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Die vorliegende Erfindung betriff
ein Kugelgelenk, insbesondere ein Kugelgelenk für starke Lagerbelastungen.
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Standard-Kugelgelenke bestehen üblicherweise
aus einem Gehäuse,
einer Kugelschale aus Kunststoff einem Gleitmittel wie z.B. Fett,
einem Kugelzapfen und einem Abdichtsystem, im Allgemeinen in Form
eines Dichtungsbalgs.
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Bei hohen Belastungen wie z.B. einer
starken Druckbeanspruchung des Lagers oder einer hohen Betriebstemperatur
neigt eine Kugelschale aus Kunststoff zu einer Formveränderung
durch Kriechen des Kunststoffmaterials. Der Kriechprozess ist nicht nur
von der Betriebstemperatur und der mechanischen Belastung der Kugelschale
abhängig,
sondern wird auch von der Wandstärke
der Kugelschale beeinflusst. Allgemein gilt, je dicker eine Kugelschale ist,
desto wahrscheinlicher ist eine Formveränderung der Kugelschale durch
Kriechen des Kunststoffmaterials bei hoher Belastung. Kriecht das
Material der Kugelschale zu stark, kommt es zum Spiel im Kugelgelenk
verbunden mit einem starken Anstieg des Materialverschleißes an der
Gelenkfläche.
Standard-Kugelgelenke mit Vollkunststoffschalen sind daher nur bei
relativ geringen Druckbelastungen im Bereich der Gelenkfläche, sogenannten
Flächenpressungen,
und bei moderaten Temperaturen einsetzbar.
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Für
Einsatzanforderungen mit höheren
Flächenpressungen
und höheren
Betriebstemperaturen werden daher Kugelgelenk-Systeme mit sehr dünnen Kunststoff
Kugelschalen bevorzugt.
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In der Patentschrift
DE 41 08 219 C2 wird daher
ein Verfahren zur Herstellung eines Kugelgelenks vorgeschlagen,
demzufolge der Kugelkopf eines Kugelzapfens mit einem gute Gleiteigenschaften
aufweisenden Kunststoff beschichtet, und die beschichtete Kugeloberfläche anschließend mit
einem Fasergeflecht ummantelt wird. Der beschichtete und ummantelte
Kugelkopf wird sodann in einer Gehäuseform positioniert und der
Freiraum zwischen dem aufgebrachten Fasergeflecht und der Gehäuseform
mit einem Zweikomponenten-Kunststoff so ausgefüllt, dass er das an der Oberfläche der
beschichteten Gelenkkugel anliegende Fasergeflecht in sich einbettet. Die
Fasern des Fasergeflechts müssen
hierbei entsprechend den Hauptbelastungsrichtungen des Kugelgelenks
ausgerichtet sein, womit die Herstellung der Faserummantelung mit
einigem Aufwand verbunden ist.
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Das in der Offenlegungsschrift
DE 31 27 710 A1 offenbarte
Verfahren zum Herstellen eines Kugelgelenks beschichtet den Kugelkopf
dagegen mit einem Schmiermittel bevor über den beschichteten Kugelkopf
eine verlorene Schalung aus einem synthetischen Werkstoff aufgetragen
wird. Der so präparierte Kugelkopf
wird anschließend
in einer Form für
das Gelenkgehäuse
positioniert und schließlich
wird der freie Raum zwischen dem präparierten Kugelkopf und der
Form mit einem synthetischen Werkstoff zur Ausbildung des Gelenkgehäuses ausgefüllt. Die
das Schmiermittel ummantelnde verlorene Schalung kann dabei aus
einem, zu einer dünnen
Folie erstarrenden Kunststoff bestehen. Gemäß dem Verfahren muss die Verarbeitungstemperatur
des Kunststoffs unterhalb des Tropfpunkts des verwendeten Schmiermittels
liegen, da sich sonst die Innenfläche der Kugelschale an konkave
Abweichungen des Kugelkopfs von der sphärischen Form angleichen könnte. In
der Folge würden
hohe Gelenkmomente verbunden mit einem schnellen Verschleiß des Gelenks erzeugt.
