Das monomere Glykoprotein CD4 ist das charakteristische
Zelloberflächenmolekül von Helfer T-Lymphozyten. Es hat ein Molekulargewicht von 55
kDa und besteht aus einer extrazellulären Region, einem hydrophoben
transmembranösen sowie einem zytoplasmatischen Teil. Humanes CD4
wird nicht nur auf menschlichen Helfer T-Lymphozyten exprimiert, sondern
in geringerer Dichte auch auf T-Lymphozyten-Vorläufern im Knochenmark
und im Thymus. Beim Menschen tragen auch Monozyten, Makrophagen,
dendritische Zellen und eosinophile Granulozyten das CD4-Molekül [Marsh
& Pelchen-Matthews, 1996]. Das humane CD4-Gen ist auf dem kurzen
Arm des Chromosoms 12 lokalisiert [Isobe et al., 1986].
Das CD4-Molekül wird aufgrund seiner vier Immunglobulin-ähnlichen
extrazellulären Domänen (D1-D4) der Immunglobulinsuperfamilie zugeordnet
[Maddon et al., 1985]. Die aminoterminale Domäne 1 (D1) besitzt eine
ähnliche Struktur wie eine variable Immunglobulindomäne. Gemeinsam mit
Domäne 2 (D2) bildet sie eine starre Struktur mit 60 Ångstrom Länge. Die
Domänen D1 und D2 sind über ein flexibles Gelenk mit den Domänen D3
und D4 verbunden.
Wichtigster natürlicher CD4-Ligand sind Klasse-II-Moleküle des
Haupthistokompatibilitätskomplexes (major histocompatibility complex, MHC) auf
sogenannten Antigen-präsentierenden Zellen (APZ). Dabei handelt es sich
um spezialisierte Zellen des Immunsystems, die antigene Strukturen
aufbereiten und diese für Immunantworten erkennbar machen. Die
extrazellulären Domänen D1 und D2 des CD4-Moleküls assoziieren hauptsächlich mit
nicht-polymorphen Regionen der 2-Kette des MHC-Klasse-II-Moleküls
[Clayton et al., 1989; Cammarota et al., 1992]. Möglicherweise ist auch
die a2-Kette des MHC-Klasse-II-Moleküls (MHC-II) für die Interaktion mit
CD4 bedeutsam [Vignali et al., 1996].
Über ihre D1-Domänen können CD4-Moleküle miteinander assoziieren,
wodurch funktionelle Oligomere entstehen, die den T-Zellrezeptor
(TZR)/MHC-II-Peptid-Komplex stabilisieren und die Effizienz der
Signaltransduktion erhöhen [Li et al., 1998]. Über die proximalen Domänen D3 und D4
kann CD4 auch mit dem TZR/CD3-Komplex assoziieren [Vignali et al.,
1996]. Das CD4-Molekül verstärkt die Antigen-spezifische Stimulation von
T-Zellen während der Interaktion des TZR mit dem
Antigenpeptid-präsentierenden MHC-II. Das CD4-Corezeptor-System ermöglicht somit nicht nur
eine Erhöhung der Antigen-Sensitivität, sondern auch die Aufrechterhaltung
der hohen Antigen-Spezifität [König et al., 1996].
CD4 ist aktiv an der Signaltransduktion in die T-Lymphozyten beteiligt.
Seine zytoplasmatische Domäne ist nicht-kovalent mit einer
T-zellspezifischen Protein-Tyrosinkinase (p56lck) der sogenannten src-Familie assoziiert
[Veilette et al., 1988]. Der proximale Teil der zytoplasmatischen
CD4-Domäne interagiert über Cysteinreste mit der N-terminalen Region der p56lck
[Turner et al., 1990].
Weitere natürliche CD4-Liganden für humanes CD4 sind das gpl2O des
humanen Immundefizientvirus (HIV), das chemotaktische Zytokin IL-16
sowie Immunglobuline. Die Bindungsstellen für gpl2O und MHC-II sind
nicht identisch, liegen jedoch nah beieinander und überlappen teilweise.
HIV gpl2O bindet hauptsächlich an die D1 Domäne des CD4-Moleküls
[Clayton et al., 1989]. Die Infektion von CD4+-Zellen mit HIV führt zum
Verlust der CD4-Expression auf der Zelloberfläche [Hoxie et al., 1986a].
Dadurch wird die Fähigkeit infizierter Zellen, mit MHC-II der APZ zu
interagieren, eingeschränkt, und das Fortschreiten der Erkrankung begünstigt.
Chronische und chronisch-rezidivierende Entzündungen treten im
Zusammenhang mit vielen Erkrankungen auf bei denen das Immunsystem von
Bedeutung ist. Von chronisch rezividierenden Entzündungen können
unterschiedliche Organe bzw. Gewebe betroffen sein. Im Gegensatz zu akuten
Entzündungen akkumulieren in den Entzündungsherden grundsätzlich
qualitativ andere Zelltypen. Diese können anhand spezifischer
Oberflächenmoleküle identifiziert werden. Eines dieser Moleküle ist das humane
CD4-Molekül, das unter anderem auf Helfer-T-Lymphozyten, Monozyten,
Makrophagen, dendritischen Zellen und eosinophilen Granulozyten in
unterschiedlicher Stärke exprimiert wird. Diese Zellen, insbesondere die
T-Lymphozyten, stellen eine wesentliche Population chronischer
Entzündungszellen dar.
Bestimmte monoklonale Antikörper können das humane CD4-Molekül
hochspezifisch erkennen, an dessen Proteinstruktur binden und somit
human-CD4 exprimierende Zellen in der Entzündung hochspezifisch binden.
Unter physiologischen Bedingungen liegen diese Entzündungszellen in
einem inaktiven Differenzierungszustand vor und folgen charakteristischen
Wanderungs- und/oder Verteilungsmustern in primären und sekundären
lymphatischen Organen sowie dem zirkulierenden Blut.
Außerdem können sich aus human-CD4-tragenden Zellen Tumorzellen
entwickeln, die Anlaß für die Entstehung von malignen oder benignen
Tumorerkrankungen geben. Bei bestimmten Tumorerkrankungen, z. B.
bestimmten Lymphomen, kann dabei die Expression des humanen
CD4-Moleküls erhalten bleiben.
