundenabstand aufs Fell gesetzt und
beobachtet. Es zeigte sich eine sofortige Fluchtreaktion der Zecken wie
bei den Versuchen mit den Mäusen
(s.o.).
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2. Fliegen (Sarcophaga
carnaria, Graue Schmeißfliege)
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Hier wurden mit Latexhandschuhen
bedeckte Hände
mit dem V. agnus-castus-Repellent besprüht und in einen Käfig mit
etwa 500 Fliegen für
3 Minuten gehalten. Dabei wurde die Anzahl der "Anflüge", die jeweiligen "Ansitzraten" und die Zeit notiert,
die im Falle des Setzen auf der besprühten Fläche verweilt wurde.
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Es zeigte sich, dass in den ersten
3 Stunden zwar viele Fliegen anflogen, sich aber keine setzte. In den
nächsten
5 Stunden setzten sich von je 30 angeflogenen Fliegen maximal 4-7,
blieben aber höchsten 1-2
Sekunden sitzen, während
sich bei den Kontrollen die Fliegen von Beginn an nach dem Anflug
auf den unbehandelten Handschuh setzten und auch länger als
10-15 Sekunden dort blieben.
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3. Stallfliegen (Stomoxys
calcitrans)
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Ein mit dem Repellent eingesprühte Hand wurde
in halbstündigem
Abstand in einen Käfig
mit 50 hungrigen Fliegen gehalten. Eine unbehandelte Hand diente
als Kontrolle. Die Anflüge
in jeweils 5 Minuten wurden gezählt.
Es zeigte sich, dass die Fliegen das Anfliegen zu einer besprühten Hand
für 4 Stunden
vollständig
unterlassen und danach lediglich ein Viertel bis ein Zehntel der
Fliegen anflogen und sich setzten, während es bei den Kontrollen
sofort zum Stechen kam.
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4. Katzenflöhe (Ctenocephalides
felis)
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Mit Mönchspfeffer-Extrakt eingesprühte BALB/c-Mäuse wurden
einzeln in kleine, mit Gaze bespannte Insektenkäfige verbracht und 50 hungrigen
Flöhen
ausgesetzt. In 30-minütigem
Abstand wurde beobachtet, wo sich die vitalen Flöhe befanden. Während im
Falle der unbehandelten Kontrollen die meisten Flöhe sofort
den Nager befielen und zu saugen begannen, sprangen die Flöhe bei behandelten
Mäusen
sofort vom Fell weg, sobald sie damit in Kontakt kamen. So waren
z.B. nach 6 Stunden von 50 Flöhen
45 auf dem Boden zu finden, einer befand sich frei im Fell und nur
einer unternahm offenbar einen Saugversuch.
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5. Mücken (Weibchen von Aedes aegypti,
Anopheles maculipennis und Culex pipiens)
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In je einen Versuchskäfig wurden
etwa 500 hungrige Mückenweibchen
jeder Art verbracht. Dann wurde eine 6 × 6 cm große freie Hautstelle eines menschlichen
Arms mit dem V. agnus-castus-Extrakt besprüht. Der Rest des Arms war mit
undurchlässigem
Kunststoff bedeckt. Im Stundenabstand wurde der behandelte Arm für 3 Minuten
in den jeweiligen Käfig
gehalten und notiert, ob sich Mücken
auf die besprühte
Stelle setzten. Für
8 Stunden setzte sich keine Mücke
auf die besprühte
Stelle, während
eine entsprechende Testfläche
auf einem unbehandelten Arm sofort von den Mücken angenommen wurde.
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6. Kleiderläuse (Adulte
und Nymphen der Laus Pediculus humanus corporis)
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sAuf einem Stück hellem Stoff wurde ein Kreis
mit dem Wirkstoff abgegrenzt. Ins Innere des Kreises wurden 50 Läuse verbracht
und dann beobachtet, ob sie nach Beleuchtung die wirkstoft-beträufelte Randzone überschritten.
Kamen Läuse
mit dem besprühten
Rand in Kontakt, wichen sie sofort zurück. Wurden sie auf die besprühte Fläche gesetzt, verließen sie
diese ganz schnell.
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7. Kleidermotten (Larven
und Adulte)
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Wurden larvale und adulte Kleidermotten
auf mit V. agnus-castus besprühte
Flächen
(Wollstoff) gesetzt, so verließen
sie diese fluchtartig, dies auch noch 6 Stunden nach Applikation
des Repellents. Auf nicht behandelten Stoffen blieben die Tiere
sitzen.
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Rezepturbeispiele:
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Da ein Repellent gleichzeitig noch
hautpflegende Eigenschaften haben und zudem noch einen angenehmen
Duft verbreiten soll, dessen Note von individuellen Vorzügen abhängig ist,
ergeben sich viele Rezepturmöglichkeiten.
Die ausgeführten
Beispiele dürfen
daher in keiner Weise als einschränkend für die Verwendbarkeit der erfindungsgemäßen Repellentien
aufgefaßt
werden.
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Beispiele sind:
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1. Repellent als Spray,
Duft mit Grün-Note,
d.h. kühl und
leicht nach Wiese und Waldboden riechend:
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10 Gramm getrocknete und zerkleinerte
Samen von V. agnus-castus werden mit 100 ml 70%-igem, denaturiertem
Ethanol für
24 Stunden extrahiert. Der abfiltrierte ethanolische Extrakt wird ohne
vorheriges Eindampfen mit den nachfolgend genannten Hilfsstoffen
verrührt:
- – 33
ml ethanolischer Extrakt von V. agnus-castus,
- – 20
ml Glycerin,
- – Parfümstoffe
(Aldehyde und entsprechende Alkohole, Hexanole sowie deren Esther),
- – Wasser
und Zitronensäure
ad 100 ml und pH 5,5
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2. Repellent als Spray
mit erfrischender Citrus-Note:
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- – 33
ml ethanolischer Extrakt von V. agnus-castus,
- – 4
ml Genapol® X-080
(Höchst
AG),
- – 0,3
ml Zitronengrasöl,
- – ad
100 ml Wasser.
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3. Repellent als Lotion
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Zur Gewinnung des Repellents durch Dampfdestillation
werden 100 g Blätter
von Vitex agnus-castus zerkleinert und mit 300 ml Wasser und einigen
kleinen Glaskugeln in einer Destillationsflasche angesetzt. Das
Gefäß wird in
einem Paraffinbad mit etwa 120°C
bis zum vollständigen
Verdampfen des Wassers erhitzt und der Dampf unter Abkühlung aufgefangen.
Die ölige
Phase des Destillats wird von der wässrigen Phase abgeschieden.
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Nacheinander werden die folgenden,
zuvor auf 70°C
erwärmten
Stoffe unter Rühren
zugegeben:
- – 2 ml des öligen Vitex agnus-castus-Destillats
- – 7
ml Petrolatum
- – 5
ml Glycerin
- – 5
ml Isopropylpalmitat
- – 3
ml Cetylalcohol
- – 1
ml Distearyldimethylammoniumchlorid
- – 1
ml Dimethicon
- – 0,6
ml Phenoxyethanol
Wasser ad 100 ml.
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4. Repellent gegen Kleidermotten
in Kleiderschränken
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10 g Samen von Vitex agnus-castus
werden eingefüllt
in ein Sachet aus Papier mit einer kleinen Aufhängeschnur. Zur Sicherung der
Qualität
während
längerer
Lagerung vor der Verwendung wird das Sachet in eine Umverpackung
aus Kunststoff oder Aluminiumfolie mit der für den Kunden erforderlichen Beschriftung
gegeben.