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Die Erfindung betrifft ein medizinisches Instrument zum Bearbeiten und Ausräumen von Gewebe, insbesondere von Gewebe in einem Bandscheibenfach zwischen zwei benachbarten Wirbelkörpern. Daneben betrifft die Erfindung ein medizinisches Instrumentenset mit Instrument und eine medizinische Vorrichtung mit dem Instrumentenset. Außerdem betrifft die Erfindung ein medizinisches Verfahren zum Bearbeiten und Ausräumen von Gewebe in einem Bandscheibenfach.
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Medizinische Eingriffe sehen häufig vor, dass menschliches Gewebe an einem Eingriffsort bearbeitet und aus diesem ausgeräumt wird. Beispielsweise wird bei einer Bandscheibendegeneration im Rahmen eines wirbelsäulenchirurgischen Eingriffs Gewebe in dem betroffenen Bandscheibenfach, insbesondere der Gallertkern (Nucleus pulposus) zwischen zwei benachbarten Wirbelkörpern, entfernt, bevor ein Zwischenwirbelkörbchen in das Bandscheibenfach eingesetzt wird, um die Wirbelkörper relativ zueinander zu stabilisieren. Dieses Verfahren wird üblicherweise als Diskektomie, Nukleotomie, Fragmentektomie oder auch Annulotomie bezeichnet. Das (Bandscheiben-)Gewebe wird üblicherweise mittels medizinischer Schneidinstrumente bearbeitet, die beispielsweise aus der
WO 2008/103839 A2 bekannt sind.
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Die bekannten Schneidinstrumente weisen den Nachteil auf, dass diese nur zum eigentlichen Bearbeiten, insbesondere zum Durchtrennen des Gewebes ausgelegt sind. Um das Gewebe aus dem Eingriffsort auszuräumen müssen die Schneidinstrumente nach deren Einsatz vorsichtig aus dem Bandscheibenfach entfernt und anschließend zum Ausräumen des bearbeiteten Gewebes separate, speziell zu diesem Zweck vorgesehene Ausräuminstrumente in das Bandscheibenfach zum Eingriffsort eingeführt werden. Die medizinischen Eingriffe sind daher langwierig, aufwändig und risikobehaftet.
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Die Aufgabe der Erfindung besteht daher darin, ein medizinisches Instrument zu entwickeln, bei dem die Nachteile des Standes der Technik beseitigt sind, und das insbesondere sowohl ein Bearbeiten des Gewebes als auch dessen Ausräumen vom Eingriffsort ermöglicht. Entsprechendes gilt verfahrensmäßig.
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Die Aufgabe der Erfindung wird gelöst durch ein medizinisches Instrument mit einer Welle, die um ihre Erstreckungsrichtung rotierbar ist, wobei in einem distalen Endbereich des Instruments ein Borstensatz mit mindestens zwei Borsten vorgesehen ist, wobei der Borstensatz mindestens einen Zwischenraum derart aufweist, dass bei einer Rotation der Welle um ihre Erstreckungsrichtung bearbeitetes Gewebe innerhalb des mindestens einen Zwischenraumes in eine im Wesentlichen proximale Richtung beweglich ist.
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Die Aufgabe der Erfindung wird daneben gelöst durch ein medizinisches Instrumentenset mit einem Führungsrohr und einem in das Führungsrohr einführbaren erfindungsgemäßen Instrument. Außerdem wird die Aufgabe der Erfindung gelöst durch eine medizinische Vorrichtung mit einem erfindungsgemäßen Instrumentenset und mit einer der folgenden Komponenten: Eine insbesondere kanulierte Arbeitshülse und/oder ein Arbeitskanal eines Endoskops, wobei das Instrumentenset innerhalb der Arbeitshülse und/oder innerhalb des Arbeitskanals axial beweglich, insbesondere einführbar ist. Schließlich wird die Aufgabe der Erfindung gelöst durch ein medizinisches Verfahren mit den folgenden Schritten: Schaffung eines Zugangs zum Eingriffsort, Einführen eines erfindungsgemäßen Instruments an den Eingriffsort, Rotieren des Instruments am Eingriffsort um die Erstreckungsrichtung des Instruments derart, dass das Gewebe des Eingriffsort bearbeitet und ausgeräumt wird.
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Die Erfindung basiert auf dem Grundgedanken, dass durch die Borsten des Borstensatzes bei der Rotation des erfindungsgemäßen Instruments eine schonende Bearbeitung des Gewebes möglich ist. Insbesondere bei Eingriffen im Bandscheibenfach ist die Bearbeitung des Gewebes aufgrund der Borsten schonend für die Knochenoberflächen der zum Bandscheibenfach benachbart angeordneten Wirbelkörper, vor allem gegenüber den bekannten Schneidinstrumenten. Da das Instrument, insbesondere seine Welle, ohnehin zum Bearbeiten des Gewebes um seine Erstreckungsrichtung rotiert, kann unter Nutzung dieser Rotationsbewegung mittels der erfindungsgemäßen Zwischenräume das bearbeitete Gewebe zugleich in eine proximale Richtung bewegt, also vom Ort des Eingriffs abtransportiert werden. Dies erfolgt beispielsweise ähnlich zu einem Schneckenförderer. Insbesondere die Bearbeitung des Gallertkerns im Bandscheibenfach ist damit einfach möglich, wobei dessen bearbeitete Fragmente besonders schnell aus dem Eingriffsort ausgeräumt werden können. Das erfindungsgemäße Instrument vereint daher zwei unterschiedliche Funktionalitäten, für die bislang jeweils separate Instrumente erforderlich sind. Entsprechendes gilt für das erfindungsgemäße Instrumentenset, für die erfindungsgemäße Vorrichtung und für das erfindungsgemäße Verfahren.
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Im Sinne der Erfindung bezeichnet eine axiale Richtung eine Richtung, die parallel zur Erstreckungsrichtung des Instruments angeordnet ist. Eine radiale Richtung steht senkrecht zur axialen Richtung und schneidet die Erstreckungsrichtung der Welle. Eine azimutale Richtung steht senkrecht zur axialen und zur radialen Richtung. Proximal bezeichnet eine zum Benutzer weisende Richtung, distal eine zum Eingriffsort weisende Richtung.