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Es ist daher Aufgabe der vorliegenden
Erfindung ein einfaches Verfahren zur Herstellung eines Kugelgelenks
mit geringen Gelenkmomenten anzugeben, wobei das Kugelgelenk für hohe mechanische
Belastungen bzw. Flächenpressungen
und hohe Betriebstemperaturen ausgelegt ist.
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Diese Aufgabe wird gemäß den in
den unabhängigen
Ansprüchen
beanspruchten Merkmalen gelöst.
Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in den jeweiligen
Unteransprüchen
definiert.
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Die erfindungsgemäße Aufgabe wird hierbei durch
ein Verfahren zur Herstellung eines Kugelgelenks mit einem Kugelzapfen
bestehend aus einem Gelenkzapfen mit einem einseitig angebrachten
oder angeformten, im Wesentlichen sphärisch ausgebildeten Kugelkopf,
einer Lagerschale, einer vorgeformten Kunststoff Folie als dünnwandige
Kugelschale mit einer den Kugelkopf zumindest teilweise umschließenden Gelenkfläche und
einem zwischen der Oberfläche
des Kugelkopfs und der Gelenkfläche
der dünnwandigen
Kugelschale eingebrachten Gleitmittel, mit folgenden Verfahrensschritten
gelöst:
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- a) Befüllen
der dünnwandigen
Kugelschale mit dem Gleitmittel,
- b) Einführen
des Kugelkopfs des Kugelzapfens in die mit Gleitmittel befüllte dünnwandige
Kugelschale,
- c) Einbringen des gemäß Verfahrensschritt
b) mit der dünnwandigen
Kugelschale versehenen Kugelkopfs in ein Gehäuse,
- d) Auffüllen
zumindest eines Teils des freien Raumes zwischen der dünnwandigen
Kugelschale und des Gehäuses
mit einem Werkstoff zur Bildung der Lagerschale.
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Die Verwendung einer vorgeformten
Kunststoff Folie als dünnwandige
Kugelschale gestattet die Konstruktion eines Kugelgelenks für hohe Flächenpressungen,
da ein Kriechen des Kunststoffmaterials und eine damit verbundene
Verformung der Geometrie der Gelenkfläche bei dünnen Kunststoff Folien ausgeschlossen
ist. Da die dünnwandige
Kugelschale aus einer bereits vorgeformten Kunststoff Folie besteht,
entfällt
die Notwendigkeit den Tropfpunkt des Gleitmittels auf die Verarbeitungstemperatur
der Kunststoff Folie abzustimmen. Gleitmittel wie Kunststoff Folienwerkstoff
können
daher frei, entsprechend den zu erzielenden Belastungsanforderungen
des Kugelgelenks ausgewählt
werden.
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Die als dünnwandige Kugelschale verwendete
vorgeformte Kunststoff Folie kann kostengünstig durch Tiefziehen eines
einseitig oder beidseitig offenen Kunststoffschlauchs geformt werden.
Für eine einfache
Montage weist die vorgeformte Kunststoff Folie die Form einer Kappe
mit einer Öffnung
auf, wobei der Boden der Kappe im Wesentlichen sphärisch konvex
geformt ist, sodass eine an die sphärische Geometrie des Kugelkopfs
angepasste Gleitfläche entsteht,
die eine gute Beweglichkeit des Gelenks mit geringen Momenten garantiert.
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Eine lange Lebensdauer des Kugelgelenks kann
durch Bereitstellen eines Gleitmittel-Reservoirs im Bereich der Gelenkfläche erreicht
werden. Vorteilhaft weist daher die vorgeformte Kunststoff Folie
im Bereich der Gelenkfläche
zumindest eine Kammer zur Aufnahme eines Gleitmittel-Reservoirs
auf. Insbesondere bei Verwendung eines beidseitig offenen Kunststoffschlauchs
zur Herstellung der vorgeformten Kunststoff Folie wird die Kammer
zur Aufnahme des Gleitmittel-Reservoirs in wirtschaftlicher Weise durch
Abbinden und/oder Verschweißen
eines Endes eines dünnwandigen
Kunststoffschlauchs gebildet. Das Abbinden kann beispielsweise mit
einem Gummiring mit geringem Innendurchmesser erfolgen.
