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Die Erfindung betrifft ein Zwei-
oder Dreiradfahrzeug mit einer das Vorderrad aufnehmenden Gabel,
die mit einer Rahmenstruktur gelenkig verbunden ist, einem über die
Gabel hinausragenden Vorderbau und mit einer mit der Rahmenstruktur
verbundenen Abstützeinrichtung
zum Abstützen
des Aufsassen im Brustbereich.
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Bei bekannten Zwei- oder Dreiradfahrzeugen
dieser Bauart ist die Abstützeinrichtung
an der Rahmenstruktur, vorzugsweise am Tank des Fahrzeugs befestigt.
Die Abstützeinrichtung
kann so ausgebildet sein, dass sie ständig wirksam ist, wie z. B. ein
Tankaufsatz, oder dass sie erst bei einem Unfall wirksam wird, wie
z. B. ein Airbag oder eine schwenkbare Prallplatte. Wenn das Fahrzeug
auf ein Hindernis prallt, dann stützt sich der Aufsasse infolge
der Massenträgheit
mit dem Oberkörper
an der Abstützeinrichtung
ab. Auf die Abstützeinrichtung
wird daher eine in Fahrtrichtung wirkende Kraft ausgeübt, während von
dem Hindernis auf das Vorderrad des Fahrzeugs eine entgegen der
Fahrtrichtung wirkende Kraft ausgeübt wird. Diese beiden zueinander
entgegengesetzten Kräfte
ergeben in Verbindung mit dem vom Abstand zwischen der Achse des
Vorderrades und der Mitte der Abstützeinrichtung definierten Hebelarm
ein Drehmoment. Wegen dieses Drehmoments besteht die Gefahr, dass
sich das Fahrzeug beim Anprall an ein Hindernis hochstellt. Der
oder die Aufsassen werden zwar beim Primäranstoß durch die Abstützeinrichtung
geschützt,
beim Sturz auf die Straße
aus größerer Höhe können sie
aber weitere Verletzungen erleiden. Das auf das Fahrzeug ausgeübte Drehmoment
kann sogar zu einem Über schlag des
Fahrzeugs führen.
In diesem Fall besteht die Gefahr, dass der oder die Aufsassen zwischen
dem Fahrzeug und dem Hindernis eingequetscht werden. Um das bei
einem Aufprall auf das Fahrzeug ausgeübte Drehmoment zu verringern,
bestünde
die Möglichkeit,
den Vorderbau so weit nach vorne zu verlängern, dass er gleichzeitig
mit dem Vorderrad auf das Hindernis aufprallt. Durch diese Maßnahme könnte der
Hebelarm und damit das auf das Fahrzeug ausgeübte Drehmoment zwar erheblich
verringert werden, durch die Verlängerung des Vorderbaus würde die
Linienführung
des Fahrzeugs aber in einer nicht hinnehmbaren Weise beeinträchtigt werden.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, das
Zwei- oder Dreiradfahrzeug der eingangs genannten Art dahingehend
weiterzubilden, dass das bei einem Aufprall gegen ein Hindernis
ausgeübte Drehmoment
verringert wird, ohne die Linienführung des Fahrzeugs zu beeinträchtigen.
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Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe dadurch
gelöst,
dass hinter dem Vorderrad an der Rahmenstruktur ein Ablenkelement
angebracht ist, an dem das Vorderrad bei einer Verdrängung nach
hinten zur Anlage gelangt, wobei die von dem Ablenkelement auf das
Vorderrad ausgeübte
Abstützkraft eine
seitwärts
gerichtete Komponente hat.