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Vorzugsweise ist der Borstensatz schraubenförmig, insbesondere um die Welle schraubenförmig angeordnet, wobei insbesondere der mindestens eine Zwischenraum zwischen zwei Windungen des Borstensatzes ausgebildet ist. Auf diese Weise ist auch der Zwischenraum schraubenförmig ausgebildet, so dass bearbeitetes Gewebe bei der Verwendung des erfindungsgemäßen Instruments im Sinne eines Schneckenförderers beweglich ist. Dadurch ist ein besonders effizienter Einsatz des Instruments möglich.
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Eine Weiterbildung der Erfindung sieht vor, dass aus proximaler Sicht der Borstensatz und/oder der mindestens eine Zwischenraum rechtsgängig schraubenförmig ausgestaltet sind. Dadurch ist beispielsweise bei einer Rotation des Instruments entgegen dem Uhrzeigersinn bearbeitetes Gewebe proximal beweglich. Vorzugsweise ist der Borstensatz mindestens eingängig, insbesondere genau eingängig, schraubenförmig angeordnet. Durch die Anzahl der Borsten kann die zeitliche Rate des bearbeiteten Gewebes bestimmt werden, wobei zu berücksichtigen ist, dass noch ein hinreichender Zwischenraum zwischen den Borsten bestehen muss, um den Abtransport des bearbeiteten Gewebes und eine Bewegung der Borsten beim Einführen des Instruments zu gewährleisten.
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Für den Einsatz des Instruments im Bandscheibenfach kann der Härtegrad der Borsten derart weich ausgestaltet sein, dass das Gewebe des Gallertkerns bearbeitet und ausgeräumt wird, die Endplatten der das Bandscheibenfach begrenzenden Wirbelkörper nicht bearbeitbar sind. Alternativ kann der Härtegrad der Borsten derart hart vorgesehen sein, dass die Endplatten der Wirbelkörper bearbeitbar sind. Insbesondere ist der Härtegrad der Borsten derart gewählt, dass eine Bearbeitung der im Knocheninneren angeordneten Spongiosa möglich ist, wobei vorzugsweise durch aufgrund des Härtegrades der Borsten keine Bearbeitung der auf der Knochenaußenseite angeordneten Compacta erfolgt.
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Im distalen Endbereich sind vorzugsweise mindestens zwei miteinander verdrillte, schraubenförmig angeordnete Drähte vorgesehen, wobei der Borstensatz mit den Drähten kraft- und/oder formschlüssig verbunden sein kann. Durch die Verwendung von miteinander verdrillten Drähten ist das erfindungsgemäße Instrument besonders einfach herstellbar, wobei der mit den Drähten verbundene Borstensatz zuverlässig gehalten ist. Vorzugsweise ist der Borstensatz mit den mindestens zwei Metalldrähten klemmend verbunden, wobei die Metalldrähte als Klemmdrähte ausgestaltet sein können. In einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung sind genau zwei Drähte ausbildet, die insbesondere aus Metall, vorzugsweise aus einer Metalllegierung ausgestaltet sind. Die Drähte können eine Komponente aus Edelstahl und/oder Titan aufweisen oder eine Edelstahl- und/oder Titan-Legierung.
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Die mindestens zwei Drähte können mindestens mittelbar und/oder drehfest mit der Welle verbunden sein, wobei die Drähte insbesondere distal der Welle angeordnet sind. Daneben können die Borsten im Wesentlichen radial ausgerichtet sein, um das Gewebe wirksam zu bearbeiten. Zu diesem Zweck sind die radialen Längen der Borsten des Borstensatzes gleich und betragen jeweils insbesondere mindestens das Doppelte des Durchmessers der Welle.
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Die Borsten des Borstensatzes weisen vorzugsweise mindestens eine Komponente aus einem insbesondere steifen oder elastischen Polymer, beispielsweise Polyamid, und/oder aus einer Formgedächtnislegierung und/oder aus einem federnden Metall, wie beispielsweise Federstahl oder Nitinol, auf. Vorzugsweise weisen die Borsten mindestens eine faserverstärkte Komponente auf. In einer Weiterbildung der Erfindung sind die Borsten aus mindestens einer dieser Komponenten gefertigt. Der Borstensatz und/oder die Drähte können aus proximaler Sicht rechtsgängig angeordnet sein.
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Um unbeabsichtigte Gewebeverletzungen, insbesondere distal des Instruments zu vermeiden, kann dessen distale Stirnseite eine atraumatische Spitze aufweisen, die vorzugsweise mindestens abschnittsweise eine runde Oberfläche aufweist. In einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung ist die Spitze insbesondere halbkugelförmig ausgestaltet.
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Um eine unbeabsichtigte Bewegung des Instruments, insbesondere in eine distale Richtung zu vermeiden, kann dessen distaler Endbereich einen radialen, insbesondere kegelförmigen, vorzugsweise zylindrischen Vorsprung aufweisen. Aufgrund der durch den radialen Vorsprung bewirkten radialen Verbreiterung wird eine unbeabsichtigte Bewegung des Instruments in eine axiale Richtung unterbunden, insbesondere ein unbeabsichtigtes Verlassen des Eingriffsortes, was insgesamt die Sicherheit erhöht. Der Vorsprung steht insbesondere in radialer Richtung der Welle, vorzugsweise aber nicht den Borsten über. Daneben kann eine Außenkontur zwischen der distalen Stirnseite des Instruments und dem radialen Vorsprung konisch ausgestaltet sein, um auch in diesem Bereich unbeabsichtigte Gewebeverletzungen zu vermeiden.
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Zum Schutz der mindestens zwei Drähte kann das Instrument mindestens eine Hülse aufweisen, wobei die mindestens zwei Drähte zumindest abschnittsweise innerhalb der mindestens einen Hülse angeordnet sein können. In einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung ist eine erste Hülse proximal des Borstensatzes und eine zweite Hülse distal des Borstensatzes ausgebildet, wobei die mindestens zwei Drähte mit den Hülsen insbesondere drehfest verbunden sein können. Die mindestens zwei Drähte können proximal mindestens mittelbar, aber vorzugsweise drehfest, mit der Welle verbunden sein. In einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung sind die mindestens zwei Drähte formschlüssig mit mindestens einer Hülse verbunden, insbesondere mit dieser gecrimpt.
