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Die letzten schweren Hochwasser haben
gezeigt, dass die Erhöhung
von Deichen sowie die Errichtung von Schutzwällen mit Sandsäcken mit
sehr großem
Arbeits- und Zeitaufwand verbunden sind. Die erreichbaren Höhen bleiben
trotzdem gering, es handelt sich meistens nur um einige Dezimeter,
evtl. bis zu einem Meter zusätzlicher
Höhe (5).
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Hier sollen die flexiblen, quaderförmigen Wasserbehälter die
Effektivität
erheblich steigern sowie den Arbeitsaufwand und den Materialbedarf
an Sandsäcken
und Sand ebenso erheblich mindern.
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Der Grundgedanke ist, das überreichlich
vorhandene Wasser selbst als „Baumaterial" zu nutzen und aus
aneinandergereihten, flexiblen, quaderförmigen Wasserbehältern eine
Schutzwand zu errichten. Damit diese Schutzwand auch zwischen den
Behältern
dicht wird, sind diese an den Stirnseiten ineinander zu verzahnen.
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Ausreichend flexible und feste Materialien,
die die erforderliche Stabilität
garantieren, sind bereits vorhanden. Hinweis z.B. auf die in der
Bauindustrie verwendeten „Big
Bags", auf große (z.B.
militärische) Schlauchboote
und auf aufpumpbare Pontons.
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Die Maße dieser flexiblen, quaderförmigen Wasserbehälter müssen sich
nach der Zweckmäßigkeit richten
(Produktionsmöglichkeiten,
Handling). Es können
auch mehrere Größen in Betracht
kommen.
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A. Die Konstruktionsmerkmale
der flexiblen, quaderförmigen
Wasserbehälter
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sollen an folgendem Beispiel verdeutlicht
werden: Maße:
Querschnitt | 1
m × 1
m |
Länge | 2
m oder mehr (wenn produktionsmäßig erreichbar bis
10 m) |
Verzahnung | an
den Stirnseiten jeweils durch Nut und Feder von je ca. 20 × 20 cm |
Schlauchstutzen | Länge ca.
15 cm |
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Ausstattung:
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- 1. Beide Stirnseiten sind gleich und ineinander
verzahnbar (1 Nr.1).
- 2. An allen acht Ecken befinden sich Karabinerhaken, um die
aneinandergereihten Wasserbehälter
miteinander verbinden zu können
(1 Nr. 2).
- 3. An allen vier unteren Ecken befinden sich kurze Schlauchstutzen
mit genormten Schnellkupplungen, um die aneinander gereihten Wasserbehälter miteinander
verbinden zu können
und so bei der Befüllung
in der Behälterreihe
einen durchgehenden Wasserfluss zu ermöglichen (1 Nr. 3). Die Schlauchstutzen am Ende
der Behälterreihe
sind mit Kappen zu verschließen.
Aus den Schlauchstutzen kann das Wasser später wieder abgelassen werden.
- 4. In der Nähe
einer Ecke der Oberseite befindet sich ein Einfüllstutzen für Wasser (1 Nr. 4):
a) Der genormte Schnellverschluss
dieses Einfüllstutzens
muss abnehmbar sein, um einen genormten Feuerwehrschlauch anschließen zu können. 1n
diese Öffnung
können
auch kleinere Schläuche
für die
Befüllung
eingeführt
werden.
b) Am oder neben dem Einfüllstutzen muss ein Ventil vorhanden
sein, das die automatische Entlüftung
des Behälters
bei seiner Befüllung
mit Wasser ermöglicht
und sich bei gefülltem
Behälter
automatisch schließt.
c)
Sollen die Wasserbehälter
auch als Oelsperre verwendet werden, sind zusätzlich erforderlich: Das Entlüftungsventil
muss sich manuell schließen
lassen, damit der Behälter
aufgepumpt werden kann. Am Stutzen oder am Verschluss muss ein Ventil
vorhanden sein, über
das der Behälter
aufgepumpt werden kann.
- 5. An den Längsseiten
der Wasserbehälter
sind unten Taschen anzubringen (1 Nr.
5), in die schweres Material gefüllt
werden kann, um die Behälter
insgesamt zu beschweren und bei höherem Hochwasserstand ein Abdriften
zu verhindern.
