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Die vorliegende Erfindung betrifft
ein Nukleinsäuremolekül zur Regulation
der Genexpression in Pflanzen, einen chimären Promotor, die Verwendung
eines solchen Nukleinsäuremoleküls oder
eines solchen Promotors zur pflanzlichen Pathogenabwehr sowie transgene
Zellen und Pflanzen.
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Nukleinsäuremoleküle zur Regulation der Genexpression
in Pflanzen sind grundsätzlich
bekannt. WO 98/12335 beschreibt einen wurzelspezifischen Promotor
aus Beta procumbens, der die Expression des Hs1pro-1-Gen
aus Beta procumbens reguliert. Der in WO 98/12335 beschriebene Promotor
ist jedoch nicht näher
untersucht und weist vor allem den Nachteil auf, daß die durch
ihn regulierte Expression des Resistenzgens nicht lokal begrenzt
ist. Hierdurch ergibt sich der Nachteil, daß bei transgenen Pflanzen die
mit Hilfe eines solchen Promotor angestrebte Genexpression auch
in solchen Geweben oder Gewebeteilen stattfindet, in denen nach
Möglichkeit
keine Expression erfolgen soll. Dies kann unter Umständen dazu
führen,
daß nach
Pathogenbefall die gesamte Pflanze geschädigt wird.
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung
ist es daher, eine Möglichkeit
zu schaffen, eine pflanzliche Pathogenabwehrreaktion lokal zu begrenzen.
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Erfindungsgemäß erfolgt die Lösung der
gestellten Aufgabe durch ein Nukleinsäuremolekül zur Regulation der Genexpression
in Pflanzen, das
- a. eine Sequenz gemäß SEQ ID NO. 1 aufweist oder
- b. eine mit der Sequenz gemäß SEQ ID
NO. 1 komplementäre
Sequenz aufweist oder
- c. ein Derivat der Sequenz gemäß a oder b aufweist oder
- d. eine Sequenz aufweist, die mit einer der Sequenzen gemäß a bis
c hybridisiert,
und das ein 5'-Ende und ein 3'-Ende besitzt,
wobei stromaufwärts
von dem 5'-Ende keine weiteren regulatorischen Sequenzen vorhanden
sind, die eine pathogeninduzierte Expression eines mit dem Nukleinsäuremolekül operativ
verbundenen Gens derart beeinflussen, daß nach Pathogenbefall einer
Pflanze neben einer lokalen Expression des Gens eine Genexpression
auch in nicht vom Pathogenbefall unmittelbar betroffenen Gewebeteilen
der Pflanze erfolgt.
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Bevor weitere Lösungen der gestellten Aufgabe
und besondere Ausgestaltungen der Erfindung im einzelnen beschrieben
werden, soll zunächst
eine Erläuterung
einiger der in dieser Anmeldung verwendeten Begriffe erfolgen:
Bei
den erfindungsgemäßen Nukleinsäuremolekülen kann
es sich insbesondere um DNA-Moleküle handeln. DNA-Moleküle können synthetisch
hergestellt oder genomische oder cDNA-Moleküle sein.
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"Derivate" einer Sequenz sind verkürzte oder
verlängerte
oder abschnittsweise identische Versionen dieser Sequenz oder Homologe
mit im wesentlichen gleichen oder singulären Eigenschaften.
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Der Ausdruck "Homologie" bedeutet
hierbei eine Homologie von mindestens 70 % auf DNA-Ebene, die gemäß bekannter
Verfahren, z.B. der computergestützten
Sequenzvergleiche (S.F. Altschul et al. (1990), Basic Local Alignment
search tool, J. Mol. Biol. 215: 403-410) bestimmt werden kann.
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"Komplementäre Nukleotidsequenz" bedeutet
bezogen auf eine doppelsträngige
DNA, daß der
zum ersten DNA Strang komplementäre
zweite DNA Strang entsprechend den Basenpaarungsregeln die Nukleotidbasen
aufweist, die zu den Basen des ersten Stranges korrespondieren.
