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Die Erfindung betrifft eine Verstärkungseinlage für eine Kieferprothese mit einem u-förmig gebogenen Drahtbügel. Die Erfindung betrifft weiterhin eine Kieferprothese mit einer solchen Verstärkungseinlage.
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Bei Kieferprothesen wird in der Regel Zahnersatz, zum Beispiel aus Kunststoff gefertigte künstliche Zähne, in eine Kunststoffbasis eingebettet, die auf dem Zahnfleisch und Kieferkamm aufliegt. Dabei ist es bekannt, eine metallische Verstärkungseinlage in die Kunststoffbasis einzubetten, die die Prothese verstärkt. Zudem kann die Verstärkungseinlage dazu dienen, mehrere Abschnitte einer Teilprothese zu einer Einheit zu verbinden.
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Eine vielfach im Unterkiefer eingesetzte Verstärkungseinlage ist beispielsweise in der Patentschrift
DE 1077378 B beschrieben. Diese Verstärkungseinlage ist u-förmig aus einem federharten Edelstahldrahtbügel gebogen und wird innenseitig entlang des Zahnbogens innerhalb einer Prothese verwendet. Der Drahtbügel weist einen profilierten Querschnitt auf, der innenseitig, also zur Mundhöhle hin, glatt ist und außenseitig, also zur Kunststoffbasis hin, Hinterschneidungen aufweist, durch die eine formschlüssige Verbindung mit der Kunststoffbasis erzielt wird. Vorteilhaft wird der Drahtbügel mit durchgängig gleichem Profil in einem Ziehprozess hergestellt.
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Bei Oberkieferprothesen wird ein ähnlicher Drahtbügel eingesetzt, an dessen Außenseite jedoch keine Profilierung vorgesehen ist. Zur Verankerung in der Kunststoffbasis ist stattdessen entlang der gesamten Außenseite des Drahtbügels ein zweiter, wellenförmig gebogener Draht angeschweißt, der schlaufenartige Anker bildet, die in die Kunststoffbasis eingebettet sind. Die Ankerschlaufen ragen weiter in die Kunststoffbasis hinein als die zuvor genannte Profilierung, wodurch sich eine noch bessere Stabilisierung der Kunststoffbasis erzielen lässt. Aufgrund des Platzbedarfs der Ankerschlaufen ist ein Einsatz dieser Verstärkungseinlage auf den Oberkiefer beschränkt.
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Es ist eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine sowohl in Ober- als auch in Unterkieferprothesen einsetzbare Verstärkungseinlage zu schaffen, die eine gute Verankerung in der Kunststoffbasis bietet, auch wenn nur ein geringes Platzangebot im Kiefer gegeben ist.
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Diese Aufgabe wird durch eine Verstärkungseinlage und deren Verwendung mit den jeweiligen Merkmalen der unabhängigen Ansprüche gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen sind Gegenstand der abhängigen Ansprüche.
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Eine erfindungsgemäße Verstärkungseinlage der eingangs genannten Art zeichnet sich dadurch aus, dass an beiden voneinander beabstandeten Endbereichen des Drahtbügels jeweils ein nach außen hervorstehender und wellenförmig gebogener Ankerdraht an dem Drahtbügel befestigt, insbesondere angeschweißt, ist. Es entstehen so zwei hintere (posteriore und laterale) Verankerungsabschnitte und ein vorderer (anteriorer und zentraler) ankerfreier Abschnitt.
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Dieser Verstärkungseinlage liegt die Erkenntnis zugrunde, dass Ankerschlaufen auch bei geringem Platzangebot, z.B. im Unterkiefer im Bereich der hinteren Zähne, insbesondere der Prämolaren und Molaren, sinnvoll eingesetzt werden können. Der vordere zentrale Bereich der Schneidezähne und der Eckzähne ist ankerfrei. Hier verläuft der Drahtbügel entweder nicht-profiliert oder maximal mit einer im Querschnitt gleichbleibenden Profilierung, was einem geringen Platzangebot insbesondere im Unterkiefer aber auch im Oberkiefer in diesem Bereich Rechnung trägt. Durch die Positionierung des ankerfreien Abschnitts im Sublingualbereich ist eine Zungenbeweglichkeit nicht oder nur minimal beeinflusst, was einer ungestörten Sprachbildung und Phonetik zugutekommt. Der u-förmige Verlauf erlaubt einen platzreduzierten, dezenten Kontakt zum Zahnfleisch (Gingiva) hinter den Frontzähnen.
