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Die Erfindung betrifft ein Kraftfahrzeug und ein Verfahren zur Unterstützung einer Konfrontationstherapie mit einem Kraftfahrzeug. Das Kraftfahrzeug ist bevorzugt ein selbstfahrendes Kraftfahrzeug.
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Moderne Fahrzeuge weisen eine Vielzahl von Innenraum-Sensoriken auf, die dazu eingerichtet sind, eine Fahrgastzelle des jeweiligen Kraftfahrzeugs abzutasten. Basierend auf den erfassten und entsprechend durch eine Steuereinheit ausgewerteten Informationen leitet die Steuereinheit des Kraftfahrzeugs als geeignet eingestufte Maßnahmen ein. Beispielsweise wird ein Ermüdungszustand eines Fahrers des Fahrzeugs erfasst und auf Grundlage der erfassten Informationen über den Fahrer eine fahrerindividuelle Reaktion des Fahrzeugs herbeigeführt, zum Beispiel ein optisches, akustisches oder haptisches (Warn-)Signal ausgegeben. Andere Assistenzsysteme hingegen, wie Spur-, Abstands- oder Nothalteassistenten, greifen unmittelbar in Reaktion auf die erfassten Informationen über den Fahrer in den Fahrbetrieb des Fahrzeugs ein.
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Die Patentschrift
US 10,796,176 B2 lehrt, dass unter Verwendung von geeigneter Sensorik sogar ein mentaler Zustand eines Nutzers des Kraftfahrzeugs ermittelt werden kann. Informationen über mentale Zustandsprofile können demnach verwendet werden, um Muster und Normen für die Fähigkeiten aufzuzeigen, und sie können helfen, das Verbraucherverhalten zu verstehen, Produkte besser auf die Wünsche des Nutzers abzustimmen und Websites und Schnittstellen zu Computerprogrammen zu verbessern.
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Kraftfahrzeuge, die zur Beförderung von Personen dienen, wie Personenkraftwagen oder Busse, sind Bestandteil des öffentlichen Lebens und ein Nutzer des Kraftfahrzeugs und seine Verhaltensweise sind der Öffentlichkeit ausgesetzt. Dies betrifft nicht nur die Öffentlichkeit außerhalb des Kraftfahrzeugs, sondern insbesondere auch die Öffentlichkeit innerhalb des Kraftfahrzeugs, also in der Fahrgastzelle gegenüber anderen Nutzern des Kraftfahrzeugs. Einige Menschen stören sich an der in dem Kraftfahrzeug gebotenen Öffentlichkeit. Vor allem Menschen, die an einer sozialen Phobie leiden, leben in der permanenten Angst, sich in der Öffentlichkeit zu blamieren oder peinliche Symptome, wie Schwitzen, Zittern oder Erröten, zu zeigen. Die soziale Phobie gehört mitunter zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. Laut Studien erkranken sieben bis zwölf Prozent der Bevölkerung mindestens einmal im Leben an einer sozialen Phobie. Eine soziale Phobie hat zur Folge, dass der Betroffene die als vermeintlich peinlich empfundenen Situationen vermeidet und sich die soziale Phobie somit zu einer chronischen Krankheit mit bleibenden Verhaltensstörungen entwickelt. Bleibt eine soziale Phobie unbehandelt, erhöht sich zudem das Risiko einer Depression oder eines Alkoholmissbrauchs des Betroffenen.
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Der Erfindung liegt nun die Aufgabe zugrunde, ein komfortableres Kraftfahrzeug bereitzustellen.
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Die erfindungsgemäße Aufgabe wird gelöst durch ein Kraftfahrzeug und ein Verfahren zur Unterstützung einer Konfrontationstherapie mit einem Kraftfahrzeug gemäß den unabhängigen Ansprüchen. Bevorzugte Weiterbildungen sind Gegenstand der jeweils rückbezogenen Unteransprüche.
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Ein erster Aspekt betrifft ein Kraftfahrzeug. Das Kraftfahrzeug umfasst eine Sensoranordnung mit einem Innenraum-Kamerasystem zum Erzeugen von Videoaufnahmen einer Fahrgastzelle des Kraftfahrzeugs und eine Anzeige und/oder eine Kommunikationsschnittstelle. Ebenfalls weist das Kraftfahrzeug eine mit der Sensoranordnung und der Anzeige und/oder der Kommunikationsschnittstelle verbundene Steuereinheit auf. Die Steuereinheit ist dazu eingerichtet, unter Verwendung der Sensoranordnung eine Anzahl von gegenwärtigen Nutzern in der Fahrgastzelle des Kraftfahrzeugs zu ermitteln, unter Verwendung der Sensoranordnung eine Videoaufnahme mindestens eines der gegenwärtigen Nutzer zu erzeugen, sofern eine Anzahl von gegenwärtigen Nutzern von mindestens zwei ermittelt wurde, und die Videoaufnahme dem mindestens einen gegenwärtigen Nutzer auf der Anzeige und/oder über die Kommunikationsschnittstelle bereitzustellen.
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Es hat sich herausgestellt, dass sich eine soziale Phobie mit einer kognitiven Verhaltenstherapie gut behandeln lässt. Dabei geht es darum, dass bei Menschen mit einer sozialen Phobie das Sicherheits- oder Situationsvermeidungsverhalten abgebaut und eine verzerrte Selbstwahrnehmung objektiviert wird. Ein wichtiges Hilfsmittel bei dieser Therapie sind Videoaufnahmen des Betroffenen: Der Betroffene wird in einer für ihn als kritisch empfundenen Situationen gefilmt. Durch Betrachten dieser Aufnahmen im Nachhinein kann der Betroffene seine möglicherweise verzerrte Selbsteinschätzung anders einordnen. Er erkennt in der Videoaufnahme, wie er von außen betrachtet in bestimmten Situationen aussieht und auf andere Personen wirkt. Wer beispielsweise Angst davor hat, vor anderen Menschen rot zu werden, kann in der von dem Kraftfahrzeug bereitgestellten Videoaufnahme sehen, dass dies für andere Personen weniger offensichtlich ist oder für andere Personen weniger von Bedeutung ist, als der Betroffene es in der Situation eingeschätzt hat. Bevorzugt ist die Steuereinheit dazu eingerichtet, unter Verwendung der Sensoranordnung eine Referenzvideoaufnahme des Nutzers in einer Situation zu erzeugen, in welcher der Nutzer alleine in der Fahrgastzelle verweilt. Die Referenzvideoaufnahme des Nutzers kann als Abgleich dienen, um dem Nutzer objektiv zu zeigen, dass keine oder nur eine geringfügige Änderung des Verhaltens des Nutzers nach außen erkennbar ist.