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Der hier verwendete Begriff "hybridisieren"
bedeutet hybridisieren unter üblichen
Bedingungen, wie sie in Sambrook et al. (Molecular Cloning. A laboratory
manual, Cold Spring Harbor Laboratory Press, 2. Aufl. 1989) beschrieben
sind, bevorzugt unter stringenten Bedingungen. Stringente Hybridisierungsbedingungen sind
beispielsweise:
Hybridisieren in 4 × SSC bei 65 °C und anschließendes mehrfaches
Waschen in 0,1 × SSC
bei 65 °C
für insgesamt
etwa 1 Stunde. Wenig stringente Hybridisierungsbedingungen sind
beispielsweise: Hybridisieren in 4 x SSC bei 37 °C und anschließendes mehrfaches
Waschen in 1 × SSC
bei Raumtemperatur. Der hier verwendete Begriff "stringente Hybridisierungsbedingungen"
kann auch bedeuten: Hybridisieren bei 68 °C in 0,25 M Natriumphosphat,
pH 7,2, 7 % SDS, 1 mM EDTA und 1 % BSA für 16 Stunden und anschließendes zweimaliges
Waschen mit 2 × SSC
und 0,1 % SDS bei 68 °C.
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"Minimalpromotor" meint eine Nukleotidsequenz,
die bei der Initüerung
der Transkription eine Rolle spielt und beispielsweise eine TATA-Box
umfassen kann. Ein derartiger Minimalpromotor sollte allerdings
keine regulatorischen Elemente beinhalten, die eine nicht-lokale
Genexpression bewirken und sich beispielsweise im Bereich des 5'-Endes
des aus WO 98/12335 bekannten Hs1
pro-1-Promotors
befinden. Ein geeigneter Minimalpromotor kann aus dem bekannten
CaMV35S-Promotor (Cauliflower Mosaic Virus 35S-Promotor) stammen
und die Sequenz
enthalten. Ebenso kann ein
solcher Minimalpromotor auch aus Sequenzdaten von Promotoren hochexprimierter
pflanzlicher Gene entwickelt werden (Sawant et al., Theor. Appl.
Genet., 2001, 102: 635–644).
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"Pathogenabwehrgene" sind solche
Gene, die für
Toxine oder andere Stoffe codieren, die gegen Pathogene, insbesondere
Nematoden wirken. Pathogenabwehrgene umfassen aber auch Gene, die
für cytotoxisch
wirkende Stoffe codieren. Beispiele hierfür sind das Barnase-Gen aus
Bacillus amyloliquefaciens (Maxiani et al., 1992, Plant Cell, Vol.
10: 1307–1319)
und das NPP1-Gen aus Phytophthora parasitica (National Center for
Biotechnology Information, GenBank, Accession No. AF352031).
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Mit dem erfindungsgemäßem Nukleinsäuremolekül ist erstmals
eine lokale Expression von Genen in Reaktion auf einen Pathogenbefall
einer Pflanze möglich.
So kann beispielsweise im Falle eines Pathogenbefalls einer Pflanze
durch Zystennematoden die Abwehrreaktion der Pflanze auf den Bereich
eines Syncytiums beschränkt
werden. In anderen Gewebeteilen findet dann keine oder eine zumindest
die Pflanze insgesamt nicht beeinträchtigende Abwehrreaktion statt.
Dabei ist die Erfindung nicht auf die Abwehr von Zystennematoden
beschränkt.
Die Erfindung läßt sich
auch zur Abwehr von anderen Nematoden einsetzen, indem sich eine Abwehrreaktion
der Pflanze erzeugen läßt, die
auf Zellen der Pflanze im Bereich einer Nematodenbefallsstelle beschränkt ist.
Wie später
im einzelnen dargelegt wird, weist die Sequenz gemäß SEQ ID
NO. 1 eine Länge von
606 Basenpaaren auf, wobei hiermit eine Sequenz gemäß SEQ ID
NO. 2 umfaßt
ist, die eine Länge
von 56 Basenpaaren besitzt. Die Sequenz gemäß SEQ ID NO. 2 verfügt trotz
ihrer geringen Länge über wesentliche,
für die
lokale Genexpression erforderliche Proteinbindedomänen.