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Um eine möglichst großräumige Bearbeitung des Gewebes am Eingriffsortes zu ermöglichen, kann der distale Endbereich des Instruments um einen Winkel von ungleich 0°, insbesondere um einen Winkel von 12°, 24° und/oder 36°, relativ zur Erstreckungsrichtung eines proximalen Endbereichs insbesondere benutzerdefiniert auslenkbar, vorzugsweise verschwenkbar sein. Vorzugsweise ist der distale Endbereich um einen Winkelbereich zwischen 0° und 36° relativ zur Erstreckungsrichtung des proximalen Endbereichs auslenkbar. Die Schwenkachse ist vorzugsweise senkrecht zur Erstreckungsrichtung des Instruments angeordnet. Dadurch kann auch Gewebe bearbeitet werden, das nicht entlang der Erstreckungsrichtung des Instruments angeordnet ist. Der Einsatz des erfindungsgemäßen Instruments ist damit auf die Anatomie des Eingriffsortes anpassbar. Der den Borstensatz des Instruments aufweisende distale Endbereich kann insbesondere elastisch biegbar sein, um eine besonders einfache Möglichkeit der Auslenkung vorzusehen.
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Die Welle kann insbesondere zu diesem Zweck zumindest abschnittsweise flexibel ausgestaltet, insbesondere abschnittsweise aus einer Formgedächtnislegierung, beispielsweise aus einer Titanlegierung gefertigt sein. Ein Beispiel hierfür ist die als Nitinol bekannte Nickel-Titan-Legierung. Die Welle kann insbesondere abschnittsweise biegbar sein.
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An einem proximalen Endbereich kann das Instrument einen Mitnehmer aufweisen zur Übertragung von Rotationsbewegungen auf das Instrument, so dass die Notwendigkeit zur Ausbildung von Aktuatoren entfällt. Der Mitnehmer weist vorzugsweise einen mehreckigen, insbesondere viereckigen Querschnitt auf, um eine möglichst einfache Übertragung von Drehmomenten auf die Welle des Instruments zu ermöglichen. Der Mitnehmer ist insbesondere drehfest mit der Welle verbunden und/oder weist eine größere radiale Ausdehnung als die Welle in einem axial zentrierten Bereich auf.
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Der Borstensatz des Instruments kann in einer Transportstellung des Instruments in Richtung der Welle, insbesondere in proximaler Richtung, biegbar sein und/oder in einer Arbeitsstellung des Instruments im Wesentlichen radial ausrichtbar, insbesondere wieder aufrichtbar sein. Im Sinne der Erfindung kann das Instrument die Transportstellung bei einer Bewegung des Instruments zum Eingriffsort und die Betriebsstellung bei der Verwendung des Instruments zum Bearbeiten und Ausräumen von Gewebe einnehmen.
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Vorzugsweise ist das Instrument innerhalb des Führungsrohrs des Instrumentensets axial beweglich, um auf diese Weise sicher an den Eingriffsort bewegt werden zu können.
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Eine vorteilhafte Weiterbildung des Instrumentensets sieht vor, dass das Führungsrohr als Teil eines Auslenkinstruments ausgebildet ist, wobei das Auslenkinstrument einen mit dem Führungsrohr gelenkig verbundenen, relativ zum Führungsrohr insbesondere benutzerdefiniert verschwenkbaren Schwenkkopf mit einer distalen Öffnung aufweist, in die das Instrument zumindest abschnittsweise einführbar ist. Damit ist insbesondere in Kombination mit einer abschnittsweise flexibel ausgestalteten Welle ein großräumiges Bearbeiten und Ausräumen von Gewebe unter Berücksichtigung der jeweils lokal vorherrschenden anatomischen Gegebenheiten möglich, insbesondere des Gallertkerns im Bandscheibenfach. Im Sinne der Erfindung ist das Auslenkinstrument zum Stabilisieren und zum insbesondere benutzerdefinierten Auslenken des erfindungsgemäßen Instruments ausgebildet.
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Vorzugsweise ist der Schwenkkopf des Auslenkinstruments an einem distalen Ende des Führungsrohrs angeordnet. In einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung ist der Schwenkkopf mittels eines betätigbaren Aktuators an einem benutzerseitig zugänglichen Griffstück des Auslenkinstruments und mittels eines mit dem Aktuator und dem Schwenkkopf verbundenes, innerhalb des Führungsrohrs angeordnetes Verbindungsteils, beispielsweise ein Gestänge oder eine Lasche, schwenkbar.
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Das Instrument kann relativ zum Führungsrohr um seine Erstreckungsrichtung rotierbar sein, wobei das Führungsrohr insbesondere starr angeordnet ist. Um den sicheren Einsatz des Instrumentensets zu gewährleisten kann das Instrument relativ zum Führungsrohr des Auslenkinstruments axial festlegbar sein. Das Auslenkinstrument kann insbesondere einen Aktuator aufweisen, der mit dem Mitnehmer des Instruments drehfest verbindbar ist, um letzteren in Rotation um seine Erstreckungsrichtung anzutreiben.
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Die Arbeitshülse der erfindungsgemäßen Vorrichtung kann insbesondere kanuliert ausgestaltet sein, um einen einfachen Zugang zum Eingriffsort, insbesondere zum Bandscheibenfach, zu ermöglichen.
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In einer vorteilhaften Weiterbildung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird das erfindungsgemäße Instrumentenset und/oder die erfindungsgemäße Vorrichtung zum Bearbeiten und Ausräumen von Gewebe, insbesondere Gallertkerngewebe, eines Bandscheibenfachs zwischen zwei benachbarten Wirbelkörpern vorgesehen.
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Bei dem Einführen des erfindungsgemäßen Instruments kann dessen distaler Endbereich relativ zum proximalen Endbereich verschwenkt werden, um das Instrument besser an den gewünschten Eingriffsort zu bewegen, dabei wird vorzugsweise der Schwenkkopf des Auslenkinstruments verschwenkt. Der Schwenkwinkel kann zwischen 0° und 36° betragen, wobei insbesondere Schwenkwinkel von 0°, 12°, 24° und/oder 36° vorgesehen sein können. Vorzugsweise erfolgt das Bearbeiten und/oder das Ausräumen des Gewebes am Eingriffsort bei abgewinkeltem distalen Endbereich des erfindungsgemäßen Instruments und/oder bei abgewinkeltem Schwenkkopf des Auslenkinstruments.
