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Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Übertragen von Daten zwischen einem spurgebundenen Fahrzeug und einer landseitigen Datenverarbeitungseinrichtung, umfassend: eine Datenschnittstelle des spurgebundenen Fahrzeugs, an welche eine Datenübertragungsleitung anschließbar ist.
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Grundsätzlich sind Datenschnittstellen bekannt, die innerhalb des spurgebundenen Fahrzeugs angeordnet sind und einen drahtgebundenen oder drahtlosen datentechnischen Zugang zum Fahrzeug, beispielsweise zu einem datentechnischen Netzwerk des Fahrzeugs, bereitstellen.
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Zudem ist es bekannt, dass Videodaten, die von einer Kamera des spurgebundenen Fahrzeugs erzeugt werden, mittels einer Speichereinrichtung des spurgebundenen Fahrzeugs gespeichert werden.
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Zum Abruf der Videodaten wird eine Datenübertragungsleitung an die innerhalb des Fahrzeugs angeordnete Datenschnittstelle angeschlossen. Die Videodaten werden über die Datenübertragungsleitung an eine Speichereinrichtung, beispielsweise an eine Speichereinrichtung eines tragbaren Wartungscomputers, übertragen. Eine Auswertung der Daten erfolgt mittels einer landseitigen, ortsfesten Datenverarbeitungseinrichtung.
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Zudem ist es bekannt, die Speichereinrichtung des spurgebundenen Fahrzeugs auszubauen und an eine landseitige, ortsfeste Datenverarbeitungseinrichtung anzuschließen, um die Auswertung der Daten durchzuführen.
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Es ist ebenfalls bekannt, diese Daten über ein drahtloses Netzwerk, beispielsweise über WLAN (Wireless Local Area Network), an die landseitige Datenverarbeitungseinrichtung zu übertragen. Videodaten werden dabei jedoch selektiv (d.h. nicht sämtliche aufgezeichneten Videodaten) übertragen.
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Vor diesem Hintergrund ist es Aufgabe der Erfindung, eine Übertragung von Daten zwischen dem spurgebundenen Fahrzeug und einer landseitigen Datenverarbeitungseinrichtung zu verbessern.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch eine Vorrichtung der eingangs genannten Art gelöst, welche dadurch gekennzeichnet ist, dass die Datenschnittstelle derart an dem spurgebundenen Fahrzeug angeordnet ist, dass die Datenübertragungsleitung an einem Außenbereich außerhalb des spurgebundenen Fahrzeugs an die Datenschnittstelle anschließbar ist.
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Die Erfindung beruht auf der Erkenntnis, dass Kamerasysteme in spurgebundenen Fahrzeugen große Datenmengen generieren, die während der Fahrt nicht über vorhandene drahtlose Datenanbindungen (z.B. Mobilfunk) an die Landseite übertragen werden können. Zudem ist eine Übertragung der Daten über WLAN (WLAN: Wireless Local Area Network) aufgrund der begrenzten Datenübertragungsrate und der kurzen Standzeit an einer Haltestelle in der Regel nicht möglich. Selbst in einem Depot ist eine Datenübertragung über WLAN aufgrund einer gegenseitigen Beeinflussung von mehreren abgestellten spurgebundenen Fahrzeugen nur mit hohem Aufwand und entsprechenden Kosten realisierbar oder ebenfalls auf Grund kurzer Standzeiten unmöglich.
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Gleichzeitig wurde mit der Erfindung erkannt, dass die im spurgebundenen Fahrzeug erzeugten Daten, beispielsweise zur langfristigen Archivierung und Auswertung, auf der Landseite benötigt werden. Eine Archivierung und Auswertung auf dem spurgebundenen Fahrzeug sind wegen des begrenzten Raums innerhalb des Fahrzeugs nicht wünschenswert. Zudem wäre die auf dem Fahrzeug vorzusehenden Speicher- und Rechenkapazität mit vergleichsweise hohen Kosten verbunden.
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Das spurgebundene Fahrzeug ist vorzugsweise ein Schienenfahrzeug, insbesondere ein Triebzug.
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Die landseitige Datenverarbeitungseinrichtung umfasst beispielsweise eine zentrale Speicher- und Recheneinheit, die ortsfest in einem zentralen Gebäude angeordnet ist.
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Die Datenübertragungsleitung umfasst eine Glasfaser- und/oder Kupferleitung. Vorzugsweise ist die Datenübertragungsleitung zur Übertragung von Daten auf Basis des Ethernet-Standards ausgebildet. Insbesondere ist die Datenübertragungsleitung für eine Übertragung von Daten mit großer Rate, beispielsweise mit einer Rate von 10 GBits/s vorgesehen.
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Die Formulierung, wonach die Datenschnittstelle derart an dem spurgebundenen Fahrzeug angeordnet ist, dass die Datenübertragungsleitung an oder von einem Außenbereich außerhalb des spurgebundenen Fahrzeugs an die Datenschnittstelle anschließbar ist, versteht der Fachmann kurz gesagt dahingehend, dass die Datenschnittstelle außen an dem spurgebundenen Fahrzeug angeordnet ist bzw. am Fahrzeug in einem Außenbereich angebracht ist.