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Der Erfindung liegt hierbei die Erkenntnis
zugrunde, daß regulatorische
Sequenzen innerhalb des erfindungsgemäßen Nukleinsäuremoleküls für die lokale
Genexpression verantwortlich sind, wobei weitere regulatorische
Sequenzen, die in dem bekannten Hs1pro-1-Promotor
gemäß WO 98/12335
stromaufwärts
von dem erfindungsgemäßen Nukleinsäueremolekül vorkommen,
gerade dazu führen,
daß die
Genexpression nicht lokal begrenzt ist. Solche regulatorischen Sequenzen,
die außerhalb
des erfindungsgemäßen Nukleinsäuremoleküls für eine lokale
Genexpression zu vermeiden sind, sind beispielsweise Elicitorbindungsdomänen und/oder
cis-Elemente.
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In WO 98/12335 wurde zwar der Hs1pro-1-Promotor als ein Promotor beschrieben,
der für
eine spezifische Expression des GUS-Gens in Syncytien bei Zuckerrüben und
Kartoffeln verantwortlich ist (Brückenabsatz Seiten 21 und 22).
Allerdings wurde bei den gemäß WO 98/12335
durchgeführten
Untersuchungen zum Nachweis der Syncytienspezifität lediglich
die Expression des GUS-Gens geprüft.
Eine solche Methode gibt aber keine zuverlässige Auskunft darüber, ob
in anderen Geweben noch eine schwache Genexpression vorhanden ist.
Erst mit Hilfe sehr empfindlicher Nachweismethoden, wie beispielsweise
unter Verwendung des Barnase-Gens, läßt sich zuverlässig erkennen,
welche Spezifität
eine Genexpression wirklich hat. Mit der vorliegenden Erfindung
konnte daher überraschenderweise
gezeigt werden, daß der
bekannte Hs1pro-1-Promotor in seiner gesamten
Länge nicht
zur lokalen Genexpression in Syncytien geeignet ist.
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Insofern betrifft die vorliegende
Erfindung auch ein isoliertes Nukleinsäuremolekül zur Regulation der Genexpression
in Pflanzen, bestehend aus
- a. einer Sequenz
gemäß SEQ ID
NO. 1 oder
- b. einer mit der Sequenz gemäß SEQ ID
NO. 1 komplementären
Sequenz oder
- c. einem Derivat der Sequenz gemäß a oder b oder
- d. einer Sequenz, die mit einer der Sequenzen gemäß a bis
c hybridisiert und der Länge
der Sequenz gemäß SEQ ID
NO. 1 entspricht. Ein derartiges Nukleinsäuremolekül verfügt über alle wesentlichen Promotoreigenschaften,
die erforderlich sind, um ein hiermit operativ verbundenes Gen in
einer Pflanze lokal zu exprimieren.
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Die Erfindung betrifft ferner einen
chimären
Promotor, der zusammengesetzt ist aus
- a. einer
Sequenz gemäß SEQ ID
NO. 2 oder
- b. einer mit der Sequenz gemäß SEQ ID
NO. 2 komplementären
Sequenz oder
- c. einem Derivat der Sequenz gemäß a oder b oder
- d. einer Sequenz, die mit einer der Sequenzen gemäß a bis
c hybridisiert sowie
- e. einem Minimalpromotor.
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Ein solcher chimärer Promotor kann eine Sequenz
gemäß a – d entweder
stromaufwärts
oder stromabwärts
vom Minimalpromotor enthalten. Dabei kann die Sequenz gemäß a – d einfach
oder in Wiederholungen und auch invers vorliegen.
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Die vorliegende Erfindung betrifft
weiterhin einen Vektor oder ein mobiles genetisches Element, in den/das
ein Nukleinsäuremolekül nach Anspruch
1 oder 2 oder ein Promotor nach Anspruch 3 integriert wurde.
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Des weiteren betrifft die Erfindung
eine eukaryotische oder prokaryotische Wirtszelle, in deren Genom ein
Nukleinsäuremolekül nach Anspruch
1 oder 2 oder ein Promotor nach Anspruch 3 integriert wurde. Dabei wird
als Genom die Gesamtheit aller DNA-Bereiche einer Zelle verstanden
unabhängig
von der Funktion einzelner DNA-Bereiche.