- 6. Die Wasserbehälter
müssen
ggf. innere Verbindungen erhalten, um zu gewährleisten, dass sie bei der Befüllung mit
Wasser ihre Quaderform behalten (mit Durchlässen versehene Zwischenwand
oder gurtartige Verstrebungen) (in der Abb. nicht dargestellt).
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B. Die Verwendung der
flexiblen, quaderförmigen
Wasserbehälter
als provisorischer Hochwasserschutz
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- 1. Die Wasserbehälter werden zusammengefaltet
gelagert und bei Bedarf an der zu sichernden Stelle angeliefert.
- 2. An der zu sichernden Stelle werden sie hintereinander als
lange Reihe ausgebreitet.
- 3. (Auch ungeübte)
Helfer verbinden jeweils die Karabinerhaken und die Schlauchstutzen
miteinander.
- 4. Die Schlauchstutzen am Ende der Wasserbehälterreihe werden mit passenden
Kappen verschlossen.
- 5. In einen oder mehrere Einfüllstutzen wird Wasser gepumpt.
Durch die unteren Schlauchstutzenverbindungen verteilt sich das
Wasser auf die ganze Behälterreihe.
- 6. Durch das hohe Eigengewicht des Wassers (immerhin 1 Tonne
je Quadratmeter) wird die flexible Behälterreihe bei einer Breite
von 1 m auch auf unebenem Boden unten dicht.
- 7. Durch den Innendruck des Wassers wird die Behälterreihe
auch an den verzahnten Stirnseiten dicht.
- 8. Diese mit Wasser gefüllte
Behälterreihe
erreicht sofort eine Höhe
von einem Meter und wird durch ihr eigenes Gewicht bereits mehreren
Dezimetern zusätzlichem
Hochwasser standhalten.
- 9. Zusätzlich
können
in die unteren Taschen der flexiblen, quaderförmigen Wasserbehälter Gewichte
gelegt werden, um bei noch höherem
Hochwasser ein Abdriften zu verhindern. Diese Gewichte müssen keine Sandsäcke sein.
Es kann alles genommen werden, das schwer ist und nicht fortschwimmen
kann: Pflastersteine, Mauersteine, Betonplatten, selbst Rohre und
Dachziegel, notfalls auch das Pflaster aus dem nächsten Fußweg. Die Materialien sind
nicht verloren. Sie können
ohne Wertminderung ihrem ursprünglichen Verwendungszweck
wieder zugeführt
werden.
- 10. Nach dem Ende der Hochwassergefahr werden die als Gewicht
benutzten Materialien wieder entnommen und die unteren Schlauchstutzenverbindungen
an geeigneten Stellen geöffnet,
um das Wasser abfließen
zu lassen.
- 11. Nach Entleerung der Behälterreihe
werden alle Schlauchstutzenverbindungen und Karabinerhaken gelöst. Die
Wasserbehälter
werden einer Reinigung zugeführt
und erneut zusammengefaltet gelagert.
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C. Vorteile der flexiblen,
quaderförmigen
Wasserbehälter
gegenüber
Sandsäcken
bei der Erhöhung
von Deichen und der Errichtung von Schutzwällen:
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- 1. Mit einer LKW-Ladung zusammengefalteter
Wasserbehälter
lässt sich
bereits eine sehr große
Länge eines
zu errichtenden Schutzwalles erreichen.
- 2. Dieser Schutzwall erreicht sofort eine Höhe von 1 m.
- 3. Das „Füllmaterial
Wasser" für diesen
Schutzwall steht in übergroßer Menge
in nächster
Nähe zur
Verfügung.
- 4. Die Behälterreihe
passt sich Unebenheiten und Krümmungen
in ihrem Verlauf an und ist nach ihrer Befüllung wegen ihrer Flexibilität, ihres
Gewichtes und ihres inneren Druckes sofort dicht, sowohl zum unebenen
Boden hin als auch zwischen den verzahnten Stirnseiten.
- 5. Um ein Abdriften der Wasserbehälter bei höherem Hochwasser zu vermeiden,
können
alle schweren Baustoffe als Gewicht verwendet werden, die von Baufirmen,
Baustofthändlern
und städtischen
Bauhöfen angeliefert
werden. Auf Sandsäcke,
geeigneten Sand und das arbeitsaufwändige Befüllen und Stapeln der Säcke kann
bei der Deicherhöhung
und bei der Errichtung von Schutzwällen verzichtet werden.
