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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Übertragung eines Hörgeräteeinstelldatensatzes von einem ersten Hörgerät auf ein zweites Hörgerät. Des Weiteren betrifft die Erfindung ein Hörgerätesystem. Außerdem betrifft die Erfindung ein Hörgerät.
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Hörgeräte weisen üblicherweise einen Ausgangswandler zur Ausgabe von elektrischen Ausgangssignalen an das Gehör eines Nutzers sowie einen vorgeschalteten Signalprozessor zur Verarbeitung von Eingangssignalen in die Ausgangssignale auf. Insbesondere im Fall von Hörhilfegeräten dienen Hörgeräte zur Versorgung des Gehörs von Personen mit vermindertem Hörvermögen. Hierbei weisen Hörgeräte meist einen oder mehrere Eingangswandler - meist ein jeweiliges Mikrofon - zur Erfassung von Umgebungsschall auf. Bei dem Ausgangswandler handelt es sich dabei regelmäßig um einen Lautsprecher - auch als „Receiver“ bezeichnet - zur akustischen Versorgung des Gehörs. Alternativ kann dieser aber auch als Knochenleitungshörer oder Cochlea-Implantat zur mechanischen beziehungsweise elektrischen Stimulation des Gehörs ausgebildet sein. Unter den Begriff „Hörgerät“ werden dabei auch Kopfhörer, Tinnitus-Masker, „wearables“, Headsets und der gleichen zusammengefasst.
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Technischer Fortschritt und neue wissenschaftliche Erkenntnisse führen auch zu einer ständigen Weiterentwicklung von Hörgeräten. Dies betrifft sowohl die im Signalprozessor eingesetzten Signalverarbeitungsalgorithmen als auch die aus den audiometrischen Daten berechneten individuellen Parametersätze für Hörgeräteeinstellungen. In Neugeräten sind diese Weiterentwicklungen vielfach berücksichtigt.
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Ein Schwerhöriger gewöhnt sich jedoch durch das ständige Tragen eines Hörgeräts (oder eines Paares von Hörgeräten) an dessen Übertragungseigenschaften und somit beispielsweise an den Klang. Benötigt er beispielsweise wegen einer Hörverschlechterung ein neues Gerät, empfindet er oftmals den ungewohnten Klang als fremd und lehnt ein neues Hörgerät schlimmstenfalls ab.
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Sind Hörgeräteträger bereit, ein neues Hörgerät einzusetzen, versuchen Hörgeräteakustiker bislang üblicherweise (insbesondere „per Hand“) die Akustik des alten Hörgeräts bei dem neuen nachzuempfinden, um den Umstieg zu erleichtern. Da moderne Hörgeräte meist komplexer als das bisher verwendete sind, ist es auf diese Weise nur schwer möglich, möglichst gute Einstellung zu finden, bei der einerseits der Klang des alten Hörgerätes nachempfunden wird und andererseits die Vorteile des neuen Hörgeräts noch zur Geltung kommen.
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Aus
EP 1453358 A1 ist es bekannt, bei der Versorgung mit einem Folgegerät die Einstellungen des alten Hörgeräts durch einen rechnergesteuerten Vorgang zu erfassen und bei der Anpassung des neuen Hörgeräts in einer Ersteinstellung zu berücksichtigen. Die Neueinstellung ergibt sich dann aus audiometrischen Messungen und insbesondere den Daten des bisherigen Hörgeräts. Der Klang des neuen Hörgeräts soll damit an das alte Hörgerät angenähert werden.
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Dabei ist es erforderlich, entweder die Daten des alten Hörgeräts vorliegen zu haben, oder diese aus dem Hörgerät auszulesen, um sie interpretieren zu können. Alternativ können die Eigenschaften des alten Hörgeräts auch gemessen werden. Dazu kann eine akustische Messvorrichtung verwendet werden, die jedoch hohe Anforderungen an die akustische Umgebung, die Prüfsignalquelle und den akustischen Messsensor stellt.