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Eukoryotische Zellen sind insbesondere
Pflanzenzellen. Prokaryotische Zellen sind insbesondere Agrobacterium-Zellen.
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Die Erfindung betrifft weiterhin
eine transgene Pflanze oder deren Teile mit den zuvor genannten
Zellen. Dabei ist das Nukleinsäuremolekül nach Anspruch
1 oder 2 oder der Promotor nach Anspruch 3 vorzugsweise mit einem
Gen operativ verbunden. Der Begriff "operativ verbunden" meint in
diesem Zusammenhang, daß das
Nukleinsäuremolekül oder der
Promotor die Expression des mit ihm verbundenen Gens beeinflußt.
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Die vorliegende Erfindung hat insbesondere
bei der Herstellung einer transgenen Pflanze Beta vulgaris ihre
Bedeutung. Zur Verbesserung von Zuckerrübenpflanzen gegenüber einem
Befall durch Nematoden lassen sich mittels des erfindungsgemäßen Nukleinsäuremoleküls transgene
Zuckerrübenpflanzen
herstellen, deren Abwehrreaktion lokal begrenzt ist. Hierdurch wird
einem Nematodenbefall gezielt entgegengewirkt, ohne daß der Großteil der
Pflanze hiervon in Mitleidenschaft gezogen wird. Von transgenen
Pflanzen dieser Art lassen sich weiterhin Samen produzieren, die
zur Saatgutherstellung geeignet sind. Dabei ist die Anwendung der vorliegenden
Erfindung auch nicht auf Beta vulgaris beschränkt. Vielmehr lassen sich auch
andere Pflanzen beispielsweise der Gattungen Beta, Brassica, Glycine
und Solanum in vergleichbar vorteilhafter Weise verändern, um
auch in ihnen eine lokale Genexpression im Falle eines Pathogenbefalls
zu ermöglichen.
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Da das erfindungsgemäße Nukleinsäuremolekül zunächst nur
regulatorische Funktionen besitzt, ist die Pathogenabwehrreaktion
abhängig
von dem mit einem solchen Nukleinsäuremolekül operativ verbundenen Gen.
Soweit mit dieser Erfindung nicht ausdrücklich einzelne für die Pathogenabwehr
geeignete Gene beschrieben sind, kann der Fachmann aus bekannten
Pathogenabwehrgenen auswählen
und diese mit dem regulatorischen Nukleinsäuremolekül kombinieren. Eine gute Abwehrreaktion
bei Pflanzen, insbesondere bei Beta vulgaris läßt sich allerdings dadurch
erreichen, daß das
erfindungsgemäße Nukleinsäuremolekül oder der erfindungsgemäße chimäre Promotor
mit einem Nekrose induzierendes Gen aus Phytophthora parasitica
operativ verbunden wird.
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Gemäß der vorliegenden Erfindung
wird daher erstmals eine transgene Pflanze der Gattung Beta mit der
Fähigkeit
zur Abwehr von Nematoden bereitgestellt, bei der die Pathogenabwehrreaktion
lokal auf den Bereich eines Syncytiums beschränkt ist, erhältlich durch
Transformation einer Pflanzenzelle dieser Gattung mit einem Nukleinsäuremolekül nach Anspruch
1 oder 2 oder einem Promotor nach Anspruch 3, wobei das Nukleinsäuremolekül nach Anspruch
1 oder 2 oder der Promotor nach Anspruch 3 operativ mit einem Pathogenabwehrgen
verbunden ist, und anschließender
Regeneration der Pflanze. Dabei wird vorzugsweise ein Pathogenabwehrgen
verwendet, bei dem es sich um ein Nekrose induzierendes Gen aus
Phytophthora parasitica oder das Barnase-Gen handelt.
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Die Erfindung betrifft ferner die
Verwendung eines Nukleinsäuremoleküls nach
Anspruch 1 oder 2 oder eines chimären Promotors nach Anspruch
3 zur pflanzlichen Pathogenabwehr, insbesondere von Nematoden.