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Die Lage und die Bewegung des erfindungsgemäßen Instruments können durch optische Kontrolle, insbesondere durch eine Endoskopkamera, und/oder durch Röntgenkontrolle, beispielsweise mittels eines C-Bogens, überprüft werden, so dass gegebenenfalls möglichst früh eine Korrektur vorgenommen werden kann.
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Vorzugsweise erfolgt der Zugang zum Bandscheibenfach aus mindestens einer der folgenden Richtungen: posterior, posterior-lateral, transforaminal, anterior, lateral, cranio-lateral, transforaminal und/oder intralaminar. Der transforaminale Zugang zum Bandscheibenfach erfordert lediglich eine kleine Resektion des Facettengelenks und stellt daher eine besonders minimal-invasive Zugungsart zum Bandscheibenfach dar. Daneben wird durch den transforaminalen Zugang nur ein geringes Gewebetrauma verursacht. Der posteriore Zugang eignet sich insbesondere für den Bereich der Wirbelsäule zwischen dem fünften Lendenwirbel L5 und dem ersten Sakralwirbel S1 des Kreuzbeins aufgrund des in diesem Bereich vorhandenen vergleichsweise großen interlaminären Fensters, so dass der posteriore Zugang insofern verhältnismäßig atraumatisch ist. Der anteriore Zugang ermöglicht die Einbringung großer Implantate wie beispielsweise Zwischenwirbelkörbchen, ist jedoch vordringlich nur im Bereich der Wirbelsäule caudal der Bifurkation der Aorta zu den beiden großen Beckenartieren Arteria Iliaca zu empfehlen. Der laterale Zugang zum Bandscheibenfach stellt eine besonders einfache Zugangsmöglichkeit dar und gewährleistet eine große Auflagefläche für das Implantat, wobei jedoch das Risiko von Weichteiltraumata gegeben ist.
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Das erfindungsgemäße Verfahren kann beispielsweise im Rahmen einer Behandlung einer dysfunktionellen Segmentbewegung der Wirbelsäule verwendet werden, was auch als mechanische Instabilität bezeichnet wird. Die dysfunktionelle Segmentbewegung kann beispielsweise durch degenerative Veränderungen der Bandscheibe und/oder des Bewegungssegments, sowie durch Tumore und Infektionen verursacht werden. Sekundäre Instabilitäten, zu deren Behandlung das erfindungsgemäße Verfahren ebenfalls eingesetzt werden kann, sind Instabilitäten, die aufgrund von anderen Pathologien und/oder Ereignissen entstanden sind, wie beispielsweise Tumore oder bereits vorangegangene Operationen. Ein Beispiel für eine dysfunktionelle Segmentbewegung als Anwendungsfall des erfindungsgemäßen Verfahrens ist die Spondylolisthese (Wirbelgleiten). Vorzugsweise wird das erfindungsgemäße Verfahren zur Vorbereitung einer Implantation eines Zwischenwirbelkörbchens eingesetzt, um die Wirbelsäule zu stabilisieren.
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Weitere Vorteile und Merkmale der Erfindung ergeben sich aus den Ansprüchen und aus der nachfolgenden Beschreibung, in der Ausführungsbeispiele der Erfindung unter Bezugnahme auf die Zeichnungen im Einzelnen erläutert sind. Dabei zeigen:
- 1 ein erfindungsgemäßes Instrument in einer Seitenansicht,
- 2 das Instrument der 1 in einer perspektivischen Ansicht auf einen distalen Endbereich,
- 3 das Instrument der 1 in einer distalen Ansicht,
- 4 das erfindungsgemäße Instrument in einer weiteren Ausgestaltung in einer Seitenansicht,
- 5 das Instrument der 4 in einer perspektivischen Ansicht auf einen distalen Endbereich,
- 6 das Instrument der 4 in einer distalen Ansicht,
- 7 eine vergrößerte Darstellung des distalen Bereichs des Instruments der 1,
- 8 ein Auslenkinstrument in einer Seitenansicht,
- 9 ein erfindungsgemäßes Instrumentenset mit dem Auslenkinstrument der 8 und dem teilweise eingesetzten Instrument der 1 in einer vergrößerten Seitenansicht,
- 10 das Instrumentenset der 9 mit vollständig eingesetztem Instrument,
- 11 das Instrumentenset der 10 in einer verkleinerten Seitenansicht,
- 12 das Instrumentenset der 11 mit einem Aktuator in Teilschnittdarstellung,
- 13-17 den proximalen Bereich des Instruments mit einem Verbindungsmittel des Auslenkinstruments in perspektivischen Ansichten,
- 18,19 das Instrumentenset der 11 mit einer Arbeitshülse,
- 20-22 das Instrumentenset der 11 mit einem Endoskop,
- 23-25 das Instrumentenset der 11 mit einem Endoskop und mit Frontbestückung des Instruments,
- 26,27 die Anordnung des Instrumentensets der 11 innerhalb eines Bandscheibenfachs in einer Aufsicht,
- 28 die Anordnung des Instrumentensets der 26, 27 in einer Vorderansicht,
- 29-31 das Instrumentenset der 28 in verschiedenen Schwenkwinkeln und
- 32-36 Zugangsmöglichkeiten für das Instrumentenset zum Bandscheibenfach.
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1 zeigt ein erfindungsgemäßes Instrument 10 in einer schematischen Seitenansicht, das eine im Wesentlichen axiale Erstreckungsrichtung aufweist. Das Instrument 10 weist eine koaxial angeordnete, flexible Welle 11 aus Nitinol oder Edelstahl auf, wobei die Welle insbesondere an einem radial verbreiterten, distalen Abschnitt 12 um eine Achse senkrecht zu ihrer Erstreckungsrichtung biegbar ist, insbesondere bei einer Verwendung des Instruments 10 mit einem weiter unten beschriebenen erfindungsgemäßen Auslenkinstrument 29.
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Das Instrument 10 weist distal der flexiblen Welle 11 ein starres, radial bezüglich der Welle 11 geringfügig radial verbreitertes Anschlussteil 13 auf, das einstückig in distaler Richtung mit einer ersten Hülse 14 verbunden ist, und das die erste Hülse 14 mit der Welle 11 verbindet. Die axial ausgerichtete, zumindest abschnittsweise hohlzylindrische erste Hülse 14 steht radial dem Anschlussteil 13 über und weist einen inneren Hohlraum 15 auf, in dem zwei Metalldrähte 16, 17 in einem distalen Endbereich 18 des Instruments 10 angeordnet und formschlüssig mit der Hülse 14, und damit mittelbar mit der Welle 11, gecrimpt sind. Aus perspektivischen Gründen ist der Hohlraum 15 und damit auch die Anordnung der Metalldrähte 16, 17 innerhalb der ersten Hülse 14 nicht dargestellt.