Die qualitative und quantitative Erfassung CD4-exprimierender Zellen ist
daher eine etablierte immundiagnostische in vitro-Methode. Während die
flusszytometrische Analyse eine mengenmässige Erfassung im Peripherblut
ermöglicht, können mit immunhistologischen Verfahren ex vivo, d. h., nach
Biopsie verdächtiger Gewebe, ihre lokalen Verteilungsmuster analysiert
werden.
Beide Methoden sind jedoch nicht in der Lage, eine objektive Aussage zu
Wanderungs- und/oder Verteilungsmustern der T-Helferzellen im lebenden
Organismus bzw. zur möglichen Akkumulation und deren Ausmaß in
erkrankten Geweben/Organen zu liefern. Das hat folgende Ursachen:
- 1. Peripherblut enthält mit maximal 5% einen nur begrenzt
repräsentativen Anteil aller human-CD4-exprimierenden Zellen des Körpers;
- 2. in jedem Individuum bestehen beträchtliche Variabilitäten in den
Zahlen peripherer human-CD4-exprimierender Zellen von Tag zu Tag;
- 3. die peripheren human-CD4-exprimierenden Zellanzahlen ermöglichen
keineswegs die Identifizierung und die Lokalisierung räumlich
begrenzter Akkumulationen in chronischen Entzündungsherden oder die
Lokalisierung entarteter human-CD4-exprimierender Zellen in
Tumoren;
- 4. die Wahrscheinlichkeit, dass eine Biopsie den für die Diagnostik
entscheidenden Bereich eines Entzündungsherdes oder Tumors oder
einer Metastase trifft, ist nur gering;
- 5. aus dem Biopsiematerial kann nicht auf die tatsächliche räumliche
Ausdehnung des Entzündungsgebietes oder des Tumors oder der
Metastase geschlossen werden; und
- 6. eine Verlaufs- bzw. Therapiekontrolle ist nur durch wiederholte
Biopsien möglich und bringt eine erhebliche Belastung für den
Betroffenen mit sich.
US 6,146,614 beschreibt ein Verfahren zur Bestimmung der
Lymphozytenverteilung und -wanderung in Säugern unter Verwendung von bildgebenden
Verfahren und die Verwendung dieser Bestimmungen zur Diagnose des
Verlaufs verschiedener Krankheiten sowie zum Überwachen der Antwort
auf verschiedene Therapien für solche Erkrankungen und zum Identifizieren
von Arzneimitteln zur Behandlung dieser Erkrankungen. Die Beispiele der
US 6,146,614 betreffen die Verwendung von monoklonalen Anitkörpern
gegen Maus-CD4-Antigen. Ein Beispiel betrifft die Verwendung eines
solchen Antikörpers zur Markierung von menschlichen Zellen. Dieses
Beispiel steht jedoch in Widerspruch zu der allgemein bekannten Tatsache,
dass es keine Kreuzreaktivität zwischen humanem CD4 und murinem CD4
gibt. Beispiel 7 der vorliegenden Anmeldung zeigt daher einen
entsprechenden Vergleichsversuch, aus dem klar hervorgeht, dass der in US 6,146,614
beschriebene Antikörper gegen murines CD4 keine Kreuzreaktionen zu
humanem CD4 aufweist. Das in US 6,146,614 beschriebene Verfahren
eignet sich daher nicht zur Bestimmung des Verteilungs- und
Wanderungsmusters von CD4-tragenden Zellen in menschlichen Individuen.
Aufgrund der oben beschriebenen Beschränkungen der herkömmlichen
diagnostischen Methoden besteht eine dringende Notwendigkeit für ein
Verfahren zur nicht-invasiven Bestimmung der Wanderungs- und/oder
Verteilungsmuster und der Akkumulation von Entzündungszellen und
Tumorzellen, die CD4-Oberflächenmoleküle tragen, sowie ihrer Redistribution
bzw. Auflösung unter Therapiebedingungen (Therapiekontrolle).
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde die vorstehend
beschriebenen Nachteile des Standes der Technik zu überwinden. Insbesondere ist es
Aufgabe der Erfindung, die Wanderungs- und/oder Verteilungsmuster von
human-CD4-exprimierenden Zellen in menschlichen Individuen unter
Vermeidung invasiver diagnostischer Maßnahmen bestimmen zu können.
Einer weitere Aufgabe der Erfindung ist es, sicher, effektiv und einfach die
Wanderungs- und/oder Verteilungsmuster von human-CD4-exprimierenden
Zellen in Patienten mit (Verdachts-)Diagnose auf
chronisch-inflammatorische Erkrankungen, Infektionserkrankungen oder Tumorerkrankungenoder
den Verlauf einer immunsupressiven Therapie nach einer Transplantation in
menschlichen Individuen zu bestimmen.
Eine weitere Aufgabe der Erfindung ist es, die Unterscheidung chronischer
Entzündungsherde, wie bei Autoimmunerkrankungen, und akuter
Entzündungen, wie infektionsbedingter Entzündungen, basierend auf der
Erkenntnis zu ermöglichen, dass in chronischen Entzündungsinfiltraten mehr Zellen
mit besagtem Oberflächenantigen vorliegen als in akuten
Entzündungsinfiltraten. So sind in der chronisch entzündeten Synovialmembran bei
rheumatoider Arthritis vermehrt CD4-exprimierende Zellen nachweisbar. Das
CD4/CD8-Verhältnis ist hier 2- bis 7-fach gegenüber dem des Peripherbluts
erhöht [Immunology of rheumatic diseases. Hrsg. S. Gupta & N. Talal.
Plenum Medical Book Company, New York und London, 1985]. Darüber
hinaus hat die antigenspezifische Aktivierung von Helfer-T-Lymphozyten
eine deutliche Steigerung der CD4-Oberflächenexpression zur Folge
[Ridgeway et al., 1998, J. Immunology 161: 714-720].
Eine weitere Aufgabe der Erfindung ist es, die Lokalisierung und die
Bestimmung der räumlichen Ausdehnung und der Intensität von
Entzündungsherden bei Autoimmunerkrankungen zu ermöglichen sowie den Verlauf von
Autoimmunerkrankungen oder den Einfluss von therapeutischen
Maßnahmen bei Autoimmunerkrankungen zu beurteilen.