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Aus der
EP 1416764 A2 ist es bekannt, die Einstellungen eines bereits angepassten (alten) Hörgeräts anhand eines Prüfsignals zu ermitteln und ein anderes (neues) Hörgerät entsprechend einzustellen. Dabei wird der Lautsprecher des neuen Hörgeräts akustisch an das Mikrofon des alten Hörgeräts angekoppelt und der Ausgang des Lautsprechers des alten Hörgeräts wird von einem separaten Messmikrofon aufgezeichnet und ausgewertet.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, bei Hörgeräten die Anpassung eines Folgegeräts zu vereinfachen.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 1. Des Weiteren wird diese Aufgabe erfindungsgemäß gelöst durch ein Hörgerätesystem mit den Merkmalen des Anspruchs 9. Außerdem wird diese Aufgabe erfindungsgemäß gelöst durch ein Hörgerät mit den Merkmalen des Anspruchs 10. Vorteilhafte und teils für sich erfinderische Ausführungsformen und Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen und der nachfolgenden Beschreibung dargelegt.
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Das erfindungsgemäße Verfahren dient zur Übertragung eines Hörgeräteeinstelldatensatzes von einem ersten Hörgerät auf ein zweites Hörgerät. Verfahrensgemäß wird dabei mittels eines internetfähigen Drittgeräts eine Übersetzungsanweisung für in dem Hörgeräteeinstelldatensatz enthaltene Hörgeräteeinstelldaten von einer Plattform des ersten Hörgeräts auf eine Plattform des zweiten Hörgeräts von einer Datenbank abgerufen. Die Übersetzungsanweisung wird anschließend von diesem Drittgerät an das erste oder das zweite Hörgerät oder an ein lokales Viertgerät übertragen. Mittels des internetfähigen Drittgeräts wird außerdem eine Anweisung zur Übertragung des Hörgeräteeinstelldatensatzes ausgegeben. Insbesondere aufgrund dieser Anweisung wird der Hörgeräteeinstelldatensatz lokal und unter Umgehung des Internets oder eines Rechnernetzwerkes von dem ersten auf das zweite Hörgerät übermittelt. Die in dem Hörgeräteeinstelldatensatz enthaltenen Hörgeräteeinstelldaten werden außerdem in dem ersten oder dem zweiten Hörgerät oder in dem Viertgerät ohne Zugriff auf das Internet oder das Rechnernetzwerk auf die Plattform des zweiten Hörgeräts übersetzt.
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Anders ausgedrückt wird mittels des Drittgeräts die Übersetzungsanweisung eingeholt und die Übertragung des Hörgeräteeinstelldatensatzes von dem ersten auf das zweite Hörgerät eingeleitet (oder auch: „getriggert“). Die Übersetzung erfolgt dabei auf Basis der Übersetzungsanweisung in dem ersten Hörgerät - d. h. vor dem Senden - oder dem zweiten Hörgerät - also nach dem Senden - oder auch in dem Viertgerät, das in diesem Fall vorzugsweise als eine Art Vermittlungsstelle bei der Übertragung des Hörgeräteeinstelldatensatzes dient.
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Vorzugsweise handelt es sich bei dem ersten Hörgerät um ein „altes“, zu ersetzendes Hörgerät, bevorzugt ein Hörhilfegerät. Bei dem zweiten Hörgerät handelt es sich insbesondere um ein neues, vorzugsweise weiterentwickeltes Hörgerät, insbesondere ein Hörhilfegerät, das das erste Hörgerät ersetzen soll.
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Das vorstehend beschriebene Verfahren hat den Vorteil, dass die Übertragung von „alten“ Hörgeräteeinstelldaten von einem alten auf ein neues Hörgerät vereinfacht und insbesondere unabhängig von einem Audiologen durchgeführt werden kann. Außerdem ist das Verfahren vergleichsweise ressourcenschonend, insbesondere im Hinblick auf eine für eine Internetnutzung oder Datenübertragung über ein vorhandenes Rechnernetzwerk zur Verfügung stehenden Datenübertragungsrate, denn es braucht nur die Übersetzungsanweisung über eine Datenverbindung von einem anderen Ort (an dem die vorstehend beschriebene Datenbank lokalisiert ist) transferiert werden. Außerdem ist dieses Verfahren auch hinsichtlich einer Datensicherheit persönlicher Daten besonderes sicher, da Daten, die Bezug zu einer Person haben - nämlich die Hörgeräteeinstellungen selbst - nicht über einen Datenweg, der Zugriff Dritter vergleichsweise einfach ermöglicht, übertragen werden.