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Der Durchmesser der Metalldrähte 16, 17 entspricht jeweils in etwa dem Durchmesser der Welle 11. Die Metalldrähte 16, 17 sind miteinander schraubenförmig derart verdrillt, dass sie die Form einer aus proximaler Sicht rechtsgängigen Doppelhelix ausbilden. Distal ragen die Metalldrähte 16, 17 in eine zweite hohlzylindrische Hülse 19 und sind mit dieser formschlüssig gecrimpt. Die zweite Hülse 19 weist den gleichen Durchmesser auf wie die erste proximale Hülse 14, jedoch eine geringere axiale Länge als diese.
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Zwischen den zwei Metalldrähten 16, 17 ist ein Borstensatz 20 mit sich jeweils radial erstreckenden 21 Borsten eingefügt, wobei der Borstensatz 20 mit den verdrillten Metalldrähten 16,17 klemmend verbunden ist. Der Borstensatz 20 bildet eine aus proximaler Sicht rechtsgängige Schraubenform aus, so dass zusammen mit den beiden Metalldrähten 16,17, insgesamt eine dreigängige Schraubenform vorliegt. Die Länge der Borsten 21 beträgt mindestens das Doppelte des Durchmessers eines Metalldrahtes 16,17, so dass die Borsten 21 radial jeweils den beiden Hülsen 14, 19 überstehen. Die Borsten 21 sind elastisch und hier aus einem elastischen Polymer gefertigt. Alternativ können die Borsten 21 aus Edelstahl, Federstahl oder Nitinol gefertigt sein. Bei einer Rotation des Instruments 10 um seine Erstreckungsrichtung trennen die Borsten 21 mit ihnen in Kontakt befindliches Gewebe ab. Aufgrund der Anordnung des Borstensatzes 20 als rechtsgängige Schraube ist jeweils zwischen zwei benachbarten Windungen 22 der Borsten 21 ein Zwischenraum 23 ausgebildet. Bei einer Rotation des Instruments 10 um seine Erstreckungsachse wird abgetrenntes Gewebe in den Zwischenräumen 23 gesammelt und in proximaler Richtung derart bewegt, dass das Gewebe vom Eingriffsort entfernt wird. Eine Ansammlung von bearbeitetem Gewebe am Eingriffsort während dessen Bearbeitung wird dadurch vermieden. Aufgrund der erfindungsgemäßen Ausgestaltung des Instruments entfällt auch die Notwendigkeit, das mit einem bearbeitete Gewebe mittels eines separaten Instruments vom Eingriffsort zu entfernen.
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Die zweite, distale Hülse 19 weist als distale Stirnseite 24 eine halbkugelförmige, atraumatische distale Oberfläche auf, mit der aufgrund ihrer runden Ausgestaltung bei der Verwendung des Instruments 10 ungewollte Gewebeverletzungen vermieden werden. Insbesondere werden dadurch im Bandscheibenfach 52 Schäden am Anulus fibrosus, dem den Gallertkern 56 umgebenden Faserring 57, vermieden.
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Proximal weist die flexible Welle 12 an einem proximalen Endbereich 25 des Instruments 10 ein Endstück 26 mit einem radial vergrößerten Durchmesser und einer im Querschnitt viereckigen Grundform auf. Das proximale Endstück 26 des Instruments 10 dient als Mitnehmer, das zur Übertragung von Drehmomenten auf die Welle 11 des Instruments 10 ausgestaltet ist, so dass durch den Mitnehmer 26 das Instrument 10 in Rotationsbewegung um seine Erstreckungsrichtung antreibbar ist, wobei der Borstensatz 20 dabei umliegendes Gewebe abtrennt und über die Zwischenräume 23 in proximale Richtung vom Eingriffsort entfernt.
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2 zeigt das Instrument 10 der 1 in einer perspektivischen Ansicht, in der dessen distaler Endbereich 18 vergrößert dargestellt ist. Aus 2 ergeben sich insbesondere die dreifach- und und aus proximaler Sicht rechtsgängige, wendel- bzw. schraubenförmige Anordnung aus den beiden Metalldrähten 16,17 und dem Borstensatz 20, wobei die Borsten 21 des Borstensatzes 20 jeweils den Hülsen 14,19 und im Übrigen auch den übrigen Komponenten des Instruments 10 radial überstehen. Aus 2 geht hervor, dass auch die Zwischenräume 23 zwischen den Windungen 22 des Borstensatzes 20 rechtsgängig schraubenförmig angeordnet sind und verglichen mit den Borsten 21 nur die halbe Steigung, mithin die doppelte Frequenz aufweisen. 3 zeigt das Instrument 10 der 1 in einer distalen Sicht auf die atraumatische distale Stirnseite 24 und den radial überstehenden Borsten 21 des Borstensatzes 20, wobei insbesondere ersichtlich ist, dass die radiale Länge der Borsten 21 in etwa dem Doppelten des Durchmessers der distalen zweiten Hülse 19 entspricht.
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4 zeigt eine weitere Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Instrumentes 10 in einer Seitenansicht, das sich von dem in 1 gezeigten Instruments insbesondere durch die Ausgestaltung des distalen Endbereichs 18 unterscheidet. In 4 weist die distale Stirnseite 24 keine halbkreisförmige Ausgestaltung auf, sondern geht, von der distalen, runden Spitze 24 aus, stetig und konisch zu einem radialen verbreiterten Vorsprung 27 über, der mit der distalen Spitze 24 einstückig ausgebildet ist. Weiter in der proximalen Richtung ist der Übergang vom radialen Vorsprung 27 zur zweiten Hülse 19 stetig, konisch ausgebildet. Der radiale Vorsprung 27 überragt radial sowohl die distale Spitze 24 als auch die Hülsen 14,19 des Instrumentes 10, nicht aber die Borsten 21 des Borstensatzes 20, was auch in der Seitenansicht der 5 und der distalen Aufsicht der 6 gezeigt ist. Der radiale Vorsprung 27 dient als Arretierung, durch die bei dem Einsatz des Instruments 10 ein versehentliches Verlassen des Eingriffsortes, beispielsweise ein Verlassen des Bandscheibenfachs 52, verhindert wird.