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Das Innenraum-Kamerasystem umfasst bevorzugt eine oder eine Vielzahl von RGB-Kameras und/oder eine oder eine Vielzahl von Infrarotkameras zum Erzeugen der Videoaufnahme. Die RGK-Kameras erlauben eine objektive Erfassung des optischen Erscheinungsbildes des Nutzers, während die Infrarotkameras objektive Wärmesignaturen und -unterschiede erfassen. Bevorzugt ist die Steuereinheit dazu eingerichtet, einen physiologischen Zustand des gegenwärtigen Nutzers unter Verwendung der Sensoranordnung zu ermitteln. Insbesondere die Erfassung einer Vielzahl von unterschiedlichen physiologischen Zuständen ermöglicht es, physiologische Verhaltensänderungen des Nutzers festzustellen. Von Bedeutung sind hierbei insbesondere physiologische Zustände aus denen Verhaltensweisen, Bewegungen und/oder charakterliche Eigenschaften des Nutzers ableitbar sind, darunter insbesondere Körperbewegungen wie unruhiges Sitzen, häufiges Anfassen des Gesichts, Hände kneten, Bein- und/oder Fingerbewegungen, die auf Nervosität oder innere Unruhe schließen lassen, Augenzucken, vermehrtes Augenzwinkern und andere Augenbewegungen, Mundbewegungen, erhöhte Frequenz beim Kaugummikauen, Gestik und/oder Mimik, die auf Unruhe oder Stress schließen lassen, Gesichtsfarbe, Körperveränderungen wie rote Ohren, rote Wangen oder einen roten Kopf. Zusätzlich können Interaktionen zwischen dem Nutzer des Kraftfahrzeugs und/oder anderen Nutzern des Kraftfahrzeugs festgestellt und in einen Kontext mit einer erfassten Verhaltensänderung des Nutzers gesetzt werden.
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Ebenfalls bevorzugt umfasst die Sensoranordnung mindestens eine Fahrzeugsitzsensoreinheit, die dazu eingerichtet ist, Bewegungen, Schwingungen, Kontakttemperaturen und/oder Kontaktfeuchten zu erfassen. Die Steuereinheit ist ferner bevorzugt dazu eingerichtet, unter Verwendung der Fahrzeugsitzsensoreinheit mindestens einen physiologischen Zustand des Nutzers zu erkennen. Die Fahrzeugsitzsensoreinheit ist bevorzugt in einem Sitz des Kraftfahrzeugs angeordnet und umfasst bevorzugt einen Beschleunigungssensor, einen Temperatursensor und/oder ein Hygrometer. Mittels der Fahrzeugsitzsensoreinheit lassen sich eine Vielzahl von unterschiedlichen physiologischen Zuständen erfassen, aus denen Verhaltensweisen, Bewegungen und/oder charakterliche Eigenschaften des Nutzers ableitbar sind, darunter insbesondere Körperbewegungen des Nutzers - wie unruhiges Sitzen, Zappeligkeit, Zittern - eine Herzfrequenz, ein Herzrasen, eine Herzratenvariabilität, eine erhöhte Atemfrequenz, ruckartige Atembewegungen (Hyperventilieren), eine erhöhte Feuchtigkeitsabgabe, ein Schweißausbruch und/oder eine Hauttemperatur.
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Ferner bevorzugt umfasst die Sensoranordnung ein Innenraum-Mikrofon zum Abtasten der Fahrgastzelle des Kraftfahrzeugs. Die Steuereinheit ist ferner bevorzugt dazu eingerichtet, den Nutzer, die nutzerspezifischen Merkmale und/oder den mindestens einen physiologischen Zustand des Nutzers aus den durch das Mikrofon erfassten akustischen Signalen zu ermitteln. Ein Mikrofon erlaubt die Erfassung einer Vielzahl von unterschiedlichen physiologischen Zuständen, aus denen Verhaltensweisen, Bewegungen und/oder charakterliche Eigenschaften des Nutzers ableitbar sind, darunter insbesondere ein verändertes Sprechen, ein verändertes Sprechtempo, eine veränderte Stimme oder eine veränderte Stimmlage. Zusätzlich können akustische Interaktionen zwischen dem Nutzer des Kraftfahrzeugs und anderen Nutzern des Kraftfahrzeugs festgestellt werden. Ferner lässt sich mittels eines Mikrofons und der Steuereinheit eine Spracherkennung oder Sprachanalyse des Nutzers zur Identifikation des Nutzers realisieren.
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Die Kommunikationsschnittstelle ist bevorzugt zum Austausch von Daten mit einem von dem Nutzer am Körper getragenen Computer (Wearable), einem mobilen Endgerät des Nutzers (Smartphone), einem anderen Kraftfahrzeug und/oder einem Server eingerichtet. Der Austausch der Daten kann kabelgebunden und/oder drahtlos erfolgen. Durch das Bereitstellen der erzeugten Videoaufnahme an den Nutzer kann dieser die Videoaufnahme zu einem späteren Zeitpunkt, beispielsweise in einer von dem Nutzer als sicher wahrgenommenen Situation, betrachtet werden, um seine möglichweise verzerrte Selbsteinschätzung zu relativieren, mitunter zu korrigieren.