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Unter dem Begriff „Plattform“ wird hier und im Folgenden insbesondere der Aufbau eines Hörgeräts zumindest hinsichtlich seiner Rechenarchitektur, d. h. bspw. den verwendeten Chipsatz (unabhängig davon, ob ein Mikroprozessor oder ein integrierter Schaltkreis, insbesondere ein „ASIC“ zum Einsatz kommt) und/oder die eingesetzten Rechenmodelle (insbesondere die Formulierung von Signalverarbeitungsalgorithmen, die eingesetzte Programmstruktur und/oder -sprache) verstanden. Zusätzlich oder alternativ wird hierunter aber auch der „geometrische“ und/oder elektronische Aufbau des Hörgeräts, bspw. der Typ und/oder der Abstand von mehreren Mikrofonen zueinander, der Typ eines Lautsprechers und dergleichen, verstanden. Die mit den vorstehend genannten Merkmalen zusammenhängenden Eigenschaften schlagen sich dabei regelmäßig in einer für jedes Hörgerätemodell unterschiedlichen Übertragungscharakteristik nieder.
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Unter dem Begriff „Übersetzungsanweisung“ wird hier und im Folgenden insbesondere ein Satz von Umrechnungsregeln (oder: Funktionen) verstanden, mittels derer Einstelldaten (auch als Parameter bezeichnet), insbesondere deren Werte, mittels derer die Übertragungscharakteristik des jeweiligen Hörgeräts zur einem nutzerspezifischen Übertragungsverhalten beeinflusst werden, auf die entsprechend andere Plattform umgerechnet werden können.
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Bevorzugt handelt es sich bei Drittgerät um ein Smartphone, einen Rechner (PC oder Laptop) oder dergleichen, auf dem eine Steuerungsapplikation zur Ermittlung der Übersetzungsanweisung sowie zur Triggerung der Übertragung des Hörgeräteeinstelldatensatzes implementiert ist.
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In einer bevorzugten Verfahrensvariante werden die in dem Hörgeräteeinstelldatensatz enthaltenen und übersetzten Hörgeräteeinstelldaten von dem zweiten Hörgerät als (insbesondere „neue“) Einstelldaten für einen zugeordneten (d. h. in dem zweiten Hörgerät enthaltenen) Signalprozessor herangezogen. Anders ausgedrückt werden also die ursprünglichen Hörgeräteeinstellungen des alten Hörgeräts, insbesondere dessen Übertragungsverhalten, auf das neue Hörgerät überschrieben.
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In einer zweckmäßigen Verfahrensvariante wird der Hörgeräteeinstelldatensatz von dem ersten Hörgerät direkt auf das zweite Hörgerät übermittelt. In diesem Fall sind also das erste Hörgerät zur Datenübermittlung und das zweite zumindest zum Datenempfang eingerichtet. Beispielsweise erfolgt die Datenübertragung mittels einer Funkverbindung, insbesondere nach dem Bluetooth-Standard oder mittels einer peer-to-peer-WLAN-Verbindung, mittels einer magnetisch-induktiven Verbindung (auch als „Ml-Link“ bezeichnet) oder mittels einer ARC-(audio return channel) Verbindung.
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In einer alternativen Verfahrensvariante wird eine kabelgebundene Datenübertragung genutzt.
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In einer zweckmäßigen Verfahrensvariante wird die Anweisung (von dem Drittgerät) zur Übertragung des Hörgeräteeinstelldatensatzes an das zweite Hörgerät ausgegeben.
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Insbesondere baut das Drittgerät zunächst eine Verbindung mit dem ersten Hörgerät auf. Vorzugsweise erstellt es anschießend anhand wenigstens eines eindeutigen Identifikators des ersten Hörgeräts einen Schlüssel und legt diesen insbesondere in einem Speicher des ersten Hörgeräts ab. Hiernach baut das Drittgerät vorzugsweise eine Verbindung mit dem zweiten Hörgerät auf und übermittelt diesen Schlüssel an das zweite Hörgerät. Bevorzugt zieht das Drittgerät als eindeutigen Identifikator die MAC-Adresse und/oder eine Seriennummer des ersten Hörgeräts heran. Vorzugsweise generiert das Drittgerät auch noch eine Zufallsvariable, die in die Erstellung des Schlüssels mit einbezogen wird. Dadurch kann die Sicherheit des Schlüssels gesteigert werden.