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Weiterhin betrifft die Erfindung
ein Verfahren zur Herstellung einer transgenen Pflanze mit der Fähigkeit
zur Pathogenabwehr, bei dem man eine Pflanzenzelle mit einem Pathogenabwehrgen
transformiert und anschließend
die Pflanze regeneriert, dadurch gekennzeichnet, daß man das
Pathogenabwehrgen unter die regulatorische Kontrolle eines Nukleinsäuremolekül bringt,
wobei das Nukleinsäuremolekül
- a. eine Sequenz gemäß SEQ ID NO. 1 aufweist oder
- b. eine mit der Sequenz gemäß SEQ ID
NO. 1 komplementäre
Sequenz aufweist oder
- c. ein Derivat der Sequenz gemäß a oder b aufweist oder
- d. eine Sequenz aufweist, die mit einer der Sequenzen gemäß a bis
c hybridisiert, und ein 5'-Ende und ein 3'-Ende besitzt, wobei stromaufwärts von
dem 5'-Ende keine weiteren regulatorischen Sequenzen vorhanden sind,
die eine pathogeninduzierte Expression eines mit dem Nukleinsäuremolekül operativ
verbundenen Gens derart beeinflussen, daß nach Pathogenbefall einer
Pflanze neben einer lokalen Expression des Gens eine Genexpression
auch in nicht vom Pathogenbefall unmittelbar betroffenen Gewebeteilen
der Pflanze erfolgt.
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Die Erfindung betrifft aber auch
ein Verfahren zur Herstellung einer transgenen Pflanze mit der Fähigkeit
zur Pathogenabwehr, bei dem man eine Pflanzenzelle mit einem Pathogenabwehrgen
transformiert und anschließend
die Pflanze regeneriert, dadurch gekennzeichnet, daß man das
Pathogenabwehrgen unter die regulatorische Kontrolle eines chimären Promotors
bringt, wobei der chimäre
Promotor zusammengesetzt ist aus
- a. einer Sequenz
gemäß SEQ ID
NO. 2 oder
- b. einer mit der Sequenz gemäß SEQ ID
NO. 2 komplementären
Sequenz oder
- c. einem Derivat der Sequenz gemäß a oder b oder
- d. einer Sequenz, die mit einer der Sequenzen gemäß a bis
c hybridisiert sowie
- e. einem Minimalpromotor.
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Beide Verfahren lassen sich vorzugsweise
dazu verwenden, daß man
die Abwehrreaktion der Pflanze gegenüber einem Befall von Nematoden
stärkt.
Insbesondere wird hierbei die Abwehrreaktion der Pflanze auf den
Bereich eines Syncytiums gerichtet, wobei in anderen Gewebeteilen
der Pflanze keine Abwehrreaktion auftritt. Das Verfahren wird bevorzugt
zur Herstellung einer transgenen Pflanze der Art Beta vulgaris genutzt. Es
läßt sich
aber auch auf andere Pflanzen anwenden, die anfällig sind gegenüber einem
Befall von Nematoden.
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Schließlich betrifft die vorliegende
Erfindung auch die Verwendung eines Nukleinsäuremoleküls gemäß SEQ ID NO. 1 oder 2 zur Identifizierung
und Isolierung eines regulatorischen Nukleinsäuremoleküls in Pflanzen, das nach Pathogeninfektion
der Pflanze eine lokale Expression eines mit dem Nukleinsäuremolekül operativ
verbundenen Gens steuert. Mit Hilfe dieser gut handhabbaren Sequenzen
kann der Fachmann leicht zu anderen entsprechend kurzen und spezifischen
regulatorischen Sequenzen oder Basispromotoren gelangen, die entsprechende
Proteinbindungsdomänen
aufweisen. Das methodische Vorgehen zum Auffinden homologer Sequenzen
ist dem Fachmann bekannt, unter anderem aus WO 98/12335.
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Die Erfindung wird nachfolgend näher erläutert.
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Unter Verwendung eines Xhol/Xbal-Fragments
(SEQ ID NO. 1) wurde ein Promotor-Gen-Konstrukt (1832XMT6) erstellt, das eine
syncytienspezifische Expression eines Reportergens ermöglicht.
Als Reportergen diente das sogenannte GUS-Gen, das dazu verwendet
wurde, eine Genexpression in bestimmten Gewebebereichen nachzuweisen
(Jefferson et al., 1987, EMBO Journal, Vol. 6: 3901–3907).
