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Die Erfindung betrifft ein Verfahren
zur Herstellung eines silikatischen Adsorbermaterials zur adsorptiven
Abgasreinigung, insbesondere zur Entfernung von Schwermetallen wie
Quecksilber, Kadmium oder Blei sowie Dioxinen, Furanen oder vergleichbaren
aromatischen Schadstoffverbindungen aus Rauchsgasströmen.
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Es ist bekannt, dass sich silikatische
Adsorbermaterialien zur Abgasreinigung eignen. In diesem Zusammenhang
schlägt
die
EP 1 020 419 A1 ein
Verfahren zur Abtrennung von Quecksilber, Quecksilberverbindungen,
polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen, polyhalogenierten
Dibenzodioxinen und polyhalogenierten Dibenzofuranen aus reduzierend
wirkenden Gasen vor, welche als Wertstoffe im wesentlichen Wasserstoff,
Kohlenmonoxid und/oder Kohlenwasserstoffe enthalten. Dies soll durch
die Behandlung der reduzierend wirkenden verunreinigten Gase mit
einem Adsorptionsmittel geschehen.
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Zu diesem Zweck werden die vorgenannten Gase
bei einer Temperatur von 180°C
bis 220°C während einer
Reaktionszeit von 0,5 bis 10 Sekunden mit einem Adsorptionsmittel
behandelt, welches Kaolin, Bentonit, einen Zeolith, Ruß, Aktivkohle und/oder
Herdofenkoks sowie eine schwefelhaltige Verbindung und/oder Schwefel
enthält.
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Im Anschluss daran werden die in
den reduzierend wirkenden Gasen suspendierten Feststoffe abgetrennt
und anschließend die
betreffenden Gase bei 50°C
bis 75°C
und einem PH-Wert < 3
gewaschen.
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Abgesehen davon, dass die betreffende
Vorgehensweise aufwendig ist, lassen sich hiermit kaum verschiedene
sowie unter Umständen
wechselnde Konzentrationen der Schwermetalle sowie der übrigen aromatischen
Schadstoffverbindungen im Rauchgas beherrschen. Hier will die Erfindung
Abhilfe schaffen.
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Der Erfindung liegt das technische
Problem zugrunde, ein Verfahren der eingangs beschriebenen Ausführungsform
so weiterzuentwickeln, dass mit geringem Aufwand eine Anpassung
an den jeweiligen Rauchgasstrom bzw. dessen Zusammensetzung gelingt.
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Zur Lösung dieser technischen Problemstellung
ist Gegenstand der Erfindung ein Verfahren zur Herstellung eines
silikatischen Adsorbermaterials zur adsorptiven Abgasreinigung,
insbesondere zur Entfernung von Schwermetallen wie Quecksilber,
Kadmium oder Blei sowie von Dioxinen, Furanen oder vergleichbaren
aromatischen Schadstoffverbindungen aus Rauchgasströmen, wonach
eine Mischung aus einem modifizierten Tektosilikat und einem modifizierten
Schichtsilikat hergestellt wird, und wonach die Mischungskomponenten
hinsichtlich ihrer Porenverteilung, Porengröße und der chemischen Affinität ihrer
Adsorptionsoberfläche
in Bezug auf die anzulagernden Schadstoffe an die jeweils zu adsorbierenden
Moleküle
bzw. Partikel angepasst werden. Dabei kann die Behandlung der Mischungskomponenten hinsichtlich
Porenverteilung, Porengröße und chemischer
Affinität
der Adsorp tionsoberfläche
entweder getrennt voneinander vollführt werden oder unmittelbar
nach Herstellen der Mischung vollzogen werden.
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Üblicherweise
wird das Tektosilikat zur An- bzw. Einlagerung der Schwermetalle,
insbesondere Quecksilber, eingesetzt, während das Schichtsilikat bzw.
Phyllosilikat der Adsorption der aromatischen Schadstoffverbindungen
dient. Hierbei geht die Erfindung von der Erkenntnis aus, dass Tektosilikate
bzw. Gerüstsilikate
sehr locker und weitmaschig gebaut sind, wodurch kanalartige Hohlräume entstehen,
in welche vorteilhaft die beschriebenen Schadstoffe (Schwermetalle)
eingelagert werden können.
Diese liegen im zu reinigenden Rauchgasstrom zumeist in der Form
von (in Wasser) gelösten
Metall-Kationen vor, welche sich an den negativen äußeren Ladungen der
Tektosilikate in ihren Hohlräumen
oder auch im äußeren Bereich
anlagern bzw. gebunden werden und sich hierdurch abpuffern lassen.