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In einer zweckmäßigen Verfahrensvariante ermittelt das Drittgerät zum Abruf der Übersetzungsanweisung zunächst den jeweiligen Typ des ersten und des zweiten Hörgeräts ermittelt. Diese beiden Typen übermittelt das Drittgerät vorzugsweise an die Datenbank und erhält von dieser die entsprechende Übersetzungsanweisung.
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Bevorzugt wird die Übersetzungsanweisung (von dem Drittgerät) an das zweite Hörgerät übertragen. Dies ist dahingehend vorteilhaft, dass vergleichsweise neue Hörgeräte auch einen vergleichsweise leistungsstarken Rechenkern aufweisen.
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In der Verfahrensvariante, in der der Hörgeräteeinstelldatensatz an das lokale Viertgerät übermittelt und von diesem übersetzt wird, wird als lokales Viertgerät ein mit dem ersten und dem zweiten Hörgerät kompatibles - d. h. insbesondere zum Aufladen eingesetztes - Ladegerät herangezogen. Dieses Ladegerät weist dabei vorzugsweise einen Controller mit einem zugeordneten Datenspeicher auf.
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Der Hörgeräteeinstelldatensatz wird in diesem Fall vorzugsweise von dem ersten Hörgerät auf das Viertgerät übertragen, auf diesem vorzugsweise auf Basis der Übersetzungsanweisung übersetzt und anschließend von diesem auf das zweite Hörgerät übertragen.
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Das erfindungsgemäße Hörgerätesystem weist die vorstehend genannte Datenbank und das vorstehend genannte Drittgerät auf, wobei auf der Datenbank eine Übersetzungsanweisung für in einem Hörgeräteeinstelldatensatz enthaltene Hörgeräteeinstelldaten von der Plattform des ersten Hörgeräts auf die Plattform des zweiten Hörgeräts hinterlegt ist. Das Drittgerät ist im Rahmen des Hörgerätesystems dazu eingerichtet, im Rahmen einer Übertragung des Hörgerätedatensatzes von dem ersten auf das zweite Hörgerät von der Datenbank die Übersetzungsanweisung abzurufen sowie an das erste oder das zweite Hörgerät oder an das lokale Viertgerät zu übermitteln.
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Mithin ist das Hörgerätesystem dazu eingerichtet und vorgesehen, das vorstehend beschriebene Verfahren - selbsttätig oder in Zusammenwirkung mit dem Nutzer des ersten und des zweiten Hörgeräts, optional auch mit Fachpersonal - durchzuführen.
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Vorzugsweise ist die Datenbank von dem Hersteller zumindest des zweiten Hörgeräts betrieben und enthält eine Vielzahl von Übersetzungsanweisungen für Hörgeräteeinstelldaten zwischen einer Vielzahl von Hörgeräten, insbesondere von vergleichsweise „alten“ Hörgerätemodellen auf entsprechend neuere Hörgerätemodelle.
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Optional bildet zumindest das zweite Hörgerät, weiter optional zumindest während der Durchführung des Verfahrens auch das erste Hörgerät, einen Teil des Hörgerätesystems.
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Das erfindungsgemäße Hörgerät weist einen Controller (auch: Signalprozessor) auf, der dazu eingerichtet ist, Eingangssignale auf Basis von nutzerspezifischen Hörgeräteeinstelldaten zu Ausgangssignalen zu verarbeiten. Außerdem weist das erfindungsgemäße Hörgerät eine Empfangsschnittstelle zum Empfang der Hörgeräteeinstelldaten im Rahmen eines Hörgeräteeinstelldatensatzes von einem anderen (insbesondere dem ersten) Hörgerät und zum Empfang der Übersetzungsanweisung auf. Der Controller ist (oder wird nach dem Empfang der Übersetzungsanweisung) außerdem mittels der Übersetzungsanweisung dazu eingerichtet, die in dem von dem anderen Hörgerät empfangenen Hörgeräteeinstelldatensatz enthaltenen Hörgeräteeinstelldaten von der Plattform des anderen Hörgeräts auf die eigene Plattform zu übersetzen.