Bei der mit Hilfe des GUS-Reportergen-Systems
entstehenden Farbreaktion wird das Substrat 5-Bromo-4-Chloro-3-Indolyl-β-D-Glucuronsäure (X-Gluc)
durch die β-Glucuronidase,
welches durch das GUS-Gen
kodiert wird, zu farblosem Indoxyl gespalten. Aus dieser Verbindung
entsteht durch oxidative Dimerisierung das Endprodukt Indigoblau,
welches nachzuweisen ist. Fusioniert man das GUS-Reportergen mit
Promotor-DNA-Abschnitten, lassen sich Aussagen über die regulatorische Aktivität dieser
Sequenzen machen. Zudem ist es mittels dieser Methode möglich, eine
grobe quantitative Abschätzung
der Expressionsintensität
vorzunehmen. Zuckerrüben-hairy
roots wurden für
diese Analyse auf Saccharose-Medium
ausgelegt und 7 Tage später
mit Substrat-Lösung
vollständig überdeckt.
Eine Auswertung der GUS-Signale erfolgte nach einer Inkubation von
2 Tagen bei 37 °C.
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Der Promotor des so hergestellten
Promotor-GUS-Konstrukts (1832XMT6) hat sein 3'-Ende stromabwärts des nicht näher dargestellten
Transkriptionsstarts an Position -29 vom Startkodon aus. Eine interne Xbal-Schnittstelle
an dieser Position wurde genutzt, um das Fragment in den binären Vektor
pBin19[GUS-Intr.] zu klonieren (1).
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Zusätzlich zu dem Fusionskonstrukt
1832XMT6 wurde ein Vergleichskonstrukt 1832WXR2 hergestellt. Das
Konstrukt 1832WXR2 überlappt
mit dem Konstrukt 1832XMT6 (2).
Im Gegensatz zu dem Konstrukt 1832XMT6 enthält das Konstrukt 1832WXR2 jedoch
nicht die Sequenz gemäß SEQ ID
NO. 1. 1832WXR2 umfaßt
888 Basenpaare und wurde mittels PCR unter Verwendung modifizierter
Primer hergestellt. Am 5'-Ende wurde es auf diese Weise mit einer
Xhol-Schnittstelle, am 3'-Ende mit einer Xbal-Schnittstelle ausgestattet
und somit in definierter Orientierung in den binären Vektor pBin19[GUS-Intr.]
kloniert.
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Transgene hairy roots wurden dazu
verwendet, die Expression des GUS-Reportergens unter der regulatorischen
Kontrolle der Deletionsfragmente zu untersuchen. Sogenannte hairy
roots entstehen nach Infektion von Pflanzen mit Agrobacterium rhizogenes.
An der Infektionsstelle werden im Gegensatz zur Infektion durch
Agrobacterium tumefaciens nur Adventivwurzeln in großer Zahl
ausdifferenziert. Von Agrobacterium rhizogenes induzierte transgene
Zuckerrüben
hairy roots können
in einem in vitro Nematodenresistenztest geprüft werden (Kifle, Dissertation
1998, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel). Mit Hilfe dieses
Experiments wurde die Aktivität
der Fragmente nach einer Infektion mit Nematoden beobachtet. Für die GUS-Analyse
wurden 1 – 2
etwa 2 cm lange Wurzelspitzen nach 21 Tagen Kultur entnommen und
auf Medium umgesetzt. Nach 5 – 7
Tagen wurden die Wurzeln mit 150 J2-Nematodenlarven inokuliert und
bei 24 °C
im Dunkeln für
16 Tage gelagert. Durch die Zugabe des GUS-Substrates wurden die
Nematoden in ihrer Entwicklung gestoppt. Die Wurzeln wurden für 48 Stunden
bei 37 °C
und Dunkelheit inkubiert. Unter der Stereolupe wurde das Auftreten einer
GUS-Färbung
bei einer 10- bis 40fachen Vergrößerung im
Durchlicht untersucht und fotografisch dokumentiert. Die GUS-Versuche
wurden mit 3 Kulturen je individueller Wurzel mit jeweils 2 Wiederholungen
durchgeführt.