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7 zeigt das Instrument der 1, aus der die bereits beschriebene Anordnung der mit den Hülsen 14,19 gecrimpten Metalldrähte 16,17 hervorgeht.
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8 zeigt ein Auslenkinstrument 29 als Teil eines erfindungsgemäßen Instrumentensets 28 in einer schematischen Seitenansicht. Das Auslenkinstrument 29 weist ein axial und parallel zur Erstreckungsrichtung des Instruments 10 ausgerichtetes, einen axialen Innenraum 30 aufweisendes Führungsrohr 31 auf, an dem ein hohlzylindrischer Schwenkkopf 32 mit einer distalen Öffnung 33 mittels eines Gelenks 34 schwenkbar angelenkt ist. Der Schwenkkopf 32 ist relativ zum starren Führungsrohr 31 um eine Achse senkrecht zur Erstreckungsrichtung des Führungsrohrs 31 schwenkbar, wobei die Schwenkbewegung des Schwenkkopfs 32 benutzergesteuert ausführbar ist. Insbesondere sind Schwenkwinkel von 0° bis 36° möglich. Das Instrument 10 ist in durch die distale Öffnung 33 des Schwenkkopfes 32 in das Auslenkinstrument 29 einführbar, was weiter unten beschrieben ist.
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An seinem proximalen Endbereich 35 weist das Auslenkinstrument 29 einen um die Erstreckungsrichtung des Führungsrohrs 31 rotierbaren Schwenkhebel 36 auf, der über ein nicht dargestelltes Gestänge mit dem Schwenkkopf 32 derart verbunden ist, dass der Schwenkkopf 32 bei einer Betätigung des Schwenkhebels 36 verschwenkt werden kann. Proximal des Schwenkhebels 36 ist ein Anschlussstück 37 vorgesehen, um die in 8 nicht gezeigte, innerhalb des Führungsrohrs 31 des Auslenkinstruments 29 angeordnete Welle 11 des Auslenkinstruments 29 in Rotation anzutreiben. Hierzu ist das proximale Anschlussstück 37 des Auslenkinstruments 29 mit über seinen Umfang verteilten, jeweils axial ausgerichteten, langlochförmigen Ausnehmungen 38 versehen, in die ein in 12 dargestellter Aktuator 39 formschlüssig eingreift. Durch eine benutzerseitige Betätigung des Aktuators 39 ist das proximale Anschlussstück 37 und schließlich die mit dem Anschlussstück drehfest verbundene Welle 11 des Instruments 10 in Rotation um seine Erstreckungsrichtung antreibbar.
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9 zeigt ein erfindungsgemäßes Instrumentenset 28 mit dem Instrument 10 gemäß 1 und dem Auslenkinstrument 29 gemäß 8, wobei das Instrument 10, aus distaler Richtung kommend, fast vollständig in das Auslenkinstrument 29 eingesetzt ist. Hierzu wird das Instrument 10 mit dem proximalen Endstück 26 in die distale Öffnung 33 des Schwenkkopfes 32 eingesetzt und solange axial weiter durch den Innenraum 30 des Auslenkinstruments 29, insbesondere durch dessen Führungsrohr 31 bewegt, bis die proximale erste Hülse 14 des Instruments 10 in Anlage mit dem Schwenkkopf 32 gelangt und das Instrument 10 in das Auslenkinstrument 29 eingesetzt ist, was in 10 gezeigt ist. Der Durchmesser der proximalen Hülse 14 des Instruments entspricht dem Durchmesser des Schwenkkopfes 32 des Auslenkinstruments 10, so dass gemäß 10 ein bündiger Übergang zwischen dem Instrument 10 und dem Auslenkinstrument 29 besteht. Der flexible Abschnitt der Welle 11 befindet sich im Wesentlichen auf der axialen Höhe des Gelenks 34. Durch die benutzerdefinierte Auslenkung des Schwenkkopfs 32 ist auch der distale Endbereich 18 des Instruments 10, und damit insbesondere auch dessen Borstensatz 20, relativ zum proximalen Endbereich 25 des Instruments 10 verschwenkbar, was weiter unten beschrieben ist.
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11 zeigt das Instrumentenset 28 mit dem in den Schwenkkopf 32 eingesetzten Instrument 10 gemäß 10 in einer verkleinerten Seitenansicht. In 12 ist das Instrumentenset der 11 mit dem bereits beschriebenen proximalen Aktuator 39 versehen, was aus der Teilschnittdarstellung hervorgeht.
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Anhand der 13 bis 17 wird im Folgenden die Verbindung des Instruments 10 mit dem Auslenkinstrument 29 unter Verwendung eines Verbindungsmittels 40 des Auslenkinstruments 29 beschrieben. Gemäß 13 weist das Verbindungsmittel 40 einen manuell betätigbaren Druckknopf 41 auf, der starr mit einem mittleren Befestigungsteil 42 des Verbindungsmittels 40 verbunden ist. Das Befestigungsteil 42 ist im Wesentlichen zylinderförmig ausgestaltet und weist einen axialen Durchbruch 43 auf, dessen Querschnitt schlüssellochförmig ausgestaltet ist: In einem oberen Bereich ist der Durchbruch breiter als in einem unteren Bereich, so dass sich der Querschnitt des Durchbruchs senkrecht zur axialen Richtung nach unten verjüngt. Unterhalb des Druckknopfes 41 ist eine mechanische Feder 44 angeordnet, die diesen mit einer Kraft derart nach oben beaufschlagt, dass der Druckknopf 41 in nicht betätigtem Zustand eine in 13 gezeigte Ruheposition einnimmt. In dieser Position befindet sich die im nicht gezeigten Führungsrohr 31 des Auslenkinstruments 29 angeordnete Welle 11 des Instruments 10 auf der Höhe des unteren Bereichs des Durchbruchs 43, dessen dortige radiale Öffnung kleiner ist als die radiale Ausdehnung der Welle 11, so dass letztere das Befestigungsteil 42 nicht durchgreifen kann.