- 6. Bei ausreichend festem Material sind die flexiblen, quaderförmigen Wasserbehälter auch
geeignet, um sofort eine Höhe
von 2 m zu erreichen. Hierzu werden zwei Reihen Wasserbehälter nebeneinander
gelegt und mit den Karabinerhaken miteinander verbunden. Eine dritte
Reihe Wasserbehälter
wird in der Mitte obenauf platziert. Die Wasserbehälter können an
den Karabinerhaken zusätzlich
mit Seilen verankert werden. Bei dieser Anordnung wird der Vorteil
der flexiblen, quaderförmigen
Wasserbehälter
gegenüber
Sandsäcken
ganz besonders deutlich. (4)
- 7. Nach dem Ende der Hochwassergefahr ergeben sich beim Abbau
des Schutzwalles aus flexiblen, quaderförmigen Wasserbehältern weitere
erhebliche (Kosten-)Vorteile gegenüber den Sandsäcken. Die
als Gewicht verwendeten Baustoffe werden ihrem ursprünglichen
Verwendungszweck wieder zugeführt,
sind also nicht zu „entsorgen". Der volumenmäßig große „Füllstoffanteil", nämlich das
zur Befüllung
der Wasserbehälter
verwendete Wasser, wird in den Fluss zurückgeleitet. Der Abtransport
großer
Sandmengen entfällt.
- 8. Die Wasserbehälter
selbst werden gereinigt und zur Wiederverwendung auf Lager genommen.
- 9. Die flexiblen, quaderförmigen
Wasserbehälter
sind nicht nur für öffentliche
Stellen interessant (Feuerwehren, Deichverbände, Behörden usw.), sondern auch für Firmen,
Geschäfts-
und Privatleute, die damit schnell Eingänge, Kellerfenster usw. in
Eigenleistung verschließen
können.
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D. Zeit- und Kostenaufwand
bei Verwendung der flexiblen, quaderförmigen Wasserbehälter gegenüber der Verwendung
von Sandsäcken
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Erfahrungswerte liegen noch nicht
vor. Es werden Schätzungswerte
anhand einer Modellrechnung dargestellt. Als Beispiel soll ein Schutzwall
von 60 m Länge
und 1 m Höhe
aufgebaut werden:
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Aufbau mit flexiblen,
quaderförmigen
Wasserbehältern
von 1m × 1m
Querschnitt und 2 m Länge:
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Benötigt werden 30 zusammengefaltete
Wasserbehälter,
anzuliefern mit einem Kleintransporter.
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2 Helfer breiten die Behälter aus
und legen sie hintereinander, Zeitaufwand je Behälter 2 Minuten, insgesamt eine
Stunde.
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2 weitere Helfer verbinden die Karabinerhaken
und Schlauchstutzen miteinander, sie benötigen ebenfalls jeweils 2 Minuten,
sind praktisch gleichzeitig mit den beiden anderen Helfern fertig.
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Mit Pumpen ausgestattetes Personal
(Feuerwehr, THW) schließt
gleichzeitig an mehrere Behälter Schläuche an.
Sie beginnen nach vollständiger
Verbindung dieser Behälterreihe
(nach 1 Stunde) mit dem Pumpen und befüllen die Behälterreihe
mit Wasser, Zeitaufwand bei einer Pumpleistung von 20001 je Minute eine
halbe Stunde.
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Ergebnis: Mit Hilfe eines kleinen
LKW, leistungsstarker Wasserpumpe, 30 leeren Wasserbehältern, 4 Helfern
und Pumpenbedienpersonal kann innerhalb von 1 ½ Stunden ein 60 m langer
und 1 m hoher Schutzwall errichtet werden. Während dieser gleichen Zeit
können
die Wasserbehälter
von weiteren Helfern auch mit Gewichten (z.B. Pflastersteinen) beschwert
werden.
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Wird die Anzahl der Helfer und der
Pumpleistung vervielfacht, vervielfacht sich entsprechend auch die Länge des
Schutzwalls während
der gleichen Zeit.