Eine weitere Aufgabe der Erfindung ist es, sicher, effektiv und einfach
Tumore, die humanes CD4 exprimieren, beziehungsweise deren Metastasen
in menschlichen Individuen mit (Verdachts-)Diagnose auf maligne und
benigne Erkrankungen des hämatopoetischen Systems zu lokalisieren, die
räumliche Ausdehnung von human-CD4-tragenden Tumoren
beziehungsweise deren Metastasen zu bestimmen und den Verlauf von
Tumorerkrankungen (Verlaufskontrolle) und therapeutischen Maßnahmen bei
Tumorerkrankungen (Therapiekontrolle) zu beurteilen.
Erfindungsgemäß werden diese Aufgaben gelöst durch die Verwendung
eines markierten Liganden mit Spezifität für das humane CD4-Molekül zur
Herstellung eines Diagnostikums zur Analyse von Wanderungs- und/oder
Verteilungsmustern von bestimmten Zellpopulationen, die
human-CD4-tragende Zellen umfassen, in menschlichen Individuen.
Die räumliche Lage bzw. Anordnung human-CD4-tragender Zellen in
Zellpopulationen im menschlichen Organismus wird im Sinne der vorliegenden
Erfindung als Verteilungsmuster bezeichnet. Die Lage oder Anordnung
human-CD4-exprimierender Zellen betrifft deren Verteilung in den eigenen
Geweben oder in eingebrachten fremden Geweben und synthetischen
Materialien bzw. deren Anordnung an den Grenzflächen besagter fremder
Gewebe und synthetischer Materialien. Die Verteilung
human-CD4-tragender Partikel entsteht nach deren Verabreichung in den menschlichen
Organismus. Die Verteilungsmuster können sowohl für den gesamten
Organismus als auch für Teile des Organismus bestimmt werden.
Für die human-CD4-tragenden Partikel kann das humane CD4-Molekül in
rekombinanten Produktionssystemen hergestellt werden (recCD4). Mit
recCD4 können dann geeignete Träger unterschiedlicher Größe beschichtet
werden. Trägermaterialien können Kunststoffpartikel sein, aber auch
Gebilde, die von Membranen umschlossen sind und im Inneren therapeutisch
aktive Substanzen enthalten. So kann das humane CD4-Molekül als
Erkennungsstruktur (guide) an Trägern oder Partikeln oder Vesikeln, wie z. B.
Liposomen, angebracht werden, um diese z. B. gefüllt mit
pharmakologischen Substanzen an Zielzellen heranzubringen, die wiederum Moleküle
tragen, die mit CD4 interagieren. Bei diesen Molekülen handelt es sich um
Mitglieder der MHC-Klasse-II-Antigene (beim Menschen HLA-Klasse-II-
Antigene), die auf verschiedenen Körperzellen exprimiert sind, wie z. B.
Monozyten, Makrophagen, dendritische Zellen, B-Zellen, und auf einer
Reihe weiterer Zellen unter Einwirkung von Milieufaktoren, wie z. B.
bestimmte Zytokine, aufreguliert werden können. Da die Heraufregulierung
der MHC-Klasse-II-Moleküle in Zusammenhang mit Pathogeneseprozessen
gebracht wird, ergibt sich die Möglichkeit, human-CD4-geleitet
pharmakologisch wirksame Substanzen in bestimmte Gewebezonen zu dirigieren. CD4-
tragende Partikel können beispielsweise für die Auffindung komplementärer
Strukturen, z. B. für das Oberflächenprotein gp120 von HIV, eingesetzt
werden und eine lokale Anreicherung von antiviralen Wirkstoffen
vermitteln. Es ist jedoch auch denkbar, Anti-CD4-Antikörper oder
Antikörperfragmente als molekulare "guides" an Partikel, Moleküle oder Vesikel zu
binden, die dann in CD4-tragende Gewebebezirke dirigiert werden.
Unter Wanderungsmuster der human-CD4-tragenden Zellen bzw. Partikel
im Sinne der vorliegenden Erfindung wird die Bewegung der
human-CD4-tragenden Zellen oder Partikel im menschlichen Organismus,
einschließlich seiner Gewebe und des peripheren Blutes verstanden. Die
Wanderung der human-CD4-tragenden Zellen oder Partikel kann für den
gesamten Organismus oder bestimmte Teile oder Organe desselben
bestimmt werden.
Human-CD4-exprimierende Zellen im Sinne der vorliegenden Erfindung
können Monozyten, Makrophagen, dendritische und Langerhans-Zellen,
eosinophile Granulozyten und Helfer-T-Lymphozyten umfassen. In
bestimmten Fällen sind diese Zellen in der Zusammensetzung von entzündlichen
Infiltraten bei Autoimmunerkrankungen, Infektionserkrankungen, malignen
Erkrankungen oder bei Transplantationen bzw. Implantationen enthalten. In
weiteren Fällen sind diese Zellen in ihrer Regulation verändert (entartet),
dass sie Tumoren bilden. Weitere Fälle betreffen Komplikationen nach
Transplantation von Organen oder Gewebe oder nach Implantation
synthetischer Ersatzstoffe. Gemeint sind Komplikationen die zum Verlust des
Tranplantates oder Implantates führen können (immunologische
Abstoßungsreaktionen).
Eine Substanz/Verbindung, die spezifisch mit CD4-tragenden Zellen
interagieren kann, wird im Sinne der vorliegenden Erfindung als Ligand
bezeichnet. Ein Ligand kann z. B. mit bestimmten Molekülen, die auf der Oberfläche
von Zellen exprimiert werden oder auf der Oberfläche von Partikeln
befestigt sind, interagieren, in diesem Fall mit CD4-Molekülen. Der Ligand kann
jede beliebige Substanz oder Verbindung mit der Eigenschaft sein,
ausschließlich oder weit überwiegend mit dem CD4-Oberflächenmolekül zu
interagieren und an dieses zu binden.
Das erfindungsgemäß verwendbare Diagnostikum umfasst einen markierten
hochaffinen Liganden mit Spezifität für das humane CD4-Molekül.