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Bevorzugt umfasst die Steuereinheit ein neuronales Netzwerk, welches dazu eingerichtet ist, den physiologischen Zustand des gegenwärtigen Nutzers unter Verwendung der Sensoranordnung zu ermitteln. Ein entsprechend trainiertes neuronales Netzwerk ermöglicht es, auch kleinste Verhaltensabweichungen und wiederkehrende Muster des Nutzers anhand der physiologischen Zustände des Nutzers zu erfassen, insbesondere Angst- und Stresszustände des Nutzers zu erkennen. Das neuronale Netzwerk kann sich vorzugsweise auch auf einem externen Server befinden, welcher im Datenaustausch mit dem Kraftfahrzeug und/oder einer Vielzahl von Kraftfahrzeugen (Kraftfahrzeugflotte) über die Kommunikationsschnittstelle befindet.
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In bevorzugter Ausgestaltung ist vorgesehen, dass das Kraftfahrzeug ferner eine mit der Steuereinheit verbundene Speichereinheit mit einer Vielzahl von hinterlegten Nutzerprofilen umfasst. Die Steuereinheit ist dann dazu eingerichtet, unter Verwendung der Sensoranordnung den mindestens einen gegenwärtigen Nutzer zu identifizieren und mit einem von der Vielzahl von hinterlegten Nutzerprofilen zu verknüpfen und basierend auf dem Nutzerprofil des mindestens einen gegenwärtigen Nutzers die Videoaufnahme des mindestens einen gegenwärtigen Nutzers zu erzeugen. Im einfachsten Fall kann das Nutzerprofil indikativ dafür sein, ob der identifizierte Nutzer eine Erzeugung der Videoaufnahme wünscht oder nicht. Hierdurch können Speicher- und Rechenkapazitäten des Kraftfahrzeugs für die Fälle eingespart werden, in denen keine Videoaufnahme gewünscht ist.
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Die Identifikation des Nutzers erfolgt vorzugsweise anhand von nutzerspezifischen Merkmalen. Die nutzerspezifischen Merkmale können in dem Nutzerprofil enthalten sein. Die Steuereinheit ist bevorzugt dazu eingerichtet, unter Verwendung der Sensoranordnung nutzerspezifische Merkmale eines Nutzers des Kraftfahrzeugs zu ermitteln und durch Abgleichen der ermittelten nutzerspezifischen Merkmale mit in der Speichereinheit hinterlegten nutzerspezifischen Merkmalen den Nutzer zu identifizieren. Mit anderen Worten ist die Steuereinheit dazu eingerichtet, einen gegenwärtigen Nutzer des Kraftfahrzeugs von einem anderen gegenwärtigen Nutzer des Kraftfahrzeugs anhand der nutzerindividuell ausgeprägten Merkmale der Nutzer zu unterscheiden, mithin ein biometrisches Erkennungsverfahren durchzuführen. Biometrische Erkennungsverfahren sind dem Fachmann grundsätzlich bekannt. Bei dem biometrischen Erkennungsverfahren wird bevorzugt eine biometrische Charakteristik oder eine Vielzahl von biometrischen Charakteristiken - wie Fingerabdruck, Iris-Erkennung, Gangerkennung, Gesichtsgeometrie, Lippenbewegung in Verbindung mit Stimmerkennung, Sprecherauthentifizierung, Unterschrift und so weiter - angewendet. Vorzugsweise ist die Steuereinheit dazu eingerichtet, für jeden als bisher unbekannt identifizierten Nutzer ein neues Nutzerprofil zu erstellen und in der Speichereinheit zu hinterlegen.
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Die Vielzahl von Nutzerprofilen umfassen ebenfalls bevorzugt Informationen über Angst- und/oder Stresszustände hervorrufende Auslöser des oder der Nutzer. Die Steuereinheit ist dann ebenfalls dazu eingerichtet, basierend auf einem unter Verwendung der Sensoranordnung erkannten Auslöser die Videoaufnahme des mindestens einen gegenwärtigen Nutzer zu erzeugen und/oder zu bearbeiten. Angst- und/oder Stresszustände hervorrufende Auslöser sind zum Beispiel Wechsel von Fahrzeuginsassen, Zu- oder Ausstiege eines weiteren Nutzers oder einer Vielzahl von weiteren Nutzern, ein hoher Belegungsgrad der Fahrgastzelle, Sitz- und Abstandskonstellationen der gegenwärtigen Nutzer in der Fahrgastzelle, bestimmte Gesprächssituationen, beispielsweise in welchen der Nutzer angesprochen wird, Mitfahrer aus bestimmten Personengruppen, beispielswiese unterteilt in Frauen, Männer und Kinder oder nach Alter, Körpergröße und Statur, bestimmte Mitfahrer-Gruppensituationen, darunter sich kennende Mitfahrer oder Mitfahrer einer sozial zuordenbaren Personengruppe, beispielsweise Fußballfans, oder auch spezifische Mitfahrereigenschaften der anderen Nutzer wie Kleidung der Mitfahrer, ethnische Herkunft der Mitfahrer, mitgeführte Gegenstände oder Tiere. Ferner können derartige Auslöser durch die Tages- oder Wochenzeit, die Fahrdauer, den Kontext der Fahrt, beispielsweise Fahrt zur Arbeit oder Fahrt vom Fitness-Studio, das Verhalten der Mitfahrer, Augenkontakten zwischen dem Nutzer und den Mitfahrern, Verkehrssituationen, der Fahrtroute oder einem Einstiegs- und Ausstiegsort bedingt sein. Ferner kann eine bestimmte Gestik, Mimik, Bewegung oder ein bestimmter Zustand der Mitfahrer (zum Beispiel betrunken, aggressiv oder schlecht gelaunt) einen Auslöser für einen Angst- oder Stresszustand bilden. Mit anderen Worten können in dem Nutzerprofil nutzerindividuelle Eigenheiten hinterlegt sein, anhand derer die oder eine weitere Videoaufnahme erzeugt und/oder bearbeitet wird. Die Videoaufnahme kann derart bearbeiten werden, dass ein mit dem erkannten Auslöser verknüpfter Zeitstempel in der erzeugten Videoaufnahme hinterlegt wird und/oder dass Situationen, zu denen ein Auslöser erkannt wurde, zusammengeschnitten werden. Dies hat den Vorteil, dass die relevanten Videoausschnitte schnell auffindbar sind und in komprimierter Form vorliegen.
