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Die Erfindung betrifft Repellentien zum Pflanzenschutz, insbesondere Repellentien auf Basis von ätherischen Ölen zum Schutz vor Schädlingen.
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Als Repellentien werden allgemein Wirkstoffe bezeichnet, die zur Abwehr von Organismen eingesetzt werden. Das Repellent wird von dem Organismus über seinen olfaktorischen Sinn wahrgenommen und vertreibt ihn, tötet ihn jedoch in der Regel nicht.
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Repellentien werden vor allem aus Pflanzen - insbesondere als ätherische Öle - gewonnen, einige davon können chemisch synthetisiert werden. Auch andere Stoffe eignen sich als Repellent, beispielsweise Essigsäure.
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Der Einsatz von verschiedensten ätherischen Ölen, Duftstoffen und sonstigen Stoffen wie Essigsäure zur Vertreibung einer Vielzahl von Schädlingen ist seit langer Zeit bekannt. Ihr Einsatz ist in aller Regel präventiv und soll einen möglichen Schädlingsbefall bereits vor Schädigung verhindern. Beispielhaft seien hier Lotionen oder Duftkerzen gegen Stechmückenbefall oder auch Lavendelkissen gegen Mottenbefall genannt.
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Der grundsätzliche Wirkmechanismus ist bei allen Repellentien gleich. Der potentielle Schädling wird durch den von dem Repellent ausgehenden Geruch abgeschreckt und so vertrieben. In der Folge kommt es beispielsweise bei Mücken nicht zum Stich oder bei Motten nicht zur Eiablage.
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Nicht jeder Schädling reagiert auf die gleichen Repellentien. Entscheidend für die Wirksamkeit eines Repellents gegen einen bestimmten Schädling oder gegen eine Gruppe bestimmter Schädlinge ist seine spezifische, auf den oder die Schädlinge abgestimmte Zusammensetzung und/oder Formulierung. Gleichzeitig soll die Wirkung möglichst zielgerichtet nur gegen den ungewünschten Organismus gerichtet sein und keine gewünschten Organismen vertreiben. Ebenso soll der Einsatz von Repellentien auch zu keiner unerwünschten Geruchsbelästigung für den Menschen führen.
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Nachteilig an bekannten Repellentien ist, dass viele dieser Repellentien nicht die gewünschte Wirkung oder nur eine kurze Wirkdauer von meist nur wenigen Stunden zeigen.
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Auch sind im Stand der Technik bisher keine Repellentien bekannt, die insbesondere einem Schädlingsbefall von Palmen, beispielsweise von Phoenix-Gewächsen, vorbeugen. Entsprechend sind im Stand der Technik bisher auch keine Repellentien bekannt, die insbesondere einem Befall von Palmen, beispielsweise von Phoenix-Gewächsen, durch Rüsselkäfer (Curculionidae), insbesondere durch den Roten Palmrüssler (Rhynchophorus ferrugineus), und/oder durch Bockkäfer (Cerambycidae), insbesondere durch den Palmenstamm-Bockkäfer (Pseudophilus testaceus), vorbeugen.
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Es ist daher Aufgabe der Erfindung, in ihrer Wirkung verbesserte Repellentien zum Pflanzenschutz zur Verfügung zu stellen, die die dargelegten Nachteile nicht aufweisen.
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Es ist auch Aufgabe der Erfindung, Repellentien zur Verfügung zu stellen, die eine vorbeugende Wirkung vor Schädlingsbefall insbesondere von Palmengewächsen bieten.
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Eine weitere Aufgabe der Erfindung ist es, Repellentien zum Pflanzenschutz zur Verfügung zu stellen, deren Basis im Wesentlichen ätherische Öle bilden.
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Weiterhin ist es eine Aufgabe der Erfindung, Repellentien zur Verfügung zu stellen, die einem Befall durch Rüsselkäfer (Curculionidae), insbesondere durch den Roten Palmrüssler (Rhynchophorus ferrugineus), und/oder durch Bockkäfer (Cerambycidae), insbesondere durch den Palmenstamm-Bockkäfer (Pseudophilus testaceus), vorbeugen.