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Wird der Druckknopf 41 betätigt, nimmt er die in 14 gezeigte Betriebsposition ein. Demgemäß befindet sich nun der obere Bereich des Durchbruchs 43 auf der Höhe der Welle 11, so dass diese den Durchbruch 43 durchgreifen kann, was in 15 gezeigt ist. Dabei durchgreift das proximale Endstück 26 der Welle 11 den oberen Bereich des Durchbruchs 43 vollständig und ist mit einem distalen Endstück 45 des Anschlussstücks 37 formschlüssig verbunden. Der proximale Endbereich 25 der Welle 11 ist teilweise innerhalb des Durchbruchs 43 angeordnet. Wird der Druckknopf 41 losgelassen, nimmt er die in 16 gezeigte Stellung ein, so dass sich nun der untere Bereich des Durchbruchs 43 auf der Höhe der Welle 11 befindet, die nun nicht mehr in eine distale Richtung bewegt werden kann, da der untere Bereich des Durchbruchs 43 einen lateral geringeren Durchmesser aufweist als das proximale Endstück 26 der Welle 11. Das Instrument 10 ist damit axial formschlüssig und unverlierbar mit dem Auslenkinstrument 29 verbunden, wobei der untere Bereich des Durchbruchs 43 als Hinterschneidung dient. 17 zeigt das Instrumentenset 28 der 13 in dieser Position in einer anderen Perspektive, aus der insbesondere die Lage des proximalen Endstücks 26 der Welle 11 ersichtlich ist. Bei einer axialen Rotation des distalen Endstücks wird das proximale Endstück 26 des Instruments 10, und mit ihm die Welle 11, in Rotation um die Erstreckungsrichtung versetzt.
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Anhand der 18 bis 20 wird im Folgenden eine erfindungsgemäße medizinische Vorrichtung 46 beschrieben. 18 zeigt in einer Seitenansicht die erfindungsgemäße medizinische Vorrichtung 46 mit einer distal angeordneten und im Wesentlichen hohlzylindrischen Arbeitshülse 47 und dem Instrumentenset 28 der 12, das proximal der Arbeitshülse 47 angeordnet ist. Die Arbeitshülse 47 weist ein axiales Lumen 48 und eine kanulierte distale Stirnseite 49 mit einer konisch ausgestalteten Schrägkante auf. Das Instrumentenset 28 ist in 18 proximal der Arbeitshülse 47 und koaxial zu dieser angeordnet.
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Die Durchmesser der Hülsen 14,19 des Instruments 10 sind jeweils kleiner als der Durchmesser des Lumens 48, wobei die radialen Längen der Borsten 21 größer als dieses sind.
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Das Instrument 10 wird zusammen mit dem Auslenkinstrument 29 aus proximaler Richtung kommend durch das Lumen 48 der Arbeitshülse 47 geführt, wobei die Borsten 21 aufgrund ihrer radialen Länge und ihrer elastischen Ausdehnung zur proximalen Richtung und zur Welle 11 gebogen werden, um das Durchführen des Instruments 10 zu ermöglichen. Im Sinne der Erfindung nimmt das Instrument 10 damit eine Transportstellung ein. Nachdem der distale Endbereich 18 des Instruments 10 aus der distalen Stirnseite 49 der Arbeitshülse 47 austritt, richten sich die Borsten 21 wieder auf und sind im Wesentlichen radial ausgerichtet, was in 19 gezeigt ist. Insofern nimmt das Instrument 10 im Sinne der Erfindung eine Arbeitsstellung ein. In dieser Position befindet sich das Instrument 10 beispielsweise am Eingriffsort im Bandscheibenfach 52 und kann mittels des Aktuators 39 in Rotation versetzt werden, um Gewebe des Bandscheibenfachs 52 zu bearbeiten. Außerdem ist der Schwenkkopf 32 in der bereits beschriebenen Weise benutzerdefiniert verschwenkbar.
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Die 20 bis 22 zeigen eine weitere Ausführungsform der erfindungsgemäßen medizinischen Vorrichtung 46 mit dem proximal angeordneten Instrumentenset 28 und einem distal angeordneten Endoskop 50, das einen inneren hohlzylindrischen, axialen Arbeitskanal 51 und eine distale Arbeitshülse 47a aufweist. Das Instrumentenset 28 wird aus proximaler Richtung kommend in den Arbeitskanal 51 des Endoskops 50 eingeführt, wobei der Innendurchmesser des Arbeitskanals 51 größer ist als der Durchmesser der Hülsen 14,19, jedoch kleiner als die radialen Längen der Borsten 21, so dass letztere sich beim Einführen des Instrumentensets 28, wie bereits vorstehend beschrieben, proximal und in Richtung der Welle verbiegen, s. 21. Beim distalen Austreten des Instrumentensets 28 aus dem Arbeitskanal 51 befindet sich das Instrumentenset 28 in der Arbeitshülse 47a, deren Innendurchmesser im Wesentlichem dem Durchmesser des Arbeitskanals 51 entspricht. Beim distalen Austreten des Instrumentensets 28 aus der Arbeitshülse 47a richten sich die Borsten 21 wieder auf, was in 22 gezeigt ist. In dieser Anordnung ist das Instrumentenset 28 bestimmungsgemäß zum Bearbeiten und Ausräumen des Bandscheibenfachs 52 verwendbar.
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Eine alternative Bestückung der medizinischen Vorrichtung 46 gemäß den 20 bis 22 ist in den 23 bis 25 gezeigt. In 23 ist proximal des Endoskops 50 lediglich das Auslenkinstrument 29 des Instrumentensets 28, nicht aber das Instrument 10 angeordnet. Das Auslenkinstrument 28 wird, ohne das Instrument 10, wie bereits beschrieben durch den Arbeitskanal 51 des Endoskops 50 und durch dessen distale Arbeitshülse 47a bewegt, bis der Schwenkkopf 32 des Auslenkinstruments 29 die distale Arbeitshülse 47a vollständig durchgreift, s. 24. Anschließend wird das Instrument 10 aus der distalen Richtung in das Auslenkinstrument 29 wie bereits beschrieben eingeführt, also frontal bestückt, s. 25. Die dadurch erhaltene Vorrichtung 46 der 25 ist nach der Bestückung im Wesentlichen identisch zur bereits beschrieben Vorrichtung der 22.