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Die Vielzahl von Nutzerprofilen umfassen bevorzugt ferner Autorisierungsinformationen über eine Einwilligung der Nutzer zum Erzeugen der Videoaufnahme. Die Steuereinheit ist dann dazu eingerichtet, die Videoaufnahme abhängig von der Autorisierungsinformation des Nutzerprofils des mindestens einen gegenwärtigen Nutzers zu erzeugen und/oder dem mindestens einen gegenwärtigen Nutzer auf der Anzeige und/oder über die Kommunikationsschnittstelle bereitzustellen. Mit anderen Worten wird die Videoaufnahme nur durch vorherige Zustimmung erzeugt und/oder dem Nutzer bereitgestellt. Die Steuereinheit ist bevorzugt dazu eingerichtet, die Zustimmung des Nutzers einzuholen, sofern keine Zustimmung in den Autorisierungsinformationen hinterlegt ist. Die Zustimmung kann beispielsweise durch Bestätigung per Tastendruck auf der Anzeige oder einer dafür vorgesehenen Bedienknopfes, durch Bestätigung mittels eines erkannten Handzeichens, einer Mimik, einer Gestik und/oder einer Spracheeingabe erfolgen. Ferner kann die Zustimmung über eine Applikation auf einem mobilen Endgerät des Nutzers durchgeführt werden oder durch eine allgemeine Zustimmung aufgrund von durch den Nutzer akzeptierten allgemeinen Geschäftsbedingungen vorliegen.
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Ebenfalls bevorzugt umfasst die Vielzahl von Nutzerprofilen Komfortinformationen über Einstellungszustände eines Komfortsystems des Kraftfahrzeugs. Die Steuereinheit ist hierbei dazu eingerichtet, auf Basis des Nutzerprofils ein Komfortsystem des Kraftfahrzeugs anzusteuern. Komfortsysteme sind beispielsweise ein Fahrsitzmassagensystem, eine Sitz- oder Zonenklimatisierung wie Fahrsitzbelüftung oder Fahrsitzheizung, eine Lichteinstellung und ein Ruhemodus, in welchem beispielsweise ein Durchstellen eines Telefon- oder Videoanrufs verhindert wird. Vorteilhaft kann dem Nutzer ein komfortableres Fahrerlebnis geboten werden.
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Ferner ist die Steuereinheit bevorzugt dazu eingerichtet, abhängig von dem erfassten physiologischen Zustand des Nutzers die Fahrroute des Kraftfahrzeugs anzupassen und/oder die Verwendung eines anderen Kraftfahrzeugs mit erweiterter Sensorausstattung und/oder einer anderen Fahrroute vorzuschlagen. Basierend auf vorliegenden Nutzerprofilinformationen kann die Steuereinheit bevorzugt eine Fahrroute, Fahrzeit und/oder einen Fahrtag selektiv auswählen, um eine gewünschte Angst- oder Stresssituation für den Nutzer mit genügend hoher Wahrscheinlichkeit bereitstellen zu können, um eine Videoaufnahme des Nutzers in der Situation zum Zwecke der Korrektur einer verzerrten Selbstwahrnehmung zu erzeugen und dem Nutzer bereitzustellen. Besonders bevorzugt wird ein Therapeut in die Auswahlentscheidung miteinbezogen.
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Die Steuereinheit ist bevorzugt ferner dazu eingerichtet, unter Verwendung der Kommunikationsschnittstelle Ortsinformationen des mindestens einen gegenwärtigen Nutzers und/oder Informationen über die gegenwärtige Anzahl von Nutzern des Kraftfahrzeugs an einen Server zu übermitteln. Die Übermittlung dieser Informationen an einen Server ermöglicht eine selektive, also passwortgesicherte, Verteilung der Informationen an berechtigte Personen. Berechtigte Personen können beispielsweise der behandelnde Therapeut, die Eltern oder andere Angehörige des Nutzers sein. Dies ermöglicht zum einen eine Überwachung einer (Konfrontations-)Therapie und zum anderen eine Bestätigungsoption für Eltern oder andere Angehörige, dass der Nutzer, beispielsweise ein Kind oder Jugendlicher, in dem Kraftfahrzeug ist und sicher befördert wird oder wann der Nutzer das Kraftfahrzeug betreten und/oder verlassen hat.