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Gelöst wird diese Aufgabe durch eine Zusammensetzung mit den Merkmalen des Anspruchs 1. Vorteilhafte Ausgestaltungen sind jeweils Gegenstand der abhängigen Ansprüche. Es ist darauf hinzuweisen, dass die in den Ansprüchen einzeln aufgeführten Merkmale auch in beliebiger und technologisch sinnvoller Weise miteinander kombiniert werden können und somit weitere Ausgestaltungen der Erfindung aufzeigen. Bei den Schädlingen handelt es sich insbesondere um Insekten.
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Eine erfindungsgemäße Zusammensetzung umfasst ein oder mehrere Repellentien ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Wermutöl, Absinthin Artabsin und Ravintsaraöl. Bevorzugt enthält die Zusammensetzung zumindest zwei der genannten Repellentien.
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Wermutkraut (Artemisia absinthium) enthält verschiedene Bitterstoffe aus der Gruppe der Sesquiterpenlactone, darunter Absinthin und seine Vorstufe Artabsin. Ravintsaraöl wird bevorzugt aus dem Kampferbaum (Cinnamomum camphora) gewonnen.
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In einer bevorzugten Ausführungsform umfasst die erfindungsgemäße Zusammensetzung zudem mindestens eine Substanz ausgewählt aus der Gruppe umfassend Radieschenöl (Senföl), Senfölglykoside, Matricin und Anabsinthin.
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Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform enthält die Zusammensetzung Wermutöl und Absinthin, bevorzugt in einem Verhältnis zwischen 80:20 und 20:80, weiter bevorzugt in einem Verhältnis zwischen 70:30 und 30:70, noch weiter bevorzugt in einem Verhältnis zwischen 60:40 und 40:60 und besonders bevorzugt in einem Verhältnis von 50:50 (w/w). Eine zusätzliche Beimischung von Ravintsaraöl ist als weiter bevorzugte Ausführungsform anzusehen.
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Die Zusammensetzung kann einzelne oder alle diese Substanzen auch oder allein in Form ihrer wirksamen Bestandteile enthalten. Die wirksamen Bestandteile können als natürliche Inhaltsstoffe bzw. Extrakte und/oder als chemisch synthetisierte Analoga vorliegen und umfassen im Wesentlichen Terpene, insbesondere monocyclische Monoterpene.
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Zudem kann die erfindungsgemäße Zusammensetzung weitere im Wesentlichen der Formulierung dienende Hilfsstoffe enthalten. Diese umfassen im Wesentlichen für die Formulierung der Zusammensetzung als Emulsion, Paste, Flüssigkeit oder Festkörper bekannte Stoffe wie beispielsweise Paraffine, Olefine, Vaseline, Seifen, Emulgatoren, Tenside, Glyceride, Polysorbate und dergleichen.
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Bevorzugt liegt die Zusammensetzung als viskose Zusammensetzung vor. Besonders bevorzugt ist entsprechend die Verwendung von viskositätserhöhenden Hilfsstoffen wie Vaseline oder Polyacrylsäure (Carbomer). Eine viskose Zusammensetzung verhindert eine zu rasche Verflüchtigung des Repellents. Die Viskosität liegt bevorzugt > 102 mPa s, bevorzugt > 103 mPa s, weiter bevorzugt > 104 mPa s bei 25 °C.
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Das erfindungsgemäße Repellent ist einfach anwendbar und kann beispielsweise als Paste direkt auf die zu schützende Pflanze aufgetragen oder in speziellen Behältern oder als gepresste Kugeln in die Pflanze, beispielsweise an den Stamm, die Blätter, Wedel oder Äste der Pflanze gehängt werden. Beispielsweise kann eine viskose Zusammensetzung in einem offenen Behälter in die entsprechende Pflanze gehängt werden. Besonders sinnvoll ist es, einen Behälter oder eine gepresste Kugel der Zusammensetzung im Bereich des Stamms aufzuhängen, da insbesondere bei Palmen der Befall der Palme mit Schädlingen im Bereich des Stamms beginnt.