Der markierte Ligand ist vorzugsweise ausgewählt aus der Gruppe,
bestehend aus Antikörpern, Antikörperfragmenten, rekombinanten Antikörpern,
rekombinanten Antikörperfragmenten, synthetischen Peptiden mit hoher
Affinität zu dem CD4-Oberflächenantigen, Peptidomimetika,
Kohlenhydraten und Glykoproteinen. Besonders bevorzugt erkennt der markierte Ligand
ein Epitop in der D1-Domäne des humanen CD4-Moleküls.
Insbesondere bevorzugt sind Antikörper, Antikörperfragmente,
rekombinante Antikörper und/oder rekombinante Antikörperfragmente, wobei
monoklonale Antikörper oder monoklonale Antikörperfragmente oder davon
abgeleitete Antikörper oder Antikörperfragmente besonders bevorzugt sind.
Weiterhin können die Antikörper, Antikörperfragmente, rekombinanten
Antikörper oder rekombinanten Antikörperfragmente bevorzugt eine der in
SEQ ID NO. 1 bis SEQ ID NO. 6 gezeigten Sequenzen erkennen und daran
binden. Besonders bevorzugt erkennen die Antikörper,
Antikörperfragmente, rekombinanten Antikörper oder rekombinanten Antikörperfragmente das
Konformationsepitop (Fig. 2) des humanen CD4 und binden daran. Die
Antikörper, Antikörperfragmente oder rekombinanten Antikörper oder
rekombinanten Antikörperfragmente können Anti-CD4-Antikörper sein.
Insbesondere bevorzugt erfindungsgemäß verwendbar sind
Antikörperfragmente.
Liganden können polyklonale oder monoklonale Antikörper sein, wobei
monoklonale Antikörper bevorzugt sind, insbesondere der monoklonale
Antikörper Max.16H5. Gesamte Antikörper können allerdings immunogen
sein und nach Verabreichung in einen menschlichen Organismus gegen sich
selbst gerichtete Immunreaktionen induzieren. Da kleinere Liganden
weniger immunogen sind, sind diese bevorzugte Liganden.
Als kleinere Liganden sind Antikörperfragmente, wie F(ab')2, Fab', oder
Fab bevorzugt. Besonders bevorzugt ist ein
Anti-human-CD4-Fab'-Fragment, insbesondere das des monoklonalen Antikörpers Max.16H5.
Ein Beispiel für einen kleineren Liganden ist OKT3 (Orthoklon). Orthoklon
ist ein monoklonaler Anti-human-CD3-Antikörper, der durch
Maushybridomzellen gebildet wird und von Ortho Pharmaceutical beispielsweise zur
Behandlung von immunologischen Abstoßungsreaktionen nach
Transplantationen verwendet wird. Andere monoklonale Antikörper oder
Antikörperfragmente, z. B. gegen humanes CD4, können in an sich bekannter Weise
unter Verwendung der Hybridomtechnik hergestellt werden.
Als Ligand können auch solche Antikörper oder Antikörperfragmente
verwendet werden, die mit rekombinanten Methoden in Mikroorganismen
hergestellt werden, wie Einzelketten-Antikörper, beispielsweise single chain
Fv (scFv), antikörperähnliche Strukturen, beispielsweise Minibodies, und
weitere Fragmente, die spezifisch an ein Oberflächenmolekül, wie humanes
CD4 (human-CD4) binden können, beispielsweise rekombinante Antikörper.
Weiterhin können als Ligand Proteine, Glykoproteine, Peptide,
Peptidomimetika, aliphatische und zyklische Kohlenwasserstoffverbindungen und
Aptamere verwendet werden, die mit hoher Spezifität an ein
Oberflächenmolekül, wie humanes CD4, binden. Peptidomimetikum bezeichnet eine
Verbindung, die kein Peptid ist, diesem aber in Bezug auf wichtige
Eigenschaften, wie Größe und Ladungsverteilung, ähnelt. Ein Aptamer ist eine
DNA- oder RNA-Struktur mit hoher Affinität zu besagten
Oberflächenmolekülen, z. B. zu humanem CD4.
Die Markierung des Liganden kann durch jedes Markierungsmolekül, das die
zeitliche und räumliche Lokalisierung des markierten Liganden mit
Verfahren der medizinischen Bildgebung ermöglicht, erfolgen.
Der markierte Ligand ist vorzugsweise ausgewählt aus der Gruppe,
bestehend aus Gamma-Emittern, Positronen-Emittern, magnetischem Material,
Dichtekontrastmaterial und Mischungen davon.
Der markierte Ligand kann ein Gamma-Emitter sein, der ein oder mehrere
Radioisotope umfasst, ausgewählt aus der Gruppe, bestehend aus
Indium-111, Technetium-99m, Technetium-99, Jod-132, anderen
Radioisotopen für medizinisch bildgebende Verfahren und deren Mischungen. Das
Radioisotop ist besonders bevorzugt Technetium-99m oder Indium-111.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform ist der markierte Ligand ein
Positronen-Emitter, der ein oder mehrere Isotope umfasst, ausgewählt aus
der Gruppe, bestehend aus Fluor-18, Kohlenstoff-11, Jod-124, anderen
Isotopen für medizinisch bildgebende Verfahren und deren Mischungen.
Der markierte Ligand kann in einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
ein magnetisches Material umfassen, ausgewählt aus der Gruppe,
bestehend aus paramagnetischen Substanzen, wie Gadolinium,
superparamagnetischen Substanzen, hydratisierten Eisenoxidpartikeln, anderen Materialien
für medizinisch bildgebende Verfahren und deren Mischungen.
Der markierte Ligand kann auch ein Dichtekontrastmaterial umfassen.
Die human-CD4 tragenden Zellen sind vorzugsweise ausgewählt aus der
Gruppe, bestehend aus T- und B-Lymphozyten, Monozyten, Makrophagen,
dendritischen und Langerhans-Zellen und eosinophilen Granulozyten,
insbesondere können die Lymphozyten aus einer Gruppe oder Population
ausgewählt werden, die nicht-lymphozytäre Zellen umfasst.
Die Analyse der Wanderungs- und/oder Verteilungsmuster von
Zellpopulationen, die human-CD4-tragende Zellen umfassen, kann durch die
spezifische Interaktion des Diagnostikums mit CD4-tragenden Zellen nach
Verabreichung des markierten Liganden in menschliche Individuen erfolgen.