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In weiterer bevorzugter Ausgestaltung ist vorgesehen, dass die Steuereinheit ferner dazu eingerichtet ist, unter Verwendung des Innenraum-Kamerasystems und/oder der Videoaufnahme einen physiologischen Zustand des mindestens einen gegenwärtigen Nutzers zu erkennen und die Videoaufnahme basierend auf dem ermittelten physiologischen Zustand zu erzeugen und/oder zu bearbeiten. Die Videoaufnahme kann derart bearbeiten werden, dass ein mit einem erfassten physiologischen Zustand verknüpfter Zeitstempel in der erzeugten Videoaufnahme hinterlegt wird und/oder dass Situationen, zu denen ein bestimmter physiologischer Zustand erfasst wurde, zusammengeschnitten werden. Dies hat den Vorteil, dass die relevanten Videoausschnitte schnell auffindbar sind und in komprimierter Form vorliegen. Physiologische Zustände, die auf mögliche durch eine soziale Phobie verursachten Reaktionen schließen lassen, sind unter anderem eine erhöhte Feuchtigkeitsabgabe (Schweißausbruch), eine Erhöhung der Herzfrequenz (Herzrasen), verschiedene Körperbewegungen, die auf Nervosität oder eine innere Unruhe schließen lassen, wie unruhiges Sitzen, häufiges Anfassen des Gesichts, Hände kneten, Bein- oder Fingerbewegungen, Augenzucken, vermehrtes Augenzwinkern, Augen- oder Mundbewegungen, eine erhöhte Frequenz beim Kaugummikauen, eine erhöhte Atemfrequenz, ruckartige Atembewegungen (Hyperventilieren), ein Zittern, eine Gestik oder Mimik, die auf Angst schließen lässt, ein Abfall der Hauttemperatur, eine veränderte Stimme oder Stimmlage, ein verändertes Sprechen und Sprechtempo, ein Blasswerden, rote Ohren oder Wangen, ein roter Kopf und ein erhöhter Blutdruck.
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In weiterer bevorzugter Ausgestaltung ist vorgesehen, dass die Sensoranordnung ferner ein Umfeld-Kamerasystem zum Abtasten eines Fahrzeugumfeldes umfasst und die Steuereinheit ferner dazu eingerichtet ist, unter Verwendung des Umfeld-Kamerasystems die oder eine weitere Videoaufnahme des mindestens einen gegenwärtigen Nutzers in dem Fahrzeugumfeld zu erzeugen, sofern eine Anzahl von gegenwärtigen Nutzern von mindestens zwei ermittelt wurde. Durch die Verwendung eines Umfeld-Kamerasystems kann zusätzlich ein Verhalten des Nutzers im Fahrzeugumfeld in einer Videoaufnahme abgebildet werden. Besonders interessant sind hierbei ein Ein- und Ausstiegsverhalten des Nutzers, insbesondere bei direkter Konfrontation mit anderen Personen aus dem Umfeld des Kraftfahrzeugs oder das Verhalten anderer Personen vor und während des Einsteigens in oder nach und während des Aussteigens aus dem Kraftfahrzeug.
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In weiterer bevorzugter Ausgestaltung ist vorgesehen, dass die Steuereinheit dazu eingerichtet ist, die Videoaufnahme des mindestens einen Nutzers derart zu bearbeiten, dass andere in der Videoaufnahme enthaltende Nutzer unkenntlich gemacht oder anonymisiert werden. Hierdurch kann das Erfordernis einer expliziten Zustimmung der gegebenenfalls weiteren in der Videoaufnahme enthaltenden Nutzer vermieden werden. Ferner wird die Videoaufnahme auf den gegenwärtigen Nutzer und seine Verhaltensweise fokussiert.
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Ein weiterer Aspekt betrifft ein Verfahren zur Unterstützung einer Konfrontationstherapie mit einem Kraftfahrzeug. Das Kraftfahrzeug umfasst eine Sensoranordnung mit einem Innenraum-Kamerasystem zum Erzeugen von Videoaufnahmen einer Fahrgastzelle des Kraftfahrzeugs und eine Anzeige und/oder eine Kommunikationsschnittstelle. Gemäß einem ersten Schritt des Verfahrens wird eine Anzahl von gegenwärtigen Nutzern des Kraftfahrzeugs unter Verwendung der Sensoranordnung ermittelt. In einem weiteren Schritt wird eine Videoaufnahme mindestens eines gegenwärtigen Nutzers unter Verwendung der Sensoranordnung erzeugt, sofern eine Anzahl von gegenwärtigen Nutzern von mindestens zwei ermittelt wurde. Ferner wird die Videoaufnahme für den mindestens einen gegenwärtigen Nutzer über die Anzeige und/oder die Kommunikationsschnittstelle bereitgestellt. Das Kraftfahrzeug ist bevorzugt als das oben beschriebene Kraftfahrzeug ausgestaltet. Die mit den Kraftfahrzeug beschriebenen optionalen Merkmale und deren Vorteile lassen sich analog mit dem Verfahren verwirklichen und sind daher beliebig miteinander kombinierbar.
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Die oben genannte Steuereinheit des Kraftfahrzeugs ist bevorzugt durch elektrische oder elektronische Bauteile oder Komponenten (Hardware) oder durch Firmware (ASIC) implementiert. Zusätzlich oder alternativ wird die Funktionalität der Steuereinheit beim Ausführen eines geeigneten Programms (Software) verwirklicht. Ebenfalls bevorzugt ist die Steuereinheit durch eine Kombination von Hardware, Firmware und/oder Software verwirklicht. Beispielsweise sind einzelne Komponenten der Steuereinheit zum Bereitstellen einzelner Funktionalitäten als separat integrierter Schaltkreis ausgebildet oder auf einem gemeinsamen integrierten Schaltkreis angeordnet.
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Die einzelnen Komponenten der Steuereinheit sind ferner bevorzugt als ein oder mehrere Prozesse ausgebildet, die auf einem oder mehreren Prozessoren in einem oder mehreren elektronischen Rechengeräten laufen und beim Ausführen von ein oder mehreren Computerprogrammen erzeugt werden. Die Rechengeräte sind dabei bevorzugt dazu ausgebildet, mit anderen Komponenten, beispielsweise einem Assistenzsystem oder einem Motorcontroller zusammenzuarbeiten, um die hierin beschriebenen Funktionalitäten zu verwirklichen. Die Anweisungen der Computerprogramme sind dabei bevorzugt in einem Speicher abgelegt, wie beispielsweise einem RAM-Element. Die Computerprogramme können jedoch auch in einem nicht-flüchtigen Speichermedium, wie beispielsweise einer CD-ROM, einem Flash-Speicher oder dergleichen, abgelegt sein.