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Bei vielen Verwendungsarten eines
erfindungsgemäßen Kugelgelenks
entstehen die höchsten
mechanischen Belastungen und damit die höchsten Flächenpressungen an der Gelenkfläche im Äquatorialbereich
des Gelenks. In einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden
Erfindung wird daher die vorgeformte Kunststoff Folie mit einer
Kammer zur Aufnahme eines Gleitmittel-Reservoirs im Äquatorialbereich
der Gelenkfläche
ausgebildet.
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Nach längerer Nichtbenutzung oder
bei extremen mechanischen Belastungen ist nicht immer garantiert,
dass die Oberfläche
des Kugelkopfs mit Gleitmittel versehen ist. Ein Festkörperkontakt
zwischen dem Kugelkopf und der dünnwandigen
Kugelschale kann daher im Betrieb nicht ausgeschlossen werden. Neben
einer chemischen Beständigkeit
gegenüber
den verwendeten Gleitmitteln muss daher das Material der Kunststoffschale
auch bei Festkörperkontakt
gute Reibeigenschaften aufweisen, damit der Verschleiß des Kugelgelenks äußerst gering
gehalten wird. Vorteilhaft wird daher die vorgeformte Kunststoff
Folie für
die dünnwandige
Kugelschale aus einem Thermoplast, einem Elastomer, einem thermoplastischen
Elastomer oder einer Kombination zumindest zweier dieser Werkstoffe
hergestellt.
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Die Lebensdauer eines Kugelgelenks
kann durch das Eindringen von Schmutzpartikeln in den Raum zwischen
der dünnwandigen
Kugelschale und dem Kugelkopf deutlich herabgesetzt werden. Die Öffnung der
vorgeformten Kunststoff Folie ist daher in einer bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung als Dichtungsbalg ausgeführt.
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Die Lagerschale eines Kugelgelenks
muss alle darin auftretenden Kräfte
aufnehmen, ohne dass eine Verformung der Gelenkfläche bewirkt
wird. Zur Bildung der Lagerschale wird daher bevorzugt ein duroplastischer
Werkstoff verwendet der auch unter hohen Lasten nicht zum Fließen neigt.
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Zum Einstellen eines definierten
Gelenkmoments wird das Gehäuse
des Kugelgelenks vorteilhaft gegen die Lagerschale umgeformt oder
verspannt.
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Ein erfindungsgemäßes Kugelgelenk kann beispielsweise
für die
Realisierung von Radaufhängungen
oder Lenkgestängen
in Kraftfahrzeugen verwendet werden.
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Im Folgenden wird die Erfindung anhand
von Ausführungsformen
näher erläutert, wobei
auf folgende Zeichnungen Bezug genommen wird:
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1a zeigt
eine erste Ausführungsform
eines erifndungsgemäßen Kugelgelenks.
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1b zeigt
zwei Varianten einer erfindungsgemäßen Ausführungsform einer vorgeformten
Kunststoff Folie.
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2a zeigt
eine zweite Ausführungsform eines
erfindungsgemäßen Kugelgelenks.
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2b zeigt
eine dritte Ausführungsform
eines erfindungsgemäßen Kugelgelenks.
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3a zeigt
eine Ausführungsform
eines erfindungsgemäßen Kugelgelenks
für das
Einstellen eines definierten Gelenkmoments.
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3b zeigt
eine alternative Ausführungsform
eines erfindungsgemäßen Kugelgelenks
zum Einstellen eines definierten Gelenkmoments.
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Die Bezugszeichen voneinander verschiedener
aber äquivalenter
Elemente weisen die selbe Ziffer gefolgt von einem die Ausführungsform
kennzeichnenden Buchstaben auf.
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In der 1a ist
eine erste Ausführungsform eines
erfindungsgemäßen Kugelgelenks 1 dargestellt.
Das Kugelgelenk 1 besteht aus einem Kugelzapfen 2,
der in einer dünnwandigen
Kugelschale 7 gelagert ist und einer Lagerschale 5,
die zumindest den durch die Lagerkräfte beanspruchten Teil der dünnwandigen
Kugelschale 7 trägt.
Der Kugelzapfen 2 kann einteilig oder zweiteilig ausgeführt sein.
Er besteht aus einem Gelenkzapfen 3 und einem im Wesentlichen
sphärisch
ausgebildeten Kugelkopf 4 an einem Ende des Gelenkzapfens 3.