Die spezifische Interaktion des in vivo-Diagnostikums resultiert in
markierten Zellen. Diese Zellen sind maßgeblich am Entzündungsinfiltrat, speziell
bei chronischen Entzündungen beteiligt.
Alternativ kann die Analyse der Wanderungs- und Verteilungsmuster von
Zellpopulationen, die human-CD4-tragende Zellen umfassen, durch
spezifische Interaktion mit Zellpopulationen, die von einem menschlichen
Organismus abstammen und CD4-tragende Zellen enthalten, ausserhalb des
menschlichen Organismus erfolgen. Auch in diesem Fall resultiert die
spezifische Interaktion in markierten Zellen, die in einen Organismus
eingebracht werden. Eine Markierung von Zellen außerhalb des Körpers zur
Verwendung beim gleichen Patienten, ist in der Nuklearmedizin durchaus
üblich. Bisher werden jedoch auf diese Weise die Zellen direkt mit
verschiedenen Isotopen markiert. Dies hat entweder technische Gründe (hohe
Konzentration für die Markierung erforderlich), dient dem
Gesundheitsschutz des Patienten (nicht gebundene Radioaktivität wird vor der
Rückgabe in den Patienten entfernt) oder/und ökonomische Gründe (die
kostbaren Produkte werden in sehr kleinen Volumina effektiv für die Markierung
verwendet).
Die Markierung außerhalb des menschlichen Organismus kann dabei wie
folgt erfolgen: Dem Patienten wird Blut entnommen. Aus diesem Blut
werden Zellen präpariert und außerhalb des Körpers mit isotopenmarkierten
Liganden, z. B. Anti-CD4-Antikörpern, inkubiert. Danach wird nicht
gebundener Ligand entfernt und die gereinigte Zellpräparation dem gleichen
Patienten wieder injiziert. Dann wird mit den bekannten und beschriebenen
Verfahren (Gammakamera oder Detektorsonde) die Verteilung der
markierten Zellen im Körper verfolgt. Interessant ist die Verwendung dieses
Verfahrens beispielsweise, wenn markierte Zellen während der Operation in
Tumore oder in die Umgebung von Tumoren injiziert werden. Sie suchen
dann die abfließenden Lymphgefäße und die nachgeschalteten
Lymphknoten auf. Auf diese Weise gelingt es mit einer bleistiftähnlichen
Detektorsonde noch während der Operation festzustellen, in welche Lymphknoten
diese Zellen vorzugsweise geströmt sind. Diese besonders frequentierten
Lymphknoten sind auch der wahrscheinliche Ort der Metastasierung,
sodass der Chirurg diese sofort entfernen kann.
Durch die erfindungsgemäße Verwendung des Diagnostikums können mit
Hilfe medizinischer Bildgebungsverfahren die Wanderungs- und/oder
Verteilungsmuster von Zellen, die CD4-Oberflächenmoleküle tragen, im
Organismus bestimmt werden. Die Möglichkeit der Darstellung von
Wanderungs- und/oder Verteilungsmustern unter normalen und pathologischen
Bedingungen erlaubt, Ausmaß und Progredienz von Erkrankungen, bei
denen besagte Zellen von klinischer Bedeutung sind, zu bestimmen.
Insbesondere können durch Analyse von Wanderungs- und/oder
Verteilungsmustern von human-CD4-tragenden Zellen mit Hilfe der
erfindungsgemäßen Verwendung des Diagnostikums chronische Entzündungsherde im
menschlichen Organismus lokalisiert und von akuten Entzündungen
unterschieden werden. Die Analyse von Wanderungs- und/oder
Verteilungsmustern von human-CD4-tragenden Zellen eignet sich außerdem zur
Abklärung von Verdachtsdiagnosen, zum Monitoring des klinischen Verlaufs
und zur Erfolgskontrolle anti-entzündlicher Therapien.
Ein weiteres Anwendungsgebiet für die Analyse von Wanderungs- und/oder
Verteilungsmustern von human-CD4-tragenden Zellen ist das Auffinden von
bösartigen Zellen (Tumorzellen), auf denen besagte Oberflächenmoleküle
exprimiert sind und die mit dem Diagnostikum interagieren, so dass
markierte Tumorzellen entstehen. Insbesondere kann die Analyse von
Wanderungs- und/oder Verteilungsmustern von human-CD4-tragenden Zellen der
Lokalisierung von Tumoren des hämatopoetischen Systems
beziehungsweise deren Metastasen dienen, sofern auf diesen besagtes
Oberflächenmolekül exprimiert wird.
Des Weiteren kann mit Hilfe des Diagnostikums eine sogenannte
Radioimmunotherapie (RIT) durchgeführt werden. Für die RIT werden die
diagnostischen Radioisotope gegen solche mit starker α- oder/und β-Strahlung
ausgestauscht, wie z. B. Re-186, Re-188, J-131, Y-90, Sm-153 als β-
Emitter und Bi-213 als α-Emitter. Dabei kommen auch gleichartig
derivatisierte Antikörper, deren Fragmente bzw. Liganden zur Anwendung. Für
DTPA-derivatisierte Moleküle sind das z. B. In-111 und Y-90. Auch J-123
und J-131 sowie Tc-99 und Re-188 repräsentieren weitere Isotopenpaare
für Diagnostik und Therapie. Die von therapeutisch angewendeten
Radioisotopen emittierte α- oder/und β-Strahlung vernichtet Zellen, die sich in
unmittelbarer Umgebung des Radioimmunotherapeutikums befinden bzw.
von diesem markiert wurden. Auf diese Weise können markierte
Tumorzellen bzw. schädliche Entzündungszellen oder andere unerwünschte Zellen
selektiv vernichtet werden. Vorteilhaft ist hier, dass nicht nur die Zelle, die
das CD4-Molekül trägt, sondern auch unmittelbar umgebende Zellen
geschädigt oder zerstört werden. Nicht beeinträchtigt wird weiter entfernt
liegendes Gewebe.
Die erfindungsgemäßen Diagnostika können darüber hinaus eingesetzt
werden zur Darstellung und Quantifizierung von Entzündungszellen bei
Infektionserkrankungen, z. B. Viruskrankheiten. Dadurch sind
Stadienbeurteilungen, Verlaufs- und Therapiekontrollen, z. B. von
Lymphknotenschwellungen, bestimmter Tumorerkrankungen und ein Monitoring antiviraler
Therapien möglich.