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Dem Fachmann ist ferner ersichtlich, dass die Funktionalitäten von mehreren Recheneinheiten (Datenverarbeitungsgeräten) kombiniert oder in einem einzigen Gerät kombiniert sein können oder dass die Funktionalität von einem bestimmten Datenverarbeitungsgerät auf eine Vielzahl von Geräten verteilt vorliegen kann, um die Funktionalität der Steuereinheit zu verwirklichen.
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Ein weiterer Aspekt betrifft ein Computerprogramm, umfassend Befehle, die bei der Ausführung des Programms durch einen Computer, wie beispielsweise eine Steuereinrichtung eines Kraftfahrzeugs aufweisend eine Sensoranordnung mit einem Innenraum-Kamerasystem zum Erzeugen von Videoaufnahmen einer Fahrgastzelle des Kraftfahrzeugs und eine Anzeige und/oder eine Kommunikationsschnittstelle, diesen veranlassen, das erfindungsgemäße Verfahren, insbesondere Verfahren zur Unterstützung einer Konfrontationstherapie mit einem Kraftfahrzeug durchzuführen.
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Weitere bevorzugte Ausgestaltungen ergeben sich aus den übrigen, in den Unteransprüchen genannten Merkmalen.
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Die verschiedenen in dieser Anmeldung genannten Ausführungsformen sind, sofern im Einzelfall nicht anders ausgeführt, mit Vorteil miteinander kombinierbar.
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Die Erfindung wird nachfolgend in Ausführungsbeispielen anhand der zugehörigen Zeichnungen erläutert. Es zeigen:
- 1 eine schematische Darstellung eines Kraftfahrzeugs gemäß einer Ausführungsform; und
- 2 eine schematische Darstellung eines Verfahrens gemäß einer Durchführungsform.
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1 zeigt eine schematische Darstellung eines Kraftfahrzeugs 10 gemäß einer Ausführungsform, welches insbesondere als selbstfahrendes Kraftfahrzeug 10 ausgestaltet ist.
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Das Kraftfahrzeug 10 umfasst eine Sensoranordnung 12 mit einem Innenraum-Kamerasystem 14 zum Erzeugen von Videoaufnahmen einer Fahrgastzelle 16 des Kraftfahrzeugs 10 und einem Umfeld-Kamerasystem 26 zum Abtasten eines Fahrzeugumfeldes 28, eine Anzeige 18, eine Kommunikationsschnittstelle 20 und eine Speichereinheit 24, die jeweils mit einer Steuereinheit 22 des Kraftfahrzeugs 10 verbunden sind. Die Fahrgastzelle 16 des Kraftfahrzeugs 10 ist exemplarisch als gestrichelter Bereich in 1 angedeutet.
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Das Innenraum-Kamerasystem 14 umfasst eine Vielzahl von RGB-Kameras, die so angeordnet ist, dass deren Bildaufnahmen die Fahrgastzelle 16 im Wesentlichen vollständig abdecken. Mit anderen Worten ist es mittels des Innenraum-Kamerasystems 14 möglich, die Fahrgastzelle 16 vollständig zu überwachen, sodass jeder gegenwärtige Nutzer in der Fahrgastzelle 16 erfassbar ist. Hierzu ist das Innenraum-Kamerasystem 14 in einem Dachhimmel des Kraftfahrzeugs 10 angeordnet. Die RGB-Kameras sind eingerichtet, zeitlich versetzte Bildaufnahmen (Videoaufnahme) mindestens eines gegenwärtigen Nutzers des Kraftfahrzeugs 10 in der Fahrgastzelle 16 aufzunehmen. Die Videoaufnahme enthält demnach Informationen über unterschiedliche physiologische Zustände des Nutzers, aus denen Verhaltensweisen, Bewegungen und/oder charakterliche Eigenschaften des Nutzers ableitbar sind. Insbesondere können mit dem Innenraum-Kamerasystem 14 Körperbewegungen wie unruhiges Sitzen, häufiges Anfassen des Gesichts, Hände kneten, Bein- und/oder Fingerbewegungen, die auf Nervosität oder innere Unruhe schließen lassen, Augenzucken, vermehrtes Augenzwinkern und andere Augenbewegungen, Mundbewegungen, erhöhte Frequenz beim Kaugummikauen, Gestik und/oder Mimik, die auf Unruhe oder Stress schließen lassen, aber auch eine Gesichtsfarbe und/oder Körperveränderungen wie rote Ohren, rote Wangen oder ein roten Kopf aufgelöst werden.
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Ferner umfasst die Sensoranordnung 12 für jeden Fahrzeugsitzplatz des Kraftfahrzeugs 10 eine Fahrzeugsitzsensoreinheit (nicht dargestellt), die dazu eingerichtet ist, mittels eines Beschleunigungssensors, eines Temperatursensors und eines Hygrometers Bewegungen, Schwingungen, Kontakttemperaturen und Kontaktfeuchten zu erfassen. Hiermit lassen sich insbesondere physiologische Zustände des Nutzers ermitteln, aus denen Rückschlüsse auf Verhaltensweisen, Bewegungen und/oder charakterliche Eigenschaften des Nutzers, insbesondere Körperbewegungen - wie unruhiges Sitzen, Zappeligkeit, Zittern - eine Herzfrequenz, ein Herzrasen, eine Herzratenvariabilität, eine erhöhte Atemfrequenz, ruckartige Atembewegungen (Hyperventilieren), eine Feuchtigkeitsabgabe, ein Schweißausbruch und/oder eine Hauttemperatur, gezogen werden können.