Bei einem einteiligen Kugelzapfen 2 ist der Kugelkopf 4 an
den Gelenkzapfen 3 angeformt, bei einem zweiteiligen Kugelzapfen 2 werden
der Gelenkzapfen und der Kugelkopf 4 in getrennten Herstellungsverfahren
geformt und dann zu einem Kugelzapfen 2 verbunden.
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Im erfindungsgemäßen Kugelgelenk 1 ist
der Kugelkopf 4 des Kugelzapfens 2 von einem Gleitmittel 9 umgeben.
Das Gleitmittel 9 trennt die Oberfläche des Kugelkopfs 4 von
der inneren Fläche
einer dünnwandigen
Kugelschale 7. Die Form der inneren Fläche der dünnwandigen Kugelschale 7 ist
im Wesentlichen sphärisch,
wobei nur konvexe Abweichungen von der sphärischen Form, also insbesondere keine
konkaven Abweichungen in Richtung des Zentrums der Sphäre zugelassen
sind. Die Bedingung der im Wesentlichen sphärischen Form der dünnwandigen
Kugelschale 7 gilt nur für den als Gelenkfläche 8 genutzten
Bereichs der inneren Oberfläche der
dünnwandigen
Kugelschale. Als Gelenkfläche 8 ist
derjenige Teil der Kugelschale 7 zu verstehen, der die
Gelenkkräfte
zwischen dem Kugelkopf 4 und der Kugelschale 7 überträgt.
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Die Lagerschale 5 wird von
einem Gehäuse 10 umgeben.
In dem Gehäuse 10 kann
eine Nut vorgesehen werden, die zur Befestigung eines Dichtungsbalgs 15 dient.
Der Dichtungsbalg 15 schließt den Gelenkraum oberhalb
des Kugelkopfs gegen den Gelenkzapfen 3 ab. Er verhindert
das Eindringen von Staub- bzw. anderen Partikeln oder auch von Feuchtigkeit
in das Innere des Kugelgelenks 1.
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Erfindungsgemäß wird eine vorgeformte Kunststoff
Folie 6, wie z.B. in der 1b dargestellt, als
dünnwandige
Kugelschale 7 verwendet. Die vorgeformte Kunststoff Folie 6 kann
mit einem der bekannten Herstellungsverfahren gefertigt werden.
Vorzugsweise wird sie aus einem einseitig oder auch zweiseitig offenen
Kunststoffschlauch durch Tiefziehen gefertigt. Hierbei ist darauf
zu achten, dass die Dicke der vorgeformten Kunststoff Folie 6 im
Bereich der späteren
Gelenkfläche 8 genügend dünn ist,
sodass es unter den Belastungsbedingungen des fertigen Kugelgelenks 1 zu
keinem Kriechen des Kunststoffmaterials kommen kann.
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Alternativ zum Fertigen der vorgeformten Kunststoff
Folie 6 aus einem einseitig oder beidseitig offenen Kunststoffschlauch
kann diese auch durch Tiefziehen aus einer flächigen Kunststoff Folie gewonnen
werden.
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In der 1b sind
zwei Beispiele einer vorgeformten Kunststoff Folie 6 dargestellt.
Die Kunststoff Folie des Beispiels i) ist beispielsweise aus einem
einseitig offenen Kunststoffschlauch oder einer flächigen Kunststoff
Folie durch Tiefziehen hergestellt. Die vorgeformte Kunststoff Folie 6 des
zweiten Beispiels ii) wird aus einem beidseitig offenen Kunststoffschlauch
geformt. Das untere Ende kann mit einem Gummiring 20 oder
durch Verschweißen
verschlossen werden. Die vorgeformte Kunststoff Folie 6 besitzt
eine Öffnung 11 für das Einführen des
Kugelkopfs 4 und einen Boden 12, dessen sphärische Krümmung an
den Durchmesser des Kugelkopfs angepasst ist.
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Vorteilhaft werden bei einem Kugelgelenk 1 in
oder nahe den Bereichen der zu erwartenden größten mechanischen Belastung
Gleitmittel-Reservoirs 14 bzw. 14a gebildet. Zu
diesem Zweck werden in der vorgeformten Kunststoff Folie 6 Kammern 13 oder 13a bzw. 13b ausgeformt.