Insbesondere ist die erfindungsgemäße Verwendung zur Analyse von
Wanderungs- und Verteilungsmustern bestimmter Zellpopulationen in
menschlichen Individuen bei Krankheiten oder Verdachtsdiagnosen für
Krankheiten folgender Formenkreise geeignet:
Autoimmunerkrankungen, Infektionskrankheiten, maligne und benigne
Erkrankungen des hämatopoetischen Systems, Infektionskrankheiten oder
Erkrankungen, für die eine pathogenetische Bedeutung entweder
CD4-tragender oder CD8-tragender T-Lymphozyten angenommen wird.
Autoimmunerkrankungen können rheumatoide Arthritis, multiple Sklerose,
systemischer Lupus Erythematosus, Psoriasis oder eine entzündliche
Darmerkrankung, wie Morbus Crohn oder Colitis Ulcerosa, sein. Maligne oder
benigne Erkrankung können Erkrankungen des hämatopoetischen Systems,
wie Myelom, Lymphom, oder Leukämie oder solide Tumoren, wie
Melanom, Nierenzellkarzinom, Ovarialkarzinom oder Lungenkarzinom, sein.
Infektionserkrankungen können alle Erkrankungen sein, die durch Bakterien
oder Viren hervorgerufen werden, bespielsweise HIV.
Die erfindungsgemäße Verwendung des markierten Liganden als
Diagnostikum kann auch der Bestimmung von Verteilungs- und/oder
Wanderungsmustern von CD4-tragenden Zellen bei Anwesenheit eines oder mehrere
Transplantate in einem menschlichen Individuum, wie Zellen, Gewebe oder
Organe und/oder Implantate, wie Gewebs- oder Gefäßersatz, Depots,
Pumpen oder Filtern, dienen.
Die Bestimmung der Wanderungs- und/oder Verteilungsmuster wird
vorzugsweise durch medizinisch bildgebende Verfahren durchgeführt, wie
Radioimaging, Magnetresonanzverfahren oder gegebenenfalls
computergestützte tomographische bildgebende Verfahren. Die Bildgebung kann
entweder aus Einzel- oder seriellen Aufnahmen bestehen. Sie kann durch eine
vollständige Aufnahme oder durch teilweise Aufnahmen des Individuums
erfolgen (Scanning).
Das Wanderungs- und/oder Verteilungsmuster eines Liganden der mit
einem Gammastrahler markiert ist, kann mit einer Gammakamera oder einer
Kamera für Einzelphotonenemissionstomografie (single photon emission
computed tomography, SPECT) bestimmt werden. Positronenemitter
können z. B. durch Positronenemissionstomografie (positron emission
tomography, PET) bestimmt werden. Die Wanderungs- und/oder
Verteilungsmuster magnetischer Partikel im Organismus können durch
Magnetresonanztomografie (MRT) oder "magnetic resonance imaging" (MRI)
bestimmt werden. Die Anwendung der und der Umgang mit diesen
bildgebenden medizinischen Verfahren sind bekannt.
Vorzugsweise ist das medizinisch bildgebende Verfahren eine
Ganzkörper-Analyse (Scan). Die Erfindung schließt auch Scans einzelner
Körperteile oder Organe ein. Die Scans können Minuten, Stunden, Tage,
Wochen oder länger nach Verabreichung des markierten Liganden
durchgeführt werden. Der genaue Zeitpunkt hängt von verschiedenen Faktoren
ab, z. B. von Art und Menge des markierten Liganden, vom Verhalten der
human-CD4-tragenden Zellen oder Partikel oder von Krankheitsverläufen.
Der genaue Zeitfaktor kann mit Hilfe von üblicherweise angewendeten
Optimierungsalgorithmen durch erfahrenes Fachpersonal ermittelt werden.
Das medizinisch bildgebende Verfahren wird mit einzelnen oder mit
seriellen Scans abgeschlossen.
Durch die erfindungsgemäße Verwendung des markierten Liganden als
Diagnostikum zur Analyse von Wanderungs- und/oder Verteilungsmustern
von CD4-tragenden Zellen kann weiterhin die therapeutische Antwort oder
die Therapieeffizienz in einem menschlichen Individuum, das an einer oder
mehreren der besagten Erkrankungen leidet, bestimmt werden. Das
Individuum wird mit einer Therapie für die entsprechende(n) Erkrankung(en)
behandelt. Das Wanderungs- und/oder Verteilungsmuster von
CD4-tragenden Zellen in dem behandelten Individuum als Reaktion auf die Therapie
wird mit medizinisch-bildgebenden Verfahren bestimmt. Dies erfolgt derart,
dass festgestellt wird, ob die Therapie die Verteilungs- und/oder
Wanderungsmuster human-CD4-exprimierender Zellen verändert.
Durch die erfindungsgemäße Verwendung des markierten Liganden als
Diagnostikum zur Analyse von Wanderungs- und/oder Verteilungsmustern
von CD4-tragenden Zellen kann auch das Potenzial einer Verbindung oder
eines Arzneimittels zur Veränderung der Verteilungs- und/oder
Wanderungsmuster human-CD4-exprimierender Zellen im menschlichen
Organismus abgeschätzt werden, indem mit Hilfe medizinisch-bildgebender
Verfahren, wie vorstehend beschrieben, bestimmt wird, ob die Verbindung
oder das Arzneimittel die Verteilungs- und/oder Wanderungsmuster der
human-CD4-exprimierenden Zellen im menschlichen Organismus verändert.
Die Verteilungs- und/oder Wanderungsmuster sind dann verändert, wenn
sie von einem standardisierten Verteilungs- und/oder Wanderungsmuster
abweichen.
Die erfindungsgemäße Verwendung des markierten Liganden als
Diagnostikum zur Analyse von Wanderungs- und/oder Verteilungsmustern
CD4-tragender Zellen kann auch zur Identifizierung von Arzneistoffen für die
Behandlung von Autoimmunerkankungen, Tumorerkrankungen oder
Infektionskrankheiten dienen, indem bestimmt wird, ob die Verbindung oder das
Arzneimittel die Verteilungs- und/oder Wanderungsmuster von
human-CD4-exprimierenden Zellen in dem menschlichen Organismus
verändert. Die durch die Verabreichung der Verbindung oder des Arzneimittels
erhaltenen Verteilungs- und/oder Wanderungsmuster werden mit denen in
menschlichen Individuen, die nicht an einer der genannten Erkrankungen
leiden, verglichen.