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Ferner umfasst die Sensoranordnung 12 ein Innenraum-Mikrofon (nicht dargestellt) zum Abtasten der Fahrgastzelle 16 des Kraftfahrzeugs 10. Das Innenraum-Mikrofon erlaubt die Erfassung einer Vielzahl von unterschiedlichen physiologischen Zuständen, aus denen Verhaltensweisen, Bewegungen und/oder charakterliche Eigenschaften des Nutzers ableitbar sind, darunter insbesondere verändertes Sprechen, verändertes Sprechtempo, eine veränderte Stimme und/oder eine veränderte Stimmlage. Ferner lässt sich mittels eines Innenraum-Mikrofons und der Steuereinheit 22 eine Spracherkennung oder Sprachanalyse des Nutzers realisieren.
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Das Umfeld-Kamerasystem 26 umfasst eine Vielzahl von RGB-Kameras zum Abtasten des Fahrzeugumfeldes 28 des Kraftfahrzeugs 10, die so angeordnet ist, dass deren Bildaufnahmen das Fahrzeugumfeld 28 im unmittelbaren Bereich der Ein- und Ausstiege des Kraftfahrzeugs 10 abgedeckt ist. Hierzu sind die RGB-Kameras auf dem Dach des Kraftfahrzeugs 10 angeordnet. Die RGB-Kameras sind eingerichtet, eine Videoaufnahme des mindestens einen gegenwärtigen Nutzers des Kraftfahrzeugs 10 im Fahrzeugumfeld 28 aufzunehmen. Die Videoaufnahme enthält demnach Informationen über unterschiedliche physiologische Zustände des Nutzers in dem Fahrzeugumfeld 28.
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Die Steuereinheit 22 ist dazu eingerichtet, unter Verwendung der Sensoranordnung 12 eine Anzahl von gegenwärtigen Nutzern in der Fahrgastzelle 16 des Kraftfahrzeugs 10 zu ermitteln und unter Verwendung der Sensoranordnung 12 eine Videoaufnahme mindestens eines der gegenwärtigen Nutzer zu erzeugen, sofern eine Anzahl von gegenwärtigen Nutzern von mindestens zwei ermittelt wurde. Ferner ist die Steuereinheit 22 dazu eingerichtet, die Videoaufnahme dem mindestens einen gegenwärtigen Nutzer auf der Anzeige 18 und über die Kommunikationsschnittstelle 20 bereitzustellen. Die Anzeige 18 des Kraftfahrzeugs 10 ist eine für den gegenwärtigen Nutzer einsehbare Anzeige 18. Sie kann bereits serienmäßig im Kraftfahrzeug 10 verbaut sein. Vorzugsweise umfasst das Kraftfahrzeug 10 eine Vielzahl von Anzeigen 18, wobei mindestens eine Anzeige 18 in unmittelbarer Nähe zu jedem Fahrzeugsitzplatz angeordnet ist, sodass die Videoaufnahme nur auf der mit dem gegenwärtigen Nutzer assoziierten Anzeige 18 bereitgestellt, also abgespielt, werden kann. Beispielsweise kann die Anzeige 18 in einem Dachhimmel, an einer Rückseite eines Vordersitzes und/oder einer Rückseite einer Kopfstütze des Vordersitzes vorgesehen sein. Durch das Abspielen (Bereitstellen) der Videoaufnahme des gegenwärtigen Nutzers kann eine möglicherweise verzerrte Selbstwahrnehmung des Nutzers objektiviert werden. Der Nutzer erkennt in der Videoaufnahme, wie er von außen betrachtet in bestimmten Situationen aussieht und auf andere Personen wirkt und kann diese Situation mit seiner Selbstwahrnehmung der Situation vergleichen. Somit lassen sich erfindungsgemäß die auf einer verzerrten Selbstwahrnehmung basierenden Verhaltensstörungen von Nutzern reduzieren und für den Nutzer zukünftige Fahrten mit dem Kraftfahrzeug 10 komfortabler gestalten.
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Damit der Nutzer das Abspielen der Videoaufnahme nicht als unangenehme Situation auffasst, beispielsweise weil andere Nutzer des Kraftfahrzeugs 10 auf die Anzeige 18 blicken könnten, ist die Kommunikationsschnittstelle 20 zum Austausch von Daten mit dem von dem Nutzer am Körper getragenen Computer (Wearable), einem mobilen Endgerät des Nutzers (Smartphone), einem anderen Kraftfahrzeug und einem Server eingerichtet. Der Austausch der Daten erfolgt drahtlos. Hierdurch kann der Nutzer die erzeugte Videoaufnahme zu einem späteren Zeitpunkt, beispielsweise in einer von dem Nutzer als sicher wahrgenommenen Situation, betrachten, um seine möglichweise verzerrte Selbsteinschätzung zu relativieren, mitunter zu korrigieren.
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Die Speichereinheit 24 umfasst eine Vielzahl von hinterlegten Nutzerprofilen. Die Steuereinheit 22 ist ferner dazu eingerichtet, unter Verwendung der Sensoranordnung 12 den mindestens einen gegenwärtigen Nutzer zu identifizieren und mit einem von der Vielzahl von hinterlegten Nutzerprofilen zu verknüpfen und basierend auf dem Nutzerprofil des mindestens einen gegenwärtigen Nutzers die Videoaufnahme des mindestens einen gegenwärtigen Nutzers zu erzeugen. Die Identifikation des Nutzers erfolgt anhand von nutzerspezifischen Merkmalen, die ebenfalls in den Nutzerprofilen enthalten sind und unter Verwendung der Sensoranordnung 12 für jeden gegenwärtigen Nutzer erfassbar sind. Mithin führt die Steuereinheit 22 ein biometrisches Erkennungsverfahren durch. Durch die jeweilige Identifikation des gegenwärtigen Nutzers und der Verknüpfung mit einem der in der Speichereinheit 24 hinterlegten Nutzerprofile wird abhängig von den in dem Nutzerprofil enthaltenen Informationen eine nutzerindividuelle Videoaufnahme erzeugt. Die Steuereinheit 22 ist ferner dazu eingerichtet, die Videoaufnahme derart aufzubereiten, dass die Videoaufnahme lediglich unter den im jeweiligen Nutzerprofil enthaltenen Kriterien erzeugt wird.