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Bei Einsatz der erfindungsgemäßen Vorrichtung kann das Wartungspersonal zur Vorbereitung der Datenübertragung die Datenübertragungsleitung von außen an das spurgebundene Fahrzeug anschließen.
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Durch die leitungsgebundene Datenübertragung auf die Landseite werden höhere Datenübertragungsraten als bei einer drahtlosen Datenübertragung erzielt. So ist es beispielsweise möglich, die Übertragung von Videodaten (selbst bei einem vergleichsweise kurzen Aufenthalt) an einer Haltestelle, aber auch in einem Depot oder bei einer Abstellung durchzuführen.
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Vorzugsweise umfasst die Vorrichtung eine Traktionssperre, die ein Anfahren bei eingesteckter Verbindung verhindert.
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Eine bevorzugte Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung ist gekennzeichnet durch eine Zugangseinrichtung, welche einen Zugang zu der Datenschnittstelle beschränkt. Dadurch kann die Datenschnittstelle vor einem ungewünschten Zugriff durch nicht-berechtigte Personen geschützt werden.
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Die Zugangseinrichtung ist vorzugsweise eine verschließbare Türeinheit, beispielsweise eine sogenannte Wartungsklappe.
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Vorzugsweise umfasst die Türeinheit einen Kontakt, welcher die Traktionssperre beim Öffnen der Türeinheit auslöst. Die Traktionssperre wird weiter vorzugsweise gelöst, wenn die Türeinheit geschlossen wird.
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Eine weitere bevorzugte Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung ist gekennzeichnet durch eine Schutzeinrichtung zum Schutz der Datenschnittstelle vor Umwelteinflüssen. Der Schutz der Datenschnittstelle vor Umwelteinflüssen ist besonders wünschenswert, da die Datenschnittstelle erfindungsgemäß außen am spurgebundenen Fahrzeug angeordnet ist. Denn besonders im Außenbereich des spurgebundenen Fahrzeugs treten Umwelteinflüsse, wie Witterung, Schmutz, Staub, etc. auf.
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Die Schutzeinrichtung ist vorzugsweise als Schutzkappe ausgebildet, welche auf die Datenschnittstelle aufsteckbar ist. Die Schutzkappe ist vorzugsweise derart bemessen und ausgebildet, dass die Datenschnittstelle flüssigkeits- und druckdicht gegenüber Umwelteinflüssen bei aufgesteckter Schutzkappe geschützt wird. Insbesondere besteht die Schutzkappe aus einem elastischen Material, wie einem Elastomer.
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Vorzugsweise umfasst die Schutzkappe einen Kontakt, welcher die Traktionssperre beim Abnehmen der Schutzkappe auslöst. Die Traktionssperre wird weiter vorzugsweise gelöst, wenn die Schutzkappe auf die Datenschnittstelle aufgesteckt wird.
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Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung umfassen die zu übertragenden Daten Videodaten, die aus einem Kamerasystem des spurgebundenen Fahrzeugs stammen. Die erfindungsgemäße Vorrichtung ist insbesondere für die Übertragung von Videodaten vorteilhaft, da Kamerasysteme Videodaten in großen Mengen erzeugen.
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Die Formulierung, wonach die Videodaten aus dem Kamerasystem stammen, versteht der Fachmann vorzugsweise dahingehend, dass die Videodaten mittels einer Kameraeinheit des Kamerasystems erzeugt werden. Beispielsweise werden die von der Kameraeinheit erzeugten Videodaten mittels einer Servereinheit des Kamerasystems zwischengespeichert. Nach dem Anschluss der Datenübertragungsleitung an die Datenschnittstelle können die zwischengespeicherten Videodaten über ein datentechnisches Fahrzeugnetz an die Datenschnittstelle und über die Datenübertragungsleitung an die landseitige Datenverarbeitungseinrichtung übertragen werden.
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Die Erfindung betrifft ferner ein spurgebundenes Fahrzeug mit einer Vorrichtung der vorstehend beschriebenen Art.
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Eine bevorzugte Ausführungsform des spurgebundenen Fahrzeugs umfasst: ein Kamerasystem, welches Videodaten erzeugt, welche die zu übertragenden Daten bilden. Das Kamerasystem ist vorzugsweise ein sogenanntes CCTV-System (CCTV: Closed Circuit Television).
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Die Erfindung betrifft ferner ein System mit einem spurgebundenen Fahrzeug und einer ladseitigen Datenübertragungseinrichtung der vorstehend beschriebenen Art.
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Zu Vorteilen, Ausführungsformen und Ausführungsdetails der Merkmale des erfindungsgemäßen spurgebundenen Fahrzeugs kann auf die obige Beschreibung zu den entsprechenden Merkmalen der erfindungsgemäßen Vorrichtung verwiesen werden.
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Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird im Folgenden anhand der Zeichnungen erläutert. Es zeigen:
- 1 eine schematische Seitenansicht eines spurgebundenen Fahrzeugs mit einem Ausführungsbeispiel einer erfindungsgemäßen Vorrichtung, und
- 2 eine Teilschnittansicht des in 1 gezeigten Ausführungsbeispiels der erfindungsgemäßen Vorrichtung.