Als Positivkontrollen diente eine Wurzelkultur, die mit einem CaMV35S-GUS-Fusionskonstrukt
transformiert war. Als Negativkontrolle dienten 5 Wurzelkulturen
transformiert mit dem pBin19[GUS-Intr.]-Vektor.
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Nach 2 zeigen
die verwendeten Promotordeletionskonstrukte deutliche Unterschiede
in der räumlichen
Lokalisation der beobachteten GUS-Signale. Es zeigten sich Unterschiede
in dem Muster und der Intensität
der GUS-Signale im Vergleich zu den Kontrollen. Innerhalb der Negativ-Kontrollwurzeln
kam es zu keiner GUS-Färbung,
das Reportergen wurde nicht exprimiert. Wurzeln, die das Fusionskonstrukt
1832XMT6 enthielten, zeigten nach Nematodeninokulation eine schwache
Promotoraktivität,
die auf Syncytien beschränkt war.
Alle übrigen
Gewebe der Wurzeln zeigten keinerlei GUS-Färbung.
Ohne Nematodeninfektion wurde das Reportergen nicht exprimiert.
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Die histochemische Untersuchung der
1832WXR2-Wurzeln ergab eine überdurchschnittlich
starke GUS-Expression. Bei den Inokulationsversuchen zeigten die
mit diesem Konstrukt transformierten Wurzeln eine starke GUS-Färbung, die
sich über
unterschiedlich große
Bereiche der Wurzel hinweg erstreckte und deren Lokalisation nicht
mit der Nematodeninfektion in Verbindung zu bringen war. Der Promotorabschnitt
des Konstrukts 1832WXR2 ist folglich in der Lage, als eigenständiger regulativer
Bereich eine konstitutive Genexpression zu kontrollieren, die unspezifisch
und nicht auf Syncytien beschränkt
ist (2).
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Durch weitere Versuche konnte gezeigt
werden, daß Proteine
aus isolierten Zellkernen von Zuckerrübenpflanzen an die Sequenz
gemäß SEQ ID
NO. 2 binden, nachdem eine Infektion der Zuckerrübenpflanzen durch Nematoden
erfolgte. Ohne Nematodenbefall konnte eine solche Proteinbindung
nicht nachgewiesen werden. Der Nachweis konnte mit Hilfe eines Electrophoresis
Mobility Shift Assays (EMSA) erbracht werden. Markierte doppelsträngige DNA-Fragmente
werden hierzu auf ein Polyacrylamidgel aufgetragen, daneben ein DNA-Proteingemisch.
Kommt es zu einer DNA-Protein-Interaktion, wird ein Teil der radioaktiv
markierten Moleküle
in seiner Bewegung im elektrischen Feld verlangsamt und ein sogenannter
shift entsteht.
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Nachdem die Sequenz gemäß SEQ ID
NO. 1 in ca. 7 gleichgroße
Fragmente A–G
unterteilt wurde (3),
konnte eine Proteinbindung nur an dem Fragment A nachgewiesen werden
(4). Das Fragment A wurde
weiter in 5 sich überlappende
Abschnitte (A1-A5) geteilt. Mit Hilfe der gelshift-Analyse war deutlich
zu erkennen, daß die
Fragmente A4 und A5 durch eine Proteinbindung bei ihrer Wanderung
im elektrischen Feld gebremst werden. Diese Ergebnisse belegen,
daß im
Sequenzbereich, der durch die Fragmente A4 und A5 abgedeckt wird,
eine spezifische Proteinbindung stattfindet, so daß die Proteinbindedomäne auf diese
Region eingegrenzt werden kann (5).
Die Position der Proteinbindedomäne
belegt, daß gerade
die Sequenzabschnitte A4 und A5 (SEQ ID NO. 2) für die hochspezifische und lokale
Induktion verantwortlich sind.
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Beispiele für Promotor-Gen-Fusionen
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Wenn nicht anders angegeben, wurden
alle rekombinanten DNA Techniken so durchgeführt, wie in Sambrock (1989)
Molecular Cloning: A laboratory Manual. Cold Spring Harbor Laboratory
Press, NY angegeben.