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Dies wird in einem nachfolgend aufgeführten exemplarischen Ausführungsbeispiel näher erläutert. In diesem Beispiel umfasst das Nutzerprofil des identifizierten Nutzers Autorisierungsinformationen, die eine Zustimmung des Nutzers zur Erzeugung einer Videoaufnahme in der Fahrgastzelle 16 und in dem Fahrzeugumfeld 28 durch die Sensoranordnung 12 des Kraftfahrzeugs 10 umfassen, und Informationen über Angst- und Stresszustände verursachende Auslöser. Als Angst- und Stresszustände verursachende Auslöser sind Personengruppen und Hunde in dem Nutzerprofil angegeben. Unter Verwendung der Sensoranordnung 12 überwacht die Steuereinheit 22 die Fahrgastzelle 16 und das Fahrzeugumfeld 28 auf Personengruppen und Hunde. Nach dem Einsteigen eines weiteren Nutzers prüft die Steuereinheit 22, ob die mit dem Nutzerprofil angegebenen Kriterien erfüllt sind und stellt fest, dass weder eine Personengruppe noch ein Hund unter Verwendung der Sensoranordnung 12 erfasst werden konnten. Folglich erzeugt die Steuereinheit 22 abhängig von dem Nutzerprofil keine Videoaufnahme des gegenwärtigen Nutzers. Erst zu dem Zeitpunkt, an dem noch zwei weitere Nutzer in das Kraftfahrzeug 10 einsteigen und diese sich mit den übrigen Nutzern in dem Kraftfahrzeug 10 angeregt unterhalten, welches durch das Innenraum-Mikrofon erfasst wird, ermittelt die Steuereinheit 22, dass eine Personengruppe in der Fahrgastzelle 16 erfasst worden ist und erzeugt eine Videoaufnahme des gegenwärtigen Nutzers. Unter Verwendung der Fahrzeugsitzsensoreinheit werden die zu dem gegenwärtigen Nutzer gehörenden Bewegungen, Schwingungen, Kontakttemperaturen und Kontaktfeuchten in der Situation erfasst.
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Nachdem die Personengruppe das Kraftfahrzeug 10 verlassen und beispielsweise ein anderer Nutzer mit einem Hund in das Kraftfahrzeug 10 eingestiegen ist, erzeugt die Steuereinheit 22 unter Verwendung der Sensoreinheit 12 eine weitere Videoaufnahme des gegenwärtigen Nutzers und erfasst die zugehörigen Messdaten des gegenwärtigen Nutzers mit der Fahrzeugsitzsensoreinheit von dieser Situation. Zur Bereitstellung der beiden Videoaufnahmen verknüpft die Steuereinheit 22 diese und stellt sie dem Nutzer über die Anzeige 18 und die Kommunikationsschnittstelle 20 bereit.
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Vorausgesetzt, dass die bereitgestellte Videoaufnahme und die zugehörigen Messdaten in der Situation mit der Personengruppe keine objektiven Veränderungen des physiologischen Zustands des gegenwärtigen Nutzers zeigen, während sich in der Situation mit dem Hund tatsächlich objektiv feststellbare Veränderungen bei dem gegenwärtigen Nutzer erfassen lassen, könnte der gegenwärtige Nutzer die Erkenntnis gewinnen, dass seine Selbstwahrnehmung, obwohl er sich in beiden Situation gleich unwohl gefühlt hat, bezüglich der ersten Situation verzerrt ist. Folglich kann er sich, wenn er das nächste Mal auf eine Personengruppe trifft, sicher oder zumindest sicherer sein, dass diese ihn nicht so wahrnehmen, wie er es bislang gedacht hatte. Im Ergebnis muss er diese Situationen nicht mehr unbedingt meiden und kann der Entwicklung einer chronischen Verhaltensstörung entgegenwirken. Die Videoaufnahme und die zugehörige Messdaten kann der gegenwärtige Nutzer beispielweise einem Therapeuten zeigen und mit diesem ein weiteres Vorgehen, insbesondere bezüglich der zweiten Situation, besprechen.
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2 zeigt eine schematische Darstellung eines Verfahrens gemäß einer Durchführungsform. Das Verfahren ist zur Unterstützung einer Konfrontationstherapie mit einem Kraftfahrzeug 10 geeignet. Bei dem Kraftfahrzeug 10 handelt es sich exemplarisch um das in 1 dargestellte Kraftfahrzeug 10.
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In einem ersten Verfahrensschritt 50 wird eine Anzahl von gegenwärtigen Nutzern des Kraftfahrzeugs 10 unter Verwendung der Sensoranordnung 12 ermittelt.
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In einem zweiten Verfahrensschritt 52 wird eine Videoaufnahme mindestens eines gegenwärtigen Nutzers unter Verwendung der Sensoranordnung 12 erzeugt, sofern eine Anzahl von gegenwärtigen Nutzern von mindestens zwei ermittelt wurde.
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In einem dritten Verfahrensschritt 54 wird die Videoaufnahme für den mindestens einen gegenwärtigen Nutzer über die Anzeige 18 und die Kommunikationsschnittstelle 20 bereitgestellt.
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Bezugszeichenliste
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- 10
- Kraftfahrzeug
- 12
- Sensoranordnung
- 14
- Innenraum-Kamerasystem
- 16
- Fahrgastzelle
- 18
- Anzeige
- 20
- Kommunikationsschnittstelle
- 22
- Steuereinheit
- 24
- Speichereinheit
- 26
- Umfeld-Kamerasystem
- 28
- Fahrzeugumfeld
- 50
- erster Verfahrensschritt
- 52
- zweiter Verfahrensschritt
- 54
- dritter Verfahrensschritt
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
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Zitierte Patentliteratur
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