Bei axialer Belastung des Kugelgelenks 1 treten die größten Flächenpressungen
im Bereich der Polfläche,
d.h. dem kugelkopfseitigen Ende des Kugelzapfens 2 auf.
Vorteilhaft wird daher in der unteren Mitte des Bodens der vorgeformten
Kunststoff Folie 6 eine konvexe Kammer 13 zur
Aufnahme eines Gleitmittel-Reservoirs 14 ausgebildet. Bei
Verwendung eines beidseitig offenen Kunststoffschlauchs für das Formen
einer Kunststoff Folie 6a gemäß dem Beispiel ii) der 1b entsteht durch das Verschweißen des
bodenseitigen Endes oder das Abbinden dieses Endes mit einem Verschlussgummiring 20 automatisch
eine entsprechende Kammer 13b zur Aufnahme eines polseitigen Gleitmittel-Reservoirs 14.
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Bei vielen Anwendungsfällen für Kugelgelenke 1 treten
die größten mechanischen
Belastungen der Gelenkfläche
und damit die höchsten
Flächenpressungen
im Äquatorialbereich
der Kugelgelenkfläche
auf. Daher werden vorteilhaft auch in diesem Bereich Kammern 13a in
der vorgeformten Kunststoff Folie 6 ausgebildet. Um den
gesamten äquatorialen Bereich
der Gelenkfläche
mit einem Gleitmittel-Reservoir auszustatten, kann die äquatoriale
Kammer 13a zur Bildung eines äquatorialen Gleitmittel-Reservoirs 14a torusförmig ausgestaltet
werden. Es ist jedoch auch möglich,
mehrere konvexe Ausbuchtungen der Kunststoff Folie im äquatorialen
Bereich der Gelenkfläche
vorzusehen.
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Für
eine Verwendung als dünnwandige
Kugelschale 7 beträgt
die Wandstärke
der vorgeformten Kunststoff Folie typischerweise 0,1 mm oder weniger. Bei
Verwendung von Werkstoffen mit geringer Kriechneigung können jedoch
auch höhere
Wandstärken
vorgesehen werden. Generell sind die Wandstärken der vorgefertigten Kunststoff
Folie 6 bzw. 6a jedoch dünn genug um ohne Faltenbildung
am oberen, dem Gelenkzapfen 3 zugewandten Teil des Kugelgelenks
wie auch am Gelenkzapfen selbst angelegt zu werden.
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In den in der 1b dargestellten Beispielen einer vorgeformten
Kunststoff Folie 6 und 6a ist der Durchmesser
dieser Folie oberhalb des äquatorialen Bereichs
der Gelenkfläche
konstant und in etwa gleich dem Durchmesser des Kugelkopfs 4 selbst.
Alternativ hierzu kann auch im Bereich oberhalb der Äquatorialebene
die sphärische
Form des Kugelkopfs in der vorgeformten Kunststoff Folie 6 fortgeführt werden,
sodass die Öffnung
in etwa dem Durchmesser des Übergangs
zwischen Kugelkopf 4 und Gelenkzapfen 3, dem Durchmesser
des Gelenkzapfens selbst oder einem geringeren Wert entspricht.
Ist die Öffnung 11 enger
als der Durchmesser des Kugelkopfs, so wird diese beim Einpressen
des Kugelkopfs 4 in die vorgeformte Kunststoff Folie 6 kurz
gedehnt, zieht sich dann aber oberhalb des Kugelkopfs wieder auf
ihre ursprünglichen
Größe zurück und schmiegt
sich dabei eventuell an den Gelenkzapfen an.
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Im Folgenden werden die Grundzüge des erfindungsgemäßen Verfahrens
zur Herstellung eines erfindungsgemäßen Kugelgelenks erläutert. In
einem ersten Schritt wird eine vorgeformte Kunststoff Folie 6 oder 6a,
beispielsweise eine vorgeformte Kunststoff Folie gemäß einem
der Beispiele i) oder ii) der 1b oder
einer der oben beschriebenen Arten einer vorgeformten Kunststoff
Folie, mit einem Gleitmittel befüllt.