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26 zeigt ein Bandscheibenfach 52 zwischen zwei benachbarten Wirbeln 53,54 und diesen zugeordneten, posterioren Wirbelfortsätzen 55. Das Bandscheibenfach 52 weist einen Gallertkern (Nucleus pulposus) 56 auf, der von einem vergleichsweise harten Faserring (Anulus fibrosus) 57 umgeben ist. In 26 durchdringt das bereits beschriebene Instrumentenset 28 aus dem Instrument 10 und dem Auslenkinstrument 29 den Faserring 57, so dass insbesondere das Instrument 10 innerhalb des Bandscheibenfachs 52 angeordnet ist. Die das Auslenkinstrument 29 umgebende Arbeitshülse 47 befindet sich außerhalb des Faserringes 57. Der Zugang zum Bandscheibenfach 52 erfolgt aus lateraler Richtung, ist daher besonders einfach und ermöglicht eine besonders große Auflagefläche für ein zu implantierendes Zwischenwirbelkörbchen.
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In 26 ist der Schwenkkopf 32 des Auslenkinstruments 29 nicht verschwenkt und die atraumatische Spitze 24 des Instruments 10 gemäß 1 ist mit Abstand zum Faserring 57 auf der dem Zugang gegenüberliegenden Seite des Bandscheibenfachs 52 angeordnet, wobei aufgrund der runden Ausgestaltung der Spitze 24 eine versehentliche Verletzung des Faserrings vermieden wird. In der in 26 gezeigten Position wird bei einer benutzerdefiniert ausgelösten Rotation des Instruments 10 um seine Erstreckungsrichtung aufgrund der Beschaffenheit der Borsten 21 umliegendes Gewebe des Gallertkerns 56 abgetrennt und aufgrund der Ausgestaltung des Borstensatzes 20 durch die Zwischenräume 23 aus dem Eingriffsort ausgeräumt.
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Um das Bandscheibenfach 52, insbesondere das Gewebe des Gallertkerns 56 möglichst vollständig zu bearbeiten, wird der Schwenkkopf 32 des Auslenkinstruments 29, bei beibehaltener Rotationsbewegung des Instruments 10, gegenüber dem Führungsrohr 31 verschwenkt, was in 27 gezeigt ist. Die Verschwenkung des Schwenkkopfes 32 erfolgt um eine im Wesentlichen vertikal ausgerichtete Achse, so dass der Schwenkkopf 32 nach anterior bewegt wird. Dadurch wird auch weiter beabstandetes Gewebe des Gallertkerns 56 bearbeitet und aus dem Bandscheibenfach 52 ausgeräumt. Indem das Instrumentenset 28 ausgehend von seiner Position gemäß 27 entlang seiner Erstreckungsrichtung proximal zurückgezogen werden und der Schwenkkopf 32 zusätzlich weiter verschwenkt werden können, ist folglich ein im Wesentlichen vollständiges Bearbeiten des Gallertkerngewebes und damit ein Ausräumen des Bandscheibenfachs 52 möglich. Nach erfolgter Bearbeitung wird das Instrumentenset 28 vollständig aus dem Bandscheibenfach 52 entfernt und proximal durch die Arbeitshülse 47 zurückgezogen.
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Die 28 zeigt das in der Arbeitshülse 47 angeordnete Instrumentenset 28 in einer posterioren Ansicht, wobei das Instrumentenset 28 gegenüber dem Instrumentenset der 27 um 90° gedreht wurde, so dass der Schwenkkopf 32 relativ zum Führungsrohr 31 um eine Sagittalachse des Patienten verschwenkbar und in 28 unter einem Schwenkwinkel von 24° verschwenkt ist. Der Zugang zum Bandscheibenfach 52 erfolgt im Wesentlichen aus craniolateraler Richtung. Die 29 bis 31 zeigen das in der Arbeitshülse 47 angeordnete Instrumentenset 28 der 28 im Bandscheibenfach 52 mit unterschiedlichen Schwenkwinkeln von 0°, 12° und 36°.
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Die 32 bis 36 zeigen weitere Zugangsmöglichkeiten des Instrumentensets 28 zum Bandscheibenfach 52, wobei in 32 der Zugang ebenfalls lateral erfolgt. In 33 erfolgt der Zugang anterior und ermöglicht die Implantation von vergleichsweise großen Implantaten, insbesondere Zwischenwirbelkörbchen. Der anteriore Zugang gemäß 33 ist jedoch nur für Bereiche der Wirbelsäule caudal, also unterhalb der Bifurkation der Aorta zu den beiden großen Beckenartieren Arteria Iliaca zu empfehlen (nicht dargestellt). 34 zeigt einen transforaminalen Zugang zum Bandscheibenfach 52, der einen besonders minimal-invasiven Zugang aufgrund einer nur kleinen Resektion des Facettengelenks darstellt. Das Entsprechende gilt für den zu 34 geringfügig nach posterior verschwenkten transforaminalen Zugang gemäß 35. 36 zeigt schließlich einen posterioren Zugang zum Bandscheibenfach 52, der im Bereich der Wirbelsäule zwischen dem fünften Lendenwirbel L5 und dem ersten Sakralwirbel S1 aufgrund des dort vorhandenen großen interlaminären Fensters atraumatisch ist.
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Eine Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird im Folgenden anhand eines Eingriffs im Bandscheibenfach 52 erläutert. Zunächst wird ein Zugang zum Bandscheibenfach 52 mittels bekannter Methoden geschaffen, wobei der Zugang beispielsweise anhand einer der in den 26 bis 36 gezeigten Zugangsmöglichkeiten geschaffen wird. Anschließend wird die in 22 gezeigte Vorrichtung 46 zum Bandscheibenfach 52 bewegt, wobei die Arbeitshülse 47 den Faserring 57 nicht durchgreift, das Instrumentenset 28 mit dem Auslenkinstrument 29 und dem Instrument 10 jedoch schon. Die Lage und Ausrichtung des Instruments 10 werden dabei vorzugsweise optisch kontrolliert, etwa mittels einer Endoskopkamera oder mittels Röntgenkontrolle, beispielsweise mittels eines C-Bogens. Anschließend wird das Instrument 10 relativ zur Arbeitshülse 47 um seine Erstreckungsrichtung rotiert, wodurch Gewebe des Gallertkerns 56 bearbeitet und vom Eingriffsort ausgeräumt wird. Anschließend wird der Schwenkkopf 32 des Auslenkinstruments 29, unter beibehaltener Rotation des Instruments 10, benutzerdefiniert verschwenkt und/oder das Instrumentenset 28 axial weiter bewegt, bis das gesamte Gewebe des Gallertkerns 56 ausgeräumt wurde. Anschließend wird die erfindungsgemäße Vorrichtung 46 vom Eingriffsort entfernt.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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