Die erfindungsgemäße Verwendung des markierten Liganden als
Diagnostikum zur Analyse von Wanderungs- und/oder Verteilungsmustern
CD4-tragender Zellen erlaubt auch die Bestimmung der optimalen Führung einer
immunsupressiven Therapie nach Transplantation nicht-autologer oder aus
anderen Gründen für den Empfänger potenziell immunogener Zellen,
Gewebe oder Organe sowie nach Implantation von synthetischen und
halbsynthetischen Materialien zum Ersatz oder zur Unterstützung von Geweben
und Organen und deren Funktionen, indem mit Hilfe
medizinisch-bildgebender Verfahren, wie vorstehend beschrieben, bestimmt wird, ob sich die
Verteilungs- und/oder Wanderungsmuster human-CD4-tragender Zellen
derart verändern, dass auf eine mit dem Transplantat/Implantat assoziierte
entzündliche Reaktion bzw. Immunreaktion geschlossen werden kann.
Dieser Schluss kann entweder durch Abweichen der besagten Verteilungs-
und/oder Wanderungsmuster von standardisierten Mustern oder durch
Abweichen von Mustern, die zu einem früheren Zeitpunkt an besagtem
Individuum bestimmt wurden, erfolgen.
Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist eine
Zusammensetzung, die einen markierten Liganden mit Spezifität für das CD4-Molekül
und CD4-tragende Zellen oder Partikel umfasst. Vorzugsweise sind die
CD4-tragenden Zellen oder Partikel human-CD4-tragende Zellen oder
Partikel.
Vorzugsweise ist die Zusammensetzung ein therapeutisches oder
diagnostisches Mittel, besonders bevorzugt ist die Zusammensetzung ein
Diagnostikum zur Bestimmung der Verteilungs- und Wanderungsmuster
CD4-tragender Zellen oder Partikel in einem Individuum, vorzugsweise in einem
menschlichen Individuum.
Der markierte Ligand und die CD4-tragenden Zellen, sind vorzugsweise wie
vorstehend beschrieben. Die Partikel sind vorzugsweise ausgewählt aus
sphärischen Partikeln verschiedener Materialien. Die Partikel können
beispielsweise Liposomen sein. Die CD4-tragenden Partikel können mit
komplementären Strukturen, z. B. auf Körperzellen, Bakterien oder Viren,
interagieren, dieselben markieren oder Wirkstoffe in deren Nähe transportieren.
Die Partikel können auch einen Arzneistoff enthalten, vorzugsweise ein
Diagnostikum oder ein Therapeutikum.
Die erfindungsgemäße Zusammensetzung, insbesondere das Diagnostikum,
ist geeignet zur Bestimmung der Migration von human-CD4-exprimierenden
Zellen bzw. synthetischen Partikeln in menschlichen Individuen. Zu diesem
Zweck werden CD4-tragende Zellen, wie z. B. Entzündungszellen, oder
Partikel mit den markierten Liganden derart inkubiert, dass eine
erfindungsgemäße Zusammensetzung, umfassend markierte Zellen oder Partikel,
erhalten wird. Diese Zusammensetzung, insbesondere das Diagnostikum,
umfassend markierte Zellen oder Partikel, kann einem Patienten verabreicht
und deren Verteilungs- und Wanderungsmuster durch
medizinisch-bildgebende Verfahren, wie vorstehend beschrieben, bestimmt werden.
Die erfindungsgemäße Zusammensetzung, insbesondere das Diagnostikum,
kann durch in Kontakt bringen des markierten Liganden mit den
CD4-tragenden Zellen und/oder Partikeln hergestellt werden. Die CD4-tragenden
Zellen können entweder von dem selben menschlichen Individuum
stammen, in dem die Wanderungs- und/oder Verteilungsmuster der
CD4-tragenden Zellen bestimmt werden sollen, oder von einem anderen menschlichen
Individuum. Die Herstellung der Zusammensetzung, insbesondere des
Diagnostikums, kann in vitro derartig durchgeführt werden, dass ein
markierter Ligand spezifisch mit CD4-tragenden Zellen oder Partikeln
interagiert, so dass markierte human-CD4-tragende Zellen oder Partikel
entstehen. Wenn die erfindungsgemäße Zusammensetzung CD4-tragende
Zellen umfasst, müssen vorteilhafterweise die human-CD4-tragenden Zellen
zur spezifischen Markierung mit dem Liganden nicht separiert oder isoliert
werden. Sie können beispielsweise in einer Zellpopulation vorliegen. Eine
solche Zellpopulation kann zur Markierung der human-CD4-tragenden Zellen
mit dem markierten Liganden inkubiert werden. Beispielsweise kann
Peripherblut mit dem markierten Liganden inkubiert werden, wodurch ein
erfindungsgemäßes Diagnostikum erhalten wird. Der markierte Ligand
interagiert mit den human-CD4-tragenden Zellen oder Partikeln, sodass
spezifisch markierte Zellen oder Partikel entstehen. Interagieren bedeutet
dabei z. B. binden, assoziieren, komplexieren oder konjugieren.
Die Verabreichung des markierten Liganden in ein menschliches Individuum
kann mit allen Methoden durchgeführt werden, die dessen spezifische
Interaktion mit human-CD4-tragenden Zellen oder Partikeln im
menschlichen Organismus ermöglichen, wobei markierte human-CD4-tragende
Zellen oder Partikel entstehen oder gebildet werden. Die Methoden
umfassen Injektion, Infusion, Einbringen in Depots, Implantation, orale
Ingestion und rektale Verabreichung sowie die lokale Applikation. Die
bevorzugte Verabreichungsmethode ist die Injektion, die z. B. intravenös,
intradermal, subkutan, intramuskulär oder intraperitoneal erfolgen kann. In
bestimmten Fällen werden mehrfache oder kombinierte
Verabreichungsmethoden angewandt. Der markierte Ligand kann in gelöster oder
kolloidaler Form vorliegen, wobei die Trägerflüssigkeiten für eine Verabreichung in
menschliche Organismen geeignet sind, wie z. B. Wasser oder
physiologische Salzlösung für eine Injektion.