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Aufbau mit Sandsäcken, dreieckiger
Querschnitt, Basis 2 m, Höhe
1 m:
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Die Sandsäcke sollen höchstens
10 kg wiegen, der Einfachheit halber werden diese mit 101 Volumen gleichgesetzt.
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Benötigt werden 6.000 Sandsäcke und
60 Kubikmeter Sand,
anzuliefern mit mehreren großen Lastzügen,
eine
große
Anzahl von Helfern muss diese 6000 Sandsäcke füllen,
eine weitere große Anzahl
von Helfern muss diese 6000 Sandsäcke von den LKW an die „Baustelle" weiterreichen,
die
nächste
Helfergruppe muss diese 6000 Sandsäcke auf eine Höhe von 1
m und eine Länge
von 60 m stapeln.
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Ergebnis: Der Aufwand an Material,
an Helfern und vor allem auch an Zeit ist gegenüber der Verwendung von flexiblen,
quaderförmigen
Wasserbehältern
ganz erheblich größer.
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Vergleich
des Materialbedarfs und des Aufwandes für einen 60 m – Schutzwall
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E. Die Verwendung der
flexiblen, quaderförmigen
Wasserbehälter
als Oelsperre
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- 1. Die flexiblen, quaderförmigen Wasserbehälter sind
schwimmfähig,
wenn sie nur teilweise mit Wasser gefüllt und ansonsten aufgepumpt
werden.
- 2. Wie beim Hochwasserschutz werden sie zunächst in Reihe miteinander verbunden
und die oberen, an den Einfüllstutzen
befindlichen Entlüftungsventile
geschlossen.
- 3. Sodann wird die Behälterreihe
teilweise aufgepumpt und zu Wasser gelassen. Die noch teilweise
zusammengefallene Behälterreihe
schwimmt. Durch die unteren Schlauchstutzenverbindungen verteilt
sich die eingepumpte Luft auf alle Behälter.
- 4. Anschließend
wird so viel Wasser in die Behälter
gefüllt,
dass die ganze Behälterreihe
eine stabile Lage erhält,
z.B. 50 cm unter Wasser und 50 cm über Wasser.
- 5. Die Behälterreihe
wird dann so ausgerichtet, dass sie gegenüber dem abzuschirmenden Öl eine Barriere bildet.
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Vorteile der flexiblen, quaderförmigen Wasserbehälter gegenüber den
als Ölsperre
bisher verwendeten Schlängelleitungen:
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- 1. Durch die Gesamthöhe von 1 m, davon ca. 50 cm
unter Wasser und 50 cm über
Wasser, erreicht diese aus flexiblen, quaderförmigen Wasserbehältern bestehende Ölsperre
eine höhere
Wirksamkeit als die üblichen Ölsperren,
weil sie nicht so leicht überspült oder
unterspült
werden kann.
- 2. Durch ihre Flexibilität
macht die teilweise mit Wasser gefüllte Behälterreihe alle Wellenbewegungen
mit.
- 3. Durch ihren „Tiefgang", durch ihr Eigengewicht
aufgrund der teilweisen Wasserbefüllung sowie durch ihre Breite
von 1 m wird die Behälterreihe
nicht so leicht aus ihrer Lage verschoben, weder durch Wellen noch durch
Wind.
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F. Die Verwendung der
flexiblen, quaderförmigen
Wasserbehälter
für weitere
Zwecke
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Als schwimmende Behälter, wie
für die
Oelsperre beschrieben, können
die flexiblen, quaderförmigen Wasserbehälter zum
Beispiel auch verwendet werden
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- 1. als Behälterreihe,
um vor einem oder um ein Gebäude
einen schwimmenden Gürtel
zu bilden, der die Fassade vor leichtem bis mittelschwerem Treibgut
schützt,
- 2. als Floß,
z.B. für
Rettungsmaßnahmen,
indem entsprechend viele Behälter
hinter- und nebeneinander mit den Karabinerhaken verbunden werden,
- 3. als Basis für
eine Behelfsbrücke,
indem entsprechend viele Behälter
hinter- und nebeneinander mit den Karabinerhaken verbunden werden.
Die Behälter
können
an den Karabinerhaken zusätzlich
mit Seilen verankert werden.