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Genauso gut können die Tektosilikate aber auch
mit einer Imprägnierung
versehen werden, welche die direkte An- bzw. Einlagerung der Schwermetalle
begünstigt.
Diese brauchen also nicht als Ionen vorliegen, sondern es genügt ihre
Anwesenheit in einem (trockenen) Gasstrom, wie dies in der
DE 197 17 798 A1 beschrieben
wird.
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Dagegen sorgt das Schichtsilikat
in der Mischung für
die Adsorption der aromatischen Schadstoffverbindungen, insbesondere
der Dioxine bzw. Furane oder vergleichbarer hetero- oder isozyklisch-aromatischer
Verbindungen. Die Adsorptionsfähigkeit
von Schichtsilikaten im Hinblick auf die be schriebenen aromatischen
Schadstoffverbindungen lässt
sich im Kern darauf zurückführen, dass
derartige Schichtsilikate aufgrund ihrer Quellfähigkeit für Wasser auch zur Einlagerung
solcher (in Wasser gelösten)
Komponenten geeignet sind. Eine Adsorption der betreffenden Schadstoffverbindungen
gelingt auch in nicht gelöstem
Zustand, nämlich
dann, wenn das Schichtsilikat mit einer entsprechenden Imprägnierung
ausgerüstet
ist.
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Dabei zeigen insbesondere organische
Kationen große
Haftfestigkeiten in den Zwischenschichten. Die Schichtsilikate können ferner
durch partielle Belegung ihrer inneren Oberflächen mit den entsprechenden
organischen Kationen in einen hydrophob-organophilen Zustand überführt werden,
in dem sie große
Mengen solcher aromatischen Schadstoffverbindungen unter Aufweitung
aufnehmen.
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Die erfindungsgemäß eingesetzte Mischung aus
dem Tektosilikat und dem Schichtsilikat zeichnet sich im Vergleich
zu bekannten Adsorbenzien wie z. B. Aktivkohle dadurch aus, dass
die betreffenden silikatischen Adsorbermaterialien äußerst reaktionsträge sind
und folglich nicht zur Entzündung
auch bei höheren
Temperaturen, wie sie in einem Rauchgasstrom herrschen, neigen.
Im Übrigen
lassen sich die beschriebenen Silikate, d. h. das Tektosilikat und
das Schichtsilikat, problemlos hinsichtlich ihrer gewichtsmäßigen Verteilung
an den jeweiligen Rauchgasstrom anpassen. D. h., die gewichtsmäßige Verteilung
der Mischungskomponenten im Adsorbermaterial wird an die zu erwartenden
Konzentrationen der auszusondernden Schadstoffe im Rauchgasstrom angepasst,
und zwar unter Berücksichtigung
der jeweiligen Adsorptionsaufnahmekapazität der zugehörigen Mischungskomponenten.
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D. h. nichts anderes, als dass zunächst die Adsorptionsaufnahmekapazität des Tektosilikats
und des Schichtsilikats hinsichtlich der auszusondernden Schadstoffe,
einerseits der Schwermetalle, andererseits der aromatischen Schadstoffverbindungen,
bestimmt werden oder an dieser Stelle auf vorgegebene Werte zurückgegriffen
wird. Diese Adsorptionsaufnahmekapazität drückt aus, dass ein bestimmtes
Volumen oder ein vorgegebenes Gewicht der entsprechenden Mischungskomponente
in der Lage ist, einen bestimmten Betrag des jeweils auszusondernden
Schadstoffes aufzunehmen bzw. diesen zu binden.
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Wenn nun noch die Konzentration dieses Schadstoffes
bzw. eines zugehörigen
Schadstoffgemisches im Rauchgasstrom bekannt ist und auch die durchschnittliche
Strömungsgeschwindigkeit
festliegt, lässt
sich abschätzen,
wie viel von der betreffenden Mischungskomponente benötigt wird,
damit. der auszusondernde Schadstoff innerhalb einer vorgegebenen
Zeitspanne zuverlässig
adsorbiert wird, bevor die Mischung erneuert oder regeneriert werden muss.
Dieser Vorgang bzw. eine entsprechende Abschätzung lässt sich sowohl für das Tektosilikat
und die hiermit auszusondernden Schwermetalle als auch für das Schichtsilikat
und die zu adsorbierenden aromatischen Schadstoffverbindungen wiederholen und
getrennt voneinander ausführen.
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Als Resultat hiervon steht eine Mischung
aus den beiden Mischungskomponenten zur Verfügung, welche den Konzentra tionen
der auszusondernden Schadstoffe im zu behandelnden Rauchgasstrom
individuell Rechnung trägt.
Es versteht sich, dass insofern natürlich je nach Zusammensetzung
des Rauchgasstromes eine Anpassung der Mischung vorgenommen werden
kann.