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Wenn das Vorderrad gegen ein Hindernis prallt,
dann wird es unter plastischer Verformung der Gabel und/oder des
Steuerkopfes nach hinten verdrängt,
bis es an dem Ablenkelement zur Anlage gelangt. Da die von dem Ablenkelement
auf das Vorderrad ausgeübte
Abstützkraft
eine seitwärts
gerichtete Komponente hat, wird ein Lenkeinschlag erzwungen, d.
h. es kommt zu einer Schrägstellung
des Vorderrades. Durch diese Schrägstellung des Vorderrades wandert
dessen vorderster Punkt nach hinten, so dass er mit dem Vorderbau
des Fahrzeugs vertikal fluchtet. Da der vertikale Abstand zwischen
dem Vorderbau und dem Schwerpunkt der Abstützeinrichtung verhältnismäßig klein
ist, ergibt sich nur ein kleines Drehmoment, das zum Aufstellen
des Fahrzeugs nicht ausreicht.
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Die seitwärts gerichtete Komponente der
von dem Ablenkelement auf das Vorderrad ausgeübten Abstützkraft kann durch die äußere Form
oder durch den inneren Aufbau des Ablenkelements erzielt werden.
In dem ersten Fall ist vorgesehen, dass der dem Vorderrad zugekehrte
Bereich des Ablenkelements eine seitwärts geneigte Abstützfläche hat,
während
in dem zweiten Fall vorgesehen ist, dass dieser Bereich des Ablenkelements
durch seitwärts
geneigte Streben abgestützt
ist. Bei der ersten Alternative drückt die Abstützfläche des
Ablenkelements das Vorderrad zur Seite, während das Ablenkelement bei
der zweiten Alternative unter Verformung der geneigten Streben seitwärts verlagert
wird und dabei das Vorderrad mitnimmt.
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Zwei Ausführungsbeispiele der Erfindung sind
in der Zeichnung dargestellt und werden nachfolgend näher erläutert. Es
zeigt:
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1 eine
schematische Seitenansicht eines Motorrades,
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2 einen
horizontalen Schnitt durch ein Ablenkelement bzw. eine Draufsicht
auf das Vorderrad unmittelbar vor und nach dem Aufprall auf ein Hindernis,
und
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3 in
größerem Maßstab einen
horizontalen Schnitt durch ein abgewandeltes Ablenkelement und einen
Bereich des Vorderrades.
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1 ist
eine schematische Darstellung eines Motorrades, wobei der Einfachheit
halber nur das Vorderrad 1, das Hinterrad 2, die
Gabel 3, die Rahmenstruktur 4, der Tank 5 und
die Sitzbank 6 gezeigt sind. Die Gabel 3 ist in
bekannter Weise über
einen Steuerkopf 7 mit der Rahmenstruktur 4 gelenkig
verbunden. Ein Rückhaltesystem
für einen
Aufsassen 8 umfaßt
eine Abstützeinrichtung 9.
Bei der am Tank 5 befestigten Abstützeinrichtung 9 kann
es sich um einen Körper
handeln, der ständig
die in 1 gezeigte Form
hat, oder um einen Airbag, der erst bei einem Unfall aufgeblasen
wird. Das in 1 gezeigte
Motorrad umfaßt
ferner einen nur schematisch dargestellten Vorderbau 10,
bei dem es sich um eine an der Rahmenstruktur 4 abgestützte Scheinwerfereinheit oder
ein Prallelement mit oder ohne Verkleidung handeln kann.
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Wie aus 2 hervorgeht,
ist hinter dem Vorderrad 1 ein Ablenkelement 11 angeordnet.
Das Ablenkelement 11 kann ein gesondertes Bauteil sein, das
an der Rahmenstruktur 4 befestigt ist, es kann aber auch
mit der Rahmenstruktur einstückig
ausgebildet sein. Wesentlich ist, dass das Ablenkelement 11 eine
seitwärts
geneigte Abstützfläche für das Vorderrad 1 hat.
Das gezeigte Abstützelement 11 besitzt aus
optischen Gründen
einen die Abstützfläche verdeckenden
Vorsprung.