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Die Wirkung der erfindungsgemäßen Repellentien beruht in erster Linie darauf, dass die Insekten durch den Geruch abgeschreckt werden. In der Regel werden die Insekten daher nicht getötet, diese unterlassen es jedoch, die zu schützende Pflanze anzufallen. Entsprechend wirken die Repellentien vor allem gegenüber dem Insekt, nicht hingegen gegenüber Eiern oder Larven, welche selbst den Geruch nicht wahrnehmen können.
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Bei den zu bekämpfenden Insekten handelt es sich in erster Linie um Käfer, insbesondere Bockkäfer (Cerambycidae) und Rüsselkäfer (Curculionidae). Besonders im Vordergrund steht die Bekämpfung des Roten Palmrüsslers (Rhynchophorus ferrugineus) und/oder des Palmenstamm-Bockkäfers (Pseudophilus testaceus).
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Die erfindungsgemäßen Repellentien weisen gegenüber dem Stand der Technik den Vorteil auf, dass sie durch ihre Zusammensetzung einen effektiven Schutz vor einem Befall mit Schädlingen, insbesondere dem Befall von Palmen durch Bockkäfer (Cerambycidae) und Rüsselkäfer (Curculionidae) bieten.
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Im Speziellen beugen die erfindungsgemäßen Repellentien einem Befall von Phoenix-Gewächsen (Dattelpalmen) durch den Roten Palmrüssler (Rhynchophorus ferrugineus) und/oder durch den Palmenstamm-Bockkäfer (Pseudophilus testaceus) vor.
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Die Erfindung ist jedoch nicht auf einen Einsatz des erfindungsgemäßen Repellents bei den genannten Gewächsen und gegen die genannten Schädlinge beschränkt. Vielmehr kann das erfindungsgemäße Repellent bei allen Gewächsen und gegen alle tierischen Schädlinge eingesetzt werden. Auch ist ein Einsatz nicht auf Gewächse beschränkt, vielmehr kann das erfindungsgemäße Repellent auch zum Fernhalten von für Menschen oder Tiere lästigen Schädlingen eingesetzt werden. Beispielhaft sei hier die Abwehr von Stechmücken, Wespen und sonstigen unerwünschten Schädlingen genannt.
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Die Erfindung wird anhand der folgenden Beispiele näher erläutert.
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Beispiel 1
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Gemäß einer ersten bevorzugten Ausführungsform enthält die Zusammensetzung bezogen auf die zuvor genannten Bestandteile, d. h. ohne weitere Hilfsstoffe:
- - 40 bis 60 Gew.-%, bevorzugt 50 Gew.-% Wermutöl und
- - 40 bis 60 Gew.-%, bevorzugt 50 Gew.-% Absinthin
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Beispiel 2
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Gemäß einer zweiten bevorzugten Ausführungsform enthält die Zusammensetzung bezogen auf die zuvor genannten Bestandteile, d. h. ohne weitere Hilfsstoffe:
- - 30 bis 60 Gew.-%, bevorzugt 45 Gew.-% Wermutöl und
- - 30 bis 60 Gew.-%, bevorzugt 45 Gew.-% Absinthin und
- - 5 bis 15, bevorzugt ca. 10 Gew.-% Ravintsaraöl
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Beispiel 3
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Gemäß einer dritten bevorzugten Ausführungsform enthält die Zusammensetzung bezogen auf die zuvor genannten Bestandteile, d. h. ohne weitere Hilfsstoffe:
- - 30 bis 60 Gew.-%, bevorzugt 40 Gew.-% Wermutöl und
- - 30 bis 60 Gew.-%, bevorzugt 40 Gew.-% Absinthin und
- - 5 bis 15, bevorzugt ca. 10 Gew.-% Ravintsaraöl
- - 5 bis 15, bevorzugt ca. 10 Gew.-% Senföl
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Versuche
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Die vorliegende Erfindung basiert auf Versuchsreihen zur Wirksamkeit verschiedener Repellentien auf der Basis von ätherischen Ölen auf die olfaktorischen Sinne des Roten Palmrüsslers (Rhynchophorus ferrugineus)
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Versuchsaufbau
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Das für alle Versuchsreihen verwendete quaderförmige Olfaktometer (1: Ansicht des leeren Olfaktometers) ist im Wesentlichen aus geruchsneutralem Acrylglas gefertigt. Die quadratische Grundfläche und der Deckel messen 1200 × 1200 mm2, die Seitenwände haben eine Höhe von 200 mm. Der Deckel ist mit Lüftungslöchern versehen, um eine ausreichende Versorgung des Innenraums des Olfaktometers mit Sauerstoff zu gewährleisten.