Die Füllmenge
des Gleitmittels 9 ist so bemessen, dass der Raum zwischen
der äußeren Oberfläche des
Kugelkopfs und zumindest der als Gelenkfläche 8 genutzte Teil
der inneren Oberfläche des
aus der vorgeformten Kunststoff Folie 6 oder 6a gefertigten
dünnwandigen
Kugelschale vom Gleitmittel ausgefüllt wird. Insbesondere garantiert
die Füllmenge
des Gleitmittels 9 ein Befüllen der durch die Kammern 13 oder 13a sowie
eventuell 13b in der Kugelschale gebildeten Gleitmittel-Reservoire 14 und 14a.
Als Gleitmittel können
Schmiermittel auf Kalzium- oder Lithium-Seifenbasis, Molybdändisulfid,
Silikon oder Schmierfette verwendet werden.
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Im Anschluss an das Befüllen der
vorgeformten Kunststoff Folie 6 oder 6a mit einem
Gleitmittel wird der Kugelzapfen 2 mit dem Kugelkopf 4 voraus in
die vorgeformte Kunststoff Folie 6 oder 6a gedrückt. Das
in der Kunststoff Folie befindliche Gleitmittel verteilt sich hierbei über den
Berührungsbereich
zwischen der äußeren Oberfläche des
Kugelkopfs 4 und der inneren Oberfläche der vorgeformten Kunststoff
Folie 6 bzw. 6a. Ist die Kunststoff Folie 6 oder 6a nicht
bereits so ausgeformt, dass sie sich beim Eindrücken des Kugelzapfens 2 um
den Kugelkopf 4 und ggf. um den, an den Kugelkopf 4 anschließenden,
unteren Teil des Gelenkzapfens 3 schließt, so kann sie mit Hilfe eines
ersten Gummirings 16, wie in der 1a dargestellt, an den Kugelzapfen 2 angeformt
werden. Die der äußeren Oberfläche des
Kugelkopfs 4 gegenüberliegende
innere Oberfläche 8 der
aus der vorgeformten Kunststoff Folie 6 nach diesem Verfahrensschritt
hergestellten dünnwandigen Kugelschale 7 bildet
die Gelenkfläche,
definiert als Trag- und Verschleißfläche zwischen Kugelkopf 4 und
Lagerschale 5 des erfindungsgemäßen Kugelgelenks 1.
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Im nächsten Schritt wird der Kugelzapfen 2 mit
der befüllten
dünnwandigen
Kugelschale 7 in einem Gehäuse 10 positioniert.
Der freie Raum zwischen der äußeren Oberfläche der
dünnwandigen Kugelschale 7 und
der inneren Oberfläche
des Gehäuses 10 wird
nachfolgend mit einem Werkstoff zur Bildung einer Lagerschale 5 soweit
ausgefüllt,
dass die vorgegebene Beweglichkeit des Kugelzapfens 2 gegeben
ist und die Gelenkfläche 8 im
mechanisch belasteten Bereich unterstützt wird.
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An der Grenzfläche zwischen dem durch die Lagerschale 5 abgestützten Teil
und dem freien Teil der Kugelschale 7 kann ein zweiter
Gummiring 17 eingesetzt oder eingegossen werden, der ein
Verschieben der Kugelschale 7 in der Lagerschale 5 verhindert.
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Als Werkstoff für die Bildung einer Lagerschale 5 kann
z.B. ein duroplastischer Werkstoff, beispielsweise ein Harz, verwendet
werden. Das Harz wird in den Zwischenraum zwischen Kugelschale 7 und
Gehäuse 10 gegossen
und härtet
dort zur Bildung der Lagerschale 5 aus. Um hohe Festigkeiten und
einen geringen thermischen Ausdehnungskoeffizienten zu erhalten,
kann das Harz beispielsweise mit Fasern versetzt sein. Das Gehäuse 10 kann
im Anschluss an das Ausfüllen
entfernt werden oder aber zur Bildung einer äußeren Wandung der Lagerschale
an dieser verbleiben.
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Zur Herstellung der Lagerschale eignen
sich generell Werkstoffe, die auch bei größeren mechanischen Belastungen
formstabil bleiben. Insbesondere eignen sich hierfür duroplastische
Kunststoffe wie beispielsweise Epoxid-Polyesterharze, aber auch glasfaserverstärkte Pressmassen
oder Metalle mit niedrigem Schmelzpunkt.