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1. Transformation
von Zuckerrübenpflanzen
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Die Promotorfragment-Gen-Fusion XMT6-NPP1
wurde in einen binären
Vektor kloniert und eingesetzt zur Transformation von Pflanzen der
anfälligen
Zuckerrübenlinien
VRB und 8T0015 wie beschrieben bei D'Halluin et al. (1992), Biotechnology
Vol. 10, 309 – 314.
Es wurden 17 Pflanzen als transgen mittels PCR identifiziert. Der
Phänotyp
dieser transgenen Linien unterscheidet sich nicht vom Phänotyp der
jeweiligen Ausgangslinien.
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Die Wurzeln von 10 der 17 transgenen
Pflanzen wurden einem in vitro Nematoden Resistenztest unterzogen.
Dabei wurden Pflanzen mit gegenüber
der anfälligen
Kontrolle deutlich reduzierter Zystenzahl gefunden. Eine Pflanze
NR73-7 wies mit durchschnittlich 3 Zysten im Vergleich zu durchschnittlich
25 Zysten bei der anfälligen
Kontrolle eine ausgeprägte
Resistenz gegenüber
Nematoden auf. Acht Wochen nach Inokulation wurde der Inhalt der
Zysten an den Wurzeln der Pflanze NR73-7 untersucht. Zum Zeitpunkt
der Untersuchung des Zysteninhalts waren die Zysten immer noch sehr
klein und weniger reif als bei nicht transgenen Pflanzen. Von 17
untersuchten Zysten war die überwiegende
Zahl sehr klein (ca. 5 – 20
Larven). Dieses Beispiel zeigt, daß eine Resistenz gegen Nematoden
erreicht werden kann.
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2. Transformation
von Kartoffelpflanzen
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Das Fusionskonstrukt XMT6-NPP1 kann
mittels Agrobacterium Transformation in anfällige Kartoffellinien wie beispielsweise
die Linie Desirée
eingebracht werden. Derart transgene Linien sind resistent gegen Nematoden,
wie zum Beispiel solchen der Gattungen Globodera oder Meloidogyne.
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3. Fusion XMT6-Barnase
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Das Fusionskonstrukt XMT6-Barnase
wurde über
den Vektor pBin19 mittels A. rhizogenes in die anfällige Zuckerrübenlinie
93161 eingebracht. Als Kontrollen wurden der Vektor pBin19 ohne
Fusionskonstrukt sowie der Wildtyp A. rhizogenes eingesetzt. Anhand
des Transformationsergebnisses und des anschließenden Resistenztests konnte
gezeigt werden, daß auch
mit dem Fusionskonstrukt XMT6-Barnase eine Resistenz erreicht werden
konnte. Transgene Linien und Kontrollen wurden mit je 6 Wiederholungen
geprüft.
Die Transformanten wiesen gegenüber
den Kontrollen eine um ca. 70 % geringere Zystenzahl auf. Insbesondere
konnte gezeigt werden, daß die
Kontrolle der Expression durch das erfindungsgemäße Nukleinsäuremolekül so spezifisch auf die Syncytien
beschränkt
war, daß es
zu keiner erkennbaren Schädigung
der übrigen
Wurzelbereiche kommt.
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4. Fusion eines chimären Promotors
mit dem Barnase- oder NPP1-Gen
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Chimäre Promotoren, die aus verschiedenen
Elementen bestehen, können
in Verbindung mit einem Resistenzgen eine Abwehrreaktion in Pflanzen
hervorrufen, ohne schädliche
Effekte in nicht infizierten Zellen der Pflanze zu bewirken. Ein
geeignetes Konstrukt besteht beispielsweise aus dem 35S Minimalpromotor
(–46 bis
+8) mit dem spezifisch Nematoden responsiven Promotorfragment gemäß SEQ ID
NO. 2. Zwischen die beiden Elemente läßt sich vorzugsweise eine Spacer-Region
einsetzen, um Schwierigkeiten aufgrund von sterischen Behinderungen
zu vermeiden. Eine solche Promotorkassette kann mit dem Barnase-Gen
oder mit dem NPP1-Gen verbunden und in einen Vektor kloniert werden.
Mit diesem Konstrukt lassen sich transgene und resistente Zuckerrübenpflanzen
herstellen.
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