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Das Olfaktometer umfasst an einer Seitenwand eine verschließbare Öffnung, an der ein Probenbehälter zur Aufnahme der zu testenden Duftstoffe anbringbar ist.
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Versuchsinsekten
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Getestet wurde das Verhalten der adulten Käfer des Roten Palmrüsslers (Rhynchophorus ferrugineus).
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Hierzu wurden weibliche und männliche Insekten aus insgesamt sieben befallenen Echten Dattelpalmen (Phoenix dactylifera) gesammelt. 3 Bäume waren zum Sammelzeitpunkt 4 Jahre, 2 Bäume 8 Jahre und 2 Bäume 15 Jahre alt. Alle diese Bäume wurden zuvor nicht mit Chemikalien oder anderen Mitteln zur Insektenabwehr behandelt.
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Insgesamt wurden von den sieben Bäumen 59 Käfer gesammelt, davon 33 weibliche Käfer und 26 männliche Käfer.
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Das Alter der 33 weiblichen Käfer lag nach Puppenstadium zwischen 78 und 145 Tagen, wobei 7 Käfer 78 Tage alt waren, 12 Käfer 97 Tage und 14 Käfer zwischen 104 und 145 Tagen alt.
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Das Alter der 26 männlichen Käfer lag nach Puppenstadium zwischen 75 und 127 Tagen, wobei 5 Käfer 75 Tage alt waren, 8 Käfer 91 Tage und 13 Käfer zwischen 100 und 127 Tagen alt.
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Testsubstanz
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Die Testsubstanz setzte sich aus gleichen Anteilen von Wermutöl (100 ml) und Absinthin (100 ml) zusammen.
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Testverfahren
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Die 59 gesammelten Käfer (33 weibliche und 26 männliche aus den genannten Altersgruppen) wurden zunächst in den Innenraum des Olfaktometers gebracht.
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Der Behälter zur Duftstoffaufnahme war zu diesem Zeitpunkt noch nicht mit der Testsubstanz befüllt.
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Die Käfer bewegten sich nach dem Einbringen in verschiedene Richtungen auf der gesamten Bodenfläche des Olfaktometers bis hin zu den Eckpunkten (2: Verteilungsmuster der Käfer vor Befüllen des Probenbehälters).
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Nachdem sich die Käfer über der gesamten Grundfläche des Olfaktometers verteilen konnten, wurde der Probenbehälter mit insgesamt 200 ml der Testsubstanz (einer Mischung aus 100 ml Wermutöl und 100 ml Absinthin) befüllt.
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Nach dem Öffnen des befüllten Probenbehälters nahmen die Käfer die Duftstoffe aus dem Probenbehälter wahr. Eine sofortige Reaktion war bei allen Käfern dahingehend zu beobachten, dass sich diese aktiv von dem Probenbehälter abwandten und sich von der Duftquelle entfernten (3: Abwenden aller Käfer von der Duftquelle (Probenbehälter)).
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Ergebnis
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Innerhalb von ca. 2 Minuten sammelten sich nahezu alle Käfer an der dem Probenbehälter gegenüberliegenden Seite, also an der Seite des Olfaktometers mit dem größten Abstand zur Duftquelle (ca. 1200 mm) (vgl. 4: Konzentration der Käfer an der der Duftquelle abgewandten Seite des Olfaktometers).
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Dieses Ergebnis zeigt, dass die Roten Palmrüssler (Rhynchophorus ferrugineus) mit ihrem olfaktorischen Sinn auf eine Zusammensetzung mit Wermutöl und Absinthin reagieren und diesen Düften ausweichen. Der beschriebene Test wurde insgesamt dreimal durchgeführt, wobei zweimal dieselben Versuchstiere genommen wurden und einmal andere Versuchstiere, aber mit der gleichen Zusammensetzung nach Alter und Geschlecht. Die Ergebnisse waren bei allen drei Versuchsreihen gleich.