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Wie bereits zuvor erwähnt, kann
es unter extremen Belastungen oder nach Zeiten längerer Nichtbelastung eines
Kugelgelenks zu einem Festkörperkontakt
zwischen dem Kugelkopf 4 und der Gelenkfläche 8 der
dünnwandigen
Kugelschale 7 kommen. In diesem Fall muss das Material
der Kugelschale gute Reibeigenschaften garantieren. Unter guten Reibeigenschaften
werden insbesondere eine geringe Reibzahl sowie ein geringer Materialverschleiß bei Festkörperkontakt
verstanden. Die Kriechfestigkeit der Kugelschale 7 wird
bereits durch die Konstruktion des erfindungsgemäßen Kugelgelenks mit einer
geringen Wandstärke
der Kugelschale 7 erreicht. Die Abstützung der Kugelschale gegenüber den
mechanischen Belastungen des Kugelgelenks erfolgt durch die Lagerschale 5.
Weitere Anforderungen an das Material der Kugelschale 7 sind
die chemische Beständigkeit
gegenüber
dem Gleitmittel 9 und den Stoffen, denen das Kugelgelenk 1 in
den jeweiligen Einsatzgebieten ausgesetzt ist, sowie eine Beständigkeit
gegenüber
den im Betriebsfalle auftretenden Temperaturen.
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Als Materialien zur Herstellung der
dünnwandigen
Kugelschale 7 und damit zur Herstellung der vorgeformten
Kunststoff Folie 6 bzw. 6a eigenen sich daher
insbesondere Werkstoffe wie beispielsweise Thermoplaste, Elastomere,
thermoplastische Elastomere oder eine Kombination von zumindest
zweier dieser Werkstoffe. Insbesondere können Materialen wie Polyoximethylen
(POM), thermoplastisches Polyurethan (TPU), Polyamid, Polytetrafluorethylen,
Polyvinylchlorid-Acetat-Copolymer oder Polyethylen als Werkstoffe
zur Herstellung der Kugelschale 7 verwendet werden.
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Alternativ zu der in der 1a dargestellten Verwendung
eines separaten Dichtungsbalgs 15 zur Abdichtung des Kugelgelenks
gegenüber
schädlichen
Umwelteinflüssen
kann der Dichtungsbalg auch als integrale Fortsetzung der Kugelschale 7a bzw. 7b ausgebildet
werden. Beispiele entsprechender Ausführungen sind in den 2a und 2b dargestellt.
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In der Ausführungsform 1a der 2a ist der Dichtungsbalg 15a so
in die Kugelschale 7a integriert, dass die Kugelschale
oberhalb des Ansatzes zwischen Gelenkzapfen 3 und Kugelkopf 4 dicht
an den Gelenkzapfen 3 anschließt. Vorteilhaft wird hierbei
die Kugelschale 7a aus einem thermoplastischen Elastomer
hergestellt. Für
eine erhöhte
Abdichtkraft wird der Durchmesser der Öffnung 11 der Kugelschale 7a kleiner
gewählt
als der Durchmesser des Gelenkzapfens 3 und der Randabschluss
der Öffnung verdickt
ausgeführt.
Die Verdickung kann durch entsprechende Bearbeitung des Öffnungsrandes
erzeugt werden, oder durch Einarbeiten eines Gummirings in die Kunststoff
Folie. Statt der Verwendung eines separaten zweiten Gummirings 17 zur
Fixierung der Kugelschale in der Lagerschale 5 kann eine
Verrutsch-Sicherung 17 auch in Form einer Wandstärkenverdickung
an der entsprechenden Stelle erzielt werden. Die in der 2a dargestellte Ausführung eines
Dichtungsbalgs 15a schützt
die Gelenkfläche 8 vor
dem Eindringen von Partikeln oder Feuchtigkeit und beugt damit einem
frühzeitigen
Verschleiß des Kugelgelenks
vor.
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Soll der obere Teil des Kugelgelenks 1b vor einem
Zugriffgeschützt
werden, ist eine zwiebelförmige
Ausführungsform
eines mit der Kugelschale 7b integrierten Dichtungsbalgs 15b vorzuziehen.