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In einer optionalen Variante ist das Hörgerät durch ein Paar binaural arbeitender Hörgeräte gebildet. Diese sind mithin dazu eingerichtet unter Signalaustausch untereinander gemeinsam das Gehör des Nutzers dieser beiden Hörgeräte zu versorgen. Dabei unterscheiden sich binaurale Hörgeräte von zwei separat voneinander genutzten, voneinander unabhängigen Hörgeräte, mittels derer jedes Ohr für sich versorgt wird, insbesondere durch den vorstehend genannten Signalaustausch. Bspw. erfolgt eine Einstellung einer Richtwirkung anhand einer Verknüpfung von an den rechts und links getragenen Hörgeräten empfangenen Schallsignalen, üblicherweise per kabelloser Übertragung zwischen beiden Hörgeräten und Verrechnung der Signale häufig in einem der beiden Hörgeräte. Im Fall zweier binauraler Hörgeräte wird der Hörgeräteeinstelldatensatz vorzugsweise an nur eines der beiden Hörgeräte übertagen, in diesem optional anhand der Übersetzungsanweisung auf die entsprechende Plattform übersetzt und anschließend der bereits auf das neue Hörgerät angepasste Hörgeräteeinstelldatensatz vorzugsweise selbsttätig an das andere binaurale Hörgerät übertragen. Dies ist für den Nutzer des binauralen Hörgerätepaars einfacher, da dieser den Übertragungsprozess nicht zweimal initiieren braucht.
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Die Konjunktion „und/oder“ ist hier und im Folgenden insbesondere derart zu verstehen, dass die mittels dieser Konjunktion verknüpften Merkmale sowohl gemeinsam als auch als Alternativen zueinander ausgebildet sein können.
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Nachfolgend werden Ausführungsbeispiele der Erfindung anhand einer Zeichnung näher erläutert. Darin zeigen:
- 1 in einer schematischen Darstellung ein Hörgerät, und
- 2 in einer schematischen Blockdarstellung ein Hörgerätesystem sowie ein von diesem ausgeführtes Verfahren.
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Einander entsprechende Teile sind in allen Figuren stets mit gleichen Bezugszeichen versehen.
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In 1 ist ein Hörgerät 1 dargestellt, das ein Hörhilfegerät für in ihrem Hörvermögen beeinträchtigte („schwerhörige“) Personen bildet. Das Hörgerät 1 weist ein Gehäuse 2 auf, in dem mehrere elektrische Komponenten des Hörgeräts 1 angeordnet sind. Dies sind im vorliegenden Ausführungsbeispiel zwei Mikrofone 4 zur Erfassung von Umgebungsschall, ein Signalprozessor 6 (auch: „Controller“) zur Verarbeitung der mittels der Mikrofone 4 auf die Erfassung von Umgebungsschall hin erzeugten Eingangssignale SE und ein Lautsprecher 8 zur akustischen Ausgabe von mittels des Signalprozessors 6 aus den Eingangssignalen SE erzeugten Ausgangssignalen SA . Als weitere elektrische Komponenten umfasst das Hörgerät 1 eine Sende- und Empfangsvorrichtung 10 (auch: Sende- und Empfangsschnittstelle)zur Datenübertragung mit anderen Geräten, beispielsweise einem anderen Hörgerät (bspw. im Fall eines binauralen Hörsystems) und/oder einem Drittgerät. Ebenfalls eine elektrische Komponente bildet eine Batterie 12 zur Energieversorgung der anderen elektrischen Komponenten. Die Batterie 12 ist im vorliegenden Ausführungsbeispiel durch eine wiederaufladbare Batterie gebildet. Alternativ kann die Batterie 12 aber auch durch eine „Primärzelle“, also eine nicht wiederaufladbare Zelle gebildet sein.
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In dem Signalprozessor 6 sind ein oder mehrere Signalverarbeitungsalgorithmen implementiert, die eine nutzerspezifische und vorzugsweise auch situationsabhängige Signalverarbeitung ermöglichen. Das Hörgerät 1 kann dabei durch entsprechende Parametrierung des jeweiligen Signalverarbeitungsalgorithmus an einen spezifischen Nutzer angepasst werden. Dadurch wird das Übertragungsverhalten des Hörgeräts 1 an die Bedürfnisse, bspw. an den Hörverlust, und insbesondere auch an persönliche Vorlieben des jeweiligen Nutzers angepasst.