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1 zeigt ein spurgebundenes Fahrzeug 1 in einer schematischen Seitenansicht. 2 zeigt eine Teilschnittansicht des in 1 gezeigten spurgebundenen Fahrzeugs 1. Das spurgebundenen Fahrzeug 1 ist ein Schienenfahrzeug 2, welches eine Vorrichtung 10 zum Übertragen von Daten ausgehend von dem spurgebundenen Fahrzeug 1 an eine landseitige Datenverarbeitungseinrichtung 12 aufweist.
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Die Vorrichtung 10 weist eine Datenschnittstelle 14 auf, die als Datenbuchse 15 ausgebildet ist. An die Datenschnittstelle 14 ist eine Datenübertragungsleitung 16 anschließbar, indem ein Datenstecker 17 der Datenübertragungsleitung 16 in die Datenbuchse 15 eingesteckt wird. Dies wird beispielsweise - bei einem Aufenthalt des spurgebundenen Fahrzeugs 1 an einer Haltestelle - von Personal des Fahrzeugbetreibers durchgeführt. Die Datenbuchse 15, der Datenstecker 17 und die Datenübertragungsleitung 16 sind zur Übertragung von Daten gemäß dem Ethernet-Standard ausgebildet.
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Die Datenübertragungsleitung 16 verläuft im angeschlossenen Zustand ausgehend von der Datenschnittstelle 14 zu einer landseitigen Datenschnittstelle 18, welche mit der landseitigen Datenverarbeitungseinrichtung 12 unmittelbar oder mittelbar datentechnische verbunden ist.
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Die Datenübertragungsleitung 16 weist beispielsweise ein Glasfaser- oder Kupferkabel 19 auf.
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Das spurgebundene Fahrzeug 1 weist insbesondere eine Außenwandung 20 auf, die einen Außenbereich 22 außerhalb des spurgebundenen Fahrzeugs 1 und eine Innenbereich 24 innerhalb des spurgebundenen Fahrzeugs 1 trennt.
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Die Vorrichtung 10 umfasst zudem ein in 2 gezeigtes verschließbares Türelement 26, welches als Zugangseinrichtung 27 vorgesehen ist und im geschlossenen Zustand einen Zugang zu der Datenschnittstelle 14 verhindert.
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Die Vorrichtung umfasst zudem eine in 2 gezeigte aufsteckbare Schutzkappe 28, welche als Schutzeinrichtung 29 vorgesehen ist und im aufgesteckten Zustand die Datenschnittstelle 14 vor Umwelteinflüssen, wie Witterung, Schmutz, Staub, etc. schützt.
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Alternativ kann die Schutzeinrichtung von dem Türelement 26 selbst gebildet werden, wenn dieses zum Schutz gegenüber Umwelteinflüssen, Witterungen, Schmutz, Staub, etc. dicht schließend ausgebildet ist.
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Die Vorrichtung umfasst eine Traktionssperre, die ein Anfahren des Fahrzeugs 1 bei angeschlossener Datenübertragungsleitung 16 verhindert. Dazu können die Schutzkappe 28 und/oder das Türelement 26 beispielsweise mit einem Kontakt versehen sein, welcher die Traktionssperre beim Abnehmen der Schutzkappe 28 und/oder beim Öffnen des Türelements 26 auslöst. Die Traktionssperre wird beim Aufstecken der Schutzkappe 28 und/oder beim Schließen des Türelements 26 wieder gelöst.
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Das spurgebundene Fahrzeug 1 umfasst ein Kamerasystem 30, welches wenigstens eine Kameraeinheit 32 und eine Servereinheit 34 umfasst. Das Kamerasystem 30 bildet ein sogenanntes CCTV-System (CCTV: Closed Circuit Television). Die Kameraeinheit 32 erfasst im Betrieb Bilder, beispielsweise Bilder eines Fahrgastbereichs innerhalb des spurgebundenen Fahrzeugs 1. Auf Basis der erfassten Bilder erzeugt die Kameraeinheit 32 Videodaten, die über ein Fahrzeugnetz 35, insbesondere ein Ethernet-Netz, an die Servereinheit 34 übertragen werden. Die Videodaten werden mittels einer Speichereinheit 36 der Servereinheit 34 zwischengespeichert. Nach dem Anschluss der Datenübertragungsleitung 16 an die Datenschnittstelle 14 können die zwischengespeicherten Videodaten über das Fahrzeugnetz 35 an die Datenschnittstelle 14 und über die Datenübertragungsleitung 16 an die landseitige Datenverarbeitungseinrichtung 12 übertragen werden.
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Eine Archivierung und Auswertung der Videodaten kann mittels der landseitigen Datenverarbeitungseinrichtung 12 durchgeführt werden.
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Obwohl die Erfindung im Detail durch das bevorzugte Ausführungsbeispiel näher illustriert und beschrieben wurde, so ist die Erfindung nicht durch die offenbarten Beispiele eingeschränkt und andere Variationen können vom Fachmann hieraus abgeleitet werden, ohne den Schutzumfang der Erfindung zu verlassen.