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Zusätzlich lassen sich die beiden
Mischungskomponenten optimieren, und zwar beispielsweise durch Ionenaustausch
und/oder durch Dealuminierung, z. B. mittels einer Säure. Der
Ionenaustausch kann in einem elektrolythaltigen wässrigen
Medium vorgenommen werden. Für
die Dealuminierung empfiehlt die Erfindung als Säure beispielsweise eine Schwefel-
oder Oxalsäure.
Der Ionenaustausch (in dem elektrolythaltigen wässrigen Medium) sorgt dafür, dass
die Porenverteilung in beiden Mischungskomponenten an das jeweils
zu adsorbierende Material hinsichtlich dessen Molekül- bzw.
Partikelgröße angepasst
wird.
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Tatsächlich lassen sich bei den
eingesetzten Tekto- und Schichtsilikaten die äußeren Oberflächenladungen
in dem betreffenden elektrolythaltigen wässrigen Milieu durch eine Adsorption
von Kationen oder Anionen an diesen Oberflächen verändern. Gleiches gilt für die beispielsweise
mittels Schwefel- oder Oxalsäure
vorgenommene Dealuminierung, welche üblicherweise dafür sorgt,
dass die bei natürlich
vorkommenden Alumosilikaten an die Stelle des Si4+ substituierten
Al3+-Ionen entfernt werden und folglich
die auf den inneren Oberflächen
vorhandene Ladung deutlich negativ wird und nicht (mehr) durch austauschbare
Zwischenschicht-Kationen mehr oder minder vollständig kompensiert werden kann.
Auch dieser Umstand trägt
zur Optimierung bzw. Anpassung der jeweiligen Mischungskomponente
hinsichtlich der Porenverteilung an den jeweils auszusondernden
Schadstoff bei.
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Die Porenbeschaffenheit bzw. die
Beschaffenheit der Adsorptionsoberfläche lässt sich zudem an die anzulagernden
Schadstoffe in der Weise anpassen, dass diese Adsorptionsoberfläche imprägniert wird
bzw. einen ganz- oder teilweisen Überzug erhält. Dieses Imprägnieren
der Adsorptionsoberfläche
lässt sich
vorteilhaft mit Hilfe von Übergangsmetallsalzen,
wie z. B. Titan-, Eisen- oder Kupfersalzen darstellen. Dabei empfiehlt
sich insbesondere Kupferchlorid als Kupfersalz.
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In jeden Fall wird die Mischung oder
werden die einzelnen Mischungskomponenten mit einer entsprechenden
Salzlösung
getränkt
und anschließend getrocknet.
Auf diese Weise kann die Adsorptionsoberfläche hinsichtlich ihrer chemischen
Affinität
in Bezug auf den anzulagernden Schadstoff eine Anpassung erfahren.
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Schließlich lassen sich die Porengröße und/oder
Porenverteilung der Mischungskomponenten noch durch einen gesteuerten
Trocknungsvorgang an die Molekül-/Partikel-
Größenverteilung
und -Anzahl anpassen. Das geschieht erfindungsgemäß durch
einen gesteuerten Trocknungsvorgang, welcher letztlich die zur Verfügung stehende
Adsorptionsoberfläche
definiert.
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Bei dem im Rahmen der Erfindung eingesetzten
Tektosilikat kommt üblicherweise
als Ausgangsmaterial ein Zeolith, insbesondere ein natürlich vorkommender
Chabasit zum Einsatz.
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Als Schichtsilikat wird ein natürliches
Alumoschichtsilikat wie z.B. ein natürlich vorkommender Bentonit,
verwendet. Hierdurch kommen insgesamt kostengünstige und natürlich vorkommende
Mischungskomponenten zum Einsatz, die sich der spezifischen Rauchgaszusammensetzung
anpassen lassen.
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Die Mischung kann insgesamt als Pulver, Granulat
oder in Gestalte eines (extrudierten oder extrudierfähigen) Formkörperpers
vorliegen, und zwar im Wesentlichen abhängig davon, wiegroß die gewünschte Oberfläche zur
Adsorption ausgeführt
sein muss. Ebenso liegt es im Rahmen der Erfindung, die beschriebene
Mischung in einem Festbett- oder Flugstromverfahren mit dem zu reinigenden
Rauchgasstrom in Kontakt zu bringen. Schließlich kann die Mischung aufgrund
ihrer Reaktionsträgheit
bzw. durch Erhitzen bis auf ca.. 500°C bis 1000°C regeneriert werden. Hierdurch
lassen sich die zuvor gebundenen Schadstoffe aussondern und ggf.
anderweitig binden.