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So wird eine Verstärkungseinlage geschaffen, die zur Herstellung einer Kieferprothese verwendet werden kann. Insbesondere ist die Verstärkungseinlage bei einem durchaus häufig auftretenden Zahnverlustmuster z.B. im Unterkiefer einsetzbar, dem sogenannten anterioren Restgebiss. Bei diesem fehlt einer oder fehlen mehrere Prämolare oder Molare, wohingegen die vorderen Zähne, die Schneidezähne und/oder Eckzähne tendenziell zumindest teilweise noch vorhanden sind. Bei diesem medizinischen Befund umfasst eine Teilprothese zwei Prothesenabschnitte, die auf beiden Seiten Prämolare und/oder Molare ersetzen und die in sich durch die erfindungsgemäße Verstärkungseinlage stabilisiert sind und über die Verstärkungseinlage miteinander verbunden sind. Die im Bereich der Prothesenabschnitte in die Kunststoffbasis eingebetteten und von dem Ankerdraht gebildeten Ankerschlaufen sorgen für eine gute Verbindung zwischen der Verstärkungseinlage und der Kunststoffbasis. Der innen entlang der vorderen Zähne verlaufende und die beiden Prothesenabschnitte verbindende Teil der Verstärkungseinlage ist glatt und kann damit vor dem noch vorhandenen Teil der Zahnreihe verlaufen, ohne den Patienten zu irritieren. Der vordere glatte Bogenabschnitt wird vom Patienten nicht als störend empfunden, selbst wenn die Zungenspitze in Ruhestellung an diesem Abschnitt anliegt.
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In einer vorteilhaften Ausgestaltung der Verstärkungseinlage erstrecken sich die Ankerdrähte über eine Länge von jeweils 20 - 40 % der Länge des Drahtbügels. Als Länge ist hierbei die gestreckte Länge des Drahtbügels zu verstehen. Durch die Ankerdrähte werden jeweils bevorzugt zwei oder drei Ankerschlaufen ausgebildet. Auf diese Weise ist die Verankerung in etwa in dem Bereich der Prämolaren und Molaren positioniert, in dem aufgrund der Breite des Kiefers ausreichend Platz für diese Art der Verankerung zur Verfügung steht.
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In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Verstärkungseinlage ist der Ankerdraht jeweils in einem Wellental mit dem Drahtbügel verschweißt, insbesondere punktgeschweißt. Als Material sowohl des Drahtbügels als auch des Ankerdrahts wird bevorzugt ein Edelstahl eingesetzt, der mundbeständig ist und weiter bevorzugt geltenden Medizinprodukt-Regularien entspricht, z.B. in Deutschland dem Medizinproduktegesetz bzw. in Europa der Medical-Device-Regulation. Insbesondere wird ein federharter Edelstahl verwendet.
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In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Verstärkungseinlage ist bei dem Drahtbügel im mittleren Bereich senkrecht zur Lateralebene, in der er u-förmig gebogen ist, eine Wölbung ausgebildet. Durch diese Wölbung wird zentral zwischen den Schneidezähnen Platz für das Zungenbändchen geschaffen, um die Bewegungsfreiheit der Zunge möglichst wenig einzuschränken.
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In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Verstärkungseinlage sind an der Innenseite des Drahtbügels Gipsanker angeordnet, die nach Fertigstellung der Prothese entfernt werden.
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Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines Ausführungsbeispiels mithilfe von Figuren näher erläutert. Die Figuren zeigen:
- 1 eine Draufsicht auf eine erfindungsgemäße Verstärkungseinlage; und
- 2 eine Frontansicht der Verstärkungseinlage gemäß 1.
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In den 1 und 2 ist beispielhaft ein Ausführungsbeispiel einer erfindungsgemäßen Verstärkungseinlage gezeigt. In beiden Figuren kennzeichnen gleiche Bezugszeichen gleiche Elemente.
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Die Verstärkungseinlage weist als Hauptelement einen u-förmig gebogenen Drahtbügel 1 auf. Dieser ist bevorzugt ebenso wie alle weiteren Komponenten der Verstärkungseinlage aus einem mundbeständigen und bevorzugt federharten Edelstahl gefertigt.
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Der Drahtbügel 1 weist bevorzugt über seine gesamte Länge einen gleichbleibenden und im wesentlichen rechteckförmigen Querschnitt auf. Kanten des Drahtbügels 1 können angefast oder abgerundet sein, wodurch sich auch ein ovaler bis ellipsenförmiger Querschnitt ergeben kann. Der Drahtbügel 1 hat bevorzugt eine glatte Oberfläche, die in den Bereichen, in denen er im Mund frei liegt, für den Patienten als nicht störend oder irritierend empfunden wird.