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Wenn das Motorrad, wie in 1 und 2 gezeigt, bei einem Unfall gegen ein
Hindernis prallt, dann wird es zwangsläufig abgebremst, bzw. verzögert. Falls
die Abstützeinrichtung 9 aus
einem Airbag besteht, dann wird der zugeordnete Gasgenerator gezündet, um
den Airbag aufzublasen. Der Aufsasse 8 bewegt sich infolge
der Massenträgheit
zunächst mit
unveränderter
Geschwindigkeit nach vorne, bis er auf die von dem Airbag oder einem
dauerhaften Körper
gebildete Abstützeinrichtung 9 prallt.
Unter der von dem Hindernis auf das Vorderrad ausgeübten Kraft
kommt es zu einer Verformung der Gabel 3 und/oder des Steuerkopfes 7.
Das Vorderrad 1 wird daher nach hinten verdrängt, bis
es an der geneigten Abstützfläche des
Ablenkelements 11 zur Anlage gelangt. Infolge der Neigung
der Abstützfläche hat
die von dieser auf das Vorderrad ausgeübte Abstützkraft eine seitwärts gerichtete
Komponente. Infolge dieser seitwärts
gerichteten Kraftkomponente wird das Vorderrad 1 seitwärts verdrängt, d.
h. die Lenkung wird eingeschlagen. Wegen dieser Verdrehung des Vorderrades 1 wandert
dessen vorderster Punkt nach hinten, so dass er mit dem Vorderbau 10 vertikal fluchtet.
Das Motorrad prallt daher mit seinem Vorderbau 10 gegen
das Hindernis. Wie aus 1 hervorgeht,
ist der Abstand zwischen der auf den Vorderbau 10 ausgeübten Bremskraft
und der auf die Abstützeinrichtung 9 vom
Aufassen 8 ausgeübten Trägheitskraft
wesentlich kleiner als der Abstand zwischen der Achse des Vorderrades 1 und
der Abstützeinrichtung.
Das von der Abstützkraft
und der Trägheitskraft
bewirkte Drehmoment ist daher zu gering, um das gefährliche
Aufstellen des Motorrades zu bewirken.
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Das in 3 in
einem horizontalen Querschnitt gezeigte abgewandelte Ablenkelement 11' ist als
Hohlkörper,
ausgebildet wobei der dem Vorderrad 1 zugekehrte Bereich 12 durch
seitwärts
geneigte Streben oder Stege 13 abgestützt ist. Ein zu den Stegen 13 entgegengesetzt
geneigter Steg 14 ist schlanker ausgebildet oder auf andere
Weise geschwächt. Wenn
das Vorderrad 1 bei einem Aufprall gegen ein Hindernis
nach hinten gedrängt
wird, so dass es an dem Ablenkelement 11' zur Anlage gelangt,
dann wird dieses verformt. Genauer gesagt, der an dem Vorderrad 1 anliegende
Bereich 12 des Ablenkelements 11' wird nach hinten
gedrückt
und gleichzeitig seitwärts
verlagert, weil die geneigten Streben oder Stege 13 verschwenkt
werden. Infolge der Seitwärtsbewegung
des Bereichs 12 des Ablenkelements 11' wird das
daran anliegende Vorderrad 1 gleichfalls seitwärts bewegt,
bzw. geschwenkt. Es tritt daher der gleiche Effekt wie bei der Ausführungsform
nach den 1 und 2 ein, dass der vorderste
Punkt des Vorderrades 1 nach hinten wandert und mit dem
Vorderbau 10 vertikal fluchtet.
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- 1
- Vorderrad
- 2
- Hinterrad
- 3
- Gabel
- 4
- Rahmenstruktur
- 5
- Tank
- 6
- Sitzbank
- 7
- Steuerkopf
- 8
- Aufsasse
- 9
- Abstützeinrichtung
- 10
- Vorderbau
- 11
- Ablenkelement
- 11'
- Ablenkelement
- 12
- Bereich
von 11'
- 13
- Streben
- 14
- Steg