Die Wandstärke
des Dichtungsbalgs kann hierbei variabel gestaltet werden, wobei
eine dünnere
Wandstärke
an Stellen, die eine hohe Flexibilität und eine höhere Wandstärke an Stellen,
die eine hohe mechanische Stabilität erfordern, verwendet wird.
Die Abdichtung des Dichtungsbalgs erfolgt wie zuvor erwähnt oder
kann, wie in der 2b gezeigt
auch mit einem separaten Gummiring 21 hergestellt werden.
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Die bisher vorgestellten Ausführungsformen eines
erfindungsgemäßen Kugelgelenks 1, 1a und 1b betreffen
Hochleistungs-Kugelgelenke mit geringen Momenten. Einige Anwendungsfälle benötigen jedoch
Kugelgelenke mit definierten Momenten. Hierunter sind Kugelgelenke
zu verstehen, bei denen ein bestimmtes Moment aufgewendet werden
muss, um den Kugelzapfen 2 um das Zentrum des Kugelkopfs 4 zu
kippen. Die Einstellung des Moments erfolgt mittels der Einstellung
einer bestimmten Flächenpressung
an der Gelenkfläche 8.
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Das in der 3a dargestellte Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen Kugelgelenks 1c zeigt
ein Gehäuse 10,
dessen obere Kante 19 eingerollt wird, um den vom Material
der Lagerschale 5 ausgefüllten Raum einzuengen bzw.
Druck auf die Lagerschale 5 auszuüben.
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Auf die Unterseite der Lagerschale 5 wird durch
Eindrücken
eines Rings 18 ebenfalls ein entsprechender Druck ausgeübt. Die
damit auf die Lagerschale 5 ausgeübte Spannung erhöht den Druck im
Bereich der Gelenkfläche 8 und
damit das Moment des Kugelgelenks 1c.
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Alternativ hierzu kann das Einstellen
eines bestimmten Moments, z.B. entsprechend einer Vorgabe auf 1-3
Nm, 5 Nm oder dergleichen auch durch Umlegen der Oberkante 19 eines
Gehäuses 10,
wie in der 3b dargestellt,
erfolgen. Diese Ausführungsform 1d eignet
sich insbesondere für
Kugelgelenke, die ein Montagegewinde im unteren Bereich des Kugelgelenks
vornehmlich in einer unteren Öffnung
des Gehäuses 10 aufweisen.
Die Innenwand des Gehäuses 10 folgt
dabei in grober Näherung
der Geometrie der Kugelschale, sodass die Wandstärke der Lagerschale 5 nur
minimal variiert. Durch Eindrücken
der Oberkante 19 des Gehäuses 10 kann dabei ein
Druck auf die Lagerschale 5 ausgeübt werden, der sich aufgrund
der relativ gleichförmigen
Wandstärke
der Lagerschale 5 gleichmäßig auf die Gelenkfläche 8 überträgt.
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Dieses, mit Bezug auf die Darstellungen
der 3a und 3b beschriebene Nachspannen
der Lagerschale 5 zum Erzielen eines definierten Moments des
Kugelgelenks 1c bzw. 1d kann sowohl vor, während oder
nach der Aushärtung
des zur Bildung der Lagerschale 5 in das Gehäuse 10 eingebrachten
Materials erfolgen.
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- 1,
1a, 1b, 1c, 1d
- Kugelgelenk
- 2
- Kugelzapfen
- 3
- Gelenkzapfen
- 4
- Kugelkopf
- 5
- Lagerschale
- 6,
6a
- Kunststoff
Folie
- 7,
7a, 7b
- Kugelschale
- 8
- Gelenkfläche
- 9
- Gleitmittel
- 10
- Gehäuse
- 11
- Öffnung der
Kunststoff Folie
- 12
- Boden
der Kunststoff Folie
- 13,
13a, 13b
- Kammer
- 14,
14a
- Gleitmittel-Reservoir
- 15,
15a, 15b
- Dichtungsbalg
- 16
- erster
Gummiring
- 17
- zweiter
Gummiring
- 18
- Ring
- 19
- obere
Gehäusekante
- 20
- Gummiring
- 21
- separater
Gummiring