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Die Dimensionierung und die Formgebung des Drahtbügels 1 sind an typische Unter- oder Oberkieferformen, je nach vorgesehenem Einsatz, angepasst. Bevorzugt sind verschiedene Größen verfügbar, wobei der Drahtbügel 1 gegebenenfalls durch Ablängen und/oder Aufbiegen bzw. Zusammendrücken individuell angepasst werden kann.
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In beiden Endbereichen des Drahtbügels 1 ist an dessen Außenseite ein wellenförmig gebogener Ankerdraht 2 befestigt. Die Verstärkungseinlage wird dadurch in verschiedene Abschnitte unterteilt, konkret zwei hintere (posteriore und laterale) Verankerungsabschnitte 3 und einen vorderen (anterioren und zentralen) ankerfreien Abschnitt 4, wie in 1 anhand der gestrichelten Linien angedeutet ist.
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Die Verankerungsabschnitte 3 liegen bei Verwendung der Verstärkungseinlage bevorzugt im Bereich der Prämolaren und/oder Molaren. Im Bereich dieser Zähne ist auch im Unterkiefer ausreichend Platz vorhanden, so dass an diesen Stellen eine gute Verbindung der Verstärkungseinlage mit einer Kunststoffbasis der Prothese erfolgen kann. Beim dargestellten Beispiel sind in jedem Verankerungsabschnitt 3 zwei Ankerschlaufen gebildet. In alternativen Ausgestaltungen können auch nur eine oder drei Schlaufen ausgebildet sein, abhängig von der Größe der Verstärkungseinlage. Am Rand sowie zwischen den Schlaufen ist der Ankerdraht 2 bevorzugt durch jeweils eine Punktschweißung 5 mit dem Drahtbügel 1 fest verbunden.
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Der ankerfreie Abschnitt 4 verläuft innen entlang der Zahnreihe im Bereich der Schneidezähne und/oder der Eckzähne.
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Der ankerfreie Abschnitt 4 kann bei einer Teilprothese für ein anteriores Restgebiss offen im Mundraum liegen. In alternativen Anwendungen ist es möglich, die Verstärkungseinlage im ankerfreien Abschnitt 4 mit einem künstlichen Zahnaufbau zu verbinden, insbesondere mit mindestens einem abnehmbaren Sekundärteleskop, das auf ein Primärteleskop aufgesetzt werden kann, welches auf einem Implantat befestigt ist. Der ankerfreie Abschnitt 4 kann dazu insbesondere mit einem oder mehreren Sekundärteleskop(en) verschweißt werden, wenn die Sekundärteleskope aus dem gleichen Material wie der Drahtbügel 1 hergestellt sind, also z.B. aus Edelstahl. Mit der erfindungsgemäßen Verstärkungseinlage kann somit eine Teilprothese als festsitzender, herausnehmbarer Zahnersatz stabilisiert werden, die an anterioren Implantaten festgelegt wird. Damit ist die erfindungsgemäße Verstärkungseinlage geeignet, u.a. in einem zahnlosen Unterkiefer eingesetzt zu werden, der - ausreichendes Knochenangebot vorausgesetzt - durch eine Implantatversorgung zu einem anterioren Restgebiss ergänzt ist. Auf eine andernfalls benötigte, aufwändig herzustellende Modellgussbasis kann in dem Fall verzichtet werden.
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Weiter sind bei der Verstärkungseinlage an der Innenseite des Drahtbügels 1 optionale Gipsanker 6 angeordnet, die einer Fixierung der Verstärkungseinlage im Gipsmodell während der Herstellung der Prothese dienen und die nach Fertigstellung der Prothese entfernt werden.
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In der Frontansicht der 2 ist eine optionale Wölbung 7 des Drahtbügels 1 im vorderen mittleren Teil des ankerfreien Abschnitts 4 zu erkennen. Diese Ausgestaltung ist insbesondere für die Verwendung in einer Unterkieferprothese vorteilhaft. Durch die Wölbung 7 wird Freiraum für das Zungenbändchen geschaffen, so dass die Beweglichkeit der Zunge durch die Unterkieferprothese möglichst wenig eingeschränkt wird.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Drahtbügel
- 2
- Ankerdraht
- 3
- Verankerungsabschnitt
- 4
- ankerfreier Abschnitt
- 5
- Punktschweißung
- 6
- Gipsanker
- 7
- Wölbung
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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