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Im Ergebnis wird ein Herstellungsverfahren für einen
silskatischen Adsorber vorgestellt, welcher zunächst einmal aufgrund der Reaktionsträgheit der eingesetzten
Silikate kein Sicherheitsrisiko im solchermaßen behandelten Rauchgasstrom
darstellt. Darüber
hinaus trägt
das erfindungsgemäß vorgestellte
Produktionsverfahren dem Umstand Rechnung, dass die Adsorptionsmechanismen
von Schwermetallen bzw. Schwermetallverbindungen und aromatischen
Schadstoffverbindungen, insbesondere Dioxinen bzw. Furanen, unterschiedlich sind.
Folgerichtig sorgt für
die Adsorption der ersten Materialgruppe ein Tektosilikat oder eine
Mischung aus Tektosilikaten, während
ein Schichtsilikat oder eine Mischung mehrerer Schichtsilikate die
Pufferung der aromatischen Schadstoffverbindungen sicherstellt.
Jeweils ausschlaggebend für
die optimale Anpassung der Mischung aus dem Tektosilikat und dem Schichtsilikat
ist deren jeweilige Porenverteilung sowie ihre Imprägnierung
im Hinblick auf die anzulagernden Moleküle bzw. Partikel.
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Die Porenverteilung kann bei beiden
Mischungskomponenten durch Ionentausch und Dealuminierung gesteuert
werden. Zudem lässt
sich die chemische Affinität
der Adsorberoberfläche
zu den Schadstoffen durch Imprägnierung
mit Übergangsmetallsalzen
oder die bereits beschriebene Dealuminierung mit Schwefel- oder
Oxalsäure
signifikant erhöhen.
Anhand der Trocknungsbedingungen wird die Makroporosität gesteuert,
die maßgeblich
zur Durchströmbarkeit
der Adsorbermaterialien bzw. der Mischung im Ganzen beiträgt.
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Dabei können die jeweiligen Mischungskomponenten
zunächst
getrennt den beschriebenen Behandlungsschritten unterzogen werden
und erst dann eine Mischung in den gewünschten Gewichtsanteilen erfahren. Üblicherweise
wird jedoch so vorgegangen, dass zunächst die gewichtsmäßige Zusammensetzung
der jeweiligen Mischungskomponenten hergestellt wird und erst danach
die vorbeschriebenen Behandlungsschritte zum Einsatz kommen.
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Beispiel 1
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Adsorption von Quecksilber
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In einem synthetischen Rauchgasstrom
wurde ein Adsorberfestbett mit unterschiedlichen Materialien getestet.
Der Rauchgasstrom wird durch folgende Parameter charakterisiert:
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- – 350 μg Hg/Nm3
- – 20
Vol.%H2O
- – 10
Vol/O2
- SO2 variabel.
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Bei den Adsorbermaterialien handelt
es sich um Granulate mit einer durchschnittlichen Korngröße von ca.
4 mm, wobei die Schüttung
ca. 2 cm mächtig ist.
Die Quecksilberkonzentration wurde vor und nach dem Adsorberfestbett über einen
Zeitraum von bis zu 8 Tagen gemessen (vgl. 1, welche die Quecksilberkonzentration über der
Zeit darstellt).
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Die unterschiedlichen Materialien
wurden mit handelsüblicher
Formaktivkohle (FAK) verglichen. Bei dem Material C-roh handelt es sich
um natürliches
Roh-Zeolith, während
die Kurve zum Material C-mod das entsprechend der Erfindung modifizierte Zeolith
beschreibt.
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Es zeigt sich, dass die Quecksilber-Abscheideleistung
der Materialien C-mod und FAK vergleichbar sind. Demgegenüber verfügt rohes
Zeolith C-roh über
eine geringere Quecksilber-Adsorptionskapazität.
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Beispiel 2
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Adsorption von Dioxin
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In einem synthetischen Rauchgasstrom
wurde ein Adsorberfestbett mit unterschiedlichen Materialien getestet.
Für jeden
Versuch ist der Rauchgasstrom mit 41,9 Nanogramm Dioxin dotiert
worden. Zur Einschätzung
der Adsorptionskapazität
wurde anhand von Messungen der Dioxin-Konzentration hinter dem Adsorberbett
die Wiederfindungsrate in Prozent ermittelt.
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Die Ergebnisse der Versuche sind
in der 2 dargestellt.
Es zeigt sich, dass bereits Rohbentonit B-roh in der Lage ist, die
Wiederfindungsrate des Dioxins auf deutlich unter 5% zu senken.
Bei der mit Säure
behandelten Rohbentonitprobe B-mod wurde sogar eine Wiederfindungsrate
von weniger als 1% festgestellt.