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Für den Fall, dass der Nutzer eines alten, „ersten“ Hörgeräts 20 (s. 2) dieses nicht mehr weiternutzen wird, konkret da zukünftig er ein neueres, „zweites“ Hörgerät, hier das vorstehend beschriebene Hörgerät 1, nutzen wird, ist es für den Nutzer interessant, das Übertragungsverhalten des alten Hörgeräts 20 auf das neue Hörgerät 1 übertragen zu können. Dies ist regelmäßig aufgrund von Gewöhnung an das bisherige Übertragungsverhalten der Fall. Für eine solche Übertragung wird ein Hörgerätesystem 22 angegeben. Dieses umfasst eine Datenbank 24 (auch als „online service“ bezeichnet), auf der Übersetzungsanweisungen zur Übersetzung von Hörgeräteeinstelldaten von Plattformen alter Hörgeräte auf Plattformen neuerer Hörgeräte, konkret also auch eine Übersetzungsanweisung der Hörgeräteeinstelldaten des alten Hörgeräts 20 auf die Plattform des neuen Hörgeräts 1, hinterlegt sind. Das Hörgerätesystem 22 umfasst auch ein Drittgerät, im vorliegenden Ausführungsbeispiel in Form eines Smartphones 26, auf dem eine Software-Applikation zur Durchführung zumindest eines Teils eines im Folgenden näher beschriebenen Verfahrens implementiert ist.
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Zumindest das neue Hörgerät 1 bildet ebenfalls einen Teil des Hörgerätesystems 22. Das alte Hörgerät 22 kann zumindest für die Dauer des im Folgenden beschriebenen Verfahrens ebenfalls als Teil des Hörgerätesystems 22 betrachtet werden.
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Um die Übertragung von Hörgeräteeinstelldaten, mittels derer das Übertragungsverhalten des alten Hörgeräts 20 vorgegeben ist, zu initiieren, startet der Nutzer auf dem Smartphone 26 die dort implementierte Applikation. Das Smartphone 26 verbindet sich daraufhin in einem ersten Verfahrensschritt 30 mit dem alten Hörgerät 22, das mithin ebenfalls eine Kommunikationseinrichtung zur Implementierung eines Übertragungskanals - optional kabelgebunden, vorzugsweise aber kabellos - aufweist. Das Smartphone 26 fragt von dem alten Hörgerät 22 einen eindeutigen Identifikator ab, in einem Ausführungsbeispiel konkret die Seriennummer. In weiteren Ausführungsbeispielen fragt das Smartphone 26 alternativ oder zusätzlich die MAC-Adresse des alten Hörgeräts 20 ab. Auf Basis des Identifikators (oder der Identifikatoren) erstellt das Smartphone 26 einen Schlüssel 32 und legt diesen in einem Speicher des alten Hörgeräts 20 ab. Außerdem fragt das Smartphone 26 das Modell des alten Hörgeräts 20 ab.
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Anschließend schließt das das Smartphone 26 die Verbindung mit dem alten Hörgerät 20 und verbindet sich in einem zweiten Verfahrensschritt 40 mit dem neuen Hörgerät 1 und fragt von diesem dessen Modell ab. Außerdem übergibt das Smartphone 26 den Schlüssel 32 an das neue Hörgerät 1.
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In einem weiteren Verfahrensschritt 50 verbindet sich das Smartphone 26 (optional parallel zur Verbindung mit dem neuen Hörgerät 1) über ein Netzwerk, konkret das Internet mit der Datenbank 24. Von der Datenbank 24 ruft das Smartphone 26 dabei die den beiden Hörgeräten 1 und 20, konkret den beiden Modellen, zugeordnete Übersetzungsanweisung für die Hörgeräteeinstelldaten von der alten Plattform auch die neue Plattform ab.