Das erfindungsgemäße Diagnostikum kann in einer Dosis verwendet
werden, die vorzugsweise zwischen 0,01 mg/kg und 7 mg/kg Körpergewicht
beträgt. Falls der Ligand ein Antikörper ist, liegt die Dosis vorzugsweise
zwischen 0,2 mg/Untersuchung und 7 mg/Untersuchung bzw. zwischen
0,003 mg/kg und 0,1 mg/kg Körpergewicht. Die Menge der notwendigen
Radioaktivität wird durch das angewendete Isotop bestimmt und kann von
erfahrenem Fachpersonal bestimmt werden. Wenn der Ligand mit einem
radioaktiven Isotop markiert ist, kann die verwendete Aktivität zwischen
1,5 und 10,0 mCi je Einzeldosis bei Indium-111, zwischen 10 und 30 mCi
je Einzeldosis bei Technetium-99, zwischen 5 und 10 mCi je Einzeldosis bei
Jod-123, zwischen 5 und 10 mCi je Einzeldosis bei Jod-124, zwischen 10
und 20 mCi je Einzeldosis bei Fluor-18 und zwischen 20 und 30 mCi je
Einzeldosis bei Kohlenstoff-11 liegen.
Wenn das Diagnostikum human-CD4-tragende Partikel umfasst, kann
dieses in vitro derartig hergestellt werden, dass ein markierte Ligand, wie
vorstehend beschrieben, spezifisch mit den Partikeln interagieren kann, so
dass ein erfindungsgemäßes Diagnostikum, umfassend markierte
human-CD4-tragende Partikel, erhalten wird.
Die Verabreichung der markierten human-CD4-tragenden Partikel in den
menschlichen Organismus kann durch verschiedene Methoden erfolgen,
wie vorstehend in bezug auf das erfindungsgemäße Diagnostikum,
umfassend CD4-tragenden Zellen und markierte Liganden, beschrieben.
Die Bestimmung der Wanderungs- und Verteilungsmuster der
erfindungsgemäßen Zusammensetzung, insbesondere des erfindungsgemäßen
Diagnostikums, ist auf den selben Anwendungsgebieten vorteilhaft einsetzbar, wie
vorstehend in Bezug auf die erfindungsgemäße Verwendung der markierten
Liganden mit Spezifität für das humane CD4-Molekül beschrieben.
In einem weiteren Aspekt betrifft die vorliegende Erfindung ein Verfahren
zur Bestimmung des Ausmaßes und der Progredienz von Erkrankungen, bei
denen human-CD4-tragende Zellen von klinischer Bedeutung sind, die
Schritte umfassend
- a) Bereitstellen einer in-vivo-Analyse des Verteilungs- und/oder
Wanderungsmusters von human-CD4-tragenden Zellen in einem Individuum,
- b) Bereitstellen einer Standard-in-vivo-Analyse des Verteilungs- und/oder
Wanderungsmusters von human-CD4-tragenden Zellen in einem
Individuum, und
- c) Bestimmen der Abweichungen der in Schritt a) und Schritt b)
bereitgestellten Analysen, wodurch das Ausmaß und die Progredienz der
Erkrankung bestimmt wird.
Die in Schritt a) und/oder Schritt b) bereitgestellte Analyse ist vorzugsweise
erhältlich durch die Verabreichung eines markierten Liganden oder des
erfindungsgemäßen Diagnostikums in ein Individuum, wie vorstehend
beschrieben und Bestimmen des Verteilungs- und/oder Wanderungsmusters
von CD4-tragenden Zellen oder des Diagnostikums in dem Individuum mit
medizinsch-bildgebenden Verfahren, wie ebenfalls vorstehend beschrieben.
Die in Schritt a) bereitgestellte Analyse ist vorzugsweise von einem
erkrankten, menschlichen Individuum. Die Erkrankung ist vorzugsweise
ausgewählt aus der Gruppe, bestehend aus Autoimmunerkrankungen,
Tumorerkrankungen, Infektionserkrankungen und Abstoßungskrisen nach
Transplantationen, wie vorstehend beschrieben.
Die Standard-Analyse in Schritt b) ist bevorzugt die Analyse des
Verteilungs- und/oder Wanderungsmusters von human-CD4-tragenden Zellen in
einem nicht erkrankten Individuum.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform ist die Standard-Analyse in
Schritt b) ein Verteilungs- und/oder Wanderungsmuster eines Individuums,
das aus einer vorangegangenen Analyse desselben menschlichen
Individuums erhalten wird.
In Schritt a) kann auch die Analyse des Verteilungs- und/oder
Wanderungsmusters von human-CD4-tragenden Zellen in einem Individuum
bereitgestellt werden, das zusätzlich einer Therapie gegen die Erkrankung
unterzogen wurde. Die Therapie besteht vorzugsweise in der Verabreichung
einer Verbindung oder eines Arzneimittels. Die Antwort des Individuums
auf die Therapie wird dadurch charakterisiert, dass mit
medizinisch-bildgebenden Verfahren bestimmt wird, ob die Therapie die Verteilungs- und/oder
Wanderungsmuster von human-CD4-tragenden Zellen verändert.
Vorzugsweise werden diese Muster mit solchen des erkrankten Individuums,
beispielsweise vor Therapiebeginn oder zu einem früheren Therapiezeitpunkt
oder mit denen von nicht erkrankten Individuen verglichen.
Nachstehend wird die Erfindung anhand von Figuren und Beispielen
verdeutlicht.
Figuren
Fig. 1 zeigt Dot-Blots einer spezifischen Anfärbung von murinen
und humanen Helfer-T-Lymphozyten. Die Dot-Blots repräsentieren folgende
Doppelfärbungen:
A. Mauszellen: murines CD3/murines CD4 (GK 1,5);
B.
Menschliche Zellen: humanes CD3/humanes CD4 (Max. 16H5);
C.
Mauszellen: murines CD3/humanes CD4 (Max. 16H5);
D. Menschliche Zellen:
humanes CD3/murines CD4 (CK 1.5).
Fig. 2 zeigt die Darstellung des Konformationsisotops des humanen
CD4 im Kalottenmodell.