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Diese Übersetzungsanweisung übergibt das Smartphone 26 in einem Verfahrensschritt 60 an das neue Hörgerät 1. In einer optionalen Variante übergibt das Smartphone 26 erst jetzt den Schlüssel 32 an das neue Hörgerät 1. Außerdem fragt das Smartphone 26 die Bereitschaft des neuen Hörgeräts 1 zum Empfang der Hörgeräteeinstelldaten ab. Diese besteht insbesondere, sobald die Übersetzungsanweisung und der Schlüssel 32 im neuen Hörgerät 1 hinterlegt sind. Meldet das neue Hörgerät 1 seine Bereitschaft, gibt das Smartphone 26 an das neue Hörgerät 1 eine Anweisung zum Beginn der Datenübertragung aus. Das neue Hörgerät 1 sucht daraufhin in einem Verfahrensschritt 70 anhand des Schlüssels 32 nach dem alten Hörgerät 20 und baut mit diesem eine direkte Kommunikationsverbindung 72 auf. Das alte Hörgerät 20 authentifiziert hierbei das neue Hörgerät 1 daran, dass dieses den Schlüssel 32 an das alte Hörgerät 20 mitteilt. Daraufhin startet das alte Hörgerät 20 die Übertragung der Hörgeräteeinstelldaten in Form eines Hörgeräteeinstelldatensatzes 74.
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Die Kommunikationsverbindung 72 ist beispielsweise eine auf einer induktiven Signalübertragung basierende Signalverbindung. Eine Nutzung des Internets oder eines sonstigen Rechnernetzwerks unterbleibt bei der Datenübertragung zwischen den Hörgeräten 1 und 20.
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Sobald das neue Hörgerät 1 den Hörgeräteeinstelldatensatz 74 vollständig empfangen hat, berechnet das neue Hörgerät 1 in einem weiteren Verfahrensschritt (nicht näher dargestellt) die seiner Plattform entsprechenden Hörgeräteeinstelldaten anhand der Übersetzungsanweisung aus den Hörgeräteeinstelldaten des alten Hörgeräts 20 und hinterlegt diese in seinem Speicher als Parameter (Einstelldaten) für seine Signalverarbeitungsalgorithmen.
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In einem nicht näher dargestellten Ausführungsbeispiel ist den beiden Hörgeräten 1 und 20 ein lokales (d. h. beim Nutzer vorhandenes) Viertgerät in Form eines Ladegeräts für die Hörgeräte 1 und 20 zwischengeschaltet. Das Ladegerät weist dabei einen Controller und einen zugeordneten Speicher auf, auf den das Smartphone 26 die Übersetzungsanweisung überträgt. Die Übertragung des Hörgeräteeinstelldatensatzes 74 erfolgt hierbei, indem das alte Hörgerät 20 mit dem Ladegerät gekoppelt wird, zunächst auf das Ladegerät. Das Ladegerät führt anschließend die Umrechnung der Hörgeräteeinstelldaten auf die Plattform des neuen Hörgeräts 1 durch und überträgt den „umgerechneten“ Hörgeräteeinstelldatensatz 74 auf das neue Hörgerät 1, sobald dieses mit dem Ladegerät gekoppelt wird.
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Der Gegenstand der Erfindung ist nicht auf die vorstehend beschriebenen Ausführungsbeispiele beschränkt. Vielmehr können weitere Ausführungsformen der Erfindung von dem Fachmann aus der vorstehenden Beschreibung abgeleitet werden. Insbesondere können die anhand der verschiedenen Ausführungsbeispiele beschriebenen Einzelmerkmale der Erfindung und deren Ausgestaltungsvarianten auch in anderer Weise miteinander kombiniert werden.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Hörgerät
- 2
- Gehäuse
- 4
- Mikrofon
- 6
- Signalprozessor
- 8
- Lautsprecher
- 10
- Sende- und Empfangsvorrichtung
- 12
- Batterie
- 20
- Hörgerät
- 22
- Hörgerätesystem
- 24
- Datenbank
- 26
- Smartphone
- 30
- Verfahrensschritt
- 32
- Schlüssel
- 40
- Verfahrensschritt
- 50
- Verfahrensschritt
- 60
- Verfahrensschritt
- 70
- Verfahrensschritt
- 72
- Kommunikationsverbindung
- 74
- Hörgeräteeinstelldatensatz
- SE
- Eingangssignal
- SA
- Ausgangssignal
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- EP 1453358 A1 [0006]
- EP 1416764 A2 [0008]